Die Ernährung eines Säuglings lässt sich in drei Abschnitte einteilen: In den ersten 4 bis 6 Monaten braucht er nichts außer Muttermilch beziehungsweise Säuglingsanfangsnahrung. Gegen Ende des 1. Lebenshalbjahrs reicht die Milch alleine nicht mehr aus, um seinen steigenden Energie- und Nährstoffbedarf vollständig zu decken. Zum einen verdoppeln Kinder ihr Geburtsgewicht innerhalb der ersten 5 Monate und verdreifachen es bis zum Ende des 1. Lebensjahres, zum anderen sind sie mehr in Bewegung. Nun ist es an der Zeit, das Baby an Brei vom Löffel zu gewöhnen. Zu Beginn der Beikosteinführung reichen kleine Mengen an fein püriertem Essen aus, die Schritt für Schritt erhöht werden. Gegen Ende des 1. Lebensjahrs erfolgt dann der langsame Übergang zum Familienessen. Die Babykost soll dabei auf den Bedarf des Kindes an Energie und Nährstoffen abgestimmt sein.
Muttermilch ist die perfekte Nahrung von Geburt an. Sie ist immer verfügbar, richtig temperiert und dem tatsächlichen Bedarf an Energie und Nährstoffen angepasst. Falls nicht gestillt werden kann, bietet die Säuglingsanfangsnahrung (Pre-Nahrung) die notwendigen Nährstoffe. Sie ist der Muttermilch am ähnlichsten und so zusammengesetzt, dass sie den Bedarf des Babys in den ersten 4 bis 6 Monaten vollständig deckt und als alleinige Nahrung verwendet werden kann. Wenn das Baby mindestens 6 Monate alt ist und schon Beikost bekommt, besteht die Möglichkeit, auf Folgemilch (2er- oder 3er-Nahrung) umzustellen. Dieser Schritt ist aber nicht notwendig, wenn Ihr Kind mit der Pre-Nahrung gut zurecht kommt. Dann sollten Sie diese bis zum Ende des Flaschenalters füttern.
Frühestens ab dem 5., spätestens ab dem 7. Lebensmonat, also im Zeitraum von der 17. bis zur 26. Lebenswoche, wird empfohlen, mit Beikost zu beginnen. Mit dem Begriff Beikost sind alle Lebensmittel und Flüssigkeiten außer Muttermilch, Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung gemeint, die ein Säugling während des 1. Lebensjahres erhält. Das Verdauungssystem und die Nieren sind nun soweit ausgebildet, um diese Kost zu verarbeiten. Muttermilch beziehungsweise Säuglingsmilch bleibt aber weiterhin noch eine wichtige Nährstoffquelle. Denn der Übergang von flüssiger Milchnahrung erfolgt in kleinen Schritten: Einzelne Milchmahlzeiten werden nacheinander durch verschiedene Breimahlzeiten ersetzt.
Der richtige Zeitpunkt für die erste Breimahlzeit. Jedes Kind is(s)t anders. Der Zeitpunkt für die Einführung von Beikost ist stark von der individuellen Entwicklung des Babys abhängig. Wann Ihr Kind schlussendlich soweit ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen, können Sie als Eltern am besten beurteilen. Beobachten Sie Ihr Kind im täglichen Tagesablauf. Zeigt Ihr Baby mehrere der folgenden Eigenschaften, können Sie mit der Beikost starten:
•
Ihr Baby zeigt Interesse, wenn Sie Ihre Mahlzeit einnehmen.
•
Ihr Kleines hat genügend Kraft, um mit wenig Hilfe aufrecht zu sitzen und den Kopf ohne Hilfe zu halten.
•
Es kommen die ersten Zähne (jedoch nicht unbedingt notwendig), der Saugreflex lässt nach.
•
Ihr Baby beginnt, sich alles in den Mund zu stecken und versucht sich selbst etwas vom Tisch zu nehmen.
•
Es öffnet den Mund und spitzt die Lippen.
•
Die Nahrung wird nicht mehr ausgespuckt.
Falls Sie das Gefühl bekommen, Sie hätten zu früh begonnen und Ihr Kind isst sehr zögerlich, so setzen Sie ein paar Tage aus und beginnen erst nach einer Woche wieder. Sie werden merken, das Essen wird dadurch gleich wieder interessanter.
Morgens, mittags oder abends? Der Zeitpunkt für die erste Breimahlzeit ist Ihnen als Eltern selbst überlassen. Wählen Sie die Tageszeit aus, die für Sie im Familienalltag am passendsten ist. Erfahrungsgemäß eignet sich die Mittagsmahlzeit am besten. So hat das Baby am Nachmittag Zeit, sich an die neuen Lebensmittel zu gewöhnen. Denn der Brei ist für den kleinen Körper noch ungewohnt.
Bieten Sie Ihrem Kind bereits in den ersten Beikostmonaten eine gesunde Vielfalt an Speisen an. Gewöhnen Babys sich frühzeitig an verschiedene Geschmacksrichtungen und an gesunde Lebensmittel, können sie diese auch später besser akzeptieren.
Der Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei als erste komplette Beikostmahlzeit bietet viele Möglichkeiten zur Abwechslung. Nachdem sich Ihr Baby gut an das Essen vom Löffel gewöhnt hat und die Mahlzeit stufenweise eingeführt wurde, können Sie täglich für Vielfalt auf dem Löffel sorgen: sei es in der Auswahl der Gemüsearten, dem Fleisch oder den stärkehaltigen Beilagen (siehe hier).
Bleiben Sie auch bei zunächst abgelehnten Zutaten am Ball. In der Regel muss man einem Kind 10 bis 16 Mal ein neues Lebensmittel anbieten, bis es sich daran gewöhnt hat und es akzeptiert. Bieten Sie den Brei einfach immer wieder an, aber zwingen Sie Ihr Baby nicht ihn zu essen.
Für die Einführung und Zusammensetzung der Breimahlzeiten hat sich das Schema des Ernährungsplans für das 1. Lebensjahr (siehe Abbildung) bewährt. Hier wird in etwa monatlichen Abständen jeweils eine Milchmahlzeit durch eine Beikostmahlzeit ersetzt. Doch die hier angegebenen Zeitpunkte für die Einführung neuer Mahlzeiten sind nicht als fixe Altersangaben zu verstehen, sondern als Orientierungswerte, die Spielraum zur Berücksichtigung der individuellen kindlichen Entwicklung lassen.
Die Beikostempfehlungen gelten sowohl für gestillte als auch nicht gestillte Kinder, die stoffwechselgesund und reif geboren sind. Für Frühgeborene, Kinder mit einer Allergie oder anderen Erkrankung gilt: Sie können mit der Beikost beginnen, sollten aber auf jeden Fall im Gespräch mit dem Kinderarzt bleiben. Ein späterer Start in die Beikost ist allerdings nicht sinnvoll.
Den Anfang macht ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei am Mittag. Nach und nach folgen dann der Milch-Getreide-Brei am Abend und der Getreide-Obst-Brei am Nachmittag. Gegen Ende des 1. Lebensjahrs erfolgt der Übergang zur Familienkost.
Den Anfang macht ein Gemüse-Kartoffel- Fleisch-Brei am Mittag. Etwa einen Monat später ersetzt dann ein Milch-Getreide-Brei die Milchmahlzeit am Abend. Wieder einen Monat später kommt ein Getreide-Obst-Brei am Nachmittag dazu. Gegen Ende des 1. Lebensjahrs erfolgt der Übergang zur Familienkost. Allmählich wird der Mittagsbrei durch das warme Essen der Familie ersetzt. Statt der Milchmahlzeit am Morgen gibt es jetzt Brot mit etwas Obst oder Rohkost. Der Getreide-Obst-Brei geht nach und nach in zwei Zwischenmahlzeiten über, die klassischerweise vormittags und nachmittags gegeben werden. Diese Mahlzeiten sollten aus einer Getreidekomponente, wie Brot oder Vollkornkeks, und Obst bestehen. Wenn Ihr Kleines schon kauen kann, geht auch Gemüserohkost.
Der Weg zur ersten vollständigen Breimahlzeit (Mittagsbrei)
Gemüsebrei | Gemüse-Kartoffel-Brei | Gemüse-Kartoffel- Fleisch-Brei |
---|---|---|
Anfangs 2 bis 3 Löffelchen fein püriertes Gemüse, langsame Steigerung auf 50 bis 100 g Gemüse pro Mahlzeit | 100 g Gemüse 50 g Kartoffel 10 g Rapsöl |
100 g Gemüse 50 g Kartoffel 25 bis 30 g Fleisch 10 g Rapsöl, nach Bedarf Wasser |
Dauer: 1 bis 2 Wochen | Dauer: 1 bis 2 Wochen |
Gestartet wird mit 2 bis 3 Löffelchen fein püriertem Gemüse. Traditionell wird hierzulande mit Karotte begonnen. Sie hat sich seit Jahrzehnten in der Säuglingsernährung bewährt, ist gut bekömmlich, mild im Geschmack und wird von Babys wegen des leicht süßlichen Geschmacks gut angenommen. Denn der Mensch hat eine angeborene Vorliebe für süße Speisen. Weitere süß schmeckende Gemüsearten sind Kürbis und Pastinaken. Hier liegt die Akzeptanz, sich der neuen Konsistenz und dem Füttern vom Löffel zu öffnen, meist am höchsten.
Nach dem Gemüse bekommt Ihr Baby wie gewohnt Milch, bis es satt ist. Akzeptiert Ihr Kind den Brei gut, steigern Sie die Gemüsemenge täglich um ein paar Löffelchen. Wenn Ihr Kind 8 bis 10 Löffelchen isst, können Sie die Milchmahlzeit danach weglassen. Falls Ihr Baby das Gemüse nicht sofort akzeptiert, haben Sie Geduld. Versuchen Sie es über mehrere Tage immer wieder. Ihr Kind muss sich erst an den Löffel und den neuen Geschmack gewöhnen.
Nach 1 bis 2 Wochen wird der Gemüsebrei mit einer Stärkezutat erweitert. Hier können die Mengen bereits etwas größer gewählt werden (100 Gramm Gemüse plus 50 Gramm Kartoffel). Hat sich Ihr Baby auch daran gewöhnt – das dauert in der Regel wiederum etwa 1 bis 2 Wochen – können Sie zum Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei (Mittagsbrei) übergehen. Dieser setzt sich aus vier Zutaten zusammen:
Gemüse: Die Auswahl ist groß. Variieren Sie und bieten Sie Ihrem Kleinen eine große Vielfalt an Gemüsearten an. Neben den typischen Arten wie Karotte oder Pastinake eignen sich auch Zucchini, Blumenkohl, Brokkoli sowie Fenchel, Spinat, Kohlrabi oder Paprika.
Stärkehaltige Zutat: Klassischerweise startet man mit Kartoffeln. Stattdessen können auch andere stärkehaltige Zutaten wie Reis, Hirse, Couscous, Nudeln oder Süßkartoffel verwendet werden. Glutenhaltiges Getreide muss nicht gemieden werden, sollte aber zunächst nur in kleinen Mengen gegeben werden (siehe hier).
Fleisch/Eiweißhaltige Zutat: Verwenden Sie magere Teilstücke. Rindfleisch liefert besonders viel Eisen und Zink, aber auch Kalb, Schwein, Lamm oder Geflügelfleisch eignen sich. Alternativ können Sie einmal pro Woche fettreichen Fisch, wie Lachs, Forelle und Saibling, geben. Desweitern kann einmal wöchentlich ein kleines Ei oder zweimal wöchentlich 85 Gramm gekochte Hülsenfrüchte wie Linsen oder Bohnen anstelle des Fleisches verwendet werden.
Fett: Rapsöl eignet sich aufgrund seiner ausgewogenen Fettsäurenzusammensetzung besonders gut. Auch Lein-, Walnuss-, Soja-, Weizenkeim- oder Olivenöl kann verwendet werden.
Hat sich Ihr Kind an den Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei gewöhnt, kann eine weitere Milchmahlzeit durch Brei ersetzt werden. Anstelle der abendlichen Milchmahlzeit wird nun einen Milch-Getreide-Brei gegeben. Dieser besteht aus drei Zutaten:
Milch: Es eignet sich Vollmilch mit 3,5 % Fett. Ob pasteurisierte Milch oder H-Milch ist dabei egal, nur Rohmilch ist nicht für Säuglinge geeignet. Der Fettgehalt ist besonders wichtig, da der Bedarf an Fett im 1. Lebensjahr besonders hoch ist. Alternativ kann auch Säuglingsanfangsnahrung verwendet werden. Liegt das Alter des Kindes unter 6 Monaten, kann zunächst anstelle von Milch auch Wasser verwendet werden.
Rezept für den Milch-Getreide-Brei
Zutaten
200 g Vollmilch oder Säuglingsanfangsnahrung
20 g Getreide(flocken) wie Hafer, Dinkel, Weizen, Hirse, Kamut, Emmer oder Einkorn
20 g Obst der Saison wie Kirschen, Pflaumen
Getreide: Verwenden Sie möglichst Vollkornprodukte. Empfehlenswert sind Flocken und Grieß aus Hafer, Dinkel, Weizen oder Hirse. Auch Kamut, Emmer oder Einkorn können zum Einsatz kommen.
Obst: Wählen Sie am besten frisches Obst der Saison wie z. B. Äpfel, Birnen, Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche.
Zu Beginn sind jeweils eine Getreideart und eine Obstart völlig ausreichend. Später können Sie mehrere Getreide- und Obstarten mischen.
Etwa 2 bis 4 Wochen später wird die nächste Milchmahlzeit durch einen milchfreien Getreide-Obst-Brei ersetzt. Die Nachmittagsmahlzeit enthält nicht nur besonders viele Vitamine, sondern ist auch eiweißarm. Dadurch ergänzt sie die beiden eiweißreichen Breie (Mittags- und Abendbrei) optimal. Der Getreide-Obst-Brei besteht aus drei Zutaten:
Getreide: Hier eignen sich wie beim Milch- Getreide-Brei besonders Flocken oder Grieß, bevorzugt als Vollkornvariante.
Obst: Wie schon beim Milch-Getreide-Brei sollte hier möglichst Obst der Saison verwendet werden, z. B. Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen oder Erdbeeren.
Optional Zugabe von Fett: Vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund wird zusätzlich noch eine Fettkomponente empfohlen. Hier eignen sich Raps-, Soja-, Lein-, Walnuss-, Oliven- oder Weizenkeimöl.
Rezept für den Getreide-Obst-Brei
Zutaten
90 g Wasser
20 g Getreide(-flocken) wie Hafer oder Hirse
100 g Obst der Saison wie Äpfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche oder Erdbeeren
5 g Öl wie Raps-, Lein-, Walnuss-, Soja-, Weizenkeim- oder Olivenöl (optional)
Hat sich Ihr Kind bereits mit den ersten Zähnchen geplagt, so kann es langsam in Richtung Kauen und Beißen gehen. Kochen Sie anfänglich Gemüse weich und geben Sie es Ihrem Kind in die Hand. Auch Obst und Gebäck können die Kleinen sehr schnell im Mund zerdrücken. Gerne nehmen die Babys Nudeln oder Kartoffelstücke in die Hand.
Beim Kauen und Schlucken trainiert Ihr Baby die koordinierten Bewegungen des Kauapparates und der Zunge sowie der Muskulatur und macht sich dabei fit für das Sprechenlernen. Und Fingerfood erleichtert auch den Übergang zur Familienkost.
Etwa ab dem 10. Monat geht die spezielle Säuglingsernährung allmählich in das übliche Familienessen über. Aus den etwa gleich großen Breimahlzeiten und den restlichen Milchmahlzeiten werden nun drei größere Hauptmahlzeiten – Frühstück, Mittagessen und Abendessen – und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten.
Setzen Sie deshalb Ihren Sprössling immer zu den Mahlzeiten mit an den Tisch. Bieten Sie ihm eine kindgerechte Variante des Familienessens an. Bei Spaghetti bolognese zweigen Sie beispielsweise eine noch ungewürzte Portion der Sauce für Ihr Kleines ab, die Sie über seine Nudeln geben. Kräuter wie Petersilie, Basilikum, Oregano können beigemengt werden.
Doch auch hier kommt es wieder darauf an wie weit Ihr Kind schon ist. Manche Kinder sind besonders neugierig und möchten ganz schnell das Gleiche wie die Eltern oder die Geschwister essen. Andere sind eher kaufaul und beäugen neue Lebensmittel und Speisen skeptisch. Dann geben Sie Ihrem Kind noch ein wenig länger seinen Brei und seine Milch. Bieten Sie ihm einfach immer mal wieder etwas vom Familienessen an.