Mareike Krügel, geboren 1977 in Kiel, lebt mit ihrer Familie bei Schleswig. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und veröffentlichte bisher vier Romane. Zelten mit Meerschwein ist ihr erstes Kinderbuch. www.mareikekruegel.de

Nele Palmtag, geboren 1973, lebt als freie Illustratorin mit ihrer Familie in Hamburg. Sie studierte Kostüm und Design an der Hochschule für Kunst in Bremen und Illustration an der HAW in Hamburg und hat schon viele Kinderbücher und Bilderbücher illustriert.

Für Ole

1

Nicht der beste Anfang – Wanderung mit Karton – Mama wird leider verrückt – Wir landen im Wald

Irgendwo im Wald, nicht allzu weit weg vom Campingplatz, ist ein kleiner freundlicher Ort. Gleich hinter einem Brombeergebüsch, wo die Sonnenstrahlen schräg durch die Baumkronen fallen und die Bucheckernschalen sorgfältig beiseitegefegt sind. Wenn man genau hinsieht, erkennt man auf dem Baumstumpf gleich daneben Ringe, die zwei Schüsseln hinterlassen haben. Man findet vielleicht noch Reste von einem Parcours aus Hindernissen, gerade richtig für ein Meerschweinchen, das Kunststücke lernen soll. Alle Stöcke, die herumliegen, haben geschnitzte Spitzen. Hier ist es ruhig und friedlich wie nirgends sonst auf der Welt. Niemand stört einen. Und wenn mal etwas nicht so läuft, wie es soll, dann kann man dort sein Zelt aufbauen und eine Weile bleiben.

Was damals bei mir nicht so lief, wie es sollte, waren die Ferien. Und eigentlich alles andere auch. Vom letzten Schultag will ich lieber gar nicht reden, nicht von Frau Dietrichs Mülleimer-Anspitzer, der schuld war, dass ich fast den Bus verpasst hätte, und nicht vom Ende des Welpenschutzes.

Ich hatte das Zeugnis in meiner Schultasche noch nicht einmal angesehen. Sechs Wochen Ferien, das war das Einzige, was mich jetzt interessierte. Sechs Wochen keine Schule, kein Ben, keine Ella, kein Radek. Überhaupt keine anderen Kinder. Ich würde die ersten Wochen zu Papa fahren, in die Stadt, wo wir lauter Vater-und-Sohn-Sachen machen würden.

Aber als das Telefon klingelte, nachdem ich gerade angefangen hatte, meinen Koffer zu packen, bekam ich gleich ein komisches Gefühl.

»Anton, mein Alter«, sagte Papa durch den Hörer. Und da wusste ich schon, dass etwas nicht stimmte. Immer, wenn er versuchte, so zu klingen, als sei er ein Freund von mir und nicht mein Vater, war etwas im Busch. »Hör mal, ich muss leider unseren Urlaub verschieben«, sagte er. »Ich habe gerade einen wichtigen Auftrag bekommen, im Ausland. Ich muss morgen früh los und bin fünf Wochen unterwegs. Oder länger. Du weißt ja, wie das bei mir ist.«

»Ja«, sagte ich. »Weiß ich ja.«

Papa war Journalist. Und wenn er einen Auftrag bekam, dann musste er den annehmen, weil er sonst kein Geld verdiente. So war das eben bei Papa.

Als ich aufgelegt hatte, musste ich sofort zu Pünktchen, weil ich merkte, dass meine Augen ganz warm wurden. Das beste Mittel gegen Weinen ist, ein Meerschweinchen auf dem Arm haben und spüren, wie weich und rund und freundlich es ist. Ich hob also Pünktchen aus ihrem Käfig und setzte mich mit ihr auf den Teppich. Sie machte ihr kleines Geräusch und ich drückte mein Gesicht in ihr Fell.

Mama kam ins Zimmer und setzte sich neben uns. »Antonchen«, sagte sie. Und da wusste ich, dass noch mehr im Busch war. Antonchen sagte sie nämlich, wenn sie irgendwie schon im Voraus Mitleid mit mir hatte, weil sie gleich etwas Unangenehmes sagen musste. »Mein Antonchen«, und sie legte den Arm um mich.

»Was mache ich denn jetzt eigentlich, wenn ich nicht zu Papa kann?«, fragte ich. »Du musst doch arbeiten. Bleibe ich dann etwa alleine zu Hause?«

»Nein«, sagte Mama. »Das Problem hat sich heute schon von selbst gelöst. Mein Vertrag wird nämlich nicht verlängert und ab August habe ich keinen Job mehr. Ich nehme mir einfach ab sofort frei, das ist jetzt auch egal. Für die mache ich keinen Finger mehr krumm.«

»Machen wir dann eine Reise?«, fragte ich hoffnungsvoll.

»Ich glaube, wir sollten besser ein bisschen sparen«, sagte Mama. »Wer weiß, wie es weitergeht.«

»Aber Ausflüge machen wir, oder? In den Freizeitpark, ins Spaßbad und zum Freilichtmuseum und …«

»Antonchen«, sagte Mama und seufzte tief. »Ich fürchte, unser Auto ist kaputt.«

Was soll man tun, wenn man gerade erfahren hat, dass  alles, worauf man sich gefreut hat, nicht klappt? Dass der Vater keine Zeit und die Mutter kein Geld hat, dass das Auto neue Bremsen braucht und die ganzen Ferien darin bestehen werden, zu Hause zu hocken und zu sparen? Wenn man Anton ist und fast neun Jahre alt und eigentlich schon länger das Gefühl hat, dass alles irgendwie den Bach runtergeht? Dann drückt man sein Meerschweinchen an sich und versucht einfach nur, den Sturm auszuhalten, der innen in einem tobt. Und wenn man meine Mutter ist, dann lässt man sich was einfallen.

»Komm, Anton«, rief sie plötzlich. »Wir lassen uns was einfallen.«

Sie fing sofort an, hektisch umherzulaufen. Sie holte das Zelt unter dem Bett hervor, kramte die Isomatten aus der Abseite, trug Kekspackungen und Wasserflaschen zusammen.

»Gehen wir zelten?«, fragte ich zweifelnd.

»Jawohl«, sagte sie und wühlte in einem Karton. »Zwei oder drei Nächte auf dem Campingplatz werden wir uns schon noch leisten können. Ah, hier ist ja der Gaskocher.«

»Und das Auto?«, fragte ich.

»Wir gehen zu Fuß.«

»Und Pünktchen?«, fragte ich.

»Die muss eben mitkommen.«

Und so kam es, dass am nächsten Morgen Mama, Pünktchen und ich loswanderten, um wenigstens ein Zipfelchen Urlaubsgefühl zu erwischen. Wir hätten einen Bus nehmen können oder einen Nachbarn bitten, uns ein Stück zu fahren, aber davon wollte Mama nichts hören.

»Wir brauchen keine Hilfe von anderen«, sagte sie zu mir. »Wir verlassen uns nur auf uns, abgemacht?«

Der Campingplatz lag an einem Badesee, nur ein paar Kilometer von unserem Zuhause entfernt. Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde, dort hinzulaufen. Es war heiß und staubig und langweilig, und die ganze Zeit musste ich Pünktchen in einem Schuhkarton tragen, in dessen Deckel ich Löcher gemacht hatte. Wir hatten so schnell nichts anderes gefunden, um sie zu transportieren. Immerhin konnte sie unterwegs Löwenzahn essen, den ich ihr in den Karton legte.

Als wir am Campingplatz ankamen, waren meine Füße platt. Meine Arme taten weh, ich hatte Hunger und Durst und war völlig verschwitzt.

Mama sagte: »Sieh dich schon mal nach einem hübschen Plätzchen für unser Zelt um. Ich gehe solange zur Anmeldung und mache alles klar.«

Sie verschwand in einem kleinen Gebäude neben der Eingangsschranke. Pünktchen und ich schlenderten über den Platz.

Alles war voll mit Wohnwagen, Wohnmobilen, Autos, Gartentischen, Liegestühlen und Wäscheleinen. Zelte gab es so gut wie keine, schon gar keine so kleinen, wie wir eins hatten. Es roch nach Grillwürstchen und Menschen. Und es war so laut, dass Pünktchen – den Mund voll welkem Löwenzahn – mich vorwurfsvoll ansah, als ich den Kartondeckel hob, damit sie gucken konnte. Überall dudelten Radios, riefen Leute, bellten Hunde, vom Seeufer her platschte es, am Spielplatz wurde gekreischt und gequietscht. Wo auch immer ich hinlief, nirgends sah ich eine freie Stelle, an der unser Zelt hätte stehen können.

Pünktchen wurde so unruhig, dass ich den Deckel wieder auf ihren Karton legte, und ich wurde auch ganz zappelig. Der Spielplatz und das Seeufer waren voll mit Kindern. Viel zu vielen Kindern. Es sah genauso aus wie auf dem Schulhof: Kinder, Kinder, Kinder. Ich blieb stehen und ging automatisch ein paar Schritte rückwärts. Kinder sind nicht schlimm, dachte ich. Ich bin ja selber eins. Aber meine Füße wollten einfach nicht mehr vorwärtsgehen. Ich seufzte und dachte an Mama, die bestimmt schon auf mich wartete und sich freute und wollte, dass ich mich auch freute. »Tja, Pünktchen«, sagte ich zum Karton. »Da müssen wir uns wohl ein bisschen anstrengen, damit wir Zelturlaub mögen, was?«

Als ich wieder zur Anmeldung kam, stand dort Mama und machte ein ganz wütendes Gesicht.

»Wir finden es hier gut«, sagte ich. »Wir finden Zelturlaub schön.«

Aber Mama hörte gar nicht zu. »Komm, Anton, wir müssen los«, sagte sie und marschierte zurück zur Straße.

Ich stolperte hinterher und ich war so müde und hungrig. Aber gleichzeitig war ich so froh, dass wir woanders hingingen, irgendwohin, wo es nicht so viele andere Kinder gab. »Was ist denn los?«, rief ich. »Warte doch mal auf uns.«

Mama blieb stehen. »Alles voll«, sagte sie. »Sie sagen, jeder Winkel ist belegt. Und wir hätten vorher anrufen müssen. Wegen Ferienbeginn. Die waren dermaßen unfreundlich. Hier bleiben wir nicht, ganz klar. Wir suchen uns einen anderen Platz, einen, wo wir willkommen sind.«

»Gibt es hier denn noch einen anderen Campingplatz?«, fragte ich.

»Nicht dass ich wüsste.«

»Gehen wir wieder nach Hause?«

»Keine Sorge, Anton, ich lass mir was einfallen.«

Vielleicht hatte sie den Verstand verloren; das konnte passieren, wenn man zu lange in der prallen Sonne wanderte. »Spinnst du?«, fragte ich.

Da nahm sie Pünktchens Karton, reichte mir ihre freie Hand, begann zu singen »Das Wandern ist des Müllers Lust«, und ich dachte: Hilfe, meine Mutter ist wirklich verrückt geworden.

Ohne zu zögern, als wüsste sie genau, was sie tat, steuerte Mama einen Feldweg entlang und auf den Wald zu. Und wahrscheinlich wusste sie tatsächlich, was sie da tat, denn eines war jedenfalls sicher: Egal, wie starrköpfig, kompliziert oder zerstreut Mama war – wenn sie sagte, sie lasse sich etwas einfallen, dann tat sie das auch.

So landeten wir im Wald. Am Ende konnte ich kaum noch geradeaus laufen, und Pünktchen war kurz davor, ihren Job als Haustier zu kündigen. Aber plötzlich bog Mama vom Weg ab, stapfte durch das Unterholz und umrundete ein Brombeergebüsch. Und dort war ein schöner kleiner Platz zwischen den Bäumen, auf den die Abendsonnenstrahlen fielen, ganz so, als hätte er auf uns gewartet. Mama zeigte auf den kleinen Platz und sagte: »Hier.«

Und genau dort bauten wir unser Zelt auf.

2

Wir tun etwas Verbotenes – Ein Wuschelhund und ein Besucherkeks – Welpenschutz – Gutenachtgeschichte mit Meerschwein

Eine Nacht im Wald ist nicht sehr bequem. Unter der Isomatte sind Hubbel von kleinen Bucheckern. Es ist stockdunkel und die Geräusche sind ein bisschen unheimlich. »Aber das Aufwachen am Morgen ist einfach wunderbar«, sagte Mama. »Die Vögel zwitschern, das Licht im Zelt ist ganz bunt, die Luft riecht grün und frisch. Es gibt keine anderen Menschen, nur dich und mich, weit und breit.«

Sie sagte auch: »Es tut gut, mal ein bisschen allein zu sein, findest du nicht?«, als wir uns zum Frühstücken an einen abgesägten Baumstumpf gesetzt hatten. Pünktchen hielt ich dabei im Arm. Es gab Mineralwasser aus einer Plastikflasche und Kekse direkt aus der Packung. Einen Apfel teilten wir durch drei.

»Ganz genau«, sagte ich.

Eigentlich bin ich gar nicht gern allein, und ich glaube, Mama auch nicht. Aber manchmal passiert einfach so vieles hintereinander und dann will man einfach mal eine Weile niemanden sehen.

»Aber jetzt müssen wir wieder nach Hause, oder?«, fragte ich.

»Wir könnten noch mal zum Campingplatz laufen und fragen, ob vielleicht heute ein Platz frei wird«, sagte Mama nachdenklich. »Aber die waren so dermaßen unfreundlich …«

»Mama?«

»Ja.«

»Ich glaube, ich mag Campingplätze nicht so besonders«, sagte ich. Ich wollte sie nicht enttäuschen, falls sie selber ein Fan von Campingplätzen war.

»Ach wirklich?«, sagte sie und lachte.

»Können wir nicht einfach hierbleiben? Pünktchen will das bestimmt auch«, sagte ich.

»Weißt du, Antonchen«, sagte Mama, »es ist verboten, im Wald zu zelten. Es macht Spaß, besonders beim Frühstück, wenn die Vögel wie die Irren zwitschern, so wie jetzt, und schon allein deshalb ist es verboten. Denn sonst wäre der Wald voller Zelte und voller Leute, die an Baumstumpftischen sitzen und sich Äpfel teilen.«

Ich dachte an Frau Dietrich, meine Lehrerin, die immer, wenn ich fragte, warum irgendwas nicht erlaubt war, sagte: »Weil es Chaos gäbe, wenn das jeder machen würde.«

»Schade«, sagte ich.

Mama guckte stirnrunzelnd auf die Kekse, ohne sich einen zu nehmen, und schwieg.

»Na ja«, sagte sie nach einer Weile. »Eigentlich wollte ich nur eine Nacht bleiben, als Notlösung. Aber andererseits stören wir hier doch niemanden, oder? Auf dem Campingplatz ist alles voll, und einen Garten, in dem wir zelten könnten, haben wir nicht. Da muss es doch, verflixt noch mal, erlaubt sein, dass zwei Leute und ein kleines Tier ein bisschen Zelturlaub machen, irgendwo, wo sie niemandem im Weg sind und ihren Müll ordentlich wegräumen. Oder was meinst du?«

»Also bleiben wir?«

Sie dachte nach, das konnte man sehen. Dann sagte sie: »Solange das Wetter mitspielt, würde ich sagen.«

Ich wurde sofort ganz glücklich. Es fühlte sich an, als wäre ich seit Tagen nicht mehr glücklich gewesen, so ein Gefühl war das. Da merkte ich, wie mein Ärmel nass wurde. Pünktchen hatte mich angepinkelt. Das tat sie immer, wenn sie ganz entspannt war, und es war ein gutes Zeichen.

Und so blieben wir. Wir saßen noch lange an dem Frühstücksbaumstumpf hinter dem Brombeergebüsch. Ich fütterte Pünktchen ihr Apfeldrittel, und Mama überlegte laut, wie man alles organisieren konnte. Wasser konnten wir beim Campingplatz holen. Duschen und aufs Klo gehen konnten wir dort auch, jedenfalls manchmal. Abwaschen konnte man in einem Bach oder so etwas, Zähne putzen konnten wir mit dem Wasser aus der Plastikflasche.

»Es darf uns nur keiner sehen, verstehst du?«, sagte Mama. »Niemand darf wissen, dass wir hier sind. Sonst kriegen wir Ärger.«

In diesem Moment hörten wir jemanden rufen. »Otto, hierher!«

Auf dem Weg, den man gerade noch sehen konnte, wenn man sich hinter dem Gebüsch aufrichtete, kam jemand. Jetzt würde sich zeigen, ob man unser Zelt von dort aus sehen konnte oder nicht. Mein Herz schlug wie wild, ich schaute zu Mama. Sie legte ihren Finger auf die Lippen, um mir zu zeigen, dass ich still sein sollte. Pünktchen war sicher in meinem Arm. Wir stellten uns hinter das Gebüsch und beobachteten, wie zwischen den Bäumen eine Frau näher kam. Sie hatte einen kleinen Wuschelhund dabei.

Es wäre besser gewesen, die Frau hätte ihn an einer Leine gehabt, so wie es im Wald Vorschrift ist. Der Hund lief überall herum, schnüffelte, suchte, wühlte. Wie ein Wiesel rannte er im Zickzack zwischen den Bäumen umher, und immer wieder schien die Frau ihn aus den Augen zu verlieren und musste ihn rufen: »Otto, hierher!« Aber Otto tat so, als hätte er nichts gehört. Er rannte und wuselte und schnüffelte.

Als er sich dem Brombeergebüsch näherte, packte Mama mich am Pulli und zerrte mich mit sich. Wir stolperten ins Zelt und versteckten uns unter den Schlafsäcken. Wir waren mucksmäuschenstill. Draußen hörten wir den kleinen Hund herumwuseln. Es raschelte und schnaufte, die Frau rief »Otto, hierher« und es klang schon viel näher als vorhin. Dann raschelte es noch mehr, und ich dachte, mein Herz bleibt stehen. Was, wenn Otto einfach nicht hörte und die Frau ihn suchen musste? Was, wenn sie hierherkam und das Zelt sah? Was, wenn sie gerade jetzt schon draußen stand, was, wenn sie gleich den Kopf in den Eingang steckte, was, wenn sie die Polizei rief?

Sofort hatte ich Bilder im Kopf. Von der Frau, die ihr Handy rausholte, von einem Polizisten, der Mama verhaftete und sagte: »Das Kind wird solange im Kinderheim untergebracht«, und komischerweise auch von meiner neuen Lehrerin Frau Heinrich, die mich mit ihren Echsenaugen böse ansah und heiser sagte: »Jetzt gibt es Ärger.«

Ich war für Ärger einfach nicht geeignet. Und nach meiner Erfahrung gab es nur eine einzige Möglichkeit, niemals welchen zu bekommen: Am besten, man verhielt sich möglichst unauffällig. Das taten Mama und ich jetzt auch und irgendwann war es vorbei. Das Rascheln hörte auf, das Schnaufen und Schnüffeln, und als ganz sicher alles still war, wagten wir uns aus dem Zelt hinaus. Die Kekspackung auf dem Frühstücksbaumstumpf war zerfetzt. Otto hatte sich die letzten Kekse geschnappt.

Da hielt Mama sich mit einer Hand den Mund zu, und ich dachte zuerst, sie muss spucken. Aber dann wurde mir klar, dass sie lachte. Sie lachte so sehr, dass sie auf ihren Po plumpste und ihr die Tränen aus den Augen schossen. Auch in meinem Bauch war auf einmal so viel Lachen, weil dieser kleine Wuschelhund namens Otto sich unsere Kekse geklaut hatte, während wir wie die Kaninchen in unserem Zelt unter den Schlafsäcken gelegen und uns vor ihm gefürchtet hatten. Ich vergrub lachend mein Gesicht in Pünktchens Fell, während Mama immer wieder »Otto, hierher« prustete.

»Für weitere Besuche von Hunden sollten wir wohl immer ein paar Kekse in Reserve behalten«, sagte sie.