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Hyballas Gegenpressing
Originaltitel:
Hyballa’s Gegenpressing
© 2020 Eisma Businessmedia bv, Leeuwarden
Verlag: Eisma Businessmedia bv
Autor: Paul Geerars unter Mitarbeit von: Ruud Doevendans
Abbildungen: Tactics Manager (SoccerTutor.com)
Satz: ZeeDesign, Witmarsum
Titelbild: Ernö Lelkes
ISBN 9789053220450
NUR-code 480
Website: www.voetbaltrainer.nl
Übersetzung aus dem Niederländischen: Silke Schmidt
Fußball: Hyballas Gegenpressing
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© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
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Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
Gesamtherstellung: Print Consult GmbH, München
ISBN 9783840377617
eISBN 9783840337635
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
VORWORT VON ALEXANDER ZORNIGER
LEGENDE
PRESSING
GEGENPRESSING
NEUER NAME, ALTE TAKTIK
SCHLÜSSELWÖRTER
USAIN BOLT
BODYGUARD
GIGOLO
IGLU
ISOLIEREN
SO NICHT: HARAKIRI
GEGENPRESSINGAUSLÖSER
DIE ROLLE DES TORWARTS
FORMEN DES GEGENPRESSINGS
GEGENPRESSING VORBEREITEN
MAGNETSPIELER
GROß ODER KLEIN
2 PLUS 1 ODER 3 PLUS 1
VOR DEN MANN (VORDECKEN)
DEEP RUNS (TIEFE LAUFWEGE)
ABBRUCH (2.WELLE)
GEGENPRESSING TRAINIEREN
SPIELFORM 1: SPEZIFISCHES WARM-UP
SPIELFORM 2: PASSSPIEL MIT STÖRSENDER
SPIELFORM 3: PASSSPIEL MIT STÖRSENDER XL
SPIELFORM 4: DER BALL IST FREI
SPIELFORM 5: KURZER BALLDRUCK
SPIELFORM 6: POSITIONSSPIEL 1 GEGEN 3
SPIELFORM 7: USAIN BOLT UND BODYGUARD (1)
SPIELFORM 8: USAIN BOLT UND BODYGUARD (2)
SPIELFORM 9: VERLAGERNDES POSITIONSSPIEL 1 GEGEN 3
SPIELFORM 10: POSITIONSSPIEL 2 GEGEN 5 (PLUS 3) MIT UMSCHALTEN
SPIELFORM 11: PASSSPIEL 4 GEGEN 8 MIT VIER TOREN (1)
SPIELFORM 12: PASSSPIEL 4 GEGEN 8 MIT VIER TOREN (2)
SPIELFORM 13: 5 GEGEN 5 PLUS VIERMAL ZWEI JOKER AUF VIER TORE
SPIELFORM 14: POSITIONSSPIEL 5 GEGEN 5 PLUS 2
SPIELFORM 15: POSITIONSSPIEL 4 GEGEN 4 PLUS 2
SPIELFORM 16: POSITIONSSPIEL 4 GEGEN 4 PLUS 2 PLUS 4 PLUS 4
SPIELFORM 17: VERLAGERNDES POSITIONSSPIEL 4 GEGEN 4 PLUS 2
SPIELFORM 18: POSITIONSSPIEL 5 GEGEN 5 PLUS 2 AUF ZWEI SPIELFELDERN
SPIELFORM 19: ZWEIKAMPFFORM: ZWEIMAL 2 GEGEN 2
SPIELFORM 20: ZWEIKAMPF UND UMSCHALTEN
SPIELFORM 21: ANGRIFFSFORM MIT VARIABLER SPIELERANZAHL
SPIELFORM 22: UMGEDREHTE TORE
SPIELFORM 23: SPIEL MIT ABSEITSLINIE
SPIELFORM 24: 11 GEGEN 11 MIT DREI TOREN (1)
SPIELFORM 25: 11 GEGEN 11 MIT DREI TOREN (2)
SPIELFORM 26: SPIEL MIT DREI MANNSCHAFTEN
SPIELFORM 27: ECKSTOß
SPIELFORM 28: SPIEL NACH EINEM LANGEN BALL
SPIELFORM 29: HYBALLAS BALLASPIEL
ANTIPRESSING
ANTIPRESSING TRAINIEREN
ANTIPRESSING, SPIELFORM 30: UMFASSENDE PASSÜBUNG
ANTIPRESSING, SPIELFORM 31: SPIEL 5 GEGEN 5 AUF VIER TORE MIT TORWART
STEFAN KIEßLING ÜBER GEGENPRESSING
GEGENPRESSING UND FUßBALLSPEZIFISCHE KONDITION
DANKSAGUNGEN
PETER HYBALLAS TRAINERKARRIERE
BILDNACHWEIS
Liebe TrainerInnen,
viel Spaß beim Lesen von Hyballas Gegenpressing.
Ich habe Peter Hyballa als einen Trainer kennengelernt, der sowohl ein gutes Spiel auf Ballbesitz als auch eines gegen den Ball genießen kann, das heißt, das, was seine Mannschaft bei Ballverlust macht. Dass er die Schönheit des Fußballs auch im Ballbesitz sieht, hat sicher auch mit seinem Werdegang als Trainer zu tun, der ihn unter anderem in die Niederlande führte. Persönlich konzentriere ich mich vor allem auf das Spiel ohne Ball, das Umschalten beziehungsweise Gegenpressing. Was macht meine Mannschaft, wenn wir den Ball verlieren? Wie stehen wir dann? Wie verhalten wir uns dann? Darin besteht für mich die Krux des modernen Fußballs.
Deshalb freue ich mich auch über das Erscheinen dieses Buchs, in dem sich Peter Hyballa ausführlich mit dieser Fußballkomponente beschäftigt. Denn es ist kein Geheimnis, dass, abgesehen von Standardsituationen, die meisten Tore im Fußball des 21. Jahrhunderts aus Umschaltmomenten entstehen. Ja, auch bei Mannschaften aus Ländern, die oft auf Ballbesitz spielen, wie etwa die Niederlande und Brasilien. Es ist vollkommen logisch, da der Gegner nach Ballverlust oft unorganisiert ist und man sich dies zunutze machen kann.
Jüngstes Beispiel ist Bayern München. Im Jahr vor dem Gewinn der Champions League hat diese Mannschaft eine wahre Wandlung vollzogen. Selbst Spieler wie Robert Lewandowski, die in erster Linie auf dem Platz stehen, um Tore zu schießen, begriffen allmählich, welch enormer Mehrwert damit verbunden ist, wenn die Mannschaft bei Ballverlust gemeinsam die richtigen Entscheidungen trifft. Bis vor zehn Jahren ließ sich in dieser Situation fast jedes Team nahezu vollständig zurückfallen, um dann aus einer kompakten Formation heraus Druck auszuüben.
Heutzutage genügt das nicht mehr. Stattdessen ist gemeinsame Arbeit gefordert, um den Ball so schnell wie möglich zurückzuerobern. Und kein Spieler darf sich dieser Aufgabe entziehen. Wer es gut macht, dem bieten sich Umschaltmomente, Chancen, Tore und damit Siege.
Auch andere Mannschaften haben es inzwischen gelernt, zum Beispiel Ajax Amsterdam, der niederländische Verein, der in der Saison 2013/2014 von RB Salzburg in einer Partie komplett an die Wand gespielt wurde. Drei Jahre später, als die Amsterdamer unter Peter Bosz hinreißenden Fußball spielten und das Finale der Europa League erreichten, war mir klar, dass sie von der Klatsche gegen die Österreicher viel gelernt hatten. Ajax spielte damals Gegenpressing in stark ausgeprägter Form und hatte Erfolg damit. Sicher, es lag nicht nur am Gegenpressing, doch es trug in hohem Maße dazu bei.
Die haben sich damals gesagt: Wir müssen dieses Element in unseren Fußball integrieren, sonst kommen wir mit den anderen nicht mehr mit. Logisch, denn das ist moderner Fußball. Gegenpressing ist zweifellos die wichtigste Entwicklung der letzten Jahre. Trainer wie Pep Guardiola und Jürgen Klopp haben sie enorm befördert. Klopp meinte einmal: „Mein bester Spielmacher ist Gegenpressing.“ Das sagt ja wohl genug.
In meiner Zeit bei RB Leipzig hat mich Ralf Rangnick enorm inspiriert. Wir vertreten beide dieselbe Spielphilosophie. Viele Trainer, unter ihnen auch zahlreiche Niederländer, packen das Spiel vom Ballbesitz her an, und viele von ihnen machen es auch wirklich gut. Daneben gibt es eine Gruppe von Trainern, zu der Rangnick und ich gehören, die das Spiel vom Ballverlust her angehen.
Bei RB Leipzig haben wir ständig bis zum Umfallen daran gearbeitet. Wer mit Gegenpressing erfolgreich sein will, muss es automatisieren. Für die Spieler muss es zur zweiten Natur werden.
In Leipzig sind wir zu diesem Zweck von der sogenannten klassischen Konditionierung ausgegangen, einer Lerntheorie, die nach ihrem Begründer, dem russischen Wissenschaftler Pawlow, auch Pawlowscher Reflex genannt wird. In einem Experiment ließ Pawlow fünf Sekunden vor der Fütterung seiner Versuchshunde eine Glocke ertönen. Die Hunde produzierten Speichel, doch schon nach kurzer Zeit sabberten sie bereits, sobald sie nur die Glocke hörten. So sollte es auch beim Gegenpressing sein.
Hier muss der Ballverlust „die Glocke“ sein, die die Spieler alarmiert. Im Training haben wir dafür unter anderem den „Countdown-Timer“ eingesetzt, in Übungen (z. B. Rondos), bei denen der Ballbesitz häufig schnell wechselt. Bei Ballverlust ließen wir den Timer fünf Sekunden lang klingeln, um so die Spieler in ihrem Handeln zu unterstützen.
Warum fünf Sekunden? Weil in dieser Zeit die Möglichkeit zur Ballrückeroberung am größten ist, da sich der Gegner erst noch auf den Ballbesitz einstellen muss. Gelang es uns nicht innerhalb von fünf Sekunden, fielen wir in unsere Ausgangsformation zurück.
Das Training von Gegenpressing ist wirklich ein faszinierender Aspekt im Fußball. Auch weil es keine Frage des Könnens, sondern des Wollens ist. Man kann es trainieren. Und das Schöne daran ist, dass Gegner große Schwierigkeiten damit haben.
Als ich Trainer bei Brøndby war und wir gegen den FC Kopenhagen spielten, die zweite Topmannschaft in der dänischen Liga, sagte ihr Trainer Stale Solbakken: „Es ist so einfach, zu analysieren, was sie tun, aber so schwer, dagegen zu spielen.“ Das hat mich wirklich gefreut.
Peter Hyballa wiederum wird sicher weiterhin das Spiel auf Ballbesitz genießen, die schönen, kreativen Momente. Seine niederländischen Wurzeln sind ein Garant dafür. Das ist auch gut so. Doch auch er sieht die Schönheit des genialen Umschaltens bei Ballverlust, die Möglichkeiten, die es bietet.
In Hyballas Gegenpressing teilt Peter, der schon so oft auf vielfältige Weise gezeigt hat, dass er seine Kenntnisse gern weitergibt, sein Wissen darüber mit dem Leser. Und so wünsche ich Ihnen allen viele lehrreiche Momente bei der Lektüre dieses interessanten Buchs und anschließend viel Erfolg bei der Ausübung von Gegenpressing.
Alexander Zorniger, August 2020
Zu diesem Buch gibt es E-Videos
beim Institut für Jugendfußball
https://ifj96.de/hyballas-gegenpressing-teil-1
https://ifj96.de/hyballas-gegenpressing-teil-2
Hauptthema dieses Buchs ist das Gegenpressing, das heißt, der Umschaltmoment nach Ballverlust. Es ist also eine Variante des Pressings beziehungsweise des Druckspiels. In organisierten Situationen können wir bei gegnerischem Ballbesitz minimal drei Arten von Pressing unterscheiden:
•Angriffspressing
•Mittelfeldpressing
•Abwehrpressing, Catenaccio
Bei allen dreien handelt es sich um Pressingvarianten, bei denen allerdings jedes Mal deutlich etwas anderes gemeint ist als Gegenpressing, bei dem es um die ersten Sekunden nach Ballverlust geht.
MEINES ERACHTENS IST DIE VON EINEM TRAINER BEVORZUGTE PRESSINGVARIANTE AUCH VON SEINER PERSÖNLICHKEIT ABHÄNGIG.
Beim organisierten Pressing geht es vor allem darum, auf welcher Höhe man im Feld steht. Wo will man dem Gegner den Ball abnehmen? Selbstverständlich handelt es sich bei den Zonen in der nebenstehenden Abbildung nur um eine grobe Skizze. Es ist nicht so, dass das Angriffspressing an einer bestimmten Linie aufhört, ehe es ins Mittelfeldpressing übergeht. Deshalb überlappen sich die Zonen in der Abbildung auch. Die Idee dahinter erscheint mir auf diese Weise deutlich zu sein.
Hoch zu stehen ist nicht dasselbe wie Gegenpressing, etwas, das ich nicht oft genug betonen kann. Steht die eigene Mannschaft während des gegnerischen Spielaufbaus hoch und bewegt sich gleichmäßig mit dem Ball mit, steht es sogar in direktem Widerspruch zum Gegenpressing, bei dem alles mit maximaler Intensität ausgeführt werden muss, meist innerhalb weniger Sekunden. Frage ich Spieler: „Wollt ihr vier oder vierzig Meter sprinten?“, lässt sich die Antwort bereits erraten. Vier Meter natürlich!