Julius Caesar und die Germanen
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Gaius Julius Caesar hat wie kaum ein anderer das Bild der Germanen geprägt. Als junger aufstrebender Politiker kommt er während seiner Zeit als Statthalter in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches erstmals in Kontakt mit den germanischen Stämmen. Diese dienen ihm vor allem als willkommener Grund, Interventionen im angrenzenden Gallien zu unternehmen, nicht zuletzt um zu Ruhm, Macht und Reichtum zu kommen. Der Auseinandersetzung mit den Leuten aus dem hohen Norden widmet er auch mehrere Passagen in seinen berühmten Erinnerungen an den Gallischen Krieg. Dort führt er auch den Rhein als Grenze zwischen den Völkern ein: links die Gallier, rechts die Germanen. Dass man es sich so einfach nicht machen kann, erklärt der Historiker Arnulf Krause. Dennoch bieten die auf ganz praktische Weise - nämlich im kriegerischen Interesse - gewonnenen Erkenntnisse Caesars wertvolle Hinweise über die Lebensrealität der Germanen.
Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop
Über den Autor
Arnulf Krause ist promovierter Germanist und Skandinavist, erfolgreicher Sachbuchautor und Experte für germanische Heldensagen und die Dichtung der Edda. Er lehrt als Honorarprofessor am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Julius Caesar: Entdecker oder Erfinder der Germanen?
Der Gallische Krieg: mehr als eine spannende Schullektüre
Der Machtmensch Caesar: Abriss einer Karriere
Caesars Statthalterschaft: ein Ruheposten als Karrieresprung
Gallien: die Welt der Kelten
Niederlage der Helvetier – Blutzoll für den gallischen Krieg
Ariovist und die Germanen: ein willkommener Anlass zur Eroberung Galliens
Die siegreiche Schlacht mit den Sueben
Die Wanderlawine der Sueben
Caesar erklärt den Rhein zur Völkergrenze
Kämpfe gegen Gallier, keltische Germanen und Germanen
Politik der Abschreckung: Caesars Rheinüberquerungen
Caesar führt die Germanen in die Geschichte ein
Das Ende des keltischen Gallien – Der Anfang des römisch-germanischen Kontaktes
Exkurs: Die germanische Gesellschaft
Exkurs: Der Name der Germanen
Exkurs: Welche Bedeutung hat der Name der Germanen?
Literaturverzeichnis
Quellen
Sekundärliteratur
Campus Kaleidoskop
Impressum
»Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.« (»Ganz Gallien zerfällt in drei Teile, deren einen die Belger bewohnen, den zweiten die Aquitaner, den dritten diejenigen, welche in der eigenen Sprache Kelten, in unserer Gallier genannt werden.«). Dieser lateinische Satz schreckte viele Schülergenerationen, begann doch mit ihm ein hundert und mehr Seiten umfassender Leidensweg, der über die Beschwernisse von lateinischer Deklination, Konjugation und Syntax führte. Dies ist bedauerlich, da die Commentarii de bello Gallico des Gaius Julius Caesar, die Aufzeichnungen über den Gallischen Krieg, kurz Bellum Gallicum, Gallischer Krieg genannt, alles andere als ein nüchterner Unterrichtstext sind: Es geht darin um die Karriere eines Politikers, der zu einem der Großen der Weltgeschichte werden sollte, und es wird von der Unterwerfung eines Landes berichtet, das in einem »Kampf der Kulturen« zivilisiert werden sollte. Darum sind die Aufzeichnungen spannende Tatsachenberichte aus Caesars Perspektive über Feldzüge, Schlachten und Eroberungen, über Verrat und Heldenmut, über Leben und Sitten fremder Völker. Er ist der erste Autor, der bewusst und konsequent von den Germanen berichtet. Sein Werk ist so etwas wie die Geburtsurkunde dieses Volkes und bietet die ältesten ausführlichen Angaben über die Barbaren jenseits der Alpen.
Der Staatsmann und Feldherr Caesar, dessen Name sich im deutschen »Kaiser« und im russischen »Zar« findet, hat stets die Menschen fasziniert, und seine Liaison mit der ägyptischen Königin Kleopatra gehört zu den populärsten Liebesgeschichten. Caesars Titel als oberster Priester Roms, Pontifex maximus, trägt bis in die Gegenwart der Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Als Abkömmling einer der ältesten Patrizierfamilien der Republik zählte der 100 vor Chr. Geborene den sagenhaften Trojaner Aeneas zu seinen Ahnen und den mächtigen Marius, den Kimbern- und Teutonensieger, zu seinen Verwandten. Als junger Mann wurde er in den Bürgerkrieg verstrickt, der Rom wieder erschütterte und ihn fast das Leben gekostet hätte. Nach der Befriedung Roms durchlief Caesar in den folgenden zwei Jahrzehnten alle Verwaltungsämter, die einem jungen Patrizier offen standen, ohne ihn allerdings reich zu machen. Im Gegenteil erforderten sie große Investitionen, bis in weiter Ferne Gewinn winkte. Im Jahre 59 vor Chr. wurde er schließlich Konsul; das heißt, gemeinsam mit einem Kollegen war er für ein Jahr höchster Repräsentant römischer Staatsgewalt. Danach übernahm Caesar, wie es üblich war, die Statthalterschaft in drei Provinzen in Oberitalien und Südfrankreich, die im Zentrum der Betrachtung stehen wird.
Doch zunächst sei ein Blick auf sein weiteres Geschick geworfen: Den Krieg in Gallien nutzte er zur Stärkung seiner Macht, die zum Konflikt mit dem Senat führte. Es kam zum Bürgerkrieg, dessen siegreiche Schlachten der Eroberer Galliens in Griechenland, Ägypten, Tunesien und Spanien schlug. Caesar triumphierte als Konsul und schließlich als Diktator auf Lebenszeit über seine Gegner. Aber an den Iden des März 44 vor Chr., am 15. März, streckten ihn während einer Senatssitzung mehr als zwanzig Dolchstiche einer Oppositionsgruppe nieder. Die Republik konnte trotzdem nicht gerettet werden, und einige Jahre später wurde Caesars Großneffe Octavian als Augustus erster römischer Kaiser. Die Kaiserzeit sollte zum Inbegriff des Imperium Romanum, des Römischen Reiches, werden und ein halbes Jahrtausend währen. In diesen fünf Jahrhunderten entwickelten sich die Germanen zum wichtigsten Faktor römischer Politik. Auch sie waren Caesars Vermächtnis!