Um dieses Buch zu schreiben, war viel Überwindung nötig, aber auch das Verlangen, die beruflichen Ereignisse von über 20 Jahren, die mein Leben geprägt haben, zu Papier zu bringen. Eigentlich war der wahre Hintergrund, meine Seele zu reinigen.
Dieses Buch ist eine Dokumentation von Fällen, die sich während der Zeit meiner Tätigkeiten im Sicherheitsgewerbe ereignet haben. Eingeteilt habe ich das Buch in drei Kapitel mit seinen Sicherheitsaufgaben in den Bereichen Flughafen, Sicherheitsfirma und Wohnungsbaugesellschaft.
Es werden alle persönlich erlebten Ereignisse unverblümt beschrieben.
Viele Menschen halten den Sicherheitsservice leider nicht für notwendig oder haben keine hohe Meinung von ihm. Manche fühlen sich eher beobachtet, belästigt oder kontrolliert. Dabei führt die Tätigkeit in diesem Berufsfeld zu mehr Sicherheit und Ordnung in vielen Bereichen des täglichen Lebens.
Das Ziel dieses Buch soll also auch sein, Menschen, die von der Tätigkeit im Sicherheitsgewerbe keine oder eine falsche Vorstellungen haben, tiefe Einblicke in die Sicherheitstätigkeiten zu geben. Mit dem Wunsch, dass sich der Blick auf die Branche Sicherheit bei dem einen oder anderen verändert und dass bei der Begegnung mit Sicherheitskräften, diesen mehr Verständnis entgegengebracht wird.
In diesem Buch wurden die täglichen Abläufe und die Ausführung von Sicherheitsaufgaben in prägnanten Fällen geschildert. Es werden neben Einblicken und Erlebnissen auch deren Ergebnisse wiedergegeben.
Das Kapitel drei nimmt den größten Raum ein, da ich die Tätigkeiten für einen Zeitraum von 13 Jahren beschreibe. Kapitel zwei beschreibt den Zeitraum von ca. 6 Jahren und die kürzeste Zeit fällt dem Kapitel eins zu.
Meine Laufbahn in der Sicherheitsbranche begann 1999 aus der Notsituation Arbeitslosigkeit heraus. Das Baugewerbe, in dem ich 20 Jahre tätig war, war in einer Krise und der ein oder andere Job war nicht von langer Dauer, bedingt durch die schlechte Wirtschaftslage. Durch Mundpropaganda erfuhr ich, dass der Flughafen Tegel Sicherheitspersonal sucht, beschrieben im Kapitel 1, worauf ich mich bewarb.
Damit begann meine 20- jährige Laufbahn im Sicherheitsgewerbe.
Insbesondere die Schilderungen der Tätigkeiten für die Wohnungsbaugesellschaft (Kapitel 3), die mit vielen psychischen Belastungen verbunden waren, könnten den Leser teilweise entsetzen. Es wird beschrieben, wie mich Situationen und Begegnungen mit Mitmenschen dazu brachten, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Besonders da viel Frust, Wut, Aggressionen, Unzufriedenheit und wenig Intelligenz auf mich eindrangen.
Ich fühlte sich wie ein Blitzableiter der Gesellschaft. Niemand beachtete dabei, dass wir als Dienstleister auch nur Menschen waren, die Familien und Kinder haben. Es war in vielen Situationen nicht einfach, ein Einsehen auf der anderen Seite herzustellen. Oftmals waren Beleidigungen und Bedrohungen an der Tagesordnung.
So war der Versuch, Ordnung und Sicherheit herzustellen, sehr beschwerlich, kräfteraubend und desillusionierend. Die Belastung der eigenen Seele kam noch hinzu.
Zum Abschluss des Vorwortes bitte ich den geneigten Leser darum, in Zukunft einen Sicherheitsmitarbeiter so zu sehen, dass er im Sinne einer gemeinschaftlichen Ordnung handelt und seinen Job so gut wie möglich ausüben möchte.
Um auf dem Airport, in meinem Fall in Tegel, in der Bodensicherung tätig zu werden, muss man sich einer Schulung mit anschliessenden harten Prüfungen unterziehen, die nicht wiederholbar sind. „Bestanden“ bedeutete Beschäftigung, ansonsten war die aufgewendete Zeit von 6 Wochen vertan. In der Zeit der Ausbildung erlernte man nicht nur die Gesetze der Luftfahrt, sondern auch die richtige Verhaltensweise auf dem Airport bei der Sicherheitskontrolle der Fluggäste. Nach erfolgreichen Prüfungen durfte man dann auf bzw. am Gate arbeiten. Das bedeutet, wir durften die Passagiere vor dem Flug einer Kontrolle unterziehen, die einer Grenzkontrolle gleicht, denn wenn man den Transitbereich auf dem Flughafen betritt, ist man nicht mehr auf deutschem Territorium.
Das hatte zur Folge, dass im Sicherheitsbereich besondere Aufmerksamkeit erforderlich war, damit der anschliessende Flug zuverlässig und sicher absolviert werden konnte.
Anmerkung zum nun geschlossenen Flughafen Berlin-Tegel: Vom Ausstieg aus dem Taxi bis in das Flugzeug brauchte man nicht mehr als 40 Schritte, das war weltweit einmalig. Im Folgenden sind einige Anekdoten beschrieben, die mir während meiner Tätigkeiten dort widerfahren sind.
Ein Mann im mittleren Alter stolzierte mit leichtem, schludrigem Gang in den Sicherheitsbereich. An der ersten Position angelangt (in der Sicherheitsbranche „der Aufleger“ genannt), wurde er aufgefordert, sämtliche metallischen Gegenstände wie Uhr, Handy, Geld, Kaugummi, Schlüsselbund etc. in eine Schale zu legen. Das dient dazu, dass er bei der Durchquerung der sogenannten Torsonde (dem Metalldurchgangsdetektor) keinen Impuls auslöst und der jeweilige Mitarbeiter der Personenkontrolle, weniger zu tun hat.
Vielen Menschen ist diese Kontrolle sehr unangenehm und bei entsprechender Vorarbeit durch den „Aufleger“ kann das vermieden werden.
Der besagte Mann trug zudem einen Hut, den er ebenfalls zu seiner Jacke und dem Handgepäck in die Schale legen sollte. Dann begann das Drama; denn den Hut abzulegen, verweigerte er aggressiv. Auf die Nachfrage, ob er einer Religion angehöre, was er verneinte, wurde er sofort noch aggressiver und schrie: „was sind denn das für Stasi-Methoden und Kontrollforderungen, ich lege meinen Hut nicht hinein“. Dieses Spektakel wiederholte sich über einen sehr langen Zeitraum. Er legte den Hut nicht ab, obgleich sich der eine oder andere Mitarbeiter noch bemühte, die Angelegenheit in Ruhe zu regeln. Nach 10-minütigem Theater wurde der Bundesgrenzschutz, der auf dem Flughafen die Sicherheitshoheit besitzt, angefordert. Dann begann die Szene zu eskalieren. Als die Beamten erschienen, wurden aus dem Gebrüll, Attacken gegen die Beamten. Der Passagier versuchte sich durch Treten und Herumfuchteln mit den Armen, dem Nähern der Beamten zu erwehren. Dabei wurden wieder lautstark „Stasi-Methoden“ und „Freiheitsberaubung“ herausgebrüllt. Die Beamten bekamen die Lage aber sehr schnell in den Griff, überwältigten den Fluggast und führten ihn ab. Das hatte zur Folge, dass jede Verzögerung im Abfertigungsbereich auch zur Verzögerung des Flugbetriebes führte. Der Passagier hatte aber auch Pech; er wollte einen Frühflieger um 07:00 Uhr nutzen, da er jedoch nach seiner 2-stündigen Festnahme am anderen Gate das Szenario wiederholte und wieder aus dem Sicherheitsbereich abgeführt wurde, durfte er erst am späten Nachmittag mit dem letzten für ihn verfügbaren Flieger um 17:00 Uhr fliegen. Jetzt war er überraschend bereitwillig, sich den Anforderungen zu stellen, jedoch fielen noch die Worte, dass er nur vergaß, seinen Hut in der Schale abzulegen.
Was für eine Zeitverschwendung ohne Einsicht für die Notwendigkeit der Kontrollen. Ja, viele Personen fühlen sich an dieser Stelle bevormundet und undemokratisch behandelt und haben nicht im Blick, dass diese Maßnahmen der eigenen Sicherheit dienen.
Geschäftseisende auf der ganzen Welt, glaube ich, sind die angenehmsten Fluggäste.
Durch ihre täglichen Flugreisen, quer durch das In- bzw. Ausland, kennen sie die Abläufe sehr genau. Ihre Handlungen und Bewegungen laufen mechanisch ohne viele Worte und Zuwiderhandlungen ab. Das erleichtert einem Sicherheitsmitarbeiter seine Tätigkeit.
Gleichwohl ist aber eine korrekte Sicherheitsleistung zu erbringen. Die kleinste Nachlässigkeit könnte verheerende Auswirkungen im Flugwesen auslösen. Darum war immer hohe Konzentration bei den Kontrollen erforderlich, obwohl es bei diesem Personenkreis stets sehr routinemäßig ablief.
Bei dem einen oder anderen musste auch mal das Handgepäck nachkontrolliert werden, wegen der diversen mitgeführten elektronischen Geräte. Ansonsten war das Durchlaufen der Geschäftsreisenden durch die Torsonden zu 99 % unproblematisch und verlief immer zügig. Für den dort eingesetzten Sicherheitsmitarbeiter war es ein sehr angenehmes Arbeiten.
In einem meiner Dienste erschien eine Dame in Geschäftskleidung (grau meliertes, enges Kostüm und High Heels), eine sehr gepflegte und hübsch anzusehende Geschäftsfrau im mittleren Alter (30-40). Sie betrat den Sicherheitsbereich und legte ihre Handtasche und Laptop-Tasche ordnungsgemäß in die vorgesehene Schale zur Kontrolle durch den Monitor.
Der Sicherheitsmitarbeiter am Monitor hatte auf einmal seinen Spaß: Nachdem die Taschen den Bereich der Durchleuchtung verlassen hatten, forderte er die Geschäftsfrau auf, ihre Handtasche zu öffnen, mit der Begründung, er konnte den gesamten Inhalt nicht korrekt erkennen und deuten. Bereitwillig wurde die Tasche geöffnet, damit sie eingesehen werden konnte. Der Mitarbeiter griff beherzt hinein, holte mit einer Hand einen Dildo heraus, hielt diesen in halber Höhe hoch und wühlte mit der anderen Hand weiter in der Tasche herum. Natürlich fielen die Blicke der Mitreisenden auf den hochgehaltenen Artikel, was sehr zur guten Stimmung aller umstehenden Personen beitrug. Die Geschäftsfrau bemerkte dies und fragte mit gedämpfter Stimme, ob er den Gegenstand nicht wieder runternehmen könnte. Der Mitarbeiter entschuldigte sich sofort, gab aber zu Verstehen, dass sie dazu stehen müsste, was bei allen anderen den Spaßfaktor noch erhöhte. Die Dame suchte sich dann aber den entferntesten Platz im Sicherheitsbereich, um sich den Blicken der Mitreisenden zu entziehen. Ein guter Rat wäre, dieses Spaßspielzeug nicht im Handgepäck zu verstauen sondern im Reisegepäck.
Eine männliche Person, ungefähr zwischen 20–30 Jahren, kam in letzter Minute zur Abfertigung und schleuderte sein Handgepäck mit vollem Schwung auf die Ablage in die Schale. Polternd rutschte das ganze Gepäck mit der Aufleger Schale vom Abfertigungsband. Darauf brüllte er mit kreischender Stimme: „Können sie nicht aufpassen, im Gepäck befinden sich wertvolle Gegenstände“. Dem Mitarbeiter verschlug es die Sprache, aber er legte gehorsam und still die Tasche zum Kontrollieren aufs Band.
Der Mitarbeiter am Monitor schaute in Ruhe hindurch und wollte den Inhalt des Gepäcks betrachten, da griff der Passagier unverdrossen in den Gerätetunnel hinein und zog mit Schwung sein Handgepäck heraus. Damit war Stress ausgelöst. Er wurde darauf hingewiesen, dieses zu unterlassen und er müsse jetzt das Gepäck erneut auflegen, um eine ordentliche Prüfung durchführen zu lassen. Das verweigerte er und schrie, es wäre jetzt zu spät, der Flieger stehe zum Abflug bereit und er wolle zum Boarding. Sogleich wurde die Abfertigung gestoppt und der BGS alarmiert, welcher dann unverzüglich erschien.
Nun ging das Theater erst richtig los. Der Passagier verweigerte unentwegt, das Gepäck noch einmal zur Bearbeitung aufs Band zu legen, um die erforderliche Prüfung abzuschließen. Dann wurde es dem BGS zu bunt und man leitete folgende Massnahmen ein: Der Passagier wurde letztmalig aufgefordert, sein Handgepäck auf das Abfertigungsband zu legen und einer ordentlichen Prüfung unterziehen zu lassen, ansonsten würde er aufgefordert werden, den Sicherheitsbereich zu verlassen. Jetzt wurde es unruhig, der Passagier brüllte lautstark: „Ihr Idioten habt wohl nichts Besseres zu tun“. Dann pöbelte er uns an, was wir für „Schwachköpfe seien“. Damit war das Maß der Unverschämtheit weit überschritten. Die Beamten wiesen ihn an, das Gate zu verlassen, was er aber nicht freiwillig tat. Somit blieb den Beamten keine andere Wahl, als ihn zu greifen und hinauszuführen, was sich gleich zu einer heftigen Rangelei ausweitete. Vier Beamten gelang es dann doch, den widerspenstigen Reisenden abzuführen einschliesslich seines Handgepäcks. Dabei wurde sehr laut gepöbelt. Es sei „Freiheitsberaubung und Gewaltanwendung.“ Zum Schluss drohte er noch mit einem Anwalt.
Wie wir später erfuhren, wurde ihm das Flugticket entzogen, und er konnte bei keiner anderen Fluggesellschaft einen neuen Flug buchen. Wie erwähnt, er wollte nur nach Paris, aber Zugreisen sollen auch sehr spannend sein.
Mit den Charter-Urlaubspassagieren hat man so seinen Spaß und durchaus viel Freude. In einem Dienst war es wiedermal soweit. Ein älterer Mann, so um die 50, untersetzt, ländliches Äusseres, kam in den Sicherheitsbereich und der Aufleger begann seine Ansage bezüglich des Ablegens der metallischen Gegenstände, die sich eventuell in den Taschen seiner Kleidung befinden könnten, einschliesslich Gürtel und Hosenträger. Der Mann tat sehr verwundert und zögerte zugleich, dazu kam die Frage: „Warum?“. Der Mitarbeiter erklärte ganz ruhig nochmal den Ablauf, dass er sich der Körperkontrolle entziehen könnte, wenn sich keine metallischen Gegenstände mehr an seinem Körper befänden. Das würde den Ablauf vereinfachen und zügiger vonstatten gehen lassen.
Doch es kam leider anders. Der Mann begann mit folgendem Wortlaut: „Mein lieber Freund, ich fliege 10 mal im Jahr und das hat noch niemand von mir verlangt“, wobei seine Stimme sehr bestimmend und befehlsartig klang und zusätzlich schnappte er an seinen Hosenträgern herum. Noch nie, so sagte er, musste er seine Taschen leeren oder irgendwelche Gegenstände in eine Schale legen, den Spuk könnten wir gleich sein lassen. Der Mitarbeiter blieb sehr gelassen und forderte den Mann erneut auf, die Anordnungen zu befolgen, ansonsten dürfe er den Sicherheitsbereich nicht betreten. Er bemerkte noch, dass der Passagier wohl nicht 10 mal im Jahr fliege, sondern eher alle 10 Jahre einen Flug absolvierte. Über die offensichtliche Entlarvung errötete der Mann zunehmend und fühlte sich sichtlich durchschaut. Ohne weiteres Murren lies er alle nötigen Kontrollen zu und verschwand sehr schnell von der Abfertigung.
Übrigens, die Hosenträger legte er auch noch ab und hielt mit einer Hand seinen Hosenbund fest. Danach ging er mit wieder angelegten Hosenträgern und Gürtel in den Sicherheitsbereich und schaute beschämt zum Boden.