Arno Holz

Sozialaristokraten

 

 

 

Arno Holz: Sozialaristokraten

 

Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.

Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2017.

 

Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:

Ilya Repin, Portrait des Ysevolod Mikhailovich Garshin, 1884

 

ISBN 978-3-7437-1380-2

 

Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:

ISBN 978-3-7437-1331-4 (Broschiert)

ISBN 978-3-7437-1332-1 (Gebunden)

 

Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.

 

Publiziert als erster Teil eines auf zehn Dramen berechneten Dramenzyklus, der den Titel »Berlin. Das Ende einer Zeit in Dramen« tragen sollte. Erstdruck: Rudolstadt/Leipzig (Mänicke/Jahn) 1896.

 

Der Text dieser Ausgabe folgt:

Naturalismus – Dramen. Lyrik. Prosa. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Ursula Münchow, Band 2: 1892–1899, Berlin und Weimar: Aufbau, 1970.

 

Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe wortgenau mitgeführt und macht dieses E-Book auch in wissenschaftlichem Zusammenhang zitierfähig. Das Textende der Vorlagenseite wird hier durch die Seitennummer in eckigen Klammern mit grauer Schrift markiert.

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über http://www.dnb.de abrufbar.

 

Personen

 

Oskar Fiebig, Gelegenheitsdichter, Fünfziger.

 

Seine Frau, Vierzigerin.

 

Anna, Tochter, Neunzehn.

 

Herr Hahn, Einundzwanzig.

 

Dr. B. Gehrke, Schriftsteller, Anfang Dreißig.

 

Meischen, seine Frau, Ende Dreißig.

 

Wilhelm Werner, Buchdrucker, gen. Elefantenwilhelm, Ende Vierzig.

 

T. von Styczinski, Redakteur, Ende Zwanzig.

 

Frederick S. Bellermann, deutsch dichtender Amerikaner, Anfang Dreißig.

 

Sprödowski, Schneidergeselle, Anarchist, Mitte Zwanzig.

 

Der Amtsvorsteher von Friedrichshagen, Sechziger.

 

Schwabe, Amtsdiener, Fünfziger.

 

Dr. Moritz Naphtali, Mitarbeiter am »Berliner Lokal-Anzeiger«, Ende Dreißig.

 

Fritz, Druckerlehrling.

 

Dienstmann.

 

Waschfrau.

 

Gendarm.

 

Die drei Herren aus Arnswalde.[460]

 

Erster Akt

Arbeitszimmer des Herrn Fiebig. Großer, behaglich ausgestatteter Raum. An den Wänden eine Lithographie Virchows und verschiedene Öldruckbilder: eine badende Nymphe, Schweizer Landschaften und ähnliches. Rings Glasschränke und Regale mit Büchern. Auf den Stühlen sogenannte Prachtwerke. Ein riesiger Globus und eine Büste von Schiller aus ganz gelb gewordener Elfenbeinmasse. Dicke, nicht zu teure Teppiche. Großes, buntes Paneelsofa, auf dessen Etagere allerhand Nippes: die Torwaldsenschen drei Grazien aus Biskuit, ein imitierter Talerkrug, ein Straußenei, Dürers Geburtshaus aus Pappe, ein Apfel auf einem Glasschälchen, mehrere zum Teil irisierende Spitzgläser und ein chinesisches Kaffeetäßchen.[461] In der Mitte des Zimmers ein großer viereckiger, schön geschnitzter Eichentisch, der etwas von dem kleinbürgerlichen Stil des übrigen absticht. Zwei Türen, von denen eine im Hintergrund. Herr Fiebig ganz vorn rechts in seinem Lutherstuhl vor dem Schreibtisch, der in der üblichen degenerierten Renaissance gehalten ist. Nicht weit von ihm, auf dem Sofa, Herr Hahn. Überzieher, kleiner steifer Hut auf den Knien.

 

FIEBIG. Ja, wissen Se, det stimmt. Se ham an de richtje Quelle jekloppt. Beziehungn zu de Presse hab'k ne janze Menge. Fümwunzwanzich Jahre sitz ick hier nu schon in Sattl. Det erste, verstehn Se, wah mein jroßet Epos »Frankreichs Maul un Deutschlands Faust«. Sind bloß de erstn zwee Jesänge rausjekommn. Verschiednes draus is je populär gewordn. Wissn Se, aus de Belagrung vor Paris. Se feiern je jrad det Jubeläum jetz. Plötzlich total veränderter Tonfall. Wie ein altes, verstimmtes Spinett. Abgehackt.

 

Die Soldatn schwelchn

in den Sanftfotelchn.

 

Kaiser Friedrich hat mer dreißich Daler jeschickt. Bismarck jab nischt. Bloß, Ha Hahn – Nimmt das Manuskript, das vor ihm auf dem Schreibtische liegt, und wirft es wieder auf die Platte zurück. – offn jestandn, ick würde Ihn janich ratn, det schon jetz druckn zu lassn. Ihn kennt ja noch keener. Jleich son Band Jedichte von son unbekanntn Menschn, wer kooft dn det? Sehn Se Doktor Jehrkn an. Se kenn doch Doktor Jehrkn?

HAHN. Ach, Herr Fiebig, das ist der, der da immer in den Volksversammlungen und in der freireligiösen Gemeinde ...?

FIEBIG. Nu, sehn Se, den kennt jeder. No, un wie is den jejangn? Det kann'k Ihn sagn: Ihre Sachn sind ja janz jut. Wissn Se, »Lieder eines Schmetterlings«, dets n Titl. Schmetterling is ne poetische Fijur, un »Lieder eenes Schmetterlings«, dets ohrjenell. Könn Se sagn, wat Se[462] wolln. Bloß: »Lieder eenes Ibermenschn« ...? De janze Welt redt jetz von Ibermenschn! Nitschkn ham Se doch jelesn?

HAHN schweigende Zustimmung.

FIEBIG. Nu ja, sehn Se. Un jekooft is Jehrke ooch nich! Mein Freund Werner hat n jedruckt. De janze Uflage hatter noch ufn Halse. Abber ick wer Ihn wat sagn. Wer macht dn heit alles. De Zeitungn! Der »Lokalanzeijer«! Versuchn Se doch mal. Schickn Se doch in. Se könn sich ja uf mir berufn. Scherln hab'k mal bei Aschingern jesehn. Jehrke hats ooch so jemacht. Der hat iberall drin jestandn. In »Vorwärts«, int »Quellwasser fors deutsche Haus«, in »Pahn«, wat weeß ick. Abber den hat det natierlich nischt jeholfn. Der Mann hat zu ville Jejner, verstehn Se. Ick wer doch nich von mein Jejner n Buch koofn? Jehn Se doch mal ran zum »Pahn«. Wer in »Pahn« drin steht und in »Lokalanzeijer«, hat allns. Der hat det Volk un der hat die obern Zehndausnd.

HAHN. Ja, fortgeschickt hab ich schon viel, Herr Fiebig. Auch ans Deutsche Dichterheim. Da muß man abonniert sein, wenn man aufgenommen wird. Aber die wolltens erst im nächsten Quartal bringen.

FIEBIG. So ... Na, wat ham Se dn injeschickt?

HAHN aufgestanden und halb über das Manuskript gebeugt, in dem er nachblättert. Hier, das letzte, Herr Fiebig. »Schmetterlings Tod«.

FIEBIG. »Schmetterlings Tod«. Det hat mir jefalln. Wissen Se: wie Se so iber det Wasser fliejn und so in ihrn eijnen Spiejelbild die wiederjefundne Jeliebte zu sehn jlaubn und denn so mit die nassn Fliejl int Wellnjrab sinkn ... det sollt Ihn mal erst eener nachmachn! Wissn Se, dets Trajik. So is det Leben! Nu ... na ... unne ... ham set dn nu jedruckt?

HAHN. Nein. Sie hatten immer son Raummangel. Aber ich glaube, das war bloß Ausrede.[463]

FIEBIG. Die Brieder! Na, un det Abbonnemang ham Se doch nu ufjesteckt?

HAHN. Nein. Ich dachte, vielleicht bringen sie denn mal was andres.

FIEBIG. Nu ja, sehn Se, denn sind Se je schon ufn rechtn Weje. Jloobn Se, Firrchohn is mit een Dage jroß jewordn? Den hattn se ooch zuerst nach Schlesjen geschickt. Da hatter n Hungertypus entdeckt! Wie alt sind Se dn nu eijntlich?

HAHN verschämt. Einundzwanzig.

FIEBIG. Eenunzwanzich? Wissen Se, wie ich so alt wah, da stand ick noch an Setzerkastn. Na un heite? Kieken sich mal um! Rechen sich man bloß mal die Biecher zusammn. Allns von Kampmeiern. So ville hat meine Frau ooch nich jehappt. Det hab ick allns meine Dichterei ze verdankn. Sie arbeetn je nu so mehr fier de Unsterblichkeit, verstehn Se! Wat ick hier habe, det is ja man bloß sone poetische »Blechschmiede«. Ick mach in poetschen Duft und in drastschen Humor. Abber't brinkt wat in, wissn Se. Ick hab de feinste Kundschaft in Bellin, der Hof bestellt bei mir. Wenn Se jestern um die Zeit jekomm währn, uf den Platz da, wo Se jetz sitzn, hat de Frau Kommerzjenrat Oppenheim jesessn. Se kenn doch Oppenheim? Hier jleich n paa Heiser weiter in de Potzdamer. Ick kann Ihn sagn: schönnste Frau von Bellin! Jetz mach'k vor Lohse n Blumenmärchen. No ... Bückt sich und holt unterm Schreibtisch eine Gilkaflasche vor. Trinkt und reicht Herrn Hahn, ihn starr ansehend, die Flasche. Na, nehmen Se doch. Brauchn sich nich zu scheniehrn. Die hab'k hier immer zu stehn. Reicht die janze Woche.

HAHN. Danke, oh, danke schön, Herr Fiebig. Trinkt und verschlückert sich.

FIEBIG lachend. Sehn Se? Det will ooch jelernt sind, det aus die Pulle trinkn. Det hab'k allns noch aus de Setzerzeit. Jloobn Se, ick trinke Bier ausn Jlas?

HAHN. Ist denn das aber nicht unbequem?[464]

FIEBIG. I, wer sacht Ihn dn det? Ist halb aufgestanden und kramt auf dem Schreibtisch. Wissn Se, ick mecht Ihn noch jern n Ziehjahn anbietn. Se roochn doch?

HAHN geschmeichelt. O, danke schön, Herr Fiebig.

FIEBIG. Sonst, Se wissn ja, dets hier mein Jeheimtresor. Ick jeb Ihn jern. Ufn Ziehjahn kann mir det doch nich ankommn? Bloß ick seh hier, Spredowskn is dajewesn! Ick bin total ausjemist. Hat sich wieder gesetzt. Abber wissn Se, um uf die Sache zurückzukommn ... wieviel wah't dn?

HAHN. Viertausend Mark, Herr Fiebig.

FIEBIG. Fierdausend Mark, dets n janzer Klumpatsch. Soh ..., no ... un hat Ihn denn der Vormund det Jeld schon ufn Disch jeleecht?

HAHN. Ja ... nuhe ... Herr Weiß hat mir Papiere gegeben. Sucht in der Tasche.

FIEBIG erstaunt. Ja, jehn Se dn immer mit die Dinger spaziern?

HAHN. Entschuldigen Sie, Herr Fiebig. Ich ... komme eben von Herrn Weiß.

FIEBIG. So, nu ... no! Denn is det wat anders. Na, denn zeijn Se mal her dn Krempl. Nimmt seine Stahlbrille vom Tisch, hält sie verkehrt vor und streckt die Papiere weit von sich. Anerkennend. Det sin ja Konsols. Keene Arjentienjer. Sicher sind se ja. Und det is schon immer wat wert bei die Zeitn. Aber se bringen nischt. Von de Zinsn, Ha Hahn, könn Se nich leben. Legt die Brille vorsichtig zur Seite, breitet die Papiere vor sich hin und schlägt zurückgelehnt mit der flachen Hand auf sie. Nu, horchn Se mal! Kleine Pause. Wie alt is die alte Dame in de Lienjenstraße? Hoch in de Sipptzjer. De Influenza kommt alle Jahr her. Lange macht se't nicht mehr. Wat is son Haus in die Jejend wert ohne Schuldn? Achtzichdausnd jibt alleene de Feierkasse. Ihre Zukunft ham Se in de Tasche. Nu, wissn Se, nu nehm Se mal die fierdausnd Mark un lassen Se mal Ihre Jedichte fors erste noch nich druckn. Allns, verstehn Se, in Leben kommt uf den richtjn Moment[465] an. Un jetz, Ha Hahn, is det der Moment, det Se sich eene Existenz jrindn mit de fierdausnd Mark, auch ohne Ihre Zukunftsmusik. Jetzt zeijn Se die Leute, wat Se forn Kerl sind. Sehn se, aus Ihre Jedichte hier – Schlägt auf das Manuskript. – jeht doch vor, det Se sich wat zutraun. Traun sich doch wat zu! Machn Se ne Zeitung uf! Ne Wochenschrift! Beste Kaptalanlage heut. Wat meen Se, so alleene der Bahnhofsverkauf. Doktor Jehrken kenn Se, Wilhelm Werner is n oller Duzbruder von mir, na, un wat an mir liecht, uf mir könn Se ooch zehln. Wat sagen Se nu?

HAHN selig. Ach, Herr Fiebig!

FIEBIG. Nu ja: fuschen Se doch mal de siebnte Jroßmacht int Handwerk!

HAHN. Ja, ich weiß nicht, Herr Fiebig, ich ...

FIEBIG. Ja, nu, wenn Se nich wolln?

HAHN. Oh, ich möchte ja gerne, Herr Fiebig, aber ...

FIEBIG. Abber, Ha Hahn, ick bitt Ihn! Det is ja allns janz natierlich un selbstverständlich. Alleene machn Se't nich. Det weeß ick. Ick würde Ihn ja det ooch janich ratn ohne mir. Für de erste Nummer ham Se jleich wat. Verstehn Se: mein »Weltunterjank«! Ick ham noch nich fertich. Se wissn ja, bei mir is det immer so: wat bestellt witt, witt gemacht! Bestelln Se n doch bei mir! Bezahlt will'k janich hamn. Brauchn Se jar nich zu jloobn. Ick will man bloß mal wieder vort jroße Publikum treten.

HAHN. Aber, Herr Fiebig, das würde doch niemand verlangen können; das ginge doch gar nicht.

FIEBIG. Verlangt je ooch keener. Wissn Se, stelln sich de letzte Szene vor. Wat det vor ne Wirkung macht! Letzter Jesang: Det uf diese Erde hab ick satt jekricht. Ick sitze ufn Sonnenstrahl un reite nach der Wenus. Wissn Se, janz realistisch. Wie ick so hier bin. Verstehn Se, un wie ick obn ankomme ... bums, kriej ick n Kuß. Könn sich det vorstelln?

HAHN verlegen. Oh, gewiß, Herr Fiebig![466]

FIEBIG lehnt sich zurück und sieht Herrn Hahn groß an. Schwermütig. Und wissn Se ooch, Ha Hahn, wat det denn forn Kuß wah? Pause. Hahn vor sich hin; Fiebig langsam, jedes Wort betonend. Det wah der Kuß der Erkenntnis. Nimmt ein außerordentlich großes, rotgewürfeltes Schnupftuch, das neben ihm, sauber zusammengefaltet, oben im Papierkorb gelegen hat, und legt es halb auseinandergefaltet auf den Schreibtisch. Machn Se det mal!

HAHN dem der Hut runtergefallen. Ihn wieder aufhebend. Oh!

FIEBIG. Ja, Ihrn Hut brauchn Se dabei nich zu verliern! Hat aus seiner Schlafrocktasche eine silberne Schnupftabaksdose gezogen. Nehm Se doch, Ha Hahn.

HAHN. Oh, danke, danke sehr, Herr Fiebig – Nimmt. – aber bloß n ganz kleines bißchen.

FIEBIG nimmt selber. Wissn Se? Nach die Priese hab'k zehn Jahre jesucht. Det is Kownoer mit Meijlöckchn.

HAHN niest mehrmals fürchterlich.

FIEBIG lacht. Na, Ha Hahn, Ihn merkt man ooch an, det Se keen Schnupfer sind. Ick niese überhaupt nich mehr. Ick kann ne janze Fuhre voll rinnstoppn. Wissn Se, und denn hab'k ja ooch Beziehungn zu Richard Schmidt Cabannißn? Sehn Se, da obn in de erste Reihe: »Veilchen und Meerrettig«. Scheener Titl! Hatter von mir. Wat jloobn Se, ick habe ooch meine Infälle.

HAHN. Ja, ich wollte Ihnen das schon sagen, Herr Fiebig: das mit dem Geld von der Tante. Ich glaube ... Sie is ja immer so komisch, sie glaubt, ich bin so leichtsinnig, sie sagt – Immer kleinlauter. – sie vermachts dem Hundeasyl.

FIEBIG. Na, da heert doch verschiednes uf! Un det lassn sich bietn? Ick würd nischt sagn: wennt wenichstns fer de Urahnja wär. Dets wat Wissenschaftlichet. Da 's 't Embrio von Huhn zu sehn. Man wenn ick ne olle Dame bin, enterb[467] ick doch nich mein Neffn? Ne! Nu zeijn Se't jrade. Mit ne Zeitung is schon mancher Milljonär jewordn. Strußberch ooch. Jloobn Se, der hat sein Jeld alleene mitn Viehhof jemacht? So lange, verstehn Se, wah't man Spaß. Tippt mit dem Finger auf den Schreibtisch. Nu is't Ehrensache!

HAHN. Ja, Herr Fiebig, wenn das gemacht werden soll ... dafür bin ich ja ... dann muß doch auch n Redakteur sein für die Zeitung. Ich kann doch so was noch nich machen.

FIEBIG. Ooch ... det lassn Se man meine Sorje sind. Natierlich ist det jetzt alles noch in embriojenischen Zustand. Abber, wissn Se, Se sind n Jlicksvogl. Doktor Jehrke un mein Freund Werner kommen heute zufällich alle beede her. Ick habe Ihn det noch nich sagn wolln, det wah mir peinlich, abber heut is meine Frau ihr Jeburtstach.

HAHN. Oh, Herr Fiebig, wenn ich das jewußt hätte!

FIEBIG. Nu, versteht sich, gewiß doch. Sone Frau freut sich ja immer iber wat. Is't, wat is. Braucht ja bloß n Veilchenbukett zu sin. Jetz in Winter?

HAHN. Ach, wenn ich da doch bloß dran gedacht hätte, Herr Fiebig, das tut mir furchtbar leid.

FIEBIG. Ha Hahn! Ick wer Ihn wat sagn. Nehmn Sie mir det nich übl. Se wissen ja, wie so de Fraunsleute sind. Langt unterm Schlafrock in die Hosentasche. Hier is ne Mark. Tun Se mer n Jefalln un holn Se son kleenet Bukettkn. Wissn Se, jleich hier an de Ecke. Se machn mer ne Freude.

HAHN. Aber, Herr Fiebig. Steht auf. Selbstverständlich. Sehr gern. Geht zur Tür, ohne die Mark zu nehmen. Nicht wahr, gleich hier an der Ecke, wo das Gitter is?

Vertraulich.