Herbert Koch
Gott wohnt
in einem
Lichte ...
Nahtoderfahrungen als
Herausforderung für die Theologie
Gütersloher Verlagshaus
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Copyright © 2015 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte dieses E-Book Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung dieses E-Books verweisen.
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Coverfoto: © Topic Photo Agency / Corbis
ISBN 978-3-641-17922-9
V001
www.gtvh.de
»... Gott, der alle Dinge lebendig macht ..., der allein Selige und Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, dem sei Ehre und ewige Macht.«
1. Timotheusbrief 5,15-16
Inhalt
Vorwort
TEIL I:
Das Phänomen
Unbeschreiblich – Elemente von Nahtoderlebnissen
Nachwirkungen von Nahtoderlebnissen
Nahtoderlebnisse bei Kindern
Nahtoderfahrungen und individuelle religiöse Einstellungen
TEIL II:
Erklärungen
Braucht das menschliche Bewusstsein einen lebendigen Körper?
Ein neuer Ansatz
Wankende Grundfesten
Quantenphysik
TEIL III:
Nahtoderfahrungen in biblischen Offenbarungstexten und kirchlicher Tradition
Paulus als Offenbarungsträger
Das göttliche Licht
Der »Lebensfilm« als Purgatorium
TEIL IV:
Nahtoderfahrungen als Herausforderung von Theologie und Kirche
Wachsende Lebenszeit – immer mehr Fragen
Dogmatik und Erfahrung – ein Spannungsfeld
Offene Rückfragen
Begründete Abweisungen?
Gericht oder Ewiges Leben?
Anmerkungen
Bibelstellenregister
Vorwort
Zahlreich und glaubwürdig dokumentiert wurden in den letzten Jahrzehnten Phänomene, die üblicherweise als Nahtoderfahrungen bezeichnet werden. Im Bereich von Theologie und Kirche finden sie nur selten Kenntnisnahme und kaum konstruktive Beachtung. Mitunter aber kommt es vor, dass Menschen mit der Erfahrung eines Nahtoderlebnisses zu dessen Verarbeitung das Gespräch mit einem Seelsorger suchen. Dabei treffen sie nicht selten auf ein Unverständnis, das sie als Zurückweisung erleben. Was sie berichten und sie zutiefst bewegt, wird nur zu leicht dem aus kirchlicher Sicht suspekten Bereich des Esoterischen zugeordnet. Wenn etwa von Begegnung mit Verstorbenen die Rede ist, so bietet sich der Begriff »Okkultismus« als naheliegend an.
Der nachfolgenden Untersuchung sei deshalb die Klarstellung vorausgeschickt, dass es zwischen Nahtoderfahrungen und allem, was sich unter »Esoterik« subsumieren lässt, eine grundlegende Verschiedenheit gibt. Sie besteht darin, dass als esoterisch qualifizierten Erfahrungen stets ein darauf abzielendes Verhalten vorausgeht. Es wird etwas Bestimmtes praktiziert, das bei Erfolg eine bestimmte Erfahrung mit sich bringt.
Dieses Grundmerkmal des Esoterischen trifft dagegen auf Nahtoderfahrungen in keiner Weise zu. Sie werden nicht herbeigeführt, sondern sie ereignen sich. Und sie ereignen sich unvorhersehbar, auch wenn zutrifft, dass sie nur unter bestimmten Voraussetzungen auftreten. Dass aber solche Voraussetzungen gegeben sind, lässt gleichwohl nicht mit einer bestimmten Gesetzmäßigkeit Nahtoderlebnisse erwarten.
Die Fehldeutung als esoterisch ist jedoch nicht der alleinige Grund dafür, wenn Nahtoderfahrungen im kirchlichen Raum vorurteilsbehaftet begegnet wird. Vielmehr tritt in diesem Zusammenhang auch ein theologisches Problem von Gewicht hervor. Denn im gottesdienstlichen Glaubensbekenntnis wiederholen sich an jedem Sonntag wie auch in jeder Begräbnisagende fundamentale Aussagen der kirchlichen Überlieferung zu Sterben und Tod, Auferstehung und jüngstem Gericht, ewigem Leben und ewiger Verdammnis. Daraus ergibt sich eine dogmatische Verriegelung gegenüber einer unbefangenen Kenntnisnahme von Berichten über Nahtoderfahrungen. Und eine Öffnung dieser Verriegelung von innen her ist nicht zu erwarten.
Umso wichtiger ist die Entwicklung eines Selbstverständnisses von wissenschaftlicher Theologie, das deren herkömmlich zumeist praktizierte Selbsteingrenzung als Interpretin dogmatischer Traditionen verlässt. Stattdessen wird sie wirkliches Neuland betreten und wirklich Neues zu formulieren in der Lage sein, indem sie Einsichten anderer Wissenschaften in deren nachhaltiger Relevanz für die Theologie zur Kenntnis nimmt. Beim Thema Nahtoderfahrungen stößt sie dabei auf einen analogen Vorgang im Bereich der Naturwissenschaften. Die Parallele besteht darin, dass dort die herkömmlich dominante Sicht des Verhältnisses von »Geist und Materie« – allgemeiner: von materieller und immaterieller Wirklichkeit – eine umwälzende Neubestimmung erfährt. Auch um die Bedeutung dieser dogmenkritischen Analogie soll es im Folgenden gehen.
Garbsen, im September 2015
Dr. Herbert Koch
TEIL I:
Das Phänomen