Der am 25.5.1973 geborene Karsten Brandt fing schon als Kind an, sich für das Wetter zu interessieren. Besonders reizte ihn, das Wetter von morgen selber vorherzusagen–also mehr zu wissen als andere. Insbesondere den Mädchen konnte man so imponieren. Es folgte der Aufbau einer eigenen Wetterstation mit 12 Jahren. Mit den an der Station gewonnenen Daten nahm er mehrfach erfolgreich bei „Schüler experimentieren“ und „Jugend forscht“ teil. Noch während der Schulzeit verkaufte er Wetterberichte für Radiosender, Zeitungen und Winterdienste.
1996 gründete er den Internetwetterdienst www.donnerwetter.de–es war einer der ersten privaten Internetwetterdienste Deutschlands. Karsten Brandt hat mehrere Studienabschlüsse erworben. 2001 wurde er an der Fernuniversität Hagen Diplom-Kaufmann, 2004 folgte ein Abschluss in Geschichte und Politik und 2007 promovierte er in Klimatologie an der Uni Essen. Derzeit ist er als Geschäftsführer für Donnerwetter.de tätig, berät Unternehmen in Klimafragen und arbeitet ehrenamtlich als Handelsrichter am Landgericht Bonn.
Warum Bauernregeln oft mehr können als die moderne langfristige Wettervorherssage
Auch die moderne Meteorologie befasst sich immer wieder mit dem Problem der langfristigen Vorhersage. Statistische Verfahren, die viele Millionen Daten aus der Atmosphäre und den Meeren verarbeiten, bilden bis heute die Grundlage der meisten modernen Vorhersagen. So spielen die Wassertemperaturen des Indischen Ozeans bei der Stärke des Monsuns in Indien und Pakistan eine große Rolle. Wenige Zehntel höhere Wassertemperaturen im Indischen Ozean verursachen deutlich stärkere Monsunniederschläge am Rande des Himalaya.
Für Europa ist der Golfstrom entscheidend. Ist der Golfstrom etwas schwächer, wird also weniger Wärme nach Nordosten transportiert, bilden sich auch das Tief über Island und des Hoch über den Azoren schwächer aus. Der milde Westwind ist schwächer. Besonders die Winter in Europa werden dann kälter. Ist der Golfstrom stärker, werden auch die Westwinde stärker wehen. Es ist im Winter milder und es regnet häufiger. Auch die Hochwassergefahr an den großen Flüssen in Mitteleuropa ist dann größer.
Da die Datengrundlage und die Rechnerausstattung heute hervorragend sind, kann man mit Hilfe von Statistiken recht erfolgreich Vorhersagen erstellen. Vorhersagen für die nächsten drei bis vier Monate sind möglich. Die Erfolgswahrscheinlichkeiten schwanken je nach Jahreszeit zwischen 55 % und 78 % bei der Analyse, ob es zu feucht, zu trocken, zu warm oder zu kalt wird. Eine Vorhersage für einen konkreten Tag in drei oder vier Wochen ist aber unmöglich.
Es ist zu vermuten, dass es Tagesvorhersagen auch in absehbarer Zukunft nicht geben wird. Es wird immer wieder Grenzen der Vorhersagbarkeit geben, was an Fehlern im Anfangszustand liegt. Beim Start der Berechnung sorgen kleine Fehler für letztendlich falsche Vorhersagen nach ein paar Tagen. Nur weil ein Tief vielleicht 20 km weiter nördlich angenommen wird, als es tatsächlich liegt, ist die Wetterlage eine Woche später ganz anders. Dies wird auch in Zukunft nicht ganz zu vermeiden sein. Andererseits wird das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Ozean, Troposphäre (Wetterschicht bis zu 15 km Höhe) und Stratosphäre (Wetterschicht in 15 bis 50 km Höhe) wachsen. Auch die Rolle der Sonnenaktivität wird besser verstanden werden. Vermutlich werden Jahreszeitvorhersagen in Europa noch in diesem Jahrhundert zum Standard werden. Wie der Sommer wird, ob nasskalt oder heiß, wird man in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vorher wissen.
Bauernregeln haben in ganz vielen Fällen eine erhebliche Trefferquote. Anhand der Wetterregeln können Sie bei genauer Beobachtung des Himmels eigene Prognosen über die kurzfristige Wetterentwicklung anstellen. Aussagen im Zeitraum über zwei bis zehn Tage machen die meisten Bauernregeln nicht, da die Himmelszeichen dafür nicht eindeutig genug sind. Da helfen die modernen Computerprogramme. Bei den langfristigen Vorhersagen sind die Bauernregeln jedoch mehr oder weniger konkurrenzlos.