Mathilda Grace
GEZEITEN DER LIEBE
Gezeiten der Liebe
2. Auflage, Januar 2019
Impressum
© 2019 Mathilda Grace
Am Chursbusch 12, 44879 Bochum
Text: Mathilda Grace 2013/2014
Foto: Free-Fotos; Pixabay
Coverdesign: Mathilda Grace
Web: www.mathilda-grace.de
Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Teile, nur mit Genehmigung der Autorin.
Sämtliche Personen und Handlungen sind frei erfunden.
Drama & Romance
Liebe Leserin, Lieber Leser,
ohne deine Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit könnte ich nicht in meinem Traumberuf arbeiten.
Mit dem Kauf dieses E-Books schaffst du die Grundlage für viele weitere Geschichten aus meiner Feder, die dir in Zukunft hoffentlich wundervolle Lesestunden bescheren werden.
Dankeschön.
Liebe Grüße
Mathilda Grace
Eine Sammlung von 5 romantischen & dramatischen Geschichten, um Nebencharaktere meiner Ostküsten-Reihe.
Für die Leser und Fans meiner Ostküsten-Reihe, die mich immer wieder fragen, was denn aus diesem oder jenem Charakter geworden ist.
Frühlingsmorgen
Von Geburt an gelähmt hat sich Kendrick Becks längst damit arrangiert, ein Leben im Rollstuhl und als Single zu führen. Das ändert sich schlagartig, als er beim Einkaufen Matthew Pace über den Weg läuft, dem Hardcore-Spieler, der seinem Freund Kilian einst das Leben rettete.
Mittsommernacht
Magnus Hartwell hat seine Drogensucht hinter sich gelassen und ein zweites Leben begonnen. Er ist zufrieden mit seinem Job als Streetworker im Porter-Haus, wo er sich mit viel Geduld um die Brüder Ben und Zachary kümmert, die dort nach dem Mord an ihren Eltern ein neues Zuhause gefunden haben. Es könnte für Magnus nicht besser laufen, wäre da nicht seine unerfüllte Liebe zu Nate Wilder, einem Arzt aus Leidenschaft, der ihn überhaupt nicht zu bemerken scheint.
Liebe ist grenzenlos
Wer mit einem Arzt verheiratet ist, gewöhnt sich irgendwann daran, vom Telefon beim Sex gestört zu werden. Dieses Mal ist es Nates Kollege und Freund Delaney, der Magnus und Nate eine schlechte Nachricht mitteilen muss, die Dinge ins Rollen bringt, mit denen vor allem Magnus anfangs vollkommen überfordert ist.
Herbstabend
Amber Becks fällt aus allen Wolken, als sie kurz vor ihrem Studienabschluss herausfindet, dass sie im fünften Monat schwanger ist. Mitten in einer Beziehungskrise mit Finnley Jones, dem Vater des Kindes, und außerdem damit beschäftigt, eine Forschungsreise nach Alaska zu planen, hat Amber keine Ahnung, was sie jetzt tun soll, denn ein Kind ist absolut nicht das, was sie will.
Winternacht
Auf den ersten Blick hat Nathan Becks alles, was ein junger Mann für den Start in die eigene Zukunft braucht – eine wundervolle Familie, zwei ihn abgöttisch liebende Väter und einen guten Schulabschluss. Dennoch weiß er mit einundzwanzig Jahren immer noch nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Statt sich um eine Ausbildung oder einen guten Job zu kümmern, rebelliert er gegen alles und jeden. Irgendetwas scheint ihm zu fehlen, um wirklich glücklich zu sein, nur was?
Frühlingsmorgen
Von Geburt an gelähmt hat sich Kendrick Becks längst damit arrangiert, ein Leben im Rollstuhl und als Single zu führen. Das ändert sich schlagartig, als er beim Einkaufen Matthew Pace über den Weg läuft, dem Hardcore-Spieler, der seinem Freund Kilian einst das Leben rettete.
Kapitel 1
»Ich halte das für keine gute Idee.«
»Sie ist genial.«
Kendrick runzelte zweifelnd die Stirn. »Den Spruch kenne ich und der endet bei unserer Familie fast jedes Mal im größten Chaos.«
»Du bist ein Zweifler.«
»Ich bin Realist.«
»Und ein Feigling.« Kendrick schnaubte, was Matt grinsen ließ. »Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war?«
»Aber doch nicht so«, hielt Kendrick dagegen und sah seinen Freund, Pardon, Verlobten, finster an. »Ich wollte nur, dass er diesen Satz zurücknimmt, damit du und ich ...«
»Sex haben können, ich weiß«, unterbrach Matt ihn amüsiert und hockte sich vor ihn. »Du hast 'Ja' gesagt, Ken.«
Kendrick seufzte und lächelte dabei, obwohl er immer noch nicht glauben konnte, dass er Matts Antrag angenommen hatte. Das Ganze war für sie vollkommen unerwartet gekommen und wäre vermutlich auch ganz anders gelaufen, hätte Samuel nicht großer Bruder gespielt und Matt diesen verflixten Floh ins Ohr gesetzt.
Dabei war er Samuel deshalb noch nicht mal böse. In ihrer Familie kümmerte man sich umeinander, und als Samuel sich damals in Devin verliebt hatte, hatte Kendrick Devin mit Himmel und Hölle gedroht, wenn er Samuel unglücklich machen würde. Da war es nur fair, seinen Bruder das Gleiche tun zu lassen.
Kendrick hatte jedoch niemals damit gerechnet, aus dem Grund plötzlich mit einem Heiratsantrag konfrontiert zu sein. Schon gar nicht von Matt. Aber er hatte den Antrag angenommen und Kendrick stand zu seinem Wort. Außerdem liebte er Matt, was der Grund dafür war, dass sie vor fünf Minuten vor dem Haus seines Bruders gehalten hatten, weil Matt persönlich mit Samuel über diese Sache reden wollte, die dafür verantwortlich war, dass er seit ein paar Stunden einen Verlobten an seiner Seite hatte, statt des Spielers, der seit einem Jahr sein Geliebter war.
»Und das meine ich auch so. Ich komme mir nur irgendwie blöd vor.«
Matt sah ihn verblüfft an. »Wieso denn? Deine Eltern haben doch schon zugestimmt.«
»Mum und Dad sind aber nicht Sam«, hielt Kendrick dagegen und Matt runzelte die Stirn.
»Soll heißen?«
»Das weißt du doch genau, immerhin hat er dir ...«
»Das Versprechen abgenommen, dir nicht wehzutun und eben das will ich halten.«
Kendrick verdrehte stöhnend die Augen gen Himmel. Wieso war sein Freund in dieser Hinsicht nur so verdammt stur? »Matthew ...«
Matt schüttelte lächelnd den Kopf und legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen. »Bitte, Ken. Ich möchte das tun. Wirklich. Allein sein Blick wird es wert sein.«
Kendrick konnte ein Auflachen nicht verhindern, was Matt nicken ließ.
»Siehst du?«
Kendrick schmunzelte. »Dir ist klar, dass mein Bruder dich in Grund und Boden stampfen wird, wenn du das nicht richtig anpackst?«
Matt nickte erneut. »Ist mir bewusst, deshalb habe ich mir ganz genau überlegt, was ich sagen werde, wenn ich Sam um Erlaubnis bitte, dich heiraten zu dürfen.«
»Du bist verrückt«, murmelte Kendrick und strich Matt liebevoll durchs Haar.
»Ja, nach dir.« Matt erhob sich und sah lächelnd auf ihn hinunter. »Es ist peinlich genug, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu kapieren.«
»Ich liebe dich.«
»Ich dich auch, Becks. Ich dich auch.« Matt beugte sich zu ihm hinunter, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben, der Kendrick murren ließ. »Später«, murmelte Matt an seinen Lippen. »Denk einfach an die Liebesschaukel.«
Kendrick bekam eine Gänsehaut. »Mistkerl.«
Matt zwinkerte ihm zu und wandte sich ab, um seinen Finger auf die Türklingel zu legen. »Bereit?«
Kendrick atmete tief durch und nickte. »Bereit.«
Matt betätigte die Klingel, und während der hohe Ton die Stille des Abends durchbrach, schweiften Kendricks Gedanken zurück. Zu diesem Frühlingsmorgen, der seinem Namen, dank Platzregen, keine Ehre gemacht hatte, aber für Kendrick zum Wendepunkt seines Lebens geworden war.
So ein verdammter Mist.
Das hatte er jetzt davon allein ins Shoppingcenter zu wollen, um nach einem perfekten Geschenk für seine Nichte Amber zu suchen, die in einer Woche Geburtstag feierte und eine große Party plante. Dieses Fachbuch über Chemie zu bekommen, das Amber sich wünschte, war kein Problem gewesen, und Kendrick wäre auch zur Haltestelle der Bahn gekommen, wenn dieser rücksichtslose Mistkerl auf seinem Fahrrad ihn nicht abgedrängt hätte.
Statt also die von ihm oft genutzte Abkürzung über den Parkplatz direkt hinter dem Center zu nehmen, saß Kendrick jetzt neben dem Gehweg fest, weil die Räder von seiner rechten Rollstuhlseite durch den Dauerregen der vergangenen Tage im Schlamm feststeckten und weit und breit niemand in Sicht war, den er um Hilfe bitten konnte. Was alles nur halb so ärgerlich wäre, wenn es nicht schon wieder regnen würde und ihm sein Handy, bei dem erfolgreichen Versuch seinen Sturz zu verhindern, nicht aus der Tasche gerutscht wäre.
Kendrick fluchte und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht, während sein Blick auf das Handy gerichtet war. Es lag nur knapp einen Meter vor ihm im Dreck, was für Kendrick gleichbedeutend mit einer Meile war. Er würde sich also entweder im Schlamm suhlen müssen, um es in die Hände zu bekommen, oder hoffen, dass in den nächsten Minuten jemand diesen Weg nahm, was bei diesem Wetter wohl ein Wunschtraum blieb.
»Scheiße!«, murrte Kendrick und sah ein letztes Mal zu den Rädern seines Rollstuhls. Ohne Hilfe würde er sie niemals freibekommen und wenn er keine Grippe riskieren wollte, hatte er keine andere Wahl, als sich sein Handy zu holen.
»Guck dir mal den an.«
Amüsiertes Lachen folgte den hämischen Worten, was Kendrick innerlich seufzen ließ, bevor er über die Schulter schaute. Er hatte sich eben seine Handschuhe ausgezogen, um auf dem nassen Boden einen besseren Griff zu haben, und jetzt das. Etwa zehn Meter entfernt standen zwei Männer und einer deutete in dem Moment auf ihn und lachte, während ein zweiter mit einem Regenschirm dastand und ihn schweigend ansah. Na wunderbar. Das hatte ihm jetzt noch gefehlt. Kendrick verkniff sich einen Kommentar und schaute wieder zu seinem Handy. Sollten sie doch glotzen, er hatte andere Probleme.
»Kannst du mir erklären, was so amüsant daran ist, dass er mit seinem Rollstuhl bei dem Wetter feststeckt?«
»Äh ... Ich dachte nur ...«
»Was?«
»Was regst du dich so auf? Das ist doch nur ein Krüppel.«
Kendrick stutzte und sah erneut über seine Schulter, wo der Mann mit dem Regenschirm selbigen gerade zumachte und seinen Begleiter verärgert ansah. »Das ist genauso ein Mensch wie du oder ich, kein Krüppel. Und jetzt verzieh dich, der Abend ist gestrichen.«
Der zweite Mann sah auf einmal aus, als hätte ihn der Blitz getroffen. »Matt, es tut mir leid.«
Matt hieß er also, dachte Kendrick, als der Mann mit dem Schirm schnaubte und seinen Begleiter danach im Regen stehenließ, um zu ihm aufzuschließen, ein ehrliches Lächeln auf den Lippen. »Bleib sitzen. Ich helfe dir.«
»Danke.« Kendrick deutete auf sein Handy. »Ich habe mein Telefon verloren. Wenn du es mir gibst, kann ich mir Hilfe rufen.«
Matt hob das Handy auf und betrachtete es genauer. »Das wird nichts mit deinem Hilferuf. Ich vermute, der Regen hat ganze Arbeit geleistet.«
Kendrick seufzte, als Matt ihm das Handy reichte, denn er hatte recht. Es war hinüber. »Scheiße. Hilfst du mir auf den Gehweg? Dann komme ich allein zurecht.«
Matt nickte und hockte sich neben ihn, um einen Blick auf den Rollstuhl zu werfen und dann die Stirn zu runzeln. »Ich bin zwar kein Fachmann für Rollstühle, aber bei dem hinteren Rad ist irgendwas gebrochen.«
Auch das noch. Der Tag wurde mit jeder Sekunde besser. Kendrick stöhnte frustriert, worauf Matt zu ihm aufsah. »Wo musst du hin? Ich kann dich absetzen.«
Kendrick warf einen weiteren Blick über seine Schulter. Der andere Mann stand trotz Dauerregen immer noch da und schien hin- und hergerissen zwischen Scham und etwas, das Kendrick nicht deuten konnte. »Und was ist mit ihm?«, fragte er und schaute zurück zu Matt, um vor dessen Blick im ersten Moment zurückzuzucken, bis ihm auffiel, das Matt nicht ihn anblickte. Kendrick sah verblüfft hinter sich, wo der zweite Mann sich gerade enttäuscht abwandte und sie alleinließ.
»Das wäre geklärt«, antwortete Matt trocken. »Also? Wohin willst du?«
Kendrick runzelte irritiert die Stirn, als sich ihre Blicke trafen. Was war das denn gewesen? Irgendwie erinnerte Matt ihn auf einmal frappierend an Adrian Quinlan, den er zwar kaum kannte, aber der auch solche eindringlichen Blicke auf Lager hatte. Kendrick war sich nicht sicher, was er davon halten sollte und ob er diesem Mann neben sich trauen konnte.
Matt schien ihm seine Gedanken anzusehen. »Hattest du zufällig schon mal mit Spielern zu tun?«
»Spieler?«, fragte Kendrick verständnislos, doch im nächsten Moment fiel der Groschen. »Oh. Du und er ...«
Matt fing an zu grinsen, als er abbrach und rot anlief. »Ja. Aber er hat sich danebenbenommen, was heißt, er wird heute allein schlafen. Ich kann es nicht leiden, wenn man Leute, die anders sind, dumm von der Seite anmacht. Falls du dich also entschließt, mir zu vertrauen, mein Angebot steht. Und wir sollten wirklich zusehen, dass wir aus dem Regen herauskommen.«
Da hatte Matt recht und das war für Kendrick der Hauptgrund, dass er nachgab und Matt seine Adresse nannte, was den nicken ließ, bevor er aufstand.
»Ich trage dich zu meinem Wagen und hole deinen Rollstuhl nach. Das geht am schnellsten. Sag mal, wie heißt du eigentlich?«
»Kendrick Becks.«
Matt stutzte. »Becks? Bist du rein zufällig mit Samuel Becks verwandt?«
Kendrick nickte verblüfft. »Mein Bruder. Kennst du ihn?«
Matt lachte kopfschüttelnd, während er ihn auf die Arme nahm. »Nicht wirklich. Aber ich kenne Kilian.«
Kendrick legte seine Hände um Matts Nacken und wollte eben nachfragen, woher sein netter Helfer Kilian kannte, als ihm etwas einfiel. »Sekunde mal, bist du der Matt, der ihm das Leben gerettet hat?«
Matt nickte. »Genau der. Ich bin Matthew Pace, nur der Vollständigkeit halber.«
»Nett dich kennenzulernen, Matthew Pace.«
»Gleichfalls, Kendrick Becks.«
Kapitel 2
»Ken? Matt? Was wollt ihr denn so spät noch hier?«
Kendrick wurde aus seiner Erinnerung gerissen, als er Devins überraschte Frage hörte. Er blinzelte und sah zu Matt hoch, der ihn anlächelte, als wüsste er genau, wo Kendrick eben mit seinen Gedanken gewesen war, bevor er sich Devin zuwandte.
»Hi, Devin. Ist Sam da? Ich muss mit ihm reden.«
Devin runzelte die Stirn und bedachte sie mit einem für Kendricks Geschmack zu intensiven Blick, denn er wurde rot, worauf Devin anfing zu grinsen und Kendrick sich einen Fluch verkneifen musste. Warum war er in der Hinsicht nicht mehr wie Matt, der bei jeder Gelegenheit ein erstklassiges Pokerface aufsetzen konnte. Kendrick gelang das immer nur im Club, in Matts Nähe, und er ärgerte sich wahnsinnig darüber.
»Ich ahne, worum es geht.« Devin lachte und rollte von der Tür weg. »Kommt rein. Sam duscht gerade. Wollt ihr etwas trinken?«
Duschen? Kendrick wurde noch röter, was Matt zu einem wissenden Grinsen verleitete, als er es bemerkte. Gott sei Dank war Devin schon zur Küche unterwegs, so konnte Kendrick Matt einen finsteren Blick zuwerfen, der seinen Verlobten natürlich nicht die Bohne störte, sondern nur lachen ließ. Kendrick seufzte, als Matt die Haustür hinter ihm schloss und sich danach neben ihn hockte.
»Ich weiß genau, woran du gerade denkst.«
»Pscht«, zischelte Kendrick und fühlte, wie die Hitze in seinen Wangen weiter zunahm.
Das konnte nicht Matts Ernst sein, ausgerechnet hier und jetzt davon anfangen zu wollen, was damals im Club zwischen ihnen gelaufen war. Kendrick bekam heute noch eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte, wie er diese Einladung von Matt, zu einem lockeren Abend zu zweit, angenommen hatte, ohne zu ahnen, worauf er sich einließ.
Lockerer Abend, von wegen. Hätte er vorher gewusst, in welchen Club Matt ihn eingeladen hatte, wäre er nie mitgegangen. Kendrick seufzte leise, als ihm klar wurde, dass sie heute nicht hier wären, hätte er abgelehnt, denn dieses Date war sein Einstieg in die Spielszene gewesen, die genauso zu Matt gehörte wie sein halblanges, blondes Haar, die hochgewachsene Statur und die grünen Augen.
Matts Grinsen wurde breiter, bevor er sich zu seinem Ohr beugte. »Du warst so heiß auf dieser Sklavenbank. Ich hätte dir am liebsten die Kleider vom Körper gerissen und dich gefickt.«
In gewisser Weise hatte Matt das sogar getan, obwohl Kendrick in jener Nacht kein Kleidungsstück verloren hatte. Das war gar nicht nötig gewesen, denn allein Matts Nähe, sein Geruch nach Duschgel, die Hände auf seinem Rücken und vor allem die Worte, als Matt ihm flüsternd erzählt hatte, wer er war, was er tat und was er alles mit ihm tun wollte, hatten ausgereicht, um Kendricks Atem zu beschleunigen, sein Herz schneller schlagen zu lassen und seine Haut zum Schwitzen zu bringen.
Kendrick atmete tief ein, bevor er zu Matt sah, ihn am Kragen seiner Jacke packte und flüsterte: »Wenn du jetzt nicht damit aufhörst, wirst du bis in alle Ewigkeit darauf warten können, mich zu ficken!«
Matts Augen weiteten sich, aber er sagte nichts mehr, sondern wartete ab, bis Kendrick ihn losließ. Dann stand er auf, zog sich die Jacke aus und half ihm aus seiner. Kendrick beobachtete Matt dabei, wie er ihre Jacken an den Kleiderhaken hängte, und konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken erneut zu dem Abend schweiften, an dem er nicht nur den Mut gehabt hatte, sich genauer mit diesen merkwürdigen Möbeln zu befassen, die im Spielzimmer des Clubs standen, sondern der schließlich auch zu ihrem ersten Kuss geführt hatte.
Kendrick konnte sich nicht entscheiden, ob er warten oder lieber flüchten sollte. Irgendwie schrie alles in ihm danach, zu verschwinden und nie wiederzukommen. Aber das wäre erstens feige und zweitens Betrug, denn er hatte Matt versprochen zu warten, bis der aus der Dusche kam, und vor allem hatte er ihm versprochen, offen und ehrlich zu sein, was das eben Erlebte anging.
Kendrick hatte keine Ahnung, wie er das machen sollte, weil er immer noch damit beschäftigt war, den Anblick von Matt mit diesem Mann zu verarbeiten. Wie hatte er sich darauf einlassen können, im Nebenraum mit dem großen Spiegel zu bleiben? Warum hatte er nicht abgelehnt und Matt zum Teufel geschickt? Aber vor allem, und das war in Kendricks Augen im Moment das Schlimmste überhaupt, wie konnte es sein, dass es ihn erregt hatte, Matt beim Sex mit einem anderen Mann zuzusehen?
»Egal, was passiert, du kannst jederzeit gehen.«
Matts leise Worte, bevor er die Tür des Spiegelraums hinter sich geschlossen und ihn alleingelassen hatte, und diese Worte waren genau so gemeint gewesen, das wusste Kendrick. Trotzdem war er geblieben und hatte in einer wechselnden Mischung aus Erregung, Faszination und Abscheu zugesehen, wie Matt einen nackten, jungen Mann in das Spielzimmer geholt und ihn schweigend an ein großes Kreuz gefesselt hatte, das an der Wand befestigt war. Kein Wort war gesprochen worden, als Matt den Mann zuerst ausgepeitscht und danach mit ihm geschlafen hatte.
Nein, korrigierte sich Kendrick innerlich. Matt hatte diesen Mann gefickt. Miteinander schlafen war etwas Anderes. Obwohl Kendrick keine Vergleichsmöglichkeit hatte, wusste er, dass dieser Sex genau das gewesen war und nicht mehr. Ein Fick. Zwischen Matt und dem Fremden gab es keine Liebe, nicht einen Funken davon.
Kendrick schüttelte leicht den Kopf, um irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen, aber es half nicht. Er verstand es einfach nicht. Er verstand sich selbst nicht. Warum war er nicht abgestoßen? Warum hatte er zugesehen? Warum war er noch hier? Zwischen diesen komischen Möbeln und all dem anderen Zeug, das er teilweise nicht mal mit Worten benennen konnte, weil er solche Sachen noch nie gesehen hatte.
Peitschen, Ketten, Handschellen, Kerzen. Abstrakte Masken, Dildos, Vibratoren und Kugeln an einer Kette, von der er nicht wissen wollte, wozu sie genutzt wurde. Kendrick verzog das Gesicht, während er die Kette mit den verschieden großen Kugeln anstarrte. Er hatte eine Ahnung, wozu sie gut war, aber allein die Vorstellung bescherte ihm eine unangenehme Gänsehaut.
»Es erhöht den Reiz.«
Kendrick zuckte zusammen und drehte sich um. Zu dem Spielzimmer gehörte ein Bad, das Matt ihm vorhin gezeigt hatte, und in deren Tür er jetzt stand. Splitterfasernackt und damit beschäftigt, sich die Haare trocken zu rubbeln. Kendrick wurde rot, als sein Blick ungewollt zwischen Matts Beine wanderte, dabei hatte er ihn vorhin ausgiebig nackt bewundern können. Er war froh, als Matt grinste, aber nichts dazu sagte.
»Was meinst du?«, fragte er, als ihm wieder einfiel, was Matt zuvor gesagt hatte.
Matt ging lächelnd an ihm vorbei und nahm die Kette in die Hand, um sie langsam durch seine Finger gleiten zu lassen, nachdem er sich das Handtuch um seine Hüfte gebunden hatte. Kendrick schluckte. Die Art und Weise, wie Matt mit diesen Kugeln hantierte, war erregend, obwohl er nicht erklären konnte, warum er so empfand und warum er seinen Blick einfach nicht von den schlanken Fingern abwenden konnte, die Kugel für Kugel abtasteten, als wäre jede einzelne von ihnen ein wertvoller Edelstein.
»Das ist eine Analkette«, erklärte Matt und Kendrick zuckte erneut zusammen, als Matt die Kette nach seinen Worten abrupt umfasste. »Sie zu nutzen, kann den Reiz beim Vorspiel oder beim Sex erhöhen, wenn man weiß, wie es geht. Allerdings kann man sie auch dazu nutzen, seinen Partner zu quälen.«
»Zu quälen?«, fragte Kendrick leise.
»Irgendwann bettelst du um Erlösung, weil du nur noch kommen willst«, führte Matt weiter aus und das glaubte Kendrick ihm unbewiesen.
»Ich wette, du beherrscht das Quälen in Perfektion.«
»Ja, das tue ich.«
Matt legte die Kette weg und da schaffte Kendrick es endlich, seinen Blick von den Kugeln und Matts Fingern zu lösen und ihm ins Gesicht zu sehen. Doch was er dort sah, ließ Kendrick nervös die Hände an die Räder des Rollstuhls legen.
»Matt?«
Matts Blick verwandelte sich von lüstern in liebevoll und als er lächelnd den Kopf schüttelte, ließ Kendrick die Räder los. Es gab keinen Grund davonzulaufen, und Matts nächste Worte bestätigten ihn darin.
»Du kannst jederzeit gehen und du kannst jederzeit nein sagen, vergiss das niemals, Ken.«
Kapitel 3
Ein leises Räuspern holte Kendrick ins Hier und Jetzt zurück und als er zu Matt sah, deutete der in Richtung Treppe. Kendrick sah hin und erstarrte, als er Samuel oben am Treppenansatz stehend entdeckte. Der eisige Blick seines Bruders sprach Bände, die er in der Form niemals in Samuels Augen hatte lesen wollen. Kendrick hatte nicht die geringste Ahnung, wie das möglich war, aber Samuel wusste, wieso sie hergekommen waren und es gefiel ihm ganz und gar nicht.
»Hi, Sam«, sagte Kendrick und brachte ein schiefes Lächeln zustande, das seinen Bruder die Stirn runzeln ließ. »Wir müssen mit dir reden.«
»Müsst ihr? Ich hatte bis eben eher den Eindruck, als wärt ihr gerade auf dem Weg ins nächste Bett.«
Oha, dachte Kendrick. Samuels scharfer Unterton war eindeutig. Zwischen ihnen gab es gleich Ärger. Er kam allerdings nicht dazu, etwas zu sagen und den Streit damit vielleicht abzuwenden, denn plötzlich atmete Samuel scharf ein und wurde blass.
»Ist der Ring an deinem Finger das, was ich denke, das er ist?«
Kendrick sah hinunter auf seine Hand und lächelte, was Samuel erneut hörbar einatmen ließ. Er ignorierte seinen großen Bruder und sah zu Matt, der sein Lächeln erwiderte, was Kendricks Herz schneller schlagen ließ. Er war völlig verrückt nach diesem Kerl, das war schon beinahe unheimlich, aber Kendrick liebte das Gefühl viel zu sehr, um sich davor zu fürchten.
Er sah zurück zu Samuel. »Ja, das ist er.«
Sein Bruder reagierte leider genauso, wie Kendrick es insgeheim befürchtet hatte. »Vergiss es!«
»Sam ...«
Samuel wandte sich wütend ab. »Ich weiß, wieso ihr hier seid, ich bin nicht blöd. Und die Antwort ist Nein.«
Kurz darauf fiel eine Tür ins Schloss und Kendrick fuhr sich seufzend durch die Haare, bevor er Matts Blick suchte, der verdattert auf die Stelle sah, wo Samuel soeben noch gestanden hatte.
»Was war das denn gerade?«
»Das war der Auftritt meines großen, gluckenden Bruders.« Kendrick zuckte mit den Schultern, als Matt ihn irritiert ansah. »Hast du vergessen, wie Paul reagiert hat, nachdem du mich ihm vorgestellt hast? Sam ist genauso, nur schlimmer.«
Matt runzelte die Stirn, sah zur Treppe und wieder zu ihm. »Das ist doch Schwachsinn. War es bei Paul auch.«
Kendrick nickte. »Sicher ist es das, aber sie sind nun mal unsere Familie und machen sich Sorgen um uns. Für Sam bist du im Moment eine Bedrohung. Obwohl er dich wohl eher als Bedrohung für mich ansieht.«
Matt sah ihn scharf an, schwieg aber, was Kendrick ihm hoch anrechnete. Matt hatte eine deutliche Meinung über Menschen, die Spieler wie ihn abstempelten und verurteilten, ohne sie zu kennen, und das hatte Samuel gerade getan. Dafür würde sein Bruder auch noch was zu hören kriegen, entschied Kendrick und schüttelte den Kopf, als Matt doch noch etwas sagen wollte.
»Vergiss nicht, ich bin das behinderte Nesthäkchen der Familie und Sam wird mich immer so behandeln, egal wie alt ich bin.«
»Nein, wird er nicht«, mischte sich plötzlich Devin ein und Kendrick schaute zur Küchentür, in der sein Schwager stand und ihn mitfühlend ansah. »Ich weiß, sein Auftritt spricht dagegen, aber mit der Zeit wird er lernen, damit umzugehen, dass sein kleiner Bruder erwachsen ist. Auch wenn es noch einige Zeit dauert. Und jetzt rede mit ihm. Ich habe ihm zwar schon gesagt, dass Matt nicht der böse Wolf ist, nur weil er gerne mit Ketten und Peitschen spielt, aber ich schätze, du solltest es ihm noch mal genauer erklären.«
»Devin«, murmelte Kendrick peinlich berührt, da er mit Matts Direktheit zwar mittlerweile ganz gut klarkam, aber wenn andere so redeten, wurde er immer noch rot.
Devin winkte amüsiert ab. »Du gewöhnst dich daran, da bin ich mir sicher. Seid bitte nicht zu laut, wenn es geht. Nathan schläft schon.«
Kendrick nickte und schaute zu Matt, nachdem Devin wieder in die Küche gerollt war. Matts Gesichtsausdruck war eindeutig. Sein Freund wollte zu Samuel gehen, aber Kendrick stand hierbei auf Devins Seite. Er musste den ersten Schritt machen und mit seinem Bruder sprechen. Danach konnte Matt tun, weshalb er hergekommen war. Aber im Moment würde Samuel Matt nicht zuhören, das wusste Kendrick.
»Ich gehe.«
»Eigentlich wollte ich doch ...«
»Nein«, unterbrach er Matt entschlossen, worauf der ihn widerwillig ansah. »Egal, was du sagst, erinnerst du dich? Er meint das im Augenblick so, ich kenne Sam. Ich rede mit ihm, danach bist du dran.«
Matt gab seufzend nach. »Okay.«
Kendrick war zufrieden und deutete zur Küche. »Warum gehst du nicht Devin auf die Nerven? Du kannst ja versuchen, ihm Schokolade aus den Rippen zu leiern.«
»Schokolade«, murmelte Matt und konnte ein seliges Grinsen nicht verhindern. Kendrick lachte, was ihm einen empörten Blick einbrachte, bevor Matt ihn am Kragen packte und sein Lachen mit einem heftigen Kuss erstickte. »Du bist furchtbar, weißt du das?«, schimpfte Matt halbherzig, nachdem sie wieder genügend Luft zum Sprechen hatten.
Kendrick grinste frech. »Weiß ich, ist mir aber egal. Solange mein Schokoladensüchtiger Verlobter glücklich ist, bin ich gerne schlimm.«
»Ich hätte dir das nie erzählen sollen«, stöhnte Matt, schmunzelte aber gleichzeitig, was Kendrick mit einem neckenden Zwinkern kommentierte.
»Du hättest eben nicht mitten in der Nacht aus dem Bett schleichen und mir den letzten Schokoladenpudding klauen sollen.«
»Ich hatte aber Hunger.«
Kendrick gluckste. »Ich weiß. Was glaubst du, warum in meiner Wohnung seither immer Schokolade zu finden ist? Und wenn Devin nicht zufällig dem ganzen Süßkram abgeschworen hat, wirst du in diesem Haus hier jederzeit welche finden. Na los, geh und frag ihn, ob er dir welche gibt.«
»Ich liebe Schokolade nun mal«, verteidigte sich Matt und konnte sich eindeutig nicht zwischen Schmollen und Grinsen entscheiden, während er in die Küche ging, was Kendrick unheimlich amüsierte.
Es gab wenig, was Matt aus dem Takt brachte, aber Süßkram war eine Schwachstelle, die Kendrick immer wieder ausnutzte, um das Pokerface seines Freundes ins Wanken zu bringen. Wer hätte gedacht, dass ein Spieler wie Matt, versessen auf Schokolade war? Kendrick hatte es zufällig herausgefunden, als Matt einen Monat nach dem Chaos ihrer ersten gemeinsamen Nacht, erneut bei ihm geschlafen hatte, und so amüsant diese Erinnerung auch war, dafür war jetzt keine Zeit.
Wie Kendrick gehofft hatte, war Samuel in seinem und Devins Schlafzimmer und lief dort eine Furche in den Boden. Kendrick sparte sich das Klopfen und rollte einfach ins Zimmer. Um Nathan in seinem Zimmer nicht aufzuwecken, schloss er die Tür hinter sich und fand sich im nächsten Augenblick mit Samuels wütendem Blick konfrontiert, den er schlicht ignorierte.
»Woher wusstest du es?«, fragte Kendrick ruhig, doch Samuel schnaubte nur. »Bügle mich nicht so ab, das habe ich nicht verdient!«, wies Kendrick ihn verärgert zurecht, was seinen Bruder zusammenzucken ließ. »Du hast den Ring gesehen und dir war sofort klar, warum wir hier sind. Ich will wissen, woher du es wusstest.«
»Ist das wichtig?«
Kendrick nickte. »Ja, für mich ist es das.«
»Adrian«, sagte Samuel daraufhin trotzig.
»Adrian?«, wiederholte Kendrick verblüfft. »Was hat er denn damit zu tun?«
»Er hat mich angerufen. Ist schon eine Weile her. Er hat mir erzählt, dass du dir bei ihm einen Rat geholt hast und deswegen rief er an. Um mir zu sagen, dass ich mich besser darauf einstelle, euch eines Tages vor der Tür zu haben, weil ihr heiraten werdet.«
Kendrick blieb der Mund offenstehen. Adrian hatte gewusst, dass Matt und er diesen Schritt gehen würden? Aber woher? Sie hatten es bis heute nicht einmal selbst gewusst. Manchmal war ihm dieser Anwalt unheimlich. Kendricks fragenden Blick kommentierte Samuel mit einem Seufzen und einem Schulterzucken.
»Instinkt vielleicht? Adrian hat einen sechsten Sinn für solche Sachen, das war schon immer so.«
Damit hatte Samuel verdammt recht. Immerhin konnte sich Kendrick gut an sein Treffen mit Adrian erinnern, als er, nachdem er mehrere Wochen über Matt, seinem ersten Besuch im Club und überhaupt das Thema Spiele gegrübelt hatte, in Baltimore bei den Quinlans angerufen hatte, um Adrian um Rat zu fragen.
»Du solltest mit jemandem über ihn reden.«
»Hm?«, machte Kendrick und sah fragend zu seinem Vater, der sich zu ihm an den Tisch setzte, während seine Mutter ihm nur zulächelte.
»Matt.«
Kendrick wurde unwillkürlich rot. »Dad.«
Sein Vater grinste und drückte seine Hand, während seine Mutter sich nach einem frechen Zwinkern wieder dem Herd zuwandte, auf dem der Gemüseeintopf für das Abendessen köchelte. Kendrick sah ihr zu, wie sie ein Messer nahm und begann, die Petersilie kleinzuhacken, die sie zuvor gewaschen hatte. Genau wie Matt und er vor drei Tagen, als Matt ihn zum Essen eingeladen und es selbst gekocht hatte. Kendrick lächelte unwillkürlich, was seinen Vater leise lachen ließ.
»Es ist offensichtlich, Ken. Allein dein Lächeln. Du sprichst regelmäßig über ihn, aber du lädst ihn nicht ein und weichst aus, wenn deine Mum oder ich mehr über ihn wissen wollen. Du magst ihn sehr, das steht dir ins Gesicht geschrieben, aber gleichzeitig zögerst du, mehr aus eurer Bekanntschaft zu machen. Zumindest schließen wir das daraus, weil du ihn uns bislang nicht vorgestellt hast.«
Kendrick warf seinem Vater einen verblüfften Blick zu. »Ich habe euch noch nie jemanden vorgestellt.«
»Du warst auch noch nicht so verliebt wie in Matt«, mischte sich seine Mutter ein und Kendrick schluckte.
»Äh ...«
Seine Mutter warf die Petersilie in den Topf und wischte sich ihre Finger am Küchentuch trocken, ehe sie sich mit einem liebevollen Lächeln umdrehte. »Du bist unser Sohn und etwas Besonderes. Das warst du für uns von der Sekunde deiner Geburt an.«
»Weil ich behindert bin?«
»Wie meinst du das?« Sein Vater runzelte irritiert die Stirn, als Kendrick zu ihm schaute. »Haben wir auf dich je den Eindruck gemacht, dass uns das wichtig ist?«
Kendrick seufzte. »Nein, aber es war immer wichtig. Ob gewollt oder nicht, Dad.«
»Das ist richtig.« Sein Vater blickte nachdenklich aus dem Fenster. »Du bist behindert geboren, aber für uns hat das keinen Unterschied gemacht. Sohn bleibt Sohn. Natürlich mussten wir unser Leben verändern, um dir ein gutes Zuhause bieten zu können und deine Mum und ich haben uns manches Mal gefragt, ob Sam dabei nicht zu kurz gekommen ist.«
»Ihr meint die Zeit, nachdem er die Armee verlassen hatte? Bevor Amber geboren wurde?«
»Ja«, sagte seine Mutter und sein Vater nickte.
»Es war gar nicht einfach, unsere Sorgen vor dir zu verbergen und du hast trotzdem zu viel mitbekommen, nicht wahr?«
Kendrick nickte, als sein Vater ihn fragend ansah, was den seufzen ließ.
»Das dachten wir schon, du bist schließlich ein kluges Kerlchen. Warst du schon immer. Aber darum geht es jetzt nicht.« Sein Vater lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Irgendetwas ist mit deinem Freund und du kannst mit uns und Sam offenbar nicht darüber reden, sonst hättest du es längst getan. Deswegen denken wir, dass du mit jemandem über Matt sprechen solltest, der dafür geeignet ist.«
»Und wer soll das sein?«
»Ich denke, das weißt du«, antwortete seine Mutter. »Oder etwa nicht?«
Woher wusste sie das eigentlich immer? Natürlich hatte Kendrick schon einen Namen im Kopf. Eine ganze Weile sogar, da er sonst niemanden mit dieser Vorliebe kannte. Allerdings schlich er um den Namen herum, wie eine Maus um einen leckeren Köder, weil er sich einfach nicht traute, den Anwalt anzurufen, der für Kilian wie ein dritter Vater war.
»Matt ist anders als ...« Kendrick stockte kurz. »Na ja, er ist einfach anders.«
»Und?«, hakte sein Vater nach.
»Ich kenne nur einen Menschen, der ihm ähnlich ist.«
»Dann nimm Kontakt auf«, forderte sein Vater und Kendrick grinste über diesen Armeejargon, wofür sein Vater ihm spielerisch mit der Faust drohte. »Lach nicht, tu etwas, und hör auf zu grübeln. Das bringt dich nicht weiter.«
Kendrick seufzte und blickte auf die Tischplatte. »Ich weiß nicht, ob ich hören will, was er dazu zu sagen hat.«
»Ken?«, fragte seine Mutter leise und wartete, bis er sie ansah. »Liebst du Matt?«
Darauf wusste Kendrick keine eindeutige Antwort und das machte ihn langsam aber sicher verrückt. »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube schon.«
Seine Mutter nickte verständnisvoll, als wüsste sie, was in ihm vorging. Wusste sie wahrscheinlich auch, darin war sie schon immer gut gewesen. Kendrick hatte hunderte von Erinnerungen aus seiner Kindheits- und Teenagerzeit, in denen sie ihm seine Gefühlslage an der Nasenspitze angesehen hatte.
»Willst du mit ihm zusammen sein, obwohl er anders ist, wie du es ausgedrückt hast?«, fragte sein Vater und auch darauf hatte Kendrick keine Antwort.
»Ich glaube ja«, antwortete er genauso ausweichend wie zuvor und zuckte zusammen, weil sein Vater ihm im nächsten Moment das Telefon unter die Nase hielt.
»Sprich mit Adrian.«
Kendricks Kopf ruckte hoch. »Woher wisst ihr das?«
Ein zweifaches, amüsiertes Lachen war die einzige Antwort, die er bekam, was ihn seufzen ließ, bevor er das Telefon nahm und sich ins Wohnzimmer verzog, um in Ruhe telefonieren zu können. Seine Eltern waren unmöglich, aber das war ja nichts Neues für Kendrick.
»Ähm, Mum? Dad?«, rief er, als ihm etwas einfiel. »Ich habe seine Nummer gar nicht.«
»Guck in den Speicher unter A, wie Adrian.«
Kendrick blinzelte verblüfft. »Ihr habt seine Nummer?«
»Er gehört zur Familie«, antwortete sein Vater ruhig und damit war alles gesagt.
Kendrick suchte Adrians Nummer heraus, um sie dann eine Weile anzustarren. Konnte er das tun? Sollte er nicht doch lieber mit Matt reden? Aber was würde das bringen? Das Wirrwarr an Gefühlen in ihm, hatte Matt ja erst ausgelöst. Außerdem hatte der ihm gesagt, dass er darüber reden sollte. Egal mit wem, Hauptsache er tat es, um eine andere Meinung zu bekommen. Dafür war Matt nicht der Richtige und das wusste er. Kendrick atmete einmal tief durch und drückte die Verbindungstaste, ehe er sich das Telefon ans Ohr hielt und dem Tuten lauschte.
»Quinlan.«
»Ähm, hier ist Ken. Kendrick Becks. Ich ... Sorry, dass ich störe, aber ich ... Also ich wollte ... Oh Mann.« Kendrick kam sich vor wie ein Idiot.
Sein Gegenüber lachte leise. »Sams kleiner Bruder, ich erinnere mich an dich. Hi, hier ist David.«
»Hey. Ich ... Also ...« So würde das nie etwas werden, dachte Kendrick und ärgerte sich über sich selbst. Seit wann war er so feige? »Ich brauche einen Rat.«
»Einen Anwaltlichen?«
»Nicht wirklich«, gestand Kendrick verlegen und rieb sich die Nase. »Tut mir leid, ich komme mir vor wie ein Vollidiot.«
»Spuck´s einfach aus, was immer es ist.«
Ein sehr guter Rat. Kendrick riss sich zusammen. »Ich habe jemanden kennengelernt und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, dass er ein Spieler ist. Du kennst ihn, es ist Matt.«
»Kilians Freund?«
»Ja, genau der Matt.«
David schwieg kurz. »Hat er es dir erzählt?«
Kendrick wusste, was David wissen wollte. »Ich war mit ihm in seinem Club. Ich habe zugesehen. Ich weiß, wie er spielt. Hardcore. Und ich ...« Kendrick zögerte kurz, gab sich dann aber einen Ruck. »Ich bin völlig durcheinander deswegen. Ich muss darüber mit jemand reden und Adrian ist der Einzige, den ich kenne, der mit dir ... also der ...«
»Spielt, sag es ruhig«, half David aus und klang dabei so ruhig, dass Kendrick sich ebenfalls beruhigte.
»Ja.«
»Du magst Matt sehr, nicht wahr?«
Kendrick zog eine Grimasse. »Ich glaube, mögen ist in dieser Hinsicht nicht das passende Wort.«
Kapitel 4
»Ausgerechnet ein Spieler.« Samuel seufzte und riss Kendrick damit aus seinen Erinnerungen. »Warum hast du dich nicht in einen normalen Typ verliebt?«
»Weil ich selbst auch kein normaler Typ bin?«, hielt Kendrick trocken dagegen. »Sam, ich habe mich für Matt entschieden. Akzeptier es und nimm dieses dämliche Versprechen zurück, das du ihm wegen mir abgerungen hast.«
»Damit er mit dir spielen kann, so wie er es mit Kilian tun wollte?«
»Sam!«
»Nein!«
Trotziger ging es nicht. Kendrick verkniff sich einen Fluch. Mit Drohen, Toben oder Schreien kam er hier auf keinen Fall weiter. Dann würde sein Bruder noch mehr auf stur schalten und am Ende kein Wort mehr mit ihm reden, was umgekehrt auch für ihn selbst galt. Er musste Samuel unbedingt von dem Gedanken wegbekommen, das Matt in ihm nur ein Spielzeug sah, denn so war es nicht, auch wenn sein Bruder das scheinbar dachte.
»Sam, ich liebe ihn.«
»Er spielt doch nur mit dir.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Kendrick, und als Sam ihn finster ansah, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. »Ich bin bereits seit einem Jahr mit Matt zusammen. Du hast ihn in der Zeit nur ein paar Mal gesehen. Ich glaube, ich kenne ihn besser, als du.«
Samuels Wut wich einer Mischung aus Verzweiflung und Empörung. »Das kannst du mir nicht vorwerfen, Ken. Du führst ein komplett anderes Leben mit deinen Computern und diesen komischen Programmen, die ich nicht mal aussprechen kann ...«
»Sam«, unterbrach Kendrick ihn unwirsch. »Das ist mir bewusst und ich habe es nicht als Vorwurf gemeint, klar? Ich bin Programmierer, verlobt, behindert und spiele scheinbar gerne. Du bist Lehrer, verheiratet, hast Kinder und ein Haus. Wir sind völlig verschieden, das ist einfach eine Tatsache, aber mehr auch nicht. Und wenn Matt nicht so sehr darauf bestehen würde, dass du diesen Spruch ihm gegenüber zurücknimmst, wären wir jetzt nicht hier, sondern lägen vermutlich längst in meinem oder seinem Bett.«
»Das war seine Idee?«, fragte Samuel verdattert und sah verlegen zu Boden, als Kendrick nickte. »Oh.«
»Ja, oh«, äffte Kendrick ihn verärgert nach. »Er ist kein Mistkerl, Sam, ganz im Gegenteil. Er ist der Mann, den ich will, und wenn möglich für immer.«
Samuel schwieg und sah ihn grübelnd an. Kendrick ließ ihn nachdenken, da er verstand, was seinen Bruder bewegte. Immerhin war er das Küken der Familie Becks und noch dazu von Geburt an körperlich eingeschränkt. Er war immer derjenige gewesen, auf den alle aufgepasst und um den sich alle gekümmert hatten. Und so sehr Kendrick das genossen hatte, er war erwachsen und es wurde Zeit, dass Samuel das begriff.
»Und wie soll das gehen?«, fragte der schließlich und wich seinem Blick aus, um die Wand anzustarren.
Kendrick schmunzelte. Er wusste, was sein Bruder mit der Frage bezweckte, entschied aber, sie absichtlich falsch zu verstehen, weil er wollte, dass Samuel es aussprach. Nur so würden sie hier vielleicht auf einen Nenner kommen.
»Wie jede andere Ehe auch. Indem wir gemeinsam an ihr arbeiten werden.«
Samuel schnaubte. »So war das nicht gemeint.«
Er hatte es ja geahnt. Kendrick lachte leise, worauf sein Bruder ihn mürrisch ansah. »Nun sag es schon, Sam.«
»Sex, okay. Ich rede von Sex.«
»Ich werde Matt mit seinen Spielgefährten teilen.«
Samuel zuckte heftig zusammen und Kendrick hob die Hand, um den Sturm der Entrüstung aufzuhalten, der sich sonst über ihn entladen hätte.
»Ich habe mich entschieden, Sam. Ich liebe Matt, aber ich bin auch kein Dummkopf. Ich kann ihm nicht all das geben, was er braucht. Weder körperlich noch psychisch, und das weißt du, darum gehst du so auf die Barrikade, nicht wahr? Es geht nicht um Matt, unsere Verlobung, um mich. Es geht nur darum, dass er spielt. Du hast Angst, dass es mir so geht wie Colin oder Daniel. Dass ich eines Tages vor der gleichen Wahl stehe wie Kilian, als er Matt zum ersten Mal traf.«
Samuel biss sich auf Unterlippe und schwieg, was auch eine Antwort war.
Kendrick nickte. »Das dachte ich mir schon. Aber das wird nicht passieren und selbst wenn, würde es nichts an meiner Entscheidung ändern.«
Samuel atmete zitternd ein. »Ken ...«
»Nein!«, unterbrach Kendrick seinen Bruder barsch. »Es gibt keine Garantie, Sam, nicht einmal für dich und Devin, obwohl ich glaube, dass ihr ewig zusammenbleibt. Vielleicht habe ich das gleiche Glück mit Matt. Ich weiß, wie er mit seinen Spielpartnern umgeht, Sam. Ich weiß, wie er sie benutzt und wie sie sich benutzen lassen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse, denn Matt hat mich niemals belogen, was das Spielen angeht, er hat nie etwas vor mir zurückgehalten, und er hat mir die Zeit gelassen, die ich brauchte, um meine Wahl zu treffen.«
»Wieso?«, fragte Samuel leise und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. »Wieso tust du das? Wieso teilst du ihn mit anderen Männern? Wieso, Ken?«
Eine sehr gute Frage und Kendrick würde sie ehrlich beantworten. »Ich gebe zu, dass es mich die erste Zeit ziemlich abgeschreckt hat. Das Spielen, diese Typen in dem Club, einfach alles. Aber ich wollte Matt, ich wollte ihn die ganze Zeit. Mum und Dad haben mich schließlich dazu gebracht, Adrian anzurufen und mit ihm über Matt zu sprechen. Er gab mir den Rat, Matt wieder in den Club zu begleiten und ihm zuzusehen. Ihn genau zu beobachten und das Drumherum auszublenden. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, worauf er hinauswollte. Für Matt stehen seine Spielpartner an erster Stelle. Egal, wie hart er sie schlägt, wie sehr er sie quält, es reicht ein Wort und die Session ist gelaufen. Matt achtet auf sie und er achtet auf mich, Sam.«
»Ken ...«
»Lass mich bitte ausreden«, bat er und Samuel nickte, obwohl Kendrick seinem Bruder ansehen konnte, dass ihm nicht gefiel, worüber sie hier sprachen. Aber es musste sein, damit Samuel verstand, wie wichtig es Kendrick war, dass Samuel seine Liebe zu Matt guthieß und akzeptierte. »Matt ist nicht wie du oder Dad. Er braucht Dinge, die ich ihm nicht geben kann. Aber ich kann akzeptieren, dass Matt sie braucht und sich durch seine Spielpartner holt.«
Samuel schüttelte den Kopf. »Aber das ist Betrug.«
»Nein, ist es nicht«, widersprach er. »Denk an Nick und Adrian. Glaubst du, dass das, was sie schon so lange miteinander teilen, Betrug gegenüber Tristan und David ist?«
Samuel verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn eine Weile wütend an, bis er schließlich erneut den Kopf schüttelte.
»Eben. Solange ich akzeptiere, was er tut, ist es kein Betrug.«
»Könnte er nicht ...?«
»Darauf verzichten?«, führte er die Frage zu Ende, als Samuel mitten im Satz abbrach. »Für eine Weile vielleicht«, gab Kendrick zu, nachdem er darüber nachgedacht hatte. »Ich weiß es nicht, denn ich habe ihn nicht darum gebeten. Für mich stand das nie zur Debatte.«
Das hatte es von Anfang an nicht getan, fiel Kendrick ein, während Samuel anfing, aufgewühlt im Raum auf und abzulaufen. Er erinnerte sich daran, wie er nach den ersten Minuten, in denen er im Spielzimmer gesessen und weder ein noch aus gewusst hatte, einfach zu Matt gerollt war, um sich dieses Zeug auf dem Tisch erklären zu lassen. Kendrick verkniff sich ein Grinsen. Er war so naiv und unwissend gewesen, darüber amüsierte er sich heute noch.
»Was ist das alles?«, fragte Kendrick und rollte zu dem Tisch, wo die Analkette und einige andere Sachen lagen, für die er keine Bezeichnung wusste. Er nahm eine Kette in die Hand, an deren Ende zwei metallene Teile befestigt waren, die für ihn wie Wäscheklammern aussahen. Kendrick schaute fragend zu Matt, der ihn amüsiert beobachtete.
»Was denkst du, was das ist?«
Kendrick zuckte mit den Schultern. »Würde ich dich fragen, wenn ich es wüsste?« Er blickte zurück auf die Teile, die er in den Händen hielt. »Wäscheklammern?«
Matt lachte und schüttelte den Kopf, als Kendrick erneut zu ihm sah. »Rate noch mal.«
Kendrick warf noch einen Blick auf diese Klammern und klemmte sich eine davon schließlich an den Finger, was Matt wiederholt zum Lachen brachte. Auf seinen ratlosen Blick hin nahm Matt die andere Klammer in die Hand. Kendrick blieb der Mund offenstehen, als Matt sich die Klammer auf die linke Brustwarze setzte. Er tat das ohne eine Miene zu verziehen, was Kendrick zugleich faszinierte und entsetzte, denn ihm verursachte schon die Klammer auf seinem Finger Schmerzen.
»Nippelklemmen«, sagte Matt schließlich und nahm dann die Klammer wieder ab.
Kendrick verzog das Gesicht. »Tut das nicht weh?«
»Schmerzen kann man unter Kontrolle halten.«
»Scheiße, das ist ...« Kendrick brach ab, als ihm klar wurde, was er im Begriff war zu sagen, aber Matt hatte ihn trotzdem verstanden.
»Pervers? Abartig? Widerlich?«
Kendrick zuckte ertappt zusammen und wurde rot. »Tut mir leid.«
Matt schüttelte lächelnd den Kopf und nahm ihm die Klammer vom Finger, um das ganze Ding zurück auf den Tisch zu legen, bevor er sich neben ihn hockte und seinen Blick suchte.
»Ich bin nicht sauer, wenn du mir ehrlich sagst, was du darüber denkst. Würdest du lügen, dann wäre ich wütend, aber nicht so. Du weißt nichts über das Spielen, Ken, daher musst du fragen, um zu verstehen. Also tu es. Was immer du wissen willst, frag einfach. Ich werde es dir erzählen.«
Da fiel Kendrick im Augenblick nur eines ein. »Wieso hast du mich hergebracht? Warum hast du behauptet, wir hätten ein Date und dann ...« Kendrick brauchte drei Anläufe, um es über die Lippen zu bringen. »Dann fickst du mit diesem Typen vor meinen Augen. Wieso?«
Statt einer Antwort lächelte Matt und hob ihn aus seinem Rollstuhl. Kendrick war viel zu überrascht, um zu widersprechen und fand sich auf einer Bank sitzend wieder, die mit schwarzem Latex bezogen war und an deren Seiten überall Handschellen und Ketten hingen. Außerhalb dieses Raumes hätte Kendrick sie für eine einfache Massageliege gehalten, aber dafür war dieses Ding garantiert nicht da. Er sah schweigend zu, wie Matt seine Beine weit genug auseinander schob, um sich dazwischen stellen zu können.
»Ich möchte mit dir in Augenhöhe sein, wenn ich mit dir rede, darum der Platzwechsel. Ist das bequem für dich?«, fragte Matt und hielt ihn dabei mit den Händen an den Seiten fest.
»Ja.«
»Gut.« Matt lächelte zufrieden. »Diese Bank, auf der du jetzt sitzt, nennen wir Sklavenbank.«
Kendrick rümpfte die Nase, als er das freche Funkeln in Matts Augen bemerkte. »Ich will es nicht wissen?«
»Nein«, antwortete Matt belustigt und zwinkerte ihm zu. »Diese Bank ist das, was ihr Name sagt, und wenn du willst, erkläre ich es dir. Aber nicht heute. Du hast gefragt, warum ich dich hierher gebracht habe und die Wahrheit ist, es war ein Test.«
Kendrick versteifte sich. »Wie meinst du das?«, fragte er misstrauisch, was ihm ein neues Lächeln einbrachte, das Kendrick erst recht irritierte. »Matt?«
»Sei nicht böse. Hör dir bitte erst an, was ich zu sagen habe, okay?«, bat Matt dann ernst und Kendrick nickte. »Ken, ich mag dich und ich wollte wissen, ob ich richtig liege mit meiner Vermutung, dass dir das hier gefallen könnte, zumindest ein Teil davon. Und das hat es, oder etwa nicht?«
Kendrick spürte, wie er rot wurde, was für Matt Antwort genug war, denn der nickte nur und strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn, bevor er ihn enger an sich zog.
»Ich bin Hardcore-Spieler und habe einen Blick für Männer, die sich von Leuten wie mir angezogen fühlen. Du warst eindeutig fasziniert, auch wenn dir das nicht bewusst war. Aber ich wollte sicher sein. Deshalb diese Einladung in den Club. Deshalb das Spiel mit Chris, der im Übrigen wusste, dass du zusiehst.«
»Du hast es ihm gesagt?«, fragte Kendrick verblüfft und Matt nickte.
»Ich lüge meine Spielpartner niemals an. Chris liebt es, wenn jemand zusieht und für den Fall der Fälle, dass ich mich irre und du wegläufst, musste er es wissen.«
Kendrick verstand sofort. »Damit du mir folgen und die Sache wieder geradebiegen kannst?«