Rolf Walter

ANGOSTURA

Für Lou, Jahrgang 2021

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Prolog

Teil I

Alte Welt und Westindien Humboldt und Bolívar Bismarck und Siegert

Alexander von Humboldts „Natur“

Simón Bolívar und die Idee der Freiheit und Unabhängigkeit

Das „Schwarze Schaf“ – Heinrich F.W. Achaz von Bismarck

Johann Gottlieb Benjamin Siegert: Kindheit und Jugend in Schlesien. Oder: Als er noch ein kleiner Junge war

Aufwachsen in der Geborgenheit der Verwandtschaft in seiner schlesischen Heimat

Beginn des Medizinstudiums in Berlin und Wundarzt im preußischen Heer in der Schlacht bei Waterloo

Ein außergewöhnliches Kontrastprogramm: Einmal Waterloo und zweimal Paris!

Ende der napoleonischen Kriege, Wiener Kongress und Studienabschluss in Berlin

Alexander von Humboldt – der Beginn seiner Forschungsreisen

Simón Bolívar und Europa

Johann Gottlieb Benjamin Siegert: Das Zerwürfnis zwischen Ben und seinem ältesten Bruder Johann

Simón Bolívar: Anwerbung in London und Hamburg, Rekrutierung für den Freiheitskampf

Achaz von Bismarck – Unter Haudegen und Heroen

Die Transatlantik-Tour in der Retrospektive. Oder: Bismarcks temporärer Aufbruch in die Neue Welt

Achaz von Bismarck: „Ein ganz schamloser Lump“ (Otto v. Bismarck)

Ben Siegerts Reaktion auf seine Weise: Eine Überseereise!

Achaz von Bismarck – Die Brigg „Vesta“ sticht in Hamburg in See

Die Atlantik-Passage aus der Sicht Ben Siegerts

Achaz von Bismarck

Die dänische Insel St. Thomas in der Karibik: Zwischenstation deutscher Freiheitskämpfer

Ungeduld und Abschied mit Rast im westindischen Paradies

Im Vorgriff: Achaz‘ letzte Jahre und Memoiren

Teil II

Neue Welt und Angostura

Simón Bolívar und die fortdauernden Kämpfe um die Unabhängigkeit

Siegerts Familie und schöpferische Kreation

Ben Siegerts Überfahrt von St. Thomas nach Angostura, Zentralort am Orinoco

Alexander von Humboldts „Lieblingsland“ – Angostura in venezolanisch Guayana: „Ungeheurer Naturgarten“ und „wahre Affenherberge

Ben Siegert und die „Märchenwelt“ Angostura

Heiße Nächte in den Tropen. Benjamins Anfänge in Angostura 1820 mit María, seiner ersten Ehefrau

Der „Familienmensch“ Ben Siegert

Der reich gedeckte Tisch Venezuelas

Wie helfe ich mir selbst? Ben Siegert als Arzt und Pharmazeut in eigener Sache

Kompetenz als Arzt in Person – Ben Siegert

Amargo de Angostura oder „Angostura (Aromatic) Bitters“: Ben Siegerts kreative Schöpfung von 1824

Gründung der Fa. Amargo de Angostura (Angostura Bitters)

Die politische Entwicklung Groß-Kolumbiens unter der Führung Simón Bolívars

Deutsches Leben in der Ferne

Landsleute in Angostura

Europäische Kaufleute: Pioniere im tropischen Angostura und auf Trinidad

Heimweh Ben Siegerts beim Gedanken an das ferne Schlesien

Die lange Wanderung durchs „Tränenthal“, wieder Licht am Horizont und Briefverkehr ab 1832

Vielseitigkeit als wertvolle Marke Siegerts und der Kulturlandschaft

Ben und Bonifacia: Eine neue Partnerschaft erblüht

Ben begehrt Boni – die Liebe und die Wildnis

Siegerts zweite Vermählung 1830

Bens neue Schwiegerfamilie und deren Verbindung zu Alexander von Humboldt

Persönliche Wohlfahrt: Bens Einkommens- und Vermögenslage, nominal und real

Teil III

Das kulturelle Ganze: Leben und Sterben in der tropischen Natur

Städtisches Ambiente und Lebensmittelpunkt am Orinoco

Töchter und Söhne von Ben und Boni

Elternfreuden im Zweijahresrhythmus

„Leider völlig tot…“ – Säuglingssterben und Kindstod als tragische Begleiter der Zeit

Vom tragischen Tod der Mütter („Kindbettfieber“)

Frühreife Frauen, „vollkommene Frauenzimmer“, Venusjäger und eine 36-jährige Urgroßmutter. Ben, Carl Geldner und Eberhard Graf zu Erbach erzählen

„Ich konnte mich nicht satt an ihr sehen“ (Friedrich Gerstäcker)

Ben Siegert, der Autodidakt in Botanik und Heilpflanzenkunde

„Farmer“ Ben Siegert

Musik liegt in der Luft

„Komponist“ und „Pianist“ Ben Siegert sowie der „comercio noble“. Materielle und ideelle Kultur

Bunte Vielfalt und hochwertige neue Mode in der tropischen Welt

Cholera, „gelbes Fieber“ und „schwarzes Erbrechen“: Das Malheur der Epidemien

Facharzt und Universalmediziner für „Steinreiche“ und Bettelarme

Alkoholsucht, Alkoholophilie, Trunksucht: Unarten geistiger Getränke

Vom feste Feiern und Feste feiern. Oder: Angostura 1866 live!

Kein Festmahl ohne „Wässerchen“ oder „Verdauerli“

Bens Berufsleben als Kuriosum und „Bühne der Leidenschaften“

Unfreiwillige Betätigung als „Kieferchirurg“

Gefährlicher Wolfsbarsch

Erste Hilfe im fachfremden Milieu

Teil IV

Die zweite Generation – Kinder von Angostura/Ciudad Bolívar

Leben in der Ökumene: Religiöse Toleranz und Sepulkral-Kultur

Mischehen: Willkommene Vielheit

Lebendiges Wachsen und Gedeihen

Wachsen heißt, sich harmonisch zu organisieren: Einige Beteiligte

Rosa, die wertvollste „Perle“ im Haushalt der Familie Siegert

Carolina, erste Siegert-Tochter, und Hermann Wätjen, ihr Verehrer

Carlota und ihr „Mönch“

Was „Juanito“ nicht lernt, lernt „Juan“ nimmermehr

Anna, Hausmädchen der Contastis

Ben Siegerts Jüngste aus erster Ehe: „Carmelita“ Lorenzen

Carlos Damaso Siegert – Kaufmann und Abenteurer

Carlos und sein Freund Pedro bei den Guaraunos

Unter Indios: Pedro und die frühreife Luna

Herzhaftes Frühstück und ein gekrächztes Adiós

Sexuelle Freiheit und Nacktheit à la Angostura in venezolanisch Guayana

Humboldts Sicht auf Lebensmodelle und Lebensstile in den venezolanischen Tropen

Der „elektrische Fisch“. Das Faszinosum Zitteraal

Die 1848er Revolution in Deutschland und ihre Wirkungen auf das deutsch-venezolanische Handelsgeschäft

Carlos Damaso Siegert, der Zuckerhacendado, begegnet Carl Geldner

„Don Quijote“ de la Guayana und „Sancho Panza“ aus Meiningen

Reisender Hobbymaler und Unternehmer: Carl Geldner besucht Ben Siegert

Otto Bürger und Eberhard Graf zu Erbach berichten zeitgenössisch über Siegerts „Angostura“

María Bonifacia – leider chronisch krank und behindert

Ein Sohn – aber er wird nur vier Jahre alt

Petronila, die Tierfreundin französischer Herkunft

Eine bewährte Lösung nach tiefer Trauer: Die Ehe mit der Schwester Ana Apolonia

Gebrüder Rafael und Tomás Machado

Trini und Rafi: Buntspecht im Märchenwald

Die schöne Flamencotänzerin Ana Isabel

Isabel und Tomás: Unternehmungslustige Naturfreunde und Hobbyreiter

„Jetzt heiraten wir, denn wir sind vier!“ Doppelte Doppelhochzeit 1855

Abenteuer-Ausflüge als Mini-Urlaub im eigenen Land – warum in die Ferne schweifen?

Schlemmerei bei María Bonifacia de la Trinidad

Rafael heiratet zum zweiten Mal in die Siegert-Familie ein

Nesthäkchen Cecilia Siegert – Trauer nach Julios tödlichem Schlangenbiss

Alfredo Cornelio Siegert. Der “ehrbare Kaufmann” und weitsichtige Firmenchef

Luis Benjamin Siegert und Camille Cheesechess

Teil V

Venezuelas Wild East. Leben in Angostura und Ciudad Bolívar

Kampf mit Caimánen

„Tiger“, Pumas und andere tierischen Freunde

Ein lateinamerikanisch-europäisches bzw. venezolanisch-deutsches Bürgertum in Angostura/Ciudad Bolívar. Siegert und die Philanthropie

„Liberale Friedhöfe“ – mehr als nur die letzte Ruhestätte, vielmehr ein Zeichen von Toleranz und Menschlichkeit

„Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“: Das Beispiel Carl Friedrich Ziegert (oder Carlos Federico Siegert)

Heinrich Franzius Sr., Kaufmann in Angostura und Trinidad (1851-1864) und sein gleichnamiger Sohn

Kriminalfälle im aggressiven Mikrokosmos. Mord und Totschlag im goldreichen El Callao

Hato Pilar: Gepflegte Hacienda und köstlicher „Jaguar gebraten“

Zuckerrohrschnaps, Kaffee, Kakao und frisch gepresster Fruchtsaft: Unverzichtbare Edeltropfen der tropischen Natur

Mosquitos und Plagen aller Art in den Tropen Venezuelas: „Lebendige Nadelkissen“

Abschied Carl Geldners aus Venezuelas Wild East

Otto von Bismarck und Deutschland im Strukturwandel

Die Blauen und die Gelben: Revolution in Venezuela

Dem „Libertador“ zu Ehren: Eine Bolívar-Statue in Ciudad Bolívar

Großvater Ben Siegert: Begeisterter Familienmensch, Tierfreund und Philanthrop par excellence!

Die fatale Dialektik von Leben und Tod

Umstrukturierung in der Firma – Rückzug ins Privatleben

Ben Siegerts Tod und Nachlass

Teil VI

„Ausgezeichneter“ Angostura Bitters, glänzende Geschäfte und der große Umzug nach Trinidad

Migration zwischen Venezuela und Trinidad

Herrschaftswechsel in mehrfacher Hinsicht

Streit ums Markenrecht

Der Abschied des Unternehmens Angostura Bitters aus Venezuela und was im Lande blieb

Die Unternehmensführung von Bens Söhnen Carlos Damaso, Alfredo und Luis

„Ausgezeichneter“ Bitter: Weltmarke aus gutem Hause mit Goldmedaille

Exkurs: Perspektive durch Retrospektive: Das History Marketing des Unternehmens Angostura Bitters. Profil und Kontinuität der Marke „Angostura“

„Angostura“ on stage! Ein Poetry-Slam

Die Verlegung des Firmensitzes nach Port of Spain, Trinidad

The Hall: Gesellschaftlicher und privater Mittelpunkt der Familie (Carlos) Siegert 1886-1920

Luis Siegert: Pokerface und Vielfraß

Alfredo Cornelio, der bescheidene, hochintelligente Kopf und gute Geist des Bitters-Unternehmens

Vermögenszuwachs und Großgrundbesitz: Das Immobiliengeschäft und die Freizeitkultur der Siegerts

Soziales Engagement und ausgeprägtes Mäzenatentum

Der Tod Alfredo Siegerts und sein Begräbnis auf dem stattlichen Familiengrab des Lapeyrose-Friedhofs

Die Enkel- und Urenkel-Generation

„Alfreditos“ Humanvermögen und spannende Zeiten des internationalen Angostura-Bitters-Unternehmens

„Alfredito“ und Nina (Henderson)

Teil VII

„Düstere Zeiten“ Krieg und Frieden

Wirtschaftliche Diskriminierung, „Schwarze Listen“ und Vertrauensschwund

Die Große Flaute: Sklerose von Handel und Wandel

Krieg und Krisenmanagement

Schwere Zwischenkriegszeit: Der Staat als Unternehmer und die Persistenz des Angostura Aromatic Bitters

Maximo Lang über das Queens Park Hotel, den Country Club und über das Ehepaar Siegert

Die „Moderne“ in Venezuela und Trinidad bricht an. Der heldenhafte „Cowboy“ Maximo Lang im Wild East von San Carlos

Die Rückgewinnung von Angostura Bitters durch den Siegertschen Familienverbund

Robert W. C. Siegert und das erfolgreiche Diversifizierungsprogramm

Ausblick

Epilog

Keine Perspektive ohne Retrospektive

Anhang

Quellen und Bibliografie

Register

Bildnachweis

Anmerkungen

Vorwort

Wie so fast jedes Buch hat das vorliegende eine jahre-, ja sogar jahrzehntelange Vorgeschichte. 1979 ging’s los. Sie begann im Grunde mit meiner Entscheidung, die mannigfaltigen historischen Beziehungen zweier Länder unterschiedlicher Prägungen, Denkweisen und Lebensstile näher unter die Lupe zu nehmen, wobei meine Wahl auf Venezuela und Deutschland fiel. Beide Länder sind durch eine lange und ungeheuer spannende gemeinsame Geschichte miteinander verbunden– sicher dokumentiert spätestens seit den 1520er Jahren durch Geschäftsberichte des Augsburger Kaufmanns- und Handelshauses der Welser, verfestigt durch weitere Handelsbeziehungen zwischen den deutschen Handelskontoren und der spanischen Kolonie, präzisiert durch die geografischen und botanischen Erkenntnisse, die der deutsche Universalgelehrten Alexander von Humboldt nach 1799 auf seinem mehrjährigen „Besuch“ (der „amerikanischen Reise“) ins damals noch so genannte Vizekönigreich Neuspanien dokumentierte, sowie alle weiteren Handels- und Familienbeziehungen der darauffolgenden Jahre. Die Begegnung Humboldts mit Simón Bolívar 1805 in Paris und Italien und schließlich die Beteiligung deutscher Helfer am Unabhängigkeitskampf Venezuelas von Spanien im zweiten und dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eröffnete eine Fülle von Begegnungen, Kontakten, die teilweise bis in die Gegenwart bestehen und kräftige Nachwirkungen entfalten. Die Spannung und Farbigkeit des Beobachtungsfelds steigerte sich zunehmend, je länger ich darüber las, hörte, nachdachte und schließlich diesem unglaublichen Faszinosum „erlag“.

Eines Tages, es war der 30. September 1985, erreichte mich eine briefliche Anfrage des Leiters des Goethe-Instituts in Caracas, das in Venezuela aus naheliegenden Gründen Asociación Cultural Humboldt heißt. Deren damaliger Chef Heinrich Telaak wandte sich an mich mit folgendem Anliegen:

„Lieber Herr Walter,

könnten Sie herausfinden, ob Heinrich Friedrich Wilhelm Achaz (sic!) von Bismarck („ein ganz schamloser Lump“) sich je in Groß-Kolumbien oder Venezuela aufgehalten hat und ob sein Büchlein irgendwo einzusehen ist?

Mit herzlichem Dank für Ihre Mühe und freundlichen Grüßen Ihr Heinrich Telaak“.

Als Anlage war ein Artikel des SPIEGEL/ Nr. 36/1985, Seite 177, Fußnote, beigefügt, in dem es um das Buch des DDR-Historikers Ernst Engelberg ging, der darin eine solche Andeutung formuliert hatte, den Ausgang jedoch offenließ.

Mit der Recherche zu dieser interessanten Frage mit möglicherweise gehöriger Tragweite war in mir die glimmende Forscherglut zu einem heißen Feuer entfacht worden. Viele der folgenden Nächte blieben ohne Schlaf und Ruhe. Die einfache Anfrage war drauf und dran, mich in einer Weise zu vereinnahmen, die man nicht mehr wirklich gesund nennen konnte.

Um es kurz zu machen: Das erweiterte Ergebnis des nachhaltigen Recherchefiebers liegt vor Ihnen! Trotz bestmöglicher Nachforschungen steht für mich fest: Schreiben ist Freiheit, muss Freiheit sein – sonst ist es kein Schreiben.

In diesem sequenziellen Buch geht es darum, Puzzle zu spielen und die einzelnen Teilchen zu einem Gesamtbild zu drapieren. Im Grunde sind Wissenschaftler und auch Autoren potentielle Puzzlespieler. Anders ausgedrückt: Sie sind permanent damit beschäftigt, die Atome und Moleküle zu identifizieren, aus denen das Leben – hier wesentlich im napoleon-zeitlichen Europa und in Angostura am Orinoco von 1820 bis 1870 und darüber hinaus – erwuchs. Dieser Mikrokosmos konzentrierte sich auf eine Person und ihren ausgedehnten Familienverband – nämlich Ben Siegert und seine Lieben – und auf sein flüssiges Produkt, seine „Erfindung“, den „Angostura (Aromatic) Bitters“. Eine wahrhaftige spannungsgeladene Erzählung vom Schöpfer und seiner heilsamen wie aromatischen Kreation, eine Erzählung vom Kontrast zeitweilig überschäumenden Lebens und grausiger Todesereignisse von Mensch und Tier, eben ein buntes Gemälde der Lebewesen am temporär heftig wasserdurchfluteten Rand der Tropen in seiner zeitgenössischen Dialektik. Das Werk sollte ein Schlaglicht werfen auf die animalischen, menschlichen und pflanzlichen Formen, Figuren und Farben in ihrer wechselvollen, sich häufig gegenseitig aufschaukelnden, facettenreichen Lebensgemeinschaft, die fürchterliches herzzerreißendes Leid, aber auch ausgelassene Freude und sagenhafte Glücksmomente mit sich brachte.

Mit dem Werk ist eine Dankbarkeit verbunden, die vielförmiger und eingehender nicht sein kann. Nicht nur, dass 40 Jahre Lektüre von Akten, Schriften, Büchern und vielfältigen Fachorganen sowie die lebendigen Vorträge und prägenden Geschehnisse zahlreicher Venezuela-Reisen einflossen. Auch viele Glücksfälle, Zufälle, wildeste Kombinatorik, Ahnungen, Vermutungen, Tatsachen und Phantasievorstellungen begannen, den „Wissenstopf“ zu füllen und alles miteinander zu vermengen. Bevor das „Mahl“ jedoch die Grenze der Ungenießbarkeit erreichen und gar zu überschreiten drohte, legte ich den Füller aus der Hand und stellte den Laptop in die Ecke, um mit einem Quäntchen Glück und bedingt gerechtfertigter Zuversicht zu wagen, das Pamphlet zu Beginn der 2020er Jahre in die Runde einer kritischen und hoffentlich wohlgesonnenen Leserschaft zu werfen. Dies geschieht in der Absicht, die Freunden historischer Lektüre zu gewinnen bzw. jedermanns geruhsamen Schlaf in einer Weise zu stören, wie es mir seinerzeit 1985 geschah. Die Einsicht: Schlaflosigkeit kann Früchte tragen. Das war mir damals noch nicht so klar. Und ich hatte den Trost und das Heilmittel permanent vor Augen: das Angostura-Bitters-Fläschchen mit dem leuchtend gelben Verschlussdeckelchen samt gegen den Uhrzeigersinn zu drehendem Gewinde zur Bewahrung des kostbaren Inhalts. Dieses Utensil brauchte ich bei wiederholter Durchquerung tiefer mentaler Täler nur vor mir auf den Schreibtisch zu stellen – und mit einem Mal war jegliches Wölkchen leicht depressiver Natur wie verflogen. Welch ein Wunder! Meine Empfehlung: Machen Sie’s doch genauso!

Zu jederzeitigem und sofortigem Stimmungsumschwung trugen darüber hinaus viele liebe Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Frau und „Töchterle“ und zahllose ähnlich Unverdrossene bei, deren Hilfe und Zuspruch gar nicht lobend genug zum Ausdruck gebracht werden kann.

Schließlich gibt der Autor erleichtert Kunde von seiner zur Gewissheit gewordenen Annahme, nicht von allen guten Geistern verlassen, sondern von solchen umgeben zu sein.

Jeder, der schon mal ein Buch in Angriff genommen hat, kennt das und fragt sich ständig: Warum werde gerade ich mit so viel Glück und Segen, Gnade und Ungnade überschüttet? Ich kann doch eigentlich gar nichts dafür, dass ich (meistens zur höchsten Freude, zuweilen zum Fluch) diesem irren Thema so verfallen bin, das eine so enorme Expansionskraft und mächtige Einflussnahme an den Tag oder das Jahr legt. So sollten sich nun einige hundert Mitmenschen verschiedenster Couleur und aller Klassen und Schichten innig umarmt und für den Schlussstrich meine feierlich zitternde Hand fühlen: !Muchas, muchísimas gracias! Encantado; mucho gusto! Ich hoffe sehr, es allen angemessen persönlich sagen zu können. Für diesbezüglich recht wahrscheinliche Unmöglichkeiten bitte ich schon jetzt von Herzen und mit der größten Nachhaltigkeit um Verzeihung.

Hamburg, Jena, Kirchheim/Teck, im Sommer 2021

Rolf Walter

Prolog

Ich weiß: Man braucht einen ersten Satz. Also: Man gewinnt eine Perspektive am besten durch gewissenhafte Retrospektive. Mein Paradies heißt Venezuela, mein Mekka Angostura. Und um auch noch die letzten Menschen zum Weiterlesen zu animieren: Mein Napoleon Bonaparte trägt den Familiennamen Bolívar und ist Simón getauft. Mein Ferdinand Sauerbruch heißt Johann Gottlieb Benjamin Siegert; er ist zugleich mein Robert Koch. Sein Institut, die Klinik, die Labors liegen in der Stadt Angostura am Orinoco. Seine erste Ehefrau María Pilar Araujo erinnert an die Güte und Nächstenliebe der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Seine zweite Gattin Bonifacia kannte die tropische Botanik wie ihre Schürzentasche und bewegte sich in einer Art, die bei jedem Schritt an Barbara Campanini, „Barberina“, erinnert, die klassische Balletttänzerin des 18. Jahrhunderts, die in Siegerts Heimat Schlesien einen legendären Ruf besaß.

Der erste Satz fällt derzeit inmitten der Coronakrise besonders leicht, in der die Angst sich ausbreitet. Angst kommt von angus, Enge. Angostura beschreibt eine räumliche Verengung am Fluß Orinoco. Im übertragenen Sinne lässt sich an eine Verengung im Kopf, ein angsterzeugendes Element, denken. Und der Begriff steht für noch so vieles mehr: Einerseits trug die wunderbare ostvenezolanische Metropole in Guayana, gelegen am zweitgrößten Fluss Südamerikas, des Orinoco, jahrelang diesen Namen, tauchte in alten Schriften zuvor als „Santo Tomás de la Nueva Guayana“ auf1 und trägt heute den Namen Ciudad Bolívar – andererseits steht er für ein aromatisches Bittergetränk, das weltweit konsumiert wird: Der Amargo de Angostura oder Angostura Bitters. Der Name Angostura hat‘s also in sich!

Guayana

Es ist schon erstaunlich, dass neben den berühmten Personen der Geschichte (Süd-)Amerikas, vor allem Alexander von Humboldt und Simón Bolívar2, einige weitere ihrer elementaren Unterstützer und unglaublich agilen Nachfolger bisher recht wenig Beachtung fanden. Dazu gehört allemal und aus vielerlei Gründen der aus Oberschlesien stammende Arzt und Angostura-Bitters-Schöpfer Dr. Johann Gottlieb Benjamin Siegert (1796-1870). Er war einer der drei Deutschen, die dem Venezolaner Simón Bolívar halfen, die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien durchzusetzen. Ben Siegert, wie wir ihn fortan verkürzt nennen wollen, kam im Panteón Nacional, einer Art Heiligtum in Venezuelas Hauptstadt Caracas, zu Ehren. Neben Siegert wurde dort zwei anderen Deutschen, Heinrich von Lützow (Enrique Luzzon) und Johann von Uslar, gedacht.3 Ihre Namen finden sich in dieser Stätte höchster Ehrerbietung zum ewigen Andenken in den Boden gemeißelt wieder.4

Im Gegensatz zu den beiden anderen Deutschen ging Ben Siegert durch seine zwei Ehen mit Südamerikanerinnen – einer Kolumbianerin und einer spanischstämmigen Venezolanerin – und nicht zuletzt durch das lebenslange Wirken seiner Selbst und seiner vielköpfigen Familie in die Geschichte des lateinamerikanischen Teilkontinents ein. Er etablierte sich in Angostura, der bedeutendsten Handelsstadt am Orinoco. Es handelt sich um eine Stadt, die u.a. durch Bolívars Kongress von Angostura 1819 Berühmtheit erlangte. Ben Siegert eröffnete dort nicht nur eine private Praxis und ein Krankenhaus, er wirkte als Mediziner, Stabsarzt, Apotheker und höchst renommierter Bürger sehr zum Segen der Kommune in der ostvenezolanischen Region Guayana. Weltbekannt wurde er durch seine 1824 erstmals auf den Markt gebrachte flüssige Kreation, den Amargo de Angostura, vielleicht global besser bekannt unter der englischsprachigen Bezeichnung „Angostura Bitters“. Er kreierte nichts weniger als eine Weltmarke.

Ben Siegerts Biografie sucht auf der Welt bis heute ihresgleichen. Es ist auf der ganzen Erde kein Beispiel bekannt, das in seiner Entwicklung und Tragweite dem Siegertschen gleichkommt. Die politische, soziale und ökonomische, mithin die gesellschaftliche Bedeutung des Lebenswerkes Ben Siegerts verdient nicht nur breiteste Aufmerksamkeit, sondern erscheint für das Verständnis der Befreiung und Öffnung des nördlichen Südamerikas im 19. Jahrhundert unabdingbar. In der Person Ben Siegerts lässt sich nicht nur ein gravierender Teil der europäischen Geschichte (Preußen, Schlesien, Napoleon, Waterloo, Berlin) exemplifizieren, sondern wesentlichen Einblick in die Motive und Umsetzung der südamerikanischen Unabhängigkeit gewinnen. Siegert war nicht nur Zeitzeuge und aktiver Teilhaber der antinapoleonischen und bolivarianischen Kämpfe, sondern eine der prägenden Figuren der postrevolutionären Friedenszeit. Dass er im Laufe seines ungeheuer spannenden Lebens in Europa und Venezuela persönliche Begegnungen mit bekannten charismatischen Menschen aller Couleur hatte, unterstreicht die Bedeutung seiner Existenz. So zählt die Begegnung mit Heinrich Friedrich Wilhelm Achaz von Bismarck, dem „schwarzen Schaf“ der berühmten Bismarck-Familie, bei der Überfahrt von Hamburg nach St. Thomas 1820 sicher zu den kuriosesten Ereignissen im Siegertschen Leben.5 Ben Siegerts reichhaltige Biografie öffnet so eine Vielzahl spannender Einblicke in essenzielle Facetten des zeitgenössischen internationalen Daseins im 19. Jahrhundert.

Teil I

Alte Welt und Westindien
Humboldt und Bolívar
Bismarck und Siegert

Alexander von Humboldts „Natur“

Zu den rahmenbildenden zeitgenössischen Kräften der Erzählung gehören einzelne, in der Weltgeschichte nicht ganz unbekannte Menschen. Am 14. September 1769 erblickte Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt das Licht der Welt. Seine Eltern waren Alexander Georg, preußischer Offizier und wegen seiner Verdienste im Siebenjährigen Krieg zum Kammerherrn der Prinzessin von Preußen ernannt; seine Mutter war die Witwe Marie-Elisabeth von Holwede. Sie stammte aus einer teils hugenottischen Familie und brachte aus erster Ehe ein großes Vermögen mit, beispielsweise das Schloss Tegel und ein Berliner Stadthaus. Alexanders großer Bruder Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand von Humboldt war damals bereits zwei Jahre alt.

Durch den Beruf des Vaters als Kammerherr hatte die Familie ein enges Verhältnis zum preußischen Königshaus. Der Kronprinz wurde sogar Alexanders Taufpate. Nach der Ehescheidung des Thronfolgers 1769 konnte sich Vater Humboldt ins Privatleben zurückziehen und kümmerte sich auf Schloss Tegel nun besonders um seine Söhne, zu deren Erziehung und Ausbildung Hauslehrer eingestellt wurden. Während dem großen Bruder das Lernen offensichtlich leicht fiel, schien Alexander seinen Erziehern lange Zeit als eher wenig befähigter, lernunwilliger Kopf. Dennoch fiel schon damals sein besonderes Interesse an Naturgegenständen auf: Er beschäftigte sich gern mit Insekten, Steinen und Pflanzen, ordnete und etikettierte seine Funde in seinem Kinderzimmer und wurde bald „der kleine Apotheker“ genannt. Mit bereits zehn Jahren entwarf er Karten zum Planetensystem und von Amerika.

Auch im Malen und Zeichnen war er talentiert und wurde glücklicherweise in Kupferstechen und Radieren geschult.

1779, als Wilhelm 12 Jahre und Alexander 10 Jahre alt war, verstarb der Vater. Die zum zweiten Mal verwitwete Mutter führte jedoch die exquisite und kostspielige Ausbildung ihrer Söhne fort. Mit 18 Jahren besucht Alexander zunächst die Brandenburgische Universität Frankfurt (Viadrina) und besuchte Vorlesungen zu Kameralwissenschaft (Staatswirtschaftslehre), Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik; wechselte dann allerdings nach Berlin, um sich in Botanik ausbilden zu lassen, und 1789 an die Universität in Göttingen. Im Rahmen des Studiums unternahm er im März 1790 zusammen mit einem Studienkollegen eine Reise von Mainz über den Niederrhein nach England und kehrte im Juli 1790 über Paris zurück – der Sturm auf die Bastille, welcher die Französische Revolution ausgelöst hatte, war gerade mal ein Jahr her! Alexander beendete sein Studium schließlich an der Handelsakademie in Hamburg.

Nun startete Alexander von Humboldt endlich in die Berufstätigkeit! Seinem steten Betätigungsdrang schien der praktische Bergmannsdienst, zu dem er jeden Tag um sechs Uhr mit den anderen Bergleuten in die Gruben einfuhr, zu entsprechen – das dafür nötige Studium des Bergfachs beendete er in acht Monaten. Nachmittags bildete er sich neben der Berufstätigkeit weiter fort. Und seine Arbeit trug reiche Früchte: Aufgrund seiner Ausbildung war es ihm möglich, zunächst den Alaun-Abbau zu revolutionieren, was ihm nach einem halben Jahr die Beförderung zum Oberbergmeister einbrachte. Auch den Abbau von Silber, Nickel, Zinn, Eisen und Alaunschiefergestein reorganisierte er in technischer und ökonomischer Hinsicht und führte Bergwerke zurück in die Gewinnzone. Außerdem setzte er sich für die soziale Situation der Bergleute ein, entwickelte verbesserte Grubenlampen und „Atemschutzmasken“, vernachlässigte dabei jedoch nicht seine eigenen Biologie-Studien, indem er Flechten- und Pilzarten sowie die tierische Elektrizität untersuchte.

Alexander von Humboldt

Heutzutage würde man seine berufliche Laufbahn schon jetzt als steile Karriere bezeichnen. Ihm wurden hochrangige Posten angeboten – so wurde er beispielweise 1794 zum Bergrat und 1795 zum Oberbergrat befördert – doch den unsteten Alexander von Humboldt konnten weder Amt und Würden, weder Titel noch hohe Gehaltszahlungen zum Bleiben bewegen. Daher bat er beim preußischen König 1795 um die Entlassung aus dem Staatsdienst, und erfüllte seinen Jugendtraum von Forschungsreisen in die Welt.

Simón Bolívar und die Idee der Freiheit und Unabhängigkeit

Ein Sprung von Europa nach Amerika. Seit Mitte der 1770er Jahre fand in Nordamerika der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg statt, die dreizehn Kolonien kämpften um die Loslösung von der britischen Kolonialmacht und erklärten sich 1776 als unabhängig. Im Jahre 1777 bildete sich die Konföderation, doch erst mit der Unterstützung der Kolonisten durch Frankreich ab 1778 wendete sich das Blatt zu Gunsten der nordamerikanischen Kolonien. Offiziell war der Unabhängigkeitskrieg am 3. September 1783 mit der Unterzeichnung des Friedens von Paris beendet.

Man kann sich vorstellen, dass diese Unabhängigkeitsbewegungen auch in Südamerika nicht ohne Folgen blieben.

Bereits 1494 war der Kontinent unter den iberischen Staaten aufgeteilt worden (Vertrag von Tordesillas). Die Europäischen Kolonialmächte entsandten im Laufe der Jahre zahllose Emigranten in die südamerikanischen Kolonien. Zum Teil brachten diese ihre Familien mit und deren Nachkommen, die „Kreolen“, heirateten teilweise Menschen anderer Ethnien. Nachkommen aus diesen Mischehen bezeichnete man z.B. als „Mestizen“. Spanier und Portugiesen standen gesellschaftlich an der Spitze, während die Mestizen und die Eingeborenen meist nachrangige Positionen begleiteten.

Die Hauptfigur schlechthin ist ein solcher Kreole: Simón Bolívar. Er wurde am 24. Juli 1783 in Caracas, Neugranada, als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Sie lebten auf einer weitläufigen Kakao-Plantage, wo er in seiner Kindheit viel Zeit verbrachte und täglich die Sklaverei vor Augen hatte. Die Eltern legten größten Wert auf gute Ausbildung und Erziehung. Zu diesem Zweck engagierten sie Simón Rodríguez als Privatlehrer ihres Sohnes – und Simón Bolívar genoss eine profunde Schulung.

Simón Bolívar

Als Simón drei Jahre alt war, verstarb sein Vater, sechs Jahre später verlor er auch seine Mutter. Als Vollwaise reiste er dann 1799 – also im Alter von gerade einmal 16 Jahren – mit seinem Privatlehrer nach Spanien, wo er seine Ausbildung fortsetzte. Dort heiratete er mit 19 Jahren die Spanierin María Teresa Rodríguez del Toro y Alaysa, die er mit nach Venezuela nahm, wo sie leider im darauffolgenden Jahr durch das Gelbfieber dahingerafft wurde.

Das „Schwarze Schaf“ – Heinrich F.W. Achaz von Bismarck

Otto von Bismarck (oder Fürst von Bismarck) ist wohl jedem ein Begriff, spielt er doch als Politiker in der deutschen Geschichte eine bedeutende Rolle und trug maßgeblich zur Gründung des Deutschen Reiches bei, in dem er selbst als Reichskanzler amtierte.

Hingegen fast vollkommen unbekannt ist sein Verwandter Heinrich Friedrich Wilhelm Achaz von Bismarck; jener war sein Onkel zweiten Grades. Er erblickte 1786 das Licht der Welt. Achaz von Bismarck war übrigens ein Enkel des Finanzministers Friedrichs des Großen.

Otto von Bismarck hatte für seinen Onkel wenig schmeichelhafte Bezeichnungen übrig. Sein scharfes Urteil brandmarkte Achaz als eine Art Hallodri. Immerhin war er als ältester lebender Bismarck ausgerechnet das „schwarze Schaf“ des Verwandtschaftsverbandes, und das, obwohl er der anzuerkennende Senior der Sippe und seines Zeichens der letzte „Erbherr auf Birkholz und Hirschfelde“ war.

Gleichwohl war seine Person aus verschiedenen Gründen nicht zu übersehen, auch wenn er freilich nicht die Bedeutung seines Großneffen Otto von Bismarck erlangte. Historisch belegt ist, dass jener von Otto als rüpelhaft eingeschätzter Zeitgenosse aus der eigenen Verwandtschaft als „ganz schamlosen Lump“ bezeichnet wurde. Achaz von Bismarck hat in hohem Alter seine Autobiographie verfasst, aus der im vorliegenden Buch zitiert wird. Nach Lektüre derselben scheint verständlich, dass der Verfasser der "merkwürdigsten Begebenheiten“ von der seriösen Biografie- und Historiographie-Forschung nicht gerade hervorgehoben wird, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Nach seines Vaters Tod wurden testamentarisch die Mutter zu seiner Obervormünderin und der Ritterschaftsdirektor von Bismarck auf Briest, sein Onkel, zum Lehnsvormund bestimmt. Die Mutter sollte bis zu seiner Majorennität die Einkünfte der Güter beziehen. Bei Ernst Engelberg wird er auf Basis von Archivalien aus dem Staatsarchiv Magdeburg (Außenstelle Wernigerode) Achaz (sic!) erwähnt als „der verstorbene Senior, ein leider nur zu bekannter, tief gesunkener, in steter Geldnot befindlicher Mann“, der Lehnbriefe in Berlin versetzt haben soll6. Die Mutter zog bald nach Magdeburg, wo Achaz von Bismarck die Schule des Klosters „Unserer Lieben Frauen“ (das ehemalige Benediktinermönchskloster) von November 1796 bis Ostern 1799 (mit 13 Jahren und nach der Obertertia) besuchte7. Sein alter Erzieher Gerloff war zu seinem Glück Lehrer am Klostergymnasium in Magdeburg geworden.

Wie sich die Lebenswege dieses Mannes mit den anderen Hauptfiguren verbindet, werden wir noch sehen.