Elke Repp, 1959 in Düsseldorf geboren,

lebt heute mitten im Grünen,

hat zwei erwachsene Söhne und einen kleinen Enkel.

Schreiben ist ihr großes Hobby und so

entstand dieses Kinderbuch.

Die wundervollen Bilder stammen aus der Feder

der jungen Künstlerin „Jil Estelle“.

Die 24 jährige ist seit 2 Jahren als Illustratorin

selbstständig und lebt in Athen.

Zu finden ist sie auf Instragram unter

„estelle.doom“ und auf Etsy.

„Frau Rübe…und ihr dunkles Geheimnis“

Der wundersame Garten

An einem kleinen Wald in der Nähe eines Flusses, lebte eine kleine, alte krumme Kräuterfrau. Wegen ihrer Haare, die in der Sonne rötlich schimmerten und dünn hoch oben vom Kopf hochstanden nannten die Leute sie auch Hexe Rübe.

Unten am Wald war ein breiter Fluss. Da sie dort nicht rüberkam und auch nicht schwimmen konnte, blieb sie dort, wo sie gerade war. Sie hatte ein kleines krummes und schiefes Häuschen und hinten an dem Häuschen war ein riesengroßer wilder Garten.

Überall waren große Reisighaufen und viele wilde Brombeersträucher, die Eindringlinge mit ihren Dornen festhielten. Manche Menschen sagten, es wäre eine verzauberte Hexe, denn sie hatte sieben geheimnisvolle Katzen und in ihrem Garten standen drei große weiße Vögel aus Stein gemeißelt.

Diese „alte Kräuterfrau“ die etwas seltsam war und in ihrem Garten Kräuter und seltene Pflanzen züchtete war aber wohl keine Hexe. Aber wer weiß das schon genau? Sie kümmerte sich um alle Tiere aus dem Wald und sie sprach mit ihnen. Die Igel lebten in den Reisighaufen, die Hummeln wohnten in den alten Baumlöchern und die Kellerasseln lebten in riesigen Familienstämmen zusammen unter den alten Steinen, die sie im Garten stapelte wie Bauklötze. Die Mäuse machten es sich in einem zerfallenen Schuppen gemütlich und feierten im Sommer, wenn es dunkel wurde richtig große „Mäusepartys!“ Die Katzen im Haus wurden immer ganz wild, weil sie nicht an die Mäuse rankamen. Sie durften nur im Haus leben, durften nie die Sonne spüren und den schönen lauwarmen Wind. Manchmal sah man sie auch, wie sie in der Dämmerung draußen auf den Fensterbänken saßen und die frische Luft schnupperten. Die Fensterbänke waren mit Gittern gesichert, so dass die Katzen nicht in den Garten hinunter konnten. So saßen sie dort und schauten sehnsüchtig in die Freiheit, die sie wohl niemals erleben würden.

Frau Rübe hatte es nicht so mit den Menschen, darum vermied sie gerne den Kontakt zu Nachbarn. Nur ganz selten sprach sie einmal ein paar Worte auf dem Markt oder antwortete auf Fragen nur kurz und knapp. Sie ließ ihre Katzen nie in den Garten hinaus, weil sie immer furchtbare Angst hatte, sie könnten ihr weglaufen oder gestohlen werden. Wie man die Leute erzählen hörte, sollten es keine normalen Hauskatzen sein, sondern ganz teure Edelkatzen aus dem fernen Morgenland. Ihre Augen funkelten im Dunkeln wie Diamanten, ihre Zähne waren spitz und ihre Krallen waren scharf wie Säbel.

Eines Tages kam ein alter reicher Mann daher, der eine alte Mühle besaß und in einem entfernten Ort lebte. Der wollte genau neben Frau Rübe ein Grundstück kaufen, weil er ein großes neues Haus für viele Familien bauen wollte. So zog die Tochter des alten Mannes mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter Emma dort ein und auch diese beiden fanden den Garten nebenan etwas unheimlich und waren sichtlich froh, dass Frau Rübe einen hohen Zaun zog. Frau Rübe schaute auch die Menschen oft so grimmig an, dass es einem ganz komisch wurde. Entweder hatte sie so gute Laune, dass sie lauthals kicherte und jauchzte oder sie war zu Tode betrübt und schaute grimmig wie eine alte verschrumpelte Runkelrübe.

Es wurde Sommer und das junge Paar von nebenan bekam ein weiteres Kind, welches sie Theresa nannten.

Frau Rübe betrachtete die ganze Sache sehr mürrig und war nicht gerade davon begeistert. Denn so konnte man wunderbar in ihren Garten schauen und mit der Ruhe war es vorbei. Auch, wollte sie nicht beobachtet werden und sie wollte auf keinen Fall, dass man in ihren Garten sehen konnte.

Aber was sollte dort keiner sehen? Hatte Frau Rübe doch ein Geheimnis? War sie deshalb immer so seltsam und stimmte das, was die anderen über sie sagten?

Auf jeden Fall, hatte sie einen großen Teich mir einem einzigen großen Fisch drin und einem riesigen grünen Frosch der Arthur hieß. Arthur bewachte den Teich und quakte ganz laut, wenn jemand ganz nahe an den Teich kam. Irgendwie war es, als wolle er den Teich bewachen. Er hörte sich dann wie eine alte rostige Trompete an. Der dicke Fisch musste dann immer lachen und Frau Rübe kicherte, wie immer, amüsiert vor sich hin.

Da der Teich so groß war, suchten immer wieder große wunderschöne schillernde Libellen hier ihre Sonnenplätze aus. Hier wollten Sie an den Wassergräsern ihre Eier ablegen. Ihre Flügel glitzerten und schillerten in der Sonne, es war magisch anzusehen. Es gab große grünlich schimmernde und hellblau schimmernde Libellen, es war einfach herrlich dies anzusehen.

Sogar mit den Libellen sprach sie. Dann drehten die Libellen ihre großen Köpfe fast komplett um ihren Körper. Sie verfolgten jeden Schritt von Frau Rübe wie diese beweglichen Überwachungskameras. Blieb sie stehen, blieben auch die Köpfe der Libellen stehen. Ging sie weiter drehten sich die Köpfe mit den Facettenaugen wieder in ihre Richtung. Sie sagte leise zu Ihnen: „Ordinata, Urlibella, Libellula…kleine Jungfer…bleib sitzen am Ufer!“ und die Libellen blieben ruhig sitzen und fühlten sich willkommen.

Frau Rübe schlich in der Dämmerung immer bis an die große Mauer um hinüber zu schauen, was die anderen Menschen da so machen. Sie konnte aber nichts dran ändern, denn der alte Mann durfte dort bauen und dann ging auch alles ganz schnell. Innerhalb eines Jahres wurde ein riesengroßes Haus gebaut und von der ersten und zweiten Etage aus, konnte man wunderbar den ganzen Garten von Frau Rübe betrachten und sie konnte nichts dagegen machen. Nach und nach stellte sie große Holzwände auf, damit man nicht gänzlich alles sehen konnte und kein Mensch, besonders die Kinder nicht, in den Garten klettern konnten um an den Teich heranzukommen. Menschen waren ihr nicht geheuer, sie traute ihnen nicht und so blieb sie lieber für sich alleine. Ab und zu sah man sie mit einem ganz großen Strohhut mit Blumen drauf und einem Stock durch den Garten gehen. Mal wuselte sie dort, mal wuselte sie da herum. Sie sprach auch mit allen Pflanzen in lateinischer Sprache, obwohl sie niemals studiert hatte. Den Pflanzen war das egal, sie gedeihten prachtvoll und wucherten vor sich hin. Die Sträucher wuchsen fast schon über sie hinüber. So ließ sie alles zuwachsen und füllte alles mit Reisig und Ästen auf, so dass man nicht mehr erkennen konnte, ob da unten ein Garten war oder ein riesengroßer Reisighaufen.

Im Frühjahr blitzen aber dann ganz rote und rosafarbene Blüten aus dem Garten hervor. Auch stand ein großer weißer Strauch mit sternförmigen Blüten in der Mitte. Es war ein besonderer Garten, der jeden verzauberte der hineinsah. Geheimnisvoll unaufgeräumt, zugewuchert und deswegen ein Paradies für alle menschenscheuen Tiere.

So kam auch die schöne „grau-braune“ Ringelnatter dort vorbei und legte im dichten Geäst ihr Gelege, das heißt, ihre Eier dort ab. Ringelnattern lieben die Nähe zum Wasser und deswegen war der Garten von Frau Rübe ideal um im Frühjahr ihre Babies auf die Welt zu bringen. Ringelnattern sind hervorragende Schwimmer und tauchen sehr gerne, sie sind harmlos und nicht giftig, man erkennt sie gut an den „hellgelben Flecken“ im Nacken, die wie ein Halbmond aussehen. Kommt man ihnen aber zu nahe, oder ärgert sie, so verteidigen sie sich mit ihren Stinkdrüsen. Sie zischt dabei sehr laut, alleine dieses Zischen hört sich schon gefährlich an und deshalb sollte man sie auch in Ruhe lassen.

Frau Rübe hörte man aber auch mit der Natter sprechen und zwar sagte sie immer diesen Spruch, wenn sie eine am Teich entdeckte: „Natrix, Natrix, Ringelpitz, tauch schnell unter wie ein Blitz!“

Mistkäfer und Nacktschnecken

Gegenüber von Frau Rübe wohnte ein altes Pärchen. Die beiden lebten schon immer hier oben am Waldesrand. Es waren irgendwie keine Menschen, sondern eher eine Art Käfer. Er, sah aus, wie ein alter brauner Mistkäfer und seine rundliche Gattin Olga, wie eine alte Käferdame, die man selten sah. So fand es auf jeden Fall Frau Elfengras, die gleich neben der alten Frau Rübe ihr Häuschen hatte und eine blühende Fantasie hatte und so immer wieder lustige Geschichten erfand.

So rollte der alte Mistkäfermann jeden Tag seine große Mistkugel durch das kleine Dorf und er erzählte jedem von jedem. Der Mistkäfer schien sehr neugierig und redselig. Er versuchte auch heimlich in die Gärten der anderen Nachbarn zu kommen um sie zu belauschen, damit er wieder etwas Neues erzählen konnte. Wenn er nichts zum Erzählen hatte, erfand er einfach dumme Geschichten. Die schlauen Leute erkannten das und wendeten sich ab, machten alle Zäune höher und verschlossen Tür und Tor. Die Dummen aber, wurden seine Freunde. Seine Mistkäferfrau rollte derweil eine ruhige Kugel und trank jeden Tag leckeren Läusesaft, damit sie gut bei Leibe blieb und nicht dünner wurde. Denn wenn sie dünner wurde, konnte sie den ganzen Mist nicht wegrollen, den ihr Mistkäfermann täglich fabrizierte. Am besten gefiel es ihr, wenn sie die Nacktschnecke Liliane besuchen kam. Die hatte kein eigenes Haus und war nun ständig der heißen Mittagssonne ausgesetzt. Das ist für Nacktschnecken überhaupt nicht gut, denn so werden sie ganz klein und schrumpelig und trocknen aus. Aber sie fand nach langem hin- und herkriechen endlich ein altes Schneckenhaus mit vielen Löchern. Da kroch sie rein und wohnt jetzt dort bis die Sonne sie irgendwann weggeschrumpelt hat.

Der alte Mistkäfer derweil versuchte, aus lauter Neugier, schon bei der alten Kräuterfrau über den Zaun zu klettern. Leider war er etwas zurückgeblieben, weil er als Käferkind nicht richtig essen wollte, so war sein Gehirn etwas verkümmert.

Und deshalb versuchte er es nach einiger Zeit immer wieder in andere Gärten oder Häuser zu gelangen. Dabei baute er um sein Haus eine ganz hohe Mauer aus dem angeschleppten Mist, damit ihn selbst keiner sehen konnte und sperrte sich somit selbst ein. Das gefiel den anderen Leuten, dass sie ihn nicht so oft sehen mussten, denn er war nicht bei allen beliebt.

Am Waldrand standen noch zwei weitere kleine Häuser, in eines davon zog ebenfalls nach einiger Zeit ein alter Herr mit einem ganz spitzen Hut ein. Er hatte einen ganz langen, grau-silbrig schimmernden Bart. Seine Beine waren so dünn wie Mikadostäbe und er hatte ein kugelrundes Bäuchlein. Der spitze Hut war auch ganz furchtbar lang und hatte bis zur Spitze nach oben sehr viele Knicke, als wüsste das Hutende nicht, wohin es will. Mal knickte es nach rechts ab und mal nach links, dann wieder nach rechts und immer so weiter. Am Ende der Spitze war ein dunkelblauer Bömmel. Dieser spitze Hut schien einen geradezu zu beobachten. Sah der alte Herr jemanden auf der Straße, dann grüßte er und hob den Hut kurz an. Früher hat man die Leute noch ordentlich gegrüßt. Trug man einen Hut als Mann, so grüßte man andere Leute in dem man den Hut kurz anhob und mit dem Kopf nickte. Das war höflich und freundlich. Heute ist das nicht mehr so, denn erstens tragen weniger Leute richtige Hüte, eher Mützen und das mit dem Grüßen hat sich auch geändert. Wenn man sich heute grüßen will, reicht ein freundliches „Hallo“ oder „Guten Tag“. Manche jungen Leute sagen gar nichts mehr, die nicken vielleicht noch kurz. Es gilt heute immer noch, die Jungen grüßen die Alten zuerst. Aber es schadet ja auch nicht, wenn man freundlich grüßt. Wer freut sich nicht am Morgen über ein freundliches „Guten Morgen“? Das fand auch der Herr …ja wie hieß denn nun der Herr mit dem spitzen Hut? Frau Elfengras nannte ihn „Herr Bimsalasim mit dem Zauberhut“. Der liebte es auch gegrüßt zu werden und dann geschah immer etwas Seltsames. Er fasste sich mit der einen Hand an den Hut, so als wolle er ihn abziehen, dann nickte er freundlich und machte mit einem Bein einen halben Kreis auf dem Boden.

Keiner weiß woher das kam und noch seltsamer war es, der Hut hatte Augen. Immer wenn Herr Bimsalasim den Hut berührte schauten einen die Augen ganz durchdringend, aber freundlich an. Setzte er den Hut wieder auf und ließ ihn los, waren auch die Augen zu, sie verschwanden in so einer Zickzackfalte. Dazu ertönte der blaue Bommel am Zipfelende und machte ein deutliches „Bömmelgeläut“ Das hörte sich eigenartig an und war sehr lustig. Frau Elfengras fand das so toll und so grüßte sie ihn so oft sie ihn sah und kicherte dann sogar mit der Kräuterfrau darüber. Herr Bimsalasim hat das gar nicht gemerkt und freute sich immer wieder darüber, er mochte Frau Elfengras besonders gerne. Sie duftete immer so gut nach Lavendel und die ganze Straße roch nach ihr, wenn sie ins Dorf zum einkaufen ging.