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Buch

Unser Gehirn ist zu enormen Leistungen fähig, vorausgesetzt, der Lernstoff wird ihm adäquat angeboten. Der Weltmeister und Gedächtnistrainer Dr. Gunther Karsten zeigt, mit welch einfachen Techniken jeder seine Leistungsfähigkeit gezielt verbessern und schneller und effektiver lernen kann.

Autor

Dr. Gunther Karsten ist vielfacher deutscher Gedächtnismeister und Gedächtnisweltmeister. Außerdem hat er zahlreiche Gedächtnisweltrekorde und Guinness-Weltrekorde aufgestellt. Er ist ein weltweit gefragter Gedächtnistrainer, aus dessen Trainingskursen bereits mehrere Kinder- und Junioren-Gedächtnisweltmeister hervorgegangen sind. Einem breiten Publikum wurde Dr. Karsten durch zahlreiche TV-Auftritte, wie bei Harald Schmidt oder J. B. Kerner, bekannt.

Außerdem von Gunther Karsten im Programm

Erfolgs-Gedächtnis (16473)

So lernen Sieger (als E-Book erhältlich)

Dr. Gunther Karsten

Lernen wie
ein Weltmeister

Schneller und effektiver
zu besseren Noten

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe Februar 2020

Copyright © 2020 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © der Originalausgabe 2007, 2016 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur GmbH

Umschlagabbildungen: Delf Zeh (Autorenfoto), FinePic®, München

Redaktion: Halina Heitz und Nadine Lipp

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

CH ∙ Herstellung: CF

ISBN 978-3-641-25453-7
V001

www.goldmann-verlag.de

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»Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.«

Sokrates (470 bis 399 v. Chr.)

Inhalt

Vorwort

Die sieben Faktoren für ein optimales Gedächtnis

Transformation

Assoziation

Fantasie

Emotion

Logik

Lokalisation

Visualisation

Einsteins E = m • c2

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Optimierung des Lernens

»Früh übt sich, wer ein Meister werden will«

Lernfenster und Fremdsprachenerwerb

Gesetz von Yerkes und Dodson

Priming oder: Wie »frisiere« ich mein Gehirn?

Kontextabhängiges Lernen

Zeigarnik-Effekt

Interferenz

Emotionen und Lernen

Techno-Musik oder Mozart?

Schlafhygiene

Wissenskonsolidierung

Unbekannte, aber fantastische Lerntechniken

Master-System: Zahlen werden zum Kinderspiel

Die Welt der Zahlen

Ein kleiner Test zum Anfang

Mit olympischem System »Hui«, ohne System »Pfui«!

Das Master-System zum Meistern der Zahlen

Regeln zum Erstellen von Master-Wörtern

Kreatives Suchen von Master-Wörtern

Die Kreiszahl π als spannende Anekdote

Loci-Methode

Cicero und seine »Methode«

Nur drei Schritte zum Loci-Erfolg!

Die Turnhalle als Lernhilfe

Regeln zur Erstellung einer Memo-Route

Routenvorschlag im Wohnzimmer

Tipps zur Routennutzung

Erstelle deine erste Gedächtnisroute

Anwendung der Routenmethode zum Lernen eines Gedichts

Schlüsselwort-Methode für Vokabeln und Fremdwörter

Die zwei Schritte der Schlüsselwort-Methode

Beispiele zum Lernen von englischen Vokabeln

Beispiele zum Lernen von Fremdwörtern

Chancen und Grenzen der Schlüsselwort-Methode

Logomonik

Spielend jonglieren lernen zur Mentalsteigerung

Die Vorbereitung

Kleine Anleitung zum Erlernen der 3-Ball-Jonglage

Der erste Ball

Der zweite Ball

Der dritte Ball

Lernen und jonglieren – wie hängt das zusammen?

Praktische Beispiele: Einsatz der Techniken in der Schule

Geschichtsdaten

Physikalische Größen und Zahlendaten

Vokabeln

Fremdwörter

Chemische Fakten

Claisen-Kondensation

Rechtschreibung und Sonstiges

Die 10 Gebote als Memo-Geschichte

100 positive Wörter – die Power-Route

Geografie: Unsere 16 Bundesländer mit Landeshauptstädten

Einsatz von Loci-Storys für dauerhaftes Wissen

Die Loci-Story für Deutschland

BWL – Motivationstheorie von Vroom

Die 50 US-Bundesstaaten mit räumlicher Lage

Welcher Sprachen-Lerntyp bist du?

Test: Bist du der logokognitive oder der audiomatische Typ?

Auswertung zum Sprachen-Lerntyp-Test

Eigenschaften des audiomatischen Sprachen-Lerntyps

Eigenschaften des logokognitven Sprachen-Lerntyps

Lerntipps für beide Sprachen-Lerntypen

Lernpsyche und Motivation

»Streber«: Was heißt das eigentlich?

Ohne Fleiß kein Preis!

Das unglaubliche »Lernkick«-Gefühl

Die Eigenschaften eines »Siegertyps«

Leistungsmotivation

Arbeitsbereitschaft

Selbstdisziplin

Frustrationstoleranz

Beharrlichkeit/Durchhaltevermögen

Finde Siegertypen!

Ziele setzen, aber richtig!

1. Größe (Ausmaß)

2. Zeit

3. Eindeutigkeit

4. Verbindlichkeit

5. Konsequenz

Bestimme dein erstes Schulziel!

Verbessern, aber richtig!

Säulenblock-Fertigkeiten

Kettenglied-Fertigkeiten

Die fünf Säulen zum Erfolg

1. Früher Start

2. Unterstützung

3. Motivation

4. PEAK-Training

5. Ausdauer

Fit im Kopf!

Visualisationsreise (Magic Elephant)

Aufmerksamkeit

Gehirngymnastik

Lustiges Gehirnhälften-Puzzle

Zeichnen von liegenden Achten

Überkreuzbewegung zur Gehirnhälften-Koordination

Konzentrations- und Meditationsübungen

Meditative Atem-Konzentrationsübung

Gedankenzähl-Konzentrationsübung

Kugel-Konzentrationsübung

Hand-Energie-Konzentrationsübung

Problemlösung durch Visualisation

Bücherwurmproblem

Mond-Erde-Rotationsproblem

Lernoptimum verankern

Kreativität (der Zauber der unvollständigen Witze)

Glaube nicht alles, was du hörst!

Wer weiß, was er weiß?

Lerntest. Schnelles Lernen von Wissensinhalten

Auflösung: Weißt du, was du weißt?

Unbedingt »bedingtes Lernen« lernen

Wissensniveaus – oder »Alles klar?«

Wetten: So lerne ich zu wissen!

Gedächtnisabschlusstest

Allgemeine Testanleitung

Zahlentest

Wörtertest

Geschichtsdatentest

Interview mit der Kinder-Gedächtnisweltmeisterin

Infos zu Gedächtnismeisterschaften

Schlusswort

Literatur

Kontaktadressen

Register

Vorwort

Dieser Ratgeber ist eines von den Büchern, die wirkliche Begeisterung wecken können! Denn das Werk ist trotz des relativ schwierigen Themas »Lernen« sehr leicht lesbar und bringt nicht nur neue, verblüffende Kenntnisse, sondern ist dabei auch sehr unterhaltsam und sogar spannend geschrieben.

Dem Autor ist es auf schöne Weise gelungen, die Techniken und Methoden allgemeinverständlich zu erklären, die den gesamten Lernprozess immens erleichtern und gleichzeitig zu dauerhafter Abspeicherung von Informationen führen.

Damit enthüllt er genau jene Lernwege, mit denen Weltmeister im Gedächtnissport immer wieder fantastische Mentalleistungen erreichen. Zusätzlich schafft er es auch, die Leser durch zahlreiche Tipps und Beispiele an die Hand zu nehmen, um mit ihnen die unzähligen Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis des Lernens zum Beispiel in der Schule oder im Studium zu ergründen.

Tests und Aufgaben regen zu aktiver Mitarbeit an, und so erfährt der junge, aber auch der ältere Leser viel Neues über die eigenen Stärken und Schwächen beim Abenteuer »Lernen«, wodurch jeder die Basis für eine bessere Lerneffizienz legt.

Doch hätte dieses Buch den viel versprechenden Titel »Lernen wie ein Weltmeister« nicht verdient, wenn nicht auch die psychologischen Aspekte zum Thema Lernen und Leistung auf sehr motivierende und anschauliche Weise beleuchtet worden wären. Denn Höchstleistungen in allen Bereichen setzen bestimmte in einem selbst liegende Prinzipien voraus – und wer könnte diese besser beschreiben als ein (Gedächtnis-)Weltmeister?

Last but not least machen eingestreute treffende Bemerkungen von berühmten Persönlichkeiten sowie lustige Anekdoten das Werk zu einem anregenden Lesevergnügen und untermauern so die Philosophie des Buches:

»Lernen kann und soll Spaß bringen!«

Diesen meisterlichen Lernspaß wünsche ich allen!

Dr. Michaela Buchvaldová

(Madonna of Memory)

3-fache Frauen-Gedächtnisweltmeisterin

Die sieben Faktoren für ein
optimales Gedächtnis

Leben ist Erinnerung,

außer dem einen Augenblick der
Gegenwart, der so schnell vergeht,

dass man ihn kaum fassen kann.

Tennessee Williams

Unsere kleine Abenteuerreise durch das große Gebiet des Lernens muss einfach mit dem Gedächtnis beginnen! Denn welchen Sinn hätte das Lernen, wenn man einen Wissensstoff sofort wieder vergessen würde? Somit ist das Abspeichern, Behalten, Auswendiglernen, Einprägen, sich Merken oder Memorieren ein wesentlicher Teil des Lernens, um den es deshalb auch in diesem ersten Kapitel geht.

Nach vielen Jahren meiner aktiven Zeit als Gedächtnissportler, in der ich mich ständig verbesserte, in zahlreichen Disziplinen Weltmeister wurde und immer wieder neue Gedächtnisweltrekorde aufstellen konnte, habe ich mir einmal überlegt, welche geistigen Fähigkeiten ich eigentlich bei meiner Art des Lernens einsetze. Und genau diese Art des Einprägens und Lernens führt dazu, dass ich mir zum Beispiel auf einer Weltmeisterschaft insgesamt über 10 000 Zahlen, Daten, Wörter und Fakten merke! Bei dieser Analyse meines Lernens war es auch für mich erstaunlich, dass es im Grunde nur sieben geistige Fähigkeiten sind, die bei meinen Lernabläufen ständig zum Einsatz kommen. Im nachfolgenden Diagramm sind sie grafisch dargestellt.

Die sieben geistigen Faktoren für ein optimales Gedächtnis

Die einzelnen Faktoren werde ich im Folgenden genauer erklären. Das eine oder andere Beispiel wird für die meisten vielleicht etwas sonderbar, eigenartig und merkwürdig erscheinen – aber gerade deshalb ist es ja merk-würdig!

Transformation

Transformation heißt Umwandlung. Hiermit ist gemeint, dass man abstrakte, unanschauliche und trockene Informationen unbedingt zu einer konkreten, anschaulichen und für das Gedächtnis »verdaubaren« Information umwandeln sollte, bevor man sie sich einprägt. So sind zum Beispiel Zahlen, Vokabeln und auch Namen meistens sehr unanschaulich, so dass man versuchen sollte, sie im Geiste so umzuwandeln, dass man sich leichter etwas darunter vorstellen kann. Beispiele:

  1. Wenn du lernen sollst, dass Karl der Große 747 nach Christus geboren wurde, so kannst du diese Geschichtszahl einfach zur Boeing 747 umwandeln und dir vorstellen, dass er in diesem Flugzeug geboren wurde – auch wenn es damals natürlich noch keine Flugzeuge gab.
  2. Oder ein Beispiel zu Namen: Du hörst zum ersten Mal etwas vom großen griechischen Philosophen Sokrates und wandelst diesen Namen zu »So (ein) Krater« um oder zum Satz »So kracht es«. Auf diese vielleicht jetzt noch ein bisschen verrückt erscheinende Weise gibst du der zufälligen Reihenfolge der Buchstaben des Namens durch die Transformation eine anschauliche Bedeutung.

Versuche selber ein gutes Beispiel für die Anwendung des Mentalfaktors »Transformation« zu finden.

Dein eigenes Beispiel:

Übrigens machte der Werbepromi Verona Feldbusch es in einem TV-Spot nicht anders, als sie versuchte, den Zuschauern die Telefonnummer der Auskunft »11880« mit der folgenden Transformation einprägbar zu machen: »11 Mann hat eine Fußballmannschaft, 88 wird meine Oma, und ich habe 0 Ahnung!«

Assoziation

Dieser Gedächtnisfaktor ist schon ein wenig bekannter. Hierunter versteht man die Technik, verschiedene Lernstoffe miteinander zu assoziieren, also miteinander zu verbinden. Dies ist gerade dann sinnvoll, wenn man etwas schon sicher weiß, also fest im so genannten Langzeitgedächtnis abgespeichert hat, und nun etwas Neues lernen muss, was sich damit in irgendeiner Weise assoziieren lässt. Beispiele:

  1. Wenn in der Biologie die Reihenfolge der Hautschichten des Auges gelernt werden sollen, nämlich Lederhaut, Aderhaut und Netzhaut, so kann man mit den jeweiligen Anfangsbuchstaben das Wort LAN bilden, und so hat man eine Assoziation zu dem LAN-Netz aus dem Computerbereich, das die meisten kennen. Zwar haben beide Informationen nichts miteinander zu tun, aber das ist zum Behalten unwesentlich.
  2. Oder du sollst in einem Fach lernen, dass das Gehirn des Menschen aus etwa 100 Milliarden Gehirnzellen besteht. Wenn du nun weißt, dass unsere Galaxie, die wir Milchstraße nennen, aus etwa 100 Milliarden Sternen besteht, so kannst du diese beiden Informationen als Assoziationsbild verbinden: Alle Sterne der Milchstraße befinden sich als Gehirnzellen in deinem Kopf!

Dein eigenes Beispiel:

Fantasie

Alle Menschen haben im Grunde eine fantastische Fantasie. Und gerade diese geistige Leistung wird viel zu selten zum Lernen eingesetzt. Meistens wird der Lernstoff als trockene Wissensansammlung vermittelt, so dass er für uns uninteressant und für unser Gedächtnis nur schwer aufnehmbar ist. Bereitet man den Lernstoff jedoch mit Fantasie und Kreativität auf, so wird er nicht nur viel leichter einprägsam, sondern dass Lernen macht so auch viel, viel mehr Spaß. Beispiele:

  1. Wenn man im Geschichtsunterricht den Namen »Walter« lernen soll, so geht dieser bei den meisten in das eine Ohr rein und zum anderen hinaus. Doch man kann seine Fantasie spielen lassen und versuchen, etwas in dem Namen zu entdecken. So ähnelt ihm beispielsweise das Wort »Falter«. Wenn man sich dazu eine fantasievolle Geschichte ausmalt, dass dem Mann beim Sprechen oder Singen immer ein schöner bunter Falter aus dem Mund flattert, so wird man den Namen nicht mehr so leicht vergessen. Und wenn es sich bei dem Namen um den Dichter und Minnesänger Walther von der Vogelweide handelt, dann passt dass fantasievolle Merkbild wirklich prächtig.
  2. Auch andere Vornamen kann man sich problemlos mit Fantasie einprägen: Bei einer Sarah kann man sich vorstellen, dass sie Sahara-Sand in den Haaren hat. Einem Markus kommen dagegen Markstücke aus dem Mund.

Dein eigenes Beispiel:

Emotion

Viele haben sicherlich schon erfahren, dass sie ein Erlebnis, welches mit vielen Gefühlen verbunden war – egal ob schlechten oder guten –, ohne Anstrengung gut behalten konnten. Dies liegt vermutlich daran, dass das für Emotionen zuständige Areal im Gehirn einem wichtigen Gedächtnisareal sehr nahe liegt. Das Interessante dabei ist nun, dass man Emotionen auch gezielt für das Lernen einsetzen kann, indem man beim Einprägen eines Lernstoffes bewusst Gefühle hineinbringt. Das wird zum Beispiel bei teilweise dokumentarischen Spielfilmen gemacht. Vor dem Hintergrund geschichtlicher Ereignisse spielt dann meistens eine spannende Kriminal- oder Liebesgeschichte, wodurch man die geschichtlichen Fakten emotional ganz anders verarbeitet, als wenn sie trocken vom Lehrer vorgetragen oder im Geschichtsbuch gelesen werden (die Filme »Pearl Harbour« oder »Der Untergang der Titanic« sind gute Beispiele dafür). Einsatzbeispiele:

  1. Ein Geschichtsereignis wie die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus im Jahr 1492 solltest du dir so vergegenwärtigen, als wenn du selbst Kolumbus wärst. Produziere in dir dabei selbst das unbeschreibliche Hochgefühl, nach vielen Monaten auf See, erschöpft, hungrig und durstig, endlich das erhoffte Land zu sehen!
  2. Auch solltest du dir einen französischen Namen geben, wenn du Französisch lernst; wie wäre es mit Frédéric oder Joséphine? Dadurch schaffst du dir eine emotionale Welt, aus der heraus du die französische Sprache nicht mehr als so fremd und feindselig erlebst (natürlich gilt das auch für andere Sprachen). Probiere es einfach aus!

Dein eigenes Beispiel:

Was ist an einer 50-stelligen Zahl so lustig?

Ich hatte gerade mal gut ein Jahr mit meiner ersten Kindergruppe Gedächtnistraining gemacht, und prompt konnte das beste Mädchen im Kurs die deutschen Jugend-Gedächtnismeisterschaften gewinnen (übrigens wurde sie seitdem mehrfach Junioren-Gedächtnisweltmeisterin und 2003 jüngste Abiturientin Deutschlands!). Natürlich waren die Medien sehr daran interessiert, was wir im Kurs eigentlich machen und wie das Ganze funktioniert. Also kam ein Fernsehteam, das unsere Christiane gerne in Aktion sehen wollte: Sie gaben ihr eine 50-stellige Zahl, die sie sich in etwa drei Minuten einprägen sollte. Ganz verdutzt waren sie jedoch dann, dass Christiane bei dieser schwierigen Aufgabe nicht angespannt und verbissen dreinschaute, sondern häufig herzhaft auflachte und dann später auch noch alle Ziffern in der richtigen Reihenfolge korrekt aufsagen konnte. (Nur Geduld, du wirst das bald verstehen!)

Logik

Denken ohne zu

lernen ist töricht, lernen ohne

zu denken ist gefährlich.

Konfuzius

Natürlich darf die Logik als Gedächtnisfaktor in dieser Auflistung nicht fehlen. Denn immer wenn wir einen logischen Zusammenhang mit unserer Intelligenz im Lernstoff erkannt haben, verbessert dies unsere Erinnerungsleistung. Am besten funktioniert das in den eher durch Logik bestimmten Fächern, wie Mathematik, Physik oder Chemie. Doch was macht man, wenn es eigentlich keine logisch erklärbare Basis für eine Lerninformation gibt? Nun, dann muss man sich eben eine eigene logische Eselsbrücke schaffen! Beispiele:

  1. Es gibt leider immer wieder einige Schüler, die bringen die Himmelsrichtungen Westen und Osten durcheinander. Aber es ist doch »logisch«, das Westen links und Osten rechts ist, denn die beiden ersten Buchstaben ergeben das bekannte Wort »WO«.
  2. Die Stadt und Elite-Universität Stanford schreibt man so und nicht anders, zum Beispiel Stantford oder Standfort, weil Stan (der Dünne von »Dick und Doof«) mit seinem Auto, nämlich einem Ford, zu dieser Stadt fährt.

Dein eigenes Beispiel:

Lokalisation

Dieser Faktor ist in der heutigen Zeit recht unbekannt. Trotzdem ist er für das Lernen von Informationen sehr hilfreich. Mit dem Faktor der Lokalisation (auch Verortung genannt) kann man Lernstoff sicher, vollständig und nach Wunsch auch in einer bestimmten, festgelegten Reihenfolge abrufen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort für »Ort« ab, das heißt, dass man die Informationen an bestimmten realen Orten zu Hause, in der Schule, am Urlaubsort usw. als mentale Bilder ablegt – somit sind die speziellen Orte Ankerpunkte für das Gedächtnis. Später werde ich diese Methode genauer erklären; vorab deshalb nur zwei Beispiele dafür, wie du diese Methode eigentlich schon unbewusst einsetzt. Beispiele:

  1. Wenn du etwas verlegt hast und schon fast überall (mit steigendem Ärger) gesucht hast, dann solltest du mal kurz überlegen, wann und an welchem Ort du den verlegten Gegenstand das letzte Mal in der Hand hattest und wohin du dann genau gegangen bist. Wenn man so geistig die ganze Situation durchgeht, erinnert man sich häufig ganz plötzlich wieder. Hier nutzt man also die Fähigkeit des Gedächtnisses, nicht nur einzelne Informationen abzuspeichern, sondern auch das Umfeld und den Ort, an dem man etwas getan oder gelernt hat.
  2. Der Gedächtnisfaktor des Verortens wird seit über 2000 Jahren verwendet: So haben zum Beispiel die berühmten römischen Redner stundenlange freie Reden gehalten, indem sie Stichwörter ihrer Rede vorher verorteten.

Visualisation

Visualisationsvermögen ist
wichtiger als Wissen
.

Albert Einstein

Nachdem man nach Möglichkeit und Erfordernis alle oben genannten Faktoren zum Lernen eingesetzt hat, ist noch unbedingt dieser letzte Schritt der Visualisation zu vollziehen. Visualisieren bedeutet, sich ein Bild von etwas im Geiste, quasi vor dem inneren Auge, zu machen. Dieses mentale Bild sollte so klar und lebendig wie möglich sein. Somit sollte man es nicht nur »sehen«, sondern es sollte auch reich an anderen Sinneseindrücken wie Geräuschen, Gerüchen oder Tastempfindungen sein. Jeder Mensch hat diese phänomenale Fähigkeit, unendlich viele unterschiedliche Bilder im Geiste zu erstellen – und ganz besonders Kinder. Da der Mensch ein extrem gutes Gedächtnis für Bilder besitzt (und ein schlechtes für Zahlen, Formen oder Wörter), wird klar, dass man sich durch solche geistigen »Lernbilder« viel leichter an jegliches Lernmaterial erinnern kann. Und wie erstklassig unser Gedächtnis für Bilder tatsächlich ist, zeigte 1973 Prof.  L. Standing (Kanada) durch folgendes erstaunliche Experiment: Versuchspersonen wurde alle fünf Sekunden ein klares und aussagekräftiges Bild vorgelegt – insgesamt 1000. Die Frage war, wie viele sie sich davon hatten einprägen können. Im zweiten Teil des Experiments gab man ihnen dann immer zwei Bilder nebeneinander zur Ansicht, von denen das eine bereits im ersten Versuchsteil gezeigt worden war, das andere jedoch nicht. Das Ergebnis war wirklich verblüffend: Im Durchschnitt erinnerten sich die Probanden an 992 von 1000 Bildern! Führte man jedoch dieses Experiment in entsprechender Weise mit Wörtern durch, so lag der Erinnerungsgrad nur bei 70 Prozent!

Wie bedeutend Bilder für unser Denken und Sprechen sind, zeigt sich an den unzähligen Sprachbildern, mit denen unsere Sprache reichlich gespickt ist, wie »unter einer Decke stecken«, »am Ball sein«, »rotsehen«, »an einem Strang ziehen«, »eine Schraube locker haben«, »auf der Höhe sein«, »in einem Boot sitzen«, »nicht auf den Kopf gefallen sein« etc. Beispiele:

  1. Stell dir ein blau-rot gestreiftes, fahrendes Auto mit sechs Rädern und zwei Flügeln vor, in dem am Steuer ein Schaf sitzt. Na, ist das nicht toll? Obwohl du so ein sonderbares Fahrzeug sicherlich noch nie gesehen hast, kannst du es dir vorstellen!
  2. Wenn du lernen sollst, dass die Geschwindigkeit des Schalls 330 Meter pro Sekunde beträgt, kannst du dir vorstellen (um einen ungefähren Eindruck von der immensen Geschwindigkeit zu bekommen), wie du mit dem Schall auf dem Sportplatz eine Runde (= 400 Meter) um die Wette läufst und er schon im Ziel ist, wenn du dich gerade aus den Startblöcken bewegt hast.

Dein eigenes Beispiel:

Einsteins E = m • c2

Um wichtige Faktoren des Gedächtnisses zusammenzufassen und so immer gegenwärtig zu haben, kann man sich die bekannteste Formel des berühmten Physikers Albert Einstein ausborgen:

E = m • c2

Allerdings wird diese Formel hier nicht mit ihrer eigentlichen Bedeutung (Energie = Masse mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat) verwendet, sondern sie steht sozusagen als Eselsbrücke für eine Zusammenfassung wichtiger Gedächtnisfaktoren:

Das E steht für Emotion.

Das =-Zeichen gibt den Faktor der Transformation wieder, da ja hierbei nur umgewandelt wird und sonst die Information gleich bleibt.

Das m steht korrekt für die Masse von Materie und stellt den Begriff der Verortung da, denn jeder Ort besteht ja aus Materie.

Der Punkt () ist der i-Punkt von Intelligenz und repräsentiert Logik.

Das eine c steht etwas weniger deutlich für den Faktor der Assoziation (einigermaßen leicht einprägsam durch das englische Wort »association« oder den ähnlichen englischen Begriff »connection«)

Das andere c steht für das englische Wort »creativity«. Was Kreativität heißt und in etwa dem Begriff Fantasie entspricht.

Und wenn du dann noch diese Formel richtig visualisierst, dann hast du auch automatisch den letzten Faktor der Visualisation abgespeichert. Für diesen Mentalfaktor kannst du dir im Geiste ein Häkchen »√« hinter der Formel E = m c2 denken und damit das V von Visualisation vorstellen.

Man sieht, dass man sich mit dieser einfachen Formel von Einstein sehr leicht an alle wichtigen sieben Gedächtnisfaktoren erinnern kann!

In diesem Buch möchte ich auf verschiedene Gedächtnistechniken eingehen, jedoch werde ich auch zu vielen anderen Aspekten des Lernens Hilfestellungen geben, wie: Lernmotivation, die Prinzipien der (Lern-)Zielsetzung oder das Erkennen von Wissensniveaus. Außerdem versuche ich, dieses Buch in sehr einfacher Sprache zu schreiben, damit es auch für Schüler und junge Studenten leicht verständlich ist.

Wer mehr über diese sieben mentalen Fähigkeiten und den wissenschaftlichen Hintergrund erfahren möchte, findet mittlerweile zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Auch mit meinem speziellen Gedächtnisbuch »Erfolgs-Gedächtnis. Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken« kann man sich tiefer in diese Thematik einarbeiten.