© 2017 Erich Rüppel
Abbildungen: Erich Rüppel
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783744804257
Die Nachfrage nach kostbaren Waren kurbelte schon seit frühen Zeiten den Handel an: War es die kostbare Seide, die über die Seidenstraße von China ins Abendland gelangte oder war es Salz, das als kostbares Konservierungsmittel von Lüneburg über die Ostsee in die nordischen Staaten verschifft wurde. Immer waren es Kaufleute, die solchen Handel betrieben. Hamburg war und ist bis heute Ausgangspunkt und Umschlagsplatz des weltweiten Handels durch seine Lage an der Elbe und ist somit das Tor zur Welt.
Handel in Form von Export oder Import durch einzelne Personen oder Unternehmen gehört in unterschiedlicher Gestalt zur Geschichte der Menschheit bis weit in die Vergangenheit. Gewinn und Verlust, Reichtum oder Zusammenbruch, ob es sich dabei um kleine oder große Unternehmen handelt, ist damit verbunden und bis heute an der Tagesordnung. Selten jedoch treten dabei die Personen in Erscheinung, die dieses erleben und genießen, oder erleiden und verkraften müssen. Das darzustellen und nachzuzeichnen war auf Basis persönlicher Aufzeichnungen von zwei Hamburger Kaufleuten über ihre Firmen und ihr persönliches Leben möglich, das in die Geschichte des 19. Jahrhunderts eingebunden war.
Andreas Thomsen, 1795 in Dänemark geboren, und sein Sohn Theodor Ludwig, 1834 in Elberfeld geboren, waren beide Kaufleute und haben beide von Hamburg aus Handel betrieben. Hamburg mit seinem Hafen öffnete auch für sie das „Tor zur Welt“ in der Zeitspanne eines Jahrhunderts: Andreas Thomsen, der sich als Großkaufmann in Hamburg niedergelassen hatte, starb dort 1852 und wurde in Niendorf beerdigt, wo er auch seinen letzten Wohnsitz gehabt hatte. Sein Sohn Theodor Ludwig, der unter veränderten Bedingungen ebenfalls als Kaufmann tätig war und Exportgeschäfte tätigte, starb 1906 in Hamburg und wurde auf dem nicht lange zuvor gegründeten Ohlsdorfer Friedhof beerdigt. Beide haben Aufzeichnungen über ihr bewegtes Leben hinterlassen.
Man könnte diesen Satz als einen Werbeslogan verstehen. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist er ursprünglich auch als Fremdenverkehrswerbung für Hamburg entstanden. Tatsächlich aber weist er auf die geografische Lage Hamburgs an der Elbe hin, die die Stadt mit der Nordsee verbindet. Hamburg entwickelte sich im Laufe seiner Geschichte sehr bald zu einer Hafenstadt, die dem Handel das Tor zur Welt öffnet. Sie zog Kaufleute, Reeder und Bankiers an, die mit ihren Schiffsflotten und Banken für den Handel unerlässlich sind. Das gilt bis zum heutigen Tage.
Wenn ein heutiger Tourist Hamburg besucht, trifft er, wenn er die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, auf Stationsangaben, die ihn irritieren müssen: Dammtor-Bahnhof, Berliner Tor, Millerntor … Wenn er nämlich aussteigen würde, um sich diese Tore anzuschauen, würde er sie nicht entdecken, sondern sich irgendwo mitten in der Stadt befinden. Doch wo er steht, standen tatsächlich einmal Tore, die mit der wachsenden Stadt verschwanden. Oder er trifft auf Stationen und Namen Ochsenzoll oder Zollenspieker: sie erinnern daran, dass hier einmal Zoll erhoben wurde. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Rinder aus Jütland und den dänischen Inseln an der Westküste auf dem Ossenpad nach Hamburg getrieben zur Mast oder Schlachtung. An der Grenze zwischen Hamburg und dem dänischen Holstein wurde Zoll erhoben (Ochsenzoll). Das gleiche gilt für Zollenspieker, heute ein renommiertes Hotel mit Restaurant, wo seit 1252 eine Furt, vermutlich bald auch eine Fährverbindung über die Elbe zum gegenüber liegenden Elbufer bestand und Handelswaren in beide Richtungen befördert wurden. Auf der Hamburger Seite wurde bis zur Eroberung dieser Gegend durch die Truppen Napoleons ebenfalls Zoll erhoben. Bei einem Spaziergang des Touristen vom Dammtor Bahnhof aus in Richtung Elbe würde er die parkähnlich gestalteten Wallanlagen betreten, einen Teil der ehemaligen Befestigungen Hamburgs.
Die Anfänge der Gründung von Hamburg reichen bis in die Zeit vor Karl dem Großen zurück, wie neuere Forschung und Grabungen ergeben haben. Die an der Elbe errichtete Hammaburg entstand aufgrund der für den Handel dort günstigen Lage bereits im 8. Jahrhundert. Es handelte sich dabei um ein burgähnliches Gebäude, sowie wenige bescheidene Häuser mit einer geringfügigen Besiedlung mit max. 100 Personen. Auch nimmt man in der Forschung an, dass der Burgherr und sein Gefolge, sowie die übrigen Siedler, vermutlich überwiegend Kaufleute, nicht ständig dort anwesend waren. Die Hammaburg samt den Siedlungsgebäuden war mit einer ringförmigen Mauer umgeben, die einen Durchmesser von nicht mehr als 50 Metern hatte. In der Zeit Karls des Großen, also um das Jahr 800, wurde die Anlage ein erstes Mal erweitert, was darauf schließen lässt, dass die Geschäfte und der Handel gut liefen. Für Karl den Großen indes sollte die Hammaburg als Stützpunkt für die Christianisierung der Länder und Völkergruppen im Norden dienen, die mit dem Namen Ansgar verbunden ist. Um 830 besaß Hamburg bereits einen kleinen Hafen an einem Wasserarm der in die Elbe einmündenden Alster, der aber nicht die Keimzelle des heutigen Hafens ist. 1215 wurde Hamburg Freie Reichsstadt und gründete mit Lübeck zusammen 1241 die Hanse. Lübeck war 1143 durch die Grafen von Schauenburg gegründet worden, die eine zweite Stadt suchten, die mit Lübeck zusammen arbeiten sollte und eine Zufahrt zur Nordsee bot. Dafür schien ihnen Hamburg geeignet, das an der Einmündung der Alster in die Elbe lag. Durch die Alster getrennt, heute der Nikolaifleet, errichteten sie gegenüber der Altstadt von Hamburg eine Neustadt, die von Anfang an als eine Niederlassung von Kaufleuten und Schiffern gedacht war, sowie als Umschlags- und Lagerplatz von Gütern. Graf Adolf III Graf von Schauenburg gewährte den Hamburgern viele Vergünstigungen und sorgte für neue Siedler. Vor allem hatte er bei Kaiser Friedrich I (Barbarossa), dem Hamburg seit 1215 als Freie Reichsstadt allein unterstand, während seines Kreuzzug, von dem er nicht zurückkehren sollte, einen Freibrief erwirkt, datiert am 7. Mai 1189: „Zollfreiheit für ihre Schiffe auf der Elbe von der Stadt bis an die Nordsee.“ Damit war das Tor zur Welt für die Hamburger geöffnet, die dieses Datum als Geburtstag ihres Hafens betrachten und jährlichen den Hafengeburtstag feiern, an dem meist mehr als eine Million Menschen teilnehmen. Für Hamburg ist die Elbe von Anfang an gewissermaßen die Lebensader.
Freilich war das Tor zur Welt ein Tor zu einer noch sehr begrenzten Welt: Amerika wird erst 1492 entdeckt. In den Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee sowie an den Küsten des Atlantiks liegen die Anlaufhäfen für einen zunehmend florierenden Handel. So war etwa das Hamburger Bier ein begehrter Exportartikel. Bis zu 600 Brauereien hat es zuweilen in Hamburg gegeben. Hamburg war Umschlags- und Stapelplatz der sich entwickelnden Hanse, dem Bund von Hansestädten, zwischen denen im Inland, und von denen aus über die Nord- und Ostsee mit Waren gehandelt wurde. Eine besondere Bedeutung kam dabei dem Salzhandel zu, weil allein mit Salz oder durch Räuchern Lebensmittel haltbar gemacht werden konnten. Aber auch der Handel mit Holz, Getreide, Wachs, Leder und Tuchen spielte eine große Rolle. Die Hanse war darüber hinaus eine Schutz- und Interessengemeinschaft der Kaufleute: eine Städte- und Seehanse, die die Handelswege zu Land und zur See auch militärisch zu schützten im Stande war. Der Aufstieg und Niedergang der Hanse beginnt etwa in der Mitte des 12. und endet in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Hamburg gehört von Anfang an dazu, wenn auch der Seehandel unter wiederholten Krisen litt.
Hamburg Ende 16. Jahrhundert
Um das Jahr 1500 hat Hamburg ca. 1500 Einwohner. Der Fernhandel war für die Hafenstadt immer wichtiger geworden und man begann deshalb damit, Leuchtfeuer und Wassertonnen auf der Elbe zu errichten, die den Schifffahrtsweg nach Hamburg sicherer machen sollten. Allerdings war der nördliche Flusslauf (Norderelbe), an dem Hamburg liegt, im Vergleich mit dem südlichen nur ein Rinnsal. So begann Hamburg im wahrsten Sinne des Wortes damit, seinen südlichen Nachbarn das Wasser abzugraben. Bereits 1258 hatte man die Alstermündung und die Bille verbunden, damit mehr Wasser durch den alten Alsterhafen strömte und ihn tiefer machte. Hundert Jahre später wurde der östliche Zufluss in die Gose Elbe geschlossen und 1443 der Schleusengraben von Bergedorf nach Curslack verlängert, der das Wasser der Bille in den Oberlauf der 1471 abgedeichten Dove Elbe leitete, damit mehr Wasser in die Norderelbe kam. Seit 1548 beginnt man mit der Ausbaggerung von Sandbänken, um das Fahrwasser zu vertiefen. Die Sicherung der Elbeschifffahrt hat höchste Priorität. Außer der Vertiefung des Fahrwassers werden schon sehr früh Markierungen (Bojen) gesetzt, auch gibt es Lotsen, die den Schiffsverkehr wesentlich sicherer machen.
Damit der Schiffsverkehr stromabwärts nicht an Hamburg vorbei ginge, wurden seitens der Hamburger an der Stelle, wo sich die Elbe in die breitere Süderelbe und die schmalere Norderelbe teilt, bewaffnete Wachfahrzeuge postiert, die die Schiffe zwangen, nach Hamburg zu fahren, um dort ihre Waren zu verkaufen. Empört über diese Maßnahme reichten die Städte Harburg, Stade, Buxtehude und Lüneburg, die zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg gehörten, Klage beim Reichsgericht ein, um feststellen zu lassen, dass die Hamburger Privilegien nicht auf die Süderelbe anzuwenden seien. Hierzu ließen sie eine Karte anfertigen, die die Süderelbe als den breiteren Hauptstrom darstellt. Hamburg tat das gleiche und gab 1567 dem Maler Melchior Lorichs den Auftrag, eine entsprechende Karte anzufertigen. Die 12 m lange und 1 m hohe Karte, die die Elbe von Geesthacht bis zur Elbmündung abbildet, sollte das alleinige Stapelrecht Hamburgs für die Elbe gegen die gleichen Ansprüche der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg verteidigen. Um Hamburgs Ansprüche sichtbar zu machen, sind auf der Karte die Wassertonnen deutlich zu sehen, die den Schifffahrtsweg nach Hamburg markieren. Auch ist auf der Hamburger Karte die Norderelbe, an der Hamburg liegt, deutlich breiter dargestellt als die Süderelbe. Die so manipulierte Karte war ein Mittel im politisch-wirtschaftlichen Konkurrenzkampf, in dem Hamburg letztlich obsiegte. Vor Gericht schwur der Maler, dass es nur eine Elbe gäbe, die sich vor Hamburg teile und als ein Strom hinter Hamburg in die wilde See ströme. 1618 entschied das Reichsgericht: die Norder- und Süderelbe seien ein Fluss, auf den die Hamburger Privilegien uneingeschränkt anzuwenden seien.
Hamburg baute weiterhin die Elbe aus, schloss viele der Stromläufe in den Vierlanden und begradigte den Flusslauf der Norderelbe insgesamt, um zu erreichen, dass mit der Zeit ein neues Hauptflussbett ausgespült würde, wobei die Süderelbe zunehmend unpassierbar wurde. Mit dem Ausbau der Elbe in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erreicht, dass das Fahrwasser in etwa 40 Jahren von 3 m auf 6 m vertieft wurde. 1868 dann, nachdem Holstein, Lauenburg und Hannover vom Königreich Preußen annektiert worden waren, kam es zum sog. Köhlbrandvertrag, der es Hamburg gestattete, den Köhlbrand auszubauen und den Hafen nach dort zu erweitern.
Das Gebiet nördlich der Elbe, das sich heute in den Stadtstaat Hamburg und das angrenzende Bundesland Schleswig-Holstein aufteilt, gehörte im Mittelalter weitgehend zu Dänemark: nach dem Aussterben der Grafen von Schauenburg entstand aus der norddeutschen Grafschaft Holstein 1474 das Herzogtum Holstein, weil der dänische König Christian I, der in Personalunion auch Herzog von Schleswig war und in Personalunion ebenso Graf von Holstein beim römischen Kaiser Friedrich III die Erhebung Holsteins zum unmittelbaren Reichslehen erlangte und er selbst mit dem entstandenen Herzogtum belehnt wurde. Bereits im Vertrag von Ripen hatte Christian III 1460 anerkannt, dass Schleswig und Holstein territorial eine geschichtliche Einheit bildeten und sie schon zuvor in vieler Hinsicht verbunden gewesen seien. Dennoch blieb die Eidergrenze von Bedeutung, weil Schleswig weiterhin ein dänisches Lehen war, während Holstein ein deutsches Lehen, und somit Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches war. Der dänische König war somit als Herzog von Holstein Lehensmann des Kaisers. Hamburg beharrte seinerseits stets darauf, als Freie Reichsstadt seit 1215 allein dem Kaiser zu unterstehen, während der Herzog von Holstein auch Hamburg als seinem Territorium zugehörig betrachtete. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden unter König Christian III die Herzogtümer Schleswig und Holstein in drei Teilen unter den zwei Halbbrüdern aufgeteilt, einem dänischen Anteil und je einem herzoglichen, wodurch das Ganze zu einem Flickenteppich wurde.
Nach einem fast 200 Jahre lang anhängigen Verfahren vor dem Reichskammergericht zwischen Hamburg als dem Hauptangeklagten und der dänisch-schleswig-holsteinischen Landesherrschaft bezüglich Hamburgs Reichsunmittelbarkeit kam es nicht zuletzt wegen des ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieges (1618-48) und seiner Folgen erst im Oktober 1768 zu einem Vertrag, der die 300-jährige Zugehörigkeit Hamburgs zum dänisch regierten Herzogtum Holstein beendete. Besiegelt im Gottorper Vertrag verzichtete Dänemark-Holstein auf die Revision des vom Reichskammergericht bestätigten Status Hamburgs als Freie Reichsstadt und erkannte die Reichsunmittelbarkeit Hamburgs an. Verbunden mit dem Vertragswerk war ein umfangreicher Gebietsaustausch: Hamburg gab u. a. 18 Dörfer in den Ämtern Trittau und Reinbek an das Herzogtum Holstein zurück, die durch Leih- oder Pfandkontrakte der Stadt Hamburg überlassen worden waren. Darüber hinaus verzichtete Hamburg dem Hause Holstein-Gottorp gegenüber auf die Rückzahlung einer Schuldensumme von 338.000 Reichstalern courant und erließ dem dänischen Königshaus die Schuldensumme von mehr als einer Million Reichstalern courant. Im Gegenzug wurden dänische Enklaven im Hamburger Stadtgebiet aufgelöst. Hamburg erwarb zudem scheinbar wertlose Elbinseln und Niederungsgebiete zwischen Billwerder und Finkenwerder. Auch das dänische Elblotsenwesen wurde aufgegeben. Hamburg hatte mit dem Vertragsabschluss die Gunst der Stunde genutzt.
Dennoch begann weiterhin der politische und wirtschaftliche Einfluss Dänemarks sozusagen direkt vor der Hamburger Haustür, dem heutigen Millerntor etwa. Hier war 1535 eine kleine Fischersiedlung entstanden mit dem Namen Altona, die von den Dänen gefördert zu einer selbständigen Stadt heranwuchs, die im Gegensatz zu Hamburg im 17. Jahrhundert bereits religiöse Toleranz übte und so Glaubensflüchtlinge, Reformierte und Mennoniten aus den Niederlanden und auch Juden aufnahm. Diese trugen bald wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung Altonas bei. 1664 hatte der dänische König Friedrich III Altona das Stadtrecht verliehen, sowie das Zoll- und Stapelrecht, ebenfalls Gewerbefreiheit und die Gerichtsbarkeit. Im 18. Jahrhundert hatte Altona eine Einwohnerzahl von 24.000 Menschen erreicht und war damit die zweitgrößte Stadt nach Kopenhagen im dänischen Gesamtstaat. Ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung war mit dieser Entwicklung einhergegangen, gefördert vom dänischen König Christian V in Konkurrenz zu Hamburg. Auch die jeweiligen Handelsschiffsflotten waren in etwa gleich groß. In der Stadt entstanden Straßen mit ansehnlichen Häusern, so etwa in der Palmaille, die sich längs der Elbe hinzieht.
Im dänischen Herrschaftsbereich gab es zu Beginn des 18. Jahrhunderts indes Veränderungen. Weil sich die königliche Linie von der herzoglichen Gottorp entfremdet hatte, besetzte der dänische König 1713 den herzoglichen Anteil Schleswig und vereinigte ihn wieder mit seinem dänischen Anteil. Die Linie Gottorp behielt ihre Besitzungen in Holstein. Im Zuge von einem Gebietsaustausch erhielt der dänische König die bis dahin von ihm nicht kontrollierten Anteile des Herzogtums Holstein.
Unmittelbar vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatte Christian IV König von Dänemark und Norwegen nördlich von Hamburg an der Elbe die Stadt Glückstadt gegründet. Sie sollte ein Gegenpol zu Hamburg werden; auch wollte er von ihr aus den Elbverkehr kontrollieren. Durch das Versprechen der Religionsfreiheit und kostenlos zur Verfügung gestellte Baugrundstücke sowie Steuerfreiheit wurden Menschen aus angrenzenden Gebieten, aber auch Glaubensflüchtlinge aus anderen Ländern angeworben, durch die er einen wirtschaftlichen Aufschwung in Glückstadt zu erzielen hoffte. Aus diesem Grund wurden eine Handelskompanie und Lagerhallen errichtet, weil der dänische Seehandel fortan über Glückstadt abgewickelt werden sollte. Gesichert wurde die Stadt durch dänisches Militär. Es stellte sich aber mit der Zeit heraus, dass die Glückstadt vorgelagerte Sandbank den Schiffsverkehr stark behinderte.
Während des Dreißigjährigen Krieges geriet Christian IV von Dänemark (1625-29) durch das kaiserliche Heer in eine Notlage, die die Hamburger nutzten und sich von Kaiser Ferdinand II ein Privileg (3. Juni 1628) ausstellen ließen, das der Hansestadt die Hoheitsrechte auf der Unterelbe sicherte. Ohne Hamburgs Erlaubnis durfte keine Befestigung an der Elbe errichtet oder Elbzoll erhoben oder Kriegsschiffe auf dem Strom stationiert werden. Der dänische König, der als Herzog von Holstein nominell auch Landesherr von Hamburg war, ließ sich das nicht gefallen und kassierte seit Dezember 1628 von Glückstadt passierenden Schiffen Zoll. Die Hamburger ignorierten dies und ließen ihre Handelsschiffe im Konvoi mit Begleitschutz zur Elbmündung fahren. Im Gegenzug erhoben sie Zoll auf holsteinische Handelsgüter, die nach Hamburg eingeführt werden sollten. Gleichzeitig aber legten sie beim Kaiser und König Christian IV Beschwerde wegen des Elbzolls ein. Beide reagierten darauf nicht. Nunmehr griffen die Hamburger zur Gewalt und enterten mehrere dänische Kriegsschiffe, die vor Glückstadt auf der Reede lagen und schleppten sie nach Hamburg. Der dänische König war höchst empört und bereitete von Kopenhagen aus einen Vergeltungsschlag vor, um mit den Hamburgern abzurechnen. Als Erstes beschlagnahmte er hamburgisches Eigentum im Königreich und rüstete eine starke Flotte, die im August 1630 ihre Anker lichtete. Den Hamburgern war dies nicht verborgen geblieben. Sie rüsteten ihrerseits eine Flotte auf, die sich, überwiegend aus bewaffneten Handelsschiffen bestehend, der dänischen als unterlegen erwies. Das Aufeinandertreffen beider Flotten bei Scharhörn vor der Elbmündung Anfang September 1630 dauerte vier Tage. Nach heftigen Kämpfen muss sich die Hamburger Flotte geschlagen geben. Der Elbzoll der Dänen bleibt und wird schließlich auch vom Kaiser bestätigt, der die katholischen Mächte im Dreißigjährigen Deutschen Krieg anführt und dabei seinerseits durch das Eingreifen der Schweden in diesem Krieg in Bedrängnis geraten war. Hamburg hatte das Nachsehen. Der dänische König, dem der Elbzoll rund 80.000 Reichstaler pro Jahr einbrachte, ließ damit vor allem Glückstadt ausbauen und verbrannte feierlich bei einem Feuerwerk im August 1633 symbolisch das kaiserliche Privileg für Hamburg. Die Hamburger, die weiterhin auf ihrem Privileg bestanden, setzte der dänische König unter Druck, bezog 1642 bei Fuhlsbüttel ein Kriegslager und drohte den Hamburgern eine Blockade und Belagerung an. Im Mai 1643 mussten die Hamburger einlenken. Sie schickten Unterhändler nach Glückstadt, die Abbitte tun mussten für den Anschlag auf die dänischen Kriegsschiffe und diese mit einer Strafzahlung von 280.000 Reichstalern herausgaben. Außerdem mussten sie das Versprechen abgeben, den Elbzoll künftig zu zahlen, sowie auf die Elbhoheit zu verzichten.
Nicht nur die Hamburger waren über die dänische Zollpolitik verärgert, sondern vor allem die Niederländer, aber auch die Schweden, weil die Dänen den Elb- und Sundzoll ständig erhöhten. Der Sundzoll, erhoben an der engsten Stelle des Öresunds bei Helsingör, war 1429 von König Erik VII von Dänemark eingeführt worden und über Jahrhunderte eine der wichtigsten Einnahmequellen der dänischen Krone, die dessen Unabhängigkeit vom Adel und Reichsrat sicherte. Die Kanonen von Schloss Kronberg, am Ufer gegenüber gelegen, konnten die Abgaben ggf. durchsetzen. Die Anrainerstaaten der Ostsee und die dortigen Hansestädte waren davon betroffen und hatten wiederholt versucht, in Besitz der Schlösser am Sund zu gelangen. 1643 hielten die Schweden die Situation für günstig, die Dänen herauszufordern. Der Schwedisch-Dänische Krieg endete 1645 mit einer Niederlage von Christian IV. Er musste auch das Ende des Elbzolls akzeptieren. Der Sundzoll für schwedische Schiffe wurde ebenfalls aufgehoben und für die anderen Staaten gesenkt, hatte jedoch bis 1857 Bestand.
Die latenten Konflikte mit dem angrenzenden Königreich Dänemark hatten die Hamburger immer wieder zu massiverer Befestigung ihrer Stadt veranlasst. Waren bereits im 15. Jahrhundert die im 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauern teilweise durch Wälle ersetzt worden, so wurde im 16. Jahrhundert die Stadt mit einem neuen Wall umgeben, der mehrere Rondelle hatte. Auch diese waren bald überholt und standen dem Wachstum der Stadt im Wege. Die nunmehr errichteten weit massiveren Befestigungen, erbaut durch den holländischen Festungsbaumeister Johann van Valckenburg, waren mit 300 Kanonen bestückt und umschlossen außer der Hamburger Altstadt die westlich gelegene Neustadt und eine noch nicht bebaute größere Fläche. Durchbrochen war die Wallanlage von einer Reihe von Stadttoren, die befestigt waren und streng bewacht wurden mit festgelegten Öffnungs- und Schließzeiten. Die so geschaffene neue Befestigung bewährte sich während des Dreißigjährigen Krieges. Hamburg gehörte zu den wenigen deutschen Städten, die unversehrt blieben.
Aber nicht nur die Dänen behinderten Hamburger Seehandel, sondern auch die wechselnden Anrainer am gegenüberliegenden Elbufer. Schon im 11. Jahrhundert erhoben die Bremer Erzbischöfe von Schiffen auf der Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee Zoll. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das ehemalige kirchliche Territorium Bremen/Verden zu einem Herzogtum und kam unter schwedische Herrschaft. Auch die Schweden erhoben Zoll von auf der Elbe verkehrenden Schiffen, wofür sie bei Stade eine Zollstation errichteten. Als Fregatte bezeichnete Schiffe, die bewaffnet waren, kamen zum Einsatz. Jeweils ein ziviler Zolleinnehmer der schwedischen Zollverwaltung war zusätzlich an Bord.
Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden im Jahr 1648 wird Schweden zur führenden Macht im Ostseeraum, doch die Anrainerstaaten Polen, Dänemark, Bandenburg und später auch Russland versuchen, diese Vorherrschaft zu brechen. So kommt es zu mehreren Kriegen, – den Nordischen Kriegen (1700-1721) – die die Machtverhältnisse im Ostseeraum wiederholt verändern, wobei Russland schließlich Zugang zur Ostsee gewinnt und zur europäischen Großmacht aufsteigt, während Schwedens Großmachtstellung zunehmend zusammenbricht. Auch aus Deutschland muss es sich weitgehend zurückziehen. Zu Beginn des Nordischen Krieges war es zu einem Zwischenfall gekommen, als zwei dänische Kriegsschiffe die schwedische Zollstation bei Stade angriffen, aber von schwedischen Kräften abgewiesen wurden, wobei eins der schwedischen Schiffe sank. Im Laufe des Nordischen Krieges besetzten dänische Truppen 1712 das Herzogtum Bremen. 1715 erwarb dann das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg das Herzogtum Bremen von Dänemark. Die Elbfregatte wurde nun wieder von Stade aus eingesetzt, um vornehmlich den Schmuggel von Waffen nach Amerika während des dortigen Unabhängigkeitskrieges (1775-1783) zu unterbinden, woran Großbritannien interessiert war, das in Personalunion im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, regierte.
Während der französischen Besatzungszeit (1803-1814) übernahmen die Franzosen die Verwaltung des Kurfürstentums Hannover und verhängten gegen Großbritannien eine Wirtschaftsblockade. Die Zollstation und die Zollschiffe blieben bestehen, hatten aber praktisch keine Bedeutung. Nach Ende der Franzosenzeit wurden sie zwar wieder in Betrieb genommen, es zeigte sich aber, dass die Zollfregatten sich gegen die Mitte des Jahrhunderts aufgekommenen schnelleren Dampfschiffe mit ihrer Besegelung nicht durchsetzen konnten. 1850 wurden die Zollfregatten gänzlich eingezogen. Der Stader Elbzoll an der Mündung der Schwinge, der über Jahrhunderte zugunsten der jeweils Herrschenden in den Schiffsverkehr auf der Elbe eingriff, hatte zwei Aufgaben: es wurde Zoll auf den Wert der von den Schiffen beförderten Waren erhoben, der dem Landesherren zukam; und es wurde ein Ruderzoll erhoben, den alle Schiffe zu zahlen hatten, gestaffelt nach ihrer Größe, den die Stadt Stade erhielt. Erst im Juli 1861 wurde dieser Elbzoll endgültig aufgehoben. Das königliche Zollhaus, das auf dem erhöhten Elbufer stand, und die Batterie in unmittelbarer Nähe, die ihre Geschütze drohend auf die Elbe richtete, hatten nun ausgedient.
Das Zollwesen reicht bis in die antiken Hochkulturen in Ägypten und den Orient zurück. Finanzzölle dienten zur Deckung des Finanzbedarfs der Staaten oder Herrscher, die an Wegen, Brücken oder Häfen erhoben wurden. Dazu errichtete man Zollerhebungsstellen. Während die Hoheit über diese Einnahmen zunächst nur den Königen zustand, verliehen oder verpfändeten diese das Königliche Zollregal später an Territorialherren oder Städte. Deshalb gab es Landes- und Städtezölle. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das deutsche Zollgebiet in mehr als 1.200 Einzelgebiete zersplittert, was für den Handel äußerst lästig war. Seit dem 17. und 18. Jahrhundert bekommen Zölle noch eine weitere Funktion: sie werden zu Schutzzöllen, die die einheimische Wirtschaft vor billigen auswärtigen Waren schützen sollen, indem diese durch Zollaufschläge verteuert werden. Damit sollte die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Waren garantiert werden.
Nach dem Ende der napoleonischen Zeit und der Aufhebung der Kontinentalsperre standen deutsche Gewerbetreibende in direkter Konkurrenz mit der englischen Industrie und deren Exporten. Die Befürchtung, dieser Konkurrenz nicht gewachsen zu sein, ließ die Forderung nach Schutzzöllen aufkommen, aber ebenso nach Aufhebung der innerdeutschen Zollschranken. So schrieb der Nationalökonom Friedrich List in einer weit verbreiteten Petitio: „Achtunddreißig Zoll- und Mautlinien in Deutschland lähmen den Verkehr im Inneren … Um von Hamburg nach Österreich, von Berlin in die Schweiz zu handeln, hat man zehn Staaten zu durchschneiden, zehn Zoll- und Mautordnungen zu studieren, zehnmal Durchgangszoll zu zahlen.“ List (1789-1846) forderte nicht nur ökonomisch sondern ebenso politisch einen geeinten Nationalstaat mit hohen Zollschranken nach außen und Freihandel nach innen. Diese berechtigten Forderungen brauchten jedoch noch eine geraume Zeit, bis sie umgesetzt wurden. In einigen Staaten, etwa Preußen, wurden derartige Maßnahmen bereits 1818 umgesetzt: innere staatliche Handelsschranken fielen, während nach außen ein mäßiger Schutzzoll erhoben wurde. Für den Durchgangsverkehr wurden indes hohe Zölle fällig: während gewerbliche Güter mäßig besteuert wurden, mussten für Textilien, Genussmittel und Luxusgüter hohe Abgaben bezahlt werden. Eine einheitliche Handhabung war zwischen den einzelnen Ländern noch weit entfernt. Seit 1834 wurden durch den Deutschen Zollverein die lästigen Einfuhr-, Durchfuhr- und Außenzölle zwischen den deutschen Staaten Schritt für Schritt durch regionale Zollunionen abgebaut. Jedoch umfasste der Zollverein bei weitem nicht alle Länder.
Ab 1871 ist das Staatsgebiet des gegründeten Deutschen Reiches kongruent mit dem Gebiet des Zollvereins. Lediglich die beiden Hansestädte Bremen und Hamburg treten erst 1888 dem Zollgebiet bei. Hamburg wollte zunächst seinen Freihafen sichern, was ihm schließlich auch nach langen Verhandlungen mit dem Deutschen Reich gelang. Die Freie und Hansestadt Hamburg schließt sich mit Ausnahme des als Freihafen bezeichneten Hafenbezirks dem Reichszollgebiet an. In dem Freihafengebiet entsteht die Speicherstadt mit einer Größe von 350.000 qm als Lagerhauseinrichtung. Voraussetzung für die Errichtung der Speicherstadt war die Umsiedlung von etwa 20.000 Einwohnern. Die Entstehung des Freihafens setzte die seit dem 12. Jahrhundert bestehende „Zollfreiheit für Schiffe auf der Elbe von der Stadt bis an die Nordsee“ wieder in Kraft, die im Freibrief verbürgt war, den Adolf III Graf von Schauenburg(1164-1225) für Hamburg bei Kaiser Friedrich I Barbarossa erwirkt hatte. Auf diese berufen sich die Hamburger, wenn auch die davon im Hamburger Staatsarchiv aufbewahrte Urkunde eine Fälschung ist, die wahrscheinlich erst nach Barbarossas Tod aufgezeichnet wurde auf Grund der mündlichen Zusage, die dieser beim Kreuzzug gegenüber Adolf III gemacht hatte.
In der so genannten Franzosenzeit (1806-1814) erlebte Hamburg zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Belagerung und Besetzung der Stadt, die tief greifende Veränderungen mit sich brachte: Plünderungen und viel Leid für die Bevölkerung. Nur weniges erinnert heute an diese Zeit, so etwa zwei Straßennamen: „Franzosenkoppel“ in Hamburg-Lurup oder „Franzosenheide“ in Hamburg-Schnelsen. In den Hamburger Dialekt, (Missingsch), drangen indes zahlreiche französische Worte ein, wie das auch andernorts in Deutschland geschehen ist: so der in Hamburg übliche Abschiedsgruß, der sich aus dem französischen „adieu“ über „schüs/atschüs“ zum heutigen „Tschüss“ gewandelt hat. Auch der Ausdruck „Plörre“ für schlechten Kaffee könnte von „le pleur“: „zum Weinen“ herkommen.