Titelbild und Illustrationen : Anke Hartmann, Leipzig

BOD Books on Demand GmbH, Norderstedt

© Claudia J. Schulze, 2019

ISBN: 9783752837421

Inhaltsverzeichnis

Mein Name ist Lilly. Früher war ich, ehrlich gesagt, fast immer irgendwie aufgeregt. Ich habe drei Brüder, Max, Raphael und Dominik, was vielleicht so einiges erklärt. Jedenfalls war ich gezwungen die Kunst zu erlernen, die darin besteht sich selbst zu beruhigen. Meine Therapeutin, Frau Dr. Hasenklein, hat mir ganz genau erklärt wie das geht.

Eigentlich wäre es besser, wenn du auch vorher mit jemandem übst, der sich da so richtig auskennt. Eine Trainerin, die sich total gut auskennt, (besser als ich) könnte dir alles noch viel gründlicher erklären. Aber ich beschreibe dir die Übungen trotzdem schon einmal hier.

Meine Übungen kannst du auch parallel mit einem Trainer oder einer Trainerin machen. Sie wissen vielleicht nicht so gut wie ich über störende Brüder Bescheid, so dass sich beides gut ergänzt.

Auf jeden Fall wäre es gut, wenn dir jemand ganz genau und vor Ort zeigt wie es geht. Wenn du bestimmte Erkrankungen hast, (auch da kennt sich die Trainerin aus), musst du die Übungen vielleicht anders machen oder Teile davon weglassen. Das musst du vorher mit einem Erwachsenen besprechen. Mit so jemandem wie Frau Dr. Hasenklein zum Beispiel. Meine Eltern fanden das ganz praktisch, weil nämlich die Krankenkasse für mich gezahlt hat. Um ganz ehrlich zu sein, hab ich mich von dem Stress auch ganz schön krank gefühlt. Ich konnte oft nicht gut schlafen, und in der Schule war ich dann müde. Für mich war es wirklich gut, dass ich zu ihr konnte. Sie ist wirklich in Ordnung, und ich will dir mal beschreiben was sie so macht:

Frau Dr. Hasenklein ist Spezialistin was Kinder und was Entspannung betrifft. In ihrem Wartezimmer war einmal ein Kind, das alle Hefte zerrissen und laut getobt und geschrien hat. Ich glaube, dass das der einzige Fall war, mit dem sie nicht so gut zurechtgekommen ist. Sie hat es nicht zugegeben, aber ich habe gemerkt, dass sie rote Flecken im Gesicht hatte.

Das Kind hatte allerdings vermutlich wesentlich mehr gebraucht als nur Entspannung, so wie das getobt hat. Aber mir konnte Frau Dr. Hasenklein immer auch so helfen.

An dem Tag mit dem wütenden Kind haben wir die Entspannungsübungen dann gemeinsam gemacht. Zum Schluss waren auch die roten Flecken aus Frau Dr. Hasenkleins Gesicht wieder verschwunden. Und ich habe mich auch ganz prima gefühlt.

Es hilft garantiert gegen Nerv tötende Brüder, gegen komplizierte Klassenarbeiten, gegen Angst vor dem Zahnarzt - ach, eigentlich fast gegen alles.

Mia, ein Mädchen, das auch bei Frau Dr. Hasenklein war, und Entspannung ganz offensichtlich sehr nötig hatte, vor allem nachdem sie Frau Dr. Hasenkleins Praxis beinahe auseinandergenommen hätte (sie konnte sehr aufbrausend sein), gab mir den Tipp mit der Kuh. Sie trug immer ein Bild bei sich, auf dem diese beruhigende Kuh abgebildet war:

Ihrer Meinung nach half das unbedingt. Ehrlich gesagt: Es stimmt. Natürlich kann es auch ein anderes Bild sein. Das also ist Mias Tipp. Hier nun ist meine erste Übung mit dir:

Erste Übung mit Lilly:

Dabei lernst du wie du dich selbst beruhigen kannst, wenn du aufgeregt und nervös bist. Also für all die Fälle, die ich oben schon genannt habe und dazu noch einige mehr. Hier können dir die Technik des Gedankenstopps, des Autogenen Trainings und auch die Entspannungsübungen nach Jacobsen wirklich so richtig gut helfen. Wir beginnen mit der Technik des Gedankenstopps. Das ist die Lieblingsübung von Frau Dr. Hasenklein, und ich finde sie eigentlich auch so richtig gut.

Deswegen will ich auch damit anfangen. Diese Technik geht so: Zuerst frage ich mich: „ Sitze ich auch so voll und komplett bequem?“

Bei Frau Dr. Hasenklein saß ich eigentlich immer super bequem. Sie hatte so einen flauschigen blauen Sessel, aber natürlich geht es auch anderswo.

Es klappt überall dort, wo du es dir in Ruhe bequem machen kannst. Dann kannst du mit der Übung beginnen. Sobald du bequem sitzt, schließt du deine Augen, holst tief Luft und spannst dabei deine ganze Bauchdecke an. Am Anfang konnte ich das nicht so gut, aber wenn du erst einmal eine Hand gegen deinen Bauch hältst, wirst du merken, dass es das leichter macht. Du ballst jetzt zusätzlich noch die Hände zu Fäusten und hältst dabei die Luft an.

Dann nimmst du alle Gedanken, die dich nervös machen, in deine Fäuste. Du sammelst sie einfach ein, als wären es kleine, störende Mücken oder sonstige Plagegeister. Nun öffnest du in Gedanken eine große Kiste, natürlich sollte sie einen schweren Deckel haben – für alle Fälle. Man weiß ja nie. Ich jedenfalls stelle mir die Kiste immer so vor.

Also: Kiste, schwerer Deckel, und du schmeißt diese Gedanken einfach dort hinein. Du machst die Kiste nun zu, am besten mit einem richtigen Knall, stellst sie in die Abstellkammer, auf den Speicher oder in den Keller, schlägst auch hier die Tür mit aller Kraft zu und rufst laut: STOPP!!!". Die Ausrufezeichen denkst du dir natürlich nur dazu. Aber schrei so laut du kannst. Du musst dich damit sozusagen selbst erschrecken, damit deine Gedanken aufhören sich im Kreis zu drehen. Das haben manche Gedanken nämlich so an sich.