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BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK:

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© 2021 ANNIKA MüLLER, MARIE MüLLER, MELANIE MüLLER, HENNING MüLLER
HERSTELLUNG UND VERLAG:

BOD - BOOKS ON DEMAND GmbH, NORDERSTEDT

ISBN:978-3-7557-2032-4

Kapitel 1: Ella, die Mutige

„Ich bin mutig! Ich bin mutig! Ich BIN mutig!“, wiederholte Ella in ihrem Kopf. Sie hatte mal im Fernsehen gesehen, dass ein Sportler so etwas gemacht hatte – und dann war er von einer Skisprungschanze gesprungen. Ellas Skisprungschanze hieß Anni. Anni war natürlich eigentlich keine Skisprungschanze, aber mindestens genauso groß und bedrohlich: Anni war ein Pony! „Das Pony des Grauens!“, dachte Ella und seufzte leise. Natürlich nur ganz leise und so, dass es niemand merkte. Vor allem nicht Lisa, ihre Cousine. Und auch nicht Lena, die Reitlehrerin.

Ella hatte nämlich ein Problem: Sie war gar nicht mutig. Alle dachten, sie sei mutig. Aber sie war so weit von „mutig sein“ entfernt, wie davon, auf Anni, dem Pony des Grauens, reiten zu wollen.

Dass alle dachten, Ella sei mutig, war eigentlich nicht übel. Andere Kinder bewunderten sie und ihre Eltern und Großeltern waren stolz auf sie. Und sie durfte fast alles mitmachen, das nur Erwachsene durften, obwohl sie ja erst fünf Jahre alt war. So zu tun, als sei man mutig, war schon toll. Bis…na ja, da war zum Beispiel diese Achterbahn, da durfte die mutige Ella natürlich mitfahren, obwohl sie erst ab sechs Jahre gewesen wäre – alle dachten ja, sie sei mutig. Weil Ella aber nicht wirklich mutig war, hatte sie schnell so tun müssen, als wäre ihr schlecht von der Zuckerwatte: Problem gelöst, so musste sie nicht auf die Achterbahn, und alle dachten trotzdem, sie wäre eigentlich mutig genug gewesen. Und dann war da mal dieser große Hund. Ella konnte entspannt so tun, als wäre sie mutig genug, ihn zu streicheln, denn der Hundebesitzer sagte: „Bello mag nicht gestreichelt werden!“. Ella hätte das vierbeinige Riesenmonster mit seinen messerscharfen Zähnen auch im Leben nicht gestreichelt – aber damit angeben, dass sie ihn doch „soooo süß und kuschelig“ fand und ihn gerne in den Arm genommen hätte. Das war leicht. Und alle bewunderten sie für ihren Mut!

Nun hatte sie sich aber wirklich in eine ausweglose Lage gebracht: Lisa, ihre Cousine, hatte Ellas Eltern überredet, dass Ella in den Herbstferien mit zu einer Reiterferienwoche auf dem Reiterhof durfte. Das war erst ab sechs Jahren. „Aber die mutige Ella schafft das schon!“, waren sich alle einig. Lisa war schon acht Jahre alt und sie ritt schon seit drei Jahren. Für sie war der Reiterhof wie ein

Zuhause. Aber für Ella war er einfach nur gruselig. Sie hatte immer gedacht, Ponys seien klein und süß.

Sie kannte sie vom Ponyreiten auf dem Jahrmarkt. Da wurde man aber immer von den Eltern auf den Ponyrücken gehoben und nach zwei Runden wieder heruntergepflückt. Auf dem Ponyhof war das anders. Überall diese riesigen Pferdeköpfe und diese gewaltigen Hinterbeine, bereit Ella über das Gatter zu treten.

Genau das hatten die Ponys vor – da war sich Ella sicher. Und mutig sein (oder so zu tun), während man einen Flug in den Graben erwartet, war nicht leicht. Nicht mal für Ella.