Never Really Me

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

Buchbeschreibung:

Mehr als acht Jahre lang und fast dreitausend Meilen weit bin ich vor allem davongelaufen, besonders vor ihr. Nur, um ihr jetzt in meinem eigenen Nachtclub zu begegnen.

 

ETHAN

Ich bin das erfolgreiche Arschloch, das reihenweise Weiber flachlegt und sich ab und zu einen Adrenalinkick holt. Ein wunderbares Leben, könnte man meinen. Bis meine erste Liebe auftaucht und unsere verkorkste Vergangenheit heraufbeschwört. Und damit auch mein dunkelstes Geheimnis.

 

LILLIAN

Ich erkenne meinen Jugendfreund kaum wieder, purer Sex und Arroganz auf zwei Beinen. Er ist abscheulich zu mir, provokant ehrlich und ruchlos, will mich damit auf Distanz halten. Doch diesen Fehler werde ich kein zweites Mal begehen. Und davon kann mich auch die Dunkelheit in seinen Augen nicht abschrecken.

 

 

 

 

Über den Autor:

Gestatten? Katie McLane.

Musik im Blut, Pfeffer im Hintern, Emotionen im Herzen, prickelnde Geschichten im Kopf.

 

Ich lebe mit Mann, Maus und Hund im Herzen NRWs und schreibe Romance für alle Sinne.

Fast alle meine Liebesromane spielen in New York, meiner absoluten Traumstadt.

Sie drehen sich um dominante Männer und starke Frauen.

Sind leidenschaftlich, sinnlich und erotisch.

Voll prickelnder Lust, überwältigendem Verlangen und absoluter Hingabe.

Und sie treffen mit all ihren Emotionen mittens ins Herz - bis zum Happy End.

 

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https : // www . Katie - McLane . de / Katies - Herzenspost

 

 

 

 

 

 

Never Really Me

 

 

 

Von Katie McLane

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2021

© Katie McLane – alle Rechte vorbehalten.

Cover: © by Dream Design, Renee Rott

Lektorat Franziska Schenker

Katie McLane

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstr. 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

info@katie-mclane.de

www.katie-mclane.de

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Autorin zulässig.

Die unerlaubte Verbreitung des E-Books ist untersagt und Diebstahl geistigen Eigentums, also strafbar. Darüber hinaus drohen zivilrechtliche Konsequenzen wie Schadenersatzansprüche.

Personen und Handlungen sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Playlist

»Inside Out« – Five Finger Death Punch

»Song #3« – Stone Sour

»E.T.« – Katy Perry ft. Kanye West

»Under Grey Skies« – Kamelot

»M.I.N.E. (End This Way)« – Five Finger Death Punch

»I’m Falling« – Rob Moratti

»Battlefield of Love« – One Desire

»Live Like I’m Dying« – Eclipse

»Remember« – Rob Moratti

»Godsend Extasy« – One Desire

Kapitel 1

 

 

Heute ist kein guter Tag für meine Seele. Die Dunkelheit streckt ihre kalten Finger aus den Tiefen meiner Erinnerung hervor und versucht, sie und mich in die Vergangenheit hinabzuziehen.

Normalerweise habe ich das im Griff, manchmal nicht.

Es gibt drei Dinge, die mir dabei helfen können, und ich wäge gerade ab, wie schlimm es ist und auf welcher Stufe ich anfangen muss. Da klopft es an meiner offenstehenden Bürotür und ich schaue vom Bildschirm auf.

»Hey, Barb! Was gibt’s?«

Meine Assistentin steht im Türrahmen und sieht schrecklich aus, ich runzele die Stirn. »Alles in Ordnung?«

Sie ist schon an normalen Tagen der blasse Typ, unterstreicht das mit ihrem wasserstoffblonden Drei-Zentimeter-Pixi-Cut und den dunkel geschminkten Augen, farblich passend zu ihrer Kleidung. In diesem Augenblick wirkt sie eher wie ein fiebriges Gespenst, die Schultern hochgezogen, eine dicke Strickjacke um ihren trainierten Körper gewickelt.

Barb öffnet den Mund, aber statt Worten kommt ein Hustenanfall heraus, den sie in ihre Armbeuge lenkt, gefolgt von einem heftigen Nieser. »Sorry.«

Ich hebe die Brauen und lehne mich im Bürostuhl zurück, ich kann mir nicht leisten, dass sie ausfällt. »Sieh zu, dass du nach Hause kommst! Erkältungsbad und ab ins Bett.«

»Deswegen bin ich hier. Und ich würde gerne auch morgen zu Hause bleiben, für alle Fälle.« Ihre Stimme ist ein einziges Krächzen.

Ich nicke. »Kein Problem, das schaffen wir schon irgendwie. Sag mir nur, was ich wissen muss.«

»Das einzig Wichtige morgen ist das Buchungsgespräch für die Silvesterfeier von Manhattan Marketing, die geschlossene Gesellschaft im hinteren Bereich.«

»Wann?« Hoffentlich hat sie meine Ruhezeiten berücksichtigt.

Meine Assistentin grinst, sie kennt mich zu gut. »Ich habe den Termin extra verschoben, 19 Uhr.«

»Danke, liebe Fee.« Ich erwidere das Grinsen.

»Die bisher vereinbarten Details findest du direkt im Termin, in meinem Outlook-Kalender.«

»Schaue ich mir gleich mal an. Und jetzt ab mit dir.« Ich wedele mit der Hand.

»Danke dir. Bis übermorgen!« Sie wirft mir eine Kusshand zu und verschwindet.

Ich stütze die Ellbogen auf die Armlehnen, lege die Fingerspitzen vor meinem Gesicht aneinander und tippe mir mit den Zeigefingern gegen die Nase. Es macht mir keinen Spaß, Veranstaltungen zu planen, und ich hoffe, dass sich der Termin morgen nicht allzu in die Länge ziehen wird. Bei einem Buchungsgespräch werden die Räumlichkeiten besichtigt, der Kunde äußert seine Wünsche und danach geht es in die Ausarbeitung. Barbara hat dafür das beste Händchen, das ich kriegen konnte.

Ich höre, wie die Eingangstür zu unseren Geschäftsräumen ins Schloss fällt und zum wiederholten Mal spukt mir das Thema Krankenversicherung durch den Kopf. Ich selbst habe mir bereits während des Studiums eine umfangreiche Versorgung gesichert, um im Zweifelsfall keine hunderte von Dollar ausgeben zu müssen. Aber was ist mit meinen Angestellten? Die wenigsten Amerikaner können sich eine private Krankenversicherung leisten, eine staatliche, wie in Europa, gibt es nicht. Deshalb werben viele Unternehmen mit einem solchen Bonus, um sich engagierte Mitarbeiter zu sichern. Ich sollte das Thema endlich angehen und umsetzen.

Auf dem Monitor meines Computers schaltet sich der Bildschirmschoner ein, das Logo des Nachtclubs, den ich vor zwei Jahren eröffnet habe. Nur der erste auf meiner Liste, und mein persönlicher Investmentplan für den zweiten ist fast fertig.

Mit einem Grinsen beuge ich mich vor und bewege die Maus, dann mache ich mich erneut über die Oktoberzahlen her. Analysiere den bisherigen November und die Aussicht auf Dezember. Unter der Woche sind wir fast jeden Abend ausgebucht, für Weihnachtsfeiern und Ähnliches, da werden wir Montag bis Samstag arbeiten und das Personal aufstocken müssen. Aber auch das hat Barb im Griff, sodass ich mich auf anderes konzentrieren kann.

Ein Bild aus der Vergangenheit blitzt in meinem Kopf auf, von dem Club, in dem ich während des Colleges gejobbt habe. War eine echt geile Zeit, stressig und intensiv, in vielerlei Hinsicht, aber ich habe auch verdammt viel gelernt.

Mit einem Mal sind sie zurück, die Ausläufer der Schwärze, und ich atme tief durch. Also gut, fangen wir mit Stufe eins an.

Ich stehe auf und gehe zu meinem Barschrank, schenke mir dreifingerbreit von dem zwölf Jahre gereiften Diplomático aus Venezuela ein. Ein wahres Rum-Juwel mit intensiven Aromen nach getrockneten Früchten, Schokolade und Karamell, einschließlich einem Hauch von kandierten Nüssen. Dazu nehme ich mir nur ein Zigarillo, für eine edle kubanische Zigarre fehlt mir die nötige Muße.

Also rauche und trinke ich, genieße die Wirkung von Tabak und Alkohol, arbeite weiter. Doch das hält nicht lange an. Nein, heute ist wirklich kein guter Tag, aus der Dunkelheit steigt der Dämon empor. Und er giert nach Sex, schnell und hart.

Ich kenne ihn genau, er ist meistens unersättlich. Je eher ich dem gehorche, was er mir einflüstert, desto schneller lässt er mich in Ruhe. Es ist ja nicht zu meinem Nachteil, ich habe verdammt gerne Sex, aber mir wäre lieber, ich könnte zu jedem Zeitpunkt selbst darüber bestimmen, wen ich ficke.

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es halb acht ist. Das After-Work-Publikum dürfte bereits im Club abfeiern. Heute und morgen werden sie in Scharen kommen, denn in drei Tagen ist Thanksgiving und viele von ihnen fahren übermorgen zu ihren Familien. Demnach sollte mir die Auswahl auf einem riesigen Büffet von vergnügungssüchtigen jungen Frauen zur Verfügung stehen.

In meinem Privatbad mache ich mich frisch, zupfe das schwarze Hemd zurecht und fahre mir noch einmal durchs Haar. Dann verlasse ich mein Büro und schließe die Tür ab. Ich nehme die Treppe bis ins Kellergeschoss, marschiere hinter den Kulissen bis zur Main-Bar. Ich schlüpfe hinein in die Halle mit den hohen Decken, an deren Flanken kuppelartige Bögen angedeutet sind und die den Main-Floor beherbergt. Unter den gedimmten Kronleuchtern tanz eine ausgelassene Menge, während der andere Teil an den blau beleuchteten Seiten oder vor der violett abgesetzten Theke steht.

Ich schiebe mich durch die Leute und summe einen aktuellen Charthit mit, der Elektrobeat hämmert in meinem Kopf. Mein Blick gleitet über unzählige Gesichter, bis er an zwei aufgetakelten Püppchen hängenbleibt, die sich am Rand der Tanzfläche auf der Stelle bewegen.

Die eine flirtet mit einem Typen, das Glas in der Linken, die Rechte auf seiner Schulter. Sie reden Ohr an Ohr, tänzeln ein wenig, und seine Hand liegt bereits auf ihrer Hüfte. Mein Augenmerk wird jedoch von der Blondine daneben angezogen, deren Locken ihr bis über die Brüste fallen. Sie trägt noch den Kostümrock ihres Bürooutfits, hat die Jacke aber abgelegt und die Satinbluse fast bis zum BH aufgeknöpft. Sie trinkt ihren Cocktail ziemlich schnell, schaut sich immer wieder um oder bedenkt ihre Freundin oder Kollegin mal mit einem neidischen Blick. Kokett wirft sie ihr Haar nach hinten, schwingt die Hüften.

Ein siegessicheres Lächeln zieht meine Mundwinkel auseinander, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Das hier wird ein Kinderspiel.

Von hinten pirsche ich mich an sie heran und bringe meinen Mund an ihr Ohr.

»Lust zu tanzen?«, raune ich mit tiefer Stimme und laut genug, dass sie es hört.

Erschreckt fährt sie herum, doch sie erholt sich schnell, lächelt mich an und nickt. Anscheinend gefällt ihr, was sie sieht. Ich nehme ihr das fast leere Glas ab, zwinge es der anderen auf und lege ihr von hinten die Hände auf die Hüften. Mit sanfter Kraft dirigiere ich sie weiter in die Menge und lasse auch dort nicht von ihr ab. Im Gegenteil, ich intensiviere den Körperkontakt, in dem ich ihre Schenkel mit meinen streife und ihren Hintern mit meinem Schwanz bekannt mache.

Oh ja, das ist genau das richtige Vorspiel. Und sie wehrt sich nicht dagegen.

»Kommst du öfter her? Ich habe dich noch nie gesehen«, rufe ich ihr ins Ohr.

Sie schüttelt den Kopf und dreht sich um, legt die Hände auf meine Oberarme.

»Ich bin erst das zweite Mal hier.« Ihre Finger legen sich um meine Muskeln, gleiten höher. »Und du?«

Ich setze mein sexy selbstgefälliges Grinsen auf, den rechten Mundwinkel höher gezogen, und beuge mich zu ihrem Ohr vor. »Jede Woche.«

Als ich mich zurückziehe und wie zufällig mit der Nase ihre Wange streife, nehme ich ihren Duft wahr. Abtörnend ist er schon mal nicht. Trotzdem muss ich mich zusammenreißen, um es langsamer anzugehen.

Sie erschauert und sieht zu mir auf, beißt sich auf die Lippe und tanzt näher. »Ich bin Celia.«

»Hi, Celia. Ich bin James«, nutze ich meinen Decknamen und ziehe sie ein Stückchen näher. Inzwischen sollte sie bemerkt haben, was da von innen gegen meine Stoffhose drückt. Zeit für Schritt zwei.

Wieder beuge ich mich zu ihrem Ohr. »Gott, du bist so süß! Merkst du, was du mit mir machst? Einfach so?«

»Allerdings!«, gurrt sie zurück und faltet die Hände in meinem Nacken. Im Gegenzug lege ich die Finger um ihren runden Hintern. »Ich habe gehört, bei den hiesigen After-Work-Partys kann man viel Spaß haben.«

Heilige Scheiße, das wird ja noch einfacher, als ich vermutet habe.

»Ist mir auch schon zu Ohren gekommen.« Mit der Zunge ziehe ich ihr Ohrläppchen zwischen meine Zähne und beiße sanft zu. Celia antwortet mit einem verhaltenen Stöhnen. Eigentlich habe ich bereits gewonnen, doch ein kleines Täuschungsmanöver gehört dazu. »Oder möchtest du lieber vorher noch etwas trinken?«

»Das verschiebe ich gerne auf später.« Sie reibt ihren Unterleib an meinem.

»Wenn du das sagst.«

»Kann man denn hier irgendwo allein sein?«

»Da hinten gibt es Separees.«

»Dann lass uns nachschauen, ob eines frei ist.«

Sie löst sich von mir und schiebt die Hand in meine, lässt sich durch den nächsten Durchgang und in einen Flur führen. Von dem gehen nicht nur die Waschräume und zwei weitere Tanzbereiche ab, sondern auch der Gang, der zum privateren Clubbereich führt. Die Lounges sind ebenfalls gut besucht, genauso wie die separaten Räume, wie die vielen roten Lämpchen an den Türen zeigen. Beim nächsten grünen Licht bleibe ich stehen und sehe sie fragend an, sie nickt lächelnd.

Also öffne ich die Tür und führe sie hinein, schließe sie hinter mir ab.

Celia hat meine Hand losgelassen und sieht sich in dem knapp sechzehn Quadratmeter großen Raum um, in dem sich nur zwei tiefe Couchen gegenüberstehen, mit einem niedrigen Tisch dazwischen. An der rechten Wand gibt es einen Schrank, in dem eine Waschgelegenheit und ein paar nützliche Dinge wie eine Box mit Papiertüchern versteckt sind. In die gegenüberliegende Wand ist ein großes rechteckiges Fenster zu einer der Lounges eingelassen, das von der anderen Seite verspiegelt ist, und sie stöckelt direkt darauf zu.

»Wow, das ist cool.«

Ich trete hinter sie und presse mich an ihren Hintern. »Und ein geiler Kick.«

»Wie meinst du das?« Sie will sich umdrehen, doch ich nehme ihre Hände und drücke sie flach gegen die Scheibe.

»Wir vögeln und du kannst sie alle sehen.« Ich zupfe ihr die Bluse aus dem Rock, knöpfe sie auf und knete ihre Brüste durch den BH hindurch. Ziehe den Stoff herab, um ihre Nippel zwicken zu können.

Celia stöhnt auf und presst ihren Arsch gegen meinen harten Schwanz, reibt sich an ihm. Der Dämon lacht auf und lenkt meine Finger, kneift und zwirbelt ihre harten Brustwarzen, bis sie sich vor lustvollem Schmerz windet und jammert. Oh ja, ich will ihr wehtun. Wie allen anderen Frauen auch. Sie sind alle gleich.

Ich lege meine Hände auf die Außenseiten ihrer Schenkel und knülle den Stoff zusammen, bis der Saum bei ihnen ankommt. Schiebe ihr den Rock bis zur Taille hoch und kann ein leises Lachen nicht unterdrücken.

»Hast du sowas hier geplant, als du dich heute Morgen angezogen hast? Oder wolltest du es mit jemandem aus deinem Büro treiben?« Indem gleiten meine Finger über den Spitzenrand ihrer halterlosen Strümpfe und hinauf zu ihrem Tanga.

»Wer weiß«, stößt sie nur hervor, ihre Stimme ist rau vor Erregung, dabei haben wir gerade erst angefangen.

»Ich stehe auf böse Mädchen.« Ich schiebe ihr das knappe Höschen über die Hüften und die Beine hinab, lasse sie aussteigen. »Mach die Beine breit!«

Sie stellt die Füße so weit wie möglich auseinander und wölbt den Rücken ein wenig durch, sodass ich ungehinderten Zugang zu ihrer Muschi habe. Fuck, ich kann riechen, wie geil sie ist.

Ich schiebe eine Hand zwischen ihre Beine und lege die Finger auf ihren Venushügel, gleite von da aus zwischen ihre schlüpfrigen Lippen. Viel zu fest reibe ich über ihre Klit, sie zuckt vor und saugt zischend die Luft ein. Als Antwort stoße ich den Daumen in ihre Muschi und krümme ihn, um sie zu massieren, und sie stemmt sich begierig dagegen. Wusste ich es doch!

Einen Augenblick überlege ich, wie viel Zeit ich ihr widmen will, aber der Dämon treibt mich unerbittlich an. Verdammt, ich muss ihn loswerden. Jetzt.

»Bleib schön so stehen, Süße«, raune ich der Blondine zu und öffne meine Hose, hole das Kondompäckchen aus der Gesäßtasche. Ich mache mir keine großen Umstände, schiebe mir nur die Pants bis unter die Eier und streife mir das Gummi über.

»Mach schon!«, jammert Celia, worauf ich nur mit einem unwilligen Knurren antworte. Keine Frau sagt mir, wo es langgeht, weder beim Sex noch sonst wo.

Ich ergreife ihren Hintern mit der einen Hand, dirigiere meinen Schwanz an ihre Muschi und stoße direkt hinein. Halte nur inne, um ihre Hüften zu packen und mich in Position zu bringen. Dann nehme ich Tempo auf.

Ich ficke sie, so schnell und hart ich kann, den Blick auf ihren Rücken geheftet. Hämmere mit jedem Stoß den Dämon in die Dunkelheit zurück. Die Schwärze wird vom Feuer des nahenden Orgasmus verdrängt, die Gier nach Erlösung wird stärker.

Celias Muschi zieht sich immer mehr um meinen Schwanz zusammen, will ihn melken, deshalb gebe ich ihr, was sie will. Vögele sie fester, bis sie ihren Höhepunkt hinausschreit und ich ihr mit einem kehligen Grollen folge. Zwei Sekunden pumpe ich in sie, dann grabe ich die Finger in ihre Arschbacken und ramme noch ein paarmal in sie, bis auch das letzte befriedigte Lachen des Dämons verhallt.

Erst halb erschlafft ziehe ich mich aus ihr zurück und entsorge das Kondom, bringe meine Klamotten wieder in Ordnung.

»Du meine Güte!«, seufzt sie und lehnt sich rücklings ans Fenster, den Rock weiterhin um die Taille geknüllt. »Geht das bei dir immer so ab?«

»Worauf du einen lassen kannst.« Ich schließe den Gürtel, zupfe das Hemd zurecht.

Sie lächelt. »Gehen wir jetzt etwas trinken?«

»Vergiss es!« Ich lache und sehe noch ihren ungläubigen Gesichtsausdruck, drehe mich um und verschwinde.

Satt und befriedigt schlendere ich den Flur entlang, bis ich einen strategisch geeigneten Durchgang in den betrieblichen Bereich finde, von dem aus ich schnell zu meinem Büro hinauf gelange. Ich schließe die Tür hinter mir und verharre einen Moment, lausche in mich hinein. Es hat funktioniert.

Es ist still in mir und nur mittelgrau, ich habe wieder ein paar Tage Zeit gewonnen.

Was für ein angenehmer Tag!

 

 

Kapitel 2

 

Möglichst unaufdringlich klopfe ich an die Bürotür, warte das »Herein!« ab und stecke den Kopf durch den Türspalt. Damian Ray, mein Chef und Eigentümer der Werbeagentur Manhattan Marketing, blickt von seinen Bildschirmen auf und mich fragend an.

»Ich fahre dann jetzt zur Besprechung bezüglich unserer Silvesterfeier«, informiere ich ihn.

Er lehnt sich in seinem Bürostuhl zurück und grinst mich an. »Ich bin bespannt, was du von dem Laden hältst.«

»Du bist Stammgast, der Club ist total angesagt, es wird schon die richtige Location sein.«

Damian lacht und lässt seine perfekten Zähne aufblitzen. »Darüber reden wir dann morgen, Lillian. Schönen Feierabend!«

»Dir auch.« Ich schließe die Tür wieder und gehe zu meinem Schreibtisch. Der Computer ist bereits aus, also ziehe ich den Wintermantel über meinen Businessanzug, nehme meine Handtasche und schalte die Stehlampe aus, die meinen Arbeitsplatz beleuchtet.

Auf dem Weg zum Ausgang verabschiede ich mich von drei anderen Kollegen, die noch da sind, und nehme den Fahrstuhl nach unten. In der Lobby bitte ich den Portier, mir ein Taxi zu rufen, und trete hinaus vor das Gebäude. Wenigstens übernimmt die Firma die Fahrtkosten zu dem Geschäftstermin und ich muss an diesem nasskalten Novemberabend nicht von einer Subway zur nächsten hetzen.

Kurz darauf sitze ich auf der Rückbank eines angenehm temperierten Yellow Cabs und öffne die obersten Knöpfe des Mantels, während der Fahrer sich wieder in den Verkehr einfädelt. Eine knappe halbe Stunde soll die Fahrt dauern, die Zeit kann ich nutzen und meinen Freund Willard anrufen.

Er geht nach dem zweiten Klingeln ran. »Hallo, Hase! Bist du auf dem Heimweg?«

Seine sanftmütige Stimme bringt mich wie immer zum Schmunzeln. »Nein. Ich habe dir gestern erzählt, dass der Besprechungstermin für unsere Silvesterfeier auf 19 Uhr verschoben wurde. Erinnerst du dich?«

»Ach ja, stimmt.« Willard lacht leise.

»Bist du noch im Büro?«

»Ja, aber fast fertig. Ich wollte wenigstens die letzten Buchungen abschließen.«

Eines seiner Rituale, bei Feierabend muss sein Teil der Finanzbuchhaltung auf dem tagesaktuellen Stand sein.

»Kannst du denn morgen ebenfalls früher Schluss machen?«

»Ja, habe ich alles geregelt, um drei bin ich bei dir.«

»Das ist gut. Und du hast deiner Mutter gesagt, dass ich mein eigenes Bettzeug mitbringe?«

»Ja, habe ich. Sie war zwar etwas pikiert, aber nachdem ich ihr von deiner Allergie erzählt habe, war sie auch wieder beruhigt.«

Ich seufze erleichtert auf. »Dann ist es ja gut. Deine Mutter muss sich zu Thanksgiving nicht noch zusätzliche Arbeit aufhalsen und für das Gästezimmer extra Bettwäsche und Waschmittel besorgen.«

»Ich finde es bemerkenswert, wie umsichtig und rücksichtsvoll du bist. Meine Eltern werden dich lieben.«

»Nur deswegen?« Ich muss lächeln.

»Nein, natürlich nicht.« In seiner Stimme schwingt leichte Panik mit. »Sie werden alles an dir lieben. Weil du mich glücklich machst und ein umwerfender Mensch bist, einfach perfekt.«

Mir wird warm ums Herz. »Danke, mein Schatz!«

Ich gebe zu, es macht mich nervös, morgen Abend seine Eltern kennenzulernen, und dann gleich über das Thanksgiving-Wochenende. Deutlicher kann man nicht sagen, dass es eine ernsthafte Beziehung ist, oder?

»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir getrennt schlafen müssen. Meine Eltern sind sehr konservativ, was Sex vor der Ehe angeht.«

Bei dem Gedanken daran, in seinem Elternhaus mit ihm zu schlafen, wird mir unangenehm heiß. »Nein, natürlich nicht.«

»Okay, danke. Na gut, dann wünsche ich dir viel Erfolg bei dem Gespräch, einen schönen Abend und später eine gute Nacht.«

»Ich dir auch, hab dich lieb.«

»Ich dich auch, Hase.« Ein letzter verhaltener Kuss durchs Telefon, dann legen wir auf.

Ich stecke das Smartphone wieder weg und schaue aus dem Fenster. In der Dunkelheit verschwimmen die Autos und Fußgänger zu einer dunkelgrauen Masse, ab und zu unterbrochen von Leuchtreklame oder einem beleuchteten Schaufenster. Die perfekte Metapher für mein Leben.

Eine Sekunde lang sehne ich mich nach meiner Heimat, dem beschaulichen Oxnard an der südkalifornischen Küste. Meine Eltern leben noch immer dort und jammern ständig, dass ich viel zu selten nach Hause komme. Ja, dem ist so. Und dafür gibt es einen Grund.

Dieses Jahr ist der Besuch jedoch unvermeidlich. Wenn ich morgen Willards Eltern kennenlerne, muss ich ihn meiner Familie wenigstens Weihnachten vorstellen. Obwohl mir das alles einerlei ist. Ich lege keinen Wert auf solche Formalitäten, ich will nur ein möglichst friedliches Leben führen. Dafür gehe ich den einfachsten Weg und füge mich Willards Wünschen.

Ich schließe kurz die Augen und atme tief durch. Eigentlich will ich nach sechzehn Monaten Beziehung nicht ans Heiraten denken, aber vermutlich wird Willard mir noch dieses Jahr einen Antrag machen. In seiner Vorstellung findet die Hochzeit dann im kommenden Sommer statt und wir ziehen in einen beschaulichen Randbezirk von New York City, wo wir uns ein kleines Haus leisten können, zwei Kinder bekommen und sie großziehen.

Nun, Letzteres soll offenbar meine Aufgabe werden, denn mein Freund ist da genauso altmodisch wie seine Eltern. Die Frau gibt ihren Job auf und bleibt zu Hause, opfert ihr Leben für den Mann und die Familie.

Offen gesagt ist das nicht meine Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft, möglicherweise sträube ich mich deswegen innerlich davor, schon bald zu heiraten. Zum einen liebe ich meinen Job, zum anderen habe ich manchmal das Gefühl, dass es irgendwo mehr für mich geben muss als Blümchensex, bei dem ich auf der Strecke bleibe. Aber gut, vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass ich nicht das bekomme, was ich mir tief in meinem Herzen wünsche.

Weil ich es nicht anders verdient habe.

Blinzelnd erwache ich aus meiner Gedankenwelt, als der Taxifahrer vor dem Zielort anhält. Ich tausche Geld gegen Quittung, steige aus und betrachte die Lichtwerbung über dem Eingang, das Logo des Clubs. Nemesis.

Ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken und hinterlässt eine unangenehme Gänsehaut. Neben der griechischen Rachegöttin ist das der Begriff für eine »ausgleichende, vergeltende, strafende Gerechtigkeit«.

Mein Karma.

Ich schlucke und schiebe das zur Seite, es geht jetzt nur ums Geschäft. Folglich marschiere ich auf den Eingang zu und drücke die Tür auf, gelange in einen kleinen Vorraum. Er ist dunkel gehalten, die Wände werden in dem gleichen Blau beleuchtet wie das Logo draußen, und es gibt nur einen weiteren Weg hinaus, die lange Treppe ins Untergeschoss.

Hier treffe ich auf eine etwa vierzigjährige Frau, welche die beiden Kassenbereiche rechts und links mit der jeweiligen Garderobe dahinter vorbereitet.

»Guten Abend!«, spreche ich sie an. »Ich habe einen Termin mit Miss Walsh.«

Sie lächelt und deutet hinter sich. »Gehen Sie einfach geradeaus, am Ende des Flurs gelangen sie an die Main-Bar. Dort können Sie sich melden.«

»Vielen Dank!« Ich nicke ihr zu und mache mich auf den Weg, knöpfe den Mantel auf. Als ich den Flur verlasse, sehe ich mich aufmerksam in dem dunklen Saal mit hoher Decke um. Die weißen Gewölbebögen werden blau angestrahlt, genauso wie die Tanzfläche, die Bar leuchtet violett. Dahinter ist ein junger Mann in schwarzer Arbeitskleidung aktiv, nur das weiße Hemd sticht daraus hervor. Die indirekte Beleuchtung der Arbeitsfläche und der Glasregale hinter ihm taucht ihn in mystisches Licht. Tatsächlich wirkt hier alles ziemlich geheimnisvoll, sogar etwas verrucht.

Ich kämpfe das unangenehme Gefühl nieder, nicht hierhin zu gehören, gehe zum Ende des Tresens und lächele den Barkeeper an, lege Mantel und Handtasche auf einem Hocker ab. »Guten Abend! Ich habe einen Termin mit Miss Walsh.«

Der attraktive junge Mann lächelt mich an. »Die ist heute nicht im Haus, den Termin übernimmt der Chef persönlich. Einen Moment, ich sage Mr. Pearce Bescheid.«

Der Name lässt meinen Magen verkrampfen, aber ich zwinge mich zu Gelassenheit, das ist kein seltener Nachname, weder in New York noch in den USA.

Der Barkeeper legt das Geschirrtuch weg und dreht sich um, stutzt und sieht zur Seite. »Oh, da ist er ja schon. Ethan, dein Termin ist hier.«

Und mir bleibt das Herz stehen.

 

 

Kapitel 3

 

Mehr als acht Jahre lang und fast dreitausend Meilen weit bin ich vor allem davongelaufen, insbesondere vor ihr. Nur, um ihr jetzt in meinem eigenen Nachtclub zu begegnen. War etwa alles umsonst?

Sie sieht anders aus als damals und doch erkenne ich sie sofort, registriere innerhalb einer Sekunde sämtliche Details. Trotz der sanften Kurven, die sich unter dem schwarzen Businessanzug abzeichnen und sie als Frau vom Teenager unterscheiden, ist sie zu dünn. Wirkt nicht nur zierlich, sondern regelrecht zerbrechlich. Das sandfarbene Haar hat sie im Nacken zu einem lockeren Knoten zusammengefasst, sie trägt kaum Make-up, wenn ich das bei dem Licht korrekt erkennen kann, und einen schmalen dunklen Damenschlips zur hochgeschlossenen Bluse.

Unerwünschte Bilder wirbeln in meinem Kopf umher, die Schwärze schießt hoch, doch Sonny, mein erster Barmann, reißt mich heraus.

»Ethan, dein Termin ist hier.«

Die Frau an der Bar dreht sich zu mir um, ihr Gesicht zeigt eine Mischung aus Verblüffung und Ungläubigkeit. Wenn ich mich bis hierher hätte irren können, jetzt ist das nicht mehr möglich. Vor mir steht meine beste Freundin aus Jugendtagen und erste Liebe, Lillian Brewster.

Fuck!

»Ethan?«, stößt sie hervor. »Das gibt es doch nicht! Bist du es wirklich?«

Ich hole Luft, verweise Erinnerungen und Schwärze in die Tiefen meiner Seele, und trete näher, lege das Tablet auf die Theke und möglichst viel Zurückhaltung in meine Stimme. »Sieht ganz so aus. Hallo, Lillian!«

Meine ausgestreckte Hand ignoriert sie, stattdessen fällt sie mir direkt um den Hals, presst ihren Körper an meinen. Im ersten Augenblick weiß ich nicht, was ich tun soll, und meine Hände schweben über ihrem Rücken. Ich spüre ihre kleinen, festen Brüste, ihr Haar kitzelt mich am Kinn und ihr Duft steigt mir in die Nase. Extrem weiblich und noch süßer als damals, mein Bauch reagiert sofort. Und auch dieses Knistern von früher ist wieder da, sogar um einiges intensiver.

Der Dämon krümmt sich vor Lachen.

Fuck, fuck, fuck!

Also rufe ich mir in Erinnerung, was sie getan hat, und kühle augenblicklich ab. Meine Finger landen auf ihren Seiten und ich schiebe sie von mir. Wäre ja noch schöner, wenn ich ihr nach so vielen Jahren als erstes meinen harten Schwanz gegen den Bauch presse. Dabei sollte ich ihr lieber ganz langsam die Kehle zudrücken.

»Oh, Gott, Ethan!« Sie legt die Hände um mein Gesicht und schaut zu mir auf, ich kann Tränen in ihren Augen erkennen. »Es ist so schön, dich zu sehen. Nach all der Zeit.«

»Finde ich auch«, erwidere ich, doch meine Stimme straft meine Worte Lügen und sie merkt es. Gut so.

Unvermittelt stutzt sie. »Wo ist deine Brille? Trägst du jetzt Kontaktlinsen?«

»Ich habe mir die Augen lasern lassen.« Ich umfasse ihre Gelenke und ziehe ihre Hände von meinem Gesicht.

»Du möchtest also die Silvesterparty für Manhattan Marketing besprechen?«, lenke ich das Gespräch aufs Geschäftliche und greife nach meinem Tablet.

»Oh, äh, ja.« Sie zupft an ihrem Jackett.

»Gut, dann lass uns nach hinten gehen, damit du dir die Räumlichkeiten ansehen kannst.« Ich warte, bis sie Mantel und Handtasche vom Hocker nimmt, und laufe vorweg. »In den Notizen steht, ihr interessiert euch für die Lounges inklusive der Separees. Was ist mit den Black Booths?«

»Ähm, davon hat Damian nichts gesagt. Was ist das?« Ich höre das Klackern ihrer Absätze hinter mir, hart und dumpf, die robuste Sorte.

»Das, was der Name sagt, im Grunde ein stockdusteres Separee für Blind Dates der intimeren Art.«

»Oh! Das ... so etwas gibt es hier?«

Ich muss lachen, als ich den Flur zum hinteren Bereich betrete. »Diese Räume sind der Renner und jede Nacht ausgebucht. Kennt dein Chef sich im Club aus?«

»Ja, er ist Stammgast.«

»Na, dann wird es wohl einen Grund geben, warum er das ganze Areal für eure Agentur will. Wie viele Mitarbeiter habt ihr?«

»Fast hundert.«

»Okay, dann sollten die hinteren beiden Lounges reichen, die haben auch direkten Zugang zu den Separees. Die vorderen Lounges kann ich dann noch anderweitig vergeben.« Ich biege im Flur zum angesprochenen Bereich ab. »Soll ich dich erst einmal herumführen?«

»Ja, bitte.« Lillian wirkt ein wenig atemlos. »Ist das alles deins? Dein eigener Club?«

»Und ob! Vom Konzept bis zur Einrichtung.« Voller Stolz öffne ich eines der Separees mit Blick in die Lounge, trete zur Seite.

Sie geht hinein, schaut sich um und nickt, entdeckt das Fenster. »Ist das von der anderen Seite verspiegelt?«

»Ja. Die Räume sind alle gleich ausgestattet, zwei Couchen, ein Tisch. Und dort hinten gibt es einen Wandschrank mit Waschgelegenheit und allem, was man sonst noch benötigt, um sich nach einem Rendezvous zu säubern.«

Ich sehe, wie sie rot wird und sich zur Tür wendet, auch meinem Blick weicht sie aus. So so, das ist ihr also peinlich.

Hättest du mir gar nicht zugetraut, was?

Ein boshaftes Grinsen zupft an meinen Mundwinkeln. »Komm, ich zeige dir auch noch eine Booth.« Ich lasse sie zuerst hinaus, schließe die Tür und gehe mit ihr zum Ende des Flurs. Von dort aus führen vier Türen in je eine Black Booth, ich öffne eine davon und schalte das Licht ein.

»Das hier dient als Lichtschleuse und wird nur gedämpft beleuchtet.« Ich zeige auf die schweren Vorhänge, ziehe einen zur Seite. »Dahinter wird es stockdunkel. Die Räume sind nicht besonders groß und werden fast komplett von dem jeweiligen Bett ausgefüllt, zwei mal zwei Meter, bespannt mit einem Schutzlaken aus schmutzabweisender und pflegeleichter Mikrofaser. Möchtest du es sehen?«

»Nein, vielen Dank.« Diesmal wird sie hochrot und flüchtet regelrecht aus dem Vorraum.

»Was ist los mit dir?«, necke ich sie und folge ihr lachend. »Nicht dein Ding?«

»Nein.« Ihre Antwort ist forsch, Rücken und Schultern wirken verkrampft.

»Dein Chef denkt auf jeden Fall mit, das gefällt mir.« Ich ziehe die Tür hinter mir zu und schlendere mit ihr in die nächstgelegene Lounge.

»Was meinst du?«

»Na, du weißt doch, wie viel auf Firmenfeiern in der Belegschaft gevögelt wird.«

»Gevö ...« Sie verstummt und eilt an meine Seite. »Früher hast du nie so geredet.« Ihre Stimme klingt vorwurfsvoll.

»Doch, aber selten und nicht in deiner Gegenwart. Wieso? Bist du jetzt geschockt?«

Lillian antwortet nicht, sie schaut sich lieber in der Lounge um, in der noch das helle Arbeitslicht eingeschaltet ist. Es ist die größere der beiden. Auf der rechten Seite nimmt eine sternförmige Bar die gesamte Wand ein, an den anderen drei Wänden gibt es nischige Sitzgelegenheiten mit niedrigen Tischen und zusätzlichen Hockern. Darüber sind in regelmäßigen Abständen etwa zwei Meter lange Neonröhren paarweise senkrecht am Mauerwerk angebracht, komplett hinter Acrylglas, sie leuchten fliederfarben.

»Dieser Raum ist auf etwa siebzig Gäste ausgelegt, die andere Lounge auf vierzig. Das passt perfekt zu eurer Unternehmensgröße.« Ich deute auf die nächste Tresenspitze. »Darf ich dir einen Kaffee anbieten? Oder etwas anderes? Ein Mountain Dew?« Das war als Teenager ihr Lieblingsgetränk.

»Ich nehme gerne ein stilles Wasser, danke.« Etwas steif setzt sie sich auf den Hocker und legt ihr Zeug auf den daneben.

Ich betrachte sie mit gehobenen Brauen, beiße die Zähne zusammen. Scheiße, hat sie neuerdings einen Stock im Arsch? Meine Augen wandern zu ihrer Kehrseite, doch sitzend ist kaum etwas davon zu erkennen.

Ich lege mein Tablet auf die andere Seite des dreieckigen Tisches und begebe mich hinter die Bar. Hole zwei Flaschen Wasser aus der Kühlung, öffne sie und schiebe sie zusammen mit Gläsern zu ihr hinüber. Für die Barkeeperin hinterlasse ich eine Notiz für die Inventur, dann gehe ich um die Theke herum und setze mich Lillian gegenüber. Unverhohlen beobachte ich, wie sie sich etwas Wasser einschenkt, einen Schluck trinkt und dann einen Organizer aus ihrer Handtasche zieht. Wie oldschool!

»Okay, dann lass uns die Details durchgehen!« Mit einem Wischen entsperre ich den Bildschirm.

»Ich muss auf jeden Fall Damian fragen, ob er auch die Black Booths buchen will«, entgegnet sie und macht sich eine Notiz.

»Mach das! Welche Wünsche habt ihr für das Buffet? Das würden wir in der kleineren Lounge aufbauen, da gibt es einen Abschnitt ohne fest installiertes Mobiliar.«

»Er hat mir keine Einschränkungen genannt. Welche Preisklassen bietet ihr denn an?«

»Wir liefern, was ihr bestellt. Barbara wird dir nächste Woche gerne ein paar Angebote zukommen lassen. Sollen die Getränke extra gehen oder inklusive sein?«

»Inklusive, bitte. Softdrinks, Longdrinks, Cocktails, Bier, Wein und Sekt. Keine Spirituosen, es soll nicht ausarten.«

Ich nicke und tippe die Infos in den Termin. »Ist notiert. Ihr startet um acht, soll es ein festes Ende geben?«

»Fünf Uhr.«

»Gut.«

»Diese Separees ... kosten die extra?«

Ich schaue auf und bemerke, dass ihre Wangen schon wieder rot werden, muss innerlich grinsen. »Nein, das ist im Preis inbegriffen. Willst du sie ausprobieren?«

Lillians Kopf zuckt nach oben, sie ist entrüstet. »Natürlich nicht! Ich bin sehr glücklich in meiner Beziehung.«

Aha, sie ist also noch nicht verheiratet. Aber ich frage mich trotzdem, wie ihr Freund aussieht, dass sie das extra betont. Ist es jemand wie Julian?

Ohne Vorwarnung greifen die schwarzen Finger nach mir, wollen mich in die Vergangenheit zerren, doch ich kämpfe dagegen an.

Nicht. Jetzt!

»Das heißt gar nichts.« Mit einer lässigen Handbewegung winke ich ab. »Aber lassen wir das. Welche Wünsche können wir euch sonst noch erfüllen?«

»Ich ...« Sie stockt und wirft mir einen verwirrten Blick zu, bevor sie sich wieder ihrem Organizer widmet. »Ist der Champagner um Mitternacht inklusive?«

»Ja.«

»Können wir uns draußen das Feuerwerk anschauen?«

»Erstens seht ihr es von der Straße aus nicht, zweitens könnt ihr nicht rein und raus gehen, drittens spielen wir die Übertragung vom Times Square auf die Monitore.«

»Monitore?« Lillian schaut sich um.

»Die hängen oberhalb der Neonröhren und sind ausgeschaltet unsichtbar.«

»Ah, okay.« Sie macht sich eine Notiz. »Was ist mit den Rauchern?«

»Hinter der anderen Lounge gibt es einen Rauchersalon.«

»Du hast bei dem Konzept wirklich an alles gedacht.« Ein Lächeln umspielt ihre Mundwinkel, als sie mich anguckt. »Wo hast du das alles gelernt? Ich weiß gar nicht, was du nach der Highschool getan hast.«

»Das weiß kaum einer, wozu auch?«

»Warst du denn am College?«

»Natürlich.«

»In Kalifornien?«

»Nein.«

Sie neigt den Kopf zur Seite. »Du tust ziemlich geheimnisvoll. Ich bin es doch, deine beste Freundin.«

Ein anderer Dämon schlägt seine Zähne in mein Innerstes, einer, den ich lange nicht mehr ertragen musste. Der, den sie und Julian geschaffen haben.

»Das ist vorbei«, widerspreche ich kalt, greife nach meiner Wasserflasche und leere sie zur Hälfte.

Gelassen bemerke ich, wie sie zusammenzuckt. Und wenn sie noch ein wenig ist wie damals, kaut sie jetzt wie verrückt von innen an ihrer Unterlippe herum. Ich schaue absichtlich nicht hin, es interessiert mich nicht mehr, schon vergessen?

Aber ich will ihr wehtun.

Wie sie mir damals wehgetan hat.

Leider weiß ich aktuell nichts über sie, womit ich ihr das Herz herausreißen könnte.

»Wenn du keine Fragen mehr hast, sind wir für heute fertig.«

»Nein, habe ich nicht«, entgegnet sie leise, nimmt sich eine der Visitenkarten von der Theke und packt ihren Organizer in die Handtasche.

»Gut. Sollten noch welche aufkommen, kannst du dich nächste Woche direkt an Barbara wenden.«

»Mache ich, danke.« Lillian rutscht vom Hocker und zieht ihren Mantel an, schultert die Tasche und wartet, bis ich neben ihr stehe. »Hast du vielleicht Lust, mal was trinken zu gehen? Der alten Zeiten willen?«

»Ich glaube, nicht.«

»Komm schon! Ich möchte so gerne wissen, wie es dir ergangen ist. Nur auf eine Pizza oder ein Glas Wein.«

Alles in mir sträubt sich, auch nur darauf zu reagieren. Kann sie nicht einfach verschwinden?

Meine Rettung kommt in Person von Tracey, der Barkeeperin hier in der Lounge, die ihren Arbeitsplatz bezieht.

Ich hebe den Kopf und rufe: »Trace?«

»Ja, Chef?«

»Kannst du Miss Brewster bitte Richtung Ausgang begleiten? Ich muss hoch ins Büro.«

»Klar.« Sie geht zurück und bleibt an der Ecke der Bar stehen. »Kommen Sie, bitte?«

Lillian drückt kurz meine Schulter. »Bis bald, Ethan.« Dann dreht sie sich um und verlässt mit Tracey die Lounge, ohne sich umzuschauen.

»Träum weiter!«, knurre ich.

Nicht, wenn ich es verhindern kann!

Mühsam ringe ich um Beherrschung, kämpfe den Drang nieder, auf irgendetwas einzuschlagen. Nie hätte ich erwartet, sie wiedersehen zu müssen. Und erst recht nicht, dass es mich dermaßen erschüttert. Erinnerungen lostritt, die ich verbannt habe. Ich kann sie spüren, wie sie in den Schatten lauern, um mich zu quälen.

Mit zusammengebissenen Zähnen eile ich in mein Büro und schnappe mir das Festnetztelefon, rufe meinen Betriebsleiter an. Nebenbei fahre ich meinen PC herunter und warte, bis es endlich knackt.

»Josh?«

»Hey, Ethan, was gibt’s?«

»Du übernimmst, ich muss weg.«

»Sicher, kein Problem. Irgendetwas, das ich wissen müsste?«

»Nein, keine Besonderheiten.«

»Alles klar, dann bis morgen!«

»Bis morgen!«

Mein Magen brennt, als ich den Mantel überwerfe und kontrolliere, ob ich alles habe. Dann schnappe ich mir die Schlüssel, laufe ins Erdgeschoss und nehme die Tür zum Hinterhof. Dort steht mein Wagen, ein aufgemotzter schwarzer Camaro, deren Pferdchen ich zu speziellen Gelegenheiten die Sporen gebe. Aber nicht heute, jetzt brauche ich eine andere Art von Umdrehungen, um das Vergessen heraufzubeschwören.

So schnell, wie es der Verkehr zulässt, lenke ich den Wagen durch die Häuserschluchten Manhattans, rüber in die 10th Avenue. Lasse mich von Hard Rock beschallen, um mein Inneres zu übertönen, und kralle die Finger ums Lenkrad.

Ich habe keine Ahnung, wie es mir gelingt, alles unter Kontrolle zu halten, bis ich mein loftartiges Apartment im 9. Stock erreiche. Doch sobald die Tür hinter mir ins Schloss fällt, werfe ich Mantel und Schlüssel achtlos in die Garderobe und eile zum Barwagen neben der Couch. Fülle eines der exklusiven Rumgläser halb voll und stürze alles hinunter. Der Rum brennt sich durch die Speiseröhre, sodass ich zischend die Luft einsauge. Die Anspannung wird schwächer, sobald die Wärme in meinem Magen explodiert, und ich schenke nach.

Dann lasse ich mich in die Tiefen meiner größeren Couch sinken. Den Ellbogen auf die Lehne gestützt schließe ich die Augen und rolle das Glas über meine Stirn. Ich versuche, die Erinnerungen kontrolliert zuzulassen, doch sie sind überall. Brechen in einem Chaos über mich herein, die Schnappschüsse aus meinen ersten siebzehn Lebensjahren. Bis sie letzten Endes nur noch aus Flashbacks an Lillian und Julian bestehen.

Heißer Zorn brodelt in mir hoch, ich trinke und schenke nach, immer wieder. Kann aber nicht verhindern, dass ich als Zuschauer zum schlimmsten Tag meines Lebens zurückkehre. Und damit in die tiefste Schwärze meiner Seele.

 

Schritt für Schritt schleppt er sich die Stufen zum Dach der Highschool hinauf, dem Ende entgegen. Das klingt vielleicht affig, aber es entspricht der Wahrheit. Und er ist dabei nicht allein. Auf jedem Absatz sieht er seine vermeintlich besten Freunde vor sich, Julian und Lillian. Verräter, alle beide, miese Verräter!

Zwei Jahre lang waren sie das Misfit-Trio der Oxnard High School, der Nerd, der Rebell und die Zugezogene, und jetzt ...

Ethan schiebt sich um die nächste Krümmung des Geländers, nimmt die vorletzte Treppe in Angriff. Das Treppenhaus ist nur spärlich beleuchtet und der feuchte, dunkle Beton scheint einen großen Teil davon zu verschlucken. Außerdem riecht es mehr als muffig, sein Magen reagiert empfindlich darauf.

Julian und er sind seit der ersten Klasse befreundet, nichts konnte sie auseinanderbringen, auch nicht der Wechsel zur Oxnard High. Doch dort begannen die Veränderungen. Er selbst, seit jeher schlau und zurückhaltend, entwickelte sich zum Nerd – Bücherwurm, Genie in Mathe und Wirtschaft. Julian probte mit jedem Jahr mehr den Aufstand – gegen seine Eltern, seine Lehrer, die halbe Stadt. Während Ethan sich in seinen Büchern vergrub, fuhr Julian oft zum Surfers Point am Seaside Park von Ventura.

Ein Jahr später zog Lillian mit ihren Eltern nach Oxnard, ihr Vater gehört zu den United States Naval Construction Forces. Und in ihrer dritten Woche an der Oxnard High tauchte sie mit dem Tablett vor ihrem üblichen Tisch in der Cafeteria auf, um sich ungefragt zu ihnen zu setzen.

Ethan schob seine Brille die Nase hoch und musterte sie interessiert. Logischerweise hatte er sie schon gesehen, schließlich war sie im gleichen Jahrgang und sie besuchten zum Teil dieselben Kurse. Aber sie war ihm noch nie so nah gewesen. Was war da in seinem Magen los? Alles kribbelte und krabbelte.

Julian grinste sie nur herausfordernd an und strich sich das zu lange Haar nach hinten.

Warum sie zu ihnen gekommen war? Nun, Misfit zu Misfits, das war ihre Begründung. Und der Anfang ihrer Freundschaft.

Ethan bleibt vor der Fluchttür zum Dach stehen und schnauft durch. Öffnet die Tür, bückt sich nach dem Ziegelstein, der direkt dahinter liegt. Doch er besinnt sich und richtet sich wieder auf. Warum sollte er ihn zwischen Tür und Rahmen legen? Er hat nicht vor, das Dach auf diesem Weg zu verlassen. Dann tritt er hinaus, lässt die Klinke los und geht langsam auf die Dachkante zu, die zum Parkplatz und dem Außensportbereich zeigt.

Gleich am ersten Tag hat er sich in Lillian verliebt, den süßen, wilden Sonnenschein, der gerne Hippiekleider trägt und Fantasy-Romane verschlingt. Und es dauerte nicht lange, bis Julian ihm das auf den Kopf zusagte. Nein, er konnte es nicht leugnen, doch er nahm seinem besten Freund das Versprechen ab, es für sich zu behalten, denn er wollte ihre Dreierfreundschaft nicht zerstören. Dass er außerdem nicht daran glaubte, dass er eine Chance bei ihr hätte, verschwieg er.

Er genoss schlicht, dass sich zwischen ihnen beiden eine spezielle Nähe entwickelte. Im Laufe der Zeit vertrauten er und Lillian sich manches an, wobei sie auch mal den Kopf an seine Schulter lehnte oder ihn auf seinen Oberschenkel legte, wenn sie alle unter ihrem Lieblingsbaum im Schulpark saßen und lernten. Was selten genug vorkam. Aber Ethan behielt für sich, dass jenes Kribbeln stärker wurde und fast jede Berührung ein Knistern oder einen Stromschlag in ihm auslöste. Vor allem, weil immer öfter sein Schwanz darauf reagierte. Nein, das durfte Lillian auf keinen Fall wissen. Sie hätte ihre gemeinsamen Lernzeiten abgesagt, wäre nicht mehr mit ihnen zum Strand gefahren.

Ethan bleibt am Dachrand stehen, schiebt die Hände in die Jeanstaschen und lässt den Blick schweifen. Früh um halb sieben ist noch nichts los, nicht mal die Schwimmmannschaft trainiert schon im Außenbecken. Aber das war seine Absicht, er wollte nicht durch Zufall von jemandem gefunden und von seinem Vorhaben abgebracht werden. Die Verzweiflung, die Eifersucht und der Herzschmerz sind inzwischen unerträglich. Er hält es nicht mehr aus.

 

 

Kapitel 4

»Vielen Dank für deine Hilfe, Lillian.« Willards Mutter, Sandy, tätschelt mir den Arm.

»Das tue ich doch gerne«, wiegele ich ab und trockne mir die Hände mit dem Geschirrtuch.

»Dann nehmen wir jetzt noch mein Überraschungsdessert und gehen ins Wohnzimmer.« Sie geht zum Kühlschrank und holt sechs Gläser hervor, die mit unterschiedlichen Schichten gefüllt sind.

»Was ist das?« Nach einem neugierigen Blick auf den Nachtisch nehme ich die Löffel aus der Schublade.