Nikolaus Lenau

Savonarola

Ein Gedicht

 

 

 

Nikolaus Lenau: Savonarola. Ein Gedicht

 

Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2017.

 

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:

Alessandro Moretto, Porträt eines Dominikanermönchs, vermutlich Girolamo Savonarola, 1524

 

ISBN 978-3-7437-1327-7

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-7437-1269-0 (Broschiert)

ISBN 978-3-7437-1270-6 (Gebunden)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Erstdruck: Stuttgart/Tübingen, Cotta, 1837

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

 

 

 

Vocati sumus ad militiam Dei vivi.

Tertullianus ad Martyres c. 3.

 

 

 

 

 

 

 

Herrn

 

Dr. Johannes Martensen

 

in Kopenhagen

 

gewidmet.

 

Die Entweichung

»Wo sich Girolamo verspätet?

Gewitter droht die schwüle Nacht;

Ob er noch jetzt im Walde betet,

Nicht hat auf Stund' und Wetter Acht?

 

Komm, Niccolo, hinaus, wir wollen

Den Sohn erwecken aus dem Traum.

Siehst du den Blitz? hörst du es rollen?

Gewiß, er kniet an seinem Baum!«

 

So sprach die Mutter mit Verzagen;

Der Vater ruhig, heiter spricht:

»O laß ihn knien, die Blitze schlagen

Den Baum, wo einer betet, nicht.

 

Der Himmel badet mit Erbarmen

Die Wurzel jedem Baum und Busch,

Wie Jesus einst den müden Armen

Herabgeneigt die Füße wusch.

 

Die Frühlingsnacht mit Wetterschlägen

Durchzuckt die Erde frisch und froh;

Und himmlischer Gedankensegen

Strömt nieder auf Girolamo.

 

Wohl hört er nicht den Donner ziehen,

Und nicht der Stunde leisen Schritt,

Er mag am Baume länger knieen,

Weil der nun blüht und betet mit.

 

Bald aber wird er, heimgekommen

Aus seinem dunkeln Waldrevier,

Was er Geheimes dort vernommen,

Begeistert sagen dir und mir.

 

Er that's in mancher schönen Stunde,

Und nie mein Herz das Glück vergißt,

Zu hören aus des Kindes Munde

Die Sprache, die das Leben ist.

 

Ich glaub' es nicht, o Weib, doch wehe,

Wenn je aus deinem Herzen schwand,

Wie der Gezeugte unsrer Ehe

Uns mit dem Schöpfer süß verband.

 

Oft aus den Waldeseinsamkeiten,

Des Denkers liebstem Aufenthalt,

Kam er zurück, uns fortzuleiten

In einen andern, tiefern Wald;

 

In jenen Wald voll Balsamkühle

Und ewig grün: die Schrift des Herrn,

Wohin aus banger Lebensschwüle

Gekränkte Wandrer flüchten gern.

 

Dann rauscht uns Trost, dann duftet Hoffen

Im heil'gen Walde jeder Strauch,

Von seines Auges Strahl getroffen,

Erregt von seines Mundes Hauch.«

 

Doch kann kein Wort zur Ruhe legen

Die Angst der Mutter um ihr Kind,

Denn draußen stürzt ein wilder Regen,

Gewitter tobt, es heult der Wind.

 

Die Nachbarn rufen Litaneien,

Den Baum am Fenster bricht der Sturm,

Die Glocken in Ferrara schreien

Die Angst der Stadt von jedem Thurm.

 

Die suchende Mutter

Die Nacht vorüber und im Osten

Hellstrahlend auf die Sonne geht,

Der Donner und der Sturm vertosten,

Die Luft voll Duft und Liedern weht.

 

Der Himmel mit den Lenzgewittern

Der Erde wohl zum Herzen drang,

Weil ihr von allen Zweigen zittern

So süßer Duft und Morgensang.

 

An Helena vorübergleiten

Des Waldes Hauch und Freudenton,

Sie späht und ruft in alle Weiten

Umsonst nach dem verlornen Sohn.

 

Schnell zu des Walds geheimsten Stämmen

Die sorgenvolle Mutter dringt,

Wo Fels und Strom die Schritte hemmen,

Am wirrsten sich der Strauch verschlingt.

 

Nicht schreckt sie nun der Räuberrotte

Weithin verrufner Hinterhalt,

Sie schreitet durch die dunkle Grotte,

Durchforschend jeden Felsenspalt.

 

Rastlos bis zu der Sonne Neigen

Fragt sie umher nach seiner Flucht,

Sie ruft den Straßen und den Steigen:

»Ihr Trägen, macht euch auf und sucht!«

 

Oft wenn sie auf entfernten Wegen

Herschreiten einen Wandrer sieht,

Dem winkt sie, eilt sie froh entgegen,

Bis ihrem Aug die Täuschung flieht.

 

Dann zürnet sie des Manns Geberden,

Und jedem Zug im Angesicht,

Daß sie je näher, fremder werden,

Daß dies sein theures Antlitz nicht.

 

Sie ruft hinaus in offne Felder:

»Mein lieber Sohn! wo bist du? wo?«

Und in die Wildniß dunkler Wälder:

»O komm zurück, Girolamo!«

 

Wie einen Stein das Meer, verschlinget

Das weite Feld den bangen Schall,

Und nicht den Sohn der Wald ihr bringet,

Nur seines Namens Widerhall.

 

Der Brief

Ermüdet von verlornen Wegen,

Die sie geirret ohne Ruh,

Und von des Herzens bangen Schlägen,

Geht Helena dem Hause zu.

 

Der Vater harret an der Thüre,

Er sieht sie kommen bleich und matt,

Und eilt daß er sie stützend führe,

Und reicht ihr eines Briefes Blatt:

 

»Siehst du, es darf der Sturm nicht rauben

Dem Baum des Herrn sein grünstes Reis;

Die Furcht war stärker als dein Glauben.«

So spricht sein schonender Verweis.

 

Hinsinkend in des Stuhles Lehnen,

Hält sie das Blatt im Dämmerschein

Und seufzt die Worte unter Thränen:

Nun ist er fort, und nicht mehr mein!

 

»Nun ist er fort, doch unverloren.

O Weib, sei deines Sohnes werth!

Du hast ihn nicht für dich geboren;

Getrost, wenn ihn der Herr begehrt!

 

Zeit ist's, daß du dem Sohn entsagest

Und das Geräth der Mutterpflicht

Demüthig brechest und zerschlagest;

Der Streiter Gottes braucht es nicht.

 

Der Brief wird deinen Kummer heilen,

Daß du frohlockst und nimmer klagst;

Ich will dir lesen seine Zeilen,

Weil du es nicht vor Weinen magst:

 

›O Vater, Mutter, Gott befohlen!

Ihr Lieben seid nicht trübgemuth,

Daß ich so plötzlich und verhohlen

Entwichen eurer treuen Hut.

 

Ich zog von euch mit bittern Schmerzen,

Ich kämpfte lang, bis ich's vermocht,

Denn lange hat im Kindesherzen

Der bange Zweifel mir gepocht.

 

Schon seid ihr alt, es naht die Stunde,

Wo ihr zum Tode schlafet ein;

Nicht aber wird aus eurem Munde

Der letze Hauch ein Kuß mir sein.

 

Ich werde nicht euch hinbegleiten

Des Weges kahlen, kühlen Rest;

In eures Alters Einsamkeiten

Vergebt, daß euch das Kind verläßt!

 

Mein Geist in schlummerlosen Nächten

Durch diese Welt zu Gott sich rang,

O zeige mir den Weg, den rechten!

Fleht' ich zu Jesu heiß und bang.

 

So kniet' ich letzte Nacht im Haine,

Umbraust vom wilden Donnerflug,

Gebadet im Gewitterscheine,

Und betete und frug und frug:

 

O Gott! soll ich der Welt entweichen

Und dem was lieb mir in der Welt,

So gib, o Herr, mir jetzt ein Zeichen,

Daß du zum Streiter mich bestellt!

 

Da schlug der Blitz den Baum in Splitter,

Dran ich gelehnt, ich blieb gesund!

Mich schlug der Strahl zu Gottes Ritter,

Auf ewig steht der ernste Bund.

 

Und jeden Tropfen meines Blutes,

Und meines Geistes letzte Kraft

Trag' ich zum Kampf voll frohen Muthes,

Bis mich der Tod von hinnen rafft.

 

Ich wandre fort im Morgenrothe;

Wie sich der Tag im Osten schwingt,

So glüht mein Muth im Kampfgebote

Und all mein Herz zum Himmel dringt!‹ –

 

Schon wird es Nacht, die Sterne scheinen

Des Flüchtlings Eltern in's Gemach,

Die Mutter steht mit stillem Weinen

Und sinnt dem Brief des Sohnes nach.

 

Und sie versinkt in düsterm Traume,

Es bebt der Brief in ihrer Hand,

Wie's letzte Blatt am dürren Baume,

Dem all sein Schmuck und Reichthum schwand.

 

Sie spricht: »Die Kirche feiert heute

Dem Märtyrer Georg das Fest.

Weh mir, wenn ich sie richtig deute,

Die Ahnung, die das Herz mir preßt!«

 

Der Vater lehnt am Fensterrahmen,

Das Herz voll Freud' und Zuversicht,

Ein feierliches: »Amen! Amen!«

Ruft er hinauf zum Sternenlicht.

 

Der Eintritt in's Kloster

Der auserkorne Gottesbote

Die Straße nach Bologna zieht,

Rastlos, bis er im Abendrothe

Die Thurmeskreuze funkeln sieht.

 

Er möchte seinen Schritt beschwingen,

So sehnsuchtsfroh das Herz ihm schlug,

Als er Bologna's Glocken klingen

Herüber hört im Windeszug.

 

Schon pocht er an mit frommem Worte

Am Kloster Sanct Dominicus,

Und aufgethan wird ihm die Pforte

Mit einem gastlich milden Gruß.

 

Ein hoher Greis mit weißen Haaren,

Begießend sorglich jedes Beet,

Der Prior unter Blumenschaaren

Im Garten auf und nieder geht.

 

Der Bäume Wipfel säuselnd beben

In schon versunkner Sonne Licht,

Und ein vergangnes frommes Leben

Erhellt des Priors Angesicht.

 

Und sinnend ruht der Blick des Alten

Auf seinem reichen Blumenflor,

Auf all den lieblichen Gestalten,

Die still und sanft sich drängen vor.

 

Und leise trat zum Klostergarten

Savonarola jetzt herein,

Ehrfürchtig schweigend im Erwarten,

Bis selbst der Greis gewahre sein.

 

Wie weise Alte gerne pflegen,

Daß sie nicht lassen ihren Schritt

Sich stören auf Gedankenwegen,

Und lieber ziehn den Andern mit;

 

So hat nach freundlichem Willkommen

Auch seinen Gast der Prior gleich

Vergnügt und herzlich mitgenommen

In sein geliebtes Blumenreich:

 

»An Blumen freut sich mein Gemüthe,

Und ihrem Räthsel lausch' ich gern,

Die uns so nah mit Duft und Blüthe,

Und durch ihr Schweigen doch so fern.

 

Wenn ich durch ihre schmucken Reihen

In Abendkühle wandeln geh',

Und oft in süßen Träumereien

An einer Gruppe sinnend steh',

 

So ist mir schon zu Sinn geworden,

Es lagre unterm Himmelszelt

Der große reiche Blumenorden

Ein weites Kloster durch die Welt.

 

Ob sie nicht in Gelübden leben? –

Sind nicht die Blumen keusch und rein?

Der Armuth hold und treu ergeben,

Vergnügt bei Thau und Sonnenschein?

 

Gehorsam springen sie vom Bette,

Wenn sie die Frühlingshora ruft,

Und eilen in die große Mette,

Zu bringen ihren Opferduft.«

 

Er sprach's, indessen dicht und leise

Ein Heer von Blüthen niedersank,

Auf Stirn und Hand dem frommen Greise

Zu küssen ihren stillen Dank.

 

Nun kehrt mit forschendem Betrachten

Zu seinem Gast der Prior sich:

O Jüngling, welche Wünsche brachten

In unsre ernsten Mauern dich?

 

Der Jüngling, neigend sich bescheiden,

Also des Herzens Wünsche nennt:

Mein Bitten ist, mich einzukleiden

Zu eurem heiligen Convent.

 

Und den Gelübden, jenen dreien,

Die fromm den Blumen lieh dein Scherz,

Will ich mich unerschüttert weihen

Bis in den letzten Todesschmerz. –

 

Der Greis vertieft sich, frohbetroffen,

In seines Gastes Angesicht,

Und ahnet, daß ein großes Hoffen

Der Welt aus diesen Zügen bricht.

 

Die Novizen

Ein Bund im Rosenzelt geflochten,

Bei Sternenglanz und Becherklang,

Als Wort und Wein und Blüthen pochten

Ans Herz, und Nachtigallensang;

 

Der mag verschwinden und vergehen

Mit seinen Lenzgenossen bald,

Wie's Blatt vom Strauch, vom Herzen wehen,

Verhallen, wie ein Lied verhallt.

 

Der Strauch hat neue Rosentriebe,

Hat Nachtigallen jung und neu;

Das Herz berauscht die neue Liebe,

Und nur die Sterne blieben treu. –

 

Ein Bund im Schlachtgefild geschlungen,

Der stumme Feuerblicke tauscht,

Von wildem Waffentanz umrungen,

Und rings von Heldentod umrauscht,

 

Ist schön! doch mit dem Kampfestosen

Ein solcher Bund wohl auch verweht,

Wenn weiter auch, als unter Rosen,

Das Herz in Schlachten offen steht. –

 

Der Bund allein wird lange dauern:

Wenn froh in Gottes Angesicht

Zwei Herzen an einander schauern,

Der überwährt das Sternenlicht.

 

So haben sich zum Freundschaftsbunde

Girolamo, Domenico

Vereint in Gottgeweihter Stunde,

Mit der die Treue nicht entfloh.

 

Sie saßen traulich in der Zelle,

Und als im Sonnenuntergang

Verschied die letzte Tageshelle,

Zugleich ihr letztes Wort verklang.

 

Sie haben ernst und lang gesprochen

Vom Prager Hieronymus;

Wie eine Welt von Qual gebrochen

Am unerschütterlichen Huß.

 

Wie diese Freunde, Gotteshelden,

Die Macht des Todes übermannt,

Wie sie, das Wort des Heils zu melden,

So freudenvoll den Leib verbrannt. –

 

Die Jünglinge, das Antlitz neigend,

Sind jetzt verstummt mit einemmal,

Sie sitzen beide starr und schweigend,

Der Welt entrückt und ihrer Qual.

 

Verschlossen ist das Aug, verhangen

Das Ohr, wie tief in Schlafesruh;

Nun ist die Seele fortgegangen,

Sie schloß des Hauses Pforten zu.

 

Im tiefen Walde der Betrachtung

Die ferne Seele nun verweilt,

In jener heiligen Umnachtung,

Wo jede Sehnsucht wird geheilt.

 

Laßt euch den heil'gen Wald umranken!

O schweiget, schweiget, daß kein Wort

Die flücht'gen Rehe, die Gedanken,

Vom Quelle Gottes scheuche fort! – –

 

So saßen lange die Genossen,

Das Angesicht herabgebückt,

Das Auge wie vom Tod geschlossen,

Betrachtend und der Welt entrückt.

 

Sie hören nicht wie vor der Zelle

Der Garten rauscht, der Vogel singt,

Sie hören nicht, wie schon das helle

Glöcklein Ave Maria! klingt.

 

Und die Vertieften auch nicht hören

Im Kreuzgang jetzt des Priors Schritt,

Und wie er, mahnend aufzustören,

Herein zu den Novizen tritt.

 

Die Brüder störend aufzuregen

Aus stiller Andacht, kümmert ihn;

Doch Alle ruft zum Abendsegen

Die strenge Klosterdisciplin.

 

Erst als er ihnen seine Hände

Sanftrüttelnd um die Stirne schlang,

Daß er zurück die Seelen wende

Von ihrem fernen Abendgang,

 

Erwachten sie zusammenschauernd

Aus der Betrachtung stillem Glück;

Denn aus der Heimath schrickt bedauernd

Das Herz in diese Welt zurück.

 

Da fassen liebend sich die Beiden:

»Unwandelbar auf Gottes Spur!

Dein Freund, getreu in Kampf und Leiden!«

So strahlt in ihrem Aug der Schwur.

 

Die Wanderer

Schon hat die Priesterweih' empfangen

Girolamo; aus seinem Mund

Viel segensreiche Worte klangen

Er reift in Gott mit jeder Stund.

 

Ein Wunsch durchglüht sein ganzes Leben,

Sein Trachten immer, überall

Ist nur, die Kirche zu erheben

Von ihrem ungeheuren Fall.

 

Er spricht die Sehnsucht vieler Herzen

Gewaltig aus von Ort zu Ort;

Es haben ihre bangen Schmerzen

Gelüftet sich in seinem Wort.

 

Er rastet nimmer, zu verkünden

Der Kirche Noth und Hülfeschrei;

Und seine Pfeile scharf empfinden

Der Pabst und seine Klerisei.

 

Eifrig geweiht dem Pred'gerorden

Vergieng ihm seines Lebens Lenz.

Girolamo ist Prior worden

Im Marcuskloster zu Florenz.

 

Domenico an seiner Seite

Zieht fort mit ihm die rauhe Bahn,

Dem Helden im verwegnen Streite

Als treuer Knappe zugethan. – –

 

Die Sonne im Gebirge sinket,

Des Himmels letzter Purpurstrahl

Das Erdendunkel flüchtig schminket,

Und Nebel schleichen durch das Thal.

 

Die Winternacht mit kalten Schauern

Und Regen kommt, kein Sternlein scheint;

Doch haben Jäger, Werkner, Bauern

Zum Wanderzuge sich vereint.

 

Von allen Bergen in der Runde

Erscholl beim Sonnenuntergang,

Als Gruß und Ruf der Wanderstunde,

Ein freudenheller Chorgesang.

 

Nach Tagesmüh'n die Glieder dehnen,

Will sonst der müde Erdengast;

Was treibt die Wandrer für ein Sehnen,

So spät mit schlummerloser Hast?

 

Sie eilen fort, sie ruhen nimmer,

Die ganze Nacht durch Stein und Moor;

Es gilt, beim ersten Morgenschimmer

Zu harren an des Domes Thor.

 

Wenn dürstend eine Karawane

Hinaus in alle Wüste lauscht,

Und jetzo meint, in frohem Wahne,

Zu hören wie die Quelle rauscht;

 

Wie eilen dann die Heißen, Matten,

Belebt vom süßen Windestrug!

Bis endlich in Oasenschatten

Die Quelle tränkt den müden Zug:

 

So sputen sich auf dunkeln Wegen

Die vom Gebirge, meinend schon,

Es rausch' und kling' in Wind und Regen

Girolamo's ersehnter Ton;