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© Piper Verlag GmbH, München 2022

Redaktion: Kerstin von Dobschütz

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München), mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Coverabbildung: Stephen Mulcahey / Trevillion Images und Shutterstock.com

 

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Prolog

»Möpke! Was ist denn jetzt schon wieder?«

Beinahe hätte Roos durch den Ruck der Leine an ihrem Handgelenk das Telefon fallen lassen. Sie und ihr Hund sind gerade an dem kleinen Platz mit dem Brunnen angekommen, aus dessen Becken eine Skulptur aufragt, die aussieht wie eine aufgehende Knospe. Dorthin spaziert Roos jeden Tag schon früh am Morgen, damit Möpke unterwegs sein Geschäft ins schüttere Gras des Grünstreifens setzen kann, der sich zwischen Fritz-Behrens-Allee und Hindenburgstraße erstreckt. Meist umrunden sie dann noch den Brunnen, ehe sie wieder nach Hause gehen. Heute aber bleibt die kleine französische Bulldogge vor einer Bank stehen, rammt ihre krummen Beine in die Erde und stemmt sich mit aller Kraft gegen den Zug der Leine. Dazu kläfft der Hund mit gesträubtem Nackenfell.

Roos, die anhand ihres digitalen Kalenders die Termine für diesen Samstag durchsieht, kann nicht gleich erkennen, was Möpke so aufregt, denn die Sonne ist gerade erst aufgegangen, und die Bank, die Möpke anbellt, befindet sich im Schatten zweier Bäume.

Roos führt ihren Möpke am liebsten in der Morgendämmerung aus. Dabei ist sie keine Frühaufsteherin. Ihr Friseursalon öffnet um neun, sie könnte durchaus noch länger schlafen. Doch je früher sie rausgeht, desto weniger Mensch-Hund-Gespannen begegnet sie, und darum geht es. Denn jeder Hund, egal ob groß oder klein, wird von Möpke wütend angebellt und bei Gelegenheit auch attackiert. Im Sommer ist Möpke von einem größeren Artgenossen gebissen worden, seitdem ist sein Verhalten noch schlimmer geworden, und die Gassigänge sind der pure Stress. Abgesehen davon ist Roos auch nicht scharf auf die Kommentare und Ratschläge anderer Hundebesitzer, die natürlich alle genau wissen, wo das Problem liegt und was zu tun ist. Roos fühlt sich persönlich angegriffen, wenn man Klein Möpke als Angstkläffer, Aggro-Töle oder Mistköter bezeichnet. Da kann es dann schon mal passieren, dass sie ebenso aggressiv wird wie ihr Hund.

Roos ist jetzt noch etwa fünf Meter von der Bank entfernt. Ein Hund ist es jedenfalls nicht, weswegen Möpke randaliert. Hunde pflegen nicht als unförmiger Klumpen reglos auf Bänken zu liegen, schon gar nicht, wenn sie angebellt werden. Außerdem müsste das schon ein ziemlich großer Hund sein. Vielleicht ein Penner, der auf der Bank vor dem Brunnen campiert? Dann sollten sie beide lieber zusehen, dass sie hier wegkommen. Aber auch ein Penner würde nicht so unbewegt daliegen, bei dem Krach, den Möpke veranstaltet. Roos verspürt ein Gefühl des Unbehagens in sich aufsteigen, es fühlt sich an wie leichtes Sodbrennen. Sie überspielt es, indem sie den Hund anschreit: »Möpke! Schnauze!«

Zu ihrer Verwunderung hört Möpke prompt auf zu bellen, knurrt aber weiterhin mit gesträubtem Nackenhaar vor sich hin, während er nach wie vor die Bank fixiert. Das ungute Gefühl seines Frauchens verstärkt sich, wird zu Angst. Am liebsten würde Roos rasch weggehen, aber der Drang zu wissen, was da auf der Bank liegt, ist schließlich stärker. Sie überwindet sich und tritt noch ein paar Schritte näher an die Bank heran. Danach dauert es einige Sekunden, bis sie begreift, was sie dort im fahlen Morgenlicht sieht. Hinterher wünscht sie sich, dass sie an diesem Morgen nie hierhergekommen wäre.