Für Th.St. und Batty

Günther Gold

Dimensionen der Wirklichkeit

Teil 3

Die Grundlagen des Nagual-Schamanismus

© tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld

ISBN Paperback: 978-3-96051-930-0

ISBN e-Book: 978-3-96240-018-7

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Anmerkungen zum Coverbild:

Ein Geschenk von Alban B.; Sand-Pendel-Künstler

Alban erlitt im Jahr 2005 einen schweren Motorradunfall, in dessen Folge er lebensgefährdende Verletzungen davontrug. Er verlor seinen rechten Arm und den Großteil des rechten Beines und zog sich mehrere Brüche im Gesichts-, Kopf- und Brustbereich zu – und noch etliche andere innere Verletzungen (Zwerchfell, Milz, ...), die jede für sich schon ein lebensbedrohendes Problem darstellen würde. Man musste eine Lebertransplantation durchführen und diagnostizierte ein hoch-malignes Lymphom an der Leberpforte.

Nach unzähligen Operationen und einer heftigen Chemotherapie suchte Alban nach seiner „Entlassung“ aus dem Spital bei mir und meiner Lerngruppe in der Spirale um „Heilung“ an.

Die Heilzeremonie war für alle Beteiligten eine sehr intensive Beschäftigung mit Leben und Tod. Alban konnte tiefe Einblicke in seine Geschichte erlangen und führte intensivste Verhandlungen mit sowohl dem „Pirschenden“ als auch dem „Wohlmeinenden Tod“ (über diese Tode, siehe Teil 1, Kapitel 2.2). Augenscheinlich verhandelte Alban sehr gut, denn völlig entgegen allen Erwartungen und Prognosen schaffte er es, seinem Leben – oder was zu diesem Zeitpunkt davon noch übrig war – einen neuen Sinn und eine neue Ausrichtung zu geben. Er fand in Folge eine Anstellung bei einer Prothesen-Erzeugungs-Firma, die sich sowohl sein Talent als Künstler und Techniker als auch seine Möglichkeiten des praktischen Erprobens bei der Entwicklung neuer innovativer Prothesen zunutze machte.

Ich habe noch zehn Jahre später von Freunden gehört, dass es ihm gut geht und hoffe, dass das noch immer so ist und noch lange so sein wird.

INHALTSANGABE - TEIL 3

Die Grundlagen des Nagual-Schamanismus

Vorwort zu Teil 3

1. Einführung in das Weltmodell des Nagual-Schamanismus

1.1 Ist Zwanzig 12 + 8 oder (auch) 13 + 7 ?

1.2 Die sieben Licht-Emanationen des Bewusstseins

1.3 Bewusstsein–Energie–Materie / Geist–Seele–Körper

2. Die Dimensionen der Wirklichkeit

2.1 Die „20 Kräfte“ als Steinkreis

2.2 Involution und Evolution

DIE INVOLUTION

3. Die Involution der 20 Essenzen & Grundmuster des Seins

3.1 Die Tänzer – Die Licht-Bewusst-Seins-Emanationen

3.2 Tod/Leben, Raum und Zeit

3.3 Die 10 Bewegenden Kräfte

4. Die Dynamik und Wirkweise der 6. Dimension

4.1 Elektro-Magnetische Energie

4.2 Psycho-Kinetische Energie

5. Im Spannungsfeld der 5. Dimension

DIE EVOLUTION

6. Medizinräder

7. Grundlegende Zusammenhänge – die Basisräder

7.1 Die Elemente

7.2 Die Qualitäten der (Himmels-)Richtungen

8. Die Evolution – Die Kinderzählweise der 20 Kräfte

9. Die 3. Dimension – das Außen

9.1 Die Kinder von Großmutter Erde

9.2 Das Rad der Mineralwelt

9.3 Das Rad der Pflanzenwelt

9.4 Das Rad der Tierwelt

9.5 Das Rad der Menschenwelt

9.6 Das Rad der Ahnenwelt

9.7 Die menschlichen Erfahrungs-Bereiche

9.8 Schlussfolgerungen aus diesen Basisrädern

9.9 Das Rad der günstigen Energieanwendung

9.10 Das Rad der balancierten Schilde

9.11 Die Talente und Geschenke des Mensch-Seins

10. Die 4. Dimension – das Innen

10.1 Das allgemeine Rad der Träume

10.2 Das persönliche Rad der Träume

10.3 Die 10 Schritte jeder Energiebewegung

10.4 Alle Bewusstseinszustände

10.5 Genaueres zur Teilung der 20 in 12+8 bzw.13+7

11. Die 5. Dimension – die (Regenbogen-)Brücke

12. Die 6. Dimension – darüber hinaus

DAS LEUCHTENDE KOKON

13. Die feinstoffliche Anatomie des Menschen

13.1 Die Regenbogenbrücke

13.2 Der Mensch als multidimensionales Wesen

13.3 Die Schichten d. Bewusstseins – die koshas des atman

14. Die Tänzer – des multidimensionalen Menschen

15. Die Schilde – und ihr Bezug zu den Tänzern

16. Die Chakren – als 2. Regenbogenbrücke

17. Der Montagepunkt

18. Der Oktogonale – Holographische Spiegel

DAS MENSCHLICHE BEWUSSTSEIN

19. Die Evolution des menschlichen Bewusstseins

19.1 Die Evolution des kollektiven Bewusstseins

19.2 Die Evolution des individuellen Bewusstseins

19.3 Die Ebenen des trans-personalen Selbst

19.4 Die sozio-kulturelle Evolution

20. Wenn es also hin zur Erleuchtung gehen soll

VORWORT

Dimensionen der Wirklichkeit – Teil 3

Grundlagen des Nagual-Schamanismus

Ich habe lange gezögert, diesen dritten Grundlagen-Teil zu schreiben, da das Niederschreiben und Festlegen von Gedanken zu diesem schriftlich bisher meist nur in rudimentären aus Stichworten bestehendem, überliefertem Wissen auch bestimmte Nachteile mit sich bringt. Das, was ich als Basiswissen des Nagual-Schamanismus bezeichne, ist im Grunde eine Ansammlung von vielleicht einem dutzend „Rädern“ mit zugeordneten Begriffen. (Dazu, warum das Wissen meist in „Rädern“ dargelegt wird, später mehr).

Beschäftigt man sich mit diesen Wissens-Rädern, so bringt man sie in Bewegung, kommt dadurch selbst in Bewegung und sie können ein Fahrzeug werden, das einem zu bisher so noch nicht gekannten, bzw. noch überhaupt unbekannten Erkenntnis- und Erfahrungs-Kontinenten befördert. Klar ist aber auch, dass jeder Lernende und auch jeder Lehrende unterschiedliche Zugänge haben wird und somit, dem jeweiligen Erkenntnis- und Erfahrungsstand gemäß, die Räder auf oftmals recht deutlich verschiedene Weise interpretieren wird. Und so hätte auch ich sicher Einiges dieses 3. Teiles vor ein paar Jahren recht anders dargestellt und gewiss andere Schwerpunkte gesetzt, – und wieder anders würde ich das wahrscheinlich in ein paar Jahren tun. In dieser Tatsache findet sich auch der Grund für mein Zögern, diesen Teil zu schreiben und damit „festzuschreiben“.

Was aber andererseits deutlich für diesen 3. Teil sprach, ist, dass ich mich in den anderen beiden Teilen dieser Trilogie an so manchen Stellen nicht groß mit Erklärungen aufhalten muss – was den Fluss des Lesens erheblich stören würde. Ich kann an solchen Stellen einfach einen Querverweis (Genaueres siehe Teil 3, Kapitel ...) einfügen, und der an einer Sache genauer interessierte Leser kann sich – wenn er das will – näher informieren.

Gut, also einen dritten Teil. Beim Schreiben eröffnete sich mir dann schon die nächste zu überspringende Hürde. Es galt, eine Balance zu finden, zwischen: – die Dinge, die eigentlich „banal“ und selbstverständlich sind, nicht zu ausführlich zu behandeln, um den versierten Leser damit nicht zu langweilen, – und dennoch nicht zu vage und ungenau zu sein – und damit dem auf dem Gebiet vielleicht noch nicht so erfahrenen aber interessierten Leser zu wenig Information zu geben. Ich hoffe, dass mir das im Großen und Ganzen gelungen ist, und ich beschränke mich – bis auf ein paar wenige „Ausflüge“ – auf das wirklich Grundlegende, was man in ein paar wenigen Jahresausbildungen erfahren könnte.

Wichtig ist mir dabei in erster Linie, das im Theorieteil so oft angesprochene Paradoxon der nebeneinanderstehenden, einander scheinbar widersprechenden Schöpfungserklärungen der Involution und der Evolution aus nagual-schamanischer Sicht zu beleuchten. (Gemäß der Evolution ist die Grundlage alles Seins die Materie – und Gedanken, Emotionen und Bewusstsein sind bloß Epiphänomene des Materiellen. Gemäß der Idee der Involution ist das Allumfassende Bewusstsein die Grundlage alles Seins und alles Existente sind verschiedene Manifestationen dieses Einen).

Dies ist zugegebener Maßen ein recht kleiner Ausschnitt des unglaublich umfassenden Wissens- und Erfahrungsschatzes des Nagual-Schamanismus. Doch um tiefer darin einzutauchen, wäre es unbedingt erforderlich, sich in der praktischen Anwendung zu üben und dies ist alleine mit „Buch-Anleitungen“ ganz sicher nicht zu bewerkstelligen.

Wenn ich in diesem Buch an manchen Stellen Begriffe amerikanisch-indigenen Sprach-Ursprungs verwende, so kann ich nicht garantieren, dass es sie in dieser Form auch wirklich in einer lebenden indianischen Tradition und mit dieser Bedeutung gibt. Mir wurden sie von meinen Lehrern so übermittelt, ohne genauere Quellenangaben. Manche scheinen aus Lakota-, andere wiederum aus Cherokee- oder auch direkten Azteken- und Maya-Quellen zu stammen. Trotz dieser mir sehr unangenehmen Unkenntnis habe ich mich dazu entschlossen, doch einige dieser – mir durch die Jahre vertraut gewordener Begriffe zu benutzen.

Gar nicht einfach zu entscheiden war, ob ich bei der Beschreibung der Wirklichkeitsentstehung mit der Evolution oder mit der uns nicht so geläufigen Involution beginnen sollte. Ich habe mich letztlich dazu entschlossen, mit der schwieriger zu verstehenden, von mir in den letzten Jahren erarbeiteten, bzw. wo sie in Ansätzen schon vorhanden war, ergänzt und neu definierten Involution zu beginnen. Im Fall, dass einem Leser oder einer Leserin dieser (Involutions-) Beginn zu ungewohnt oder kompliziert erscheint, so möge er/sie die Kapitel 3, 4 und 5 vorerst auslassen und nach den einleitenden Kapiteln 1 und 2 mit dem Kapitel 6 fortfahren. Es ist völlig o.k., das so zu tun, da ich das Buch genauso gut auch so aufbauen und mit der Evolution beginnen hätte können.

Die Entscheidung „die Geschichte des Alles“ sowohl von der Evolutions- als auch von der Involutions-Seite darzustellen, bringt unweigerlich mit sich, dass es manche Überschneidungen und fallweise vielleicht sogar Wiederholungen gibt. Ich hoffe, dass diese als willkommene „Nochmals-Erklärungen“ aus anderer Sichtweise und nicht als „Das weiß ich doch jetzt schon“ empfunden werden.

Es ist mir bewusst, dass im Speziellen in diesem 3. Teil der Trilogie die Art der Abhandlung der Themen auf extrem unterschiedlichen Wissens-, Erfahrungs- und Bewusstseins-Ebenen stattfindet. Dies ergab sich schon alleine durch das Miteinbeziehen der „Kinder-Zählweise“ der 20 Kräfte.

Ein paar Hinweise zur Gliederung dieses 3. Teiles:

Nach einer kurzen Einleitung und Erklärung der Wurzeln des Nagual-Schamanismus, folgt eine Übersicht über das Verständnis des Zusammenspiels von Körper-Seele-Geist, bzw. Materie-Energie-Bewusstsein und die Vorstellung des 7-Dimensionen-Modells des Nagual-Schamanismus.

In den Kapiteln 3, 4 und 5 werden die 20 Essenzen und Grundmuster des Seins, als sich verwirklichende Potentialitäten höherer Dimensionen gemäß der Involution beschrieben und es wird auf ihre Wirkungsweise und Dynamik genauer eingegangen.

Die Kapitel 6 und 7 behandeln die absolut einfachsten Grundzusammenhänge und leiten über zu Kapitel 8, zur „Kinder-Zählweise“ der 20 Essenzen gemäß der Evolution. In den Kapiteln 9 bis 12 wird genauer auf diese eingegangen.

Die Kapitel 13 bis 18 befassen sich mit dem nagualschamanischen Verständnis der „feinstofflichen Anatomie“ des Menschen mit kurzen Querverbindungen zu vedischem, tibetischem und tantrischem Wissensgut.

Kapitel 19 bietet einen Überblick über die Evolution menschlichen Bewusstseins bis heute und geht über in Kapitel 20, einem Ausblick, wie es von hier weiter gehen könnte.

1.
EINFÜHRUNG IN DAS WELTMODELL DES NAGUAL-SCHAMANISMUS

So wie bei jedem Weltmodell geht es auch in der Welt-Sicht des Nagual-Schamanismus primär um das Selbstverständnis des Menschen, seinen Platz im Gesamtgefüge der Schöpfung und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse und Zusammenhänge.

Im schamanischen Selbstverständnis ist die gesamte Natur ein lebendiges, beseeltes Zusammenspiel, das miteinander ein sinnvolles Ganzes ergibt. Jedes Geschöpf wird für das geehrt, was es ist – und alle sind gleichwertig, wenn auch jedes seine eigenen besonderen Fähigkeiten und Qualitäten hat. Der Mensch nimmt in diesem Zusammenspiel einen, seinen Gaben, Talenten und Möglichkeiten entsprechenden, aber nicht übergeordneten oder gar ausbeuterischen Platz ein.

Die Geschichten und Mythen über die Entstehung der Welt und des Menschen haben in den meisten Stämmen Nord-, Mittel- und Südamerikas sehr ähnliche Charakteristiken.

Meist gibt es den Großen Geist, das Große Geheimnis, das sich als weibliche und männliche Energie-Ausprägung, als Ein- und Ausatmen, als Implodieren und Explodieren erfährt und der pulsierende, atmende Ursprung allen Seins ist.

Wobei aber nicht der Eindruck entstehen sollte, dass dieses Einund Ausatmen, dieses Implodieren und Explodieren unbedingt etwas mit der gewagten Urknall-Theorie der Physik zu tun habe, quasi die Ur-Knall-Theorie auf „schamanisch“. Dieser „Ursprung allen Seins“, bezieht sich nicht auf einen „Null-Punkt“ und auf ein „zeitliches“ und „örtliches“ Ereignis, vor dem „Nichts“ da war, sondern auf jegliches Werden, Sein und Vergehen in jedem Augenblick und auf alles was es gab, gibt und geben wird.

Wakan bedeutet in der Sprache der Lakota-Indianer „geheimnisvoll, heilig, unbegreiflich“ und ist die Kraft, die alles im Universum miteinander verbindet. Jedes Lebewesen und jedes Ding ist Teil von und hat in sich dieses „Heilige, Unbegreifliche, Geheimnisvolle“, eben Wakan – ungeboren und unsterblich. Wird dieses innewohnende Geheimnisvolle, Unbegreifliche „geboren und existent“, so offenbart Wakan sich gemeinsam mit Sasquan, in der Lakota-Sprache „Das-was-sich-bewegt“, als Wakan Tanka Great Spirit, das Große Geheimnis.

In diesem Verständnis entspräche Wakan also „Bewusstsein“ oder „Spirit“ und Sasquan „Energie“ in all ihren Ausprägungen, bis hin zur „Materie“.

In der Vedanta, den Upanischaden und im Tantra wären dies in etwa „Shiva“ und „Shakti“, die als Erfahrungsmöglichkeiten des „Brahman“ in Erscheinung treten. – Also:

Brahman erfährt sich als Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Energie)

Wakan Tanka erfährt sich als Wakan und Sasquan.

(siehe auch Grafik, S. 25).

Ometeotl in der Aztekenkultur bedeutete das weibliche und männliche Prinzip, den Doppel-Gott Ometecuhtli und Omecihuatl und repräsentierte die kreative Energie und Essenz allen Seins.

Hunab-Ku in der Maya-Kosmologie steht für die Null, den ruhenden Mittelpunkt, aus dem sich die gesamte Schöpfung hinausbewegt. Es ist die Quelle und der Ursprung von Maß und Bewegung. Das Maß des Lichts und seiner 7 Farben und der Bewegungen der 13 schöpferischen Töne – und gemeinsam damit der 20 Essenzen und Grundmuster des Seins.

Hunab-ku ist in der Tradition der Maya das Herz des Kosmos, in dem das Prinzip der Dualität sich in der Einheit auflöst und aus dem heraus alles entsteht. Es ist die Ur-Energie oder vielleicht besser das Ur-Bewusstsein. Alles Leben besteht aus Lichtschwingungen und diese Schwingungen haben eine Quelle aus der sie hervorgehen und zu welcher sie zurückkehren – Hunab Ku.

Es gibt ein Symbol, das für Hunab Ku stehen soll, doch sein Ursprung ist nicht ganz klar. Man fand es zwar auf rituellen Gewändern und auf Teppichen, doch gibt es meines Wissens und seltsamerweise keine Darstellung davon in Stein gemeißelt oder in den diversen bekannten Maya-Kodizes oder Wandmalereien.

Hunab-Ku

So dieses Zeichen wirklich für Hunab-Ku steht, so findet man darin eine sehr anschauliche symbolhafte Darstellung des Zusammenspiels weiblicher und männlicher (Schöpfungs)Energien, die sich im Zentrum in einer ineinander verschlungenen weißen und schwarzen Spirale vereinigen bzw. aus dem Zentrum heraus explodieren. Ein Symbol des ewigen Implodierens und Explodierens, des Ein- und Ausatmens, des „Herunter- und Hinauf-Spiralen“ der Evolutions-und der Involutions-Entwicklung, die Verschränkung der Involution und der Evolution, des Zusammenspiels von Bewusstsein und Energie.

Man sieht in den vier Kardinalrichtungen die offenen „Gateways“ und die Portale der Hauptrichtungen von Spirit zu Substanz und von Substanz zu Spirit – und in den Non-Kardinalrichtungen die windmühlenartigen bewegenden Kräfte der Transformationen.

Hunab-Ku ist das Symbol für den Beginn, die Leere, in der die Gesamtheit „alles Möglichen“ als Potential enthalten ist – und die 20 für die Gesamtheit der verwirklichten Schöpfung.

Diese Bedeutung der Zahl 20 als eine Art Zählgrenze, eine überschaubare Einheit, die man sich auch gut vervielfältigt vorstellen kann, war und ist in sehr vielen Kulturen üblich. Man denke nur an die für Nicht-Franzosen doch recht erstaunliche französische Zählweise, in der z.B. die Zahl 98 als quatre-vingt-dix-huit bezeichnet wird – also als vier-zwanzig-zehn-acht (4x20+18). Wahrscheinlich basiert diese „Zählgrenze“-Bedeutung der Zahl 20 für so viele Kulturen auf der Gegebenheit unserer zehn Finger und zehn Zehen.

Neben dieser Zahl 20, die wie schon erwähnt für die 20 Grundmuster und Essenzen des Seins steht, waren für die Maya noch die Zahlen 28, 13, 7 und 4 von besonderer Bedeutung.

4 als eine universelle, archetypische Ordnungszahl, (nicht nur für die Maya), steht unter anderem für die 4 Himmelsrichtungen, die 4 Elemente, die 4 Jahreszeiten, ...

7 als die „7 (Regenbogen-)Farben des Lichts“, „die 7 Emanationen des Bewusstseins“, für uns Menschen unsere höherdimensionalen Wesens-Anteile, die 7 Tänzer. (dazu später).

Es scheint auch so zu sein, dass die 7 Tage Einteilung eine völkerübergreifende, allgemein übliche Selbstverständlichkeit darstellt. Schon in Babylon und Ägypten gab es diese 7 Tage Einteilung und die Tage wurden allgemein nach den damals bekannten 5 Planeten plus Sonne und Mond benannt. Sonn-tag, Mond-tag, Dienstag (Mardi – Mars), Mittwoch (Mercredi – Merkur), Donnerstag (Dona, germanische Entsprechung für Jupiter), Freitag (Freya, germanische Entsprechung für Venus), Samstag (Saturday – Saturn).

13 als die 13 schöpferischen Energien bzw. Töne, die sich aus den 10 bewegenden Kräften, plus den 3 Großen Bewegern, der 3-Einheit – Zeit, Raum (Magma) und Tod (der Leben gibt) zusammensetzen und in jeder „Energie in Bewegung“ also in Allem und in jedem Schöpfungsprozess gemeinsam enthalten sind. (Dazu noch genauer später).

Die 13 steht auch für die 13 Monde im Jahr zu jeweils 28 Tagen (4 mal 7), was 364 Tage im Jahr ergibt. Dem einen verbleibenden Tag im Jahr (von den Schaltjahren abgesehen) wurde besondere Bedeutung zugemessen. Er fiel sozusagen in vielerlei Hinsicht „aus der Zeit“ und wurde zeremoniell gewürdigt.

Die Zahl 13 taucht auch bei uns immer wieder in allen möglichen Märchen und Mythen auf. (Ganz abgesehen von dem „Unglück“, das sie im allgemein verbreiteten Aberglauben bringen soll – vor allem in Verbindung mit Freitag/Venus).

So ist es in einem Märchen zum Beispiel, die 13te Fee/Hexe, die nicht zum Geburtstagsfest der Prinzessin geladen wird und diese daraufhin verhext. Mit 15 Jahren (erstmalig menstruierend) sticht sich die Prinzessin an einer Spindel und fällt in Dauerschlaf. Erst ein Prinz, der die rotblühende Dornenhecke durchdringt, kann sie – Dornröschen – wachküssen.

Ein Menstruation-Zyklus umfasst bekanntlich 28 Tage, 13 mal im Jahr – und sollte daher wohl von uns Menschen als der „fruchtbarste“, von der Natur für uns Menschen vorgegebene und stimmigste Zeit-Rhythmus erkannt werden – und mit ihm wohl auch die Zahlen 4, 7 und 13. Doch von Papst Gregor dem 13. (!) wurde im 16. Jahrhundert die endgültige Festlegung auf den Gregorianischen 12 Monate Kalender durchgesetzt.

1.1 IST ZWANZIG 12 + 8 ODER (AUCH) 13 + 7 ?

Bei der seit dem 16. Jh. üblichen Teilung der 20 in 12 und 8, die uns als 12 = Zeit (siehe das Ziffernblatt der Uhr und die 12 Monate im Jahr) und 8 = Raum (die Himmelsrichtungen) „verkauft“ wird, – wird uns vielleicht in Wahrheit eine ganze Dimension vorenthalten. Denn 8 spannt keinen Raum auf, sondern zeigt lediglich die kardinalen und non-kardinalen Richtungen einer 2-dimensionalen Ebene. Und 12 ist eben nicht 13 (siehe vorhergehenden Absatz), sondern eine durch Raum vermessene und im Raum fixierte „getaktete“ Zeit. Hingegen spannt 7 den Raum einer perfekten Doppelpyramide, einen „Herkimer-Kristall“ auf. Die 4 Hauptrichtungen, das Zentrum und oben und unten. Die beiden „unteilbaren“ Primzahlen 7 und 13, deren archaische, ja magische Bedeutung in vielen Kulturen bekannt war, waren einer machtorientierten, technokratisch-mathematisch organisierten, patriarchalischen Gesellschaft wohl zu unbequem und „unberechenbar“.

Apropos: „unteilbar“:

Es scheint zwei Arten des „Teilens“ zu geben. Die eine, bei „geraden Zahlen“ bei der sich nachher zwei Teile gegenüberstehen, also z.B. 4 in 2 + 2 geteilt, und eine andere, bei „ungeraden Zahlen“, bei der es eine Mitte, einen Wendepunkt einer dynamischen Bewegung gibt also wo z.B. 5 so geteilt wird, dass auf jeder Seite der Mitte (der 3) zwei Einheiten sind.

Nach dieser „Teilweise“ teilt die 7 die 13 in zwei Hälften und bildet somit den Wendepunkt einer 13er (Bewegungs-)Welle.

Die Teilung der 20 in 13 und 7 sowie die (Wieder)-Synchronisierung dieser Teilung mit der „20 ist 12 und 8 Teilung“ ist ein wichtiger unverzichtbarer Bestandteil der zeremoniellen Alchemie manch indigener Völker, die den Kontakt zu höherdimensionalen Persönlichkeitsanteilen erleichtert – und wird z.B. bei Pfeifenzeremonien, bei Schwitzhütten und bei Anrufungen mit Evokation, Invokation und Beschwörungen angewandt. (Dazu noch später – Kapitel 10.5)

Die Maya, als überaus kompetente, fast schon davon besessene Beobachter des Sternenhimmels und der Bewegungen der Sterne und Planeten, symbolisierten und ordneten die erwähnten 10 Bewegenden Kräfte bestimmten Himmelsformationen und Planeten zu. (Möglicherweise und sogar wahrscheinlich nicht genau auf die gleiche Art, wie dies heute im Nagual-Schamanismus getan wird, und wie es im Kapitel 3.3 beschrieben wird). Ich kann mir diese große Faszination der Maya von den Gestirnen nur so erklären, dass sie in ihnen belebte, beseelte, bewusste Wesen, riesige (göttliche) Organismen erkannten.

Ein Verständnis des Universums, das mir jedenfalls wesentlich sinnvoller und Sinn bejahender erscheint, als „unser Bild“ eines zumindest zum überwiegenden Teil toten Kosmos, der aus dem Nichts, dem Nirgendwo und dem Niemals explodiert und mit rasender Geschwindigkeit ins Nichts, Nirgendwo und Niemals unterwegs ist und aus riesigen leblosen Gesteinstrümmern und unmöglich heißen Gaskörpern besteht. Wer so ein Bild des Universums malt, daran glaubt und es akzeptiert, der hat wohl unweigerlich auch eine dem entsprechende Einstellung zum Sinn des menschlichen Daseins.

Also diese 10 Zahlen oder „Töne“ (die Planeten) plus Zeit, Raum und Tod, der Leben gibt, sind die 13 Bewegenden Kräfte, die verwoben mit den 7 höheren „Licht-Bewusstseins-Emanationen“ den Teppich des Universums, das Gesamtmuster des Lebens, das Alles, ergeben.