Einer ganzen Menge Leute möchte ich dafür danken, dass sie mir bei diesem Buch und all den anderen geholfen haben.
Ich möchte Sandra Hearn danken. Ja, Sandy, ich hab dich umgebracht, endlich und endgültig. Ich möchte Doug Miller danken, dass er mir stundenlang guten Text geliefert hat. Und Bob Hollingsworth, Tony Trimble und John Mullins für ein paar wirklich großartige Storys. Schreiben heißt, die Welt nehmen und sie zusammenfügen. Ohne Input von Erfahrung ist es sehr schwierig, gut zu schreiben. All die Leute haben mein Leben zu einer reicheren und volleren Erfahrung gemacht, jeder auf seine unnachahmliche Art.
Wie schon in der Widmung erwähnt: Dank an alle Barflies. Baen Publishing unterhält eine sehr aktive Webboard Community, die sich Baen’s Bar nennt. Wir – und ich betrachte mich als sehr ernsthafte, traditionsreiche Barfly – bezeichnen uns als die Barflies. (Die Gruppe ist ein »Schwarm«, so wie ein »Schwarm Barfliegen«, und solche Schwärme kann man fast überall finden, wo es genügend viele gute Bücher gibt.)
Die Barflies haben mir von meinem ersten Buch an (A Hymn Before Battle – Der Aufmarsch) geholfen und mich unterstützt. Ich war schon Barfly, ehe das Buch angenommen wurde, und der Rest der Bande hat sofort angefangen, dafür zu werben, ohne dass ich sie darum bitten musste. Es war so, als hätte ich zweitausend Handelsvertreter gehabt, und ich bin fest davon überzeugt, dass die Barflies mehr als jeder andere einzelne Faktor zu dem Erfolg geführt haben, den ich mit meinen Büchern bis jetzt habe.
Einigen der Barflies möchte ich ganz besonders danken, und zwar ohne besondere Reihenfolge, verflixt:
Morgen, als einem der ersten freundlichen Gesichter. Deann, trotz DaGiN Ball. Genghis Kratman, dem neuesten Autor unter den Barflies, der für mich wie ein Bruder ist. Katie/Inga, weil sie stets so etwas Groupiehaftes an sich hat. Wyman, weil er immer da ist und hilft. Skippy (sic!) für das Gegenteil.
Und der technischen Mannschaft möchte ich danken, Conrad, Phil, Doug und Ken Burnside – dafür, dass sie aus meinen technischen Verrücktheiten ein wenig Sinn herausdestilliert haben.
Russ Isler und Darius Garsys möchte ich danken, weil sie aus meinen Beschreibungen echte, atmende, lebende Gegenstände gemacht haben.
Ganz besonders möchte ich Joe Buckley und Glennis LeBlanc danken, dafür dass sie zwei der besten ersten Leser in der Branche sind und meine diversen Streiche ertragen haben.
Oh, und Karin, meiner Frau, möchte ich danken, dass sie mich wieder einmal ertragen hat, als ich unter Termindruck stand.
Natürlich werde ich ein paar Leute vergessen, von denen einige wichtige Beiträge geleistet haben. All denen, die ich weggelassen habe, möchte ich sagen, dass es mir Leid tut, dass ich euch vergessen habe. Ich werde versuchen, das in irgendwelchen anderen Büchern wieder gutzumachen.
»Sir, General Steuben ist hier.«
Mike lehnte sich an den Felsen und blickte über das Tal hinaus, das einmal sein Zuhause gewesen war. Er hatte zugesehen, wie man die Flüchtlinge und die Soldaten der Fernaufklärereinheit aus dem Loch herausgeholt hatte, in dem sie sich zusammengedrängt hatten, danach hatte er sich umgedreht und war weggegangen. Jenes Loch war ausdrücklich dazu gebaut worden, um seine Tochter am Leben zu erhalten. Und als sie es dann gebraucht hatte, war sie nicht dort gewesen.
»Colonel O’Neal«, sagte der General und tippte ihn am Arm an. »Wir werden jetzt gleich starten. Man braucht uns in Europa.«
»Yes, Sir«, erwiderte Mike, drehte sich zu Steuben herum und streckte ihm die Hand hin. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sir.«
»Sie hatten die Lage gut im Griff, wie immer.« Der General drehte sich um und blickte über das Tal und die Hügel dahinter. Nach allen Richtungen war da nur ein orangefarbenes Nichts zu sehen; der nackte Fels lag offen da, alles Erdreich war weggebrannt. »Ich … ich habe von Ihrer Entscheidung gehört.«
»Yes, Sir.« Seine Stimme war kalt und kam wie aus weiter Ferne.
»Es war … die richtige Entscheidung, Colonel. Ich … ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte, aber es war die richtige Entscheidung.«
»Es wäre die richtige Entscheidung gewesen. Aber das Timing … die Posleen hätten sich den Durchbruch ins Cumberland nicht erkämpfen können.« Mike hielt inne. »Von Anfang an war das unmöglich. Nicht, wo Sie doch unterwegs waren. Sie wären vor ihnen eingetroffen.«
»Aber Asheville?«, fragte der General leise. »Vier Millionen Zivilisten, Colonel. Das SheVa überrennen? Eine weitere Division Soldaten vernichten? Oder zwei, vier, oder fünf? Und Sie konnten es nicht wissen. Es war klar, dass den Posleen alles das bekannt war, was den Streitkräften auf der Erde bekannt war. Ich weiß nicht, was sie getan hätten, wenn sie es gewusst hätten. Vielleicht nichts. Aber dieser eine, dieser Tulo’stenaloor, er war einfach zu schlau. Wer weiß, was er vielleicht getan hätte?«
»Stimmt«, nickte Mike und seufzte. »Aber … oh Gott …« Er sank auf den Boden, krümmte sich zusammen wie ein Ball. »Meine Tochter!«
Der Colonel sah ihn ein paar Augenblicke lang an und seufzte dann. »Ich denke … Europa wird warten. Zumindest auf mich.«
Er beugte sich vor und zog den Anzug in die Höhe, packte den Colonel an der Schulter und drehte ihn herum, schob ihn auf den wartenden Shuttle zu. »Ich denke, wir beide, Sie und ich, werden uns jetzt mächtig einen hinter die Binde gießen. Und gemeinsam um den Tod einer Welt weinen.«
»Das ist absolut unakzeptabel!«, schrie der Tir und hielt dann inne, keuchte.
Ob ich es wohl schaffen könnte, ihn ins Lintatai zu treiben?, dachte Monsignore O’Reilly. Nein, es gab keinen Anlass, den Plan zu ändern.
»Wieso ist es unakzeptabel, mein Guter Tir?«, fragte der Jesuit stattdessen. »Dies ist doch sicherlich ein Tag der Freude.« Tatsächlich konnte man durch die Türen des Konferenzzimmers ganz deutlich Freudenbezeugungen hören; alles feierte. O’Reilly dachte, dass er wahrscheinlich die einzige Person in dem ganzen Gebäudekomplex war, die tatsächlich arbeitete. Andererseits war es zwar für die Bane Sidhe gut, die Posleen nicht mehr im Nacken zu haben, aber ansonsten war es bloß ein weiterer Schritt in einem viel komplizierteren Krieg.
»Jene Streitkräfte hätten Irmansul unter keinen Umständen ungeschützt verlassen dürfen!«, klagte der Tir, sagte es mit fester Stimme, hatte sich aber offenbar wieder im Griff. »Das wird … Konsequenzen haben.«
»Eine Angelegenheit der Flotte, würde ich meinen«, sagte O’Reilly. »Wie schon mehrfach erklärt, gehört die Flotte keineswegs den Vereinigten Staaten, ja nicht einmal der Erde, sondern der Föderation. Irgendwelche … Unregelmäßigkeiten im Einsatz von Flotteneinheiten sind doch ganz sicherlich eine Föderations-… Unregelmäßigkeit.« Die Andeutung eines Lächelns ging über das Gesicht des Monsignore, und dann machte er eine komplizierte Handbewegung. »Ich würde an Ihrer Stelle in Erwägung ziehen, das mit Ihren zahmen Admirälen zu besprechen, Tir. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat alle Hände voll damit zu tun, die plötzliche Beendigung der Feindseligkeiten in den Griff zu bekommen.«
»Das sagen Sie«, zischte der Tir. »Eine Angelegenheit der Flotte. Man muss der Flotte ganz offensichtlich klar machen, wer hier das Sagen hat.«
O’Reilly lächelte düster und schüttelte den Kopf. Diese Darhel waren so leicht zu behandeln. Warum in drei Teufels Namen hatten die Bane Sidhe eigentlich so lange gebraucht, um sie reinzulegen? »Das Recht haben Sie ganz sicherlich, Tir. Aber im Augenblick wird der Sieg gefeiert, und ich möchte die Feier nicht verpassen.«
Damit schlug der Jesuit mit den Fingerknöcheln auf den Tisch, stand auf und ging hinaus, um eine Flasche Bushmills zu holen. Vater Kirche würde ihm ganz sicherlich erlauben, ein wenig zu feiern.
Und morgen würde es wieder in den Krieg gehen.
Manche Leute hatten nie aufgehört, Krieg zu führen.
Tulo’stenaloor schlug sich einen Pfad durch die dichten Wälder, zeigte seinen Oolt’os, wie man sich einen Weg durch das Gehölz bahnt. Er wusste nicht, warum er sich eigentlich die Mühe machte; die Menschen hatten die Herrschaft über die Orbitalanlagen übernommen. Jedes Schiff, das zu starten versuchte, wurde vernichtet. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu flüchten und sich zu verstecken wie ein Abat. Es war erniedrigend.
Er knurrte, als das Oolt’os an der Spitze stehen blieb, und griff nach seinem Gewehr. In einer Lichtung vor ihnen stand ein einzelner Indowy, ganz allein.
»Halt«, sagte Tulo’stenaloor und winkte den Oolt’os zu, die Waffen sinken zu lassen. Die Grünen waren nie eine Bedrohung. Aber was einer von ihnen in diesem Augenblick hier machte, war eine interessante Frage.
Er trat vor und gestikulierte drohend in Richtung auf das kleine Geschöpf, aber der Indowy winkte bloß.
»Du bist Tulo’stenaloor, Schlachtenmeister Erster Ordnung der Sten Po’oslena’ar?«, fragte der Indowy in Posleen-Sprache.
»Der bin ich«, erwiderte Tulo’stenaloor und sah sich um. Plötzlich traten ringsum bewaffnete Menschen aus den Büschen. Aber sie taten nichts, warteten bloß, hielten seine Leibwächter mit ihren Waffen im Schach. Er winkte den Oolt’os zu, die Waffen zu senken. »Wer bist du?«
»Ich bin der Indowy Aelool«, sagte der Kleine mit einem breiten Grinsen, indem er alle Zähne frei legte, einem Raubtiergrinsen. »Und ich würde dir gern ein Angebot machen, das du nicht ausschlagen kannst.«
»Und was tun wir jetzt?«, fragte Elgars den Besetzungsoffizier.
Der Offizier war klein und hatte Übergewicht und eine Glatze. Und er stand sichtlich unter Druck. Und verspürte ganz offenkundig keine Lust, sich um Militärpersonen zu kümmern, die ihre Einheiten verloren hatten.
»Für den Augenblick werde ich Ihnen zunächst einmal eine Offiziersunterkunft zuweisen«, sagte der Offizier. »Und die beiden Unteroffiziersdienstgrade schicke ich in das Unteroffiziersquartier. Und dann schicke ich ein Memo zum Heeresamt und frage dort, was zum Teufel ich mit Ihnen anfangen soll. Bis dahin bleiben Sie einfach hier in der Gegend.« Er reichte jedem ein Blatt Papier und machte eine Handbewegung in Richtung auf die Tür.
»Mir kommt das … ich weiß auch nicht«, sagte Elgars, als sie alle drei den Korridor hinuntergingen. Das Hauptquartier des Asheville-Korps schien völlig den Kopf verloren zu haben. Seit die Flotte zurückgekehrt war, erwartete die Hälfte der Soldaten, sofort entlassen zu werden, und all die kleinen Routineabläufe waren dahin. Plötzlich wusste keiner, was die Zukunft bringen würde. In mancher Hinsicht war es da noch besser, den Posleen gegenüberzustehen.
»Abrupt«, sagte Mosovich und hielt ihr die Tür auf, eine Höflichkeitsgeste, die mehr der Frau als dem ranghöheren Offizier galt. »Wenn man sich mit Sonderaufgaben rumschlägt, gewöhnt man sich daran. Hie und da wird man mit Dank überhäuft, aber gewöhnlich ignorieren einen die bloß. Wie schwierig der Einsatz war oder wie gut Sie Ihre Sache gemacht haben, hat allem Anschein nach mit dem Ergebnis nur selten zu tun.«
»Was nun, Boss?«, fragte Mueller.
»Na ja, wenn es dem Captain nichts ausmacht, mit ein paar ganz gewöhnlichen Sergeants einen zu heben, würde ich vorschlagen, dass wir uns eine Bar suchen und uns richtig besaufen«, erwiderte der Sergeant Major.
»Gute Idee«, sagte Elgars und sah auf die Tore der Anlage. »Kommt mit!«
Mueller schmunzelte, als sie nach draußen strebten, wobei die zwei Männer einige Mühe hatten, mit ihr Schritt zu halten. »Sie wirken … irgendwie wieder ganz. In den letzten Tagen, meine ich.«
»Ich fühle mich ganz«, erwiderte Elgars und lächelte. »Seit einigen Tagen ist keine Persönlichkeit mehr hochgekommen, und alles fühlt sich … integriert an. So als wäre ich das erste Mal, seit ich aufgewacht bin, wieder ich selbst.«
»Und wissen Sie, wer Sie sind?«, fragte Mosovich vorsichtig.
»Yo.«
»Wer?«
»Anne Elgars«, erklärte sie entschieden. »Einfach Anne.«
»Morgens muss einem das seltsam vorkommen, wie?«, meinte Mueller und lachte.
Mosovich schüttelte den Kopf und sah die Frau einen Augenblick lang an. Dann seufzte er, so, als wäre ein Freund gestorben.
»Yo, Zeit uns richtig stinkig zu besaufen, Ma’am.«
Colonel Garcia stieg aus dem Aufzug und schüttelte den Kopf, so wie ein Arzt, der jetzt gleich der Familie sagen wird, dass der kleine Timmy nicht nach Hause kommen werde.
»Wir können nicht viel tun, Colonel«, sagte er zu Mitchell und sah dabei die Gruppe an. Die gesamte SheVa-Besatzung plus Kilzer und Major Chan hatten sich versammelt, um sich anzuhören, was er zu sagen hatte.
»Der ganze Maschinenraum liegt voll Kiesel«, fuhr er fort. »Das ist alles heiß. Und dann die Gefechtsschäden. In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten SheVas außer Dienst gestellt werden dürften, wird man es wahrscheinlich einfach dort stehen lassen. Wir werden die MetalStorms abmontieren und alles andere auch, was man bergen kann, das Hauptgeschütz außer Dienst stellen und es dann mit Strahlungswarnungen bepflastern. Aber die ganze Gegend ist ohnehin so heiß, dass man sie vermutlich total absperren wird.«
Mitchell nickte, seufzte dann und sah sich in der verwüsteten Landschaft um.
»Ich hatte mir etwas Besseres erhofft, aber …« Er blickte zu dem Berg aus Metall auf, der die letzten paar Tage ihr Zuhause gewesen war, und schüttelte den Kopf. »Was jetzt?«
»Ein wenig ausruhen?«, fragte der Kommandeur der Instandsetzungseinheit.
»Ja, das werde ich tun«, erwiderte Mitchell. Er sah Indy und Chan an und zuckte dann die Achseln. »Ladies, ich glaube, in Asheville gibt es einen Offiziersclub, der nach uns ruft. Darf ich die Ladies dort zu einem Drink einladen? Ich bin sicher, dass uns irgendeiner nach Asheville mitnimmt.«
»Hey, und was ist mit uns?«, fragte Pruitt und wies dabei auf Reeves. »Sie wollen jetzt mit den Damen einfach abmarschieren in Richtung Sonnenuntergang und uns hier mitten in einer radioaktiven Wüste stehen lassen?«
»Pruitt, die erste Pflicht eines Offiziers gilt seinen Männern«, erwiderte Mitchell feierlich und hielt dem Warrant Officer und dem Major die Arme hin, damit sie sich bei ihm einhaken konnten. »Sie und Reeves haben vier Tage Urlaub. Melden Sie sich in vier Tagen beim G-1 der 147th. Und dass mir keiner unter Alkoholeinfluss fährt. Soweit Ihre Unterweisung vor dem Urlaub. Viel Spaß.« Damit machte er auf dem Absatz kehrt und setzte sich in Richtung auf den Fahrzeugpark in Bewegung.
»Schweinerei«, brummte Reeves. »Wo zum Teufel sollen wir jetzt hingehen?«
»Denen nach«, sagte Pruitt, der Major LeBlanc entdeckt hatte, die den Hügel heraufkam. »Und zwar so schnell es geht!«
Kilzer entdeckte sie etwa zur gleichen Zeit und sah sich verstört um. Sie war zwischen ihm und den Fahrzeugen, und ohne Strahlungsanzug das SheVA zu besteigen grenzte an Selbstmord. Trotzdem zog er es einen Augenblick lang in Betracht. Er hatte den Verdacht, dass er ohnehin seine Eier verlieren würde, und da war vielleicht ein schmerzloser Strahlungsschaden vorzuziehen.
»Mister Kilzer«, sagte LeBlanc, ging auf ihn zu und stemmte beide Fäuste in die Hüften, »haben Sie einen Augenblick Zeit?«
»Yes, Ma’am.«
LeBlanc blickte nach unten, wo seine Hände sich ganz natürlich schützend über seine Weichteile gelegt hatten.
»Ich werde Ihnen nicht in die Eier treten«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Als er das mit einem Lächeln quittierte und die Hände wegnahm, tat sie genau das.
»Oh!«, rief sie und trat erneut zu, als er sich bereits auf der Erde wälzte. »Tut mir Leid! Mein Fehler! Ich wollte sagen, ›Ich werde Sie in die Eier treten!‹ Ich weiß nicht, wie das ›nicht‹ da dazwischen kam! Vielleicht eine Nebenwirkung von Strahlungsvergiftung?«
»Ah! Tut mir Leid! Es war ein Fehler!«
»Yeah, ich weiß, dass es das tut. Ihnen Leid, meine ich.« LeBlanc trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Stehen Sie auf, Sie sehen ja wie ein Baby aus, wie Sie so daliegen und winseln und sich gequält Ihre Kronjuwelen halten.«
»Werden Sie mich noch einmal treten?«, stöhnte Kilzer.
»Werden Sie noch einmal ein unwissendes Arschloch sein?«
»O Scheiße.«
»Stehen Sie auf. Sie dürfen mich zu einem Drink einladen.«
»Sie werden mich wirklich nicht noch einmal treten?«, fragte Kilzer und stemmte sich schmerzerfüllt in die Höhe. »Versprochen?«
»Nicht, wenn Sie nicht noch mal Mist bauen.«
»Verdammt.«
»Wir müssen aufhören, uns so zu treffen«, sagte Wendy mit leiser Stimme.
»Du hast mich nur – wie oft? – einmal in der Karosseriewerkstätte gesehen?«, sagte Tommy aus dem Tank heraus. Er war ganz von einer roten Lösung bedeckt, aber um Mund und Nase herum war eine Luftblase offen. Er grinste durch die Nannitenlösung und deutete auf eine Stelle, wo eine dunklere, weniger durchsichtige Wolke seine Schulter bedeckte. »Hey, wenn die bloß meinen Schwanz vergrößern könnten!«
»Das brauchst du nicht«, sagte Wendy, blickte auf den Tank und sah ihn plötzlich als ein Produkt alter Technologie. Für die meisten Leute kam es der Zauberei gleich, dass diese Anlage imstande war, Glieder nachwachsen zu lassen und beinahe jede Wunde zu heilen, außer dem Tod. Aber sie hatte wahre Magie gesehen, eine Magie, für die selbst der Tod keine unüberwindliche Grenze war. Und sie fragte sich echt, was wohl passieren würde, wenn jemand herausfand, was sie wusste. Die Welt war ohnehin schon ein sehr gefährlicher Ort, sie brauchte keine weiteren Feinde mehr.
»In ein paar Tagen bin ich draußen«, sagte Tommy, der das Gefühl hatte, dass ihre Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. »Ich habe noch einigen Urlaub gut, und seit jetzt die Flotte wieder da ist, na ja, seitdem bin ich gar nicht sicher, was die eigentlich mit uns allen machen werden. Jedenfalls habe ich mich gefragt… willst du heiraten?«
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »In dem Zustand kannst du nicht knien, und das Etui könntest du auch nicht halten und mir den Ring an den Finger stecken. Und deshalb nehme ich unter den gegebenen Umständen die Methode deines Antrags an!«, sagte sie und grinste breit.
»Großartig!«
»Und was ist mit der Flotte? Was werden die dazu sagen?«
»Darauf ist geschissen. Was können sie schon tun? Mich auf einen Selbstmordeinsatz schicken?«
»Das nicht mehr, Liebster«, sagte Wendy leise. »Das nicht mehr.«
»Also etwas muss ich ja tun«, sagte Tommy mit besorgter Stimme. »Die reden davon, die Flotte zu reduzieren und auch Fleet Strike. Ich könnte ein entlassener Lieutenant ohne Ausbildung und ohne Zukunft sein. So jemanden zu heiraten würde ganz bestimmt keinen Spaß machen!«
»Das Problem lösen wir, wenn es sich stellt«, sagte Wendy. »Aber ehrlich gesagt wäre ich ganz froh, wenn du nicht in der Flotte wärst.«
»Nun ja, irgendetwas muss ich ja tun.«
»Ich versuche immer noch rauszukriegen, ob ihr Jungs mit weißen oder mit schwarzen Hüten seid«, sagte Papa O’Neal und nippte an seinem Kaffee.
Der Raum, in dem die Besprechung stattfand, lag allem Anschein nach tief unter der Erde. Seit er mit eigenen Augen gesehen hatte, was ein Himmitschiff mit Felsgestein ausrichten konnte, überraschte ihn das nicht. Überrascht hatte ihn, wer die Besprechung geleitet hatte.
»Die Bane Sidhe würden sich wohl als weiße Hüte qualifizieren«, sagte Monsignore O’Reilly leise. »Man wird Ihnen einen Teil unserer Geschichte schildern. Den Terminus ›need to know‹ begreifen Sie natürlich. Man wird Ihnen das sagen, was Sie wissen müssen. Was das Übrige angeht – nun ja, wir sind die Leute, die Sie gerettet haben. Und Ihrem Sohn haben wir auch Gefälligkeiten erwiesen. Das liegt in unserem Interesse, müssen Sie begreifen. Michael O’Neal ist einer aus einer Anzahl möglicher Faktoren, die in diesem Krieg den Sieg über den wahren Feind herbeiführen können. Und zu diesem Zweck haben wir Sie gerettet, in der Hoffnung, Sie für diese große Aufgabe gewinnen zu können.«
»Ach so«, sagte Cally. Sie hatte ein Coke in der Hand, hatte aber bis jetzt noch nicht davon getrunken. »Wer ist denn dann der echte Feind?«
»Die Darhel natürlich«, sagte O’Reilly. »Sie sind es, die bis zur letzten Minute gewartet haben, um die Erde zu warnen. Als offenkundig wurde, dass Menschen sogar noch erfinderischer sein würden, als sie ihnen das zugetraut hatten, waren es die Darhel, die die Produktion wichtigen Kriegsmaterials sowohl off-planet als auch auf der Erde verlangsamt haben. Sie waren es, die die Posleen mit wichtigen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen versorgt haben, übrigens ohne dass die Posleen das wussten. Und im persönlichen Bereich kann ich Ihnen sagen, dass die Darhel die Wahl der Befehlshaber auf Diess erzwungen haben, was fast dazu geführt hätte, dass Ihr Vater getötet wurde. Und sie haben das Datennetz des Zehnten Korps gehackt und auch noch verschiedene andere Dinge getan, unter anderem einen Meuchelmörder zu Ihnen geschickt, als Sie acht waren, um Ihr Leben unangenehmer zu machen, als es hätte sein können. Der einzige persönliche Verlust, den man ihnen nicht direkt anlasten kann, ist der Verlust Ihrer Mutter. Im Krieg spielt auch der Zufall eine Rolle. Und selbst da … sie hätte das Kommando über einen Kreuzer führen sollen und nicht auf einer halb fertig gestellten, schlecht gebauten und schlecht konstruierten Fregatte langsam versauern. Auch das könnte man den Darhel zur Last legen.«
»Und wir können davon glauben, so viel wir wollen«, erwiderte Papa.
»Mit der Zeit werden Sie uns mehr glauben«, sagte O’Reilly trocken. »Ich glaube, sobald Sie uns besser kennen, wird die Wahrheit für Sie offenkundig sein. Und das Auftauchen von Michael O’Neal senior oder Cally O’Neal wird einige Kommentare auslösen. Weil Sie beide ja schließlich für nachhaltig tot gelten.«
»Ich bezweifle, dass es eine gute Idee wäre, ihnen die Wahrheit zu sagen, wie?«, meinte Cally.
»Keine sehr gute jedenfalls. Die terranischen Behörden würden Sie für verrückt halten, und die Darhel würden dafür sorgen, dass Sie schnellstmöglich zum Schweigen gebracht werden. Wir haben großen Bedarf an gut ausgebildeten, hoch motivierten und selbständigen Experten für Sondereinsätze. Sie, Mr. O’Neal, haben in diesen Dingen einen guten Ruf; Team Conyers war bei seinem kurzen Besuch in hohem Maße beeindruckt.«
»Ich habe mich schon gefragt, wann das zur Sprache kommen würde«, sagte O’Neal und nickte.
»Und abgesehen von der Erfahrung gilt das Gleiche für Miss O’Neal. Die Bane Sidhe waren seit undenklichen Zeiten davon überzeugt, dass sich gutes Blut vererbt. Und Sie gehören zum besten … Erbgut, das man sich vorstellen kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie nicht eine erstklassige Agentin sein werden, und Sie?«
»Nein«, sagte Cally, grinste, zuckte die Achseln und nahm endlich einen Schluck von ihrem Coke.
»Beide von ihnen brauchen neue Identitäten, ein neues Leben und … glauben Sie mir, Schutz in dieser Anonymität. Wenn die Darhel Wind davon bekämen, dass Sie am Leben sind … Wir haben großen Bedarf, und Sie beide sind das beste Beispiel für exakte Übereinstimmung von Problem und Lösung, das ich in langer Zeit erlebt habe.«
Cally seufzte. »Ach, was soll’s, ich bin einverstanden. Solange die Einsätze Sinn machen.«
»Sie werden sich eine Weile keine Sorgen um Einsätze zu machen brauchen, junge Lady«, erwiderte der Monsignore. »Vor Ihnen liegt eine ganze Menge Schulung, Schulung jeglicher Art.«
»Schule?«, fragte Cally entsetzt. »Sie machen doch Witze, oder?«
»Nein, das tut er nicht«, herrschte Papa O’Neal sie an. »Du brauchst eine Ausbildung. Selbst wenn du das … was auch immer es ist, auf lange Sicht tun wirst, brauchst du trotzdem Ausbildung und Erziehung.«
»Schule«, brummte Cally. »Na großartig. Ich wette, die nehmen mir meine sämtlichen Schießeisen weg.«
»Bloß, um sie in eine Waffenkammer zu legen«, sagte O’Reilly und lächelte. »Wie ich sagte, ›jeglicher Art‹. Sie sollten sich bloß … Mühe geben, keine von den Nonnen umzubringen.«
»Das wird ja immer besser. Nonnen!« Aber sie nickte. »Solange die mir nicht mit dem Lineal auf die Finger klopfen, werde ich sie leben lassen.«
»Okay, Cally wäre also versorgt«, sagte Papa O’Neal, runzelte die Stirn und starrte den Priester an. »Und ich werde auch an Bord gehen; ich jage Ihnen Ihre Sidhe. Ich werde der beste Sidhe-Jäger sein, den Sie haben, das wird die wilde Jagd ganz für mich allein.« Er hielt inne und schob das Kinn vor, als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten. »Aber eine Bedingung habe ich …«
Shari stand in der langen Schlange der Flüchtlinge und wartete im kalten Nieselregen, dass man ihr die Zugangserlaubnis zur Zeltstadt von Knoxville gab.
Die meisten Kinder waren bereits von den Sozialdiensten übernommen worden. Nach all dem Schweiß und all dem Leiden und all der Angst hatte man sie ihr einfach … weggeschnappt, und das mit missbilligenden Blicken, als ob es ihre Schuld gewesen wäre, dass sie in der verdammten Urb gesteckt oder mitten in einen Atomkrieg geraten waren. Aber wenigstens waren sie am Leben, im Gegensatz zu … du großer Gott … allen anderen.
Wendy war ins Krankenhaus gegangen, um ihren Boyfriend zu besuchen, und Mosovich und Mueller waren verschwunden, dorthin, wo Soldaten eben nach der Schlacht hingehen, und hatten sie mit Billy und Kelly und Susie zurückgelassen. Und wieder eine Zeltstadt. Wieder ein Rudel verängstigter, halb benommener Fremder. Wieder ein neuer Anfang.
Sie schob sich ein paar Schritt vor, hielt Kelly und Susie an der Hand und ließ Billy nicht aus den Augen. Seit der ganzen Episode machte er auf sie irgendwie den Eindruck … etwas habe sich gebessert, so als hätte das Durchleben all der Albträume ihn irgendwie gesäubert, statt seinen Zustand noch zu verschlechtern. Wahrscheinlich würde alles gut werden. Besser wäre gewesen, wenn …
Besser wäre gewesen, wenn die Posleen nie gekommen wären. Besser wäre gewesen, wenn Fredericksburg nie zerstört worden wäre, besser wäre gewesen, wenn nicht zwei Millionen Menschen in der Urb gestorben wären oder fünf Milliarden über den ganzen Globus verteilt. Also zu denken, dass es besser gewesen wäre, wenn ein ausgemergelter alter Mann nicht gestorben wäre, war daher …
»Hey, Lady, wie wär’s mit einem Tänzchen?«, flüsterte eine Stimme an ihrem Ohr.
Sie fuhr wütend herum und ließ Kelly los, um dem blöden Mistkerl eins hinter die Ohren zu geben, hielt aber dann mitten in ihrer Bewegung inne. Diese Augen …
»Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, sagte der Fremde, lächelte und streckte beide Hände nach ihr aus. Er war ein wenig zu groß und viel zu jung, und sein Haar war feuerrot und lang und nicht kurz und schütter und grau. Aber da war etwas an den Augen, an dem Backenknochen … etwas an dem mächtigen Brocken Kautabak in seiner Backe.
»Schade«, sagte er und nahm ihre Hände und fing an sich nach einem unhörbaren Rhythmus zu wiegen. »Ich hatte gehört, dass du gern tanzt. ›Oh, it’s a marvelous night for a moon-dance with the stars up above in our eyes …‹«
Shari wusste nicht, wie sie ihn durch all die Tränen fand, aber irgendwie brachte sie es fertig, die Arme um ihn zu legen, und von dem Augenblick an war alles gut. Irgendwo jenseits aller Hoffnung, jenseits aller Vernunft würde es gut sein.
David Drake findet, Erklärungen von Büchern seien »schlechte Kunst«. Nun gut, dann werde ich mich eben auf schlechte Kunst einlassen, um mich so zu entschuldigen.
Was Sie gerade zu Ende gelesen haben, ist das Ende eines anderen Buches. Ich hatte nie vorgehabt, mehr als drei Bücher in diesem ersten Teil der Romane zu schreiben, die inzwischen als The Legacy of the Aldenata (INVASION) bekannt geworden sind. Ich glaube, eine Trilogie bedeutet drei Bücher, nicht vier, fünf oder neun. Dass es vier Bücher geworden sind, hängt mit den zwei unangenehmsten Worten im modernen Amerika zusammen: Nine Eleven – Elfter September.
Am Morgen von 9/11 hatte ich bereits neunzigtausend Worte von When the Devil Dances (Der Gegenschlag) fertig gestellt. Und dann rief mein Bruder an und sagte, ich solle den Fernseher einschalten. Zu dem Zeitpunkt war ich gut im Plan für den Ablieferungstermin am 1. Oktober, aber vom 11. September bis Anfang Oktober schaffte ich es nicht, auch nur ein weiteres Wort dieses Romans zu schreiben.
Der Roman war bereits eingeplant, bereits angekündigt. Mein Verleger räumte mir eine Terminverlängerung ein, und dann noch eine, bis es einfach nicht mehr ging. Wir haben einen Teil der Lektoratsarbeit gestrichen, das Buch wurde in aller Eile gesetzt und wanderte sofort in die Druckerei. Und natürlich war es nicht ganz fertig. Alles meine Schuld.
Ich gebe ja zu, dass die maximale Reichweite einer Entschuldigung exakt null Meter beträgt; dies soll auch keine Bitte um Entschuldigung sein, ich sage Ihnen bloß, was passiert ist und warum. Und wie Shari, so werde auch ich über ein unvollständiges Buch keine Tränen vergießen. Verglichen mit dreitausend Toten, den Tausenden Arbeitslosen und dem Krieg, in dem wir uns befinden, scheint mir ein Buch, das nicht ganz den Erwartungen entspricht, ziemlich belanglos.
Wenn Sie also die beiden Bücher nehmen und sie zusammenlegen, all das »und im letzten Buch« aus diesem hier rausreißen, haben Sie ein komplettes Buch, eben das ursprünglich geplante dritte Buch der Trilogie.
Los, tun Sie’s ruhig. Reißen Sie den Rücken vom dritten Band, holen Sie sich Schere und Kleister …
Um das Thema zu wechseln, ganz schnell: Man hat mir eine ganze Menge Fragen über diese Serie gestellt, und da diese »Trilogie« jetzt abgeschlossen ist, dachte ich, dass dies der richtige Ort sei, um einige davon zu beantworten.
Ursprünglich habe ich die Idee zum Posleen-Krieg irgendwann 1985 entwickelt. Vorher gab es schon einmal einen Funken von einer Idee, aber die wichtigen Teile – ein technologisch unfähiger Feind, recht vielschichtige »Freunde« mit nicht gleich erkennbaren Motiven und ein großer Landkrieg – kamen mir, während ich auf einem Berg in Sinai Wachdienst schob.
Ich war mit einigen anderen Romanen, die sich mit der Invasion von Aliens befassten … nun ja – unzufrieden gewesen. Wenn eine raumfahrende Spezies mit der Fähigkeit des überlichtschnellen Flugs die Erde erobern will, wird sie das zugegebenermaßen schaffen. Sobald eine Spezies am oberen Ende des Schwerkrafttrichters sitzt, gibt es nicht viel, was man gegen sie tun kann.
Damit die Menschheit überlebt (und damit ein Buch dabei rauskommt, das interessanter ist als »und dann starben alle Menschen und die bösen Aliens lebten glücklich immerdar«), müssen die Aliens ergo eine Achillesferse haben. Aber weshalb sollten Aliens mit überlichtschnellen Raumschiffen unfähig sein, ihr volles Potenzial einzusetzen? Die wenigen Romane, die sich an dieses Problem herangetastet haben, schienen mir unbefriedigend. Und deshalb habe ich die Posleen entwickelt. Von bestimmten Prämissen ausgehend habe ich die Logik zurückverfolgt und dabei viele Dinge aus der Logik heraus entwickelt, anstatt die Logik zu vergewaltigen. Tom Clancy sagt, die beiden wichtigen Bestandteile eines erfolgreichen Romans sind »Was wenn?« und »Was dann?«.
Was wenn … es eine Spezies gab, die … (aber damit würde ich das Geheimnis verraten). Und was dann?
Ursprünglich hatte ich beispielsweise vorgehabt, dass die Posleen imstande sein sollten, Artillerie zu vernichten, aber die Logik ihres Ursprungs sprach dagegen. Und dann ihre enorm widerstandsfähige Physiologie. Ja, jeder Sauerstoff-Atmer wird Probleme mit Zyanid haben. Aber bei welcher Konzentration? Und über welche Dauer? Ist es möglich, eine Spezies zu entwickeln, die gegenüber wahrhaft verrückten Umweltbedingungen resistent wäre? Planeten, wo die Atmosphäre überwiegend aus gasförmigem Schwefel besteht, Planeten mit halb vernunftbegabter und aggressiver Biosphäre? Man nehme jeden Horrorplaneten, der je in der Science Fiction erfunden wurde, und entwickle eine Rasse, die auf solchen Planeten überleben, ja sogar auf ihnen gedeihen kann. Und wenn das möglich ist – wären sie dann nicht auch gegenüber chemischen Angriffen resistent?
Und so machte ich mich mit einiger Logik und einer vagen Folge von Bildern daran, ein Buch zu schreiben. Es war nicht beabsichtigt, es zu veröffentlichen – tatsächlich hatte ich noch drei Monate, bevor ich Hymn Before Battle (Der Aufmarsch) an Baen Books schickte, nie in Betracht gezogen, ein richtiger Schriftsteller zu werden, jemand, dessen Bücher in Buchhandlungen verkauft werden. Vielmehr war es ein Buch für mich, etwas, das ich lesen wollte, eine Invasion aus dem Weltraum, wo die »Guten« (das sind wir) wirklich dazu kamen, ihre Zähne in die Bösen (das sind die Posleen) zu schlagen. Keine Grauzonen, keine Vieldeutigkeiten. Sieg oder Tod. Vive la mort! Und noch einmal in die Bresche! Nehmt diesen Bunker oder sterbt bei dem Versuch!
Ich meine, wenn es nicht Sieg oder Tod heißt, was soll dann das Ganze? (Oh, Kunst? Entschuldigen Sie, ich muss lachen. Lesen Sie sich mal ein paar Rezensionen von Dickens durch!)
Irgendwann in der Zukunft wird es Storys geben, die diese Logik weiter entwickeln und all die geheimen Fäden erkennen lassen, die hinter dem Vorhang gezogen sind. Und Bücher, die sich überhaupt nicht mehr auf die Posleen als Feind konzentrieren, sondern sich neuen, schöneren Orten zuwenden. Und, ja, auch Bücher, die »grauer« sind.
Aber ich muss leider sagen, es wird eine Weile dauern, bis diese Bücher geschrieben werden. Irgendwie bin ich in Bezug auf die Posleen »ausgebrannt« und werde erst einmal andere Dinge schreiben. Diese Bücher werden – das hoffe ich zumindest – nicht so sein, dass mir meine augenblicklichen Leser untreu werden, und ich hoffe, dass sie manchen Lesern, die, sagen wir einmal, nicht sonderlich viel für riesige Haufen gelber, leckender Leichen übrig haben, »zugänglicher« sein werden.
Aber seien Sie versichert: Mike O’Neal, Papa und natürlich Cally (als ob ich sie umbringen würde) werden zurückkehren. Und bis dahin sollten Sie sich einfach vorstellen, dass sie dort draußen sind. Mike erobert Planeten von den Posleen zurück, und Papa und Cally halten ihm den Rücken frei. Treten anderen in den Hintern und machen sich nicht einmal die Mühe, sich die Namen zu notieren.
Ob Mike es nun weiß oder nicht.
Lassen Sie sich’s gut gehen und vergessen Sie nicht: Am Ende gewinnen immer die Guten.
JOHN RINGO
Commerce, Georgia
6. Oktober 2002
Mit diesem vierten Band endet der Romanzyklus INVASION vorerst einmal (siehe dazu John Ringos Nachwort), und ich kann mir wohl diesmal einen Hinweis auf die diversen Glossare und weshalb ich diese für notwendig hielt, sparen.
Dennoch möchte ich mich nicht einfach in die Versenkung zurückziehen, sondern diese Gelegenheit nutzen, den vielen Lesern – ich habe wirklich nicht mit einem so großen Echo gerechnet – zu danken, die meiner Bitte nachgekommen sind und mir, dem »Ungedienten«, ein wenig auf die Sprünge geholfen haben, wenn es um spezielle Militärausdrücke ging.
Dass die Kritik sich dabei in ganz engen Grenzen hielt, ist nicht nur mir zu verdanken, sondern in ganz besonderem Maß meinem »ehrenamtlichen« Helfer »Tomcat« Franke, der mit großem Engagement seine eigenen Erinnerungen an die Zeit in Olivgrün wieder aufleben ließ und mir mit so manchem Terminus aus dem militärischen Jargon geholfen hat. Danke, Thomas.
Und damit verabschiede ich mich von »meinen« (und John Ringos) Lesern, aber wahrscheinlich nicht für lange, denn John hat ja weitere Bücher angekündigt …
Und auf die freue ich mich ebenso wie dies sicherlich auch bei Johns Lesergemeinde der Fall ist.
HEINZ ZWACK (heinzzwack@t-online.de)
Vergleich amerikanicher und
deutscher Army - (Heeres - ) Dienstgrade
Lander Posleen: Po’osol: Landungsfahrzeug. Enthält 400 bis 600 Normale und einen Gottkönig
K-Dek Kommando-Dodekaeder (Posleen: Oolt’po’oslena’ar) mit dem ranghöchsten Gottkönig eines G-Dek-Segmentschiffs – Ooltondai – und den meist am besten bewaffneten Normalen. Mit Interstellarantrieb ausgestattet. Fassungsvermögen beträgt 1400 bis 1800 Normale und 3 bis 6 Gottkönige sowie einige leichte Panzerfahrzeuge einfacher Bauart
G-Dek Gefechts-Dodekaeder. Segmentschiff der Posleen, bestehend aus einem innen angeordneten Kommandoschiff (K-Dek) und zwölf Landungsfahrzeugen (»Lander«)
Battle Globe Ein großes Posleen-Segmentschiff, das aus mehreren hundert G-Deks besteht
Dranasar Patrouillenmeister, Einsatzoffizier für Patrouillen
Kenallai Ranghoher Schlachtenmeister. Entspricht dem Colonel oder Brigadier General
Kenallurial Ableitung von Kenallai. Entspricht Lieutenant oder Captain
Kessentai Gottkönig (wörtlich »Philosoph« oder »Denker«)
Lamprey Siehe Oolt Po’osol
Oolt Gruppe oder Kompanie (wörtlich: »Rudel«)
Oolt’ondai Bataillons- oder Brigadekommandeur, Oberst, (wörtlich: »Großes-Rudel-Führer«)
Oolt’ondar Brigade (G-Dek-Einheit)/oder Bataillon (K-Dek-Einheit)
Oolt’os «Normales« (wörtlich: »Rudelmitglied«)
Oolt Po’osol Lamprey, fasst eine Kompanie Posleen mit Kessentai
Oolton Bataillon oder Brigade (wörtlich: »Großes Rudel«)
Spürmeister Kundschafterdienstgrad
Tenaral »Fliegende Tanks«
Tenar untertassenähnliches Kampffahrzeug der Gottkönige. Mit schwerer Waffe und umfangreicher Sensorik ausgestattet
Die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse der Föderationstruppen reichen bis zur Stunde nicht aus, die für menschliche Verhältnisse etwas verworren wirkenden Rangstufen der Posleen in ein eindeutiges Raster einzuordnen. Prinzipiell sind jedenfalls zwar alle Gottkönige der Posleen nominell unabhängig, Offiziere der unteren Rangstufen erwarten jedoch üblicherweise Anweisungen ihrer übergeordneten Offiziere.