Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.
© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2015
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2015
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Projektleitung: Simone Kohl
Lektorat: Margarethe Brunner
Bildredaktion: Nadia Gasmi
Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München
eBook-Herstellung: Theresa Fischer
ISBN 978-3-8338-4962-6
4. Auflage 2019
Cover: Shutterstock
Bildnachweis
Coverabbildung: shutterstock
Illustrationen: Berit Wenkebach
Fotos: A1 Your Photo Today, Antja Anders, Corbis, DPA Piture Alliance, Dorling Kindersley, Sabine Dürich, Petra Ender, F1 Online, Fotalia, Getty Images, GlowImages, Imagesource, Imago, iStockphoto, Kids Image, Kramp&Gölling, Masterfile, Maurotius Images, Plainpicture, Picture Press, Jörn Rynio, privat, Ingrid Schobel, Anke Schütz, Sandra, Seckinger, Stocksy, Super Bild Your Photo, Constanze Wild, Marian Wilhelm
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-4962 10_2019_02
Aktualisierung: 2019/007
Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de
Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.
www.facebook.com/gu.verlag
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteuren/innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.
Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Haben Sie weitere Fragen zu diesem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung, auf Lob, Kritik und Anregungen, damit wir für Sie immer besser werden können. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem online-Kauf.
KONTAKT
GRÄFE UND UNZER VERLAG
Leserservice
Postfach 86 03 13
81630 München
E-Mail: leserservice@graefe-und-unzer.de
Telefon: | 00800 / 72 37 33 33* |
Telefax: | 00800 / 50 12 05 44* |
Mo–Do: | 9.00 – 17.00 Uhr |
Fr: | 9.00 bis 16.00 Uhr (* gebührenfrei in D, A, CH) |
willkommen auf dem Babyplaneten! Hier herrschen ein ganz neues Zeitgefühl und eine ungeahnte Liebe zum Detail, denn Ihr Neugeborenes lebt vollkommen im jeweiligen Augenblick. Die meisten Eltern, die in unsere Beratungsstelle und Praxis kommen, möchten wissen, wie ihr Kleines diese Welt erfährt, was es braucht und wie sie ihm das Beste geben können.
Die Bedürfnisse Ihres Babys ebenso wie seine immer wieder erstaunlichen Fähigkeiten sind auf den nächsten Seiten ausführlich beschrieben. Mit diesem fundierten Wissen im Hintergrund wird es Ihnen leichter – fallen zu verstehen, was Ihr Baby Ihnen sagen will. Denn wie jedes Neugeborene beherrscht es von Anfang an viele Ausdrucksmöglichkeiten mit seiner Stimme, seiner Mimik und Körpersprache. Je besser Sie die Sprache Ihres Babys verstehen, desto mehr können Sie es in seinen Lernschritten unterstützen und desto harmonischer wird sich Ihr neuer Alltag gestalten.
Bis zum ersten Geburtstag erlebt Ihr kleines Kind eine rasante Entwicklung – und Sie mit ihm! Nie wieder wächst es so schnell, nie wieder lernt es so viel. Kein Wunder also, dass es sich beständig verändert und Sie als Eltern tagtäglich vor neue Aufgaben stellt. So werden Sie in kürzester Zeit fast zu Experten in Sachen Ernährung, Schlaf, Körperpflege und Gesundheit und lernen von Woche zu Woche dazu. Kaum eine andere Phase im Leben ist spannender und bewegender als das erste Jahr mit Kind, selten öffnen sich so viele überraschend neue Perspektiven.
Wir haben dieses Buch für Sie geschrieben, um Ihnen einen verlässlichen und soliden Guide in die Hand zu geben. Denn schließlich zählt jetzt jeder Schritt, den Sie tun, und Sie möchten von An- fang an alles richtig machen. Es ist unser Wunsch, dass Ihnen dies so gut wie möglich gelingt – mit viel Liebe, Geduld und Gelassenheit!
Wie oft haben Sie in den vergangenen Monaten daran gedacht, wie es sein wird, wenn Sie Ihr Baby zum ersten Mal im Arm halten, und jetzt ist es Wirklichkeit geworden: Ihr Kleines ist da! Wenn Ihr Baby Ihnen nach der Geburt in die Augen sieht mit seinem grenzenlos tiefen Blick, ist das eine Erfahrung, die für immer unvergesslich bleibt.
Wie nimmt Ihr Baby die Welt wahr? Was möchte es mitteilen, wenn es weint? Am Anfang stehen viele Fragen, doch rasch lernen Sie und Ihr Kleines sich wortlos zu verstehen. Ihr Baby ist von Geburt an auf Kommunikation eingestellt. Es bringt alle wichtigen Fähigkeiten dafür mit und entwickelt sie in rasantem Tempo weiter. Für seine soziale Entwicklung müssen Sie Ihrem Baby jetzt noch nichts Besonderes bieten, denn die wichtigsten Anregungen erhält es in der Zeit, in der Sie einfach mit ihm zusammen sind.
Die Umstellung nach der Geburt ist für ein Baby riesengroß. Ungefiltertes Licht umgibt es, Stimmen und Geräusche treffen direkt auf sein Ohr und sind anders als alle bisherigen Hörerfahrungen. Am meisten ist ihm die Stimme seiner Mutter vertraut, so wie ihr Herzschlag, ihr Atemrhythmus, ihr Geruch, ihre Bewegungen und Stimmungen. Ihr Körper bleibt vorerst der Ort, an dem sein Nervensystem die größte Vertrautheit registriert, wo es sich vollkommen geschützt fühlt.
Bleiben Sie mit Ihrem Kind viel in unmittelbarem Hautkontakt. Dadurch wird das Hormon Oxytozin vermehrt gebildet. Es wirkt wie ein natürliches Zaubermittel, indem es vor Stress schützt und Glücksgefühle intensiviert.
Die allerersten gemeinsamen Stunden mit Ihrem Neugeborenen zählen zu den kostbarsten im ganzen Leben. Zahlreiche Studien haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass Mutter und Vater in der besonders sensiblen Phase nach der Geburt ungestört und ausgiebig ihr Baby betrachten und liebkosen können und dass Mutter und Kind bis nach dem ersten Stillen in ununterbrochenem Hautkontakt zusammenbleiben. Erst danach sollten die Erstuntersuchungen mit Wiegen und Messen durchgeführt werden. Durch die intensive Nähe wird sowohl die frühe Entwicklung des Babys als auch die Eltern-Kind-Beziehung ganz entscheidend unterstützt. Diese positive Wirkung war in der Forschung selbst nach einem Jahr noch nachweisbar.
In den ruhigen Minuten des ersten Zusammenseins, des Streichelns und Liebkosens, stellt sich zwischen Eltern und Baby meist ganz von selbst das Bonding ein. Es bedeutet so viel wie »sich fest verbinden«. Direkt nach einer natürlichen Geburt ist physiologisch alles so gut darauf eingestellt wie sonst nie. Die einmalig tiefe gegenseitige Wahrnehmung wird bei den Eltern ebenso wie beim Neugeborenen durch eine besondere Hormonlage gefördert, die sich während des normalen Geburtsverlaufs entwickelt. Bei der Mutter erreicht das Hormon Oxytozin in der Stunde nach einer natürlichen Geburt sogar die höchsten Werte im Leben. Oxytozin wird gerne als Liebeshormon bezeichnet, weil es untrennbar mit diesem Gefühl verbunden ist. Bindungsforscher haben herausgefunden, dass beim »Bonding« zwischen Eltern und Baby ein ganz ungewöhnlicher Bewusstseinszustand entsteht, ein Zauber, wie man es sonst nur bei Verliebten kennt. Damit diese besondere emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind entsteht, ist es ideal, in den ersten 72 Stunden nach der Geburt so hautnah wie möglich mit dem Baby zusammenzubleiben.
Beobachtungen zeigen jedoch, dass sich die Bonding-Erfahrung auch später einstellen kann. Es muss nicht unbedingt Liebe auf den allerersten Blick sein. Gerade wenn während der Geburt nicht alles ideal verlief, sie sehr lange dauerte oder anstrengend war, ist von Müttern oft zu hören, dass ihnen ihr Baby in den ersten Tagen noch fremd war und sie keineswegs sofort von großartigen Gefühlen überschwemmt wurden. Wenn Sie oder Ihr Baby zuerst medizinische Betreuung benötigen, gilt: Grundsätzlich ist es nie zu spät für eine gute Bindung. Sorgen Sie einfach so früh wie möglich dafür, dass Sie möglichst ungestört mit Ihrem Kind zusammen sein können und lassen Sie sich dann umso mehr Zeit fürs erste Kennenlernen. Gönnen Sie sich am besten ein ruhiges Bonding-Wochenende, an dem nur Sie und Ihr Baby zählen! Insbesondere viel Hautkontakt ist dabei wichtig. Am besten ziehen Sie Ihr Baby bis auf die Windel aus, legen es auf Ihren nackten Oberkörper und kuscheln sich mit ihm unter eine warme Decke.
Ununterbrochener Hautkontakt und viel Nähe unterstützen das Bonding in den ersten kostbaren Stunden nach der Geburt.
Wenn etwas seine Aufmerksamkeit gewinnt, kann schon das Neugeborene seine vollkommen konzentrierte Wahrnehmung darauf richten – es ist keinen Augenblick gedankenabwesend. Und, was genauso wichtig ist: Es kann sich abwenden, sobald es Ruhe braucht von all den neuen Eindrücken auf der Welt. Doch was sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt ein Neugeborenes?
Über den direkten Blickkontakt findet zwischen Eltern und Baby ein inniger Austausch statt.
Wenn es stimmt, dass die Augen ein Spiegel der Seele sind, dann sieht man der Seele eines Neugeborenen bis auf den Grund: Dieser unvergleichlich offene Blick, mit dem es seinen Eltern in die Augen schaut, gehört sicherlich zu den schönsten und innigsten Begegnungen, die möglich sind. Wenn Eltern den Blickkontakt mit ihrem Neugeborenen suchen, nähern sie sich seinem Gesicht intuitiv genau so weit, wie ihr Baby sie vorerst am besten sehen kann. Egal ob sie es dabei hochheben oder ob sie sich über ihr liegendes Kind beugen, wählen die Eltern meistens spontan einen Abstand von rund 20 bis 25 cm, obwohl diese geringe Distanz für erwachsene Augen keineswegs ideal ist – sie kommen unbewusst den Vorlieben ihres Kindes entgegen. Das innige Betrachten von großflächigen Mustern, von Hell-Dunkel-Kontrasten und immer wieder des Gesichts von Mutter oder Vater gehört in den ersten Lebenstagen und Wochen zu den Lieblingsbeschäftigungen Ihres Babys. Genießen Sie diesen intensiven Austausch und nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Kind kennen und verstehen zu lernen! Übrigens: Neugeborene schielen manchmal, besonders wenn sie versuchen, etwas konzentriert zu betrachten. Der Grund ist, dass sie ihre Augenmuskeln noch nicht immer kontrollieren können. Aber keine Sorge, das gibt sich, sobald das Baby in ein paar Wochen seine Augenmuskeln besser unter Kontrolle hat.
Schon im Bauch nehmen Babys Geräusche wahr. Ihr Gehör ist ab der 25. Schwangerschaftswoche bereits ausreichend entwickelt. Im Körper der Mutter hat es eine beständige und keineswegs leise Klangkulisse vernommen – das Klopfen des Herzens, das Rauschen der großen Blutgefäße, das Gluckern des Darms. Auch äußere Geräusche konnte das Kind im Bauch bereits hören. Von der ersten Stunde an unterscheidet es deshalb die vertraute Stimme seiner Mutter von fremden Stimmen. Bei der Geburt sind Babys bereits auf ihre Muttersprache eingestellt. Als Forscher die Schreimelodien von deutschen und französischen Neugeborenen verglichen, stellten sie fest: Bereits mit den allerersten Lauten kommunizieren Babys in ihrer Muttersprache. Die deutschen mit einer absteigenden Tonfolge, die französischen mit einer aufsteigenden.
Der Geruchssinn bildet sich früh in der Schwangerschaft aus, bereits Wochen vor der Geburt riecht das Ungeborene fast alles, was seine Mutter riecht. Seine feine Nase hilft dem Neugeborenen sofort, die Mutter von anderen Menschen zu unterscheiden. Sie zeigt ihm auch den Weg zu seiner Nahrungsquelle und hilft ihm, die Brust der Mutter zu finden. Schon ab dem zweiten Lebenstag reagieren Babys auf starke fremde Gerüche, indem sie mit Armen und Beinen strampeln und schneller atmen. Sogar das kleine Herz schlägt schneller, wenn ein ungewohnter Duft seine Nase streift. Sehr beruhigend wirkt hingegen von Anfang an der vertraute, normale Körpergeruch ihrer Mutter.
An unterschiedliche Geschmacksrichtungen gewöhnen sich Babys schon während der Schwangerschaft, denn sie trinken geringe Mengen des Fruchtwassers, dessen Geschmack durch die mütterliche Ernährung immer ein wenig variiert. In der Zeit nach der Geburt befinden sich tatsächlich die meisten Sinneszellen im Mund. Später nehmen sie wieder ab.
Tast-, Bewegungs- und Gleichgewichtssinn sind schon seit dem zweiten Drittel der Schwangerschaft aktiv. Sie reiften bereits durch die Bewegungen und Berührungen im Mutterleib und sind bei der Geburt voll ausgebildet. Für die frühkindliche Entwicklung sind die Anregungen dieser körpernahen Sinne besonders wertvoll. Körperkontakt, Stillen, häufiges Tragen und die Bettung im Babynest (siehe >) sind die beste Förderung.
Ob Ihr Baby sich wohlfühlt, hat viel damit zu tun, wie es angefasst und behandelt wird. Der bekannte Gynäkologe Frédérick Leboyer drückt es so aus: »Berührt, gestreichelt, massiert werden, das ist Nahrung für das Kind. Nahrung, die genauso wichtig ist wie Mineralien, Vitamine und Proteine. Nahrung, die Liebe ist.« Babys wollen zärtlich und einfühlsam angefasst werden. Je aufmerksamer und zugewandter seine Bezugspersonen handeln, desto wohler fühlt sich das Kind. Ganz allmählich verfestigt sich in ihm ein positives Körper- und Selbstwertgefühl. Neben sanften Berührungen ist es ebenso wichtig für Ihr Kind, dass Sie viel mit ihm sprechen. Beschreiben Sie ihm, was Sie tun, wenn Sie es wickeln, waschen oder umziehen. Bleiben Sie dann immer mit Ihrer Aufmerksamkeit bei ihm. So kann es sich als wertvoll und wichtig erleben und merkt von Anfang an, dass es als Person respektiert und geschätzt wird.
Nie wieder unterscheidet sich der Schlaf eines Babys so stark vom Schlaf der Großen wie in den ersten Wochen nach der Geburt: Die Schlafphasen eines Neugeborenen ebenso wie seine Wachperioden verteilen sich noch relativ gleichmäßig rund um die Uhr – vorläufig unbeeindruckt vom Tag-Nacht-Rhythmus, der unser Leben beherrscht. Mit seinen ungewöhnlichen Schlafgewohnheiten stellt das Baby auf diese Weise das Leben seiner Eltern von Anfang an ziemlich ordentlich auf den Kopf.
Bis zu einem Zeitpunkt etwa vier Wochen vor ihrer Geburt schweben alle Babys die meiste Zeit noch in einer Art träumerischem Zustand zwischen Schlafen und Wachen. Aber schon im Mutterleib verfügen sie offenbar über die Fähigkeit zum Träumen, sogar lange bevor sie die Fähigkeit ausbilden, traumlos zu schlafen. Zu diesem Ergebnis kamen verschiedene Studien, die die Muster der Gehirnwellen von ungeborenen Babys untersucht haben. Bereits im sechsten oder siebten Schwangerschaftsmonat zeigen sich unter Beobachtung im Schlaflabor die typischen Traumschlafgehirnwellen, die vor allem durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet sind (rapid eye movement – REM). Noch erstaunlicher ist es, dass der Mensch umso mehr träumt, je jünger er ist. Ein zu früh geborenes Baby verbringt volle 80 Prozent seiner Schlafzeit im Traumzustand, während nach neun Monaten geborene Babys »nur« noch die halbe Zeit ihres Schlafs träumen. Mit drei Jahren verträumt ein Kind noch 20 Minuten pro Schlafstunde, also ein Drittel. Zum Vergleich: Beim Erwachsenen beträgt der Traumschlafanteil ein Viertel der gesamten Schlafzeit.
Wieso wir gerade am Beginn des Lebens am meisten träumen? Die moderne Gehirnforschung sagt, dass das tagsüber Erlebte vor allem im Traumschlaf in tiefere Schichten des Gehirns verlagert wird, um dort später der Erinnerung zugänglich zu sein. Und weil wir umso schneller lernen, je jünger wir sind, ist klar, warum wir umso mehr Zeit zum Träumen brauchen, je weniger Lebenserfahrung wir besitzen.
Für Eltern ist es von Vorteil, dass Babys so viel träumen. Im Traumschlaf können Babys nämlich trinken, also gefüttert werden. Das ist möglich, weil das Gehirn im Traum aktiv ist und bestimmte Bewegungen zulässt. Im traumlosen Schlaf funktioniert dies nicht. Wann und wieso es nützlich sein kann, das Baby im Traumschlaf zu füttern, lesen Sie ab >.
Ob ein Mensch Frühaufsteher oder Nachteule ist, ob er viel Schlaf oder wenig braucht, all das wird ihm in die Wiege gelegt. Dementsprechend variiert der Schlafrhythmus auch von Baby zu Baby.
Der Schlafrhythmus Ihres Babys bringt den Ihren zunächst einmal ganz schön durcheinander. Da hilft nur eins: Co-Sleeping! Schlafen, wann immer das Baby schläft. Selbstverständlich im selben Bett, denn wer immerzu aufsteht, hat bald keine Kraft mehr. Was brauchen Sie dazu? Ganz viel Ruhe! Im Kliniktrubel sorgt dafür ein (mitgebrachtes) Schild an Ihrer Zimmertür: »Bitte nicht stören. Wir möchten schlafen. Danke.« Auf Wunsch kann man normalerweise ein Einzelzimmer bekommen, die Zuzahlung, die man als gesetzlich Versicherter privat bezahlt, variiert von Klinik zu Klinik. Bitten Sie Ihren Partner, die meisten Besucher noch ein wenig zu vertrösten. Oft überschätzen Mütter in der ersten Euphorie die eigenen Kräfte, was sie hinterher bereuen könnten.
Am besten schlafen Babys im selben Zimmer wie ihre Eltern. Dort haben die meisten Kinder bei uns heute von Anfang an ihr eigenes, sorgfältig ausgestattetes Gitterbettchen – und verbringen trotzdem den größten Teil der Nacht im Bett ihrer Eltern. Das zeigen Umfragen in stetiger Regelmäßigkeit. Warum ist das so? Babys empfinden nah bei ihren Eltern so viel Sicherheit, dass sie in ihrer unmittelbaren Nähe deutlich besser schlafen als allein in ihrem Bettchen. Und wenn das Baby gut schläft, schlafen auch die Eltern besser. »Sobald unsere Maus das erste Mal aufwacht, holen wir sie zu uns ins Bett«, erklären uns viele Eltern in der Beratung, »denn das ständige Hin und Her bringt einfach zu viel Unruhe.«
Diese Eltern haben recht, doch sie betrachten den kleinen Mitschläfer in ihrem Bett als eine vorübergehende Notlösung. Bald wird das Baby ja nachts durchschlafen, meinen sie, in seinem schönen, eigenen Bettchen. In der Schlafberatung kommen wir dann nicht umhin zu erwähnen, dass zu diesem fernen Zeitpunkt aber die Zähnchen kommen, eines nach dem anderen, und eines Nachts der unvermeidliche erste Husten … und immer wieder werden vernünftige Eltern ihr Kind zu sich ins Bett holen. Bis das Baby verlässlich durchschläft, ist ihm sein Gitterbettchen oft zu klein geworden. So stellt sich die Frage: Spricht eigentlich etwas dagegen, aus der Notlösung eine Tugend zu machen und das große Elternbett von Anfang an zum Familienbett umzufunktionieren? Sehr wahrscheinlich wäre es sicherer und gesünder, ein Nachtlager zu schaffen, auf dem die ganze Familie Ruhe findet.
Das Familienbett ist keine unpädagogische Erfindung, sondern nur ein neuer Name für die älteste und bewährteste aller Schlaftraditionen. Wenn Ihnen das Elternbett mit 140 cm Breite für drei zu eng ist, können Sie statt einer kleinen Baby-Matratze eine gute Matratze in Normalgröße kaufen und Ihr Bett damit zum Familienbett erweitern. Das ist eine Lösung mit Zukunft, denn auf seiner normal großen Matratze wird das Baby auch später noch schlafen – im Kinderzimmer. Das ge- sparte Geld fürs Gitterbett lässt sich in die Qualität der Matratze investieren. Wenn ein Bettrahmen im Weg ist, kann der vorübergehend auf den Speicher geräumt werden, dieser kleine Aufwand wird durch ruhigere Nächte über viele Monate hinweg mehr als wettgemacht. Außerdem: Je näher das große, gemeinsame Nachtlager dem Boden ist – ein Lattenrost gehört unbedingt unter jede Matratze –, umso geringer ist die Gefahr, dass sich Ihr Baby verletzt, wenn es es sich dreht und dabei über den Rand kullert.
Mehr Schlaf für alle: Im Familienbett finden Babys nah bei ihren Eltern, die Sicherheit und Geborgenheit, die sie zum Wohlfühlen brauchen.
Gemeinsam mit dem Baby ein großes Bett zu teilen, gilt heute als gesund und sicher, vorausgesetzt folgende Punkte sind erfüllt:
Das Baby schläft in Rückenlage. Schläft es so nicht gerne, hilft ihm vielleicht das Pucken (siehe >).
Die Matratze ist so fest, dass das Baby nicht einsinkt. Sehr weiche Matratzen, Sofas, Klappbetten und Wasserbetten sind absolut ungeeignet.
Das Bett hat nirgends einen Spalt, der so groß ist, dass das Kind hineinrutschen könnte – weder am Rand noch zwischen zwei Matratzen.
Es gibt kein schweres Bettzeug in der Nähe des Babys, unter dem es sich ungewollt verkriechen könnte.
Das Baby liegt im eigenen Schlafsack. Geeignete Nachtwäsche (siehe >) sorgt dafür, dass ihm weder zu warm noch zu kalt wird.
Das Baby liegt nicht unter der Decke seiner Eltern. Die Körperwärme, die sie ausstrahlen, könnte es überhitzen.
Bei mehreren Kindern im Familienbett liegt immer ein Erwachsener zwischen zwei Kindern.
Für Haustiere ist das Bett tabu.
Nur Nichtraucher schlafen in der Nähe des Babys. Die Atemluft von Rauchern ist mit Nikotin- und Schadstoffresten belastet, die einem Säugling schaden.
Nur gesunde und nicht alkoholisierte Eltern teilen ihr Bett mit dem Baby. Hat ein Elternteil starke Medikamente, insbesondere Schlafmittel, eingenommen, schläft er in dieser Nacht in einem separaten Bett.
Und machen Sie sich keine Sorgen da- rüber, dass Sie nachts versehentlich auf Ihr Baby rollen könnten: Derselbe Mechanismus in Ihrem Schlafbewusstsein, der Sie davon abhält, jede Nacht mehrmals aus dem Bett zu fallen, hält Sie auch davon ab, sich auf Ihr Baby zu legen. Sie dürfen sicher sein, dass Ihr Kind nah bei Ihnen gut gebettet ist. Diese Schutzfunktion wurde mit Tausenden von Filmaufnahmen überprüft. Außerdem: Hätte die Menschheit im Zuge der Evolution nicht diesen sicheren Mechanismus entwickelt, wäre sie wahrscheinlich schon längst ausgestorben. Getrennte Betten sind dagegen eine vergleichsweise »moderne« Erfindung.
Alternativ zum Familienbett arrangieren sich viele Eltern damit, ihre Matratze durch ein Baby-Beistellbett zu erweitern. Allerdings erfüllen diese Bettchen oft nur wenige Monate lang ihren Zweck. Deutlich länger kann das übliche Gitterbettchen als Babybalkon dienen, wenn sich eine Gitter-Längsseite abmontieren und die Matratzenhöhe auf die Höhe des Elternbetts verstellen lässt. Dann können beide Betten sicher und »barrierefrei« verbunden aneinanderstehen. Aus dem selbst geschaffenen Babybalkon wird später wieder ein normales Gitterbettchen, mit dem das Baby eines Tages ins Kinderzimmer umzieht.
Es ist eine gute Nachricht: Der Plötzliche Säuglingstod (SID, englisch: Sudden Infant Death) nimmt seit 1990 beständig ab. Im Jahr 1991 wurden in Deutschland 1285 Fälle gezählt, im Jahr 2009 waren es nur noch 193 Fälle. Die Frage, worauf diese positive Entwicklung zurückgeht, ist noch nicht geklärt, da auch die Ursachen nicht restlos enträtselt sind. Ziemlich sicher weiß man jedoch, dass ein grundsätzlich erhöhtes Risiko bei Säuglingen gegeben ist,
die in Bauchlage schlafen,
die weniger als sechs Wochen lang gestillt werden,
deren Eltern rauchen.
Diese drei Risikofaktoren haben seit Anfang der 1990er-Jahre immer mehr abgenommen. In den 1980er-Jahren wurde Eltern die Bauchlage für ihr Baby noch vehement empfohlen, seit 1990 rät man von dieser Schlafstellung mit derselben Vehemenz ab. Und das Stillen? Im Jahr 1982 wurden nur zwei von 100 Säuglingen im Alter von vier Monaten noch voll gestillt. Dass es heute 49 von 100 sind, ist in erster Linie der Stillberatungsbewegung zu verdanken, die sich immer mehr durchsetzte. Nied- rige Stillraten gehen nachweislich auf fal- sche Stillempfehlungen zurück, nicht auf mütterliches Versagen. Und das Rauchen? Das ist aufgrund der heutigen Gesetze zum Nichtraucherschutz stark rückläufig. Sollten Sie übrigens zu den Vätern und Müttern gehören, denen es schwerfällt, mit dem Rauchen aufzuhören, achten Sie vor allem darauf, nicht in der Wohnung zu rauchen und suchen Sie sich Hilfe. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es wirklich nicht leicht ist – aber es geht und man kann es schaffen.