Illustration: Ilona Waldera
Copyright 2015
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 9783739260549
Superteddy ist ein ganz gewöhnlicher Teddy. Aber das sagt man besser nicht. Zumindest nicht, wenn er in der Nähe ist.
Superteddy möchte nämlich sein wie Supermann. Er möchte stark sein wie Supermann, klug sein wie Supermann, mutig sein wie Supermann und schnell sein wie Supermann. Natürlich möchte er auch fliegen können wie Supermann. Und durch Wände sehen können wie Supermann möchte er auch. Und wenn er einen dicken Eisenstab kurz anguckt, dann soll er wie Vanilleeis in der warmen Mittagssonne hinschmelzen, genau wie bei Supermann.
Alle Leute sollen "Ahhh" und "Ohhh" machen, wenn sie ihn sehen und rufen: "Schaut her, Superteddy ist da! Hoch lebe Superteddy, hoch, hoch, hoch!" So, oder so ähnlich hätte Superteddy es gern. Doch in Wirklichkeit ist alles anders.
Superteddy hat dünne Ärmchen, viel dünner, als man es von Teddybären gewohnt ist. Superteddy ist nicht besonders schlau. Er kann die Kreuzworträtsel in den Zeitungen nicht lösen und bringt immer nur Vierer mit nach Hause. Er ist auch nicht schnell. Beim letzten Schulsportfest war er im Laufen der Vorletzte, noch hinter dem dicken Panda. Fliegen kann er schon gar nicht. Höchstens, wenn ihm jemand eine Karte für eine Flugreise schenkt. Aber das tut ja keiner. Wenn er einen dicken Eisenstab kurz anguckt, dann passiert überhaupt nichts. Und wenn er ihn ganz, ganz lange anguckt, dann passiert auch nichts.
Noch nie hat Superteddy es fertiggebracht zu sehen, was hinter einer Wand passiert. Mit etwas Glück und auch nur, wenn er die runden Ohren spitzt, kann er es hören. Falls es etwas zu hören gibt. Und denken kann er es sich, was da wohl sein könnte. Mehr aber auch nicht.
Wenn die Leute ihn sehen, sprechen sie einfach weiter. Sie tun, als wäre er überhaupt nicht da. Natürlich steckt keine böse Absicht dahinter. Nein, sie benehmen sich so, weil sie Superteddy überhaupt nicht bemerken. Er ist eben gewöhnlich wie, wie .... die Verkehrsampel an der Straße, wie .... das Dach auf dem Haus, wie .... die Schuhe an den Füßen. Man übersieht ihn einfach und kann nichts dafür. - Superteddy ist nun mal nicht Supermann. Und das >Super< vor seinem Namen hat er nur, weil er aus einem Supermarkt kommt.
Ja, so ist das, auch wenn Superteddy es nicht wahrhaben will.
Dabei hat Superteddy sich ein Supermannkostüm genäht. Er hat eine alte Gardine hergenommen und daraus den Overall gemacht. Leider ist der Overall nicht blau geworden, weil die Gardine nicht blau war. Er ist bunt geblümt, wie die meisten Gardinen sind. Für den Umhang hat ein Handtuch herhalten müssen. Darum hat der Umhang auch Streifen.
Das Schwierigste war der große rote Latz. Der durfte ja nun wirklich kein Muster haben, weil darauf das große >S< gestickt gehört. Also blieb Superteddy nichts anderes übrig, als aus Mamas Wäscheschrank eine Tischdecke zu nehmen und daraus den Latz zu schneidern. Die Tischdecke hätte eigentlich rot sein müssen, aber sie ist weiß.
Das ärgerte ihn anfangs, denn er hatte sich riesig auf den roten Latz mit dem großen gelben >S< gefreut. Weil der Untergrund weiß war, konnte er jetzt unmöglich ein gelbes >S< sticken, denn das hätte man kaum gesehen. Also stickte er ein rotes >S< und war sehr froh, dass er tomatenrotes Garn gefunden hatte.
Als er schließlich in seinem neuen Kostüm vor dem Spiegel stand, hatte er dies und jenes an sich auszusetzen. Doch je länger er sich anblickte, umso besser gefiel er sich. "Hallo Superteddy", grüßte er sein Spiegelbild, "wir Erdenbürger sind glücklich, dass du endlich da bist."