Ein Hund zeigt grundsätzlich solche Verhaltensweisen gern, die sich in irgendeiner Weise für ihn lohnen. Damit der Hund möglichst hoch motiviert ist, muss der Clicker eine außerordentlich reizvolle Belohnung versprechen. Nur dann wird er zum entsprechend wirksamen sekundären Verstärker. Was aber nun »reizvoll« ist, kann von Hund zu Hund sehr verschieden sein. Sind für den einen schon normale Trockenfutterpellets echte Highlights, hat ein anderer dafür nur einen müden Blick übrig, ist aber für ein Käsestückchen durchaus zu allen Schandtaten bereit.
Bevor man mit dem Hund arbeitet, sollten Sie testen, was für ihn die ultimative Belohnung ist. In der ersten Zeit ist Futter am sinnvollsten, es ist einfach und praktisch und in jeder Situation zu verwenden.
Zudem ist der Hund auch nach dem Belohnen bei Ihnen und unter Kontrolle. Futter ist für die meisten Hunde der wirksamste primäre Verstärker. Ist das Gelernte gefestigter und »steht« der Vierbeiner durchaus auf andere Dinge, dann kann die Belohnung zwischendurch mal anders ausfallen. So kann auch ein anschließend geworfener Ball eine reizvolle Belohnung nach dem Click sein. Tobt der Hund gern mit Artgenossen, kann auch das ausgelassene Spiel eine Belohnung sein, nachdem der Vierbeiner zum Beispiel längere Zeit Blickkontakt zu Ihnen gehalten hat, obwohl die anderen Hunde in Sichtweite sind.
Aber ganz gleich, was Sie Ihrem Vierbeiner als Belohnung nach dem Click anbieten – für ihn muss es etwas ganz Tolles sein. Noch etwas gilt es zu beachten: Bei der Arbeit mit Futter sollte Ihr Vierbeiner immer einen gewissen Hungerpegel haben.
Ziehen Sie also die Leckerchen von seiner Tagesration ab, und arbeiten Sie am besten vor der Fütterung, nie direkt danach, mit ihm.
Jede Übung wird ohne Ablenkung trainiert, bis der Hund das Verhalten gezielt von selbst anbietet.
Zeigt er das eine Zeit lang zuverlässig von selbst, steigt die Ablenkung, und die Umgebung kann wechseln.
Bevor es nun richtig losgeht, steht die Konditionierung auf den Clicker auf dem Programm. Denn nur, wenn der Vierbeiner die Bedeutung des Clickers erlernt hat, stellt sich der gewünschte Effekt ein.
Bereiten Sie zunächst alles vor. Sie brauchen eine ruhige, bekannte Umgebung, am besten innerhalb der Wohnung. Außerdem eine Portion kleiner, weicherer Häppchen, die der Hund möglichst nicht kauen muss. Denn sonst wird der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Click und dem Schlucken der Belohnung zu lang.
Die Leckerchen legen Sie entweder auf einen Tisch oder Sie haben sie in der Tasche. Auf jeden Fall sollten Sie sie rasch in die Hand nehmen können.
In der anderen Hand halten Sie den Clicker. Der hungrige Hund ist unmittelbar in Ihrer Nähe. Gegebenenfalls nehmen Sie ihn an die Leine. Und dann geht es los! Clicken Sie und geben Sie dem Hund anschließend sofort ein Leckerchen. Dann clicken Sie wieder, und erneut gibt es zeitnah das Häppchen. Das wiederholen Sie ca. 10- bis 15-mal, insgesamt nur wenige Minuten lang. Dann folgt eine Pause, sonst wird es langweilig.
Wenn die erste Trainingseinheit zum Beispiel am Vormittag war, wiederholen Sie das Ganze am Nachmittag. Meist reicht das, und der Hund hat verstanden, dass der Click einen Happen ankündigt.
Sie können es ausprobieren, indem Sie clicken, während der Hund gerade mal wegschaut. Schaut er Sie jetzt erwartungsvoll an, hat er verstanden, worum es geht. Sie werden rasch merken, dass Ihr Hund sofort aufmerksam und motiviert zur Stelle ist, sobald Sie den Clicker hervorholen.
Erst wenn eine Übung an verschiedenen Orten und unter Ablenkung klappt, sollten Sie das dazugehörige Signal einführen.
› Geben Sie dem Hund wirklich nach jedem Click ein Leckerchen, also kein Click ohne Leckerchen. Clicken Sie immer, bevor Sie es geben, nicht etwa erst danach.
› Während der zweiten Trainingseinheit dehnen Sie die Zeit zwischen Click und Leckerchen nach und nach auf mehrere Sekunden aus. Denn bei manchen Übungen ist der Hund, wie schon erwähnt, nicht unmittelbar in Ihrer Nähe, wird aber durch den Click schon belohnt. Das Leckerchen folgt also zeitversetzt.
› Greifen Sie erst nach dem Clicken zum Leckerchen, nicht schon davor. Sonst konditionieren Sie den Hund womöglich auf Ihre Handbewegung in Richtung Leckerchen. Das sollte nicht passieren.
› Im Lauf der zweiten Trainingseinheit können Sie die Leckerchen bereits weiter entfernt deponieren. Sie stehen beispielsweise mitten im Zimmer, die Happen liegen ein bis zwei Meter entfernt auf dem Tisch. Der Vierbeiner soll sich auf Sie konzentrieren, nicht auf die Belohnungshappen.
› Ob der Hund sitzt, liegt oder steht, wenn Sie ihn auf den Clicker konditionieren, ist unerheblich. Es ist sogar günstig, wenn er nicht immer in derselben Position ist, weil sonst diese mitkonditioniert wird. Der Vierbeiner soll aber nur »Click – Leckerchen« verknüpfen. Auch Sie sollten daher Ihre Position wechseln, damit Ihr Vierbeiner die Übung nicht mit einer bestimmten Stelle verknüpft. Gehen Sie während der Trainingseinheit zum Beispiel einmal in eine andere Ecke des Raumes oder auch in ein anderes Zimmer.
› Sind Sie sich nicht sicher, ob das Clickgeräusch anfangs eventuell etwas zu laut für Ihren Hund ist, dann dämpfen Sie es etwas. Betätigen Sie den Clicker beispielsweise hinter Ihrem Rücken oder in der Hosen- oder Jackentasche. Bleibt der Hund entspannt, clicken Sie allmählich ohne »Dämpfung«.
Die Konditionierung kann beginnen! Betätigen Sie den Clicker jetzt zum ersten Mal.
Hundetraining braucht System, ob nun mit oder ohne Clicker. Ein systematischer Aufbau macht es dem Hund leicht zu verstehen, was Sie von ihm möchten, und schützt vor Überforderung. Außerdem festigt sich das Gelernte dann auf jeder Schwierigkeitsstufe zuverlässig.
Zu rasches Vorgehen verunsichert den Hund leicht, und das Gelernte sitzt nicht wirklich. Das Ziel ist letztlich, dass Ihr Vierbeiner nach entsprechendem Training die Übung dann ausführt, wenn Sie es möchten und ihm ein entsprechendes Signal, also ein Kommando, geben. Bevor Sie mit einer konkreten Übung beginnen, müssen Sie den Hund bereits, wie auf > beschrieben, auf den Clicker konditioniert haben.
Die Übung zerlegen Eine komplexe Übung wird zunächst in einzelne Schritte zerlegt und etappenweise aufgebaut. Nehmen wir als Beispiel das Antippen eines in die Erde gesteckten Stabs mit der Nase in mehreren Metern Entfernung von Ihnen.
› Man beginnt mit dem einfachen Anstupsen des Stabs, wenn Sie diesen in der Hand halten.
› Dann wird die Position des Stabs leicht verändert, sodass der Hund gezielt hingehen muss.
› Jetzt wird die Entfernung erhöht.
Da solche komplexen Übungen besonders für den Einstieg nicht ganz einfach sind, sucht man sich für den Anfang besser etwas Einfacheres aus, beispielsweise nur das Anstupsen der Stabspitze oder etwa das Aufnehmen des Blickkontakts zu Ihnen. Je weniger Einzelschritte, umso übersichtlicher ist das Üben zunächst für Sie und auch für den Hund.
Warten Haben Sie sich für eine Übung entschieden, kommt es darauf an, dass der Hund das erwünschte Verhalten oder den Ansatz dazu von sich aus zeigt. Er soll möglichst selbst herausfinden, was er tun muss, um das verheißungsvolle »Click« zu hören.
Sie haben schon Leckerchen vorbereitet und halten den Clicker in der Hand. Ihr Hund wird vermutlich erwartungsvoll ankommen und Verschiedenes ausprobieren. Er stupst Sie vielleicht an, fordert Sie zum Spielen auf oder legt sich hin. Sie tun einfach nichts. Irgendwann, bleiben wir beim Beispiel Blickkontakt, schaut der Hund Sie kurz an – Click, und er darf sich sein Leckerchen abholen.
Manchen Hunden sieht man jetzt förmlich an, wie es in ihrem Kopf »rattert«, um darauf zu kommen, wofür sie die Belohnung bekommen haben.
Für Sie heißt es lediglich weiter warten und beobachten. Zeigt Ihr Vierbeiner das Verhalten wieder – Click und Leckerchen.
Erst direkt nach dem Click greifen Sie nach dem Happen. Für die optimale Verknüpfung ist das außerordentlich wichtig.
Geben Sie dem Vierbeiner nun den leckeren Happen. Erst wenn er ihn ganz gefressen hat, folgt die nächste »Click-Leckerchen-Sequenz«.
Rechtzeitig helfen
INTERESSE ERHALTEN Normalerweise soll der Hund beim Clickertraining möglichst vollkommen allein herausfinden, für welches Verhalten es den Click gibt. Der unerfahrene Anfängerhund sollte aber nicht zu lange ohne Erfolg probieren, sonst gibt er eventuell auf. Helfen Sie ihm deshalb anfangs, wenn Sie merken, dass sein Interesse nachlassen könnte.
Für manche Hunde ist ein besonderes Spiel eine reizvollere Belohnung als ein Leckerchen.
Richtig belohnen Damit der Hund herausfindet, was er tun muss, gibt es zunächst jedes Mal, wenn Ihr Vierbeiner das Richtige macht, einen Click. Das ändert sich, sobald Sie merken, dass Ihr Vierbeiner das Verhalten gezielt von selbst zeigt, um belohnt zu werden – aber wirklich erst dann.
Jetzt gibt es nicht mehr für jedes richtige Verhalten den Click, sondern nur ab und zu, also variabel – manchmal beim zweiten Mal, manchmal auch erst später, gelegentlich auch noch nach einem Mal.
Jedoch nicht zu selten, sonst verliert der Vierbeiner das Interesse. Aber eben auch, wenn jedes Mal ein Leckerchen folgt, kann das Interesse mit der Zeit sinken. Macht er etwas besonders gut, gibt’s nach dem Click einen »Jackpot« – eine Handvoll Häppchen oder etwas ganz Besonderes. Variables Belohnen bewirkt, dass die Erwartungshaltung des Hundes hoch bleibt. Das ist ähnlich wie beim Spielautomaten. Es wird immer wieder gespielt, denn irgendwann könnte ja doch ein Gewinn winken.
Anforderungen steigern Sobald die Übung zuverlässig funktioniert und der Hund freudig mitmacht, steigern Sie die Anforderungen. Der Hund bekommt seinen »Click«, wenn er Sie zum Beispiel länger anhaltend anschaut. Wechseln Sie außerdem die Umgebung, damit der Hund die Übung nicht mit einem speziellen Umfeld verknüpft.
Signal einführen Ist Ihnen aufgefallen, dass bisher noch von keinem Hörzeichen die Rede war?
Zunächst hat der Hund selbst herausgefunden, was er tun muss, um eine Belohnung zu bekommen.
Mittlerweile zeigt er das erwünschte Verhalten zuverlässig auf hohem Niveau, also auch unter Ablenkung und in verschiedenen Umgebungen bzw. genau so, wie Sie sich das Endziel vorgestellt haben. Er bietet es aber immer noch rein von sich aus an, um eine Belohnung zu bekommen. Jetzt ist es an der Zeit, ein Hör- oder Sichtzeichen einzuführen, denn genau so wollen Sie die Übung letztlich sehen und abrufen können. Stupst der Hund je nach Übung zum Beispiel den Stab an oder schaut Sie bei der Blickkontaktübung an, dann kommt gleichzeitig, also sobald er damit beginnt, Ihr Hörzeichen (beim Blickkontakt zum Beispiel »Schau!«).
Sagen Sie das Hörzeichen nicht schon lange davor, denn noch weiß er ja nicht, was es bedeutet. Hört er es aber, wenn er gerade die Übung beginnt, kann er es verknüpfen. Erst wenn das nach einigen Wiederholungen geschehen ist, geben Sie zuerst das Hörzeichen, und Ihr Hund wird daraufhin das trainierte Verhalten zeigen.
Gezielt fordern Nun kommt der letzte Schritt. Der Hund wird nur noch dann bestätigt, wenn er das Verhalten auf Ihre Aufforderung hin zeigt. Er wird es wahrscheinlich auch noch von sich aus zeigen, um eine Belohnung zu bekommen. Aber dafür gibt es jetzt nichts mehr. Üben Sie das wieder unter verschiedensten Bedingungen, sodass die Übung wirklich überall sitzt. Sie sollten das Gelernte in jeder Situation abrufen können. Belohnt wird außerdem nur noch, wenn die Übung besonders gut ausgeführt wird. Zum Beispiel beim Blickkontakt dann, wenn der Hund Sie sofort und lange genug anschaut. Bei schlampiger oder verzögerter Ausführung geht der Hund dagegen leer aus.
Vertrauen lernen in kleinen Schritten
Hunde, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, sind oft ängstlich und lassen sich nicht oder nur ungern anfassen. Das Clickertraining kann hier eine wertvolle Hilfe sein.
AKTION |
AUSFÜHRUNG |
OHNE KÖRPERKONTAKT |
Der Hund wird weder angefasst noch in irgendeiner Weise mit der Leine beeinflusst. Falls er Leckerchen nicht aus der Hand nimmt, werfen Sie sie anfangs auf den Boden. Versuchen Sie zunächst mit ganz einfachen Übungen Vertrauen aufzubauen. Der Vierbeiner erlebt so, dass es durchaus angenehm sein kann, Kontakt mit einem Menschen aufzunehmen. |
ERSTE BERÜHRUNG |
|
NICHT ALLEIN ÜBEN |
Bei Schwierigkeiten dieser Art ist es entscheidend, den Hund richtig einzuschätzen. Daher sollten Sie sich dabei von einem kompetenten Trainer helfen lassen, der Erfahrung im Umgang mit Problemhunden hat. |