Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Sie verbinden den Zauber der Mittelmeerflora mit dem Reiz der Steppe: Kiesgärten stehen für modernes und naturnahes Gärtnern.
Steine und Pflanzen – dieser Kontrast fasziniert Gärtner seit Langem. Im Kiesgarten gehen beide eine zeitgemäße Allianz ein – ganz nach dem Vorbild der Natur.
Schlicht und harmonisch: Ein Ruheplatz mitten im Kiesgarten wird von Liebesgras (links), Diamantgras (Mitte) und Elfendisteln (hinten) gesäumt.
Wir bewundern in den Bergen Pflanzen, die unter ärmlichsten Bedingungen, ja nahezu auf blankem Fels wachsen. Auf Reisen in mediterrane Länder sind wir von der Zähigkeit von Pflanzen wie Thymian, Lavendel oder Heiligenkraut begeistert, die in kargem Kalkschotter sommerlicher Hitze trotzen und betörende Düfte verströmen. Auch vielen Pflanzen aus den Steppen Südeuropas und Asiens sowie den Kurzgrasprärien Nordamerikas – wie Schleierkraut und Seidenpflanze – gelingt das Kunststück, trotz Wassermangel und magerer Böden Jahr für Jahr ihre Pracht zu entfalten.
Solche Pflanzengesellschaften aus der Natur sind das Vorbild für moderne Kiesgärten. Dabei ist es nicht nur die Kombination von steinigem Lebensraum und faszinierender Pflanzenvielfalt, die auf Gartenbesitzer und Gestalter einen unwiderstehlichen Reiz ausübt. Vielmehr sind Kiesgärten in Zeiten, in denen im Sommer wegen Wasserknappheit immer öfter Gießverbote ausgesprochen werden, eine ökologisch sinnvolle und zugleich attraktive moderne Lösung für viele Gärten.
Denn anders als im Steingarten, in dem Pflanzen alpiner Herkunft kultiviert werden, die an gute Wasserversorgung gewöhnt sind, kommt die Pflanzenwelt im Kiesgarten mit wenig Wasser und zudem mit wenigen Nährstoffen aus. Bei entsprechender Pflanzenwahl brauchen Sie im Kiesgarten weder zusätzlich zu gießen noch zu düngen. Ein richtig angelegter Kiesgarten ist also pflegearm. Sie sparen Arbeit, Geld und kostbares Wasser. Denn die Hunger- und Durstkünstler überstehen sogar längere sommerliche Trockenperioden unbeschadet.
Genügsam und trotzdem üppig
Doch keine Angst: Kiesgärten sind nicht einfach steinige, spärlich bewachsene Flächen. Das Angebot an Pflanzen, die Trockenheit aushalten, ist heute so reichlich, dass Ihnen ein ganzes Potpourri geeigneter Gehölze, Halbsträucher, Stauden sowie Zwiebel- und Knollenpflanzen zur Verfügung steht (-> >). Gestalten Sie Ihren Kiesgarten also ganz nach Ihrem eigenen Geschmack: Sie können ihn schlicht und elegant halten mit nur wenigen Arten, oder Sie zaubern mit Pflanzen in unterschiedlichsten Farben, Formen und Texturen Gartenbilder, die an impressionistische Gemälde erinnern.
Elegant schlängelt sich dieser Pfad durch den Kiesgarten. Hier kann man im Vorübergehen dem intensiven Duft von Lavendel, Katzenminze und Muskateller-Salbei nachspüren.
Steine im Garten machen Geschichte
In diesem Steingarten dominieren unterschiedlich große Platten. Schön, wenn der Stein sichtbar bleibt und nicht ganz von Pflanzen überwachsen wird.
Die Verwendung von Stein als Gestaltungselement im Garten hat – vor allem in Asien – eine uralte Tradition.
Bereits in chinesischen Gärten, deren Ursprünge weit in die vorchristliche Zeit zurückreichen, hat man versucht, durch eine geschickte Gestaltung die Harmonie von Erde, Himmel, Steinen, Wasser, Gebäuden, Wegen und Pflanzen anzustreben. Hier sind neben Wasser und Pflanzen Steine ein wesentliches Gestaltungsmittel.
Japanische Gärten reduzieren den Maßstab von ganzen Landschaften und ermöglichen so die Begegnung mit vertrauter Natur im Garten. Bewusst platzierte Findlinge bilden Berge oder ganze Gebirge ab. Durch ausgedehnte Kiesflächen werden in der Regel weite Wasserflächen dargestellt. In den Kies geharkte Wellenmuster sollen Assoziationen an die fließenden Bewegungen des Wassers wecken. Solche Gestaltungen sind aufwendig: Laub oder Zweige müssen ständig sorfältig entfernt und die Wellenmuster in kurzen Abständen nachgezogen werden. Und es versteht sich von selbst, dass solche Flächen nicht begangen werden dürfen.
Doch nicht nur in asiatischen Gärten sind Steine ein wichtiger Bestandteil der Gartenkultur. In Europa wurde Kies bereits in Barockgärten als bedeutendes Gestaltungsmaterial verwendet. Man setzte Kiesarten mit den unterschiedlichsten Farben ein, um in prunkvollen Parterres wirkungsvolle Ornamente zu schaffen und so den Gärten rund ums Jahr ein attraktives Gesicht zu verleihen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann – beeinflusst durch die asiatische Gartenkultur und den aufstrebenden Alpinismus – Steingärten in Mode. In ihnen dominieren alpine Pflanzen, die sich zwischen kleinen Felsblöcken und Steinfugen behaupten.
Auch in anderen modernen Gartengestaltungen werden Stein und Kies eingesetzt: In vielen Wassergärten säumt beispielsweise Kies das Ufer von Teichen oder künstlich angelegten Bachläufen. Hierfür liefert die Natur geeignete Vorbilder.
Ein typischer japanischer Garten: Kunstvoll und mit großer Präzision in den Kies geharkte Wellenmuster erinnern an sanft bewegtes Wasser.
Vom Kiesbeet zum Kiesgarten
Eine Sonderform des Steingartens ist das Kiesbeet. Es wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts in unseren Gärten populär. Hier wurde nicht mehr mit Findlingen oder behauenem Stein gearbeitet, vielmehr wurden Kiesaufschüttungen bepflanzt.
Häufig waren diese Schotterflächen im Vorfeld des Hauses nur spärlich mit Pampasgras, Blaukissen oder Zwerg-Kiefern bestückt. Zwischen einzelnen Pflanzen taten sich unbewachsene kahle Abschnitte auf, die nur von Kies bedeckt waren. Doch die Spannung zwischen einer ruhigen, einförmigen Kiesdecke und aufstrebenden Pflanzengestalten beeindruckte schon damals die Betrachter. Seinerzeit standen gestalterische Aspekte im Vordergrund. Ökologische Gesichtspunkte waren in dieser Zeit noch zweitrangig.
Dies hat sich mittlerweile grundsätzlich geändert. Trockene und heiße Sommer, warmes Stadtklima und die Notwendigkeit, mit Wasser sparsam umzugehen, haben einen neuen Gartentyp geschaffen. Im modernen Kiesgarten werden bewusst trockenheitsverträgliche Pflanzen verwendet, die keine zusätzliche Wasserversorgung brauchen. Während in seiner minimalistischen Ausprägung lediglich einzelne Pflanzen oder Streifen von Gräsern und Halbsträuchern mit weiten Schotter- oder Kiesflächen korrespondieren, kommt in den pflanzenbetonten Arrangements des modernen Kiesgartens eine Vielzahl unterschiedlicher Arten zum Einsatz.
Wie an einem natürlichen Flusslauf oder einem Baggersee säumt Kies das Ufer dieses Teichrands.
einfach
gärtnern
Im Kiesgarten ist Gesteinsmaterial weniger ein Gestaltungselement, sondern dient dazu, den Boden durchlässig und mager zu machen (-> >). In trockenen Regionen gelingt die Anlage eines Kiesgartens leicht. In niederschlagsreichen Gebieten ist es dagegen schwierig, geeignete Bedingungen zu schaffen. Wenn Ihnen das zu aufwendig ist, bepflanzen Sie solche Fächen besser mit feuchtigkeitsliebenden Stauden, als gegen die Natur zu gärtnern.
Kies allein macht keinen Kiesgarten
Auf nach Süden geneigten Hängen sind Kiesgärten eine ansprechende und pflegearme Lösung. Fackellilien, Bart-Iris und Kugel-Lauch setzen farbige Akzente.
Nicht jedes Miteinander von Pflanze und Stein ist bereits ein Kiesgarten. Oft sind Pflanzflächen nur aus ästhetischen Gründen mit Kies bedeckt, oder Beete werden mit Kies oder Splitt abgedeckt, um den Boden vor Erosion zu schützen und die Keimung von Unkräutern einzuschränken. Solche Gärten haben mit einem Kiesgarten nur wenig zu tun, denn hier wachsen Pflanzen mit einem höheren Wasserbedarf gewöhnlich in einem normalen oder sogar feuchten Gartenboden, der reich mit Nährstoffen versorgt ist. Trotz der Kiesabdeckung werden Sie in längeren Trockenperioden gießen müssen.
Der echte Kiesgarten
In einem echten Kiesgarten hingegen gedeihen lichthungrige, hitze- und trockenheitsverträgliche Arten, die obendrein wenig Nährstoffe brauchen. Ein Kiesgarten ist deshalb in erster Linie für Gärten eine gute Lösung, die karge Standortbedingungen bieten, denn die typischen Pflanzen des Kiesgartens wollen einen durchlässigen, mageren Boden und einen warmen, sonnigen Platz.
Wenn Sie also in niederschlagsarmen Gegenden zu Hause sind, brauchen Sie kaum große Vorbereitungen zu treffen, sondern können problemlos einen Kiesgarten anlegen (-> >).
Selbst in etwas feuchteren Regionen können Sie mit einer geschickten Standortwahl einen Kiesgarten oder zumindest ein Kiesbeet verwirklichen: Oft sind Plätze vor Süd- und Südwestwänden eine gute Wahl für ein Kiesbeet. Durch die Rückstrahlung der Mauern ist es hier warm und trocken. Auch werden nach dem Bau eines Hauses Baugruben oft mit lockeren Schüttmaterialien verfüllt, sodass Regenwasser hier rasch versickert. Ist der Boden zu nährstoffreich, können Sie ihn mit einigem Aufwand abmagern und für die Kiesbeetflora passend machen (-> >). Ebenso bieten nach Süden und Südwesten ausgerichtete Hanglagen gute Bedingungen für einen Kiesgarten. Hohe Sonneneinstrahlung, Wärme und rasch abfließendes Wasser offerieren den charakteristischen Halbsträuchern, Stauden sowie Zwiebel- und Knollengewächsen beste Chancen zum prächtigen Gedeihen. An solchen Standorten kann der Kiesgarten mit all seinen Vorteilen punkten: Die Pflanzen müssen selbst bei großer Hitze nicht gegossen werden, und sie brauchen keinen Dünger. Obendrein wachsen unter diesen Bedingungen weniger Unkräuter als an wasser- und nährstoffreichen Plätzen.
In niederschlagsreichen Regionen sollten Sie auf nassen oder schattigen Plätzen auf einen Kiesgarten verzichten. Hohe Feuchtigkeit, vor allem Winternässe, ist der größte Feind der wärmeliebenden Pflanzen. Können die Niederschläge nicht schnell genug abfließen, faulen die Wurzeln, und oft sterben dann die Pflanzen ab.
Warme Südwände bieten ausgezeichnete Bedingungen für einen Kiesgarten. Lavendel, Federgräser und Spornblumen fühlen sich hier wohl.
Was Kies im Garten alles kann
Dank des gelblichen Steins strahlt der Platz Wärme aus. Die aufstrebenden Pflanzen setzen kräftige Akzente zum ruhig wirkenden Platzbelag.
Kies, Splitt oder Schotter (-> Kasten) werden in fast allen Gartentypen für die unterschiedlichsten Funktionen eingesetzt: Sie bedecken Wege, dienen als Belag von Sitzplätzen oder schützen als Mulchschicht den Boden vor dem Verlust von Wasser. All diese Materialien lassen sich – anders als Steinplatten –spielend leicht verarbeiten: Geschwungene Wege – ob mit engen Kurven oder sanften Biegungen – lassen sich ohne großen Aufwand formen. So entstehen organische, natürlich wirkende Gartenpfade. Allerdings unterscheiden sich Kies, Splitt und Schotter etwas in der Begehbarkeit: Während Kies sich aufgrund seiner runden Form nicht verkeilt und dadurch weniger Halt beim Gehen bietet, verkanten sich Splitt und Schotter. Diese Beläge ermöglichen dadurch kräftesparendes, bequemes Gehen. Damit solche Kies-, Splitt- oder Schotterwege in Form bleiben, brauchen sie einen stabilen, aber wasserdurchlässigen Unterbau – etwa eine verdichtete Schicht aus Mineralbeton.
In der Regel wird ein solcher Weg durch eine Reihe aus Granit- oder anderen Steinen gefasst oder durch andere Einfassungen fixiert. Das hält das Gesteinsmaterial auf den Wegen und verhindert, dass sich Wegbelag und Erdreich mit der Zeit vermischen.
Im Kiesgarten ergeben sich für die Verwendung von Kies, Splitt und Schotter jedoch einige Besonderheiten. So bietet es sich an, den Übergang vom Weg zu den Pflanzflächen fließend zu gestalten. Wege, Plätze und Pflanzflächen verbinden sich dadurch zu einem harmonischen Ganzen. Wenn sich einige kleinere Pflanzen aus dem Kiesgarten in den Pfad aussäen, entsteht ein natürliches, lebendiges Bild. Wichtig ist, dass der Weg begehbar bleibt und Sie allzu reichlichen Pflanzenaufwuchs im Zaum halten.
Wie ein Bach mäandert der Kiesweg durch die Pflanzung. Die Pflanzen dürfen aus dem Beet in den Weg wachsen, sodass ein natürliches, lebendiges Bild entsteht.
Ästhetisch und nützlich: eine Mulchschicht aus Stein
Um die Keimung von Unkräutern zu verhindern, deckt man Pflanzflächen häufig mit Rinde ab. Eine derartige Mulchschicht würde im Kiesgarten fremd wirken und den Wasserabfluss verzögern. Auf das Mulchen brauchen Sie im Kiesgarten trotzdem nicht zu verzichten. Anstelle von Rinde empfehlen sich hierfür unterschiedlichste Kies- oder Splittarten. Farbe, Form und Größe können sehr verschieden sein (-> >). Achten Sie jedoch darauf, dass kein kunterbuntes Durcheinander entsteht, und stimmen Sie das Steinmaterial auf Blüten- und Laubfarben ab. Eine Mulchschicht aus Kies oder Splitt schützt aber nicht nur vor Unkraut, sondern hat weitere Vorteile: Weil diese Materialien das Wasser ableiten, trocknet die Bodenoberfläche nach Regen rasch ab. Gleichzeitig wirkt die Mulchschicht aus Steinen als Schutz, sodass der Untergrund kühl und feucht bleibt – eine Wohltat für die Pflanzen. Da die Gefahr der Bodenverdichtung geringer ist, können Sie die Flächen nach Niederschlägen auch viel früher betreten. Nicht zuletzt ist eine Mulchschicht aus Kies ein ästhetisches Element, das den Charakter des Kiesgartens betont.
Der gradlinige Kiesweg greift die Form von Bank und Pflanzflächen auf und bildet einen reizvollen Kontrast zur rückwärtigen Mauer.
Die Kaufmanniana-Tulpe hat keine Mühe, die schützende Mulchschicht aus Gesteinssplitt zu durchbrechen.
einfach
gärtnern
Die Auswahl mag anfangs verwirren: Kies, Splitt, Schotter oder Bruchsand – was ist der Unterschied? Kies ist gewaschenes Material mit rundlichem Korn, weist also keine Ecken auf. Als Splitt bezeichnet man gebrochenes Material mit scharfen Kanten. Die verwendeten Korngrößen reichen von 2–32 mm. Schotter ist ebenfalls gebrochen, aber gröber. Bei feinerer Korngröße (0–5 mm) spricht man von Bruchsand.
Kies – nicht nur eine Frage der Optik
Hell blühende Stauden und dunkles Mulchmaterial wie Schotter aus Schiefer sind ein attraktiver Gegensatz.
In einem Kiesgarten bedecken Pflanzen den Boden meist nicht lückenlos. Besonders vom Spätherbst bis zum Frühjahr wird der Untergrund immer wieder ins Blickfeld rücken. Deswegen prägt das Gesteinsmaterial das Aussehen des Kiesgartens entscheidend mit. Wählen Sie die Kies-, Splitt- oder Schotterart daher mit Bedacht aus. Doch die Optik ist nur ein Gesichtspunkt.
Ein weiterer Aspekt sind die Kosten. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, optisch ansprechenden Kies oder schönen Splitt aus einem nahe gelegenen Steinbruch zu beziehen. Dies spart nicht nur Transportkosten, sondern ist auch ökologisch sinnvoll, da weite Wege vermieden werden. Besteht keine Chance, Kies & Co. aus der Region zu beziehen, helfen örtliche Baustoffhändler. Die Auswahl ist riesig: Das Spektrum reicht vom schwarzgrauen Schiefer bis zum kreideweißen Kalkgestein, von Buntsandstein in unzähligen Ockertönen bis zum feurigen Rot intensiv gefärbter Varianten des Porphyrs.
Neben Natursteinen werden auch Recyclingmaterialien wie Ziegelsplitt oder industriell gefertigte Stoffe wie Blähschiefer angeboten. Zum Teil sind sie jedoch so intensiv gefärbt, dass sie neben manchen Blütenfarben disharmonisch wirken. So ist das Zinnoberrot des aus alten Dacheindeckungen und geschredderten Wänden gewonnenen Ziegelsplitts kombiniert mit den Rosatönen von Spornblume oder Teppich-Seifenkraut wenig ansehnlich. Ebenso erfordert Splitt aus rötlicher Lava oder grünem Glimmerquarzit Fingerspitzengefühl beim Kombinieren. Graue und helle sandfarbene Töne wirken dagegen zurückhaltend und arrangieren sich gut mit einer Vielzahl von Pflanzen. Tiefes Schwarz oder strahlendes Weiß wirkt wiederum weniger dezent und drängt sich mehr in den Vordergrund.
In diesem mediterranen Kiesgarten wurde unterschiedlich gefärbter und verschieden großer Splitt verwendet, um Wege und Pflanzflächen voneinander zu trennen.
Einfluss auf die Pflanzen
Farbe und Art von Kies und Splitt beeinflussen auch das Pflanzenwachstum. So wärmen sich durch die Absorption von Licht dunklere Materialien stärker auf als helle. Dies können Sie ausnutzen, um nicht ganz optimale Standorte zu verbessern. Da dunkle Materialien nachts Wärme abgeben, entsteht für viele wärmeliebende Pflanzen ein angenehmes Kleinklima. Helle Materialien reflektieren dagegen Licht. Sie heizen sich weniger stark auf und geben in der Nacht weniger Wärme ab.
Wenn Sie das Gestein nur als Mulch (-> >) einsetzen, hat dies kaum Auswirkungen auf die Bodenreaktion. Verwenden Sie das Material jedoch dazu, um den Boden für den Kiesgarten aufzubereiten (-> >), beeinflusst die Gesteinswahl die Wachstumsbedingungen weitaus stärker. Die meisten Kiesgartenpflanzen stammen aus Regionen mit kalkhaltigen Böden. Sie fühlen sich auf basischen bis neutralen Böden (pH 6,5–8) wohl. Für solche Pflanzen eignet sich Kies oder Splitt aus Kalkgestein. Für saure Böden liebende Arten wie Flügel-Ginster (Genista sagittalis) oder Pechnelke (Lychnis viscaria) wählen Sie besser Materialien wie Granit oder Gneis.
Ein ansprechendes Farbenspiel: himmelblau blühender Lein und rötlich bunter Kies. Setzt man solche auffälligen Kombinationen mit Bedacht ein, können sie zum reizvollen Blickpunkt werden.
Wie viele andere Kiesgartenpflanzen fühlen sich Elfendistel, Edeldistel, Federgräser und Kugel-Lauch auf kalkhaltigen Böden wohl.
Liaison von Silber und Blautönen
Alle Theorie ist grau – oder eben eintönig! Wird von einer »grauen Maus« gesprochen, ist keine schillernde Persönlichkeit zu erwarten. Und um das Image »grauer Städte« ist es auch nicht zum Besten bestellt. Grau gilt eben allgemein als etwas langweilig, bieder und verstaubt. Silber dagegen wirkt edel. In genau diesem Spannungsfeld bewegt sich die Verwendung graulaubiger und silberfarbener Pflanzen im Garten. Und die gibt es für den Kiesgarten zuhauf, sind doch zahlreiche Halbsträucher und Stauden durch filzige Behaarung oder weißliche Bereifung besonders gut an die trocken-heißen Bedingungen ihres Lebensumfelds angepasst (-> >). Als neutrale Pflanzenfarben sind sie wichtig und bisweilen unentbehrlich. Sie unterstreichen die Wirkung anderer Farben, bringen das Kolorit der Nachbarn und die eigenen Blütenfarben zum Leuchten. Doch alleine für sich wirkt Grau nur selten spannend. Eine Ausnahme ist die Elfenbeindistel, die sich in der hier vorgestellten Pflanzung fast herrschaftlich gebart. Sie ist eine faszinierende Gestalt, die durch ihre silbernen Hochblätter und ihren eigenwilligen Charakter edel wirkt. Als zweijährige Art lässt sie sich jedoch nicht in ein festes Korsett einer Pflanzung zwängen. Immer für eine Überraschung gut, tritt sie durch Selbstaussaat mal hier, mal dort auf. Wo sie Platz findet, ist sie ein gern gesehener Nachbar. In dieser Pflanzung verhilft sie dem klaren Ultramarinblau der Schmucklilie (Agapanthus) zu Glanz. Die aus Südafrika stammenden Stauden verlangen in kalten Wintern allerdings nach Schutz. Wenn Ihnen das zu aufwendig ist, finden Sie mit Sorten des Sommer-Salbeis (Salvia nemorosa) oder der Duftnessel (Agastache rugosa ‘Blue Fortune’) passende Alternativen. Der Charakter der Komposition würde sich durch deren aufstrebenden Wuchs und die weniger reine Blautönung der Blütenkerzen allerdings etwas verändern. Die Spannung zwischen dem klaren Blau der Schmucklilien und dem Lila des Argentinischen Eisenkrauts (Verbena bonariensis) würde dann durch gedämpftere Tönungen ersetzt, wie sie bereits im Zusammenspiel von Eisenkraut und den im Vordergrund verwendeten Zierlauch-Arten zu sehen sind. Das hochstielige, steif verzweigte Eisenkraut beeindruckt durch einen lang anhaltenden Flor. Es ist ebenfalls kurzlebig, erhält sich jedoch in warmen Regionen auf durchlässigem Untergrund durch Selbstsaussaat. Wenn Sie in Ihrem Garten ein ähnliches Bild über eine längere Zeit erhalten wollen, sollten Sie Sämlinge belassen oder sogar an die gewünschte Stelle verpflanzen. Ist Ihnen das zu mühsam, wird sich das Bild dieser Komposition immer wieder wandeln. Doch langlebige Pflanzen wie die Palmlilien (Yucca filamentosa) geben als Fixpunkte der Pflanzung stets Halt und Struktur.
Pflanzliste |
||
1 |
3 |
Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) |
2 |
3 |
Schmucklilie (Agapanthus ‘Isis’) |
3 |
1 |
Palmlilie (Yucca filamentosa) |
4 |
7 |
Argentinisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) |
5 |
1 |
Purpur-Fetthenne (Sedum ‘Purple Emperor’) |
6 |
8 |
Purpurkugel-Lauch (Allium sphaerocephalum) |
7 |
1 |
Kandelaber-Königskerze (Verbascum olympicum) |
Ein dezenter Hintergrund
Die Wirkung der blauen Blüten der Schmucklilien und des lilafarbenen Schleiers des Argentinischen Eisenkrauts wird auf raffinierte Weise gesteigert. Denn im Hintergrund der Pflanzung sind dezent und nahezu subtil gelblaubige Koniferen und eine gelb blühende Kandelaber-Königskerze eingefügt. Sie fallen kaum auf, doch ihr stark kontrastierendes Gelb verstärkt die Wirkung des kühlen Blaus und lilafarbenen Blütenreigens.
Das ist kein Zufall. Selbst in monochromen Gärten werden von erfahrenen Planern häufig Pflanzen eingefügt, deren Laub- oder Blütenfarben einen Komplementärkontrast zu der Blütenfarbe des Gesamtensembles bilden. So finden sich in einfarbig gelben Gärten oftmals einige blaulaubige und in blauen Gärten bisweilen gelblaubige Gehölze oder Stauden.
Das Spiel mit Formen
Straff aufrechte Königskerzen bilden markante grafische Effekte.
Farbe und Form sind die wichtigsten Gestaltungsmittel im Garten. Der bewusste Einsatz von Formen ist dabei nicht weniger wichtig – auch wenn es stets verlockend ist, dem brillanten Feuerwerk der Farben den Vorzug zu geben. Meist jedoch sind die Umrisse und Linien der Pflanzen beständiger als die schillernden, aber kurzen Auftritte der Blüten. Doch auch der Habitus der Pflanze stellt übers Jahr hinweg keine unveränderliche Größe dar. Gerade Stauden und Gräser – mehr noch Zwiebel- und Knollenpflanzen – unterliegen durch ihr Wachstum übers Jahr einem starken Wandel. Aus bodennahen oder im Boden liegenden Knospen wachsen sie aufrecht in die Höhe, bevor sich ihre Blätter und Halme bisweilen kaskadenartig überneigen. Dennoch bestimmt die Wuchsform der ausgewachsenen Pflanze wesentlich ihren Charakter.
Grundsätzlich sind struktur- und texturbetonte Arten (-> >) zu unterscheiden. Während Letztgenannte einen dichten Mantel aus Blättern oder Blüten offerieren, der kaum noch eine Gliederung des Pflanzenkörpers erkennen lässt, wirken strukturbetonte Pflanzen transparenter und lassen, wie Palmlilien, Edeldistel oder Bart-Iris, einen klaren Aufbau sichtbar werden. Es sind mitunter ausdrucksstarke und auffällige Gestalten, die eine deutliche Wuchsrichtung aufweisen oder ein bizarres Erscheinungsbild wie Eselsdistel oder Meerkohl zeigen. Gerade im Spätherbst und Winter, wenn die Blüten längst vergangen und das Grün der Blätter und Stängel zu einem kargen Braun oder aschfarbenen Grau gereift sind, treten Strukturen in den Vordergrund. Raureif oder eine leichte Schneedecke unterstützen die grafischen Effekte. Edeldisteln, Brandkraut, Dost und selbst die feinen Linien der Steppengräser malen dann bezaubernde Bilder.
Die Kombination unterschiedlicher Wuchsformen birgt Spannung: Die emporstrebenden Horste der Palmlilien werden durch Teppiche aus Thymian und Mauerpfeffer in ihrer Wirkung gesteigert.
Vielfältige Figuren
Die aufstrebenden Wuchsformen von Schwertlilien, Königskerzen, Fackellilien oder Steppenkerzen wirken dynamisch. Sie führen den Blick in die Vertikale, und je höher sie emporschießen, desto auffälliger gebärden sie sich. Überaus schwungvoll und ohne eine Richtung zu bevorzugen, erscheinen dagegen die zahlreichen schopfartig wachsenden Gräser des Kiesgartens. Rundliche Silhouetten wenig gegliederter Stauden, wie Zwergiger Silber-Beifuß, Blut-Storchschnabel oder Schleierkraut, haben eine sehr viel statischere Wirkung. Flache Teppiche niedrigwüchsiger Stauden wie Thymian, Hornkraut oder Mauerpfeffer vermitteln wiederum Bodenhaftung und Ausgeglichenheit. Durch ihren horizontalen Wuchs erzeugen sie Weite im Garten.
In Ihrem Kiesgarten können Sie daher durch ein abwechslungsreiches Miteinander verschiedener Formen lebhafte Bilder erzeugen. Geradezu herausfordernd wirkt es, wenn Junkerlilien aus einer dichten Matte aus Woll-Ziest emporragen. Die rhythmische Wiederholung derart belebender Kontraste über die gesamte Fläche hinweg hat einen hohen Wiedererkennungswert und verknüpft die Pflanzung zu einem einheitlichen Ganzen.
Zu hart empfundene Gegensätze können Sie durch vermittelnde rundliche Wuchsformen besänftigen. Auch transparent wirkende, mit lockeren Blütenschleiern schmückende Stauden wie Kleinblütige Bergminze oder Tatarenschleier sind ausgezeichnete Mittler zwischen den Extremen.
Wenn Sie Ihren Kiesgarten weniger akzentuiert gestalten wollen, sollten Sie auf Pflanzen mit gleichartigen oder ähnlichen Umrissen zurückgreifen. Speziell auf größeren Flächen besteht jedoch die Gefahr, dass eine solche Pflanzung leicht monoton wirkt, wenn nicht Höhenanordnung, Farbgebung und Texturspiel abwechslungsreiche Aspekte erbringen.
Kontrast auf allen Ebenen
Die zahlreichen Facetten von Gartenpflanzen finden sich in vielen Details. So ist es reizvoll, mit unterschiedlichen Formen von Blüten und Blütenständen oder Blättern zu spielen. Das Prinzip bleibt das Gleiche: Abwechslung und Spannung entstehen durch Gegensätze. Die Kombination von Hain-Salbei und Gold-Garben wirkt nicht nur wegen des Farbkontrasts überzeugend, sondern auch aufgrund des Wechselspiels schlanker Blütenkerzen mit breiten Blütenschirmen. Der Gegensatz der Formen steigert die Wirkung des Kontrasts der Komplementärfarben – diese Kombination bleibt weit über die Blütezeit hinaus ansprechend. Und eine Partnerschaft aus doldenförmigen Fruchtständen der Großen Fetthenne mit Kandelabern von Königskerzen vermag im Kiesgarten sogar den ganzen Winter über zu gefallen.