Hubert Hug

Flug ins Unheimliche

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Cover: Dieter Rottermund, 2021


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Alfred Bekker

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© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Hubert Hug - Flug ins Unheimliche


„Im fast leeren Flugzeug rückte ich einen Sitz weiter zum Fenster und blickte nach unten. Ich sah nur blau und grau, als wäre kein Land, sondern ein Himmel unter mir. Tiefnebel, dachte ich, oder ein düsteres Meer. Mit einem beunruhigenden Gefühl setzte ich mich wieder auf meinen vorigen Platz, blickte kurz nach hinten und bemerkte, dass der Mann die Augen geöffnet hatte und sie in dem Augenblick, als ich ihn ansah, schloss. Mein Herz pochte. Etwas schien mit ihm nicht zu stimmen.
Um mich abzulenken, schaltete ich meinen Handcomputer ein und las die neuen Forschungsergebnisse über das Mikadovirus…“

Dr. Verdandi ist derart mit der Entwicklung eines Impfstoffs gegen ein neuartiges und gefährliches Virus beschäftigt, dass er die fremde Macht, die sein Wissen rauben möchte, zunächst nicht bemerkt. Kann er dem Verderben, in das er gelockt wird, noch entrinnen?


***





Das Rennen um einen neuen Impfstoff hatte begonnen. Das Mikadovirus war zwar nicht absolut tödlich, aber ein paar der über Siebzigjährigen waren an der Infektion gestorben. Ich wusste bereits, dass wir den vorgegebenen Zeitrahmen für die Entwicklung und Tests der Impfstoffe nicht einhalten könnten, und war mir bewusst, dass die Volksvertreter die Massen mit Reden hinhalten würden. Sie waren fast gezwungen zu lügen. Ansonsten gäbe es Aufstände.
Das Virus veränderte sich auf eine merkwürdige Art. Es waren nicht die üblichen Mutationen in der Erbinformation; nein, das Mikadovirus wechselte seine Form und seine Oberfläche wie ein Chamäleon seine Farbe oder wie ein Kaleidoskop die Muster. Deswegen mussten wir in parallel mehrere Impfstoffe entwickeln. Es lagerten bereits über hundert verschiedene RNA-Körper in den Tiefkühlschränken. Die Kapazität des Laboratoriums kam die die Grenzen, und, da wir unter sterilsten Bedingungen arbeiten mussten, war es bisher unmöglich, zusätzlichen Arbeitsraum in der Nähe zu finden.
Nachts grübelte ich und schlief lange nicht ein. Ich war verantwortlich für die Impfstoffentwicklung in den ersten Phasen. Manchmal fühlte ich mich so schwach, als wäre ich selbst infiziert, als hätte sich meine Haut in heiße Stacheln verwandelt. Ich glaubte bereits nicht mehr an logische Forschung.
Ich war aufgeregt, als ich mich am folgenden Tag auf dem Weg ins Laboratorium und mein Büro befand. An diesem Tag sollten detaillierte Strukturaufnahmen einer neuartigen Mikadovirusvariante fertig sein.
Während ich die Aufnahmen des Elektronenmikroskops in meinem Büro betrachtete, wuchs das Bild des Virus. Und plötzlich platzte das Monsterwesen in Tausende von Teilchen. Neue Viren waren entstanden und flogen aus dem Fotopapier. Es roch plötzlich nach Fisch. Ich erschauderte und trat zurück. Niemand würde mir das hier glauben. Ich musste mich zusammenreißen und dürfte auf keinen Fall verrückt werden. Die Naturgesetze hatten sich offensichtlich verändert. Das Mikadovirus vermehrte sich auf unvorstellbare Weise. Papierfetzen und kranzförmige Krümel lagen auf dem Boden. Meine Forschungsergebnisse waren unlesbar geworden.
Ich starrte aus dem Fenster in das düstere Mondlicht.
Meine Gedanken waren blockiert.
Deswegen war ich zunächst geistesabwesend, als mein Handcomputer bimmelte. Langsam griff ich in die Hosentasche und zog das Teil hervor. Eine Nachricht war auf dem Bildschirm erschienen. Die Buchstaben flackerten, wurden kleiner, dann wieder größer und wechselten von violett nach rot. Dann leuchteten immer nur einzelne Buchstaben auf, so dass ich mich intensiv auf das Zusammenfügen der Worte konzentrieren musste. So hatte ich auch vergessen, dass meine Mitarbeiterin bereits im Labor neben meinem Büro arbeitete. Ich ignorierte jedes Geräusch.
Konzentriert las ich, nachdem ich mich gesetzt hatte:
Wir sehen eine Möglichkeit mit Ihrer Hilfe das Mikadovirus zu vernichten. Kommen Sie sofort. Nur Ihnen werden wir die Protokolle zeigen – und vor allem – erzählen Sie niemandem von dem Inhalt dieser Mail, sonst werden wir alles, die Protokolle, die Daten und sonstiges Material vernichten. Sagen Sie einfach, eine alte Kollegin, nämlich Dr. Keiko Umeda bräuchte dringend ihre Hilfe. Warten Sie auf unsere Anweisungen und fliegen Sie nach Tokio. Dort bekommen Sie auf dem Flugplatz weitere Nachrichten. Mehr verlangen wir nicht.
Meine Finger zitterten. Der Text war verschwunden. Dann erschien das Wort:
Seranninan.
Es blieb für ein paar Sekunden stehen. Mit stärkster Gedankenkraft prägte ich mir das Wort ‚Seranninan‘ ein. War das der Name des Absenders? Oder ein Ort? Nie zuvor hatte ich dieses Wort gehört.