Olivias Berghaus
Der Grünschnabel
Doppeltes Spiel
Tonio Krieg und der Rubin der Sonne
Die Pferdedetektive
Das Eisparadies
Timon, Mia und die Spielzeugdiebe
Parallelwelt
Das verschwundene Katzenbaby
Lexi und das gruseligste Halloween
Freunde, ein Selfie und ein Räuber
Hund in Not
Lib Elle
Wolle statt Gold
Der Überfall mit dem schwarzen Auto
Die Detektiv-Klasse und die verschwundene Lehrerin
Das stumme Phantom
Der Kristallvulkan im Ozean
In einem kleinen, unscheinbaren Dorf namens Hamsterfeld geschahen seit einiger Zeit die seltsamsten Dinge. Kinder verschwanden, tauchten irgendwann wieder auf und konnten sich an nichts mehr erinnern. Im Winde wehende Haustüren standen weit offen, ein Zeichen dafür, dass gerade einmal wieder eingebrochen wurde. Die Schubladen in den Zimmern wurden weit aufgerissen und jeglicher Schmuck entnommen. Keiner traute sich mehr zu verreisen oder auch nur einkaufen zu gehen, denn die Einbrecher sahen ihre Chance in jedem Haus. Frau Krause sperrte sich seit Wochen zuhause ein, um kein Opfer der Verbrechen zu werden. Man erzählte sich, sie würde sich von dem Gemüse, das sie in ihrem hoch umzäunten Garten angebaut hatte, ernähren. Die Polizei war ratlos und hatte selber schon Angst. Wer war dieser Kriminelle? Oder die Kriminelle, womöglich auch mehrere, oder doch nur einer? Keiner wusste die Antwort darauf. Die Polizei erklärte immer wieder in den Nachrichten, dass es sich hierbei jedenfalls um Profis handeln müsse. Das waren keine beruhigenden Nachrichten. Jeden Abend saß das ganze Dorf, jeder für sich, vor seinem Fernseher oder Radio und verfolgte gespannt, welche Neuigkeiten es gab.
Auch Olivia, die ihren Namen hasste und deshalb immer „Linn“ genannt werden wollte, verfolgte die Geschehnisse schon von Beginn an. Sie beobachtete jeden Blick, egal von wem. Sie sah sich jeden Tatort nach der Polizei nochmals in Eigenregie an. Jedoch gab es nie eine Spur, die ihr weiter helfen konnte, bis sie eines Tages ein Armband fand. Das Schmuckstück lag unter dem Sofa in einem der kürzlich ausgeraubten Häuser. Die Bewohner des Hauses versicherten Linn jedoch, dass ihnen das Armband nicht gehörte. Schnell war Linn darum klar, dass der Täter es verloren haben musste. Am Schmuckstück waren graue Perlen und ein kleiner Anhänger mit dem Bild von einem Hund, einem Mops. Das Mädchen wusste nicht, wem der Hund gehörte und machte sich auf den Weg zum Gemeindeamt, um nachzusehen, wo solch ein Hund gemeldet war. Sie überlegte den ganzen Weg lang, wie sie danach fragen konnte, denn diese Dokumente standen ihr nicht zu. Dies erledigte sich jedoch von selbst, denn als sie durch die Tür ging, war keiner da. Alle verkrochen sich zuhause, um auf ihr Anwesen aufzupassen, sogar die Gemeindebediensteten. Nun war es ein Kinderspiel für sie, die Dokumente zu entnehmen, zumindest dachte sie das. Sie schnappte sich jeden Ordner und wühlte darin. Erst nach Stunden fand sie den Ordner mit den Meldedaten der Hunde von Hamsterfeld, doch dort war kein Mops zu finden. Sie nahm den Ordner mit nach Hause, um ihn genauer durchzusehen, sie dachte, dass sowieso keiner nach ihm suchen würde. So verließ sie das Gebäude.
Auf der Straßenseite gegenüber sah sie einen ihrer Schulkollegen, Jakob. Sie kannte ihn nicht sehr gut, winkte ihm aber trotzdem zu. Er lächelte und winkte zurück, dann fiel sein Blick auf den Ordner, man konnte ihm von der Ferne aus ansehen, dass er nervös wurde. Linn näherte sich ihm, um zu fragen, ob es ihm gut gehe, doch da rannte er los. Linn ließ den Ordner fallen und rannte ihm nach. Sie rief: „Bleib stehen!“ Jakob war sehr tollpatschig und kein schneller Läufer und so war es nicht verwunderlich, dass er schon bald über eine Mülltonne stolperte. Bevor er sich aufrichten konnte, stand auch schon Linn vor ihm. Sie fragte: „Wieso so eilig?“ Jakob sagte nur: „Was interes siert dich das.“ Doch so schnell wollte sie ihn nicht gehen lassen. Als er aufstand, hielt sie ihm das Armband vor die Nase. Er verdrehte nur die Augen und meinte: „Ist ja sehr interessant, aber was habe ich damit zu tun?“ Linn wusste, dass er das Armband kannte. Sie sah ihm direkt in die Augen und fragte erneut: „Wieso bist du weggerannt und was hast du mit dem Schmuckstück zu tun?“ Er schwieg ein paar Sekunden und dann meinte er: „Ich will dir nicht zu viel verraten, aber du musst wissen, das Hundebild auf dem Armband ist nicht das echte.“ - „Moment, du meinst, dass hier ein anderes Hundebild hin gehört?“ Jakob schwieg und ging. Das war eine wichtige Information! So schnell sie konnte, lief sie an den Ort zurück, wo sie den Ordner fallen gelassen hatte. Er war noch da! Doch als sie den Ordner öffnete, lag darin ein Brief, auf dem mit roter Farbe stand: „Wir beobachten dich!“ Schnell riss sie die Seiten mit den Dokumenten auf, doch offensichtlich waren alle herausgerissen worden. Das ging Linn alles viel zu schnell, sie war nur ein paar Minuten weg gewesen und schon bekam sie Drohungen. Es war zum Verzweifeln, aber aufgeben war etwas, das sie nicht konnte. Denn eines konnte kein Krimineller so schnell verschwinden lassen: die Erinnerungen der Menschen.
So klapperte sie jedes Haus in ihrer Straße ab und fragte, wer alles einen Hund hatte. Für die restlichen Häuser hatte sie keine Zeit mehr. Viele Leute öffneten ihr nicht einmal die Tür, aus Angst davor, dass die junge Detektivin eine Betrügermasche abziehen könnte. Das Mädchen bekam nur wenige Informationen und es gab nur zwei Menschen, die danach in Frage kamen - Frau Krause, die bis vor wenigen Jahren einen Dackel hatte und Herrn Petters, der vor zehn Jahren einen Dalmatiner besaß. Zuerst ging sie zu Herrn Petters, denn den hatte sie immer so nett gefunden. Sie hatte ihn zwar vor Jahren zum letzten Mal gesehen, aber er konnte sich sicher noch an sie erinnern. Sie ging durch seinen Vorgarten und klopfte an seine Tür. Sein Garten war ungepflegt und es wuchsen keine schönen Pflanzen darin, nur ein wenig Unkraut. Schließlich ging die Tür auf. Sie traute ihren Augen nicht, als sie ihn sah: Er hatte eine Bierflasche in der Hand und sah sie wütend an. Ob er eigentlich eine Arbeit hatte? Er brummte mürrisch: „Was willst du kleine Göre? Wieso weckst du mich?“ - „Wir haben vier Uhr Nachmittag“, entgegnete Linn spöttisch. Sie ärgerte sich darüber, dass er sie kleine Göre nannte. Der Mann wollte ihr fast schon die Tür vor der Nase zuschlagen, da rief Linn: „Moment! Was ist mit ihrer Frau Jenny? Kann ich mit ihr reden?“ Der Mann lachte bitter und spöttisch: „Du willst mit Jenny reden? Dass ich nicht lache! Die Jenny, die mich vor fünf Jahren für einen reichen Schauspieler verlassen hat? Du kannst sie ja in ihrer Villa auf Mallorca besuchen!“
Linn seufzte und zeigte ihm das Armband, dann fragte sie: „Kennen Sie dieses Armband? War da vielleicht ein Bild von Ihrem Hund drin?“ Plötzlich standen dem Mann Tränen in den Augen und er schrie: „Mein armer Hund, nur er war für mich da! Machst du dich lustig? Ich habe den blöden Schmuck noch nie gesehen! Komm bloß nicht wieder!“ Dann knallte er die Tür zu. Herr Petters trauerte wohl immer noch um seinen Hund, dachte die junge Detektivin. Als Verdächtigen schloss sie ihn eher aus. Sie konnte sich zwar gut vorstellen, dass er als Arbeitsloser das Geld brauchen könnte, jedoch nicht, dass er zielstrebig genug für die Verbrechen wäre.
Dann ging sie zu Frau Krause. Sie betete, dass die Frau ihr die Tür aufmachen würde. Frau Krause hatte immer einen wunderschönen Vorgarten gehabt, doch nun kümmerte sich keiner mehr um ihn, merkte Linn verwundert. Dies war das Ende all der vielen schönen Blumen. Frau Krause öffnete schließlich die Tür. Sie war schon sehr alt, hatte aber immer noch eine feste Stimme und höfliche Umgangsformen. „Was kann ich für dich tun, mein Kind?“, fragte sie. Linn hielt ihr das Armband hin und fragte: „Gehört das Ihnen?“ Frau Krause nahm das Armband in die Hand und betrachtete es genauer. In der Zwischenzeit wagte Linn einen Blick an der alten Dame vorbei in ihr Haus. Dort stand gleich hinter dem Eingang eine riesige Vase aus Glas, gefüllt mit Schmuck! Frau Krauser gab ihr schließlich das Armband zurück und meinte, es würde ihr nicht gehören. Die junge Detektivin wusste nicht, ob sie ihr das glauben sollte, immerhin war Frau Krause ihrem Blick ausgewichen. Zum Abschied reichte Frau Krause dem Mädchen noch einen Korb voller selbst gebackener Kekse und wünschte ihr einen schönen Tag. Dann schloss sie die Tür.
Das war alles viel zu rosig! Linn war, sobald sie den Schmuck gesehen hatte, sicher, dass die Frau hinter den Verbrechen stecken könnte. Keiner kannte sie gut genug, um zu wissen, ob sie vielleicht ein Doppelleben führte. Die junge Detektivin rief die Polizei an und erzählte dieser von dem Schmuck, den sie gesehen hatte. Die Beamten standen schon bald vor Frau Krauses Haus und berichteten ihr, dass ein anonymer Anrufer sie auf den Schmuck hingewiesen habe. Die alte Dame wirkte geschockt, und sie gewährte den Beamten sofort Zutritt zu ihrem Heim. Diese durchsuchten das ganze Haus und nahmen den Schmuck mit. Die Polizei befragte anschließend alle Leute, die bestohlen worden waren, nach dem Schmuck, doch keiner von diesen Menschen hatte den Schmuck seltsamerweise jemals gesehen. Alles deutete darauf hin, dass es sich um Frau Krauses Eigentum handelte. Linn war enttäuscht und machte sich Vorwürfe: Hatte sie eine unschuldige alte Frau gemeldet? Sie hoffte nur, dass die alte Dame nicht wusste, wer der anonyme Anrufer war.
Eines Tages, auf dem Weg zum Supermarkt, wurde Linn von Frau Krauses Enkelin angehalten. Sie fragte bissig: „Hast du die Polizei angerufen? Du weißt ganz genau, wovon ich rede! Meine Oma hat weder etwas mit den Einbrüchen, noch mit den verschwundenen und wieder aufgetauchten Kindern zu tun. Vergiss es!“ Linn dachte einen Moment über ihre Antwort nach, doch dann fiel ihr eine wichtige Frage ein: „Du, Chantal“, begann sie. „Stimmt es, dass du eines der verschwundenen Kindern warst?“ Das Mädchen nickte zögernd. Da sprudelte es nur so aus Linn heraus: „Wer war der Entführer? Kannst du dich an echt gar nichts mehr erinnern? Hast du irgendetwas mit den Verbrechen zu tun? Und... denkt deine Oma, ich war der Anrufer?“ Chantal war sichtlich genervt und schnauzte nur: „Ich kann mich an nichts mehr erinnern.“ Dann ging sie. Linn hatte nun mehrere Leute im Verdacht: Jakob, den seltsamen Schulkameraden mit den Informationen, Herrn Petters, den frustrierten Säufer, Frau Krause, die Scheinheilige, und Chantal, das entführte Kind. Jeder von ihnen hätte es sein können. Das Motiv fehlte allerdings bei einigen. Oder vergaß sie etwas Entscheidendes?
Linn wachte plötzlich mitten in der Nacht auf und hatte einen Geistesblitz. So schnell sie konnte, rannte sie zu Jakobs Haus. Sie war sich nun sicher, dass er es war. Woher hätte er sonst die ganzen Informationen haben können? Linn war sich sicher, dass Jakob nur deshalb so tat, als wäre er schüchtern, weil er nichts preisgeben wollte. Sie wollte ihn bei seinem nächsten Verbrechen auf frischer Tat ertappen. Die Zeit verging und es war sicher schon Mitternacht. Nichts geschah. Plötzlich düste ein Fahrrad an ihr vorbei. Die junge Detektivin konnte nicht erkennen, wer darauf saß und verfolgte die Person mit einem Roller, der vor Jakobs Haus stand. Vielleicht war der Fahrradfahrer ja der Täter, aber hätte Jakob sich aus dem Haus schleichen können, ohne dass sie es bemerkt hätte? Sie fuhren aus dem Dorf hinaus, zu einer riesigen Höhle auf einem Hügel. Schließlich hielt der Fahrradfahrer an. Linn versteckte sich hinter einem Gebüsch, damit er sie nicht bemerkte. Die Höhle war beleuchtet und hatte einige Fenster, das war das Einzige, was sie von außen erkennen konnte. Als der Flüchtige am Eingang der Höhle stand, strahlte das Licht auf ihn und das Mädchen konnte erkennen, wer es war: Chantal! Das entführte Kind wusste wohl doch mehr, als es zugeben wollte. Leise schlich sich Linn zu einem der Fenster, um alles zu beobachten. Was sie sah, war unglaublich. Eine Schar Kinder hatte sich in der Höhle versammelt, umringt von Schmuck, teuren Klamotten und vielen anderen wertvollen Gegenständen. Auch Jakob war dabei. Die Kinder bildeten einen Kreis um eine bestimmte Person, Frau Krause. Sie wirkte nun nicht mehr so auf Höflichkeit bedacht und sprach: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Erwachsenen euch alles wegnehmen! Ich will euch helfen, ihr sollt entscheiden dürfen, was ihr macht! Lasst euch nichts vorschreiben - eure Eltern wollen nichts Gutes für euch. Ich kann euch helfen, in ein Land zu fliehen, wo ihr machen dürft, was ihr wollt!“ Die Schar jubelte. Da wurde Linn so einiges klar. Die alte Frau spielte den Kindern vor, ihnen dabei helfen zu wollen, unabhängig zu werden. Auch wenn sie die Kinder verstand, war der jungen Detektivin doch sofort klar, dass die ach so nette Dame es nur auf das Geld abgesehen hatte und den Kindern nie helfen wollte. Frau Krause drehte sich zu einem Kind: „Chantal! Ich habe dir doch gesagt, du sollst das Hundebild vom blöden Petters ins Armband geben! Wie kann man sich nur in der Hunderasse vertun! Jetzt glaubt keiner, dass Herr Petters hinter allem steckt!“ Chantal entgegnete mit gesenktem Kopf: „Tut mir ja leid, aber du weißt doch, mit solchen Tieren kenne ich mich nicht so gut aus! Erst jetzt weiß ich, dass ein Dalmatiner kein Mops ist.“ - „Es ist mir egal, ob du dich auskennst! Du hast es vermasselt, Punkt!“ Ein kleines Kind aus der Menge sagte plötzlich leise, aber mit klarer Stimme: „Ich will nicht mehr stehlen.“ Die alte Frau starrte das Kind an und meinte: „Ach wirklich? Dann kommst du aber ins Gefängnis, willst du das?“ Das kleine Mädchen, das nun Tränen in den Augen hatte, schüttelte den Kopf. Linn war schockiert über Frau Krauses wahres Gesicht. Die junge Detektivin konnte es nicht mehr ertragen, ohne Plan stürzte sie auf das beleuchtete Innere der Höhle zu. Sofort waren alle Augen auf sie, den Eindringling, gerichtet. Die alte Frau verzog das Gesicht. Jakobs Blicke bettelten um Mitleid, traurig sah er sie an. Keines dieser Kinder konnte etwas für die Verbrechen, auch wenn sie sie ausgeführt hatten. „WAS MACHST DU DENN HIER!“, schrie die alte Frau plötzlich mit polternder Stimme. Eine Meisterin der Manipulation! Linn schrie ebenfalls: „Lassen Sie die armen Kinder in Ruhe! Wenn die Welt wüsste, wo die verschwundenen Kinder wirklich sind! Die ihren Eltern auch noch erzählen, sie könnten sich an gar nichts mehr erinnern!“ - „Ich helfe den Kindern, sie bedeuten mir viel!“, sagte Frau Krauser. Nun kam der ganze Groll in Linn hoch: „Nein, das tun sie nicht, sobald Sie genug Geld haben, hauen Sie doch ab!“ Zu den Kindern sagte Linn: „Ihr dürft nicht auf sie reinfallen! Glaubt ihr wirklich, sie bringt euch ins Ausland? Sie wird alles für ihre eigenen Zwecke nutzen!“ Jakob, der sich sonst nie etwas zu sagen traute, fragte: „Stimmt das, Frau Krauser? Nutzen Sie uns nur aus?“ - „Neeeiiiinnnn...“, sagte die Dame. Dann riefen verschiedenste Kinder aus der Masse: „Sie nutzen uns nur aus!“ „Wieso war uns das nicht schon vorher klar!“ „Wie konnten Sie nur!“ Frau Krauser versuchte, die Kinder zu beruhigen, aber es tauchten immer mehr und mehr Zweifel auf. Chantal, die Tränen in den Augen hatte, meinte: „Oma, hat Olivia recht?“ Das war das erste Mal, dass es Linn egal war, dass man sie Olivia nannte. Die Verbrecherin schrie nun: „Was glaubst du denn! Ihr seid mir alle egal! Ich brauch' nur Kohle, um endlich raus aus diesem widerlichen kleinen Dorf zu kommen. Mir steht Besseres zu, und jetzt geht mir aus dem Weg!“ Sie schnappte sich die Tasche voller Diamanten und rannte aus der Höhle.
Die geschockten Kinder verfolgten sie, aber die Dame war mit ihrem Motorrad zu schnell. Die Schar lief ihr noch eine Zeit nach, doch nachdem sie im Dorf angekommen waren, blieben sie erschöpft stehen. Schließlich hörten sie einen lauten Knall hinter einem Wohnblock. „Lasst mich los!“, hörten sie die Frau krächzen. Die Kinder nahmen eine Abkürzung, um zu sehen, was geschehen war und staunten nicht schlecht: Die alte Frau war mit ihrem Motorrad direkt in einen Polizeiwagen gekracht. Keiner wurde dabei verletzt und so konnten die Beamten die alte Frau festnehmen. Sie fluchte und wehrte sich, und als sie die Kinder erblickte, rief sie ihnen zu: „Ihr kommt alle ins Gefängnis!“ Ein Polizist, der schon ein wenig verstand, was los war, sagte nur: „Keine Sorge, keiner von euch kommt ins Gefängnis, aber wir werden euch um eine Aussage bitten.“
Am nächsten Tag sagten die Kinder aus, dass die Frau ihnen erzählt hatte, dass sie sie ins Ausland bringen würde, damit sie so leben konnten, wie sie wollten, ohne Schule, ohne Hausaufgaben und ohne alles, was sie sonst störte. Also hatten sie ihr geglaubt. Um das Geld zusammenzubekommen, hatten sie die Schuld auf Herrn Petters schieben sollen, doch Chantal hatte sich in der Hunderasse vertan. Um den Verdacht von sich abzulenken, hatte Frau Krause ihren eigenen Schmuck ins Rampenlicht gestellt, dies ließ sie unschuldig wirken. Frau Krause sagte aus, dass sie mit dem Geld abhauen und sich irgendwo eine Villa kaufen wollte. Ihre Rücksichtslosigkeit zeigte psychopathische Züge. Keines von den Kindern bekam eine Strafe und aus Schuldgefühl brachten die Kinder den gesamten Schmuck persönlich zurück und entschuldigten sich bei jedem Menschen. Frau Krause bekam eine lebenslange Gefängnisstrafe. Nun kam wieder Leben in die Stadt, die Leute trauten sich wieder aus dem Haus, und weil Linn den Fall aufgeklärt hatte, durfte sie das Armband behalten und bekam einen eigenen Artikel in der Zeitung. Wer weiß, vielleicht werde ich ja mal eine echte Detektivin, dachte sie, als sie stolz ihren Namen schwarz auf weiß auf der Titelseite der Tageszeitung von Hamsterfeld sah. Es war übrigens das zweite Mal, dass es sie nicht störte, Olivia genannt zu werden.
Fiona Millonig, 12 Jahre