Buch
Unser Gehirn ist zu enormen Leistungen fähig, vorausgesetzt, der Lernstoff wird ihm adäquat angeboten. Der Weltmeister und Gedächtnistrainer Dr. Gunther Karsten zeigt, mit welch einfachen Techniken jeder seine Leistungsfähigkeit gezielt verbessern und schneller und effektiver lernen kann.
Autor
Dr. Gunther Karsten ist vielfacher deutscher Gedächtnismeister und Gedächtnisweltmeister. Außerdem hat er zahlreiche Gedächtnisweltrekorde und Guinness-Weltrekorde aufgestellt. Er ist ein weltweit gefragter Gedächtnistrainer, aus dessen Trainingskursen bereits mehrere Kinder- und Junioren-Gedächtnisweltmeister hervorgegangen sind. Einem breiten Publikum wurde Dr. Karsten durch zahlreiche TV-Auftritte, wie bei Harald Schmidt oder J. B. Kerner, bekannt.
Außerdem von Gunther Karsten im Programm
Erfolgs-Gedächtnis (16473)
So lernen Sieger (als E-Book erhältlich)
Dr. Gunther Karsten
Lernen wie
ein Weltmeister
Schneller und effektiver
zu besseren Noten
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
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Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe Februar 2020
Copyright © 2020 Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Copyright © der Originalausgabe 2007, 2016 Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur GmbH
Umschlagabbildungen: Delf Zeh (Autorenfoto), FinePic®, München
Redaktion: Halina Heitz und Nadine Lipp
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
CH ∙ Herstellung: CF
ISBN 978-3-641-25453-7
V001
www.goldmann-verlag.de
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»Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.«
Sokrates (470 bis 399 v. Chr.)
Vorwort
Die sieben Faktoren für ein optimales Gedächtnis
Transformation
Assoziation
Fantasie
Emotion
Logik
Lokalisation
Visualisation
Einsteins E = m • c2
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Optimierung des Lernens
»Früh übt sich, wer ein Meister werden will«
Lernfenster und Fremdsprachenerwerb
Gesetz von Yerkes und Dodson
Priming oder: Wie »frisiere« ich mein Gehirn?
Kontextabhängiges Lernen
Zeigarnik-Effekt
Interferenz
Emotionen und Lernen
Techno-Musik oder Mozart?
Schlafhygiene
Wissenskonsolidierung
Unbekannte, aber fantastische Lerntechniken
Master-System: Zahlen werden zum Kinderspiel
Die Welt der Zahlen
Ein kleiner Test zum Anfang
Mit olympischem System »Hui«, ohne System »Pfui«!
Das Master-System zum Meistern der Zahlen
Regeln zum Erstellen von Master-Wörtern
Kreatives Suchen von Master-Wörtern
Die Kreiszahl π als spannende Anekdote
Loci-Methode
Cicero und seine »Methode«
Nur drei Schritte zum Loci-Erfolg!
Die Turnhalle als Lernhilfe
Regeln zur Erstellung einer Memo-Route
Routenvorschlag im Wohnzimmer
Tipps zur Routennutzung
Erstelle deine erste Gedächtnisroute
Anwendung der Routenmethode zum Lernen eines Gedichts
Schlüsselwort-Methode für Vokabeln und Fremdwörter
Die zwei Schritte der Schlüsselwort-Methode
Beispiele zum Lernen von englischen Vokabeln
Beispiele zum Lernen von Fremdwörtern
Chancen und Grenzen der Schlüsselwort-Methode
Logomonik
Spielend jonglieren lernen zur Mentalsteigerung
Die Vorbereitung
Kleine Anleitung zum Erlernen der 3-Ball-Jonglage
Der erste Ball
Der zweite Ball
Der dritte Ball
Lernen und jonglieren – wie hängt das zusammen?
Praktische Beispiele: Einsatz der Techniken in der Schule
Geschichtsdaten
Physikalische Größen und Zahlendaten
Vokabeln
Fremdwörter
Chemische Fakten
Claisen-Kondensation
Rechtschreibung und Sonstiges
Die 10 Gebote als Memo-Geschichte
100 positive Wörter – die Power-Route
Geografie: Unsere 16 Bundesländer mit Landeshauptstädten
Einsatz von Loci-Storys für dauerhaftes Wissen
Die Loci-Story für Deutschland
BWL – Motivationstheorie von Vroom
Die 50 US-Bundesstaaten mit räumlicher Lage
Welcher Sprachen-Lerntyp bist du?
Test: Bist du der logokognitive oder der audiomatische Typ?
Auswertung zum Sprachen-Lerntyp-Test
Eigenschaften des audiomatischen Sprachen-Lerntyps
Eigenschaften des logokognitven Sprachen-Lerntyps
Lerntipps für beide Sprachen-Lerntypen
Lernpsyche und Motivation
»Streber«: Was heißt das eigentlich?
Ohne Fleiß kein Preis!
Das unglaubliche »Lernkick«-Gefühl
Die Eigenschaften eines »Siegertyps«
Leistungsmotivation
Arbeitsbereitschaft
Selbstdisziplin
Frustrationstoleranz
Beharrlichkeit/Durchhaltevermögen
Finde Siegertypen!
Ziele setzen, aber richtig!
1. Größe (Ausmaß)
2. Zeit
3. Eindeutigkeit
4. Verbindlichkeit
5. Konsequenz
Bestimme dein erstes Schulziel!
Verbessern, aber richtig!
Säulenblock-Fertigkeiten
Kettenglied-Fertigkeiten
Die fünf Säulen zum Erfolg
1. Früher Start
2. Unterstützung
3. Motivation
4. PEAK-Training
5. Ausdauer
Fit im Kopf!
Visualisationsreise (Magic Elephant)
Aufmerksamkeit
Gehirngymnastik
Lustiges Gehirnhälften-Puzzle
Zeichnen von liegenden Achten
Überkreuzbewegung zur Gehirnhälften-Koordination
Konzentrations- und Meditationsübungen
Meditative Atem-Konzentrationsübung
Gedankenzähl-Konzentrationsübung
Kugel-Konzentrationsübung
Hand-Energie-Konzentrationsübung
Problemlösung durch Visualisation
Bücherwurmproblem
Mond-Erde-Rotationsproblem
Lernoptimum verankern
Kreativität (der Zauber der unvollständigen Witze)
Glaube nicht alles, was du hörst!
Wer weiß, was er weiß?
Lerntest. Schnelles Lernen von Wissensinhalten
Auflösung: Weißt du, was du weißt?
Unbedingt »bedingtes Lernen« lernen
Wissensniveaus – oder »Alles klar?«
Wetten: So lerne ich zu wissen!
Gedächtnisabschlusstest
Allgemeine Testanleitung
Zahlentest
Wörtertest
Geschichtsdatentest
Interview mit der Kinder-Gedächtnisweltmeisterin
Infos zu Gedächtnismeisterschaften
Schlusswort
Literatur
Kontaktadressen
Register
Dieser Ratgeber ist eines von den Büchern, die wirkliche Begeisterung wecken können! Denn das Werk ist trotz des relativ schwierigen Themas »Lernen« sehr leicht lesbar und bringt nicht nur neue, verblüffende Kenntnisse, sondern ist dabei auch sehr unterhaltsam und sogar spannend geschrieben.
Dem Autor ist es auf schöne Weise gelungen, die Techniken und Methoden allgemeinverständlich zu erklären, die den gesamten Lernprozess immens erleichtern und gleichzeitig zu dauerhafter Abspeicherung von Informationen führen.
Damit enthüllt er genau jene Lernwege, mit denen Weltmeister im Gedächtnissport immer wieder fantastische Mentalleistungen erreichen. Zusätzlich schafft er es auch, die Leser durch zahlreiche Tipps und Beispiele an die Hand zu nehmen, um mit ihnen die unzähligen Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis des Lernens zum Beispiel in der Schule oder im Studium zu ergründen.
Tests und Aufgaben regen zu aktiver Mitarbeit an, und so erfährt der junge, aber auch der ältere Leser viel Neues über die eigenen Stärken und Schwächen beim Abenteuer »Lernen«, wodurch jeder die Basis für eine bessere Lerneffizienz legt.
Doch hätte dieses Buch den viel versprechenden Titel »Lernen wie ein Weltmeister« nicht verdient, wenn nicht auch die psychologischen Aspekte zum Thema Lernen und Leistung auf sehr motivierende und anschauliche Weise beleuchtet worden wären. Denn Höchstleistungen in allen Bereichen setzen bestimmte in einem selbst liegende Prinzipien voraus – und wer könnte diese besser beschreiben als ein (Gedächtnis-)Weltmeister?
Last but not least machen eingestreute treffende Bemerkungen von berühmten Persönlichkeiten sowie lustige Anekdoten das Werk zu einem anregenden Lesevergnügen und untermauern so die Philosophie des Buches:
»Lernen kann und soll Spaß bringen!«
Diesen meisterlichen Lernspaß wünsche ich allen!
Dr. Michaela Buchvaldová
(Madonna of Memory)
3-fache Frauen-Gedächtnisweltmeisterin
Leben ist Erinnerung,
außer dem einen Augenblick der
Gegenwart, der so schnell vergeht,
dass man ihn kaum fassen kann.
Tennessee Williams
Unsere kleine Abenteuerreise durch das große Gebiet des Lernens muss einfach mit dem Gedächtnis beginnen! Denn welchen Sinn hätte das Lernen, wenn man einen Wissensstoff sofort wieder vergessen würde? Somit ist das Abspeichern, Behalten, Auswendiglernen, Einprägen, sich Merken oder Memorieren ein wesentlicher Teil des Lernens, um den es deshalb auch in diesem ersten Kapitel geht.
Nach vielen Jahren meiner aktiven Zeit als Gedächtnissportler, in der ich mich ständig verbesserte, in zahlreichen Disziplinen Weltmeister wurde und immer wieder neue Gedächtnisweltrekorde aufstellen konnte, habe ich mir einmal überlegt, welche geistigen Fähigkeiten ich eigentlich bei meiner Art des Lernens einsetze. Und genau diese Art des Einprägens und Lernens führt dazu, dass ich mir zum Beispiel auf einer Weltmeisterschaft insgesamt über 10 000 Zahlen, Daten, Wörter und Fakten merke! Bei dieser Analyse meines Lernens war es auch für mich erstaunlich, dass es im Grunde nur sieben geistige Fähigkeiten sind, die bei meinen Lernabläufen ständig zum Einsatz kommen. Im nachfolgenden Diagramm sind sie grafisch dargestellt.
Die sieben geistigen Faktoren für ein optimales Gedächtnis
Die einzelnen Faktoren werde ich im Folgenden genauer erklären. Das eine oder andere Beispiel wird für die meisten vielleicht etwas sonderbar, eigenartig und merkwürdig erscheinen – aber gerade deshalb ist es ja merk-würdig!
Transformation heißt Umwandlung. Hiermit ist gemeint, dass man abstrakte, unanschauliche und trockene Informationen unbedingt zu einer konkreten, anschaulichen und für das Gedächtnis »verdaubaren« Information umwandeln sollte, bevor man sie sich einprägt. So sind zum Beispiel Zahlen, Vokabeln und auch Namen meistens sehr unanschaulich, so dass man versuchen sollte, sie im Geiste so umzuwandeln, dass man sich leichter etwas darunter vorstellen kann. Beispiele:
Versuche selber ein gutes Beispiel für die Anwendung des Mentalfaktors »Transformation« zu finden.
Dein eigenes Beispiel: |
Übrigens machte der Werbepromi Verona Feldbusch es in einem TV-Spot nicht anders, als sie versuchte, den Zuschauern die Telefonnummer der Auskunft »11880« mit der folgenden Transformation einprägbar zu machen: »11 Mann hat eine Fußballmannschaft, 88 wird meine Oma, und ich habe 0 Ahnung!«
Dieser Gedächtnisfaktor ist schon ein wenig bekannter. Hierunter versteht man die Technik, verschiedene Lernstoffe miteinander zu assoziieren, also miteinander zu verbinden. Dies ist gerade dann sinnvoll, wenn man etwas schon sicher weiß, also fest im so genannten Langzeitgedächtnis abgespeichert hat, und nun etwas Neues lernen muss, was sich damit in irgendeiner Weise assoziieren lässt. Beispiele:
Dein eigenes Beispiel: |
Alle Menschen haben im Grunde eine fantastische Fantasie. Und gerade diese geistige Leistung wird viel zu selten zum Lernen eingesetzt. Meistens wird der Lernstoff als trockene Wissensansammlung vermittelt, so dass er für uns uninteressant und für unser Gedächtnis nur schwer aufnehmbar ist. Bereitet man den Lernstoff jedoch mit Fantasie und Kreativität auf, so wird er nicht nur viel leichter einprägsam, sondern dass Lernen macht so auch viel, viel mehr Spaß. Beispiele:
Dein eigenes Beispiel: |
Viele haben sicherlich schon erfahren, dass sie ein Erlebnis, welches mit vielen Gefühlen verbunden war – egal ob schlechten oder guten –, ohne Anstrengung gut behalten konnten. Dies liegt vermutlich daran, dass das für Emotionen zuständige Areal im Gehirn einem wichtigen Gedächtnisareal sehr nahe liegt. Das Interessante dabei ist nun, dass man Emotionen auch gezielt für das Lernen einsetzen kann, indem man beim Einprägen eines Lernstoffes bewusst Gefühle hineinbringt. Das wird zum Beispiel bei teilweise dokumentarischen Spielfilmen gemacht. Vor dem Hintergrund geschichtlicher Ereignisse spielt dann meistens eine spannende Kriminal- oder Liebesgeschichte, wodurch man die geschichtlichen Fakten emotional ganz anders verarbeitet, als wenn sie trocken vom Lehrer vorgetragen oder im Geschichtsbuch gelesen werden (die Filme »Pearl Harbour« oder »Der Untergang der Titanic« sind gute Beispiele dafür). Einsatzbeispiele:
Dein eigenes Beispiel: |
Was ist an einer 50-stelligen Zahl so lustig?
Ich hatte gerade mal gut ein Jahr mit meiner ersten Kindergruppe Gedächtnistraining gemacht, und prompt konnte das beste Mädchen im Kurs die deutschen Jugend-Gedächtnismeisterschaften gewinnen (übrigens wurde sie seitdem mehrfach Junioren-Gedächtnisweltmeisterin und 2003 jüngste Abiturientin Deutschlands!). Natürlich waren die Medien sehr daran interessiert, was wir im Kurs eigentlich machen und wie das Ganze funktioniert. Also kam ein Fernsehteam, das unsere Christiane gerne in Aktion sehen wollte: Sie gaben ihr eine 50-stellige Zahl, die sie sich in etwa drei Minuten einprägen sollte. Ganz verdutzt waren sie jedoch dann, dass Christiane bei dieser schwierigen Aufgabe nicht angespannt und verbissen dreinschaute, sondern häufig herzhaft auflachte und dann später auch noch alle Ziffern in der richtigen Reihenfolge korrekt aufsagen konnte. (Nur Geduld, du wirst das bald verstehen!)
Denken ohne zu
lernen ist töricht, lernen ohne
zu denken ist gefährlich.
Konfuzius
Natürlich darf die Logik als Gedächtnisfaktor in dieser Auflistung nicht fehlen. Denn immer wenn wir einen logischen Zusammenhang mit unserer Intelligenz im Lernstoff erkannt haben, verbessert dies unsere Erinnerungsleistung. Am besten funktioniert das in den eher durch Logik bestimmten Fächern, wie Mathematik, Physik oder Chemie. Doch was macht man, wenn es eigentlich keine logisch erklärbare Basis für eine Lerninformation gibt? Nun, dann muss man sich eben eine eigene logische Eselsbrücke schaffen! Beispiele:
Dein eigenes Beispiel: |
Dieser Faktor ist in der heutigen Zeit recht unbekannt. Trotzdem ist er für das Lernen von Informationen sehr hilfreich. Mit dem Faktor der Lokalisation (auch Verortung genannt) kann man Lernstoff sicher, vollständig und nach Wunsch auch in einer bestimmten, festgelegten Reihenfolge abrufen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort für »Ort« ab, das heißt, dass man die Informationen an bestimmten realen Orten zu Hause, in der Schule, am Urlaubsort usw. als mentale Bilder ablegt – somit sind die speziellen Orte Ankerpunkte für das Gedächtnis. Später werde ich diese Methode genauer erklären; vorab deshalb nur zwei Beispiele dafür, wie du diese Methode eigentlich schon unbewusst einsetzt. Beispiele:
Visualisationsvermögen ist
wichtiger als Wissen.
Albert Einstein
Nachdem man nach Möglichkeit und Erfordernis alle oben genannten Faktoren zum Lernen eingesetzt hat, ist noch unbedingt dieser letzte Schritt der Visualisation zu vollziehen. Visualisieren bedeutet, sich ein Bild von etwas im Geiste, quasi vor dem inneren Auge, zu machen. Dieses mentale Bild sollte so klar und lebendig wie möglich sein. Somit sollte man es nicht nur »sehen«, sondern es sollte auch reich an anderen Sinneseindrücken wie Geräuschen, Gerüchen oder Tastempfindungen sein. Jeder Mensch hat diese phänomenale Fähigkeit, unendlich viele unterschiedliche Bilder im Geiste zu erstellen – und ganz besonders Kinder. Da der Mensch ein extrem gutes Gedächtnis für Bilder besitzt (und ein schlechtes für Zahlen, Formen oder Wörter), wird klar, dass man sich durch solche geistigen »Lernbilder« viel leichter an jegliches Lernmaterial erinnern kann. Und wie erstklassig unser Gedächtnis für Bilder tatsächlich ist, zeigte 1973 Prof. L. Standing (Kanada) durch folgendes erstaunliche Experiment: Versuchspersonen wurde alle fünf Sekunden ein klares und aussagekräftiges Bild vorgelegt – insgesamt 1000. Die Frage war, wie viele sie sich davon hatten einprägen können. Im zweiten Teil des Experiments gab man ihnen dann immer zwei Bilder nebeneinander zur Ansicht, von denen das eine bereits im ersten Versuchsteil gezeigt worden war, das andere jedoch nicht. Das Ergebnis war wirklich verblüffend: Im Durchschnitt erinnerten sich die Probanden an 992 von 1000 Bildern! Führte man jedoch dieses Experiment in entsprechender Weise mit Wörtern durch, so lag der Erinnerungsgrad nur bei 70 Prozent!
Wie bedeutend Bilder für unser Denken und Sprechen sind, zeigt sich an den unzähligen Sprachbildern, mit denen unsere Sprache reichlich gespickt ist, wie »unter einer Decke stecken«, »am Ball sein«, »rotsehen«, »an einem Strang ziehen«, »eine Schraube locker haben«, »auf der Höhe sein«, »in einem Boot sitzen«, »nicht auf den Kopf gefallen sein« etc. Beispiele:
Dein eigenes Beispiel: |
Um wichtige Faktoren des Gedächtnisses zusammenzufassen und so immer gegenwärtig zu haben, kann man sich die bekannteste Formel des berühmten Physikers Albert Einstein ausborgen:
Allerdings wird diese Formel hier nicht mit ihrer eigentlichen Bedeutung (Energie = Masse mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat) verwendet, sondern sie steht sozusagen als Eselsbrücke für eine Zusammenfassung wichtiger Gedächtnisfaktoren:
Das E steht für Emotion.
Das =-Zeichen gibt den Faktor der Transformation wieder, da ja hierbei nur umgewandelt wird und sonst die Information gleich bleibt.
Das m steht korrekt für die Masse von Materie und stellt den Begriff der Verortung da, denn jeder Ort besteht ja aus Materie.
Der Punkt (•) ist der i-Punkt von Intelligenz und repräsentiert Logik.
Das eine c steht etwas weniger deutlich für den Faktor der Assoziation (einigermaßen leicht einprägsam durch das englische Wort »association« oder den ähnlichen englischen Begriff »connection«)
Das andere c steht für das englische Wort »creativity«. Was Kreativität heißt und in etwa dem Begriff Fantasie entspricht.
Und wenn du dann noch diese Formel richtig visualisierst, dann hast du auch automatisch den letzten Faktor der Visualisation abgespeichert. Für diesen Mentalfaktor kannst du dir im Geiste ein Häkchen »√« hinter der Formel E = m • c2 denken und damit das V von Visualisation vorstellen.
Man sieht, dass man sich mit dieser einfachen Formel von Einstein sehr leicht an alle wichtigen sieben Gedächtnisfaktoren erinnern kann!
In diesem Buch möchte ich auf verschiedene Gedächtnistechniken eingehen, jedoch werde ich auch zu vielen anderen Aspekten des Lernens Hilfestellungen geben, wie: Lernmotivation, die Prinzipien der (Lern-)Zielsetzung oder das Erkennen von Wissensniveaus. Außerdem versuche ich, dieses Buch in sehr einfacher Sprache zu schreiben, damit es auch für Schüler und junge Studenten leicht verständlich ist.
Wer mehr über diese sieben mentalen Fähigkeiten und den wissenschaftlichen Hintergrund erfahren möchte, findet mittlerweile zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Auch mit meinem speziellen Gedächtnisbuch »Erfolgs-Gedächtnis. Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken« kann man sich tiefer in diese Thematik einarbeiten.