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© eBook: 2022 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Projektleitung: Clea von Ammon
Lektorat: Silke Panten
Bildredaktion: Simone Hoffmann
Covergestaltung: ki36 Editorial Design
eBook-Herstellung: Laura Denke
ISBN 978-3-8338-8147-3
1. Auflage 2022
Bildnachweis
Illustrationen: Nadia Gasmi
Autorenfoto: Patrick Reiser
Syndication: www.seasons.agency
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Meine Lebensmeisterschaft begann als Vierzehnjähriger mit einem Blick hoch zu den Sternen. In jener Nacht fing ich damit an, Momente und Erkenntnisse bewusst zu sammeln. Seitdem heiße ich jede Erfahrung in mir willkommen. Ich bereiste viele Jahre die Welt und lernte zahlreiche Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten und Kulturen kennen. Ich machte Grenzerfahrungen in der Armee und durch Extremsportarten, wie zum Beispiel dem Fallschirmspringen oder auf Klettertouren in den Bergen. Für Natural-Bodybuilding-Wettkämpfe auf internationalen Bühnen hungerte ich meinen Körperfettanteil durch strenge Diäten langsam auf bis zu 5,8 Prozent hinunter. Immer wieder verließ ich bewusst meine Komfortzone, um noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Im Jahr 2014 machte ich mich selbstständig, habe seitdem mehrere Unternehmen aufgebaut und auch einige davon gegen die Wand gefahren.
Das Leben neugierig und offen zu erforschen, mich selbst in der Tiefe zu erkennen und zu entdecken, wer ich wirklich bin, war und ist der Ruf, dem ich folge. Ich habe mich zu einhundert Prozent für dieses Leben entschieden, mit allem, was dazugehört.
Ich wurde verletzt, um wieder heilen zu können, wurde auf den Boden geschmettert, um wieder aufzustehen. Ich habe mich ins Chaos gestürzt, um darin die Ordnung zu erkennen. Habe mich fallen gelassen, damit ich aufgefangen werde. Habe mich ohnmächtig gefühlt, um Freiheit zu erfahren. Habe festgehalten, damit ich loslassen kann. Habe verurteilt, um zu vergeben. Ich bin in die tiefste Dunkelheit gereist, um dort das Licht zu finden. Habe gehasst, um Liebe und Frieden zu begreifen. Habe mich verloren, um mich selbst zu finden, und bin gestorben, um wirklich zu leben. Wenn der Tod heute an meine Tür klopfen würde, wäre ich nicht scharf darauf, mit ihm zu gehen, doch ich würde es in Ruhe und in Frieden tun können. Darin liegt für mich ein großes Stück Freiheit.
Kennst du den Kultfilm Matrix13 ? In ihm gibt es eine entscheidende Szene. Der rätselhafte Morpheus (gespielt von Laurence Fishburne) stellt Neo (gespielt von Keanu Reeves) vor eine Wahl: »Willst du die rote oder die blaue Pille?« Wählt Neo die blaue Pille, kehrt er zurück in die heile Traumwelt, die die Matrix für ihn erschaffen hat. Schluckt er die rote, wird diese ihm die Augen öffnen für die Welt, wie sie tatsächlich ist.
Warum erzähle ich dir das? Weil ich der Überzeugung bin, dass sich die meisten Menschen für die blaue Pille entscheiden, obwohl die rote Pille den Weg zur wahren Lebensmeisterschaft freimacht.
Noch vor wenigen Jahren galt das Fernsehen als wichtigstes Medium der westlichen Welt. Heute jedoch erfreuen sich Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime und Co. größter Beliebtheit. Das hat auch unser Nutzerverhalten verändert. Filme und Serien sind nicht nur jederzeit abrufbar, sondern stehen uns an jedem Ort der Welt, an dem es Internet gibt, 24/7 zur Verfügung.
Auch die Gaming-Industrie boomt, 2019 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 148 Milliarden Dollar. Pro Woche werden weltweit durchschnittlich 4,5 Milliarden Stunden gespielt.14 Wie kann das sein? Nun, die Unternehmen der Gaming-Szene nutzen die neuesten Erkenntnisse aus Soziologie und Psychologie, um Kundinnen und Kunden an sich zu binden. Doch die Gaming-Industrie steht mit dieser Methode nicht allein da. Auch Facebook, TikTok und andere soziale Medien reißen sich um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Welt, die mithilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz die durchschnittliche Konsumzeit erhöhen und unsere Aufmerksamkeit an sich reißen. Der Dokumentarfilm »Das Dilemma mit den sozialen Medien«15 erlaubt einen interessanten Einblick hinter die Kulissen dieser Unternehmen im Silicon Valley.
Die Zeit, die wir früher mit Freunden oder der Familie in einem Park, einem Zoo, einem Kino oder in der Natur verbrachten, investieren wir heute immer mehr in YouTube, Instagram und Snapchat. Treffen auf virtuellen Plattformen lösen echte physische Begegnungen mit realen menschlichen Kontakten immer mehr ab. Noch nie haben wir virtuell so viel konsumiert wie heute. Mit der Digitalisierung, die durch Covid-19 noch mehr Geschwindigkeit aufgenommen hat, steigt der Konsum dieser Medien zwangsläufig exorbitant weiter an.
Die sozialen Medien sind für unser Gehirn jedoch wie eine Droge. Es ist kein Geheimnis, dass dies vor allem mit dem Nervenbotenstoff Dopamin zusammenhängt. Dieses Glückshormon, wie es auch genannt wird, ist für die Kommunikation der Nervenzellen untereinander zuständig. Es wird beispielsweise beim Sport, beim Drogenkonsum und beim Sex, aber auch beim Scrollen durch die Instagram-Storys oder durch ein positives Feedback auf ein Foto oder ein Video in Form eines Likes freigesetzt. Dabei werden dieselben Regionen im Hirn aktiviert wie bei Spielsüchtigen oder einem Junkie. Im ersten Moment denkst du vielleicht: Ist doch super, wenn ich dieses Dopamin durch den Konsum der sozialen Medien bekomme, besser als Drogen zu nehmen! Aber das stimmt nicht.
Im echten Leben sitzt du mit deinen Eltern oder mit deinen Liebsten zusammen und unterhältst dich mit ihnen. Du kannst sie nicht einfach wegscrollen, wenn du keine Lust mehr auf eine Kommunikation mit ihnen hast. Im besten Fall verbringt ihr eine tolle Zeit miteinander und vertieft eure Beziehung. Dabei bist du dazu aufgefordert, den Fokus für einige Zeit auf eine einzige Sache zu lenken, ohne dabei einen unmittelbaren Dopamin-Kick zu bekommen. Und genau da fangen die Probleme an.
Im Jahr 2015 veröffentlichte Microsoft Kanada eine Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne mit acht Sekunden kürzer geworden ist als die eines Goldfischs, der ganze neun Sekunden konzentriert bei der Sache bleiben kann.16 Ich weiß nicht, ob diese Studie stimmt und wie sie aufgebaut wurde, doch dass die Aufmerksamkeit vor allem bei jüngeren Menschen in den vergangenen zehn Jahren rapide abgenommen hat, ist kein Geheimnis. Schon heute lassen sich zehnjährige Kinder mit ihrem Smartphone während des Abendessens durch Dopamin-Ausschüttungen stimulieren. Ein Besuch im Disneyland ist dagegen ein langweiliger Ausflug. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick – da sind innere Unruhe und Unzufriedenheit vorprogrammiert.
Das Leben anderer Menschen zu verfolgen und sein eigenes dabei zu vernachlässigen, ist für viele von uns so normal geworden, dass wir es gar nicht mehr bemerken. Nicht wenigen ist es wichtiger, auf Social Media ein tolles Erscheinungsbild von sich abzugeben und die eigene virtuelle Identität aufrechtzuerhalten, als sich mit dem echten Leben auseinanderzusetzen. Manche dieser Menschen kaufen sich Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die sie noch nicht einmal kennen oder mögen. Es ist inzwischen jedem bekannt, dass die meisten Userinnen und User in den sozialen Medien nur das Schönste und Tollste auf ihrem Account preisgeben. Bilder und Videos werden meistens in der vorteilhaftesten Pose im besten Licht gemacht und anschließend mit einem der unzähligen Filter bearbeitet.
Wenn du nun beginnst, dich auf diesen Plattformen zu vergleichen, kannst du leicht auf den Gedanken kommen, dass du ein Loser bist und es in deinem Leben bisher zu nichts gebracht hast. Der Vergleich mit anderen öffnet nämlich ein Tor zu Unzufriedenheit und Frustration. Und ich befürchte, das ist erst der Anfang.
Mit den exponentiell wachsenden Technologien wird es wohl Generationen von Menschen geben, die den Großteil ihres Lebens in unterschiedlichsten virtuellen Welten verbringen.
Was wie ein Science-Fiction-Film klingt, kann schon bald unsere Realität sein. Wir werden häufiger virtuell arbeiten, uns noch mehr virtuell kennenlernen, virtuell verlieben, virtuell konsumieren, virtuell unseren Hobbys nachgehen und natürlich virtuell bezahlen. Mit jeder neuen Generation, die in den nächsten Jahrzehnten heranwächst und nicht lernt, wie sie bewusst mit Technologie umgehen kann, wird es mehr Menschen geben, die ihre Verantwortung, ihre Selbstbestimmung und damit auch ihre Freiheit an künstliche Intelligenz (KI) und die Konzerne hinter dieser Technologie abgeben.
In großen Finanzinstituten wie BlackRock17 oder Bridgewater18 entscheiden schon lange nicht mehr nur Menschen über die verschiedenen Trades und Investitionen, sondern auch ein riesiger Computer, der mit selbstlernenden Algorithmen gespeist wird, die kein Mensch mehr versteht. Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir in einer Technokratie leben, in der politische Entscheidungen von Maschinen mit KI getroffen werden – unter dem Vorwand, dass Wissenschaft und Technik mit den Daten, die sie weltweit über uns sammeln, bessere Entscheidungen treffen können als beeinflussbare, emotionale und fehlbare Menschen. Und wer weiß, vielleicht trifft das auch auf so einiges zu … Diese Maschinen kennen uns aufgrund unseres Konsum- und Onlineverhalten in- und auswendig. Darauf basierend können sie unsere Entscheidungen gut vorhersehen und uns durch personalisierte Inhalte auch stark beeinflussen. Sie sind in der Lage, Meinungen in Gesellschaften zu formen und neu zu etablieren.
Noch können wir unser Smartphone für einen Spaziergang im Wald zu Hause liegen lassen. Doch ich gehe stark davon aus, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, Technologie mit unseren Körpern zu verschmelzen. Bereits heute entwickelt das US-amerikanische Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink ein Gerät zur Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und einem Computer, einem sogenannte Brain-Computer-Interface.19 Im August 2020 präsentierte das Unternehmen den Prototyp des Geräts, das Informationen zwischen einem menschlichen Gehirn und einem Smartphone übermitteln kann. Mit einem Durchmesser von 23 Millimetern soll es im menschlichen Schädel implantiert werden. Mit Affen waren die Tests bereits recht erfolgreich.20 Elon Musk sieht potenzielle Anwendungsbereiche für die Technologie bei der Behandlung von Schmerzen und Sehstörungen oder bei einem Hörverlust, bei Schlaflosigkeit, Gehirnschäden sowie bei Verletzungen des Rückenmarks.21
Einige der klügsten Köpfe dieser Welt sind der Meinung, dass die Menschheit mit dem Feuer spielt, wenn sie künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, Gentechnik und Biotechnologie miteinander kombiniert. Manche meinen sogar, die Menschheit könne sich dadurch selbst abschaffen. Es klingt vielleicht verrückt, ist aber gar nicht so weit hergeholt. Vor allem dann nicht, wenn wir kein Bewusstsein für die Gefahren des Transhumanismus22 entwickelt haben – einer Ideologie, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten durch den Einsatz technologischer Verfahren physisch und psychisch erweitern will. Ich glaube, die Zukunft wird für diejenigen von uns großartig, die ihr Bewusstsein entwickeln und die zur Verfügung stehende Technologie für sich nutzen, ohne dabei benutzt zu werden.
Technologie ist weder gut noch schlecht. Entscheidend ist, was wir mit ihr machen und wie bewusst wir mit ihr umgehen. Alles auf dieser Welt hat seine Licht- und Schattenseiten, hat konstruktive und destruktive Aspekte und bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein Messer in den Händen eines Dreisternekochs kann kulinarische Wunder vollbringen. Dasselbe Messer in den Händen eines Mörders kann ein Leben kosten.
Der erste Schritt, den du für einen achtsamen Umgang mit Streamingdiensten, Computerspielen und den sozialen Medien gehen kannst, besteht darin, ehrlich hinzuschauen und deinen Konsum sorgfältig und bewusst zu reflektieren.
Hältst du ständig dein Smartphone in den Händen und verbringst mehr Zeit mit Instagram und Co. als mit anderen Menschen – oder dir selbst? Hängst du jeden Abend vor der Glotze, um dich berieseln zu lassen? Hast du die Pushnachrichten der Apps auf deinem Handy aktiviert, und bist du jemand, der auf jede Nachricht eines Freundes oder einer Freundin direkt antworten muss? Ist das Letzte, dem du vor dem Schlafengehen deine Aufmerksamkeit schenkst, und das Erste, nachdem du wach geworden bist, dein Smartphone? Hast du das Bedürfnis, während eines Gespräches mit Freunden, deinem Partner oder deinen Eltern dein Handy aus der Tasche zu holen und nachzusehen, ob irgendetwas in der digitalen Welt passiert ist? Hast du den Drang, schöne Momente direkt auf Social Media zu teilen? Wenn ja, was macht das in diesem Augenblick mit dir?
Was würde geschehen, wenn du fünf Tage ohne jede Form von Technik verbringen würdest? Kein Laptop, kein Fernsehen und kein Smartphone? Wärst du unruhig? Wie stark würde sich das Verlangen nach den Geräten zeigen?
Die Antworten auf diese Fragen werden dir zeigen, ob du konsumierst oder ob du konsumiert wirst, ob dir der Umgang damit Kraft gibt oder nimmt und ob du fremd- oder selbstbestimmt bist.
Es gibt zwei Arten von Verhalten: das reaktive und das proaktive.23 Unter reaktivem Verhalten versteht man Handlungen, die durch einen äußeren Reiz hervorgerufen werden. Reaktives Verhalten ist an ein Reiz-Reaktions-Muster gebunden. Der Reiz ist in diesem Fall eine neue Nachricht – eine E-Mail, SMS oder eine andere Benachrichtigung –, und du reagierst, indem du die Nachricht direkt liest. Wenn du reaktiv handelst, hast du sehr wahrscheinlich die meisten Pushnachrichten auf deinem Smartphone aktiviert. Immer dann, wenn eine Meldung bei dir ankommt, lenkt sie deine Aufmerksamkeit sofort von dem ab, worauf du sie eben noch gerichtet hattest. Du lässt dich bei allem permanent unterbrechen. Reaktive Menschen schauen auf ihr Smartphone, sehen eine Nachricht und öffnen sie direkt. Du gehst im Wald spazieren, kriegst einen Anruf und nimmst ihn entgegen. Um es krass zu formulieren, andere Menschen verfügen über deine Zeit und über das Wertvollste, was du hast: deine Aufmerksamkeit.
Proaktive Menschen hingegen meistern ihr Leben ganz bewusst, geben auf sich acht und wissen um ihre wertvolle Aufmerksamkeit, die sie nicht beliebig verschenken. Sie entscheiden selbst, wie oft am Tag sie Nachrichten lesen, und wann es Zeit ist, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, anstatt durch den digitalen Raum zu surfen.
Und? Bist du fremd- oder selbstbestimmt? Falls du festgestellt haben solltest, dass dein Verhalten eher einem emotionalen Reiz-Reaktions-Muster gleicht und du das ändern willst, kommt nun der nächste Schritt.
Sie können zwar nützlich sein, allerdings nur, wenn du dich bewusst für ausgewählte »Störungen« deiner Aufmerksamkeit entschieden hast. Ansonsten verführen sie dich lediglich zum Konsum und lenken dich von den Dingen ab, mit denen du dich gerade beschäftigst. Brauchst du alle Pushnachrichten, die du aktuell bekommst? Welche davon sind wirklich wichtig? Gehe App für App durch und passe die Einstellungen an. Meine Einladung an dich ist: Schalte die Benachrichtigungen auf allen Plattformen für zwei Wochen aus und erfahre, wie sich das für dich anfühlt.
Im nächsten Schritt möchte ich dich darum bitten, dir bewusst Zeit für Social Media, das Sichten deiner Nachrichten und deinen Medienkonsum einzuplanen. Kalendereinträge und Zeitfenster sorgen dafür, dass du dich nicht in den Tiefen der sozialen Medien, in einem Nachrichtenmeer auf WhatsApp oder in deinen E-Mails verlierst. Es kann auch nützlich sein, dir einen Timer zu stellen, der dich nach der vorab festgelegten Zeit wieder zurück in die echte Welt holt.
Mache dir darüber Gedanken, wie viel Zeit du täglich mit dem Handy oder dem Laptop verbringen willst. Teile diese Nutzungsdauer in zwei bis drei Zeitfenster auf und plane sie möglichst jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ein. Das sorgt dafür, dass dein Konsum nach einer gewissen Zeit zu einer Routine wird, über die du selbst bestimmst.
Starte damit heute und mache eine Testphase für mindestens zwei Wochen. Du wirst sehen, dass dir Nachrichten nie wieder den echten Augenblick ruinieren. Wenn du magst, lasse den Medienkonsum sogar ganz sein. Du erkennst hoffentlich, dass du nichts verpasst. Im Gegenteil, du wirst sicher erstaunt sein, wie viel Raum und Zeit du für dich und deine individuelle Entfaltung gewinnst. Denn glaub mir: Die wirklich wichtigen Nachrichten schaffen es auch ohne Dauerhandybenutzung bis zu dir.
Stelle darüber hinaus sicher, dass dich keine Anrufe erreichen, außer von den Menschen, die auf deiner Favoritenliste stehen. Wenn dich jemand kontaktiert und ein wichtiges Anliegen hat, wird er dir eine Sprachnachricht hinterlassen, und du kannst in den von dir definierten Zeitfenstern zurückrufen. Eine andere Variante ist, den Flugmodus auf deinem Smartphone zu aktivieren. Das ist vor allem für die letzte und die so wichtige erste Stunde deines Tages von großer Bedeutung – also vor dem Schlafengehen und nach dem Aufwachen. Wie du zu diesen Tageszeiten Medien konsumierst, wirkt sich unter anderem auf die Qualität deines Schlafes und deine mentale Klarheit aus. Es ist wichtig, dass du dich am Morgen und am Abend mit dir selbst verbindest, anstatt mit den sozialen Medien.
Mache dir im nächsten Schritt klar, warum du Social Media überhaupt nutzt. Was möchtest du damit erreichen? Wenn du soziale Dienste für dein Business verwenden und dir eine Reichweite aufbauen willst, plane dir auch hier bewusst Zeitfenster ein. Wenn du, wie ich, viel Content auf Social Media kreierst, achte darauf, dass du nicht auf der Plattform hängen bleibst, nachdem du Inhalte mit deiner Community geteilt hast. Gehe nie ohne feste Absicht ins Netz – und nie aus Langeweile.
Sind die Inhalte, die dich erreichen, wirklich interessant und relevant für dich? Oder folgst du Personen, deren Videos, Bilder oder Meinungen dir sogar Energie ziehen? Beschäftige dich nur mit Profilen und Kanälen, die dir einen echten Mehrwert bieten, zum Beispiel in Form von Wissen über ein bestimmtes Thema, Inspiration, Unterhaltung, die dich stärkt, Impulsen, die dein Mindset verändern und dich zum Denken anregen, oder in Form von Verbundenheit, die du spürst, wenn du einem Freund oder Familienmitglied folgst. Wenn dir ein Profil oder ein Kanal diesen Mehrwert nicht bietet oder dir sogar Kraft raubt, lade ich dich dazu ein, das Abo zu kündigen.
Lege beim Essen dein Smartphone weg und bringe deine volle Präsenz in den gegenwärtigen Moment. Die Wichtigkeit eines bewussten und ungestörten Essens ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen.24 Nimm wahr, was auf deinem Teller liegt und wie das schmeckt, was du isst. Erlebe bewusst, ob die Nahrung deinem Körper bekommt.
Ich empfehle dir zudem, bewusste und medienfreie Wochenenden einzuplanen. Aus meiner Perspektive ist es sehr wichtig, dir jeden Monat mehrere Tage ohne Smartphone zu gönnen und dich mit der Natur, mit dir selbst oder mit deinen Liebsten zu verbinden.
Mache mindesten einmal im Jahr eine digitale Entgiftung von ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit verzichtest du bewusst auf Social Media, Netflix und E-Mails. Versuche nicht wie sonst, die tollen Augenblicke auf Video oder Fotos festzuhalten und mit anderen Menschen zu teilen.
Ich bin jahrelang auf der ganzen Welt herumgereist und habe mein Leben auf YouTube und Co. dokumentiert. Aus meiner Perspektive hatte dies Vor-, aber auch Nachteile. Vorteil war, dass ich so einen Teil meines Unternehmens aufbauen konnte. Einer der Nachteile war, dass mich der Druck, ein tolles Video zu produzieren und es mit der Community zu teilen, stets aus dem gegenwärtigen Moment herausholte. Meine Gedanken waren dann in der Welt der sozialen Medien gefangen, anstatt die Situation, in der ich mich befand, auf mich wirken zu lassen.
Ich schrieb in diesem Kapitel von künstlicher Intelligenz, die Entscheidungen für uns trifft; von Menschen, die mit intelligenten Maschinen verschmelzen und zu halben Cyborgs werden; von Transhumanismus, der zur neuen Ideologie der Machteliten werden könnte. Nachdem du nun deinen eigenen Medienkonsum kritisch hinterfragt hast: Klingt das alles immer noch utopisch?
Die größte Gefahr liegt in meinen Augen darin, dass die Entwicklung exponentiell verläuft. Das heißt, die Welt verändert sich so schnell, dass wir uns in dieser Sekunde nicht vorstellen können, was als Nächstes passieren wird. Es ist nicht wichtig, ob du glaubst, dass der Mensch eines Tages mit der Technologie verschmelzen wird und er damit vielleicht eine Tür öffnet, die er nie wieder schließen kann. Wichtig ist, dass du dir der aktuellen Situation bewusst bist. Dann kannst du eine Wahl treffen, wenn du vor dieser Tür stehst: Du kannst bestimmen, ob du durchgehen willst oder nicht. Du entscheidest, ob du die blaue oder die rote Pille schluckst.
Neo schluckt in »Matrix« die rote Pille. Er will die Wahrheit, die wirkliche Welt, kennenlernen. Mit dieser bewussten Entscheidung fällt der Schleier vor seinen Augen, der Nebel lichtet sich, und alles bisher Erlebte entpuppt sich als Illusion, die ihn von der Realität getrennt hat.
Es ist menschlich, sich gegen die rote Pille zu entscheiden. Die blaue scheint angenehmer, schmerzfreier und ohne Risiko. In ein paar Jahrzehnten wird es sich wahrscheinlich sehr sicher und angenehm anfühlen, sich in virtuellen Welten berieseln zu lassen, die eigenen Bedürfnisse dort zu befriedigen und im echten Leben kaum mehr die Wohnung oder das Haus verlassen zu müssen. Wer die blaue Pille schluckt, tauscht Freiheit gegen Sicherheit und wird am Ende beides verlieren.
Für welche Pille entscheidest du dich? Oder um auf die Frage vom ersten Kapitel zurückzukommen: Wie willst du deine begrenzte Zeit und Energie in deinem Leben nutzen?
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du dich, wenn du diese Zeilen liest, dazu entschieden hast, dein Leben hauptsächlich in der realen, also nicht in der digitalen und virtuellen Welt zu verbringen. Du bist wahrscheinlich daran interessiert, das echte Leben so intensiv wie nur möglich in der für dich besten Qualität wahrzunehmen. Durch einen bewussten Umgang mit Technologien und Plattformen bleibst du am Puls der Zeit und kannst dennoch verhindern, dass du selbst konsumiert wirst. Du bleibst Benutzerin oder Benutzer und wirst nicht zur oder zum Benutzten. Gleichzeitig hast du mehr Raum und Zeit für dich zur Verfügung. Mit diesen Ressourcen im Gepäck kannst du damit beginnen, dein Leben in ein Meisterwerk zu verwandeln.
In der Lebensmeisterschaft geht es darum, das Leben in all seinen Facetten so tief wie möglich zu lieben und in dein Meisterwerk zu verwandeln. Ich möchte dich ermuntern, das höchste Potenzial deines Selbst zu erkennen und es neugierig und offen bis zum letzten Atemzug in diese Welt zu bringen.