Sie hielt das Warten nicht mehr länger aus. Zunächst hatte sie gedacht, dass sie zumindest so lange warten könnte, bis sie wieder mit ihrer alten Freundin zusammen war, aber seit ihrem Telefonat mit Roxie waren jetzt mehrere Tage vergangen und sie hatte nichts mehr von ihr gehört.
Sie hatte Roxies Nummer ein paarmal angerufen, aber jedes Mal ging sofort die Voicemail ran. Nur die ersten Male hatte sie Nachrichten hinterlassen. Dann erschien es ihr zu notgeil und verzweifelt, weitere Nachrichten draufzusprechen. Nicht, dass das wirklich eine Rolle spielte, denn Roxie hatte sowieso ein Gespür für so was. Sie wusste ganz sicher, dass Julie nervös darauf wartete, dass sie wieder anrief, um das versprochene Treffen klarzumachen. Und zweifellos wusste sie ebenso genau, dass Julie die lang vermisste Flüchtige immer noch vergötterte.
Die Schlampe hat zweimal auf mich geschossen, rief Julie sich mindestens zum tausendsten Mal in Erinnerung. Und trotzdem gibt es nichts auf der Welt, das ich lieber täte als wieder mit ihr rumzuhängen.
Ich bin auf jeden Fall vollkommen durchgeknallt und irre.
Julie schnaubte.
Als ob das etwas Neues wäre.
Und hier war ein weiterer Beleg dafür. Sie war kurz davor, alles aufs Spiel zu setzen, nur weil sie ihre Triebe nicht länger unterdrücken konnte. Seit etwa einer Woche hatte ihr Verstand ihr die lebhaftesten Erinnerungen an die Dinge, die sie vor vier Jahren getan hatte, vorgegaukelt. Natürlich waren diese Erinnerungen die ganze Zeit über da gewesen, aber bis zu ihrem Gespräch mit Roxie war sie in der Lage gewesen, sie mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Sie waren ihr nur zur Hälfte wirklich erschienen, so als wären sie jemand anderem passiert.
Aber diese Distanz war nun dahin. Wenn sie jetzt an die Dinge dachte, die sie getan hatte, dann fühlte sie sich, als sei sie wieder mittendrin, als schwelge und suhle sie sich erneut in den Leiden und dem Blut ihrer Opfer. Und so empfand sie wie ein Alkoholiker, der lange trocken gewesen ist und plötzlich weiß, dass er wieder trinken wird. Sie stand kurz vor einem Rückfall und sie konnte nicht das Geringste dagegen tun.
Sie drückte die Türklingel eines kleinen Hauses im Osten von Nashville und trat dann einen Schritt zurück und sah sich nervös um. Sie suchte die Straße hinter sich nach einem Hinweis darauf ab, dass sie womöglich beobachtet wurde. Dann und wann fuhr ein Auto vorbei, als dunkler Schatten, der schnell durch die frühe Abenddämmerung huschte, aber Fußgänger waren gerade keine unterwegs, wie sie erleichtert registrierte.
Allerdings war es unwahrscheinlich, dass sie irgendjemand erkannt hätte. Ihre blonden Haare waren nach hinten gekämmt und unter einem Hut mit breiter Krempe versteckt und dazu trug sie eine riesige dunkle Sonnenbrille. Ihre Kleidung war unauffällig und dunkel. Sie war äußerst vorsichtig vorgegangen und hatte ihren Wagen zwei Straßen weiter geparkt. Dennoch war das, was sie tat, riskant, aber sie war zuversichtlich, es rasch über die Bühne bringen zu können und, was noch wichtiger war, damit durchzukommen.
Sie hörte, wie die Tür hinter ihr geöffnet wurde, und zwang sich zu einem Lächeln, als sie sich umdrehte. »Hey, du musst Carol sein.«
Die rundliche Frau mittleren Alters, die im Türrahmen stand, musterte sie eingehend. »Du siehst wie eine Spionin aus.«
Julies Lachen klang in ihren eigenen Ohren gezwungen. »Das sagen sie alle.«
Was?
Wer sagt das?
Herrgott, hör auf, dich wie ein Freak aufzuführen.
Carol Harper zuckte mit den Achseln und trat beiseite, um sie hereinzuwinken. »Na, komm schon rein!«
Julie trat über die Schwelle. »Oh, euer Haus ist zauberhaft.«
Das Haus war auf typisch einfallslose Mittelklasse-Art dekoriert. Es gab ein paar vollkommen nichtssagende gerahmte Landschaftsbilder an den Wänden und die Möbel im Wohnzimmer waren billig und hässlich. Auch Carol selbst war irgendwie nichtssagend, fast unansehnlich mit ihrem kraftlosen braunen Haar. Ihr Outfit aus Jogginghose und T-Shirt war das Gegenteil von individuell. Aber sie erwartete sicher irgendeine Art Kompliment dafür.
»Da ist sie ja.«
Mick Harper kam von der anderen Seite ins Wohnzimmer. Er war ebenfalls mittleren Alters und hatte ein fast hübsches Gesicht, das allerdings eine Spur zu gerötet und aufgedunsen war. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er heftig trank und sich ungesund ernährte. Er trug ein schickes blaues Hemd, das man beinahe als schön hätte bezeichnen können, und hatte es in die saubere Jeans gesteckt. Ein Bierbauch spannte den Hemdenstoff auf äußerst unattraktive Weise und ruinierte damit den fast annehmbaren Eindruck.
Julie schüttelte ihm die Hand. »Nett, dich kennenzulernen, Nick.«
»Mick.«
»Mick. Entschuldige.«
»Das macht nichts.« Der Blick aus rot geränderten Augen huschte zu seiner Frau hinüber, verweilte dort einen kurzen Moment und wanderte dann wieder zu Julie zurück. »Tja, also … wir sind noch nicht so geübt. Keine Ahnung, wie man das normalerweise angeht. Sollen wir uns erst mal bei einem netten Drink ein bisschen kennenlernen oder gleich loslegen?«
Julie keuchte überrascht, als eine Hand ihren Hintern packte. Carol Harper war jetzt direkt hinter ihr. Julie spürte ihren heißen Atem an ihrem Hals und der Geruch ihres billigen Parfums stieg ihr in die Nase. »Ich bin dafür, gleich loszulegen. Ich will sehen, wie Fräulein 007 hier unter all diesen Klamotten aussieht.«
Wieder zwang sich Julie zu einem Lachen. »Ist völlig okay für mich. Was immer ihr beide wollt.«
Mick grinste. »Hört sich gut an.«
Er kam auf Julie zu und fing an, ihre Brüste zu betatschen. Während er sie befummelte, küsste seine Frau ihren Nacken. Beide stießen ekstatische Laute aus, während sie an ihr herummachten. Julie stöhnte auch ein bisschen gespielt, damit es aussah, als wäre sie ganz bei der Sache.
Auf Carol und Mick war sie durch eine Kleinanzeige auf Craigslist gestoßen, im Swinger-Bereich. Zunächst hatte sie sie über eine anonyme E-Mail-Adresse kontaktiert und dann hatten sie ein paarmal telefoniert. Dafür hatte Julie ein billiges Wegwerfhandy benutzt. Das Telefon und die Prepaid-Karte hatte sie bar bezahlt, sodass man die Anrufe nicht zu ihr zurückverfolgen konnte. In der Anzeige hatte gestanden, dass sie ein Paar mittleren Alters waren, das Spaß mit einer aufgeschlossenen jüngeren Frau haben wollte. Sie war genau, wonach sie suchten.
Und deswegen würden sie auch umso einfacher zu töten sein.
Julie stöhnte lauter. »Gott, ihr beide macht mich so verflixt scharf. Gehen wir in euer Schlafzimmer und ziehen uns aus. Ich will nicht länger warten.«
Carol Harper schnurrte ihr ins Ohr: »Ich werde deine Welt auf den Kopf stellen, Mädchen. Deine Muschi wird in Flammen stehen.«
Julie biss sich auf die Zunge, um nicht hysterisch zu lachen.
Meine Muschi wird in Flammen stehen? Was bist du denn für ein Clown, du notgeile alte Schabracke?
Sie stieß noch ein falsches Stöhnen aus. »Oh, darauf wette ich.«
Im nächsten Moment führte Mick sie aus dem Wohnzimmer und durch eine kleine Küche hindurch, dann einen Flur entlang bis ins Schlafzimmer. Das mittelgroße Bett, das den Raum dominierte, war mit einem hohen Messingende ausgestattet. Julie entdeckte etwas, das wie Polizei-Handschellen aussah, auf dem Nachtschränkchen. Kurz durchzuckte sie Beunruhigung, und dann waren Carols Hände auch schon in ihrem Rücken und stießen sie nach vorn.
Julie fiel geradewegs auf das Bett und ihr Hut löste sich von ihrem Kopf, glitt auf den Boden. Bevor sie sich umdrehen konnte, war Mick schon auf ihr. Sein Gewicht drückte sie in die Matratze und lastete schwer auf ihr. Sie versuchte, nach ihm zu schlagen, aber er packte ihre Handgelenke und hielt sie fest. Sein Schritt war genau über ihrem Hintern und sie fühlte, wie sein harter Schwanz sich dagegendrückte.
Julie drehte den Kopf und sah Carol an. »Was zur Hölle macht ihr denn da? Ich steh nicht auf die harten Sachen.«
Carol grinste hämisch. »Das ist aber schade. Wir schon.«
Mick lachte und rieb seinen Schwanz hart an ihrem Arsch. »Oh ja. Wir stehen total drauf.«
Carol kicherte.
Julie fand die Situation kein bisschen zum Lachen. Sie hatte jetzt ein kleines bisschen Angst, und das war das Gegenteil von dem, was sie vorgehabt hatte. Sie war die Verbrecherin hier, diejenige, die es zu fürchten galt. Und dennoch wurde sie gerade zum Opfer. Die Sache geriet schneller außer Kontrolle, als sie sich vorstellen konnte.
Carol kicherte schon wieder. »Zieh ihr die Hose runter, Baby. Ich will sehen, wie du die kleine Hure in den Arsch fickst.«
Mick lachte. »Verdammt richtig, Baby, das werde ich.«
Er ließ Julies Handgelenke los und schob eine Hand unter sie, wo er nach dem Knopf ihrer Jeans fummelte. Julie wollte instinktiv nach ihm schlagen, sobald sie ihre Hände frei hatte, aber sie blieb ruhig liegen, als er ihre Hose aufknöpfte und anfing, sie über ihre Beine herunterzuziehen. Sie konnte jetzt nicht in Panik verfallen, nicht in diesem entscheidenden Augenblick. Sie musste auf den optimalen Moment warten.
Sekunden später hatte er ihr die Hose komplett ausgezogen und sie hörte das Geräusch seines Reißverschlusses. Der Moment war gekommen. Sein Körper drückte sie jetzt nicht länger auf das Bett, denn irgendwie musste er seine Jeans ja auch ausziehen. Er war jetzt angreifbar, aber ihre Gelegenheit würde nicht lange andauern.
Also warf Julie sich herum, zog das eine Bein an und trat dann ganz fest zu. Sie traf mit voller Wucht seine Nase. Man konnte den Knochen brechen hören und dann spritzte das hellrote Blut in hohem Bogen heraus, während Mick vom Bett fiel. Im nächsten Moment schrie Carol auf und warf sich auf Julie, aber die war darauf vorbereitet und verpasste Carol einen solchen Kinnhaken, dass diese zur Seite geschleudert wurde. Julie stieß sie vom Bett und die Frau landete auf ihrem immer noch am Boden liegenden Ehemann.
Julie beeilte sich, vom Bett zu steigen, und schnappte sich ihre heruntergefallene Handtasche, bevor die beiden Abartigen den Knoten aus Armen und Beinen gelöst hatten und sich wieder auf sie stürzen konnten. Carol hatte es gerade geschafft, sich aufzusetzen, als Julie endlich die Handtasche geöffnet und die 38er herausgezogen hatte.
Sie richtete den Lauf auf Carols Stirn und drückte ab. Der Zylinder drehte sich. Ein lauter Knall hallte im Zimmer wider und eine Millisekunde später riss die Kugel ein Loch in den Zwischenraum zwischen Carols Augenbrauen. Aus einem größeren Loch an ihrem Hinterkopf spritzte das Blut in hohem Schwall hervor. Mick schrie und stieß den bereits toten Körper seiner Frau von sich, bevor er sich auf allen vieren aus dem Staub machte.
Julie zielte und feuerte eine weitere Kugel auf seinen sich entfernenden Hintern ab. Sie traf nur den Türrahmen, von dem die Holzsplitter in alle Richtungen flogen. Sie sprang über den ausgestreckten Leichnam hinweg und verfolgte den Ehemann. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust, als sie in den Flur stürmte.
Sie konnte Mick unmöglich lebendig entkommen lassen. Das wäre eine Katastrophe für sie. Eigentlich müsste sie jetzt vor Furcht zittern, aber stattdessen spürte sie nur eine wilde, überschäumende Freude. Die Geschwindigkeit, mit der sie aus dem Schlafzimmer gehastet kam, ließ sie gegen die Wand im Flur krachen und das sandte einen stechenden Schmerz durch ihre Schulter. Aber der Anblick von Micks Rücken, der gehetzt nach rechts abbog und in der Küche verschwand, ließ sie sofort weiterrennen.
Etwas traf sie mit voller Wucht an der Seite des Kopfes, als sie in die Küche kam. Der Schlag riss sie von den Füßen und die Waffe glitt ihr aus der Hand. Sie schlitterte über den Linoleumboden. Julie sah benommen hoch und erblickte Mick, der, ein Nudelholz schwingend, über ihr stand. Das hölzerne Ding war voller Blut. Er atmete schwer und seine Augen quollen ihm beinahe aus dem Kopf – so sah ein Mann aus, der vor Wut und Angst rotsah.
Er kniete sich neben sie und hob das Nudelholz hoch über den Kopf. Offenbar wollte er ihr den Schädel einschlagen. Julie ließ ihre Hand direkt auf sein Gesicht zuschnellen und stieß ihm die ausgestreckten Fingernägel in einen Augapfel. In plötzlicher Todesqual taumelte Mick rückwärts.
Julie setzte sich auf und das Pochen ihres malträtierten Kopfes ließ sie zusammenzucken. Der erneute scharfe Schmerz hatte einen großen Vorteil – er ließ sie die Dinge wieder gestochen scharf sehen und schickte einen weiteren Adrenalinschub durch ihre Adern. Sie rollte sich von Mick weg, griff nach dem Nudelholz und kam schwankend auf die Füße. Dann holte sie aus, um selbst den entscheidenden Schlag zu führen.
Mick sah im letzten Moment in ihre Richtung und hob eine schwache, zitternde Hand vors Gesicht, um sich erfolglos zu verteidigen. Das Nudelholz ließ seine Fingerspitzen nach hinten knacksen, bevor es ihn mit voller Wucht seitlich am Kopf traf. Julies Arm holte gleich noch einmal aus und schlug ihm im nächsten Moment quer übers Gesicht, sodass die Knochen seiner bereits gebrochenen Nase praktisch pulverisiert wurden. Mick heulte vor Schmerzen und kippte seitlich zu Boden.
Julie schnappte sich erneut ihre Waffe und richtete sie auf ihn.
Er sah zu ihr auf und wimmerte. »Warum?«
Julie lachte. »Weil es verdammten Spaß macht.«
Sie schoss ihm zweimal ins Gesicht und dann war es auch mit Mick vorbei.
Jetzt drängte die Zeit. Die Schüsse würden ganz schnell die Cops auf den Plan rufen. Julie ging ins Schlafzimmer zurück, um ihre Sachen zu holen. Sobald sie wieder komplett angezogen war, rannte sie einmal durchs ganze Haus und wischte über alle Oberflächen, die sie eventuell berührt hatte. Sie beschloss, das Nudelholz mitzunehmen. Das war ein schönes Souvenir.
Sie zog die Hutkrempe herunter, um ihr Gesicht zu verbergen, und verließ das Haus durch die Hintertür. Den Türknauf fasste sie mit dem gleichen Lappen an, mit dem sie auch ihre Fingerabdrücke verwischt hatte. Der Hinterhof war nicht eingezäunt und grenzte an eine Gasse voller Bäume, durch die sie unauffällig verschwinden konnte. Binnen fünf Minuten war sie wieder bei ihrem Auto angelangt und stieg ein. Sie fuhr in gemächlichem Tempo aus dem trügerisch idyllischen Viertel weg.
Als sie sich im Rückspiegel betrachtete, grinste Julie. So glücklich war sie schon lange, lange nicht mehr gewesen. Die Aufregung des Kampfes hatte sie mit einer herrlich wilden Begeisterung erfüllt. Sie fühlte sich, als hätte sie Großes geleistet, als würde sie endlich wieder den wahren Sinn ihres Lebens verfolgen.
Und mehr als alles andere wollte sie es wieder tun.
Schon bald.
Sie hatten ihm die Füße abgeschnitten. Er hätte diese Tatsache gern vergessen, aber das Unausweichliche schrie ihm jedes Mal wieder schmerzhaft ins Gesicht, wenn er aus dem Morphiumdämmer an die Oberfläche seines Bewusstseins trieb. Seine Füße waren fort. Sie waren nicht wirklich fort, aber sie waren nicht länger mit seinem Körper verbunden. Aber die abgetrennten Gliedmaßen befanden sich immer noch hier im Keller mit ihm. Er sah sie jetzt vor sich, als sein Blick sich langsam wieder schärfte. Ja, da lagen sie. Zwei Batzen faulenden Fleisches, die sich zu einem grässlichen, tiefen Gelb verfärbt hatten und aus deren ausgefransten Stümpfen sich wuselnde Massen von Maden wanden.
Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er diese toten Stücke seines verkrüppelten Körpers ansah. Er war grausam reduziert worden; sie hatten ihm etwas Wesentliches genommen. Er war einmal stark und kräftig gewesen und hatte rennen können wie der Wind. Dieses Gefühl würde er nie wieder erleben. Dafür hatten sie gesorgt.
Roxie und Emily.
Diese hundsgemeinen Schlampen.
Widerstand war gar keine Option gewesen. Die mehrfachen Morphium-Injektionen, die sie ihm davor gestochen hatten, machten es völlig unmöglich, sich gegen sie zu wehren. Er hatte keine Ahnung, wie sie an eine so große Menge der Droge gekommen waren, aber es musste auf irgendeine illegale Weise geschehen sein. Bei diesen beiden gab es keine andere Möglichkeit. Er hasste den Gedanken, dass er wehrlos gewesen war, aber im Nachhinein war er dankbar dafür, dass sie ihn unter Drogen gesetzt hatten. Die Schmerzen waren auch mit Morphium schlimm genug. Ohne das Mittel wären sie sicher entsetzlich, vielleicht sogar so grausam, dass man sie nicht aushalten konnte. Er erinnerte sich dunkel daran, dass er ihnen dabei zugesehen hatte, wie sie an seinen Beinen herumgesägt hatten, aber beim Ausbrennen der Wunden war er nicht bei Bewusstsein gewesen.
Das war immerhin etwas. Zuerst hatte er sich gewundert, dass sie sich überhaupt die Mühe machten, ihn zu betäuben. Die beiden waren sadistische Schlampen, die sich daran aufgeilten, ihn weinen, stöhnen und betteln zu hören. Seine Schreie waren Musik in ihren Ohren. Der einzige Grund, der für ihn Sinn ergab, war, dass sie nicht wollten, dass er zu laut wurde, denn damit könnten sie ja doch irgendwann die Aufmerksamkeit eines neugierigen Nachbarn auf sich ziehen.
Nach der »Operation« (wie sie es nannten) war er immer wieder abwechselnd wach und bewusstlos gewesen. Er hatte nicht mitzählen können, wie oft, und die Zeit hatte keine Bedeutung mehr für ihn. Er wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, seit sie ihm die Füße abgetrennt hatten. Es könnten nur wenige Tage gewesen sein, aber ebenso gut auch mehrere Wochen.
Über eine Sache war er sich allerdings im Klaren: Sie waren noch längst nicht fertig mit ihm. Sie wollten ihn so lange wie möglich am Leben halten, um ihn noch viele weitere Erniedrigungen ertragen zu lassen. Er war sich ganz sicher, dass sie ihn Stück für Stück zerschneiden und zerhacken wollten, bis er nur noch ein mitleiderregender, lebender Torso wäre. Und wenn er von seinem derzeitigen Geisteszustand ausging, dann wäre er bis dahin sicher ein wild gewordener, sabbernder Irrer. Er wäre am liebsten schon jetzt dem Wahnsinn verfallen, denn das wäre eine Art Gnade – die einzige Gnade, auf die er hoffen konnte.
Die blutige Eisensäge lag neben seinen abgestorbenen Füßen auf dem Boden. Sie hatten sie wahrscheinlich dort liegen gelassen, um ihn weiter zu verhöhnen, ebenso wie die Füße selbst. Er fragte sich, ob die Säge wohl stark genug war, Stahl zu durchtrennen. In seinem Kopf breitete sich ein schöner Gedanke aus. Er sah sich selbst, wie er das Werkzeug irgendwie zu sich herzog und es dazu benutzte, die schweren Ketten durchzusägen, die seine Handgelenke fesselten.
Aber dann verzog er das Gesicht und schob das Bild von sich. Er hatte nicht genug Spielraum für die Hände. Selbst wenn er die Säge wie durch ein Wunder zu sich herziehen und in die Hand nehmen könnte, wäre es dennoch unmöglich, sie richtig zu benutzen.
Chuck fing wieder an zu weinen.
Die Tür am oberen Ende der Treppe öffnete sich knarrend und das Geräusch herunterkommender Schritte war zu hören. Er schaute gar nicht auf, um die Besucherin zu sehen, die in den Keller kam. Denn er war zu sehr damit beschäftigt, über das krabbelnde, brennende Gefühl in seinen Beinen nachzudenken.
Weder Roxie noch Emily hatten irgendwelche medizinischen Kenntnisse oder Erfahrungen. Die grausam grobe Art und Weise, auf die sie seine Wunden versiegelt hatten, erschien ihm voller Möglichkeiten für fürchterliche Komplikationen, insbesondere für Infektionen. Natürlich fragte er sich, ob das brennende Gefühl ein Hinweis darauf war. Wenn ja, dann hoffte er, dass die Infektion ihn schnell dahinraffen würde. Das könnte der einzige Fluchtweg sein, um der weiteren Folter zu entgehen, die sie für ihn geplant hatten.
Chuck hatte einen Punkt erreicht, an dem ihm die Aussicht aufs Überleben mehr Angst machte als die Alternative. In den Jahren seit Zoes Tod hatte er sein Gewissen ausführlich geprüft und herausgefunden, dass er an eine Art Leben nach dem Tod glaubte. Er konnte sich nicht mehr vorstellen, dass der Kern eines menschlichen Wesens ausgelöscht werden würde, nur weil die Zeit seiner sterblichen Hülle abgelaufen war. Er glaubte ganz fest, dass die menschlichen Seelen auf eine andere Existenzebene wanderten. Das Universum war zu unermesslich, zu geheimnisvoll, um irgendetwas anderes zu glauben, daran änderten auch die kalten Schlussfolgerungen der Logik und Wissenschaft nichts. Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als auf diese andere Ebene zu gelangen, lieber früher als später. Nur dort könnte er je wieder Frieden finden.
Eine schlanke Gestalt hatte den Fuß der Treppe erreicht und kam auf ihn zu. Chuck blinzelte benebelt und hob den Kopf. Emily stand vor ihm. Sie trug ein elegantes schwarzes Kleid. Ihr dunkles Haar war erst kürzlich frisch gestylt worden und glänzte noch mehr als sonst. Ihr Make-up war dezent und perfekt. Sie hatte eine Haltung, die fast königlich anmutete. Er hatte immer schon gefunden, dass sie wie eine verlorene Adlige aussah, wie eine ausgerissene oder in Ungnade gefallene Prinzessin vielleicht.
Emily lächelte. »Aha, du bist wach. Das letzte Mal ist schon eine Weile her.«
»Ich hoffe, du bist bereit, dafür in der Hölle zu schmoren.«
Emily verdrehte die Augen. »Es gibt keine Hölle, Chuck.«
»Daran solltest du dich auch besser klammern, Emily. Denn was ist, wenn du dich irrst?«
Emily zuckte mit den Achseln. »Dann werde ich die Ewigkeit wohl in einem Meer aus Feuer verbringen. Aber ich hab es nicht so mit diesem uralten Aberglauben, also mache ich mir darüber auch keine großen Sorgen.«
»Ja, rede dir das nur weiter ein, du Schlampe.«
»Wie heißt das Sprichwort noch mal? In Fuchsbauten gibt es keine Atheisten, oder so ähnlich?« Sie zuckte erneut mit den Achseln. »Jeder, der so was erlebt wie du, hat wahrscheinlich irgendwann einen Erweckungsmoment. Komm zu Jesus, mein Kind. Das ist alles. Du hast eine Scheißangst, also redest du dir plötzlich ein, an irgendwas zu glauben. Denn sonst ist dir ja nichts geblieben von deinem Leben. Ist das nicht so, Chuck?«
»Leck mich!«
Sie lachte. »Das sind harte Worte von einem Krüppel.«
Chucks Augen füllten sich schon wieder mit Tränen. »Ich wünschte, ich könnte dich verstehen. Ich wünschte, ich könnte begreifen, wie du all diese Dinge tun kannst, die du getan hast. Du kannst gar kein Herz haben. Und auch keine Seele.«
Emily stieß einen Seufzer aus. »Dieser vergeistigte Scheißdreck geht mir auf die Nerven. Ich habe sehr wohl ein Herz, Chuck. So nennt man das Organ in meinem Körper, und es funktioniert ganz zufriedenstellend. Mit der Seele hast du allerdings recht, denn dabei handelt es sich um ein ausgedachtes Ding, das zum Teufel noch mal nicht existiert. Und wieso ich getan habe, was ich eben getan habe … Das weißt du doch längst, oder nicht? Ich bin eine Soziopathin. Ich belaste mich nicht mit Gefühlen. Es macht mir einfach Spaß, Menschen wehzutun. Das ist alles.«
»Du tust mir leid.«
Emily lachte. »Nein, du tust mir leid. Und willst du auch wissen, warum?«
Chuck starrte sie bloß an.
Emily lächelte. »Du tust mir leid, weil ich mit dem Gedanken spiele, mir als Nächstes deinen Schwanz und deine Eier vorzunehmen. Wie könnte mir ein Mann, der vielleicht bald ein Eunuch sein wird, denn wohl nicht leidtun?«
Jetzt hatte er die Augen weit aufgerissen. »Nein! Bitte … bitte tu das nicht …«
»Oh, fein. Jetzt kommt wieder die Bettelphase. Darauf habe ich schon gewartet. Was ist los, Chuck? Wolltest du nicht noch mal ›Leck mich‹ sagen? Würde es dir danach nicht besser gehen? Komm schon, dann wärst du wieder ein richtiger Mann.«
Chuck stieß ein ersticktes Schluchzen aus. »Bitte …«
»Ja, immer schön weiter betteln. Das liebe ich.«
»Bitte … bitte …«
Sie lachte. »Du bist nur noch eine kaputte Hülle; da ist gar kein Mann mehr, oder?«
»Bitte … Ich flehe dich an …«
Emily kicherte. »Ja. Ja, das tust du, Chuck. Mal sehen, ob es dir was nützt.«
»Bitte …«
Emily kehrte zum Fuß der Treppe zurück und drehte sich dann noch einmal zu ihm um. »Vielleicht solltest du dir noch ein letztes Mal einen runterholen. Das würde ich jedenfalls machen, wenn ich du wäre. Und fühl dich nicht schuldig, wenn du dabei an mich denken musst. Ich bin wunderschön, also ist das nur natürlich.«
Ihr singendes Lachen verhöhnte ihn noch einen Moment lang, und dann war sie fort. Die Tür am oberen Treppenabsatz schlug zu. Er blinzelte die Tränen weg und schloss die Augen. Dann kämpfte er mit seinen Gedanken, um wieder an den Punkt zu kommen, an dem er sich auf den Frieden konzentrieren konnte, der auf ihn wartete, wenn sein Leiden endlich zu Ende war. Viele Minuten später war es in ihm endlich wieder ruhig und seine Lider öffneten sich flatternd.
Aber der Anblick, der ihn erwartete, ließ ihn zurückweichen.
Die Ratte war wieder da.
Und sie nagte hungrig an seinen faulenden Füßen.
Er starrte in ihre weit offenen, glänzenden Augen, während er seinen Schwanz fast ganz aus ihr herauszog und ihn dort mehrere wunderbar unerträgliche Momente verharren ließ. Er stützte seinen mageren Oberkörper mit den Händen auf der Matratze ab, gleich unterhalb ihrer Achseln. Sie stöhnte und wand sich unter ihm. Ihr Gesicht war verzerrt, ihre Finger glitten an seinen Armen hinauf und gruben sich in seine Schultern. Die Fingernägel gruben sich tief genug in seine Haut, dass dünne Rinnsale Blut hervortraten und langsam über seinen Rücken krochen. Die weichen Sohlen ihrer Füße glitten über seine Waden und ihre gekrümmten Zehen an seinen Beinen riefen ein unbeschreibliches Kribbeln hervor, sodass es sich anfühlte, als würde sein Schwanz gleich bersten.
Sie wand sich und hob ihm ihr Becken entgegen. »Tu es, verdammt noch mal. Jetzt.«
Seine Arme zitterten. Er konnte es nicht länger herauszögern. Der Rest würde jetzt ganz schnell gehen, aber das war in Ordnung, denn es würde die totale Ekstase werden. »Ja, Roxie.«
Er stieß mit voller Wucht in sie hinein. Sie schrie auf, ihre Beine spreizten sich weit und streckten sich zur Decke. Er ließ sich gegen sie fallen und schob die Hände unter ihre Arme, um ihre Schultern von unten festzuhalten, während er weiter heftig in sie hineinstieß. Sein Schwanz fühlte sich an, als sei er von flüssigem, samtenem Vergessen umhüllt. Die Empfindungen gingen über simple Ekstase hinaus. Unter diesem Ansturm müssten die Neuronen in seinem Hirn eigentlich explodieren. Er küsste ihren Mund, ihren Hals, ihr Gesicht, und immer noch grub er sich tiefer, stieß er fester zu. Sie schrie und schrie, und das Bett schabte über den Boden und wackelte so stark, dass es klang, als würde es gleich auseinanderfallen. Immer wieder rief sie seinen Namen und dann packte sie mit beiden Händen sein Gesicht. Ihre Augen weiteten sich erneut, als sie ihn zwang, ihren Blick zu halten. »Ich will, dass du in mir kommst. Zieh ihn nicht raus.«
»Ja, Roxie.«
Die Intensität seiner Stöße steigerte sich noch einmal, und dann pumpte er seine Ladung tief in ihr Innerstes. Sie antwortete mit ihrem bisher lautesten Schrei, der ihm in den Ohren klingelte. Und dann schloss sie ihre Augen und ließ den Kopf langsam zur Seite sinken, wobei sie befriedigte Laute von sich gab. Rob zog sich aus ihr zurück und sie stieß ein letztes, genüssliches Keuchen aus.
Erschöpft ließ er sich neben sie auf den Rücken fallen und legte den Unterarm über die Stirn, während er an die Decke starrte. »Heilige Scheiße.«
Sie lachte und rollte herum, um seine Brust zu küssen. »Das hat dir gefallen, was?«
»Es war verdammt noch mal unglaublich.«
Jane küsste seine Brust erneut und lächelte. »Gut. Das freut mich. Es macht mir Spaß, dich zu befriedigen, Rob.«
»Das hast du auf jeden Fall getan, Scheiße!«
Sie drehte sich von ihm weg und glitt vom Bett. Über die Schulter warf sie ihm noch einen Blick zu, bevor sie sich auf den Weg ins Bad machte. »Wer weiß? Vielleicht ist dir ja später heute Abend noch nach einer zweiten Vorstellung zumute.«
»Ja. Vielleicht.«
Sie verschwand im Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Wie immer, wenn sie das tat, spürte Rob unwillkürlich eine Art Erleichterung. Er war dankbar für jeden noch so kurzen Zeitraum, den er allein sein durfte, auch wenn er diese Momente nicht länger wie seltene Schätze empfand oder wie den einzigen noch verfügbaren Frieden auf Erden. Die Dinge zwischen ihnen hatten sich in den letzten paar Wochen drastisch gebessert und ihr neu aktiviertes Sexualleben war die Basis für diese Verbesserung. Als sie begonnen hatten, ihre gegenseitigen Aggressionen im Schlafzimmer auszuleben, hatte sich so einiges verändert. Die erste Nacht, in der sie endlich wieder richtigen Sex haben konnten, war voller Schläge, Ohrfeigen, Bisse und Flüche gewesen. Die Gewalt hatte die komische Nebenwirkung, dass sie dadurch erst richtig scharf aufeinander wurden, und war daher zum festen Bestandteil ihrer sexuellen Eskapaden geworden. Und was beide endgültig in ungeahnte Höhen getrieben hatte, war ihr Vorschlag gewesen, dass er sie beim Vögeln von nun an Roxie nennen sollte. Im Rückblick ergab das alles einen Sinn, denn so ähnlich war auch der Sex zwischen ihm und Roxie vor vier Jahren gewesen.
Es war auch sicher zuträglich, dass sie ganze Arbeit bei ihrem Versuch geleistet hatte, sich in eine glaubhafte Ausgabe seiner früheren Flamme zu verwandeln. Er konnte ganz leicht in eine realistische Fantasie abgleiten, in der er die echte Roxie vögelte. Aufschlussreich fand er auch, dass ihm dadurch klar wurde, dass sein Verlangen nach Roxie immer noch höchst lebendig war, egal wie sehr sein Gewissen sich auch bemühen mochte, es zu unterdrücken.
Noch vor zwei Wochen war er todsicher gewesen, dass der Einzug bei Jane einer der größten Fehler seines Lebens gewesen war – vielleicht sogar der allergrößte Fehler. Aber jetzt konnte er sich ganz gut mit seiner Situation arrangieren. Gut, es war nicht alles perfekt. Sie hielt ihn immer noch an der ganz kurzen Leine und wollte nicht, dass er sich einen Job suchte. Vordergründig sagte sie ihm immer wieder, dass ihn wegen seiner Vergangenheit sowieso kein Arbeitgeber einstellen würde. Das mochte tatsächlich nicht so einfach sein, aber er war sicher, dass er irgendwo eine öde, seelenlose Arbeit zu Mindestlohn-Bedingungen finden würde.
Er wusste, was sie in Wahrheit dachte. Sie wollte nicht, dass er andere Leute kennenlernte und sein eigenes Geld verdiente. Denn diese Dinge würden ihm ein gewisses Maß an Unabhängigkeit verleihen und es war offensichtlich, dass sie das nicht wollte. Immerhin lagen die Dinge jetzt viel besser und nach dem, was er mit ihr bereits erlebt hatte, wollte er den schlecht gelaunten Löwen in ihr nicht erneut wecken.
Er hörte das gedämpfte Gurgeln der Klospülung und dann ging die Badezimmertür wieder auf. Er sah ihr zu, wie sie ins Schlafzimmer geschlendert kam, und ihre schmalen Hüften bewegten sich dabei auf hypnotisch erregende Art hin und her. Sie kam aufs Bett gekrabbelt und kuschelte sich an ihn, während sie ein Bein über seine Beine legte und ihre Finger langsam über seinen Brustkorb tänzeln ließ. »Ich hab da diese etwas verrückte Idee gehabt.«
Ihr Tonfall war zögernd und tastend, was völlig untypisch für sie war. »Ja?«
Ein tiefer Seufzer. »Ja.«
»Also … was für eine Idee?«
Sie sah ihn an und biss sich unsicher auf die Lippen. »Du wirst mich echt für verrückt halten.«
Beinahe hätte er laut aufgelacht.
So wie vor zwei Monaten, Mädel?
Er schüttelte den Kopf. »Komm schon, spuck’s aus.«
Ihre Augen hatten jetzt so ein fieses kleines Glimmern. Er wurde plötzlich nervös und ihre nächsten Worte rechtfertigten seine Unruhe: »Ich finde, wir sollten jemanden umbringen.«
Sein Körper versteifte sich und einen Moment lang verschlug es ihm die Sprache. Dann räusperte er sich und fragte lahm. »Äh … was?«
»Du hast mich schon richtig verstanden. Wir sollten jemanden umbringen.«
Er zog die Brauen zusammen. »Aber … was meinst du denn damit? Wirklich jemanden ermorden?«
Sie breitete ihre Finger aus und ließ sie in langsamen Kreisbewegungen über seinen flachen Bauch gleiten. Gleichzeitig schob sie ihren Körper noch ein bisschen näher an seinen, sodass ihre seidenweiche Hüfte gegen seinen Schritt drückte. »Das ist die einzige Sache, die du mit Roxie geteilt hast, die wir aber noch nie zusammen gemacht haben. Wir müssen das tun, ist dir das nicht klar? Wir werden uns danach noch viel näher sein, so nah, wie zwei Liebende sich nur sein können. Willst du das denn nicht, Baby?«
Ihre Streicheleinheiten waren ein unverhohlener Versuch, seinen Widerstand gegenüber ihrem radikalen Vorschlag zu brechen. Und er spürte tatsächlich, wie sein Verlangen sich schon wieder regte, was so kurz nach dem Sex, nach diesem wahnsinnigen Sex, untypisch für ihn war. Sie wurde immer besser darin, ihn auf körperlicher Ebene zu manipulieren. In Kombination mit dem psychologischen Vorteil, den sie von Anfang an auf ihrer Seite gehabt hatte, war das verheerend. Er mühte sich um einen klaren Kopf, während ihre Zunge und ihre Zähne unsagbar interessante Dinge mit seiner Haut anstellten.
»Aber …«, stöhnte er. »Oh Gott. Pass auf … du verstehst das falsch. Ich habe nie jemanden umgebracht. Ich habe dir das doch schon mal erklärt, das waren alles Roxie und Julie. Ich habe nie jemandem wehgetan, jedenfalls nicht mit Absicht. Ich weiß, dass du das nicht glauben willst, aber es ist wahr.«
Sie fuhr mit ihrer Zungenspitze um seinen Nippel herum und warf ihm einen Blick aus halb geschlossenen Lidern zu. »Du musst mich nicht mehr belügen, Rob. Du solltest doch inzwischen wissen, dass ich deine Geheimnisse nie jemandem verraten würde.«
Er seufzte. »Ich belüge dich nicht. Ich wünschte, ich könnte dir das erzählen, was du gern hören würdest, aber es wäre nicht das, was wirklich passiert ist. Und darum solltest du den Gedanken an einen gemeinsamen Mord auch gleich wieder vergessen. Denn wir würden nicht wirklich irgendwas teilen, das Roxie und ich geteilt haben.«
Sie machte einen Schmollmund und lächelte dann durchtrieben. »Das bedeutet also praktisch, dass du danebengesessen und zugesehen hast, während Roxie und Julie gemordet und gefoltert und all diesen Scheiß gemacht haben?«
»Ja, genau. Glaubst du mir das denn jetzt endlich?«
Jane zuckte mit den Achseln. »Ich schätze, schon.«
Rob fiel ein Stein vom Herzen. Was sie vorgeschlagen hatte, hätte das Ende von allem bedeuten können. Der gegenwärtige Zustand war nicht perfekt, aber todsicher besser als der alltägliche Schrecken und die Ungewissheit, die ihre Existenz bestimmen würden, wenn sie etwas so Bescheuertes täten. Jemanden umbringen. Und dann mit der ständigen Angst leben, gefasst und in den Knast gesteckt zu werden. Das war das Letzte, was er wollte, zurück in den verdammten Knast gehen.
Sein Schwanz wurde steif, als sie weiter ihre weiche Hüfte gegen ihn rieb. »Hm, das sieht aus, als wärst du schon wieder bereit für eine zweite Runde.«
»Ja. Bin ich.«
Sie rollte sich auf den Rücken und machte die Beine breit, und er glitt dazwischen.
Sie wimmerte kurz, als er in sie eindrang, und dann lächelte sie. »Wie ist mein Name, Rob?«
Er erschauerte leicht. »Roxie …«
Ihre Fingerspitzen wanderten sein Rückgrat rauf und runter. »Ganz genau, ich bin Roxie. Und für mich würdest du alles tun, nicht wahr?«
Rob grub seine Finger in die Matratze. Er war völlig überrumpelt davon, wie sehr sie ihn jetzt scharfmachte. »Ja. Ja, das würde ich.«
»Gut. Das ist gut. Denn Roxie will, dass du etwas für sie tust. Du wirst Jane dabei helfen, irgendein armes Arschloch zu finden, und dann wirst du danebensitzen und zuschauen, wie sie ihn komplett alle macht, ihn ermordet. Genau so, wie du es früher gemacht hast, als du mit mir zusammen warst.«
Rob hielt mitten im Stoß inne. »Was?«
Jane lachte. »Du hast mich schon verstanden, du Schlampe.«
Dann zog sie ihn zu sich herab und stieß ihre Zähne tief ins Fleisch seiner Schulter.
Rob schrie gequält auf und kam im gleichen Moment erneut in ihr.
Der Anruf, auf den sie gewartet hatte, kam zehn Tage, nachdem sie Mick und Carol Harper getötet hatte, kurz nach Mitternacht. Das Gespräch mit Roxie verlief knapp und ihr Tonfall war brüsk. Sie gab Julie eine Wegbeschreibung zum Treffpunkt in einem der heruntergekommeneren Viertel von Nashville und sagte, sie habe 30 Minuten Zeit, um dort aufzutauchen. Ansonsten würde sie erneut für lange Zeit verschwinden.
Julie zögerte keinen Augenblick, nachdem sie aufgelegt hatte. Sie hatte geplant, den Abend mit ein paar illegalen Snuff-Videos aus Mexiko zu verbringen. Ein alter Freund, dem sie vertraute, hatte die DVDs für sie aufgetrieben, auf denen hauptsächlich Mitschnitte von Morden der Drogenkartelle zu sehen waren. Geiseln, deren Verwandte das Lösegeld nicht rechtzeitig besorgt hatten, wurden in diesen Filmen ebenso exekutiert wie Spitzel und Verräter. Sie liebte es, sich die grausigen Bilder zum Einschlafen anzuschauen, natürlich wirkungsvoll auf ihrem HD-Fernseher mit 1,80 Meter Bildschirmdiagonale. Das war so viel besser als sich Saw und dergleichen zum trillionsten Mal anzusehen. Die Unterbrechung ihrer mitternächtlichen Unterhaltungsshow nervte sie im ersten Moment ein ganz kleines bisschen, aber eine potenzielle Wiedervereinigung mit Roxie war besser als alles andere, was sie sich vorstellen konnte.
Sie zog sich hastig an und war schon fast auf dem Weg nach draußen, als eine Eingebung sie noch mal umkehren ließ. Sie schnappte sich eine der Snuff-DVDs. Das war genau das richtige Wiedersehensgeschenk für Roxie, eine der wenigen, die so was zu würdigen wussten. Sie schob den Film in ihre Handtasche und rannte wieder die Stufen hinunter.
Kurz darauf saß sie in ihrem Mercedes S400 und setzte rückwärts aus der Einfahrt hinaus. Auf der Straße legte sie den Vorwärtsgang ein und trat aufs Gas, dass die Reifen auf dem Asphalt quietschten.
Als sie viel zu schnell durch ihr Wohnviertel rauschte, war Julie sich nur zu bewusst darüber, wie die kostbaren Minuten vorbeirasten. Der Ort, den Roxie ihr beschrieben hatte, war nicht weit entfernt, was die Meilen anging, aber jede blöde Verzögerung konnte den Unterschied zwischen rechtzeitig und zu spät bedeuten. Die Frist war knapp bemessen.
Sie warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett, während sie das Gaspedal erneut durchtrat.
00:14.
Sie hatte genau 19 Minuten, um den Treffpunkt zu erreichen.
Glücklicherweise waren die meisten Ampeln um diese Uhrzeit ausgeschaltet und blinkten bloß gelb. Wenn also kein Auto aus der Gegenrichtung oder Seitenstraße kam, konnte man jede Kreuzung einfach ohne zu warten überqueren. Julie nutzte das aus und ließ den Fuß auf dem Gas, während sie durch die Stadt rauschte. Es war eine windige Nacht und die Ampeln schwankten über den Kreuzungen in der Luft, was dem Ganzen eine eigentümliche Atmosphäre verlieh; unwirklich wie ein Traum. Das passte doch. Was war dieses Treffen mit Roxie denn, wenn nicht die Erfüllung ihres größten Traumes?
Weniger als eine Viertelstunde später hatte sie den genannten Stadtteil erreicht. Es war mitten in der Woche und hier waren mehr Fußgänger unterwegs, als man es in besseren Vierteln gewöhnt war. Fast alle hatten eine sehr viel dunklere Hautfarbe als die meisten ihrer eigenen Nachbarn.
Natürlich sah Julie sich keineswegs als Rassistin. Sie hasste die gesamte menschliche Rasse gleich stark. Es wäre ihr bescheuert vorgekommen, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe mehr oder weniger zu hassen. Dennoch verspürte sie die instinktive Anspannung einer Weißen, die sich in einer Gegend aufhielt, die ihrem eigenen Leben unendlich fremd schien. Sie gehörte nicht hierher. Ihr verfluchter brandneuer Mercedes gehörte ganz sicher nicht hierher. Sie vermied es, mit einem der dunklen Gesichter, die sie durch die Scheibe anstarrten, Blickkontakt aufzunehmen, und fuhr weiter durch die elenden Straßen.
Sie las die Straßenschilder und fand endlich den Namen, den sie suchte. Sie bog rechts ab und hielt am Bordstein an, direkt vor einem winzigen und windschiefen Haus mit Eisenstangen vor der Tür und den Fenstern. Sie hatte schon in Apartments gewohnt, die größer gewesen waren. Wie Roxie ihr aufgetragen hatte, hupte sie einmal und hielt dann den Atem an, während sie wartete. Als die Vordertür aufging und Roxie herauskam, ließ sie den Atem erleichtert entweichen. Roxie nahm die Stufen der Veranda mit einem Satz und trabte über den Gehsteig. Dann riss sie die Beifahrertür des Mercedes auf, warf eine Tasche hinein und glitt dann selbst auf den Sitz.
Sie trug eine viel zu große dunkle Sonnenbrille, obwohl es mitten in der Nacht war. Sie warf Julie einen Blick zu. »Fahr los.«
Aber Julie konnte ihre Aufregung nicht im Zaum halten. Sie blubberte einen ganzen Haufen sinnloses Zeug, das ein durchgeknallter Fan zu seinem Idol sagen würde.
Roxie nahm die Sonnenbrille ab und funkelte sie wütend an. »Hörst du schlecht? Ich hab gesagt: Fahr los. Ich habe gerade alle in dem Haus da umgebracht. Wir müssen hier verschwinden, und zwar pronto.«
»Hast du echt? Wirklich?«
»Ja.«
»Cool.«
Julie lenkte den Wagen aus der Parklücke und fuhr die Straße hinunter.
Roxie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. »Gott, na endlich.«
Julie warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du es wirklich bist. Ich meine, ich weiß, dass du es bist, aber mein Hirn kommt da irgendwie nicht mit. Ich hab gedacht, ich würde dich nie wiedersehen.«
Roxie tippte mit den Fingerspitzen fahrig auf einer Zigarettenschachtel herum. Sie drückte den Zigarettenanzünder am Armaturenbrett in seine Vertiefung.
Julie zog die Augenbrauen zusammen. »In meinem Auto wird nicht geraucht.«
»Jetzt schon.«
Julie fühlte sich dumm, weil sie das gesagt hatte. Die Nichtraucher-Regel war typisch für die Person, zu der sie geworden war. Die alte Julie wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas zu sagen; sie hätte es nicht einmal gedacht. Und sie wollte so gern wieder die alte Julie sein.
»Okay.«
Roxie zündete ihre Zigarette an und blies den Rauch in Julies Richtung. Dann nahm sie noch einen Zug und tat es erneut. Dabei lächelte sie provokant und böse. »Schaffen wir erst mal die Vergangenheit aus der Welt. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hab ich dir in den verfluchten Hintern geschossen.«
»Ja. Zweimal. Und nicht in den Hintern.«
»Und bist du mir immer noch böse deswegen?«
Julie schwieg einige Augenblicke lang. Sie wollte nicht sofort mit der Antwort rausrücken. Jemand wie Roxie würde das nicht mögen, selbst wenn sie die Wahrheit sagte.
Sie zuckte mit den Achseln und erklärte dann: »Nein. Vielleicht wäre ich das, wenn ich nicht so viel Glück gehabt hätte. Den Ärzten ist es ziemlich leichtgefallen, mich zu retten. Hätte weit schlimmer sein können. Ein anderes Kaliber wäre vielleicht gesplittert oder wie wild in meinem Körper herumgesaust und hätte noch viel mehr Schaden anrichten können. Das haben mir die Chirurgen jedenfalls so erklärt. Aber nichts davon ist passiert und erholt habe ich mich auch ganz schnell wieder. Na ja, und ich hab gedacht, wir hätten das bereits besprochen. Alles klar zwischen uns. Das schwöre ich.«
»Trotzdem mussten wir noch mal drüber reden. Damit ich dein Gesicht sehen und wissen konnte, dass du mir die Wahrheit sagst.«
»Und wie lautet dein Urteil?«
Wieder hielt das Schweigen eine ganze Weile an, bevor Roxie die Hand ausstreckte und ihr zärtlich den Oberschenkel tätschelte. »Wie du gesagt hast. Alles klar zwischen uns.«
Julie lächelte. »Gut.«
Roxie drückte ihren Oberschenkel. »Du kannst mir nachher im Bett deine Narben zeigen. Ich werde sie küssen und dann ist alles wieder gut.«
»Äh … was?«
Roxie lachte leise. »Ich bin in Rob verliebt. Nichts ist mir wichtiger, als wieder mit ihm zusammen zu sein. Und weil er mir so wichtig ist, habe ich geschworen, mit keinem anderen Mann zu vögeln, bis wir wieder vereint sind. Denn dann würde ich ihn ja betrügen. Aber ich brauche es natürlich trotzdem manchmal. Dann mache ich’s mit Weibern.«
Julie mühte sich, den Blick auf die Straße gerichtet zu lassen. Roxies Hand strich ihr immer wieder über den Schenkel. »Das ist … tut mir leid, aber darauf stehe ich echt nicht. Ich bin hetero.«
»Glaubst du, das stört mich? Ich werde dich trotzdem ficken.«
Julie wäre beinahe von der Straße abgekommen. Sie stieß vor Schreck ein kurzes Kreischen aus und riss das Steuer des Mercedes herum, sodass er wieder in der Spur war. »Das heißt, ich hab da gar nichts zu melden?«
»Genau.« Roxie stieß eine weitere Rauchwolke aus. »Es ist genau wie letztes Mal, Mädchen. Ich setze meinen Kopf durch, egal was passiert.« Sie verzog das Gesicht und rückte sich im Sitz zurecht. Die Hand nahm sie endlich von Julies Schenkel. »Außerdem habe ich langsam die Schnauze voll von der verdammten Emily Sinclair. Die Schlampe ist so was von notgeil. Sie denkt, sie wäre meine feste Freundin, dabei ist sie bloß die Lückenfüllerin, bis ich wieder haben kann, was ich wirklich will.«
Julie starrte sie mit offenem Mund an und schüttelte den Kopf. »Du bist mit Emily Sinclair zusammen? Willst du mich verarschen?«
»Nein, will ich nicht.«
»Wow. Das begreife ich nicht.« Julie kaute einen Moment lang aufgewühlt an ihrem Daumennagel, bevor sie Roxie einen weiteren prüfenden Blick zuwarf. »Ich hab gedacht, du hasst sie. Sie war eine von denen. Eine von diesen versnobten Schlampen.«
»Sie war eine von denen, bis sie eine von uns geworden ist. Sie war diejenige, die uns dorthin geführt hat, hast du das schon vergessen? Sie hat uns eingeladen, all ihre Freunde umzubringen.«
Julie schüttelte den Kopf. »Aber doch nur, um berühmt zu werden. Gott, die Schlampe ist die Verrückteste von uns allen. Wie lange bist du schon mit ihr zusammen?«
»Nicht lange. Ich habe Pläne geschmiedet. Sie war Teil eins. Dich ins Boot zu holen, ist Teil drei.«
Julie hob eine Augenbraue. »Du hast einen Teil übersprungen.«
Roxie lachte. »Ja. Den erzähle ich dir später. Teil vier ist, Rob zurückzubekommen. Daran arbeite ich noch.«
»Hast du denn überhaupt schon mit ihm gesprochen?«
»Nein, das war nicht wirklich möglich. Aber die Dinge haben sich kürzlich geändert.«
»Sie haben ihn rausgelassen.«
»Ja.« Roxie drückte einen Knopf in der Türverkleidung und das Fenster ging automatisch runter. Sie warf den Stummel nach draußen und ließ das Fenster offen. »Hör zu, ich muss dir noch etwas anderes erzählen. Das ist auch viel spannender.«
Julie bog in die nächste Seitenstraße ab. Sie näherten sich nun wieder ihrem Viertel. »Ach ja? Und worum geht es?«
Roxie drehte sich wieder in ihrem Sitz zur Seite und lehnte sich zu Julie hinüber. »Ich bringe uns alle wieder zusammen; alle, die diese Nacht in Myrtle Beach überlebt haben. Wir werden ein paar richtig krasse Dinge anstellen, Julie. Wenn wir damit fertig sind, dann sind wir Legenden.«
»Du bist doch schon eine Art Legende, Roxie.«
»Vielleicht eine kleine. Aber das wird sich bald ändern. Nach dieser Geschichte wird man sich für immer an uns erinnern.«
Julie lenkte den Wagen auf die Abbiegespur, sah sich nach hinten um und raste über eine weitere Kreuzung. Sie sah zu Roxie hinüber. »Dazu gehört sicher auch, dass wir ein paar Leute umbringen, nehme ich an.«
»Dazu gehört, dass wir verdammt viele Leute umbringen. Wir reden hier über historische Mordrekorde, denn wir werden Krieger sein. Wie hört sich das an?«
Julie zögerte nur einen kurzen Augenblick. Sie atmete aus und grinste, während sie langsam den Kopf schüttelte. »Es hört sich etwas hochtrabend an, um ehrlich zu sein. Als hätte sie jemand nicht mehr alle und wäre völlig durchgeknallt. Aber das macht nichts, ich bin dabei. Ich brenne lieber im Fegefeuer meines eigenen Größenwahns als weiterhin so zu tun, als wäre ich jemand, der ich absolut nicht bin.«
Roxie lächelte, als sie sich eine weitere Zigarette anzündete. »Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
Julies Handtasche lag zusammengequetscht in dem Fach unter dem Radio. Eine Eingebung veranlasste Roxie, danach zu greifen und sie zu durchsuchen. Sie zog die DVD mit den Mordvideos heraus und betrachtete sie ratlos, denn es war nur eine wiederbeschreibbare DVD in einer durchsichtigen Plastikhülle. Sie sah Julie an. »Was ist das?«
»Mein Geschenk für dich.«
»Ja, aber was ist das?«
»Mexikanische Snuff-Filme.«
Roxie lachte laut auf. »Tolles Geschenk. Sehr persönlich.«
»Ich hab mir gedacht, dass es dir gefällt.«
»Die schauen wir uns im Bett zusammen an.«
Julie gab keine Antwort, machte aber ein finsteres Gesicht, während sie den Wagen weiter durch die dunklen Straßen lenkte.