Dr. KELLY A. TURNER

9 WEGE

IN EIN KREBSFREIES LEBEN

WAHRE GESCHICHTEN VON GEHEILTEN MENSCHEN

Impressum

© 2015 by Irisiana Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten. Vollständige oder auszugsweise Reproduktion, gleich welcher Form (Fotokopie, Mikrofilm, elektronische Datenverarbeitung oder andere Verfahren), Vervielfältigung und Weitergabe von Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

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Projektleitung: Andrei-Sorin Teusianu

Übersetzung: Maria-Elena Teusianu

Redaktion: Rita Güther

Korrektorat: Susanne Schneider

Umschlagsgestaltung: Geviert – Büro für Kommunkationsdesign, München, unter Verwendung eines Fotos von Robert Saidman

Satz: Lore Wildpanner

E-Book Produktion: Uhl + Massopust GmbH

ISBN: 978-3-641-15873-6

Dieses Buch ist allen Menschen gewidmet,die die Worte „Sie haben Krebs“ schon einmal gehört haben,und ihren Lieben, die sie auf ihren Reisen begleitet haben.

INHALT

VORWORT

KAPITEL 1 – DIE ERNÄHRUNG RADIKAL UMSTELLEN

KAPITEL 2 – DIE KONTROLLE ÜBER DIE GESUNDHEIT ÜBERNEHMEN

KAPITEL 3 – DER EIGENEN INTUITION FOLGEN

KAPITEL 4 – KRÄUTER UND NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL NEHMEN

KAPITEL 5 – UNTERDRÜCKTE EMOTIONEN LOSLASSEN

KAPITEL 6 – POSITIVE EMOTIONEN VERSTÄRKEN

KAPITEL 7 – SOZIALE UNTERSTÜTZUNG ZULASSEN

KAPITEL 8 – DIE SPIRITUELLE VERBINDUNG VERTIEFEN

KAPITEL 9 – STARKE GRÜNDE FÜR DAS LEBEN HABEN

SCHLUSSBEMERKUNG

FUSSNOTEN

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

DANKSAGUNG

REGISTER

VORWORT

Anomalie: Abweichung von der Norm oder von üblichen Strukturen, ungewöhnliche physiologische Ausprägung.

Vermutlich haben Sie die folgende oder eine ähnliche Geschichte schon einmal gehört: Ein Patient mit Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium unterzieht sich allen Behandlungsmöglichkeiten, die die Schulmedizin zu bieten hat, Chemotherapie und operative Eingriffe eingeschlossen, jedoch ohne Erfolg. Er wird nach Hause geschickt und seinem Schicksal überlassen. Fünf Jahre später spaziert diese Person gesund und krebsfrei in die Arztpraxis.

Als ich zum ersten Mal eine solche Geschichte hörte, arbeitete ich in einer großen Krebsforschungsklinik in San Francisco und führte dort Beratungsgespräche mit Krebspatienten durch. Während einer Mittagspause las ich das Buch „Spontanheilung – Die Heilung kommt von innen“ von Dr. Andrew Weil, als ich plötzlich auf einen Fall von Radikalremission stieß. Ich war verwundert und zugleich beeindruckt. Konnte so etwas wirklich sein? Hatte dieser Patient seinen fortgeschrittenen Krebs wirklich ohne jegliche konventionelle Behandlungsansätze besiegt? Wenn ja, warum war das nicht die Schlagzeile in sämtlichen Zeitungen? Selbst wenn es nur einmal vorgekommen sein sollte: Es war eine unglaubliche Sache. Immerhin war dieser Mensch über eine erfolgreiche Heilmethode gegen Krebs gestolpert. Die Frauen und Männer, die ich in der Klinik beriet, hätten alles für seine Geschichte und sein „Geheimnis“ gegeben – und ich auch.

Fasziniert von diesem Fall begann ich, andere Fälle von Radikalremission zu recherchieren. Ich war schockiert über das, was ich gefunden hatte. Es gab tausend in medizinischen Zeitschriften abgedruckte Berichte. Ich arbeitete an einem der weltweit größten Krebsforschungsinstitute und hatte noch nie zuvor davon gehört.

Je tiefer ich mich in das Thema einarbeitete, desto frustrierter war ich. Es stellte sich heraus, dass die Krankheitsfälle weder ernsthaft erforscht wurden noch machte man sich die Mühe, sie zu sammeln und weiterzuverfolgen. Noch schlimmer ist aber, was die meisten Krebspatienten erzählten, die eine Radikalremission erfahren haben und mit denen ich sprechen konnte. Ihre Ärzte seien zwar froh über ihre Besserung gewesen, hatten aber kein Interesse daran, sich anzuhören, was sie unternommen hätten, um diese Besserung zu erreichen. Folgendes brachte das Fass dann endgültig zum Überlaufen: Einige wurden von ihren Ärzten sogar gebeten, den Patienten im Wartezimmer nichts von ihren unglaublichen Heilungsgeschichten zu erzählen. Warum? Um in ihnen keine falschen Hoffnungen zu wecken. Obgleich es nachvollziehbar ist, dass diese Ärzte ihre Patienten nicht in den Glauben versetzen möchten, dass alternative und unkonventionelle Methoden auch bei ihnen wirken, ist es dennoch unverantwortlich, diese wahren Fälle komplett zu verschweigen.

Einige Wochen später brach eine von mir betreute Patientin bei ihrer Chemotherapie in Tränen aus. Sie war 31 Jahre alt, Mutter von noch jungen Zwillingen und hatte erst vor Kurzem die Diagnose Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium (III von IV) erhalten. Sie war sehr verzweifelt und fragte mich, was sie unternehmen könne, damit es ihr besser gehe. Sie wollte alles dafür tun, dass ihre Kinder nicht ohne Mutter aufwachsen. Erschöpft und kahl saß sie da. Die einzige Hoffnung, die ihr blieb, tropfte gerade langsam in ihre Venen. Und dann dachte ich an diese mehr als tausend Fälle von Radikalremission, die von niemandem genauer untersucht wurden. Ich atmete tief durch, schaute sie an und sagte, ich wüsste es nicht, würde es aber für sie herausfinden.

Das war der Moment, in dem ich mich dazu entschloss, mit meiner Habilitation weiterzumachen und mein Leben dem Auffinden, Analysieren und Bekanntmachen von Fällen mit Radikalremission zu widmen. Schließlich schien es mir mehr als sinnvoll, im Kampf gegen Krebs mit denen zu reden, die diesen Kampf bereits gewonnen haben. Sollten wir nicht sogar versuchen, diesen geheilten Krebspatienten alle erdenklichen Fragen zu stellen und alle sinnvoll erscheinenden Tests mit ihnen durchzuführen, um herauszufinden, was ihr Geheimnis ist? Nur weil wir nicht auf Anhieb erklären können, warum etwas passiert ist, heißt dies noch lange nicht, dass wir es ignorieren oder – noch schlimmer – anderen auftragen dürfen, es zu verheimlichen und keinen großen Hehl daraus zu machen.

Als Paradebeispiel fällt mir hier immer wieder Alexander Fleming ein, ein Wissenschaftler, der sich dafür entschied, eine Anomalie nicht zu ignorieren. Die Geschichte ist folgendermaßen überliefert: 1928 kommt Fleming aus einer Urlaubsreise zurück, betritt sein Labor und sieht, dass in vielen seiner Petrischalen Schimmel entstanden ist. Es überrascht ihn nicht sonderlich, da er recht lange verreist war. Er fängt an, die Schalen zu sterilisieren, um von Neuem mit seinem Experiment beginnen zu können. Glücklicherweise hält Fleming aber plötzlich inne und beschließt, sich das Ganze etwas genauer anzusehen. Er stellt fest, dass in einer Petrischale alle gezüchteten Bakterien tot waren. Anstatt diese eine Petrischale zu ignorieren und sie als Anomalie abzutun, entscheidet er sich dafür, den Sachverhalt exakt zu untersuchen. Diese Untersuchung führte zur Entdeckung des Penizillins.

Mein Buch beinhaltet die bisherigen Ergebnisse meiner fortdauernden Recherchen zum Thema Radikalremission von Krebs. Ich habe mich dazu entschieden, diese Anomalien an Krankheitsfällen nicht zu ignorieren, sondern das Gleiche zu tun, was Alexander Fleming tat: genauer hinsehen. Zunächst werde ich jedoch ein bisschen von meiner Vergangenheit berichten, damit Sie nachvollziehen können, warum ich mein Leben dieser Thematik gewidmet habe.

MEINE GESCHICHTE

Zum ersten Mal wurde ich im Alter von drei Jahren mit Krebs konfrontiert, als mein Onkel an Leukämie erkrankte. Seine Krankheit verlief schwer und zehrte ihn über fünf lange Jahre hinweg auf. Sie warf einen Schatten über jedes unserer Familientreffen und jagte uns Kindern eine Heidenangst vor der mysteriösen Krankheit Krebs ein. Als ich acht Jahre alt war, starb mein Onkel und machte meinen neun Jahre alten Cousin zum Halbwaisen.

Ein paar Jahre später, ich war gerade 14 geworden, wurde bei einem meiner engsten Freunde Magenkrebs diagnostiziert. Wir hatten soeben die achte Klasse beendet. Die Menschen unserer kleinen Gemeinde in Wisconsin waren schockiert und schlossen sich sofort zusammen, um Geld für meinen Freund zu sammeln und ihn im Krankenhaus zu besuchen. Einige meiner Freunde waren sehr zuversichtlich, ich aber konnte das mir schon bekannte Gefühl der Furcht in meinem Bauch nicht ignorieren oder abschütteln. Ich hatte das alles schon einmal miterlebt. Nach zwei langen Jahren, in denen er stark beeinträchtigt war, starb mein Freund im Alter von 16. Die komplette Gemeinde nahm an der Trauerfeier teil. Meine Freunde und ich gingen in den folgenden Jahren regelmäßig an sein Grab und legten Blumen nieder. Sein Tod brachte mir die Erkenntnis, dass Krebs vor niemandem haltmacht, egal ob alt oder jung.

Ich arbeitete gerade an meinem ersten Abschluss an der Harvard-Universität, als ich zum ersten Mal einen tieferen Einblick in Komplementärmedizin, Yoga und Meditation gewinnen konnte. Die mir bis dahin fremden Praktiken und Ideen brachten mich dazu, meine bisherigen Überzeugungen von Einheit beziehungsweise Trennung von Körper und Geist infrage zu stellen. Ich begann, Yoga zu lernen. Vier Jahre später nahm ich meinen ersten Auftrag als Co-Autorin eines Buches über globale Erwärmung an. Plötzlich saß ich den ganzen Tag lang vor einem Computer, und von den vielseitigen sozialen Kontakten, die ich während meines Studiums so genossen hatte, gab es keine Spur mehr. Als ein Freund mir vorschlug, durch ehrenamtliche Arbeiten etwas gegen meine Vereinsamung zu tun, fiel mir als Erstes die Arbeit mit Krebspatienten ein.

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Tag im ehrenamtlichen Dienst erinnern, den ich in der Pädiatrie des Memorial-Sloan-Kettering-Krebsinstituts in New York verbrachte. Ich spielte den ganzen Tag Monopoly mit Kindern, die gerade eine intravenöse Chemotherapie bekamen, und empfand ein tiefes Gefühl, weil ich diesen Kindern helfen konnte, für einige Stunden zu vergessen, dass sie krank waren. Es war eine lebensverändernde Erfahrung. Ich wusste, dass ich meine Berufung gefunden hatte.

Nach einigen Wochen der ehrenamtlichen Tätigkeit suchte ich bereits nach Doktorandenprogrammen. Ich ging an die Universität von Kalifornien in Berkeley und machte den Master in onkologischer Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt Betreuung und Beratung von Krebspatienten.

Während dieses Studiums vertiefte ich mein Wissen in Komplementärmedizin. Ich las Unmengen von Büchern zu diesem Thema und schloss eine intensive Ausbildung zur Yogalehrerin ab. Tagsüber war ich in der Beratungsstelle für Krebspatienten tätig, abends lernte ich und machte Yogaübungen. Mein Mann studierte damals traditionelle chinesische Medizin (dazu gehören beispielsweise auch Akupunktur und Kräuterlehre) und forschte gleichzeitig über eine esoterische Form der Energieheilung. Ich war also umgeben von verschiedenen Arten der Komplementärmedizin. Zu dieser Zeit las ich erneut das bereits erwähnte Buch von Andrew Weil, in dem er das Konzept der Spontanheilung (wie er es nennt) vorstellt und das mein Leben veränderte. Es gab mir den nötigen Ansporn, meinen Doktor zu machen und die Thematik eingehend zu studieren. Seitdem habe ich mein Leben der Suche nach dem gewidmet, was Menschen tun können, um den Krebs zu besiegen – entgegen aller Erwartungen.

WAS IST RADIKALREMISSION?

[Anmerkung des Verlags: Oft wird bei einer unerwarteten Rückbildung des Karzinoms der Begriff „Spontanremission“ verwendet. Laut der Autorin ist diese Bezeichnung aber irreführend, da die Heilung nicht einfach aus heiterem Himmel geschieht, sondern Ergebnis von zum Teil langwierigen Anstrengungen der Betroffenen ist. Zudem weist das Wort „radikal“ ebenfalls darauf hin, dass die Heilung ein einschneidendes, radikales Ereignis im Leben der Patienten ist. Aus diesen Gründen wird in diesem Buch der Begriff „Radikalremission“ verwendet.]

Um Radikalremission besser verstehen zu können, ist es gut zu wissen, was bei uns im Zusammenhang mit Remission als „Standard“ oder „nicht-radikal“ erachtet wird. Ärzte gehen davon aus, dass Krebs in Remission geht, wenn er früh genug entdeckt und den aus heutiger Sicht behandelbaren Arten zugeordnet werden kann. Erkrankt eine Frau heute an Brustkrebs im Stadium I, geht man rein statistisch von einer Remission aus, die mindestens fünf Jahre überdauert, wenn sie alle nötigen medizinischen Behandlungen (Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung) durchführen lässt. Würde diese Frau allerdings an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken, ebenfalls Stadium I, bestünde lediglich eine Chance von 14 Prozent, dass sie in fünf Jahren noch am Leben ist, selbst wenn alle möglichen medizinischen Behandlungen durchgeführt werden.1 Der Grund dafür ist, dass die heutigen Behandlungsmöglichkeiten für Brustkrebs effektiver sind als die für Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Ich definiere Radikalremission als jegliche Art von Remission, die statistisch unerwartet auftritt. Die Heilungschancen variieren – wie bereits erwähnt – je nach Art der Krebserkrankung, dem Stadium und der medizinischen Behandlung. Um genauer zu sein: Radikalremission ist gegeben, wenn

• ein Patient ohne eine herkömmliche medizinische Behandlung von seinem Krebs geheilt wird oder

• ein Krebspatient zwar herkömmliche schulmedizinische Mittel ausprobiert, diese aber keinerlei Auswirkungen auf den Krebs zeigen und dieser Patient dann zu alternativen Heilmethoden wechselt, die wiederum zu einer Remission führen, oder

• ein Krebspatient sowohl herkömmliche als auch alternative Behandlungsmethoden nutzt, um eine statistisch gesehen fast unüberwindbare Erkrankung zu überstehen (gemeint ist eine Krebserkrankung mit weniger als 25 Prozent Lebenserwartung für einen Zeitraum von fünf Jahren).

Obgleich unerwartete Remission selten ist, haben dennoch Tausende von Menschen diese bereits erlebt. Wann immer ich einem Onkologen gegenüberstehe, frage ich nach, ob er schon einen Fall von Radikalremission erlebt habe. Bisher haben fast alle Ärzte diese Frage mit ja beantwortet. Wir werden erst dann in der Lage sein, genaue Angaben über die Häufigkeit von Radikalremissionen zu machen, wenn ihr Vorkommen systematisch dokumentiert und archiviert wird. Eine Möglichkeit, diesem Ziel näherzukommen, bietet die Webseite zu diesem Buch. Dort können von Krebs geheilte Patienten, Ärzte, Heilpraktiker und Leser wie Sie auf einfache und unkomplizierte Weise ihnen bekannte Fälle von Radikalremission mitteilen, die dann wiederum gezählt, analysiert und von Wissenschaftlern ausgewertet werden können. Die Datenbank, die auf diesem Wege entsteht, ist öffentlich und kostenlos abrufbar und soll Krebspatienten und deren Angehörigen nicht nur Informationen liefern, sondern auch Hilfe bieten und Mut machen.

ZU DIESEM BUCH

Am Anfang meiner Studien zur Radikalremission war ich überrascht festzustellen, dass es zwei Gruppen von Menschen gab, die von den über tausend veröffentlichten Artikeln in medizinischen Fachzeitschriften fast gänzlich ignoriert worden waren. Die erste Gruppe bestand aus den Geheilten selbst. Ich fand es schockierend, dass die meisten der wissenschaftlichen Artikel mit keinem Wort erwähnten, was die Patienten selbst zu ihrer Remission zu sagen hatten. Artikel für Artikel las ich darüber, wie Ärzte die biochemischen Veränderungen beschrieben, die die Patienten mit Radikalremission durchlaufen hatten. Aber kein einziger von ihnen hielt fest, was die Patienten selbst auf die Frage, was sie geheilt habe, antworteten. Das erschien mir deshalb sehr befremdlich, weil diese Menschen vielleicht etwas Bestimmtes taten (möge es auch unbewusst geschehen sein), das ihre Heilung unterstützte. Folglich beschloss ich, für meine Dissertation 20 Menschen, die eine Radikalremission erfahren hatten, zu finden und darüber zu befragen, warum sie glauben, dass sie wieder gesund geworden sind.

Die zweite Gruppe, die von der Fachliteratur ignoriert wurde, waren die alternativen Heilpraktiker. Da die meisten Radikalremissionen per definitionem außerhalb von konventioneller Schulmedizin geschehen, war ich sehr verwundert darüber, dass keiner der Artikel untersucht hatte, wie Krebs in der alternativen Medizin und bei Heilpraktikern behandelt wurde. Viele der Menschen, die eine Radikalremission erlebten und die ich damals kennenlernte, hatten sich Hilfe aus der ganzen Welt geholt. Also reiste auch ich um die halbe Welt und befragte 50 alternative Heiler zu ihren Methoden, die sie zur Heilung von Krebs einsetzen. Zehn Monate lang suchte und interviewte ich alternative Krebsheiler in den Urwäldern, Bergen und Städten in zehn verschiedenen Ländern. Ich war in den Vereinigten Staaten (auf Hawaii), China, Japan, Neuseeland, Thailand, Indien, England, Sambia, Simbabwe und Brasilien. Es war eine Forschungsreise, auf der ich viele faszinierende Heiler kennenlernen durfte und die mein Leben stark beeinflusste. In diesem Buch habe ich alles, was ich von ihnen erfahren habe, zusammengefasst.

Seit der ursprünglichen Recherche für meine Dissertation ist noch viel mehr Material zusammengekommen. Ich habe mittlerweile über hundert persönliche Interviews geführt und mehr als tausend niedergeschriebene Krebsfälle mit Radikalremission analysiert. Nachdem ich all diese Fälle sorgfältig und wiederholt bearbeitet hatte (mithilfe von qualitativen Recherchemethoden), gelang es mir, mehr als 75 Faktoren zu benennen, die hypothetisch betrachtet eine Rolle bei einer Radikalremission spielen könnten. Darunter waren sowohl physische und emotionale als auch spirituelle Faktoren. Als ich zum Schluss die Häufigkeit eines jeden Faktors in ein Diagramm übertragen hatte, fiel mir auf, dass neun von 75 Faktoren in fast jedem von mir geführten Interview erwähnt wurden. Anders ausgedrückt: Kaum eine der befragten Personen führte beispielsweise Faktor 35 an, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln aus Haifischflossen, aber fast jede nannte neun Faktoren, die ihrer Meinung nach die Heilung des Krebses unterstützten. Folgende Maßnahmen hielten sie für ausschlagend:

• die Ernährung radikal umstellen,

• die Kontrolle über die Gesundheit übernehmen,

• der eigenen Intuition folgen,

• Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel nehmen,

• unterdrückte Emotionen loslassen,

• positive Emotionen verstärken,

• soziale Unterstützung zulassen,

• die spirituelle Verbindung vertiefen,

• starke Gründe für das Leben haben.

Mir ist es wichtig zu betonen, dass alle neun Faktoren einander gleichgestellt sind. Es gibt keinen, der dem anderen „überlegen“ ist. Alle neun Faktoren wurden in etwa gleich häufig genannt, jedoch war es oft so – und das werden Sie im Verlauf des Buches erfahren –, dass Patienten von sich aus einem der Faktoren mehr Aufmerksamkeit und Arbeit gewidmet haben als den anderen acht. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen, dass die Mehrheit der von mir interviewten Krebspatienten, die eine Radikalremission erfahren haben, in ihren Bemühungen gegen den Krebs alle oben genannten neun Faktoren angenommen und umgesetzt haben.

Dieses Buch ist der Einfachheit halber in neun Kapitel gegliedert, von denen sich jedes einem der neun genannten Faktoren widmet. In jedem Kapitel werden zuerst die wichtigsten Aspekte des jeweiligen Faktors ergründet, weshalb auch eine Übersicht wissenschaftlicher Studien zum Thema eingeflossen ist. Danach wird die Heilungsgeschichte eines Patienten beschrieben, der dem entsprechenden Faktor besondere Bedeutung zukommen ließ. Abschließend finden Sie Empfehlungen, die Ihnen – sollte das Ihr Wunsch sein – den Einstieg in die Bemühungen um eine Radikalremission erleichtern sollen.

BEVOR WIR BEGINNEN

Bevor ich die neun Faktoren im Einzelnen beschreibe, die eine Heilung vorantreiben, möchte ich noch einige Dinge klarstellen. Als Erstes möchte ich in aller Klarheit betonen, dass ich mich in keiner Weise gegen traditionelle Krebsbehandlungen (dazu zählen Operationen, Chemo- und Bestrahlungstherapien) ausspreche. Ebenso wie ich daran glaube, dass die Mehrheit der Menschen Schuhe braucht, um einen Marathon zu laufen, es aber trotzdem einige wenige gibt, die es barfuß schaffen, glaube ich auch daran, dass die meisten Menschen eine konventionelle Behandlung brauchen, um den Krebs zu besiegen, wobei es aber auch hier einige wenige gibt, die andere Möglichkeiten gefunden haben, ihm zur Heilung zu verhelfen. Als Krebsforscherin interessiert mich insbesondere, wie das „Trainingsprogramm“ der zuletzt genannten Personen aussieht und wie sie es geschafft haben, entgegen aller Erwartungen ins Ziel zu kommen.

Zweitens ist es mir sehr wichtig zu betonen, dass ich mit diesem Buch keine falschen Hoffnungen wecken möchte. Erinnern Sie sich an den Arzt, der nicht wollte, dass seine Patienten im Wartezimmer etwas von der Radikalremission erfahren? Ich kann gut nachvollziehen, wie er sich fühlte. Es kann nur entmutigend und beängstigend sein, in einen Raum voller Menschen zu blicken, deren Lebenserwartung statistisch gesehen sehr schlecht ist. Das Thema Radikalremission totzuschweigen hat allerdings weitaus schlimmere Folgen, als falsche Hoffnungen zu wecken: Es werden keine ernst zu nehmenden Forschungen durchgeführt und keine Erkenntnisse aus diesen erstaunlichen Geschichten der Heilung gewonnen. Schon in meinem allerersten Seminar an der Universität von Berkeley lernte ich, dass es die wissenschaftliche Pflicht eines jeden Forschers ist, alle Krankheitsfälle zu untersuchen, auch jene, die aus der Norm herausstechen und der Hypothese widersprechen. Wenn diese Anomalien genauer betrachtet würden, stünde der Wissenschaftler vor einer Entscheidung: Entweder er erklärt offen, warum diese Fälle nicht in sein hypothetisches Modell passen, oder er passt seine Hypothese den abweichenden Fällen an. Wofür auch immer man sich entscheiden mag, es gibt keine Rechtfertigung dafür, Fallbeispiele, die nicht in das festgefahrene System passen, zu ignorieren.

Ungeachtet der wissenschaftlichen Unverantwortlichkeit, Krankheitsfälle, die mithilfe unkonventioneller Methoden geheilt wurden, außer Acht zu lassen (insbesondere wenn es unser aller Ziel ist, ein Mittel gegen Krebs zu finden), möchte ich noch auf den Begriff „falsche Hoffnung“ eingehen. Jemandem falsche Hoffnungen zu machen bedeutet, ihm oder ihr Hoffnung in einer Sache zu geben, die von vornherein zum Scheitern verurteilt, unwahr oder falsch ist. Fälle von Radikalremission mögen – bisher – vielleicht nicht immer in ihrem vollen Umfang erklärbar sein, aber wahr und richtig sind sie trotzdem. Die Patienten haben ihren Krebs trotz vernichtender Statistiken geheilt. Das muss hier nachdrücklich betont werden, damit man nicht Gefahr läuft, falsche Hoffnungen zu wecken. Man sollte also damit beginnen, diese Fälle wissenschaftlich zu untersuchen, um so vielleicht neue Hinweise für die Heilung von Krebs zu finden. Die in diesem Buch beschriebenen neun Hauptfaktoren, die eine Radikalremission vorantreiben können, sind Hypothesen, also bisher nicht wissenschaftlich bewiesene und gefestigte Methoden. Leider wird es noch Jahrzehnte dauern, bis quantitative, randomisierte Studien deren Wirksamkeit entweder belegen oder widerlegen können.

Ich wollte allerdings nicht noch Jahrzehnte abwarten, bis ich die bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse aus meiner Arbeit mit Ihnen teile. Die hier festgehaltenen Resultate meiner qualitativen Recherche können uns den Start in eine dringend notwendige Diskussion über alternative Krebsheilungsmethoden erleichtern. Falsche Hoffnung würde ich dann in Ihnen wecken, wenn ich Ihnen versprechen würde, dass das Befolgen dieser neun Faktoren Ihren Krebs mit absoluter Sicherheit heilen wird. Das tue ich nicht. Ich sage lediglich, dass ich anhand meiner Recherchen feststellen konnte, dass dies die am häufigsten genannten Faktoren bei einer Radikalremission waren.

Jetzt, da ich klargestellt habe, dass es nicht meine Absicht ist, falsche Hoffnungen zu wecken, möchte ich doch erwähnen, welche Hoffnungen ich in der Tat in dieses Buch setze. In erster Linie bin ich voller Hoffnung, dass andere Wissenschaftler so bald wie möglich damit beginnen, diese Faktoren der Radikalremission zu untersuchen. Ebenso hoffe ich, dass Krebspatienten und ihre Angehörigen durch dieses Buch inspiriert werden, wie auch ich durch meinen ersten Fall von Radikalremission inspiriert wurde. Des Weiteren hoffe ich, dass die Tatsache, dass bereits Menschen entgegen aller Erwartungen ihren Krebs besiegen konnten, Mut macht. Darüber hinaus hoffe ich auch, dass dieses Buch anderen Menschen als Motivation dafür dient, für sich neue Mittel und Wege zu finden, ihre Gesundheit zu optimieren, ganz gleich, ob sie nun dem Krebs vorbeugen wollen, sich inmitten einer Behandlung befinden oder auf der Suche nach anderen Behandlungsmethoden sind, weil die konventionelle Behandlung nicht weiter greift. Am wichtigsten ist allerdings die Hoffnung, dass dieses Buch eine dringend notwendige Diskussion über Radikalremission auslösen und dieses Thema nicht weiter ignoriert wird, damit wir beginnen können, daraus zu lernen.

Die Radikalremission betreffend sind wir bisher nicht immer in der Lage zu verstehen, warum bei bestimmten Patienten eine vollkommene Heilung eingetreten ist, warum ihre Techniken für sie funktioniert haben, bei anderen Patienten jedoch keinerlei Wirkung zeigten. Ich bin davon überzeugt, dass eine vermehrte Anstrengung beim Studium dieser Fälle zwei mögliche Resultate mit sich bringen wird: Auf jeden Fall werden wir mehr über die Fähigkeit des Körpers erfahren, sich selbst zu heilen. Im besten Fall finden wir ein Heilmittel gegen Krebs. Sollten wir allerdings die Fälle von erfolgter Radikalremission ignorieren, kann es keines der beiden Resultate geben. Doch wo wären wir heute, wenn Alexander Fleming den Schimmel in seiner Petrischale ignoriert hätte? Die Geschichte hat uns gezeigt, dass es nicht Zeitverschwendung ist, Anomalien auf den Grund zu gehen. Ganz im Gegenteil: Das Erforschen von Anomalien hat im Laufe der Zeit immer wieder zu erstaunlichen Durchbrüchen geführt – und darin liegt die wahre Hoffnung.