Ich danke meiner Tochter Dunja für die Erstellung das Covers, Freunden und Kollegen für das Lesen des Manuskriptes.
Danke auch für die Unterstützung meiner Familie, die mich ermutigt hat, dieses Buch zu veröffentlichen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2017 Petra Müller
Illustration: Dunja Müller
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7448-8053-4
Dieses Buch stützt sich nicht auf wissenschaftliche Hintergründe, ist nicht von Psychologen überarbeitet, sondern basiert einzig und allein auf Erfahrungen und Erlebnissen.
Von Beruf bin ich Krankenschwester und arbeite seit vielen Jahren in der Altenpflege. Aus diesem Grund beziehe ich mich überwiegend auf den Bereich der Altenpflege.
Von jeher bin ich ein empathischer Mensch. Und trotzdem komme auch ich immer mal wieder in eine Situation in der ich ungeduldig und ungerecht werde.
Ich habe einiges darüber gelesen, wie man Empathie erlernen kann, aber das meiste ist mir zu theoretisch. Die Texte sind oft schwierig und ob du Lust hast, trockene und schwer umsetzbare „Aufgaben“ zuhause zu üben, lassen wir mal offen.
Wir alle wissen, wie durchgetaktet der Arbeitsalltag in der Pflege ist. Es ist egal, ob du mit Examen, als Helfer(in), als FSJler oder als Praktikant(in) in der Pflege arbeitest. Es ist körperlich und geistig anstrengend und auch die Zeit die du mit der Dokumentation zubringst, ist nicht zu verachten. Oft hast du oder nimmst dir nicht die Zeit, offener und besser hinzusehen. Nimmst du dir aber die Zeit, wirst du am Ende sogar Zeit gewinnen. Jeder von uns sollte daran denken, wie man sich den Umgang wünschen würde, wenn man selbst in der Situation des Klienten wäre.
Du wirst jetzt vielleicht sagen: „die kennet unser Haus aber nicht. Personalmangel an allen Ecken und Enden, Druck von oben, Schwerstpflegefälle“. Höchstwahrscheinlich hast du recht und ich kenne das Haus nicht, in dem du arbeitest. Aber ich habe einige Seniorenheime kennengelernt. Und in vielen ist es so, wie bei dir. Leider.
Natürlich hast auch du deine Erfahrungen gemacht. Vieles, was du hier liest wird dir vielleicht bekannt vorkommen. So oder so ähnlich hast du es auch schon erlebt. Aber ich hoffe, dass unter der Vielzahl der kleinen Geschichten oder Gedankengängen etwas ist, was dich zum Nachdenken anregt. Und wenn du all das was hier steht, bereits gesehen und gehört hast, weißt du nun, dass es dir nicht allein so geht.
Ich weiß nicht, wie der kranke Mensch bei dir genannt wird. Ob Bewohner, Patient oder Gast. Ich nenne ihn hier Klient. Damit sind natürlich Männer und Frauen gleichermaßen gemeint obwohl das männliche Wort verwendet wird.
Ich möchte dir hier einige Hilfestellungen geben, wie du besser nachvollziehen kannst, was der kranke und/oder alte Mensch vor dir empfindet. Es ist wichtig, dass du all deine Erfahrungen aus deinem Leben jederzeit abrufen kannst, um empathisch auf andere Menschen zuzugehen.
Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, wenn dir ein Klient seinen Dank ausdrückt. Sei es durch ein Lächeln und ein Leuchten in den Augen, durch einen Händedruck, eine Umarmung oder auch durch ein Stück Schokolade.
Viele von uns können auch zuhause nicht abschalten. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, die einen länger beschäftigen, die man nicht so schnell abschütteln kann. Aber normalerweise solltest du, wenn dein Dienst zu Ende ist, ihn auch innerlich beenden. Es bringt weder dir, noch deiner Familie noch deinem Arbeitgeber etwas, wenn du in deiner Freizeit darüber nachgrübelst, was du nicht geschafft hast oder was du hättest anders machen können. Das macht dich müde und verlierst den Spaß an der Arbeit.
Hab den Mut etwas Neues auszuprobieren, mal den Tagesablauf anders zu gestalten, aus der täglichen Routine auszubrechen. Verändere die Sichtweise. Verdränge die Betriebsblindheit.
Du wirst hier immer wieder auf Stellen stoßen, in denen ich dich auffordere, etwas auszuprobieren. Du kannst die Dinge alleine zuhause probieren oder im Team. Vieles wird im Team mehr Spaß machen und alle haben die gleichen Erlebnisse.
Einige Stellen werden provokant wirken. Aber das ist so gewollt. Ich möchte, dass du etwas aufgerüttelt wirst, dass du dich durchaus auch über einige Passagen ärgerst, weil du dann darüber nachdenkst. Einiges ist vielleicht auch etwas überspitzt geschrieben.
Du wirst immer wieder lesen „stell dir vor“. Ich möchte, dass du dann nicht nur liest, was dort steht, sondern ich bitte dich, versuche dich in die entsprechende Situation hinein zu fühlen. Wenn es dir hilft, mach die Augen zu und schalte dein „Kopfkino“ ein.
Ich versuche auf sogenanntes „Fachchinesisch“ zu verzichten, da dieses Buch auch für Kollegen gedacht ist, die kein Examen haben und/oder ganz neu in die Pflege einsteigen. Am Ende des Buches ist es dir vielleicht möglich, gemeinsam mit deinem Team mal einen anderen Tagesablauf zu planen, Prioritäten anders zu setzen oder neue Konstellationen von Klienten auszuprobieren.
Je häufiger du dir bewusst machst, was du es in einer bestimmten Situation gerne für eine Reaktion von deinem Gegenüber hättest, umso mehr wird es ein Automatismus. Anfangs ist es harte Arbeit aber nach und nach macht es Spaß und du siehst Erfolge. Der Umgang mit deinen Klienten wird einfacher.
Wenn du das ganze Buch liest, wird dir auffallen, dass sich einiges wiederholt. Manche Aussagen passen bei mehreren Kapiteln und wen nur einige Kapitel interessieren, hat diese Aussagen dann auch gelesen.
Du wirst beim Lesen vielleicht denken: ‚Ist doch logisch, machen wir doch immer schon so. Die will wohl das Rad neu erfinden‘. Das wäre super. Aber in manchen Einrichtungen wird leider auch heute noch nach dem Prinzip „satt und sauber“ gearbeitet.
Auf den letzten Seiten hast du die Möglichkeit, dir Notizen zu machen.
Du arbeitest sicherlich mit biografischen Hintergründen. Du solltest wissen, was dein Klient früher beruflich gemacht hat, was er für Interessen hatte oder hat, solltest die Gewohnheiten kennen. Wenn dir das alles nicht geläufig ist, lies in der Doku nach oder frag deine Kollegen.
Beobachte dich erstmal selbst. Wie du gehst und stehst. Siehst du deinen Gesprächspartner an oder guckst du nebenbei woanders hin? Lächelst du viel oder fällt es dir schwer zu lächeln? Wo sind deine Hände während du sprichst? Über was redest du und wie redest du? Wenn du das alles selbst nicht beurteilen kannst, frag deine Kollegen. Vielleicht ist es ja auch möglich, dass ihr euch gegenseitig mal beobachtet und dann ein Feedback abgebt. Aber bitte ohne euch gegenseitig zu ärgern. Du siehst meist auch an der Reaktion deines Klienten, ob er dir zugewandt ist oder nicht.
Nun beobachte deinen Klienten. Wie sieht die Körperhaltung aus? Aufrecht und selbstbewusst, zusammengesunken und ängstlich, verkrampft? Sieh ihm ins Gesicht. Die Mimik verrät dir eine Menge. Ein Mensch kann ängstlich, müde, teilnahmslos, fröhlich, traurig, erschrocken, glücklich, verzweifelt, hoffend, verkrampft, wütend und schmerzverzerrt gucken. Und es ist nicht jede Mimik, die wir sehen können, hier aufgezählt. Auch der Gang, die Gestik, das Gesprächsverhalten geben Auskunft darüber, wie es dem Menschen vor dir geht.
Wie möchtest du, dass man mit dir spricht? Findest du es gut, wenn sich jemand Zeit nimmt, wenn du etwas auf dem Herzen hast? Oder gefällt es dir besser, wenn jemand, mehr im Vorbeigehen, zu dir sagt: „wird schon wieder“ oder „stellen sie sich nicht so an“?
Versuche dich ganz auf deinen Klienten einzulassen. Überlege kurz, was dir in seiner Situation guttun würde. Wenn jemand traurig, grüblerisch oder ängstlich ist, nimm die Hand des Klienten, sieh ihm in die Augen und höre einfach zu. Höre aufmerksam zu, lass dich nicht ablenken, wiederhole Gesagtes, damit dein Klient weiß, dass du ihn verstanden hast. Geh mit Ruhe und Geduld in das Gespräch. Gib ihm deine volle Aufmerksamkeit. Lass ihn ausreden. Setzt dich in offener Körperhaltung zu ihm. Wenn er nichts sagt, frag nach, ob du ihm helfen kannst. Manchmal reicht auch einfach nur die Nähe eines anderen Menschen.
Viele deiner Klienten haben eine oder mehrere körperliche Einschränkungen. Es ist sicher nicht einfach, am eigenen Körper zu erleben, dass immer mehr Funktionen nachlassen oder gar ausfallen. Wenn du an einen Klienten denkst, der schwer an M. Parkinson erkrankt ist oder an jemanden der nach einem Schlaganfall bettlägerig ist, es ist mit Sicherheit schwer zu ertragen. Vor allem, wenn dein Klient dies alles wirklich mitbekommt. Du solltest nachsichtig sein, wenn diese Klienten mal ungeduldig oder auch ungerecht reagieren, wenn alles nicht so klappt, wie sie es möchten. Wenn sie mal wieder um Hilfe bitten müssen weil sie irgendetwas nicht selbständig erledigen können.
Wenn du im Gespräch mit deinem Gegenüber bist, sieh ihn an. Was siehst du? Siehst du Leid im Gesicht? Blitzen dich die Augen mit Schalk im Blick an? Erzählt er leise und vorsichtig oder laut und forsch? Es gibt so vieles zu entdecken.
Wenn du ein wirklich gutes Gespräch mit deinem Klienten hattest, wird er es zu schätzen wissen. Er weiß jetzt, dass er sich auf dich verlassen kann, dass er dir vertrauen kann. Wenn er wieder etwas auf dem Herzen hat, weiß er, an wen er sich wenden kann. Euer Verhältnis wird sich verbessern.
Und bitte achte darauf, dass du möglichst viel mit deinen Klienten lachst. Nicht über sie lachen, sondern mit ihnen. Es entstehen so viele komische Situationen, zeig, dass du auch über dich selbst lachen kannst. Auch schwerkranke Klienten können mit Humor umgehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich mit unseren Klienten lache, der Umgang einfacher, die Laune besser und das Vertrauen größer ist. Und Pflegepersonal, das auf der Arbeit lacht, ist entspannter, selbstsicherer und kann auch schwierigere Situationen besser meistern. Mehr Klienten als du denkst können auch mal über einen ‚blöden Spruch‘ lachen und kontern entsprechend. Es darf natürlich nicht beleidigend sein.