Margaret Allison, Jennifer Greene, Jackie Merritt

BACCARA GOLD BAND 14

IMPRESSUM

BACCARA GOLD erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

Neuauflage in der Reihe BACCARA GOLD
Band 14 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2004 by Cheryl Guttridge Klam
Originaltitel: „Principles and Pleasures“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Jana Jaeger
Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BACCARA, Band 1379

© 1994 by Jennifer Greene
Originaltitel: „A Groom for Red Riding Hood“
erschienen bei: Silhouette Books Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Brigitte Bumke
Deutsche Erstausgabe 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BACCARA, Band 859

© 1996 by C.J. Books, Inc.
Originaltitel: „Montana Christmas“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE: MAN-OF-THE-MONTH
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Eleni Nikolina
Deutsche Erstausgabe 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BACCARA, Band 965

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733726867

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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Wie Feuer und Eis

1. KAPITEL

Bevor sie Josh Adams entdeckte, hatte Meredith die Weihnachtsparty ihrer Mutter für die gelungenste bisher gehalten. Raffinierte Eisskulpturen schmückten die weite Eingangshalle des Familiensitzes. Hunderte von Kerzen erhellten die Räume, säumten die gewundene Treppe und flackerten auf den Tischen. Man hatte Möbel beiseitegerückt, um Platz zu schaffen für mehrere Tannen, die mit goldenen Kugeln und künstlichen Eiszapfen behängt waren. Und wie üblich hatte sich die Prominenz von Aspen hier versammelt.

Meredith beobachtete, wie Josh zwischen den Gästen umherging, Hände schüttelte, lächelte. Seit zehn Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen, doch er schien um keinen Tag gealtert zu sein. Er hatte noch dasselbe lockige braune Haar, die grauen Augen, das lässige Lächeln. Er wirkte wie immer, als hätte er sich nie nach Europa verabschiedet, als wäre es völlig normal, auf einer Party bei seiner Ex aufzutauchen, mit der man seit Jahren kein Wort gewechselt hatte.

Obwohl Ex ein großes Wort ist für eine einzige gemeinsame Nacht, sagte Meredith sich. Aber was für eine Nacht das war!

Meredith rief sich zur Ordnung. Sie musste sich zusammenreißen und durfte sich nicht von einer Teenagerschwärmerei beeinflussen lassen. Doch sie fragte sich, was Josh nach all der Zeit hier wollte. Er war mit ihrer jüngeren Schwester Carly befreundet gewesen, und die hatte schon seit Jahren nicht mehr von ihm gesprochen.

Meredith hatte gehört, dass Josh in Europa als Skilehrer für gut betuchte Kunden Karriere gemacht hatte.

Ich ignoriere ihn einfach, beschloss sie.

Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge und versuchte, die perfekte Gastgeberin zu spielen. Es fiel ihr nicht leicht, da sie wegen Josh abgelenkt war. Zudem war sie es nicht gewohnt, denn sie verbrachte ihre Abende meistens am Schreibtisch über den neuesten Finanzdaten. Ihr Job als Geschäftsführerin von Cartwright Enterprises, einem der größten Konzerne des Landes, forderte viel von ihr. Das Unternehmen hatte vor einigen Jahren enorme Summen verloren, weil Merediths Stiefvater es fast in den Ruin getrieben hatte. Er war eine Spielernatur gewesen, hatte Millionen Dollar verschwendet und sich schließlich das Leben genommen. Der Kurs der Cartwright-Aktien war dramatisch gefallen, das Vermögen der Familie dahingeschwunden.

Während Meredith eine entfernte Bekannte mit dem obligaten Wangenkuss begrüßte, hielt sie verstohlen nach Josh Ausschau. Weshalb war er hier? Er war nicht eingeladen. Sein Name wäre ihr auf der Gästeliste aufgefallen.

Allerdings, hätte Carly ihn erst in letzter Minute eingeladen, hätte sie das wohl kaum jemandem mitgeteilt. Wozu auch? Carly hatte keine Ahnung von der bewussten Liebesnacht.

Meredith hatte damals den richtigen Moment verpasst, ihrer Schwester zu gestehen, dass sie den berüchtigtsten Frauenheld von Aspen verführt hatte. Es hätte Carly schockiert, da war sie sich sicher. Und ganz Aspen dazu. Die brave Streberin und der Frauenliebling … Es wusste ja niemand, dass sie sich schon immer für Josh interessiert und sein Geflirte auf Partys immer beobachtet hatte.

Hastig trank sie ein Glas Champagner. Was regte sie sich eigentlich auf? Seit jener Nacht hatte sie ihn weder gesehen noch gesprochen, denn kurz danach war er nach Europa gegangen, wo er vermutlich noch immer lebte.

Es lag an der Party, dass sie so nervös war, redete sie sich ein. Nur deshalb stand sie unter Hochspannung. Sie schaute auf die Uhr. Es war erst kurz vor elf, sie würde noch einige Stunden durchhalten müssen.

Meredith hatte für Gesellschaften dieser Art wenig übrig und konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal eine Party besucht hatte, die keinen geschäftlichen Hintergrund gehabt hatte. Ihr ganzes Leben drehte sich um die Arbeit. Die Zeit am College hatte sie über Büchern verbracht, und das hatte sich im Endeffekt ausgezahlt. Das Examen in Harvard hatte sie mit Auszeichnung bestanden, und anschließend war sie sofort in das Familienunternehmen in Denver, Colorado, eingetreten. Sie hatte sich hochgearbeitet und als ihr Stiefvater starb, wurde sie Geschäftsführerin. Als sie neunundzwanzig war, wählten die Aktionäre sie zur Generaldirektorin von Cartwright Enterprises. Seitdem opferte sie sich geradezu auf, um die Firma vor dem finanziellen Ruin zu bewahren.

Doch Ironie des Schicksals – nun war es nicht an ihr, das Unternehmen zu erhalten, sondern an Carly.

Obwohl Carly eine gehobene Position bei Cartwright Enterprises bekleidete, war sie nur selten in ihrem Büro zur Arbeit erschienen. Bei Männern dagegen hatte sie ein ausgesprochen glückliches Händchen.

Meredith hatte seit Langem ein Auge auf ein Produkt namens Dura-Snow geworfen, einen Kunstschnee, der auch noch bei Temperaturen über null Grad liegen blieb. Dura-Snow könnte den gesamten Skisport revolutionieren. Allerdings hatte sie wenig Hoffnung gehabt, ihrer Firma die Rechte dafür sichern zu können. Und in dieser Situation hatte Carlys Verlobung Meredith einen Vorsprung vor den Mitbewerbern verschafft, denn mit einem Schlag gab es verwandtschaftliche Beziehungen zu den Patentinhabern. Mit Dura-Snow könnte Cartwright Enterprises endlich wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen. Als Meredith den Durans einen Exklusivvertrag für das Produkt anbot, hatten sie mit Begeisterung reagiert.

„Meredith“, wurde sie von ihrer Mutter angesprochen, „hast du Carly gesehen?“ Viera Cartwright zog missbilligend die Brauen hoch.

„Nein, warum? Hat sie etwas angestellt?“, erkundigte Meredith sich. Carly war zwar fast dreißig, doch ihre Mutter behandelte sie noch immer wie ein Kind. Carly hatte etwas Zartes und Verletzliches an sich, als brauchte sie ständig Schutz und Beistand.

„Ihr Freund Josh ist da.“

Merediths Puls beschleunigte sich.

„Du weißt doch“, fuhr ihre Mutter fort, denn sie missdeutete das Schweigen. „Euer ehemaliger Skilehrer.“

„Natürlich“, gab Meredith so beiläufig wie möglich zurück. „Ich habe ihn auch gesehen.“

„Und wer hat ihn eingeladen?“, forschte Viera besorgt nach.

„Spielt das eine Rolle?“

Viera biss sich auf die Unterlippe. „Carly sprach erst kürzlich von ihm.“

„Na und? Sie waren dicke Freunde.“

Dramatisch flüsterte Viera: „Sie wollte von mir wissen, ob ich meine Heirat jemals bereut habe.“

„Deine Heirat?“, fragte Meredith leise. „Weshalb das denn?“

„Sie sagte, sie bereue zutiefst, dass sie nie mit Josh Adams geschlafen habe.“

Meredith sog scharf die Luft ein. Ihre Schwester hatte sich in Josh Adams verguckt? „Aber sie heiratet in wenigen Wochen!“

„Meinst du, das wüsste ich nicht? Ich habe soeben für fünftausend Dollar weiße Orchideen bestellt.“

„Sie liebt Mark doch.“

„Selbstverständlich. Aber du kennst Carly. Und Mark ist bis Freitag verreist.“

Carly hatte unter den Männern von Aspen praktisch die freie Auswahl. Jeder kannte ihre rasch entflammbaren Gefühle, sie verliebte sich so leichten Herzens, wie andere ihren Haarschnitt wechselten. Doch in Mark Duran schien sie endlich den Mann ihrer Träume gefunden zu haben. Der gut aussehende, ernsthafte Chirurg hatte Carly zur Beständigkeit bekehrt. Zumindest hatte Meredith das gehofft.

„Wo ist sie denn?“, fragte sie.

„Ich weiß es nicht“, entgegnete Viera. „Und Josh sehe ich auch nirgends mehr.“

„Ich wüsste gern, was er hier will“, bemerkte Meredith nachdenklich. „Er lebt doch seit Jahren in Europa.“

„Ja, ein merkwürdiger Zufall“, bestätigte ihre Mutter sarkastisch.

„Wie meinst du das?“

Viera seufzte. „Ich hoffe nur, Carly hat nicht mit ihm Kontakt aufgenommen oder sonst eine Dummheit begangen.“

Meredith gab es auf, Carly zu suchen, und hielt Ausschau nach deren zukünftigen Schwiegereltern, den Ehrengästen der Party. Wäre nicht die Aussicht auf den Erwerb der Rechte an Dura-Snow gewesen, hätte Meredith die aufwendige Vorweihnachtsparty ihrer Mutter abgesagt. Schließlich besaßen sie nicht mehr die Mittel für einen derartig luxuriösen Lebensstil. Doch das hätte mit Sicherheit zu unschönen Spekulationen über ihre finanzielle Lage geführt. In der Hoffnung auf ein Ende ihrer Sorgen, hatte Meredith sich damit einverstanden erklärt, dass ihre Mutter den Gästen wieder einmal nur das Beste bot.

Jetzt könnte alles vergeblich gewesen sein. Und daran war Josh Adams schuld.

Zum ersten Mal wünschte Meredith, sie hätte ihrer Schwester die Wahrheit über jene Nacht in den Bergen gestanden. Wenn Carly wüsste, was dort passiert war, würde ihr vielleicht die Lust auf Josh vergehen.

Ein Ober mit einem Tablett voller Champagnerkelche kam vorbei. Rasch überschlug Meredith die Kosten: zwölf Gläser zu je zehn Dollar. Einhundertzwanzig Dollar allein auf diesem Tablett, und momentan waren etwa zwanzig solcher Tabletts in Umlauf. Ganz abgesehen von den Platten mit frischen Shrimps, Hummerschwänzen und raffinierten Desserts. Der Gedanke an die Kosten überwältigte sie schier. Hastig stellte Meredith ihr leeres Glas ab und nahm sich ein gefülltes. Sie trank es aus und wandte sich erneut ihrer Mutter zu.

„Wo sind denn die Durans?“, erkundigte sie sich.

Viera schaute zu der Galerie im ersten Stock hinauf. Meredith entdeckte die Durans dort, die sich von den übrigen Gästen abgesondert hatten. Ihren säuerlichen Mienen nach zu urteilen schienen sie die Party nicht gerade zu genießen.

„Ich kümmere mich um sie“, sagte Meredith und reichte ihrer Mutter das leere Glas. „Du suchst nach Carly.“

Meredith machte sich auf den Weg nach oben. Sie raffte den Rock ihres langen schwarzen Seidenkleides zusammen und eilte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Hätte ich doch nur etwas Bequemeres angezogen, anstatt mich von Mutter und Carly zu diesem albernen Kleid überreden zu lassen, dachte sie dabei. In einem Hosenanzug hätte sie sich weit wohler gefühlt.

„Wayne … Cassie“, sagte Meredith leicht außer Atem, als sie bei den Durans ankam. „Ich habe gerade mit den Morrows über die Vorzüge von Dura-Snow gesprochen und …“

„Meredith“, unterbrach Wayne Duran sie. Er wies hinunter zur Tanzfläche. „Wer in aller Welt ist das?“

Meredith drehte sich um. In einer Ecke stand Carly, allerdings nicht allein.

Josh wirkte ebenso fasziniert von ihr wie sie von ihm.

„Oh“, machte Meredith und lachte gezwungen. „Der Mann da? Mit dem Carly tanzt? Das ist unser Skilehrer von früher. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er ist so etwas wie ein Bruder für uns.“

„So habe ich mit meiner Schwester niemals getanzt“, bemerkte Wayne.

Meredith lachte gekünstelt und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. „Josh lebt in Europa.“

„Aber jetzt ist er hier, nicht wahr?“, gab Wayne ungnädig zurück.

„Allerdings“, bestätigte Meredith. „Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss ihn unbedingt begrüßen.“

Wie konnte Carly ihr und sich selbst das antun? Wenn Mark erfuhr, dass sie mit diesem Frauenheld flirtete, könnte sonst was passieren.

Meredith holte tief Luft. Die beiden tanzten miteinander, mehr nicht.

In dem Moment drückte Carly Josh einen Kuss auf den Hals.

Meredith beschleunigte ihre Schritte. „Carly!“, rief sie und warf sich geradezu zwischen die beiden. „Meine Güte, hier bist du also. Deine zukünftigen Schwiegereltern suchen nach dir.“

Meredith sprach nur mit ihrer Schwester, an Josh schaute sie vorbei. Sie wagte nicht, ihn anzusehen, aus Angst, ihre Gefühle zu verraten.

Am besten achte ich gar nicht auf ihn, befahl sie sich.

„Jetzt nicht“, erklärte Carly. Sie sprach nuschelig – ein Anzeichen dafür, dass sie bereits einiges getrunken hatte.

„Hallo, Meredith.“

Als Meredith Joshs Stimme vernahm, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie wappnete sich und redete sich ein, dass sie für diesen Mann, der sie vor Jahren zur Frau gemacht hatte, heute nichts mehr empfand. Es war eine Teenagerschwärmerei, die sie längst überwunden hatte.

„Hallo, Josh“, gab sie so locker wie möglich zurück und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Dennoch musste sie ein Kichern unterdrücken. Joshs Nähe brachte ihr die Zeit in der Highschool allzu deutlich in Erinnerung. Sie fühlte sich wieder ein bisschen wie die langweilige Streberin, die sich mit dem begehrtesten Jungen der Stadt unterhielt.

Meredith blickte zur Galerie hoch. Die Durans verfolgten das Geschehen aufmerksam. Cassie Duran beugte sich in diesem Moment zu ihrem Mann hinüber und flüsterte ihm etwas zu, wobei sie missbilligend den Kopf schüttelte. Meredith wandte sich wieder Carly zu.

„Ich muss mit dir sprechen, Carly“, sagte sie streng.

„Jetzt nicht“, wiederholte Carly.

„Ich muss leider darauf bestehen.“ Meredith hakte ihre Schwester unter und bedachte Josh mit einem höflichen Lächeln. „Es war nett, dich wiederzusehen, Josh.“

„Wir treffen uns in zehn Minuten in der Gartenlaube“, sagte Carly zu Josh. Sie drehte sich zu Meredith um und schob deren Hand weg. „Was gibt es denn so Wichtiges, das nicht ein Weilchen warten kann?“

„Wir gehen nach oben“, erwiderte Meredith und zog Carly mit sich.

Viera fing sie jedoch an der Treppe ab und schob sie ins Arbeitszimmer. „Was soll das?“, fuhr sie Carly mit schriller Stimme an. „Als du neulich Josh erwähntest, nahm ich keineswegs an, dass etwas Ernstes dahintersteckt. Ich ahnte ja nicht, dass du dich mit ihm treffen wolltest, während dein Verlobter verreist ist.“

„Beruhige dich, Mutter. So war es nicht.“

„Wie war es dann?“, wollte Meredith wissen.

„Ich meine, Josh tauchte plötzlich aus heiterem Himmel auf. Ist das nicht lustig?“ Carly lehnte sich in ihrem Sessel zurück und lächelte selig vor sich hin.

„Hast du zu viel getrunken?“, erkundigte sich Meredith. Ihre Schwester trank sonst eher selten.

„Nur ein bisschen Champagner“, gestand Carly.

„Denk doch einmal an Mark, Carly“, ermahnte ihre Mutter sie. „Was wird er wohl sagen, wenn seine Eltern ihm berichten, dass du mit einem anderen Mann geflirtet hast?“

„Es war kein anderer Mann, sondern Josh.“ Mit ihren großen Augen sah Carly Meredith unschuldig an. „Erklär du es ihr, Meredith. Sag ihr, was für ein ungewöhnlicher Mann Josh ist.“

„Ich?“ Meredith schluckte. „Warum sollte ausgerechnet ich … also …“

„Ist ja auch egal.“ Carly spielte jetzt das verwöhnte Mädchen. „Es geht niemanden außer mir etwas an.“

„Das ist leider nicht so“, sagte Viera ruhig. „Wenn du Mark nicht heiratest …“

„… dann entgeht uns der kostbare Vertrag für Dura-Snow“, unterbrach Carly sie. „Schon gut, ich heirate ihn ja. Aber vorher darf ich mich wohl noch einmal austoben.“

„Carly!“ Viera schnappte nach Luft.

Meredith warf ihrer Mutter einen entsetzten Blick zu und hielt den Atem an. Das klang wirklich besorgniserregend. Ihre Schwester wollte mit Josh herumspielen? Der Mann, mit dem sie, Meredith, zum ersten Mal geschlafen hatte! Der einzige Mann, mit dem sie überhaupt je geschlafen hatte.

Sie musste ihrer Schwester sofort diese Geschichte erzählen. Allerdings – was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Das alles war lange her. Eine einzige Nacht. Wahrscheinlich erinnerte sich Josh gar nicht mehr daran.

„Es geht euch nichts an, ob ich …“ Carly stand auf. „Ob ich …“ Sie presste sich eine Hand vor den Mund und schluckte.

„Carly?“, fragte ihre Mutter. „Geht es dir nicht gut?“

„Ich … entschuldige.“ Eine Hand vor dem Mund, die andere auf ihrem Magen, lief Carly zur Toilette.

„Das ist eine Katastrophe“, sagte Viera. „Sie verpatzt sich ihre ganze Zukunft. Es ist der Fluch. Der Fluch der Cartwright-Frauen.“

Meredith wusste, worauf ihre Mutter anspielte. Die Cartwright-Frauen waren bekannt für ihre Missgriffe, was Ehemänner betraf. Meredith und Carly scherzten oft über die schwarzen Schafe in der Familie. Der Urgroßvater war in den Armen einer Geliebten gestorben, ebenso der Großvater. Vieras erster Mann, Merediths Vater, war ein berüchtigter Playboy gewesen. Auch er starb an einem Herzschlag – genau wie sein Vater und Großvater, im Bett einer Frau, die nicht seine Ehefrau war. Vieras zweiter Mann, Carlys Vater, war zwar kein Playboy, dafür aber ein Dieb. Er erleichterte das Unternehmen seiner Frau um Millionen und nahm sich dann das Leben, als der Aufsichtsrat die Sache aufgedeckt hatte.

„Sie liebt Mark, sie heiratet ihn bestimmt“, sagte Meredith. Die Vorstellung, ihre Schwester könnte sich von Mark trennen, war ihr unerträglich. Carly hatte sich für einen Mann entschieden, der ihrem Vater und Großvater nicht ähnelte. Mark war sanft, ernsthaft und irrsinnig in Carly verliebt.

„Vorsicht“, warnte ihre Mutter. „Du klingst wie eine Romantikerin. Du bist doch meine vernünftige Meredith, um dich brauche ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen.“

„Weshalb denn nicht?“, fragte Meredith.

„Weil du nicht so bist wie deine Schwester, die sich alle naselang in einen anderen verliebt.“

„Sagst du das nur, weil ich mit keinem Mann zusammen bin?“

„Du warst doch noch nie liiert. Natürlich ist das vollkommen in Ordnung“, sagte Viera. „Du bist eben lieber allein, anstatt mit den verfügbaren Junggesellen auszugehen, die eindeutige Interessen verfolgen.“

„Welche Junggesellen meinst du?“

Es stimmte, Meredith hatte noch nie eine feste Beziehung gehabt, aber sie hatte nichts gegen Männer. Hin und wieder ging sie mit einem aus.

„Zum Beispiel Frank“, sagte ihre Mutter.

Frank war ein ortsansässiger Zahnarzt, mit dem Meredith mehrfach zum Essen ausgegangen war.

„Der interessiert mich nicht. Die Chemie stimmt einfach nicht.“

„Na bitte.“

„Ich gehe nicht mit jedem x-Beliebigen aus. Schließlich habe ich eine verantwortungsvolle Aufgabe.“

„Selbstverständlich, Liebes.“

Meredith hatte das deutliche Gefühl, dass ihre Mutter sie trotz ihrer Beteuerung nicht verstand. „Ich bin eine der wenigen Frauen, die einen Konzern leiten“, fügte sie hinzu.

„Selbstverständlich, Liebes“, wiederholte Viera.

„Und es ist ja nicht so, dass ich Männer ablehne. Ich bekomme nur selten Einladungen.“

„Weil du eine kluge Frau bist, Meredith“, erwiderte ihre Mutter. „Die meisten Frauen in deinem Alter hetzen sich für Mann und Kinder ab. Du brauchst dich nur um dich selbst zu kümmern.“

„Stimmt“, bestätigte Meredith ein wenig unsicher.

„Besonders jetzt in der Weihnachtszeit“, erklärte Viera. „Andere Frauen geben Partys und kaufen Geschenke. Dich belastet das alles nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass du sogar an Weihnachten ins Büro gehst, wie jeden Tag.“

Carly kam herein, schleppte sich zur Couch und legte sich hin. „Mir geht es so schlecht“, stöhnte sie.

„Zu viel Champagner, zu viele Männer“, meinte ihre Mutter trocken.

„Ja, richtig.“ Carly fuhr sich an die Stirn. „Josh wartet auf mich.“ An Meredith gewandt, bat sie: „Sag ihm, dass ich jetzt nicht kommen kann. Ich sehe ihn morgen. Er ist in der Gartenlaube.“

„Wieso ich?“ Meredith wollte nicht mit Josh allein sein. Es wäre ihr zu peinlich, falls er ihre Liebesnacht ansprechen würde. „Ich finde, du solltest zu ihm gehen“, sagte sie zu ihrer Mutter.

„Kommt nicht infrage“, wehrte Viera ab. „Ich gehe zu den Durans und versuche zu retten, was zu retten ist. Außerdem ist es mir gleichgültig, ob er die ganze Nacht da draußen wartet. Von mir aus können ihm sämtliche edlen Teile abfrieren.“

„Mutter!“, rief Carly. „Bitte, sag nichts mehr. In meinem Kopf dreht sich alles.“ Sie ergriff Merediths Hand. „Du tust es, ja?“

Es war Meredith schon immer schwergefallen, ihrer Schwester etwas abzuschlagen. „Okay“, antwortete sie, atmete tief durch und ging zur Tür. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Carly ihrer Mutter etwas zuflüsterte, doch als sie sich umdrehte, blickte Viera bekümmert vor sich hin, und Carly hatte die Augen geschlossen.

„Geh schon“, sagte Viera. „Und komm schnell wieder.“

Meredith verließ den Raum. Die Kehle war ihr eng vor Beklemmung. Es tat weh, wie ihre Mutter sie beschrieben hatte. Natürlich wollte ihre Mutter sie nicht verletzen, und es stimmte ja auch, sie ging so gut wie nie aus. Das würde sich vermutlich auch so schnell nicht ändern. Carly dagegen war immer von Verehrern umlagert.

Doch ihre Mutter lag falsch, wenn sie glaubte, dieser Zustand gefiele Meredith. Sie hatte nicht geplant, ewig das Mauerblümchen zu sein. Auf dem College hatte sie versucht, sich zu ändern und sich mehr wie Carly zu verhalten. Und so war die Sache mit Josh passiert.

Meredith wurde rot, als sie sich daran erinnerte. Schon auf der Highschool hatte sie heimlich für Josh geschwärmt. Er war ein paar Jahre älter als sie und ein begnadeter Skilehrer. Er hatte Rendezvous mit den begehrtesten, schönsten und charmantesten Mädchen – Mädchen wie ihre Schwester. Sie, Meredith, war groß und ungelenk, sie hatte braunes Haar, braune Augen und trug eine Brille. Sie war der Typ, mit dem Jungen sich auf Prüfungen vorbereiteten, anstatt sie zum Tanzen einzuladen.

Um Josh zu vergessen, war Meredith aus Colorado weggegangen, auf ein College an der Ostküste. Doch an ihrem nicht vorhandenen Liebesleben hatte das nichts geändert. Ihre Freundinnen, die außer Sex und Männer kaum ein anderes Thema kannten, nannten sie als „eiserne Jungfrau“.

„Es ist, als ob man in eiskaltes Wasser springt“, hatte eine von ihnen gemeint, als sie über ihre Erfahrungen mit Männern gesprochen hatten. „Zuerst ist es unangenehm, aber man gewöhnt sich daran.“

„Tu es einfach“, riet eine andere. „Stell dich nicht so an. Sonst glauben die Männer allmählich, dass mit dir etwas nicht stimmt.“

Aber Meredith wollte, dass ihr erstes Mal richtig schön wurde. Ihr erster Liebhaber sollte sanft und einfühlsam sein, erfahren und selbstsicher.

Im letzten Studienjahr schließlich hatte sie das Warten satt. Wenn sie jemals ihre Unschuld verlieren wollte, musste sie selbst aktiv werden. Doch es gab nur einen einzigen Mann, mit dem sie schlafen wollte – Josh.

Monatelang hatte sie sich auf die Verführung vorbereitet und versucht, sich in die Frau zu verwandeln, die ein Mann wie Josh attraktiv fand. Sie hatte Kontaktlinsen gekauft, einige Pfund abgenommen, ein perfektes Styling geprobt. Und sie hatte einen Plan entwickelt. In den Ferien zu Thanksgiving würde sie Josh als Skilehrer anheuern und mit ihm auf den Bear Mountain gehen. Es war eine Tagestour. Wie sie wusste, lag auf halber Höhe eine Hütte mit Vorräten für Skifahrer, die am Berg festsaßen. Sie würde vorgeben, sich den Knöchel verstaucht zu haben, damit sie in der Hütte Zuflucht suchen mussten.

Alles hatte tadellos geklappt.

Meredith hatte in einer romantischen, unvergesslichen Liebesnacht ihre Unschuld verloren. Doch obwohl sie eigentlich am Ziel ihrer Träume war, blieb ein Unbehagen zurück.

Am Morgen danach, als sie in Joshs Armen erwachte, kam die Reue. Was hatte sie getan? Sie hatte versucht, eine andere zu sein, um einen Mann ins Bett zu bekommen, der ihr niemals gehören würde. Voller Zorn auf sich gelobte sie insgeheim, sich nie wieder so für einen Mann zu erniedrigen.

Folglich war sie ins andere Extrem verfallen. Sie versagte sich jeglichen Flirt, legte wenig Wert auf Make-up und Frisuren. Sie war eben, was sie war – eine Frau in einer Führungsposition.

Meredith verließ das Haus durch den Hintereingang, um den Gästen aus dem Weg zu gehen. Sie griff nach dem voluminösen Daunenmantel, von dem ihre Schwester behauptete, sie sähe darin aus wie ein dicker Eskimo, zog die warmen Schneestiefel an und trat ins Freie.

Sie hielt sich meistens in Denver auf, wo Cartwright Enterprises seinen Firmensitz hatte. Doch an Abenden wie diesem liebte sie das Skiparadies Aspen. Es war eine herrliche Nacht, klar und frisch, der Himmel war mit Sternen übersät. Sie schaute hinüber zum Gartenpavillon, der von winzigen weißen Lampen erleuchtet war. Dort stand Josh, die Hände in den Taschen, und wartete.

Sie schluckte. Ich mache es kurz und schmerzlos, nahm sie sich vor. Ich sage ihm, dass Carly nicht kommen kann, und mache sofort kehrt. Keine lange Unterhaltung, das muss ich mir nicht antun.

„Meredith?“ Lächelnd kam Josh auf sie zu. „Das ist aber eine Überraschung.“

Meredith blieb außerhalb der Laube stehen und sagte: „Carly kann nicht kommen.“

„Nanu?“

„Ihr ist schlecht von all dem …“ Sie verstummte. Der Grund für die Übelkeit ihrer Schwester ging Josh nichts an. „Sie hat etwas Falsches gegessen.“

„Oh“, meinte er. „Hoffentlich war es nicht der Krabbendip. Davon habe ich selbst ziemlich viel probiert.“

„Nein“, sagte Meredith knapp und rührte sich nicht vom Fleck.

„Wir haben uns lange nicht gesehen, wie?“, fuhr er fort.

„Genau.“ Plötzlich kam sie sich vor wie ein Schulmädchen, unsicher und gehemmt. Sie meinte sogar, ein belustigtes Zwinkern in seinen Augen zu bemerken.

Mit einem schrägen Lächeln fragte Josh: „Und wie geht es dir so, Prinzessin?“

Seine samtweiche Stimme bewirkte, dass Meredith sich nicht protestierte. Üblicherweise sträubte sich Meredith dagegen, so verniedlichend angeredet zu werden. Aber schließlich nannte sie auch niemand Schatz oder Baby. Solche Bezeichnungen passten nicht zu ihr.

„Danke, gut“, gab sie knapp zurück. Nervös fingerte sie am Kragen ihres Mantels. „Und dir?“

„Bestens.“

Es war schlimm. Meredith hatte wenig Sinn für belangloses Geplauder. Solange es nicht um Berufliches ging, fühlte sie sich so linkisch wie eh und je.

„Gut siehst du aus“, fügte Josh hinzu.

Meredith spürte, wie sie rot wurde. Deshalb fragte sie schnell: „Warum bist du hier?“

„Weil Carly mich um dieses Treffen gebeten hat.“

„Ich meine, warum bist du überhaupt zurückgekommen? Ich hörte, du lebst in Europa.“

Josh setzte sich auf die Bank im Pavillon. „Und ich hörte, du leitest Cartwright Enterprises.“

Meredith schaute in seine grauen Augen, und sofort stellte sich die Erinnerung ein. Sie sah den jungen Mann vor sich, der sie so intensiv berührt hatte, als sie sich ihm hingegeben hatte. In jener Nacht hatte sie erfahren, wie schön und aufregend Sex sein konnte. Die wenigen Küsse, die sie seitdem von anderen bekommen hatte, waren dagegen enttäuschend gewesen.

„Richtig“, sagte sie.

Nach der gemeinsamen Nacht hatte Josh sich ein paarmal telefonisch bei ihr gemeldet, doch sie hatte sich zu sehr geschämt, um ihm zu antworten. Allerdings hatte sie vorher gewusst, worauf sie sich einließ. Josh Adams blieb keiner Frau treu.

„Und wie läuft es so bei dir?“, forschte er mit seiner sexy Stimme weiter.

„Prima“, erwiderte sie. „Großartig.“ Es war eine Lüge, und alle außer Josh wussten das. Alle Welt kannte die Gerüchte, dass Cartwright Enterprises, einer der weltweit mächtigsten Konzerne, ums Überleben kämpfte. Bestünde nicht die Aussicht auf Dura-Snow, würden sie demnächst Konkurs anmelden müssen.

„Tatsächlich?“ Josh zog die Augenbrauen hoch.

Meredith fragte sich, ob er ihre Behauptung bezweifelte oder nur das Gespräch in Gang halten wollte.

„Und du“, sagte sie und betrat die Laube, „amüsierst dich sicherlich prächtig in Europa.“

„Mag sein. Allerdings fehlen mir oft gewisse Leute von zu Hause.“

Zum Beispiel Carly? „Du hast doch bestimmt neue Freunde gefunden.“ Meredith legte eine Hand an ihre pochende Schläfe. „Bist du verheiratet?“

Josh lachte. „Nein.“

„Findest du die Frage lustig?“

Er zögerte und sah sie intensiv an. „Noch immer dieselbe Meredith“, bemerkte er.

Meredith nahm an, das war nicht als Kompliment gemeint. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper. Nein, dachte sie, das wirkt verlegen. Sie nahm die Arme herunter und hielt sie steif an der Seite.

Josh lächelte erneut. „Und du?“

Sie schüttelte den Kopf. Ganz locker bleiben, sagte sie sich. Warum schaute er sie so durchdringend an? Sie räusperte sich. „Du arbeitest für ein großes Skihotel in der Schweiz.“

„Mehr oder weniger.“

Natürlich hielt er die Arbeit vermutlich in Grenzen. Sie kannte diesen Typ, er feierte am liebsten bei Tag und Nacht. Bestimmt verhielt er sich noch immer so wie damals und sparte seine Energie für die Frauen auf. Nur würde Josh jetzt Frauen haben, die halb so alt waren wie er.

„Ich fühle mich geschmeichelt, dass du dich nach mir erkundigt hast“, sagte er.

„Das habe ich nicht“, gab sie gereizt zurück.

„Setz dich doch. Ich möchte mich ein wenig mit dir unterhalten.“

Meredith reagierte nicht. An Geplauder lag ihr nichts. „Du hast mir noch nicht gesagt, was dich nach Aspen geführt hat.“

„Geschäfte.“

Was für Geschäfte mochte ein Skilehrer betreiben? Vielleicht war er doch nicht nur wegen Carly gekommen. Die Vorstellung, Josh Adams sei hier, weil er Carly seine Liebe erklären wollte, war schlichtweg absurd. Carly war locker mit ihm befreundet gewesen, mehr nicht. Weshalb war er also hier?

„Meredith, ist alles in Ordnung mit dir?“

Sein Blick wirkte leicht besorgt, und Meredith musste lächeln. „Du wirst lachen, aber ich dachte einen Moment lang, du wärst wegen Carly gekommen.“

Josh blieb völlig ernst. „Das stimmt.“

Meredith wurde die Kehle eng. Nicht aus Eifersucht, sagte sie sich hastig. Sie konnte unmöglich eifersüchtig sein, weil Josh wegen ihrer Schwester nach Aspen gekommen war. Immerhin war er mit Carly befreundet. Sie dagegen hatte mit Josh … Nun, sie hatten nichts gemeinsam. „Sie heiratet demnächst“, erklärte sie.

„Ja, das weiß ich.“ Joshs Miene verfinsterte sich. „Ich wollte bloß …“

Meredith unterbrach ihn, denn sie deutete seine Reaktion als Bestätigung für ihre Befürchtung. „Lass sie in Ruhe!“, stieß sie schroff hervor.

„Wie bitte?“

„Carly ist glücklich mit Mark. Du wirst sie nur durcheinanderbringen.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

Josh stand auf und kam auf sie zu. Meredith hielt seinem Blick stand.

„Ich denke, das weißt du genau.“ Sie sah, dass er verärgert war, doch sie konnte es nicht ändern. „Willst du Geld?“, fragte sie. „Ist es das?“

„Das nimmst du also an?“ Josh trat so dicht an Meredith heran, dass er sie fast berührte. Sein Blick schien in ihr tiefstes Innerstes zu dringen.

„Carly ist nicht mehr die reiche Erbin. Tatsache ist vielmehr, wenn sie nicht heiratet, ist sie womöglich bettelarm“, erklärte Meredith.

„Verstehe.“

Ich bin kein naives Schulmädchen mehr, sagte Meredith sich, sondern die Leiterin von Cartwright Enterprises. Sie würde nicht zulassen, dass irgendein Playboy ihre Zukunft zerstörte. „Wir haben uns also verstanden?“

„Ich habe dich sehr gut verstanden. Carly muss heiraten, um deine Haut zu retten.“

„Wie bitte?“

Josh blickte zum Haus hinüber, sein Atem bildete weiße Wölkchen in der eisigen Luft. „Ich bin gerührt, dass dir das Glück deiner Schwester so am Herzen liegt“, bemerkte er mit unüberhörbarem Sarkasmus.

„Sie liebt Mark.“

„Weshalb machst du dir dann Sorgen? Für einen alten Freund wird sie wohl etwas Zeit erübrigen dürfen.“

„Sie ist nun einmal … sie ist eben Carly. Und Mark könnte es missverstehen.“

„Ich gewinne langsam den Eindruck, dass sie wohl lieber nicht heiraten sollten.“

„Ich bitte dich als Freund: Fahr wieder weg.“

„Tut mir leid, Meredith. Als Freund kann ich genau das nicht tun.“

War dies der Mann ihrer Träume, mit dem sie alle anderen ständig verglichen hatte?

„Auch mir tut es leid.“ Meredith wollte gehen.

„Meredith.“

Sie blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu Josh um.

„Richte Carly bitte aus, dass ich sie morgen besuche.“

Einen Moment lang stand Meredith wie erstarrt da. Dann ging sie mit hoch erhobenem Haupt davon.

Wie konnte sie es wagen!

Josh saß auf der Bank und versuchte, sich zu fassen. Er kannte die Gerüchte. Meredith Cartwright bemühte sich angeblich so verzweifelt ihr Unternehmen zu retten, dass sie sogar bereit war, ihre Schwester dafür zu verkaufen. Leider schien es wahr zu sein. Meredith wollte Carly bewegen, Mark zu heiraten, damit sie die Rechte für Dura-Snow bekam.

Und sie glaubte, er, Josh, könnte den Vertrag gefährden. Auch das stimmte. Allerdings wollte er nichts von Carly.

Er wollte Dura-Snow.

Auch er war hinter den Rechten her, er hatte als einer der Ersten sein Interesse bekundet. Doch als Carly sich mit Mark verlobte, hatten die Durans ihm mitgeteilt, dass das Angebot von Cartwright Enterprises Vorrang hatte. Er hatte in der Presse von Merediths Absichten hinsichtlich Dura-Snow gelesen, und da war ihm klar geworden, dass die Durans nicht aufrichtig waren. Es lag auf der Hand: Die Durans wollten Meredith gegen ihn ausspielen, um den Preis in die Höhe zu treiben. Im Endeffekt wären er und Meredith die Verlierer. Also hatte er beschlossen, Meredith einen Handel vorzuschlagen. Sie sollten die Rechte an Dura-Snow gemeinsam erwerben.

Allerdings hatte Meredith in einem recht – er war heute Abend hier, um Carly zu sehen. Schließlich hatte er Meredith nach jener denkwürdigen Nacht nicht mehr gesprochen. Er hatte es mehrfach versucht, aber sie hatte seine Anrufe nicht erwidert. Er kannte ihren Ruf als hartnäckige, unabhängige Frau. Deshalb war er auf die Idee gekommen, Carly als Vermittlerin zwischen Europrize und Cartwright Enterprises einzusetzen.

Offensichtlich hatte Meredith keine Ahnung, was er beruflich machte. Sie hielt ihn nach wie vor für den unbekümmerten Burschen von damals. Bei dem Gedanken an seinen früheren Lebensstil musste Josh lächeln. Wie sehr er sich doch verändert hatte!

Leichtgefallen war es ihm nicht. Kurz nach jener denkwürdigen Nacht mit Meredith starb seine Tante. Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass sie, eine bescheiden lebende Serviererin, fünfzigtausend Dollar gespart hatte. Die Anweisung in ihrem Testament lautete schlicht: Ich möchte stolz auf dich sein. Seine Freunde redeten ihm zu, das Geld für Reisen und Vergnügungen auszugeben und so weiterzuleben wie bisher. Er aber wollte das Geld, für das seine Tante hart gearbeitet hatte, nicht leichtfertig verschwenden. Das Erbe stellte für ihn eine Chance dar, sich auf seine wahren Stärken zu besinnen. Und er wollte den Menschen, der er bis dahin gewesen war, vergessen.

Er hatte trotz seines lockeren Lebenswandels einiges gelernt. Ohne diese Kenntnisse hätte er es nie gewagt, sich selbstständig zu machen. Seine Freunde staunten nicht schlecht über seine Fähigkeiten und die Geschicklichkeit, mit der er ein millionenschweres Unternehmen aufbaute, das ihn zu einem der reichsten Männer in Europa machte.

Seine Firma Europrize entwickelte interaktive Videospiele und verkaufte sie an einen großen Konzern. Doch das war erst der Anfang. Ein neuer Zweig seines Unternehmens erwarb und renovierte Skihotels. Er warf bereits Gewinne ab. Leider waren die Einkünfte saisonbedingt. Josh träumte davon, die Saison um zwei Monate zu verlängern, und wenn er der Einzige mit diesem Angebot wäre, würde sein Geschäft boomen.

Deshalb wollte er Dura-Snow. Er beobachtete die Firma der Durans schon länger. Schließlich hatte er ihnen ein Angebot gemacht, und sie zeigten sich interessiert. Wayne Duran erinnerte ihn allerdings unangenehm an einen gewissen Menschentyp – scheinbar freundlich, aber letztlich wenig vertrauenswürdig. Zwar hatte man ihm die Rechte zugesagt, aber er hatte nichts Schriftliches in der Hand. Es überraschte ihn denn auch nicht zu erfahren, dass sich ein weiterer Interessent eingeschaltet hatte.

Die Überraschung bestand darin, dass es sich um Cartwright Enterprises handelte. Ihm war nicht wohl dabei, gegen eine Familie zu bieten, die er seit Jahren gut kannte. Mit Carly war er einst befreundet gewesen, obgleich sie im Lauf der Zeit den Kontakt einschlafen ließen. Und Meredith … Seit jener Nacht hatte er sie nicht mehr gesprochen.

Unwillkürlich umklammerte Josh die Armlehnen der Sitzbank, als er an sie dachte. Meredith war anders als die anderen Frauen gewesen, die er kannte. Sie war still und lernbegierig, stets mit einem Buch vor der Nase. Während Carly jede Woche einen neuen Verehrer hatte, schien Meredith nie auszugehen.

Die meisten Mädchen ignorierten sie, und die Jungen taten es ihnen nach. Doch das geschah nicht aus Bosheit. Meredith hatte eine abweisende Art. Sie behandelte ihre Altersgenossen, als wäre sie eine Königin und die anderen Fußvolk. So gab man ihr den Spitznamen Prinzessin.

Doch sie war kein Snob, der sich für etwas Besseres hielt. Meredith mit ihrer nachlässigen Kleidung und den Laufmaschen in den Strümpfen legte einfach keinen Wert auf Äußerlichkeiten. Sie war eine Intellektuelle.

Seit jeher war sie die Klügste von allen, und das war ihr bewusst. Trotzdem fand er sie schon immer sehr reizvoll. Später wurde ihm klar, dass er einiges mit ihr gemeinsam hatte. Sie hatte den Vater verloren und verstand sich nicht gut mit ihrem Stiefvater. Ihm, Josh, war es ähnlich ergangen. Seine Mutter war gestorben, als Josh noch ein Kind war, und sein Vater hatte kurz darauf ein blutjunges Mädchen geheiratet. Mit der jungen Stiefmutter kam er nicht klar. Dann ließ sein Vater sich scheiden und heiratete eine Frau, die noch schlimmer war. Die Spannungen wurden so unerträglich, dass die Schwester seiner Mutter ihn zu sich nahm.

Bei seiner Tante gefiel es ihm, aber sie war eben nicht seine Mutter. Im exklusiven Aspen galten Geld und Herkunft viel, und er hatte keines von beidem. Zwar wirkte er nicht wie ein Außenseiter, im Gegensatz zu Meredith, doch er fühlte sich so.

Eines Abends kam er von einer Party und stieß in der Bibliothek auf Meredith. Sie saß an einem Pult, in ein Buch vertieft. Sie hatte ihre Brille abgenommen, und das lange, lockige Haar – sonst streng zurückgebunden – fiel ihr offen auf die Schultern. In diesem Augenblick kam sie ihm wie die schönste Frau der Welt vor.

Sie sah auf und lächelte ihn an, was bei ihr selten vorkam. Er fühlte sich ermutigt, ein Gespräch zu beginnen, und plötzlich war sie wie ausgewechselt. Stundenlang unterhielten sie sich über Gott und die Welt. Er hatte sofort einen Draht zu ihr und fühlte sich verstanden.

Dann wollte ein Freund etwas von ihm. Zwar versprach Meredith, auf ihn zu warten, aber als er zurückkam, war sie gegangen. Danach hatte er unausgesetzt an sie gedacht, begierig, sie wiederzusehen. Am nächsten Tag fand er sich schon früh an der Bergstation ein, wo er mit Meredith für eine geplante Skitour auf den Lost Mountain trainieren sollte. Doch seine Vorfreude wurde stark gedämpft. Sie erschien in unförmiger Skikleidung, die ihre Figur vollständig verbarg, die schönen Augen versteckte sie hinter dicken farbigen Brillengläsern. Und sie tat, als wäre nichts gewesen. Der Zauber des vergangenen Abends war verflogen. Offenbar hatte sie kein Interesse an ihm.

Er hatte damals versucht, nicht mehr an sie zu denken, und es gelang ihm auch teilweise. Gewiss, sobald ihr Name fiel, reizte ihn die Vorstellung, was alles hätte passieren können, aber das war alles.

In den folgenden fünf Jahren gab es kaum Berührungspunkte zwischen ihnen. Bis zu jenem Wochenende an Thanksgiving, an dem Meredith vom College nach Haus kam und aussah, als wäre sie auf einer Schönheitsfarm gewesen. Seine Freunde, die sich bisher kaum um sie gekümmert hatten, staunten nicht schlecht. Doch Meredith hatte nur ihn im Sinn.

Sie engagierte ihn als Skiführer. Als Ziel hatte sie den Bear Mountain gewählt, eine der schwierigsten Pisten in Aspen, abgelegen und nur mit dem Helikopter zu erreichen – eine kostspielige Tour. Auf halber Höhe lag eine Hütte, in der man im Notfall Unterschlupf fand.

Er hatte Meredith schon zuvor Privatunterricht gegeben, aber der hatte nie eine Übernachtung eingeschlossen. Und obwohl er sich des Öfteren mit verliebten Skihasen in heiklen Situationen befunden hatte, erwartete er von Meredith nichts dergleichen.

Auch dann noch nicht, als sie sich einen Knöchel verstauchte und darauf bestand, zu der Hütte zu gehen. Natürlich merkte er, dass sie nur leicht verletzt war, aber er kam ihrem Wunsch mit Vergnügen nach. Auf dem Weg zur Hütte stützte er sie und genoss ihre Nähe. Sie bat ihn, nicht gleich Hilfe anzufordern, und noch immer argwöhnte er nichts. Er war bereits so von ihr bezaubert, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.

Als er ihr in der Hütte gegenübersaß, wusste er kaum, was er sagen sollte. Er fand, dass er einer so intelligenten, gebildeten Frau wie Meredith nichts zu bieten hatte. Zum ersten Mal merkte er, dass ihm eine Frau wirklich etwas bedeutete.

Zum Glück schien sie seine Verlegenheit nicht zu bemerken. Sie war locker und gut gelaunt, entgegenkommend und zum Flirten aufgelegt. Er verlor jegliches Zeitgefühl, und ehe er sich’s versah, war es zu spät, Hilfe zu holen. Sie hatten keine Wahl, sie mussten in der Hütte übernachten. Während er beobachtete, wie Meredith herumhumpelte, merkte er, dass die Verletzung nur vorgeschoben war. Aus welchem Grund auch immer, sie wollte mit ihm allein sein, ebenso wie er mit ihr.

Als Meredith sich dann neben ihn setzte, gab es für ihn kein Halten mehr. Er tat das, wovon er seit dem Abend in der Bibliothek geträumt hatte: Er küsste sie.

Meredith überraschte ihn mit ihrer Leidenschaft, ihrer hemmungslosen Reaktion. Er war vollkommen hingerissen von ihr und merkte nicht, dass sie noch unberührt war, bis es zu spät war. Sofort zog er sich zurück, er wollte ihr nicht wehtun. Aber sie ermutigte ihn, und so machte er weiter, allerdings viel sanfter.

Das Bewusstsein, dass er ihr erster Liebhaber war, steigerte sein Verlangen nur noch mehr. Er wollte sie ganz für sich haben, sie sollte für immer bei ihm bleiben. Sie sollte nur ihm gehören – für alle Zeit.

Aber als der Morgen graute, waren diese ungewohnt heftigen Gefühle ein wenig abgekühlt. Stattdessen empfand er Unbehagen und hatte das Bedürfnis, allein zu sein. Im Grunde wollte er frei und ungebunden bleiben.

Er war froh, dass Merediths Knöchel wie durch ein Wunder geheilt war. Nach einem ungemütlichen Frühstück mit verlegenen Ansätzen zu einer Unterhaltung fuhren sie schweigend ab. Als sie sich an der Talstation trennten, versprach er das, was er jeder Frau nach einer Liebesnacht sagte: „Ich rufe dich an.“

Josh brauchte ein paar Tage, doch dann rief er tatsächlich an und war leicht verstimmt, als Meredith nicht zurückrief. Da er auch in den folgenden Tagen nichts von ihr hörte, wandelte sich seine Verärgerung in Unruhe, ja sogar Bestürzung. Schließlich gab er die Hoffnung auf, aber es schmerzte, dass sie nicht dasselbe empfunden hatte wie er.

Die bittere, unabweisbare Wahrheit war: Sie wollte nichts von ihm wissen. „Sie denkt, sie wäre zu gut für mich“, erklärte er seiner Tante.

Die Tante nahm kein Blatt vor den Mund. „Ist sie ja auch.“

So weh die Worte auch taten, er wusste, dass es stimmte. Wie hatte er sich einbilden können, jemanden wie Meredith für sich gewinnen zu können? Er war ein ungebildeter Nichtsnutz, der sich nur fürs Skifahren und für Frauen interessierte.

„Jedenfalls jetzt“, fügte seine Tante hinzu. „Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht beweist du ihr irgendwann das Gegenteil.“

Die Nacht mit Meredith wurde für ihn zum Wendepunkt. Er begann, über sich nachzudenken. Als seine Tante starb und ihm das Geld hinterließ, besaß er die Mittel, sein Leben zu ändern.

Oft stellte er sich in den letzten Jahren vor, wie es wäre, Meredith wiederzusehen. Er musste sich eingestehen, dass ihr Anblick an diesem Abend ihm den Atem verschlagen hatte. Damals war sie ein ungelenkes, junges Mädchen gewesen, nun war sie eine Frau, elegant, selbstsicher und strahlend schön. Doch soweit er gehört hatte, galt sie als eine der unerbittlichsten Geschäftsfrauen überhaupt.

Offensichtlich war sie so gnadenlos, dass sie sogar das Glück ihrer Schwester für die Rettung von Cartwright Enterprises aufs Spiel setzte. Obwohl er bezweifelte, dass Carly sich manipulieren ließ, kamen ihm die Vertragsverhandlungen verdächtig vor. Er traute den Durans nicht und hatte nicht die Absicht, sich mit Meredith auf einen Wettkampf im Bieten einzulassen. Der Preis für die Rechte würde unrealistisch in die Höhe getrieben werden. Doch wenn er die Meredith Cartwright, die er heute kennengelernt hatte, richtig beurteilte, würde sie nicht auf vernünftige Argumente hören.

Also musste er seinen Plan weiterverfolgen und versuchen, Meredith über Carly zu erreichen. Carly war zwar nicht so gerissen wie Meredith, doch hartnäckig und energisch. Er würde ihr die Situation erläutern und sie als Vermittlerin einsetzen. Er würde ihr auch klarmachen, dass sie Mark nicht heiraten musste. Wenn Meredith einverstanden wäre, könnten sie die Rechte gemeinsam kaufen und gemeinsam nutzen.

Wieder musste er daran denken, dass Meredith ihm Geld geboten hatte, damit er Carly in Ruhe ließ. Wie kam sie nur auf die Idee, er sei wegen einer Frau zurückgekommen, mit der er seit Jahren kein Wort gewechselt hatte? Außerdem hatte Carly ihn in sexueller Hinsicht nie gereizt. Für ihn war sie nicht mehr als die weniger eindrucksvolle Version ihrer großen Schwester. Nie würde er Carly ansehen können, ohne sich daran zu erinnern, wie in der Nacht mit Meredith seine Träume wahr geworden waren.

Josh erhob sich von der Bank und ging nachdenklich auf und ab. Zu der Party würde er nicht zurückkehren, aber er würde wiederkommen. Meredith konnte ihn weder einschüchtern noch manipulieren. Offensichtlich wusste sie es noch nicht, aber inzwischen war er ihr ebenbürtig.

2. KAPITEL