Sie beugte sich über ihn, ihre Brüste schwangen nach vorn, ein Duft stieg ihren Bauch entlang hoch, er hob den Kopf ein wenig, um ihren Nabel zu sehen: eine kleine Muschel, mit einer oberen Krempe; er freute sich über den Anblick, doch dieser war nur die erste Etappe, was ihn wirklich interessierte, war die Fortsetzung: der mit einer kleinen Stufe ansteigende Unterbauch, die schokobraunen Schamhaare und, je nach deren aktueller Dichtigkeit, eventuell sogar die Schamlippen – doch ausgerechnet hier geriet etwas durcheinander, ein Arm schob sich ins Bild, was macht sie da, streicht sie sich eine Strähne aus dem Gesicht?, unter dem Ellbogen blitzte eine Gruppe Stockrosen auf, dazwischen stach die Sonne herein – Nein!, sagte er. – Oh, sagte sie, du schläfst noch. – Ja, sagte er im Schlaf.
An einem Freitag, dem 5. September, kurz nach 8 Uhr am Morgen, erschien ein Mann, nicht groß, schlank, gebräunt, wohl gekämmt, am Etagenempfang im ersten Stock eines Bürohauses und fragte nach Darius Kopp von der Firma Fidelis. Die Dame am Empfang gab die Information, der Herr sei zu dieser frühen Stunde noch nicht im Hause. Der elegante Mann sagte, er habe es eilig. Die Empfangsdame, ihr Name ist Frau Bach, sah, dass ihm Schweiß auf der Stirn stand, ein Tropfen machte sich auf den Weg zur Schläfe, ein anderer zur Nase.
Frau Bach fand den Mann, so wie er vor ihr stand, sehr attraktiv. Er fragte, ob er ein Paket dalassen könne. Frau Bach wurde vorsichtig. Sie wissen, die Zeiten sind gefährlich, keine unbeobachteten Gepäckstücke, in so einem großen Bürohaus einfach ein Paket anzunehmen – Ein Gerätekarton, Inhalt laut Aufschrift und Bild ein WaveLAN24-Access-Point, aber die Verpackung war geöffnet worden, das sah man -, dass Sie mir Ihre Visitenkarte dalassen, würde mir im Fall der Fälle nicht viel helfen. (Sie heißen Sascha, auch das gefällt mir an Ihnen. Gleichzeitig erscheinen Sie mir aber auch zwielichtig. Darf ich vielleicht sehen, was drin ist? Nein, das darf ich nicht.)
Sie hätte ruhig fragen können. Der gut aussehende Mann hätte ihr bereitwillig das Paket über den Tresen geschoben und gesagt: Geld. Frau Bach hätte es für einen Scherz gehalten oder für etwas Übertragenes, sie hätte gelächelt, hätte den Karton genommen, ihn geschüttelt. Es hätte geraschelt. Papiergeld, hätte der eilige Mann gesagt und auf die Uhr geschaut.
Er schreckte hoch – Ich schlafe nicht! Ich schlafe nicht – schlief wieder ein und erwachte ein zweites Mal. Er lag in seinem Bett, in seinem Schlafzimmer. Ein Doppelbett, ein Schrank, eine Kommode, ein Frisiertisch, ein Herrendiener, ein Wäschekorb. Keine Stockrosen. Die zwei großen Helligkeiten dort sind die Fenster. Sie waren angekippt, die Tür stand offen, es zog ein wenig, unten auf der Straße rauschte der Verkehr. Mehr als um 7, weniger als um 9. – Also ist es um 8? Wo ist mein Handy, wo ist meine Uhr? Ist Flora noch da? – Aber die Sonne, als stünde sie schon höher. Es wird wieder heiß werden. Ein einfliegendes Flugzeug zog über das Haus hinweg und war, solange es dauerte, lauter als alles andere. (Ja, die Wohnung ist in der Einflugschneise, aber ansonsten ist sie sehr schön: Maisonette, 4 Zimmer, 2 Bäder, eine Terrasse zum Park.)
Als das Flugzeug vorbei war: Flora?
Keine Antwort.
Er seufzte und rollte sich aus dem Bett. Er ist ein korpulenter Mann, 106 Kilo bei 178 cm Körpergröße, zum Glück ist das meiste davon Knochen, der Rest konzentriert sich in der kompakten Halbkugel eines Bauches, fest und glatt wie der Bauch einer Schwangeren, und darüber, leider, ein paar Männertitten, aber sie sagt, sie liebt mich, wie ich bin, und es gibt keinen Grund, ihr nicht zu glauben.
Bestimmt ist sie schon auf der Terrasse.
Die Schwingungen der Innentreppe unter seinen nackten Sohlen.
Sie saß in einem Liegestuhl auf der Terrasse, aber, Enttäuschung, sie war nicht nackt. Sie hatte etwas Weißes mit Trägern an (Mein Nachthemd, Schatz), sie las.
Morgen.
Morgen.
Bist du schon lange auf?
Eine Stunde.
Was liest du da?
Die Wand.
Was?
Das ist der Titel: Die Wand.
Gut?
Ja.
Besser als Morgensex?
(In der Tat, aber …) Sie lächelte, klappte das Buch zu, löste im Aufstehen ihr Haar, zog sich das Hemdchen über den Kopf, ihr Körper ist braun und schlank, ihr Busch hat die Form einer Dattelpalme.
Aber nur kurz, ich muss in einer halben Stunde los.
Zum Abschied küsste sie ihn noch einmal auf die Stirn. Vorher wischte sie mit dem Handballen den Schweiß ab.
Wir treffen uns um vier. Vergiss es nicht.
Er blieb noch ein Weilchen liegen, vielleicht schlief er auch wieder ein. Ja, er schlief ein, aber nur für wenige Minuten, erwachte ein drittes Mal, ging ins Bad, sah in den Spiegel. Der rundwangige, stupsnäsige blonde Junge Anfang vierzig dort, das bin ich. Das Haar wird schon schütter und ist grad wieder etwas zu lang, steht in alle Richtungen davon (eine Glorie), aber das sieht man kaum, denn erstens ist der Spiegel klein und zweitens bilden seine großen, lächelnden (die Krähenfüße, schon in jungen Jahren!) blauen Augen ein Zentrum, das dem Rest: Doppelkinn, Stoppeln, erste graue Haare in den Koteletten, jede Aufmerksamkeit entzieht. Am Rande hält er einen Inhalator zwischen den Lippen: atmet ein, hält die Luft an.
Darius Kopp war ein kränkliches Kind, Asthma bronchiale von Geburt an, es gab Zeiten, besonders zu Anfang, da sah es Nacht für Nacht so aus, als würde er ersticken, bevor der Morgen anbrach. Ist es ein Wunder, dass seine Mutter noch Angst um ihn hatte, als er schon auf die 30 zuging? Dabei war er zu diesem Zeitpunkt schon seit einer Weile aus dem Gröbsten heraus. Der Fall der Berliner Mauer lag 6 Jahre zurück und Kopp für seinen Teil war darüber hinweg. Genauer gesagt, war nie etwas anderes in mir als frohe Erwartung und lebendige Hoffnung, wie denn auch nicht, wenn man das persönliche und historische Glück hat, 24 zu sein, mit einem taufrischen Informatikdiplom in der Tasche, und gesegnet mit einer optimistischen Natur? So kann man natürlich leicht den Blick ausschließlich nach vorne richten, dorthin, wo eine wunderbare Zukunft gleißt.
Er stand auf einem geteerten Dach, noch in Sandalen, Jeans-Shorts und einem offenen Hemd, in dem man sein noch unbehaartes Brustbein sehen konnte – Ja, auch ich war einst ein drahtiger junger Mann aus dem Osten -, der Himmel war wolkenlos blau, im Hof blühte der Flieder und über Darius’ Gesicht verteilte sich ein Grinsen, während er die Arme ausbreitete und über die Dächer, in die Höfe, die Straße rief: Leben! Er rief: Leben! und grinste noch einmal extra das Mädchen an, das bei ihm war. – Den Namen weiß ich noch. Ines. Es war quasi noch am selben Tag vorbei. Er kam vom Dach herunter und zog sich einen Anzug an und fühlte sich immer noch wohl.
Man stand gerade am Anfang eines wirtschaftlichen Booms, später die New Economy Blase genannt, und Darius Kopp war nach eigenem Empfinden mittendrin. Natürlich war er in Wirklichkeit nicht mittendrin, aber er war auch nicht gerade der linke Arsch im letzten Glied, das wäre untertrieben, er war immerhin auf Ebene zwei, unter dem Büroleiter, über den Sekretärinnen, gleich zu zwei anderen Produktmanagern, in der Berliner Dependance einer US-amerikanischen Firma, die einst mit Flugzeugteilen groß geworden ist und mittlerweile Kabel, Stecker und Buchsen für Computernetzwerke verkaufte. 1997 waren Roller für Erwachsene in Mode, wer was auf sich hielt, flitzte damit auf Messen von Stand zu Stand, auch Kopp, obwohl die Gefährte auf 90 kg limitiert waren und er diese Marke bereits hinter sich gelassen hatte. – Mit der Wende kam der Appetit. Ich weiß auch nicht. Ich könnte praktisch immer essen. – Je näher die Jahrtausendwende rückte, um so rauschender wurden die Feste, die Band spielte Baila, baila bis hoch unters Messehallendach, und einmal blieb Kopp auf einer Empore stehen und warf jauchzend seine Visitenkarten in die tanzende Menge, und dann öffnete er den Mund ganz weit, damit ihm weitere gebratene Krammetsvögel hineinfliegen konnten, bis sein Bauch endgültig rotund davon wurde, wie ein ey. (Und auf dem Heimweg sah ich das erste und – bislang letzte – Mal in meinem Leben die Autobahn doppelt, aber das sag keinem).
1999 lernte er Flora kennen. – Neben all dem anderen ist das hier nicht zuletzt eine Liebesgeschichte. – Flora hieß mit Nachnamen Meier, kam aber aus Ungarn und versuchte, in der Filmbranche Fuß zu fassen. Sie liebten einander sofort sehr – Seitdem ich dich kenne, habe ich mit keiner anderen Frau mehr geschlafen! – Das ist lieb von dir, Schatz -, aber deswegen bleibt die Welt nicht stehen, und bekanntlich macht erst Arbeit den Menschen zu einem Menschen. – Damit ist nicht Erwerbsarbeit gemeint, Schatz, sondern, grob gesagt, dass du Pläne machen und deinen Daumen zur Handfläche hin bewegen kannst. – So gut sich das auch anhört, ganz stimmt es nicht, aber natürlich verstand er, was sie meinte und umgekehrt verstand sie ihn auch. Wir sind uns einig, dass das, was man tut, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, einem zugleich persönliche Befriedigung verschaffen muss, denn nur so ist es zu vermeiden, dass man ein Leben führt, das ausschließlich aus Alltag besteht. Dementsprechend kündigte Kopp kurze Zeit später bei den Verkablern und heuerte bei einem Software-Startup an. In einem Startup bist du quasi dein eigener Chef, wenngleich du auf dem Papier weniger verdienst als vorher, aber vergiss nicht die Aktienoptionen, denn diese sind die Zukunft. Er war bei 700 000 virtuellen Dollar angekommen, als alles zusammenkrachte. Im April 2001 stand Darius Kopp ohne Reichtümer und ohne Job da. Etwa zur gleichen Zeit erlitt auch Flora nach 7 durchgearbeiteten Wochenenden = 8 Wochen mit Beleidigungen gespickter Ausbeutung am Arbeitsplatz und einer handgreiflichen Belästigung an der Bushaltestelle einen Zusammenbruch. Jetzt, da sie beide nichts mehr hatten, war der Zeitpunkt gekommen, ihr die Heirat anzutragen. Sie sagte ja. Sie heirateten am 9. September 2001, einem Sonntag.
In den nächsten 12 Monaten lebten sie von der Hand in den Mund, gingen auf viele Friedensdemonstrationen, und Kopp interessierte sich das erste und letzte Mal in seinem Leben für Politik. Dann fand er einen neuen Job, und vergaß das andere wieder. Auch Flora kehrte ins Erwerbsleben zurück, allerdings nicht mehr im Kulturbereich. Mir scheint, als Halbtagskraft in einem Bioladen, als Aushilfe auf dem Markt, in einem Coffeeshop oder als Sommerkellnerin an einem Stadtstrand kann ich meine Würde eher bewahren.
Seit 3 Jahren versuchen sie, ein Kind zu zeugen.
Die Duschtasse war noch nass, er stieg vorsichtig hinein, stieg vorsichtig wieder heraus, benutzte die Toilette, wusch sich die Hände, putzte sich die Zähne, rasierte sich (trocken), stieg wieder hinein. Er duschte 20 Minuten lang, zum Schluss wechselte er von warmem zu kaltem Wasser, um nicht womöglich noch zu schmelzen. Anschließend stand er noch lange da, die Lüftung rauschte wie ein riesiger Fön, hatte aber leider nicht dieselbe Wirkung. Er strich sich das Wasser aus dem Fell, es klatschte gegen die Fliesen. Er rubbelte sich lange ab. Trotzdem bleibt immer etwas zurück. Das kühlt. Im Sommer ist das gut.
In der Küche briet er die letzten zwei Eier und machte sich aus der letzten Portion Kaffee einen Becher Espresso. Orangensaft war keiner mehr da.
Er frühstückte auf der Terrasse, mit Blick auf den Park, auf Baumkronen, in denen die Blätter in Schwärme zusammengedrückt und wieder auseinandergescheucht wurden, und ihr Grün je nach Sonne und Wind wechselten.
Schön.
Später holte er seinen Laptop. Er öffnete das E-Mail-Programm, den Internetbrowser und ein Webradio, mit Musik und Nachrichten aus unserer kleinen Agglomeration und der Welt.
Die Hitzewelle geht in ihre 8te Woche, das ist keine Welle mehr, mehr ein Block, er steht auf uns – Die zweite Omega-Wetterlage innerhalb von 3 Jahren! Nimmt man die 9 Monate Regen zuvor dazu, kann man sich ausrechnen, dass die Ernte und darauf folgend die Lebensmittelpreise katastrophal ausfallen werden. Klimageräte haben Hochkonjunktur, das wird uns alle noch sehr teuer zu stehen kommen, die billige Chinaware sowieso. Irgendein Spaßvogel verkündet, der Beginn des goldenen Zeitalters sei erneut verschoben worden. An der Börse ist der Sommer sowieso längst vorbei, sie ist bereits eingebrochen, wie es im September Tradition ist, die Erholung vom letzten Crash geht nur sehr langsam voran. Immobilien im Luxussegment sind heute um 30% billiger als gestern und als morgen, jetzt zuschlagen! Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat im ersten Halbjahr zugenommen. Weniger in Erdgeschossen, mehr in Dachgeschossen, und das ist logisch, denn oben wird man weniger gestört. Im Gegensatz zu anderen Großstädten wie London oder New York, die, wenn auch langsam, weiter wachsen, ist die deutsche Hauptstadt eine schrumpfende Metropole, so und soviel Wohn- und vor allem Bürofläche stehen leer. Ein japanischer Manager ist in Ausübung seiner Pflicht (Sake trinken mit Geschäftspartnern) an Leberkrebs gestorben. Die Witwe klagt. Die Lebenserwartung in der westlichen Welt ist generell rückläufig, der Grund sind Wohlstandskrankheiten wie Diabetes. Jugendliche versammeln sich, um Musik zu hören und gegen die Folgen der Globalisierung zu protestieren. Das ist an sich lobenswert, gäbe es nicht die Probleme mit dem Platz, dem Müll und dem Urin. Niemand erwähnt den Kot. Offenbar ist das kein Problem. Nächstes Jahr wird die Gegend bombastisch blühen. Das optimistische Blau des sich selbst aussäenden Acker-Vergissmeinnichts, wohin man schaut. Keine Spur vom im Krieg vergrabenen Silberschatz. Ein Hurrikan hält auf New Orleans zu.
Von den E-Mails landeten 7 gleich im Spam, der Rest war auch größtenteils Werbung oder Newsletter. Außerdem bedauerte Pepe Trebs, dass es nichts geworden ist mit dem Geschäft, aber nächste Woche bin ich in der Stadt, lass uns mal Futtern gehen – Gern – und ein alter Kollege, seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, leitete eine Witzmail weiter. Lass uns ein Joint-Venture aufmachen, sagt das Huhn zum Schwein. Ham and eggs. Ich liefere die Eier und du … Den kannte ich schon, aber er ist immer noch gut.
So verging die Zeit bis Mittag.
Das Radio spielte einen Song, den Kopp so mag, dass er aufhören muss, das zu tun, was er gerade tut. Er sah sich wieder die Bäume an. Sie standen. Der Wind war wieder abgeflaut. Die Sonne war kurz davor, auf diese Seite des Gebäudes herum zu wandern. Dann wird Darius Kopp die Terrasse verlassen müssen. Sonst kocht man auf. Wie die Sonne nahte, so wuchs der Schweiß in den Hautfalten an, aber Kopp wollte den Song noch zu Ende hören.
Er hatte den Song noch nicht zu Ende gehört, als das Telefon klingelte. Ein blaues Lämpchen auf Kopps Headset leuchtete auf – Geliebtes Marsmännchen – aber das konnte jetzt keiner sehen. Er drückte auf den Knopf neben dem Lämpchen. Denn ich sitze zwar nackt auf meiner Terrasse, aber gleichzeitig bin ich auch bei der Arbeit.
Herr Leidl vom Ingenieurbüro Leidl wollte sich rückversichern.
Gut, dass Sie anrufen, Herr Leidl, ich wollte grad dasselbe tun. Dienstag um 9 beim Kunden, ja. Aber gilt es noch, dass Sie mich abholen können? Ich habe, wie Sie wissen, immer noch keinen Führerschein. Zu schnelles Fahren, was sonst. Schnurgerade Autobahn, mitten in der Nacht, 3 Spuren, leer, aber ich hab das 120er Schild auch übersehen. Ich hab denen gesagt, dass ich das Auto für die Arbeit brauche, ob sie nicht stattdessen das Bußgeld erhöhen könnten. Nein. Halb 9? Viertel nach 8 wäre wohl besser, wir müssen ganz in den Süden. Für Sie ist das ein Umweg von einer Viertelstunde, sind Sie sicher, dass es Ihnen nichts ausmacht? Meine Dankbarkeit wird Sie auf ewig verfolgen, Herr Leidl. Auch Ihnen ein schönes Wochenende.
Der Song war zu Ende, Kopp verließ die Terrasse. Glaub’s oder nicht, ich habe schon wieder Hunger.
Der Kühlschrank war leerer als je zuvor. Er öffnete den Tiefkühler. Das war sinnlos. Lauter Sachen, die man zubereiten müsste. Er ließ die Tür wieder zufallen. Er griff nach einer Schublade (Jetzt trödelst du aber!), er brach die Bewegung ab. Bevor die Wohnung zur Sauna wird (was im Sommer leider der Fall ist), fahren wir doch lieber ins Büro.
Statt 10 Minuten auf den Bus zu warten, der dann womöglich nicht kam, ging er gleich zu Fuß. Wenn man will, kann man durch ein Stück Grünstreifen gehen. Ein Rentner führt seinen Schäferhund aus, drängt einen fast ins Gebüsch, eine Frechheit, aber Kopp lächelte nur und grüßte: Guten Morgen! Der Rentner machte ein Gesicht, als hätte man ihn tödlich beleidigt, der Hund zerrte ihn an der Leine hinter sich her. Eines Tages wird er dich umreißen. Dafür wird ihm der Tod drohen. (Das ist vielleicht doch etwas übertrieben.) Später überholte ihn eine joggende junge Frau. Ihre dicken Hinterbacken in den Sporthosen. Die Dellen drücken sich durch. Wegen ihnen macht sie das hier. Kopp zollte ihr im Stillen Anerkennung. (Nebenbei: Ich mag dicke Hinterbacken.)
Später musste er selber rennen. Das Übliche: Die Bahn erscheint oben in der Kurve, du zögerst, wäre es überhaupt zu schaffen, du kannst es nicht nicht versuchen, schließlich fängst du jedes Mal zu rennen an (sofern dem nichts Objektives im Wege steht). So auch Kopp, der körperlicher Anstrengung ansonsten nicht zugeneigt ist. Mir bricht selbst beim Gehen im flachen Gelände der Schweiß aus. Aber jetzt sprang er kraftvoll die Treppe hoch, die Türen öffneten sich, er sprang in den Zug, fasste eine Stange – Wie eine Liane. Fast. Sie schwingt nicht – jemand kam noch später als er, schubste ihn, nichts passiert, die Türen schlugen zu. Eine Weile stand er an der Stange und keuchte, später setzte er sich, wischte sich mit dem Unterarm die Stirn, und weil noch Schweiß da war, auch noch mit dem anderen, und stöhnte selbstvergessen. Eine Frau sah ihn an. Er grinste ihr zu.
Darius Kopp hatte erst durch den Verlust seines Führerscheins lernen müssen, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Seit der Wende, seit dem ersten 14 Jahre alten Gebrauchtwagen, mit nichts anderem mehr unterwegs gewesen als dem eigenen Kraftfahrzeug. – Meinem eigenen faradayschen Käfig, darin meinen Alcantara-Sitz, meiner Klimaanlage, meinem Radio, meiner – ich verwende dieses Wort im weitesten Sinne – Sauberkeit, anstatt jeden Morgen und jeden Abend zusammengesperrt zu sein mit anderer Leute Ärsche und Aggressionen. Das gibt mir das Gefühl, kein Loser zu sein. So einfach ist das. – Flora versteht das, aber, Liebster, ich halte es doch auch aus, also ist es auszuhalten, und vier Wochen sind schließlich nicht lebenslang und das hier ist kein Bus in Kairo, also, halte durch.
Immer doch. (Noch eine Woche.)
Immerhin, die Züge waren sauberer und schneller, als er gedacht hätte, und die erhöhte Position erlaubt einem bis dahin unbekannte Einblicke in die Stadt. Wie viele Brachen es gibt, und wie viele Schrebergärten. Die Rückseiten der Häuser. Sei immer schön fröhlich, nur so wirst du Könich – auf eine Brandmauer gepinselt.
Es waren 7 Stationen zu fahren, die Strecke war kurvig, mal saß er in der Sonne, mal im Schatten.
Bei der zweiten Station rief sein Autohändler an. (Ausgerechnet.) Der Leasingvertrag für den Dienstwagen läuft langsam, langsam aus. Ja, ich weiß. Wie ich bereits erwähnte, überlege ich, etwas zu downsizen, Sie ahnen wieso, die Spritpreise und alles. Einen 2.7er Motor zu nehmen wäre Augenwischerei, man müsste schon bis 2.0 runtergehen, aber dazu bekommt man nicht alles an Sonderausstattung, was ich brauche. Ich fahre 60 000 km im Jahr, da braucht es ein wenig Komfort, ganz zu schweigen von der Sicherheit. Übrigens bin ich nicht zufrieden mit dem Navigationssystem (nicht aktuell genug), dem MP3-Player (unmöglich, ihn während der Fahrt zu bedienen) sowie den Scheibenwischern (schmieren), aber all das wissen Sie, jetzt haben Sie auch noch Nachtblau aus der Farbpalette genommen, aber das ist unsere Firmenfarbe, mit Aufpreis lohnt sich nicht, wozu, ist ja trotzdem kein Nachtblau, ja, wir müssten uns auf jeden Fall zusammensetzen, man kann das schlecht in der S-Bahn besprechen. Ja, ich fahre mit der S-Bahn. Eine Probefahrt mit dem SUV, um mich bei Laune zu halten, könnte ich erst nächste Woche machen, wir fahren jetzt in den Tunnel, ich weiß nicht, ob …
Telefonaffe.
Ein alter, abgerissener Mann. Noch kein Penner, aber beinahe. Stand an derselben Stange bei der Tür, wie Kopp zuvor, sah ihm nicht in die Augen, murmelte seitwärts unter seiner langen Nase hervor.
Führst dich hier auf, geh doch nach Hause, erzähl’s deiner Alten. (Oder: fick deine Alte. Das wurde nicht klar.)
Den Kopf zieht er ein. Hat er Angst, ich schlage ihn? Steht da, wie eingeschissen.
Die Bahn hielt, Kopp nahm die andere nächstgelegene Tür. Das nützte nicht viel, er musste an der Tür des Alten vorbei.
Anzugaffe.
Er sagte es ihm in den Rücken. Der greise Feigling.
Darius Kopp ist keiner, der den Streit sucht, das hat er nicht nötig, nicht etwa, weil er so weise wäre oder sich so gut im Griff hätte, nein, er hat einfach das Glück, als sanftmütiger Mensch geboren worden zu sein. Nein, ich hasse meinen Nachbarn, meine Eltern, generell meine Mitmenschen, die Regierung, den Lauf der Geschichte, meine Heimat, die Fremde, das Leben auf der Straße etc. nicht. Noch nie. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Er blieb abrupt stehen und drehte sich um. Der Alte stand jetzt direkt vor ihm. Wässrige blaue Augen, aufgerissen, dennoch bleiben sie winzig.
Jetzt mach mal halblang Opa, oder so etwas Ähnliches wollte Kopp sagen, aber dann fiel ihm etwas anderes ein – »Ja, ich habe auch meine hellen Momente« – er fing liebenswürdig zu grinsen an und sprach also:
Wir können schließlich nicht alle in Lumpen gehen.
Im Weggehen sah er noch, dass der linke Schuh des Alten zerrissen war. Ein Turnschuh. Früher nannten wir diese Sorte: chinesische. Er ging rasch weg, er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass der Alte ihm an den Kragen gehen und dass er kräftiger sein könnte, als er auf den ersten Blick aussah. Er hatte lange Fingernägel. Rasch, unters Volk!
Jetzt sah er wirklich so aus wie ein eiliger Businessmann, für den Zeit nichts Geringeres als pures Geld ist. Der silberne Laptopkoffer schwang kraftvoll in seiner Hand.
Überspringen wir den zweiten Teil der Fahrt, nach dem Umsteigen, weitere 2 Stationen. Am Ende bringen einen zwei Rolltreppen auf die Oberfläche, es zieht angenehm, von unten kühl, von oben warm, im Winter umgekehrt. Auf den letzten Metern sieht man schon das Gebäude auftauchen, in dem man (in diesem Fall) arbeitet. Wenn man auf der Oberfläche angekommen ist – man nimmt den Schwung der Treppe mit und läuft noch ein paar Schritte, bevor man stehen bleibt und den Kopf in den Nacken legt – sieht man, wie oben an der Fassade mit goldenen Lettern BUSINESSCENTER geschrieben steht – aus dieser Perspektive natürlich stark verzerrt. Das ist so albern, dass es schon wieder gut ist. Kopp jedenfalls gefällt’s, er steht kichernd in der Sonne.
Überspringen wir, dass er zunächst nicht in das Büro ging, sondern einen so genannten Businesslunch in einem nahe gelegenen Lokal einnahm. Tafelspitz mit Wurzelgemüse. Nicht schlecht, aber kaum mehr, als für den hohlen Zahn. Drei tournierte Möhrchen, zwei Kartoffelrhomben. Kopp ist in solchen Dingen nicht kleinlich, aber wenn man hungrig bleibt, sind 12,50, mit Trinkgeld 14, zu viel …
Nein, wir können doch nichts überspringen, denn kurz vor Schluss ergab sich doch etwas, und zwar gerade diese 12,50-14 betreffend. Er hatte seinen Tafelspitz gegessen, war, wie gesagt, hungrig geblieben. Einen Latte hinterher trinken, das stopft ein bisschen. Aber einen Latte gibt es auch im Büro, und zwar umsonst. Er hatte nichts anderes mehr im Kopf als diesen Latte, stand auf, ging los, die Kellnerin, eine vornehm-freundliche, junge, brünette – Sie erinnern mich an meine Frau – musste ihm hinterher:
Verzeihen Sie! Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe vergessen zu kassieren.
Wie überaus freundlich von Ihnen, das so zu formulieren!
Kopp bat tausend Mal um Entschuldigung, ich war in Gedanken, Sie wissen ja, wie so was ist. Die Kellnerin lächelte verständnisvoll. Er hätte ihr gerne 15 gegeben, für die Unannehmlichkeiten, aber dann hatte er nur mehr genau 14 und ein paar Cent dabei. Ein Glück, dass ich wegen des Rennens schwarzgefahren bin, sonst würde es nicht einmal reichen. Aber Sie nehmen sicher auch Karten. Nehmen Sie Karten? Das kostet uns weitere 5 Minuten, aber dafür kann ich auch hinschreiben: Tip: 2,50, und wir lächeln beide.
Am Hauptempfang des Businesscenters war niemand. Ich weiß nicht, wieso, aber ich mag es nicht. Das gibt einer Eingangshalle, selbst einer marmornen (nein, sondern polierter Jurabruch) so einen verlassenen Eindruck. Kopp nahm den Fahrstuhl in die erste Etage.
Auch am Etagenempfang war niemand, keine Frau Bach, kein Herr Lasocka. Kann das Zufall sein? (Natürlich.) Dann vergaß er das. Er brauchte seine Aufmerksamkeit, um in der Etagenküche einen Schokoriegel auszuwählen und einen Cappuccino mit Extrazucker aus dem Automaten zu ziehen.
Ganz ehrlich, wenn ich nicht den ganzen Schrenz bei mir lagern müsste, bräuchte ich im Grunde gar kein Büro, ich könnte (fast) alles von der Terrasse aus machen – Der Mann, der auf einer Terrasse lebte – aber es wirkt eben besser, wenn man nicht gleich selbst am Telefon ist, sondern erst Frau Bach oder Herr Lasocka, aber was Kopp wirklich vermissen würde, wäre die Küche, in der die Kühlschränke niemals leer sind. (Das war jetzt kein Vorwurf an niemanden.)
Den Riegel steckte er in die Sakkotasche, die Tasse mit der Untertasse hielt er in der rechten Hand, der silberne Koffer hing am Schultergurt quer über seinem Rücken, so ging er auf sein Büro zu. Vor der Tür nahm er die Tasse in die Linke, um nach dem Schlüssel fummeln und aufschließen zu können.
Trat ein und blieb stehen. Ganz vergessen, wie voll es hier ist. Von der Tür führt nur noch ein schmaler Pfad zum Tisch, außerhalb dessen gibt es keinen Raum mehr, nur noch Gegenstände. Als hätte nichts, kein Gegenstand, der in den letzten 2 Jahren in diese 12 Quadratmeter gelangt ist, diese jemals wieder verlassen. De facto hat kein Gegenstand, der in den letzten 2 Jahren in diese 12 Quadratmeter gelangt ist, diese jemals wieder verlassen, außer Gläsern und Tassen. Die Südwand wird mannshoch von teils leeren, teils vollen Kartons mit Demogeräten und Prospekten verdeckt, sich mittlerweile in immer mehr, stufenweise kleiner werdenden Türmen in den Raum hinein ausbreitend. Meine Terrakottaarmee. Zwischen ihnen schwebt der Staub von Jahrhunderten. Man bräuchte a) einen neuen Distributor statt dem alten, der Knall auf Fall verschwunden ist (seine 50jährige Frau gegen zwei 25jährige getauscht, nein, Scherz, aber sich verliebt und alles zurückgelassen), oder b) einen Lagerraum, und c) könnte man auch mal aufräumen. Denn auch die Gegenseite, die Nordwand, an der der Tisch steht, ist voll, aber von einer militärischen Ordnung kann dort nicht mehr die Rede sein: Haufen von Zeitschriften, Prospekten, Plänen, Protokollen, Briefen, Memos, Rechnungen, Visitenkarten. Dazwischen überall Zettel. Die wenigsten gepinnt, die meisten gestapelt, gelegt, geworfen, gerutscht, geknüllt, Schrift verblasst oder unleserlich oder man bringt den Zusammenhang zwischen den Stichworten nicht mehr heraus. Eine Sortierunterlage, Plexiglas, 3 Etagen, jede quillt über vor Reisekostenbelegen. (Seit fast 1 Jahr keine mehr gemacht.) Sie haben sich auch schon nach vorne ausgedehnt, so wie neben einem Schutthaufen immer noch ein Müllberg entsteht. Der gelbe Kreditkartenbeleg oben auf dem Haufen ist bereits zu einem Freund geworden. Wenn wegen irgendetwas ein Luftzug aufkommt, nickt er. Telefon, Bildschirm, Tastatur, unter dem Tisch der dazugehörige Rechner, daneben der Papierkorb, voll. Bildschirm, Tastatur und Rechner benutzt Kopp nicht, er benutzt seinen eigenen Laptop, dafür schiebt er die anderen Sachen weit nach hinten, die Tastatur drückt gegen die Sortierunterlage, Belege trudeln herunter, werden unter die Sortieranlage geknüllt, manchem Thermopapier tut das alles andere als gut.
In Klammern: in seinem Heimbüro, denn er hat auch ein Heimbüro, ist die Situation dieselbe. D. h. sie ist schlimmer, denn dort lagern zusätzlich sämtliche Computer-relativen Dinge, die er je in seinem Leben angeschafft hat. Eine Wohnung mit zwei Bädern und einem Blaubart-Zimmer, wie Flora sagt. Oder: Liebster, du bist ein netter Mensch, aber auch das personifizierte Chaos. Zu Hause wird über das Zimmer mittlerweile nicht gesprochen, denn das wäre nicht möglich, möglich wäre nur streiten. Flora hält den Rest der Wohnung einigermaßen in Ordnung, und wenn sie dort etwas findet, das so aussieht, als gehörte es in Kopps Zimmer, dann öffnet sie die Tür einen Spalt, legt den Gegenstand auf die nächste freie Fläche und zieht die Tür wieder zu. (Wird er den Gegenstand bemerken, wenn er das nächste Mal das Zimmer betritt? Das ist eine Frage.)
Darius Kopp seufzte, ging vorsichtig den Pfad zwischen den Kartonkriegern entlang, stellte die Kaffeetasse auf eine freie Ecke des Tisches, passte den silbernen Laptopkoffer in die Lücke in der Mitte ein und schob ihn auf seinen Platz. Der gelbe Kreditkartenbeleg nickte.
Die nächsten 10 Minuten saß Kopp einfach nur in seinem hervorragend gefederten Drehstuhl (nicht mitgemietet, wir haben ihn uns selbst gekauft, schließlich geht es hier um unser Kreuz), trank Cappuccino und sah auf den Platz hinaus. – Die Ostwand, dies der Vollständigkeit halber, wird zur Gänze von einem Fenster eingenommen. Die Möglichkeit von Sonnenaufgängen. – An der Ecke gegenüber hoben drei Männer mit Schaufeln hinter einer Abgrenzung aus rot-weißen Bändern ein Loch aus. Nah an der Hauswand, offenbar irgendwas mit dem Fundament. Der eine Mann war ein großer Schwarzer, der andere ein schmächtiger Weißer, der dritte so unauffällig, dass man ihn nicht beschreiben kann. Sie trugen alle T-Shirts, der Gesamteindruck war dennoch so, als arbeiteten sie bereits mit nacktem Oberkörper. Kopp war, als hörte er das Schippgeräusch, das ist aber unwahrscheinlich. Das Gebäude ist klimatisiert, das Fenster dementsprechend verschlossen, zudem höchste Schallschutzklasse – es ist ein belebter Platz.
Als das vorbei war, der Cappuccino ausgetrunken – unten bleibt süßer Schaum liegen, man könnte ihn auch übrig lassen, aber Kopp lässt ihn nicht übrig, er löffelt ihn aus, wenn er denn einen Löffel hat, diesmal nicht, hatte vergessen, einen mitzunehmen, er behalf sich mit dem Zeigefinger, hielt sich die Tasse über, bis nichts mehr zu holen war – als im Anschluss der Laptop hochgefahren und das E-Mail-Programm geöffnet, als schließlich auch klar war, dass in den letzten zwei Stunden keine neuen Nachrichten von Interesse entstanden waren, er also hätte anfangen können zu arbeiten, war es auch mit Kopps guter Laune vorbei.
Ich bin also immer noch sauer. Das hätte ich nicht von mir gedacht.
Der Reihe nach:
Vor zwei Jahren verkaufte ein gewisser Seppo Salonen seine Firma Eloxim, die er erst 7 Jahre zuvor gegründet hatte, an die Konkurrenz, kaufte sich vom Erlös u. a. ein größeres Boot und segelt seitdem wahrscheinlich pausenlos um die Welt. Der neue Besitzer entließ die gesamte Eloxim-Belegschaft. Das hatte nichts mit unserer Person oder unserer fachlichen Kompetenz zu tun, im Gegenteil, unsere Person und unsere fachliche Kompetenz spielten nicht die geringste Rolle. Das mag im Falle von Darius Kopp auch nicht anders gewesen sein, nur, dass man ihn als Einzigen nicht feuerte, sondern ihm die Leitung des »gemeinsamen« Büros für das deutschsprachige Mitteleuropa sowie Osteuropa anvertraute. Ab heute bin ich der einzige Mann auf dem ganzen Kontinent, Flora. Sales and regional sales manager Darius Kopp in the D/A/ CH region and Eastern Europe, in Diensten von Fidelis Wireless, the global pioneer in developing and supplying scalable broadband wireless networking systems for enterprises, governments and service providers. TURN TO US.
Es war schon mitten in der Nacht, als er nach Hause fand, sie waren noch einen saufen, keiner war ihm böse, aber er musste einen ausgeben, anschließend war er schlau genug, ein Taxi zu nehmen, er stieß die Schlafzimmertür auf, sie hatte schon geschlafen, nun wachte sie auf und hörte ihn die Sätze sagen, die ihm während der Taxifahrt eingefallen waren, und die er für so brillant hielt, wie lange nichts mehr: Ich bin Gott. Oder zumindest gottähnlich. Und dann drehte er sich ins Profil, damit das Licht vom Flur seinen vollen Bauch beleuchten konnte und sagte: Schau, wie eine Kathedrale. Später relativierte er den Gott-Satz so: Ich bilde mir nicht allzu viel ein, Flora. Ich weiß, es gibt (immer wieder) fachlich Kompetentere und es gibt Effektivere, aber ich bin: sympathisch (dass ich außerdem vertrauenswürdig, engagiert und loyal bin, wissen sie vermutlich gar nicht), und manchmal zählt eben: das – er zeigte auf seine Nase.
Darius Kopp würde nicht darauf herumreiten, aber auf Nachfrage würde er bestätigen, dass er bis jetzt eher Glück als Unglück in seinem Leben und seiner so genannten Karriere hatte. Zur Wende saß er in einem Rechenzentrum in seiner Heimatstadt. Obwohl es klar war, dass es in absehbarer Zeit geschlossen werden würde, hat ihn der Chef (Doc Richter) eingestellt: Du sollst dieses neue Leben nicht gleich als Arbeitssuchender anfangen. Später gründete Doc Richter eine eigene Firma, und nahm zwei seiner Mitarbeiter mit, unter ihnen Kopp. Wenig später gab er die Firma wieder auf, besorgte aber Kopp eine Anstellung bei H&I (nicht Hase und Igel, sondern Holler und Imre), einer lokalen Größe in Softwarefragen. Später traf Kopp jemanden an der Straßenbahnhaltestelle, der ihn fragte, ob er nicht seinen Job in der Hauptstadt haben wolle. Und so weiter und so fort. Ich wurde immer weitergereicht, wie ein Staffelstab, das kann mit meinen Kompetenzen zusammenhängen, aber noch mehr hängt es offenbar mit meiner Person zusammen. Man mag mich.
So lange, bis vor einem halben Jahr ein neuer Europachef eingestellt wurde, ein gewisser Anthony Mills. Nun, dieser Anthony Mills ist der Erste seit Jahrzehnten, der Darius Kopp nicht mag. Ich kann es kaum fassen, Flora, aber so ist es. Man hat mir zugetragen, dass er ein Deutschenhasser ist. Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas noch gibt. – Wer hat dir das zugetragen, und woher weiß er es? – Vor einigen Wochen kam es dann zu einer mittleren Eskalation.
Es war ein ganz ähnlicher Tag wie der heutige, er fing also gemütlich an. Kopp war etwas früher im Büro als heute, er hatte Flora zur Arbeit gebracht, mit dem Auto, denn er hatte noch seinen Führerschein.
Bis Mittag lief alles wie immer. Der Cappuccinoautomat, das Internet, E-Mails, Telefonate. Zu Mittag, das weiß er noch wie heute, holte er sich eine mit Porchetta und gegrilltem Gemüse belegte Ciabatta und aß sie auf einer Steinbank, im Schatten eines Baumes sitzend. Er stand gerade auf, die zerknüllte Papiertüte und die Serviette in der Hand, als sein Handy klingelte.
Am Apparat war ein Mensch, den wir der Einfachheit halber nur den Armenier nennen. Er selbst war gar kein Armenier, sondern Grieche, Vertreter (Sprecher? Berater?) zweier ehemaliger (armenischer) Spitzensportler, die ihr Geld anlegen wollten, indem sie ihre Heimatstadt Saitakan mit drahtlosem Breitbandinternet versorgten. Der Armenier (Grieche) war immer etwas (nein: ziemlich) aufgedreht, er lachte pausenlos ins Telefon (Könnte auch eine Marotte sein, aber Kopp dachte: Hasch, möglicherweise Koks), während er von endlosen Windmühlenkämpfen berichtete, wie das eben so ist, wenn man Geschäfte mit dem Osten macht, so schön und vielversprechend das auch alles ist, aber die Bürokratie!, und unter uns gesagt, die Korruption!, man muss geduldig und geschickt sein, aber wem sage ich das, Sie wissen es so gut wie ich, Sie sind ein Profi. Aber wenn es dann geht, dann geht es von heute auf morgen, man muss eben immer bereit sein, Sie wissen ja, Sie kennen das, kennen sich aus, und so weiter und so fort. So jammerte er abwechselnd über »die lieben Kaukasier«, »bei aller Liebe!«, »sie sind wirklich manchmal wie Kinder!«, und schmierte dann wieder Kopp unnötig Honig ums Maul, er sei im Bilde, ein Profi, ein Experte und Spezialist. Er steigerte sich richtig hinein und am Ende fragte er ganz außer Atem: Und sonst? Wie geht es Ihnen?
Er hat mich eingeladen, mit ihm nach Armenien zu reisen. Darf ich nach Armenien reisen, Flo?
Du darfst reisen, wohin du willst. Achte nur darauf, genug Wodka zu trinken, um das verdächtige Fleisch zu desinfizieren, aber hör auf, bevor du blind wirst, und ich meine das nicht im übertragenen Sinne, und schlafe bitte mit keiner Prostituierten, auch nicht, wenn sie dir als jemandes Schwester vorgestellt wird.
Woher hast du nur diese Vorurteile?
So viel hat jeder. … Ein Witz, mein Gott, es sollte ein Witz sein!
Den Armeniern sei Dank hatte Kopp in den Forecast vom März schreiben können: 4000 Komponenten, List Price 250, Sales: 100 000.
An jenem gemütlichen Tag Ende Juli meldeten sich die Armenier erneut. Sie vermissten die zweite Lieferung über weitere 50 000.
Ja, sagte Kopp, warf den Müll in einen Eimer und schlenderte unter den Bäumen auf das Büro zu, die Lieferzeiten betragen im Moment 8 bis 10 Wochen, leider, die Nachfrage ist enorm, unsere Werke sind ausgelastet.
Ja, aber die Situation der Armenier war so, dass sie die erste Teillieferung recht schnell, nach 6 Wochen erhalten hatten, aber nun, auf die zweite, warte man bereits seit 3 Monaten.
3 Monate sind wie viel? 12 Wochen?
In diesem Fall sogar 13. Sie wissen, wie sehr ich Sie schätze, es war hauptsächlich Ihretwegen, dass wir uns für Ihre Produkte entschieden haben, aber jetzt lassen Sie uns ganz schön hängen, wenn ich das mal so sagen darf.
Kopp verstand die Lage und den Standpunkt des Armeniers und versprach, sich sofort zu kümmern.
Er ging ins Büro zurück und rief unverzüglich in London an. Seitdem Anthony da war, kostete ihn das jedes Mal eine kleine Überwindung. Aber er überwand sich selbstverständlich. Ohnehin war damit zu rechnen, dass die charming Stephanie, die Sekretärin, dran sein würde, oder die etwas weniger charmante, aber sehr korrekte Vertriebsassistentin Sandra. (Ich stelle mir vor, sie trägt eine Pagenfrisur.) Aber, wie es so ist, plötzlich ist der Chef selbst am Apparat.
Wie immer übelster Laune. Schon wieder nervt ihn jemand mit irgendeinem Shit! Andererseits will er alles kontrollieren. – You are NOT in Charge of OEM-Business! I am! etc. – Ungeduldig informierte er Kopp, Sandra sei krank. Anschließend teilte er rüde mit, die Bestellung des Armeniers sei nicht verspätet, sondern storniert worden.
Sie wurde was? Wieso?
Dein Kunde ist defaulting. Und zwar mit der kompletten Summe von rund 100 000.
Hoppala.
Anthony wunderte sich, dass Kopp sich wunderte. Der Kontostand sei ihm mitgeteilt worden. Er sei ihm vor einigen Wochen zusammen mit einem Memo des Finanzvorstands übermittelt worden, in dem, zusammengefasst, stand: Kunden all over the world stehen mittlerweile mit nahezu 14 Mio bei uns in der Kreide, oder, anders gesagt, sie missbrauchen uns als ihre Bank. Ab sofort gilt: Kein Geld, keine Ware. Kümmert euch darum, dass eure Kunden zahlen. Ein Geschäft ist erst ein Geschäft, wenn der Kunde zahlt.
Ja, Kopp erinnerte sich. Seitdem habe er allerdings keinen neuen Kontoauszug bekommen, so dass er nicht wissen konnte …
Hiermit wisse er es also. Red mit deinem Kunden und red auch mit deinen anderen Kunden, da sind noch zwei, die im Verzug sind.
Das Stadtteilnetz wartet auf eine zugesagte Förderung.
Schön für sie. Ruf sie an.
Das könne er gerne machen, sagte Kopp, aber generell sei er der Meinung, bzw. habe er gedacht, das ganze Cash-Case-Memo wäre für ihn nur zur Information gewesen. Mir war nicht klar, dass ich persönlich das Geld eintreiben soll. Geld einzutreiben ist Aufgabe der Finances.
Das ist NICHT Aufgabe der Finances! Die Finances können den Sales unterstützen, es ist DEINE Aufgabe!
Ich bitte dich, Anthony (brüll mich nicht so an), ich bin doch der good guy. Ich bin dem Kunden gegenüber der Nette. Ich bin sein Freund, leben und leben lassen, das ist mein Prinzip.
Das sei im Prinzip sehr schön, in der Praxis hält ihn Anthony wegen solcher Ansichten für einen Simpel. Natürlich sagt er es nicht so, er weist lediglich auf etwas hin, das Kopp zweifellos selbst wisse, dass im Geschäfts- wie im richtigen Leben die Freundschaft bei Geld aufhöre, gerade weil man leben müsse, damit man leben lassen könne, und wiederholte, nun wieder schnaubend vor Ungeduld (Aber wirklich: Wie ein Pferd!), was im Brief des Chief Financial Officers Mr. Warren Natta stand, dass nämlich ein Geschäft erst ein Geschäft sei, wenn die Ware bezahlt ist.
Kopp stimmte dem zu, ja, das ist so, zweifellos, wiederholte aber, dass der Verkäufer etc. good guy etc.
Woraufhin bei Anthony der Geduldsfaden riss, er fuhr Kopp über den Mund, er solle hier nicht herumdiskutieren, Anthony habe keine Zeit für so etwas, die Vorgaben seien klar, er solle gefälligst dienen und das Maul halten (Letzteres natürlich nicht ganz mit diesen Worten), bis dann!
Paff, aufgelegt.
Kopp konnte es kaum fassen. Was ist aus der britischen Höflichkeit geworden? (Wo bzw. wieso hat man diesen Rüpel aufgetan? – Wäre dir kühle Herablassung lieber? – Nein. Lieber wäre mir ein Minimum an Respekt.)
So weit, so gut. Dass es mit diesen Halbleitern häufiger Probleme gibt, ist bekannt. Die sitzt man am besten aus. Du sitzt doch sonst immer alles aus. Was du auf keinen Fall tun solltest, ist, den Chef deines Chefs in der Zentrale in Sunnyvale in sunny California anzurufen. Doch Kopp tat, nachdem er sich gefangen hatte, nein, noch in dem Ärger, das ist es ja, genau das. Du kannst mich mal. Ich habe den Armeniern, meinem größten Kunden, Ware versprochen, also bekommen die Armenier Ware. Der Chef des Chefs, Mr. Bill Bower, Vice President Global Sales, ist das ganze Gegenteil von Anthony, ein netter Mann mit einer warmen Stimme. Er kann auch singen. Beim letzten Sales Meeting haben wir in der Karaoke-Lounge Sweet home Alabama gesungen, und alle jubelten uns zu.
Bill sagte schlussendlich dasselbe, dass wir auf den Zahlungen bestehen müssen, aber er sagte es höflich, und er war sich nicht zu schade, eine Erklärung zu liefern:
Du weißt, die beiden Werke sind ausgelastet, für ein drittes muss man investieren, man muss einen Kredit aufnehmen, und dafür muss man Cash haben, und eigentlich haben wir es auch, bzw. hätten es, wären wir in den letzten Jahren nicht solche unglaublichen Schlampen gewesen, das ist keine Buchhaltung, das ist der Stall des Augias, so etwas ist einer Company wie der unseren unwürdig, abgesehen davon, dass wir es uns nicht leisten können, niemand kann das.
Danke, Bill, sagte Kopp, etwas beschämt zwischen Nord-, Süd- und Westwand (wie gut, dass die Videotelefonie noch nicht so verbreitet ist), jetzt habe ich es verstanden, und ich gebe dir recht, ich werde es dem Kunden sehr freundlich beibringen, und noch einmal: Thanks, Bill.
Du redest mit Bill direkt?
Er ist der Sales Chef …
Und ich bin: YOUR Boss! Du: berichtest an mich, ich: berichte an Bill! Das ist der Weg!
Kopp versuchte bescheiden anzubringen, dass er nicht denke, dass Bill »so« wäre, aber Anthony schnitt ihm bereits das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit das Wort ab:
Was Därjäss denn über Bill wisse, und außerdem sei das irrelevant. Was Europa anginge, und zwar GANZ Europa, habe alles über ihn, Anthony, zu laufen und basta! Er bitte darum, dass so etwas nie wieder vorkommt, er meine es ernst! Wenn Därjäss seine Zweifel habe, möge er sich doch bitte das Memo des CFO noch einmal zu Gemüte führen.
(Drohst du mir, du Wichser?) (Anthony, please, don’t talk to me like this.) (Dir werd ich’s zeigen!) Oh, I am sorry, sagte Kopp mit Zerknirschung in der Stimme. I did not want to hurt you.
You did not hurt me.
Kopp war abermals sorry, falls das das falsche Wort gewesen sein sollte. Du weißt, Englisch is not my mother tongue. Ich meinte möglicherweise harm you. Nein, das war auch falsch. Ich kann dir gar nicht schaden. Du weißt, was ich meine: Ich drücke ein drittes Mal mein Bedauern aus. Ich verspreche, von nun an, brav zu sein. But please, Anthony, never ever talk to me like this.
Woraufhin Anthony abermals das Gespräch derart beendete, dass er auflegte.
Obwohl die kleine Schlussnummer – bin armes, ganz konfuses bad english speaker, ich kann dir also gar nicht willentlich gesagt haben, dass du ein eitler Sack bist, der sich künstlich aufregt – nicht schlecht war, tröstete sie Kopp doch nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Er war immer noch wütend und gekränkt, und zusätzlich angegriffen durch die Drohung. Ich kann ihm nicht von viel harm sein, anders er mir. Selbstquälerisch las er die Rundmail durch. Tatsächlich steht da, die Chefs mögen notfalls Leute feuern, wenn diese den Eintreiberjob nicht ernst genug nähmen. If you or one of your people is not willing to comply with this, I want to know about it immediately. Just so you know, I’ll find out anyway. Und ich habe ihn alles andere als ernst genommen, Flora. Ich habe de facto keine einzige Mahnung rausgeschickt, und ich habe auch nicht angerufen.
Dieses letzte Telefonat war an einem Freitag. Es war erst Mitte des Nachmittags, Kopp stand an der Ostwand (Bei I am YOUR boss! aus dem Stuhl gesprungen), sah beim Fenster hinaus, sah, dass alle Welt noch toste, es war um 16 Uhr, bis Mitternacht könnte man noch einen vollen Arbeitstag hinlegen, das wird sogar erwartet, nur Proleten verlassen ihren Arbeitsplatz um 17 Uhr im Laufschritt (Kopps Vater, Darius der Ältere, im Arbeiter- und Bauernstaat Ingenieur im Fernsehwerk: Die sollen die Macht haben? Über mich?), von höheren Funktionen wird erwartet, dass sie da sind, wenn schlaflose Kunden um 8 Uhr morgens anrufen, und dass sie da sind, wenn die Amis dort drüben gegen 20 Uhr my time das erste Mal an einen denken könnten – ach, was rede (denke) ich da! (I understand, würde der freundliche Bill sagen. Ich verstehe dich gut, aber: relax. (Just like kindergarden, really …)) Kurz und gut, Darius Kopp war so aufgeladen mit Demotiviertheit – Und da gehört einiges dazu! -, dass er trotzig seinen kleinen silbernen Laptopkoffer am Ohr packte und sich auf den Weg zu Flora in die Strandbar machte. Ich brauche Tröstung = den Anblick meiner Frau und Cocktails. Er ging mit gesenktem Kopf durch das Tosen, wedelte unnötig mit dem Köfferchen und schnaubte mit zusammengekniffenen Lippen durch die Nase (Aber wirklich: Wie ein Pferd!). Um die Miesheit komplett zu machen, kollidierte er beim Linksabbiegen auch noch mit einer Gruppe Halbwüchsiger. Sie prallten mit den Schultern aneinander. – Guttän Moargänn! – Jaja!
Am Strand gab es keinen freien Liegestuhl, er setzte sich trotzig in den Sand, den Rücken lehnte er gegen eine kleine Mauer. Die an der Kollision beteiligte Schulter schmerzte, auch der Ellbogen, der durch das Gewicht des Köfferchens verdreht worden war. When love goes wrong, nothing goes right. Meine Füße sind auch zu heiß. Die Schuhe sind zu eng. Wieso sind mir plötzlich die Schuhe zu eng? (Socken zu dick? Nägel zu lang? Hitze? Miesheit?)
Später wurden zwei Plätze an der Bar frei, und er konnte mit seinem Freund Juri dort sitzen, mit dem sich etwa folgendes Gespräch entspann:
Der Punkt ist: Wieso ist dieser Wichser mein Chef? Das wurde mir nicht von Anfang an so gesagt. Ich dachte, ich wär’ selber Chef. DACH und Osten. Er macht Nord, West, Süd. Wieso ist er da mein Chef?
Fragst du das ernsthaft? Juri muss sich schon sehr wundern. Erstens hast du die miesen Märkte und er die guten. Und zweitens wird der Deutsche und der Ossi niemals Chef. Und du bist, soweit ich weiß, beides.
Schönen Dank auch.
Gern geschehen. Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde?
Was?
Drauf scheißen. Das ist nicht das Leben.
Aha. Und was ist das Leben?
In guten Schuhen gehen und jeden Tag Cocktails.
Schlaumeier. Überall auf der Welt geht der Chef in besseren Schuhen und trinkt bessere Cocktails als der Nicht-Chef. Das müsstest selbst du ausrechnen können.
Was hast du gegen meine Schuhe? Sind sie etwa nicht schön?
Doch, sehr schön. Fall nicht vom Hocker. (Meine eigenen würde ich am liebsten ausziehen. An der Bar vielleicht lieber nicht.) … Ich will doch nur meine Arbeit gut machen! Das ist mir ein persönliches Bedürfnis! Und sie lassen mich nicht. Und wenn sie mich lassen, honorieren sie es nicht.