Bücher von Harry Eilenstein:

- Über die Freude (100 S.)

- Die Chakren (100 S.)

- Astrologie (320 S.)

- Christus (60 S.)

- Der Lebenskraftkörper (230 S.)

- Muttergöttin und Schamanen (100 S.)

- Hathor und Re (650 S.)

- Eltern der Erde (450 S.)

- Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)

- Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)

- Blüten des Lebensbaumes:

Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)

Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)

Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (600 S.)

website:

www.HarryEilenstein.de

Inhaltsverzeichnis

für Naropa
und
für meinen Sohn David

1. Die Nachteile dieses Buches

Dieses Buch hat drei Mängel, die ich leider nicht aus dem Weg räumen kann:

1. einen vermeidbaren Mangel: Ich bin zu meinem Bedauern noch immer nicht erleuchtet und auch kein Meister, auch wenn ich schon viel ausprobiert und erfahren und betrachtet habe – dieses Buch ist daher nur eine Sammlung von Erfahrungen und Betrachtungen eines „Zaubergesellen“ für „Zauberlehrlinge“. Wenn Sie also bereits jemanden kennen, der offen-sichtlich erleuchtet ist und der Sie lehrt und berät, dann ist dieses Buch möglicherweise für Sie nicht das richtige.

2. einen grundlegenden Mangel: In einem Buch kann man nur zur Allgemeinheit sprechen und darstellen, was die meisten Menschen betreffen wird. In einem persönlichen Gespräch lassen sich auch die persönlichen Umstände und auch das Horoskop eines jeden Menschen betrachten und daher Vorgehensweisen finden, die zu den Umständen des Betreffenden passen.

3. einen schwerwiegenden Mangel: Durch ein Buch lassen sich nur Informationen weiterreichen. In einer persönlichen Begegnung hingegen kann man auch zusammen meditieren und (so seltsam das vielleicht auch klingen mag) Fähigkeiten weiterreichen. Ich selber habe auf diese Weise z.B. einmal die Fähigkeit geschenkt bekommen, mein Bewußtsein still und leer werden zu lassen, so daß nur noch das Bewußtsein selber ohne einen Inhalt wie Denken oder Bilder übrig ist.

2. Wie funktioniert Magie? ... und warum?

In der Regel wachsen wir in Europa ja mit einem mehr oder weniger materiellen Weltbild auf – zumindest werden Ihnen im allgemeinen Führerscheinprüfungen, Fahrpläne der Bundesbahn und Computer geläufiger sein als Astralreisen, die eigene Seele oder Dämonenbeschwörungen.

Als Lehrling der Magie oder als „Jung-Hexe“ steht man daher entweder in der Situation, daß man noch nichts Außergewöhnliches erlebt hat und sich fragt, wie denn magische Phänomene auch mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild zusammenpassen sollten, oder man hat schon einige solcher magischen Phänomene erlebt und fragt sich nun, in was für einer Welt man denn nun eigentlich steckt ... Vermutlich kennen Sie auch dies Gefühl, keine funktionierende Sammlung der Regeln zu haben, nach denen sich die Ereignisse in dieser Welt richten.

Einzelne und in sich widersprüchliche Regeln befriedigen im Allgemeinen nicht so besonders: mal verbrennt man sich die Zunge an einem zu heißen Stück Pizza beim Italiener und ein anderes mal ißt man ein Stückchen glühende Holzkohle beim Feuerlauf und sie schmeckt lediglich arg trocken ... Warum ist das so?

Und die Welt einfach als Chaos anzusehen oder Magie und Naturgesetze einfach streng voneinander-der getrennt nebeneinander stehen zu haben, hat mich auch nie so richtig befriedigt.

Da das anderen auch so geht, haben auch schon viele Magier und ähnliche Leute über dieses Thema nachgedacht und ihre Ergebnisse aufgeschrieben.

Nun hat natürlich jeder Zauberer und jede Hexe ihre eigene Erklärung für das Funktionieren der Magie – was ja auch ganz in Ordnung ist.

Meine eigene Beschreibung für die magischen Phänomene stammt aus der Kabbala und vor allem aus der Kernphysik. Die Physiker haben eine interessante Entdeckung gemacht, die allerdings seltsamer Weise meines Wissen nirgendwo explizit ausgesprochen wird, aber die Bedeutung des physikalischen Weltbildes doch sehr grundlegend ausdehnt.

Es ist jetzt seit gut 150 Jahren bekannt, daß alle Dinge, seien sie nun fest, flüssig oder gasförmig, aus Atomen bestehen. Die Atome bestehen nun ihrerseits wiederum aus einem Atomkern und aus Elektronen, die diesen Kern umkreisen. Der Atomkern setzt sich aus Protonen und Neutronen zusammen, die ihrerseits wiederum aus je drei noch kleineren Teilchen, den Quarks bestehen. Diese Quarks sind zusammen mit den Elektronen und den noch sehr viel kleineren Neutrinos (die so heißen, weil sie fast keine Eigenschaften haben) die grundlegenden Bausteinchen unserer Welt, die daher Elementarteilchen genannt werden.

Wie Atombomben, Kernkraftwerke und auch unsere Sonne deutlich zeigt, läßt sich Materie, also Elementarteilchen, in Energie verwandeln. Dies hat Einstein entdeckt und durch die wohl berühmteste Formel der Physik beschrieben: „E=m·c²“ - die Masse (m) zweimal multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit (c) ergibt die Energie (E), in die sich die Masse verwandeln kann. Dies bedeutet, daß die gesamte Welt letztlich aus Energie besteht, wobei man die Elementarteilchen sozusagen als „kondensierte Energie“ betrachten kann.

Einstein hat auch etwas sehr Wesentliches bezüglich der Gravitation erkannt, also bezüglich der Kraft, mit der sich alle Dinge gegenseitig anziehen und durch die z.B. die Erde Sie jetzt gerade auf ihrem Stuhl festhält, sodaß Sie nicht einfach davonschweben. Einstein hat erkannt, daß die Gravitation auf einer Krümmung der Raumzeit beruht, daß die Gravitation also eine Eigenschaft der Raumzeit ist.

Nun ist ja auch die Raumzeit eine der Entdeckungen von Albert Einstein. Der Begriff „Raumzeit„ bedeutet ganz einfach, daß Raum und Zeit nicht unabhängig voneinander existieren, sondern eine Funktionseinheit bilden. Das hat unter anderem eine kuriose Folge für Piloten von sehr schnellen Flugzeugen, denn wenn ein solcher Pilot mit sehr hoher Geschwindigkeit einmal die Erde umkreist und dann wieder an seinem Startflughafen landet, sind in seinem Flugzeug ein paar Sekunden weniger vergangen als auf dem Flughafen. Eigentlich ist dieses Phänomen ja bereits gut bekannt: Bewegung hält jung.

Für das Verständnis der Magie ist es nun bedeutsam, das nicht nur die Gravitation eine Krümmung der Raumzeit ist und die Gravitationsenergie somit ein bestimmter Ort innerhalb dieser „Gravitationsberge und -täler“, sondern daß jegliche Energie einfach auf solchen Krümmungen der Raumzeit beruht. Dies liegt daran, daß es keinen prinzipiellen Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Energie gibt. Das bedeutet also, daß jede Substanz, die Sie jemals in den Händen gehalten haben (und natürlich auch Ihr eigener Körper), aus Atomen besteht und diese aus Elementarteilchen und diese wiederum aus Energiequanten, also kleinen Portionen von Energie, die ihrerseits einfach Krümmungen der Raumzeit sind.

Ihr Körper besteht also aus nichts anderem als aus Raumzeit, die sich lediglich in ziemlich komplexe Formen gekrümmt, gebogen, miteinander verwoben, verflochten und verzwirnt hat ...

Auf der Tatsache, daß alle Phänomene an ihrer Wurzel, also im ganz Kleinen betrachtet, einfach Krümmungen der Raumzeit sind, beruht auch eine kuriose Feststellung der Physiker in den letzten 50 Jahren: alle Dinge lassen sich ineinander verwandeln – jedes Teilchen in jedes andere, jeder Energiequant in jeden anderen, Teilchen in Energiequanten und umgekehrt, Raum in Zeit, Raumzeit in Energie ...

Dies bedeutet, daß all der bunten Vielfalt in unserem Leben letztlich nur die Raumzeit zugrundeliegt. Aus ihren Krümmungen ergeben sich die Energiequanten, deren Zusammenspiel die Elementarteilchen bilden, die sich wiederum zu Atomen zusammensetzen, die dann schließlich die Substanz des Buches bilden, das sie in gerade in Ihrer Hand halten.

Die physikalische Theorie, die seit gut 30 Jahren weltweit entwickelt wird, die all dies zusammenfassend beschreiben soll, wird Superstringtheorie genannt. Das „Super-“ in diesem Namen kommt nicht von der hohen Wertschätzungen dieser Theorie durch ihre Erfinder, sondern von der Beobachtung, daß sich alle Dinge in alle anderen verwandeln lassen, was von den Physikern „Supersymmetrie“ genannt wird. Das „-string-“ in diesem Namen beruht auf dem Bild, mit dem in dieser Theorie die Struktur beschrieben wird, die den Energiequanten und den Elementarteilchen zugrundeliegt: es sind Saiten (englisch „strings“), die kreisförmig sind und in der Form einer stehenden Welle schwingen, so wie es z.B. auch bei Geigen- und Gitarrensaiten der Fall ist.

Der Superstringtheorie zufolge gab es zu Beginn unseres Weltalls, also während des Urknalls nur einen einzigen Superstring, in dem alle Energie und alle Materie unseres Weltalls enthalten war – eine einzige, kreisrunde, schwingende „Saite“. Diese Saite teilte sich dann immer wieder in neue Strings auf, wodurch schließlich die heutige bunte Vielfalt in unserer Welt entstanden ist.

Dies hat zwei wichtige Konsequenzen: Da die Zeit in unserem Weltall ja kontinuierlich „geradlinig“ verläuft, während der Raum sich kontinuierlich ausdehnt, ist die Zeit offenbar das Konstante, während der Raum das Variable ist. Am Ende unseres Weltalls fällt der Raum dann wieder auf den winzigen Punkt zusammen, der er einmal während des Urknalls gewesen ist. Daraus ergibt sich, daß die Zeit das eigentlich Ursprüngliche ist und der Raum so etwas wie eine Ausdehnung der Zeit darstellt. Also: Am Anfang war die Zeit.

Die andere Konsequenz wird deutlich, wenn man sich die Entfaltung der Welt in ihrer zeitlichen Entwicklung einmal genauer betrachtet. Stellen Sie sich einmal vor, zwei Meter links von Ihnen wäre der Urknall und zwei Meter rechts von Ihnen wäre unserer heutiges Weltall. Sie haben also ein Anschaubild vor sich, in dem die Zeitachse von links nach rechts verläuft. Nun befindet sich links der eine „Ursuperstring“, der sich dann nach kurzer Zeit aufzuteilen beginnt. Da der Ursuperstring ein Ring ist, wird seine zeitliche Darstellung zu einem Schlauch. Dieser Schlauch teilt sich dann in zwei Schläuche, also in zwei Superstrings. Diese teilen sich dann immer weiter und werden schließlich am rechten Rand (zwei Meter rechts von Ihnen) zu den ca. 1084 Superstrings, aus denen unsere Welt heute besteht.

Natürlich ist das reale Bild viel komplexer, da sich jedesmal, wenn eine Kraft zwischen zwei Teilchen wirkt (also dauernd und überall), ein „Kraft-Schlauch“ von dem einen „Teilchen-Schlauch“ abzweigt und sich dann mit dem anderen „Teilchen-Schlauch“ vereint. Die Welt besteht also aus einem komplexen Netzwerk.

Wenn man dieses Netzwerk einmal genauer betrachtet gibt es eine kuriose Feststellung: Man steht zwar vor einem unüberschaubaren Netzwerk aus fast endlos vielen „Schläuchen“, aber es gibt nirgendwo einen Schlauch, der aus dem Nichts heraus beginnt oder im Nichts endet oder der irgendwo ein Loch hätte. Und alle Schläuche sind mit allen anderen Schläuchen auf die vielfältigste Weise verbunden (durch die Kraftwirkungen zwischen ihnen, die ebenfalls Schläuche sind). Und schließlich: Es gibt in dem ganzen Gewimmel nur eine einzige Oberfläche! Wenn Sie ein „Punkt mit zwei Beinen und zwei Augen“ wären, könnten Sie auf diesem Schläuchegewirr umherlaufen und könnten von jedem beliebigen Punkt zu jedem anderen laufen – und wie bei einer Kugeloberfläche gibt es nirgendwo eine Kante oder ein Ende.

Wenn man dieses Bild nun etwas vereinfacht, könnte man sagen, es gibt nur ein riesengroßes Laken und in diesem Laken gibt es fast endlos viele Ausstülpungen, die wie Finger emporragen. Diese Ausstülpungen sind die Energiequanten, die sich dann miteinander zu Elementarteilchen verwirbeln. Diese Elementarteilchen-Verwirbelungen verzwirnen sich dann miteinander zu den Atomen und diese wiederum miteinander zu Molekülen usw. ...

Diese der Vielheit zugrundeliegende Einheit, also das „Laken“, wird nach und nach deutlich, wenn man von den großen Gegenständen unser Umwelt zu den immer kleineren Teilchen hinabreist:

In unserer Welt der Menschen, Tische, Bücher und ähnlich großer Gegenstände sind wir es gewohnt, daß alles fest ist und seine Form bewahrt, sofern man keine Kraft aufwendet, um die Dinge zu verändern. Dies verändert sich auch nicht, wenn man in den Bereich der Moleküle hinabsteigt. Im Bereich der Protonen und Neutronen und der Elementarteilchen ändert sich dies jedoch schon deutlich, da sich hier ständig alles verwandelt und aufeinander wirkt. So tauschen z.B. die Protonen und die Neutronen in einem Atomkern ständig Quarks miteinander aus, wodurch sich die Protonen in Neutronen verwandeln und die Neutronen in Protonen – die Anzahl an Protonen und Neutronen in einem Atomkern bleibt zwar gleich, aber diese Kernbauteilchen wechseln ständig zwischen dem Neutronen-Zustand und dem Protonen-Zustand hin und her.

Noch eine Ebene weiter unter bei den Energiequanten wird die Abgrenzung voneinander noch vager, denn im Gegensatz zu den beständigen großen Gegenständen, die fest sind und den Elementarteilchen, die zwar auch fest, aber nicht mehr beständig sind, sind die Energiequanten auch nicht mehr fest: Es können beliebig viele Energiequanten zugleich am selben Ort sein – so wie sich auch die Wasserwellen von mehreren Steinen, die man in einen Teich geworfen hat, ungehindert überlagern können.

Die Wasserwellen auf der Teichoberfläche sind nun auch ein ganz passendes Bild für die Raumzeitkrümmungen, als die die Energiequanten bei genauerer Betrachtung erscheinen: nur die Teichoberfläche ist das eigentlich Reale, also das, was Substanz hat (die Raumzeit) – die Wellen sind nur Bewegungen dieser Teichoberfläche (oder des „Lakens“).

Die Menschen, Tische usw. sind fest und beständig, die Elementarteilchen sind fest, aber unbeständig, die Energiequanten sind auch nicht mehr fest und können zu mehreren am selben Ort sein, und die Raumzeit schließlich ist eins und ungegliedert.

Die Physiker haben also festgestellt, daß die Welt zwar als eine bunte Vielheit erscheint, daß sie aber an ihrer Wurzel eine Einheit ist – das „Laken“, die „Teichoberfläche“, das Schläuchegewirr, der Ursuperstring, die Zeit.

betrachtete Dinge Anzahl Qualität
Menschen, Bücher, Stühle ... viele abgegrenzt/fest, beständig
Moleküle sehr viele abgegrenzt/fest, beständig
Elementarteilchen sehr, sehr viele abgegrenzt/fest, unbeständig
Energiequanten noch mehr unabgegrenzt, unbeständig
Raumzeit eins eins

Was hat das Ganze nun mit der Magie zu tun, mögen Sie sich inzwischen vielleicht fragen. Haben Sie noch einen kleinen Moment Geduld – nur noch ein ganz einfacher Gedanke, dann wird es deutlich werden.

Heben sie einmal Ihren rechten Arm ein Stück empor und lassen sie ihn dann wieder runter. Betrachten Sie einmal diesen Vorgang. Wenn sie ihren Arm mit ihren Augen betrachten, werden sie sehen können, wie er sich durch die Tätigkeit Ihrer Muskeln hebt – das läßt sich anatomisch bis in beliebige Details hinein beschreiben. Wenn Sie denselben Vorgang einmal mit geschlossenen Augen betrachten, werden Sie das Heben Ihres Armes als einen Vorgang in Ihrem Bewußtsein erleben – ein Entschluß und das Gefühl des sich hebenden Armes.

Nun ist ja beides real – sowohl die Muskeltätigkeit als auch Ihr Willensimpuls. Was liegt also näher, als davon auszugehen, daß die Muskeltätigkeit und Ihr Willensimpuls derselbe Vorgang ist? Oder allgemeiner formuliert, daß Materie und Bewußtsein nur die beiden Seiten derselben Sache sind? Die Welt erscheint als Materie, wenn man von außen auf sie blickt, und die Welt erscheint als Bewußtsein, wenn man von innen her auf sie blickt.

Wenn Sie sich mit dieser Formulierung anfreunden können, können Sie sie nun mit dem physikalischen Weltbild kombinieren. Zunächst einmal sollte dann jede Materie auch irgendeine Form von Bewußtsein haben – Tiere, Pflanzen, Berg, Sterne ... Und auch die Einheit, also das „Laken“, die „Teichoberfläche“, der Ursuperstring, die Zeit als die Grundsubstanz der Welt sollte ein Innen, also ein Bewußtsein haben. Nun, dieses Bewußtsein in der ganzen Welt wird im allgemeinen Gott genannt.

Und nun der Punkt, auf den es bei all dem in Bezug auf die Erklärung der Magie ankommt: Die Einheit, das „Laken“, Gott ist eine Einheit, neben der nichts anderes ist, was diese Einheit beeinflussen könnte – das bedeutet, daß diese Einheit/Gott vollkommen selbstbestimmt, also vollkommen frei ist.

Auch diese Schlußfolgerung wird von der Kernphysik bestätigt: Im Bereich von Menschen, Tischen und Büchern sind alle Abläufe vollständig determiniert, also durch die Eigenschaften dieser Dinge festgelegt und somit exakt berechenbar (zumindest prinzipiell, wenn die Situationen nicht so komplex wären). Dies stimmt auch noch im Bereich von Molekülen und weitgehend auch noch im Bereich der Atome. Im Bereich der Elementarteilchen verschwindet jedoch die so gewohnte Eindeutigkeit und die strenge Kausalität und es wird ein bißchen von der Freiheit sichtbar: die Teilchen verhalten sich nicht mehr eindeutig und vorhersagbar und gehorchen nur noch einer „statistischen Kausalität“, d.h. sie verhalten sich z.B. in 50% der Fälle auf die eine Weise, in 30% der Fälle auf eine andere Weise und in der restlichen 20% der Fälle auf eine noch einmal andere Weise. Insgesamt ergibt sich aus der Summe dieser Verhaltensweisen dann das berechenbare Verhalten der Moleküle und der größeren Gegenstände.

Falls Ihnen das sehr merkwürdig vorkommen sollte, sind Sie durchaus in guter Gesellschaft: Auch Einstein weigerte sich, diese physikalische Beobachtung, die heute unter Physikern weltweit eine Selbstverständlichkeit geworden ist, anzuerkennen und beharrte auf seinem altmodischen Standpunkt: „Gott würfelt nicht.“

Wenn die Welt zwar an ihrer bunten Oberfläche eine Vielfalt ist, die sich nach festen Regeln bewegt, aber an ihrer Wurzel eine Einheit und somit frei ist, dann bedeutet das, daß alle Dinge zum einen ganz präzise durch die Eigenschaften ihrer Erscheinungsform in der Vielfalt in ihrem Verhalten festgelegt sind (wie es der Alltag ja zeigt), daß sie aber auch in ihrem Innersten an ihrer Wurzel vollkommen frei sind.

Die Achse, mit der sich die Magie beschäftigt, ist also der Weg von der in ihrem Verhalten festgelegten Vielfalt an der „Oberfläche der Welt“ hin zu der freien Einheit an der „Wurzel der Welt“. Magie ist einfach die praktische Anwendung dieser in allen Dingen in ihrem Innersten enthaltenen Freiheit.

Dies ist nun zunächst einmal ein grob skizziertes Modell, wie und warum Magie funktioniert. Es bleibt die Frage, wie man nun diese Freiheit erlangen kann und was man dabei berücksichtigen sollte, damit die eigene Magie effektiv wird.

Nun, der Rest des Buches ist eine Beschreibung meiner Erfahrungen mit der Suche nach der Antwort auf diese Frage, wobei das eben in groben Zügen beschriebene Modell der Magie das Ergebnis dieser Erfahrungen und somit auch die Grundlage meiner Empfehlungen zur Magie ist.

3. Der Zauberstab

Wenn eine solche Verbindung zwischen Einheit und Vielheit, wie ich sie im letzten Kapitel dargestellt habe, wirklich wichtig sein sollte, dann sollte man sie auch überall in der Magie und in ähnlichen Bereichen wiederfinden können und sie sollte wie ein Weg eher schmal und lang sein. Nun, diese Beschreibung paßt bestens zu dem wichtigsten magischen Hilfsmittel, zu dem Zauberstab.

Wenn man die Geschichte des Zauberstabes einmal zurückverfolgt, stößt man unter anderem auf das Szepter der Könige, das ihre Verbindung mit Gott symbolisierte. Diese Szepter sind nicht nur schlichte Stäbe (natürlich aus Gold), sondern sie enthalten Symbolen – im Europa der letzten zwölf Jahrhunderte sind sie in der Regel von einem Kreuz, das für Christus und Gott steht, gekrönt.

Noch weiter zurück tauchen dann Zauberstäbe auf, die andere Symboliken enthalten. So besteht z.B. der Hermesstab („Caduceus“) aus einem Stab, um den sich zwei Schlangen zu der geflügelten Sonnenscheibe an der oberen Spitze des Stabes emporwinden. Im alten Ägypten gab es die verschiedensten Szepter. Eines der ältesten ist die Hathorsäule, die aus einem Stab besteht, an dem sich oben der Kopf der Himmelsgöttin Hathor befindet. Da Hathor die Mutter aller Lebewesen im Diesseits (Geburt) und im Jenseits (Wiedergeburt) war, hatte dieser Hathorkopf zwei Gesichter, die in entgegengesetzte Richtungen blickten.

Eng mit den Szeptern und den Zauberstäben verwandt sind die Standarten, die früher die Könige und Heerführer mit sich trugen. Diese Standarten wurden ebenfalls von einem Gottessymbol oder einem Symbol des Gottesboten (meistens ein Adler) gekrönt.

Das obere Ende des Stabes, des Szepters und der Standarte berührt symbolisch den Himmel und somit Gott, während das untere Ende die Erde berührt und den Segen Gottes zu dem fließen läßt, der diesen Zauberstab, dieses Szepter oder diese Standarte hält. Dieser Segen fließt dann vom König aus in das Land, vom Magier aus in sein magisches Vorhaben und vom Standarten- oder Bannerträger in das Heer.

Diese Beschreibung läßt deutlich erkennen, woher diese Symbolik eigentlich stammt: von der mythologischen Vorstellung des Weltenbaumes, der in der Mitte der Welt Himmel und Erde verbindet und der sozusagen die Nabelschnur zwischen Gott dem Schöpfer und der Welt als seiner Schöpfung bzw. zwischen der Allmutter-Himmelgöttin und der Erde als ihrem Kind mit allen Geschöpfen auf ihr ist.

Der Weltenbaum verbindet Himmel und Erde, Gott und Menschen, die Ewigkeit und das Hier und Jetzt, die Einheit und die Vielheit. Das obere Ende des Zauberstabes berührt den Himmel und das untere Ende des Zauberstabes berührt die Erde und verbindet so den Träger des Stabes mit Gott, mit der Quelle aller Schöpferkraft, die ja letzten Endes den Magier zu seinen erstaunlichen Taten befähigt.

Schon in Jericho, das die erste Stadt der Menschen war, die vor nun immerhin 11.000 Jahren errichtet worden ist, stand in der Mitte ein hoher Turm aus Stein, der sozusagen die gemauerte Variante des Weltenbaumes war und somit den Segen des Himmels in die Stadt leiten sollte. Diese Türme finden sich später dann in dem altägyptischen Erzählung vom verwunschenen Prinzen wieder oder auch in dem Grimm'schen Märchen von Rapunzel. Auch die Germanen und die Kelten kannten solche heiligen Türme, die sie aus Holz errichteten und auf denen oben ihre Seherinnen lebten. Diese Seherinnen wurden bei beiden Völkern „Stabträgerinnen“ genannt, was auf germanisch „Weleda“ und auf keltisch „Wala“ lautete.

Dieses „wel...“ bzw. „wal...“, das beides „Stab“ bedeutet, ist verwandt mit unserem „Wall“, der eine Erdaufhäufung mit einer Mauer aus Pfählen (Stäben) bezeichnet. Später fand diese Turm-Symbolik auch Eingang ins Christentum in der Gestalt der Kirchtürme und in den Islam in der Gestalt der Minarette der Moscheen. Noch später wurden vor allem die von Magiern bewohnten Türme im Herrn der Ringe berühmt: Isengard und Barad Dur.

Bevor man sehr hohe, schlanke Türme bauen konnte, errichtete man Pyramiden, die als Himmelsleitern aufgefaßt wurden. Man findet sie in Mesopotamien, in Ägypten, in China und im gesamten Bereich vom Norden Südamerikas bis zum Süden von Nordamerika. Die berühmteste Pyramide ist sicherlich die Cheops-Pyramide in Gizeh. Ebenfalls bekannt ist die Errichtung der siebenstufigen Pyramide mit dem wohlklingenden Namen Etemenaki in Babylon, von dem „der Turmbau zu Babel“ im Alten Testament berichtet. Auch die buddhistischen Stupas sind solche Pyramiden, wobei in ihnen die verschiedenen Gestalten Buddhas den Weg vom leidvollen Leben (Samsara) zum erleuchteten Leben (Nirvana) darstellen – eine christliche Entsprechung dazu wären die Stationswege, auf denen durch Statuen, Reliefe o.ä,. der Leidensweg Christi bis hin zu seiner Auferstehung dargestellt wird.

Die dünnste Gebäude-Variante dieses Symbols ist der Mittelpfosten des indianischen Ritualzeltes und der altägyptischen Obelisken.

Der Stab ist sozusagen das eindimensionale Symbol des Weges von der Erde zum Himmel; das gemalte Mandala ist das zweidimensionale Symbole in Form einer konzentrischen spirituellen Landkarte; und der buddhistische Stupa ist ein dreidimensionales Symbole für diesen Weg, bei dem das Mandala nicht gemalt, sondern in Form eines komplexen, konzentrischen Tempels mit vielen Räumen, Statuen, Toren, Stufen und Wegen, durch die man von dem die Vielheit darstellenden äußeren Bereich nach und nach zum Symbol der Einheit in der Mitte gelangen kann.

Auch das Bild der Leiter findet sich häufig als Symbol des Weges zum Himmel: als Himmelsleiter in Jakobs Traum im Alten Testament, als siebenstufige Leiter im Mithraskult, als Stufenpyramide ... und etwas weniger solide als das zum Himmel hinaufschwebende Seil, von dem in Indien und in Afrika des öfteren als „Seiltrick“ berichtet wird.

Noch „substanzloser“ ist der Rauch des Opferfeuers, der, wenn Gott das Opfer annimmt, senkrecht zum Himmel emporsteigt – ein solcher Opferrauch, der nicht aufsteigen wollte bzw. dem das Aufsteigen nicht erlaubt wurde, war ja damals auch der Anlaß für den Streit zwischen Kain und Abel war.

Ein ähnlich feinstoffliches Symbol für die Verbindung zwischen Göttern und Menschen ist die germanische Regenbogenbrücke Bifröst, die die Menschenwelt Midgard mit der Götterwelt Asgard verbindet. Dort wacht am Tor zum Himmel Heimdall – so wie an diesem wichtigen Ort in der christlichen Mythologie Petrus der Türwächter ist.

Angesichts dieser Symbolik verwundert es nicht, das der älteste und wichtigste Titel des Papstes Pontifex maximus, also der „Größte Brückenbauer“ (zwischen Gott und den Menschen) lautet. Auch im Islam gibt es das Bild der Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, wobei sie dort die Gestalt eines Schwertes hat.

Eine wichtige Entwicklung war es, dieses Symbol nicht nur im Außen in der Mythologie und in dem Kult zu sehen, sondern es auch in sich selber zu suchen und zu finden.

Die älteste bekannte Erwähnung dieser Erkenntnis findet sich im Alten Ägypten, in der eine Palme mit dem Namen „Djed-Pfeiler“, was wörtlich „Pfeiler der Ewigkeit“ bedeutet, verehrt wurde. Dieser Pfeiler wurde als identisch mit dem Rückgrat des Auferstehungsgottes Osiris angesehen. Da Osiris den Idealzustand nach dem Tod darstellte und sich jeder Ägypter und jede Ägypterin nach dem Tod mit dieser Gottheit vereinte, stellt dieser Pfeiler und somit die Verbindung zu den Göttern also auch einen wichtigen Bestandteil dieses Idealzustandes des Menschen dar.

Diese Verbindung zu Göttern wurde von den alten Ägyptern „Ma'at“ genannt und bedeutet unter anderem auch Schönheit, Harmonie, Einklang mit der Welt, Teil des Ganzen sein, Freude, Richtigkeit ... die alle als Früchte der Verbindung zu den Göttern angesehen wurden. Diese Vorstellung war bei allen Völkern mit einen mythologisch-magischen Weltbild der zentrale weltanschauliche Begriff. Bei den Sumerern hieß er Me, bei den Indern Rita oder Dharma, bei den Druiden Fhirinne bei den Tibetern Tashi, bei den Chinesen Tao, bei den Navahos Ho'zong ...

Deutlich bekannter als der Djed-Pfeiler der Ägypter ist das Chakrensystem der Inder, das wie der Djed-Pfeiler auch eine „Internalisierung des Weltenbaumes“ ist. Die Yogis entdeckten, das es im Körper kurz vor dem Rückgrat einen Kraftfluß, den man als Hitze erleben konnte, gab, der von einer Stelle zwischen den Genitalien und dem After hoch zum Scheitel auf dem Kopf floß. Dieser Kraftfluß entwickelte auf seinem Weg sieben verschiedene Wirbel mit deutlich unterscheidbaren Qualitäten: die sieben Hauptchakren.

Diese Siebenzahl bei den Leitern den Stufenpyramiden und den Chakren beruht auf den sieben mit bloßem Auge sichtbaren Planeten („Wandelsterne), die als Stufen zwischen der Erde und dem Fixsternhimmel, hinter dem Gott wohnte, angesehen wurde. Die unterste Stufe entsprach dem Planeten mit der kürzesten (scheinbaren) Umlaufzeit um die Erde und die oberste Stufe dem Planeten mit der langsamsten Umlaufzeit, sodaß man auf dem Weg von unten nach oben nacheinander die Stufen des Mondes, des Merkurs, der Venus, der Sonne, des Mars, des Jupiters und des Saturns passierte. Die oberste Stufe stellte dann das Erreichen des Himmels, den Kontakt mit Gott und die Erleuchtung dar.

Die nächste Entwicklung dieses Symboles war die Ausdifferenzierung des Himmelsweges zu einem komplexen philosophischen System während der Epoche des Monotheismus und des Königtums. Das differenzierteste System ist sicherlich der kabbalistische Lebensbaum aus der jüdischen Mystik, der zum einen den Weg zu Gott und zum anderen auch die Struktur der Welt beschreibt. Der zentrale Teil dieser kabbalistischen Lebensbaum-Graphik ist die Mittlere Säule, die wie auch der Obelisk Himmel und Erde verbindet und die die Entfaltung und Weitung des Bewußtseins aus dem Alltags-Wachbewußtsein im Hier und Jetzt hin zu der Ewigkeit des allumfassenden Bewußtseins der Einheit beschreibt.

Es gibt nun auf dieser Verbindung zwischen Himmel und Erde zwei Bewegungsrichtungen. Von oben nach unten führt die Erschaffung und von unten nach oben die Erkenntnis oder die Erleuchtung. Im Christentum wird der Schöpfungsvorgang durch Gott Vater und in einer Nebenrolle durch Lucifer dargestellt, während die Erleuchtung durch Christus repräsentiert wird. Im Hindhuismus ist Brahma der Erschaffer und Shiva der Erleuchter, während zwischen beiden noch Vishnu als der Erhalter auftritt.

Im Buddhismus findet sich diese Symbolik bei Manjushri, dem Buddha der Weisheit, der in seiner linken Hand ein Buch als das Symbol der Erkenntnis der Einheit hinter aller Vielheit hält und der in seiner rechten Hand ein flammendes Schwert trägt, das seine uneingeschränkte Handlungsfähigkeit symbolisiert, die sich aus seinem Ruhen in der Einheit ergibt. In der Kabbala findet sich die Bewegung von oben nach unten in dem „Blitzstrahl der Schöpfung“ oder in dem „Flammenschwert der Schöpfung“ und die Bewegung von unten nach oben in der „Schlange der Weisheit“ wieder.

Es zeigt sich, daß der Zauberstab nicht nur ein magisches Gerät, ist, das eine bestimmte Kraft in sich selber trägt, sondern das der Zauberstab vor allem ein Symbol für die Verbundenheit mit der Freiheit der Einheit ist – oder zumindest für eine Annäherung an sie, denn es sind ja nicht alle Zauberer in der Lage, auch die schwierigsten Wunder wie z.B. das Auferwecken von Toten u.ä. zu vollbringen.

Es sieht also danach aus, als ob die Mystik die Grundlage der Magie sei: ohne das Aufsteigen auf dem Weltenbaum kommt man nicht zu den Bereichen, von denen aus man dann magisch, also frei-schöpferisch ohne Behinderung durch Naturgesetze handeln kann.

4. Was alles möglich ist ...

Haben Sie sich schon einmal angesehen, was von den verschiedenen Magiern, Wunderheilern, Propheten, Erleuchteten, Yogis, Lamas und ähnlichen Leuten alles an Wundertaten berichtet wird? Es lohnt sich! Es scheint nichts zu geben, was nicht möglich ist – so wie Jesus ja seinen Jüngern sagte, daß sie mit ihrem Glauben auch Berge versetzten könnten ...

Telepathie, das Erkennen von verborgenen Dingen und das Vorherwissen der Zukunft scheint zu den Grundausstattungen eines Magiers oder Wuntertätigen zu gehören. Es wird oft nur am Rande erwähnt. Es findet sich des öfteren im Neuen Testament in den Berichten über Christus, im Alten Testament bei Elias und seinem Schüler Elisa, bei dem tibetischen Nationalheiligen Milarepa sowie bei den altägyptischen Sempriestern, den verschiedensten Yogis, den christlichen Heiligen, den Sufis, also den islamischen Mystikern – es scheint in diesen Kreisen eine eher selbstverständliche Fähigkeit zu sein, die kaum explizit erwähnt wird.

Das Heilen von Kranken ist offenbar eine der bevorzugten Tätigkeiten aller Heiligen, Yogis, Schamanen und Magier. Im Neuen Testament finden sich darüber ja ausgiebige Berichte – hauptsächlich von Christus, aber auch von seinen Schülern, insbesondere Petrus. Es gibt eigentlich keinen Religionsgründer, von dem nicht auch Wunderheilungen berichtet werden. Oft bestehen diese Heilungen einfach aus einem Segen, in manchen Fällen gibt es aber auch Wunderheiler, die mit bloßen Händen ohne chirurgische Werkzeuge und Narkose operieren – und ohne daß der Patient dabei die geringsten Schmerzen hat.

Die australischen Aboriginals (Ureinwohner) scheinen den verschiedensten Berichten zufolge auch recht versiert in den magischen Heilungsmethoden zu sein: so wird z.B. von einer Gelegenheit berichtet, wo sich eine Gruppe von Aboriginals um einen Mann aus ihrer Sippe, der sich ein Bein gebrochen hatte, setzten und ein, zwei Stunden lang sangen und auf ihren Didgeridoos spielten, wobei sich immer mehr Kraft aufbaute, die sich dann plötzlich entlud – worauf der Knochen wieder heil war und der Mann ohne Behinderung gehen konnte.

Sehr drastische Varianten dieser Fähigkeit stellten die altäyptischen Sem-Priester und Milarepa zur Schau, die bisweilen Lebewesen zerstückelten und sie dann wieder zusammensetzten, worauf-hin sie wieder vollkommen unversehrt waren.

Sozusagen Krankheitsprophylaxe wird von dem Lama Padmasambhava und einigen Yogis berichtet, die unbeschadet Gift trinken konnten. Manchmal wurde das Gift sogar noch in Speise verwandelt, wie es von den Sem-Priestern, einigen Yogis, Lamas, Milarepa, dem Propheten Elisa, Christus, Petrus, christlichen Heiligen und Sufis berichtet wird. Man hat also den Eindruck, als ob Verwandlungen auch zum grundlegenden Handwerkszeug eines Magiers gehören würden.

Die höchstmögliche Steigerung der Heilung ist natürlich das Auferwecken von den Toten wie es von Christus, Elisa, Milarepa und einigen Yogis berichtet wird. Auf ungefähr gleicher Stufe steht die Herstellung des Lebenselixiers durch die Alchemisten und einige Yogis.

Es gibt natürlich auch das Gegenstück zu den Heilungen: die Verfluchung. Selbst von Christus wird berichtet, daß er einmal einen Feigenbaum verflucht hat. Auch Milarepa hat bisweilen seine Gegner sehr effektiv verflucht – das war allerdings vor seinem Aufbruch zu seiner Erleuchtung. Manchmal wurden einfach Krankheiten herbeigerufen, manchmal auch Überschwemmungen, Hagel, Unfälle u.ä. Und bisweilen wurde auch ganz pragmatisch das Opfer mittels Magie getötet. Verfluchungen sind auch von Elisa, Padmasambhava, einigen Yogis, den meisten Schamanen und „Dorfzauberern“ bekannt, wobei insbesondere Milarepa und Elias dies bisweilen auch im großen Stil betrieben haben.

Manchmal bekämpften sich auch zwei oder mehrere Magier, was dann bisweilen besonders viele Opfer forderte. Das magische Duell war früher einmal die übliche Methode, um herauszufinden, wer der Stärkere war, d.h., wer die engere Verbindung zu den Göttern hatte und somit im Recht war.

Der heftigste Kampf mit den meisten Opfern war sicherlich der Streit zwischen Moses und den Zauberern (Sem-Priestern) des Pharaos, von dem das Alte Testament ausführlich berichtet. Nach einem solchen gewonnenen „Magie-Streit“ ließ der Prophet Elias einmal sämtliche Baal-Priester hinrichten, die den Wettstreit verloren hatten.

Bisweilen wurden diese Duelle aber auch etwas zivilisierter ausgetragen wie z.B. zwischen Milarepa (der übrigens wie Elias auch Feuer magisch herbeirufen konnte) und einem Priester der alten tibetischen Bön-Religion, die lediglich erprobten, wer schneller fliegen, Schwereres heben und sonst gemeinhin für unmöglich Gehaltenes besser vollbringen konnte. Auch Padmasambhava mußte einen solchen Magiewettstreit mit den Bön-Priestern bestehen, als er um 800 n.Chr., also ca. 300 Jahre vor Milarepa den Buddhismus in Tibet einführen wollte.

Man ließ aber in Magierkreisen (wenn man einmal alle Wundertätigen so nennen darf) nicht nur Feuer, Hagel, Heuschrecken und Krankheiten vom Himmel regnen, sondern bei Bedarf auch Nahrung, wie es Moses und der eine oder andere Yogi getan haben. Christus war da pragmatischer und unspektakulärer: er ließ einfach ein paar Fische und ein paar Brote sich während des Verteilens so vermehren, daß sie für fünftausend Familien reichten und am Ende viel mehr übrig blieb als am Anfang da gewesen war. In neuerer Zeit wird eine solche „Nahrungsvermehrung“ auch von Ramakrishna berichtet.

Recht häufig wurde Regen für die Pflanzen vom Himmel herabgerufen, wie es von den Schamanen, Yogis, Milarepa und Elisa berichtet wird. Regenmachen ist ja eine der Standardtätigen für jeden Dorfzauberer in den trockeneren Gegenden dieser Welt. Die Trockenheit und der Durst waren des öfteren ein Problem, das dann manchmal auch auf magische Art gelöst wurde, indem man Quellen entspringen ließ – siehe Moses und seinen Bruder Aaron, Milarepa und diverse hindhuistische und buddhistische Yogis.

Es gibt auch einige ganz praktische Fähigkeiten wie z.B. das Verstehen und Sprechen von Sprachen, die man nie gelernt hat – das bekannteste Beispiel geschah sicher während der Ausgießung des Heiligen Geistes über die Apostel, die jedes Jahr an Pfingsten gefeuert wird. Dies ist aber ein Erlebnis, daß immer wieder mal von Leuten berichtet wird, die des öfteren meditieren oder eine natürliche Begabung für Magie haben – wobei es in diesen Fällen in der Regel nur um das Verstehen, aber nicht auch um das Sprechen einer unbekannten Sprache geht.

Recht bekannt und geläufig ist heutzutage ja das Feuerlaufen, bei dem man barfuß über 600°-800°C heiße glühende Kohlen läuft – in der Regel ohne sich zu verbrennen. Ich selber habe das auch vor einigen Jahre ausprobiert und es geht wirklich. Da ich es absurd fand, daß man zügig durch die Glut laufen muß, damit sich nicht verbrennt, bin ich in der Mitte in der Glut stehen geblieben und habe mir das ganze einmal in Ruhe angeschaut. Danach hieß es, daß das nur mit den Fußsohlen möglich sei – also bin ich in der Mitte der Glut stehen geblieben und habe die Glut mit meinen Händen zusammengescharrt und dann emporgeworfen und „Sterntaler“ gespielt, was sehr schön aussieht, da man die Feuerläufe ja meistens des Nachts durchführt.

Dann habe ich überlegt, was man denn noch so anstellen könnte und habe einen Purzelbaum durch die Glut gemacht und mich danach ausgezogen und mitten in die Glut gelegt – die Glut war wie weicher, sanfter Sand. Das war eines meiner besten Erlebnisse bisher – einfach mal etwas tun, wovon man genau weiß, daß es unmöglich ist! Dabei habe ich sehr deutlich die innere Freiheit gespürt, aus der heraus Magie geschieht.

Danach habe ich es dann mit „Kirschkern“-Spucken versucht, was des nachts auch recht hübsch aussieht und schließlich habe ich dann in paar glühende Kohlestückchen aufgegessen. Wenn es überhaupt möglich ist, über Feuer zu gehen, dann sollte es auch keine Begrenzungen geben, bis wohin man das ausweiten kann.

Mir fiel dann eine Szene ein, bei der mein Vater, als ich noch ein kleines Kind war, an unserem offenen Kohleofen, in dem er gerade morgens ein Feuer entzündet hatte, meine Mutter fragte, ob sie mit der Hand ein Glutstück, das aus dem Ofen fallen würde, wieder in den Ofen werfen könnte, denn das müßte man können – woraufhin meine Mutter und ich meinen Vater ziemlich entgeistert angeblickt haben.

Ein andermal hat mein Vater mir von einem Arbeitskollegen erzählt, der unbeschadet glühendes Eisen anfassen konnte – was ich damals nur für eine der komischen Geschichten meines Vaters hielt. Inzwischen habe ich jedoch von Berichten von Yogis gelesen, die auch schon glühendes Blei getrunken haben ...

Es gibt eine ganze Reihe von Berichten über Yogis und Lamas, die nach ihrer Erleuchtung Fußabdrücke in massivem Fels hinterließen. Milarepa und einige seiner Yogi-Kollegen sind bisweilen auch schon einmal durch Felsen hindurchgegangen.

Bisweilen werden ähnliche Geschichten auch von christlichen Heiligen berichtet – so z.B. in der Geschichte von Petrus, den ein Engel aus dem Gefängnis geholt hat.

Auch das Fliegen bzw. die Levitation, also das Emporschweben sind weitverbreitete Phänomene. Während das Schweben eher eine Spezialität der christlichen Heiligen und der hindhuistischen Yogis ist, haben sich die tibetischen Lamas und Bön-Priester eher auf das Fliegen spezialisiert. Am bekanntesten ist dabei wieder einmal Milarepa. Auch von dem Sem-Priestern, Padmasambhava (dem Begründer des Buddhismus in Tibet), Mohammed und einigen Schamanen erzählt man sich, daß sie fliegen konnten.

Manchmal werden dazu Hilfsmittel benötigt wie ein Seil (Afrika, Indien), ein Teppich (Orient) oder ein Besen (wie es von Hexen berichtet wird). Teilweise werden dies auch Berichte von Astralreisen sein, aber in vielen Fällen wurden die Yogis oder Heiligen aber auch von anderen Personen dabei beobachtet, wie sie durch die Luft schwebten oder flogen.

Eine Vorstufe davon ist das Gehen über Wasser, wie es über Christus, den Sem-Priestern, hindhuistischen Yogis, buddhistischen Lamas, Milarepa und Petrus nachlesen kann.

Eng verwandt damit ist das Heben von Dingen, die viel zu schwer sind, als daß sie ein Mensch normalerweise irgendwie auch nur bewegen könnte. Dies ist eine sehr beliebte Disziplin in den tibetischen Zauberwettstreiten zwischen buddhistischen Magiern und Bön-Schamanen gewesen ist. Diese Fähigkeit wird auch von manchen Schamanen aus anderen Kulturen berichtet, die große Steine heben und transportieren konnten.

Ebenfalls in diese Kategorie gehört das Schwimmenlassen von Eisen, wie es einige Yogis und der Prophet Elisa getan haben oder das drastische Verändern des eigenen Gewichtes oder des Gewichtes einer anderen Person.

Eine dem sehr ähnliche Fähigkeit habe ich auch schon selber bei dem deutschen Aikido-Großmeister erlebt: Wir waren zu viert (kräftige, meist eher schwere Männer) weder in der Lage, ihn hochzuheben noch ihn zur Erde niederzudrücken, während er uns mühelos zu Erde fallen lassen konnte.

Von den Schamanen, den Sem-Priestern, den Yogis, von Milarepa, von dem britisch-keltischen Druiden-Barden Taliesin und vor allem von den afrikanischen Dorfzauberern ist es bekannt, daß sie ihre Gestalt wechseln können, sodaß sie tatsächlich allen anderen Menschen als Kojote, Rabe oder ein anderes Tier erscheinen. Milarepa schien sich in in so ziemlich alles verwandeln zu können und nur aus Gewohnheit normalerweise seine menschliche Gestalt zu haben.

Die Verwandlung von Gegenständen in andere Gegenstände, wie sie von den ägyptischen Sem-Priestern, Christus, den Yogis, Milarepa und Moses erzählt wird, ist offensichtlich nur eine andere Anwendung desselben Prinzipes.

Eine Weiterentwicklung davon ist das Materialisieren von Gegenständen: Christus' Vermehrung von Fischen und Brot, Milarepas Erzeugung von Felsen und anderem, Sai Babas Materialisierung von verschiedensten Dingen bei seinen Sitzungen und Veranstaltungen, die häufigen Materialisierungen bei spiritistischen Sitzungen und gelegentlich auch bei Wicca-Ritualen (Hexen-Jahreszeitenrituale) usw.

Materialisierungen sind also keineswegs so selten, wie man vielleicht annehmen sollte - ein früherer Zauberer-Kollege von mir, Frater Thot, hat z.B. einmal seinen verlorenen Autoschlüssel materialisiert. Der Schlüssel, der dabei vor ihm von der Decke fiel, hat sich entweder dort oben materialisiert oder er ist von dem Ort, wo er verloren wurde, dort oben hin „teleportiert“ und dann heruntergefallen – aber das macht eigentlich keinen großen Unterschied.

Eine spezielle Anwendung der Materialisation ist möglicherweise das Teilen von Meeren und das Teilen bzw. Aufwärtsfließenlassen von Flüssen, das von Moses, Elias, Elisa, Milarepa und einer Reihe von Yogis bekannt ist.

Ebenfalls mit diesen Phänomenen verwandt ist die Bilokation, d.h. die Anwesenheit einer Person an zwei oder mehr Orten zugleich, also eine vorübergehende Verdoppelung oder Vervielfältigung des Körpers dieser Person. Außer bei christlichen Heiligen findet sich dieses Phänomen meines Wissens nur noch bei Milarepa, der so ziemlich alle Wunder beherrscht zu haben scheint.

Die körperliche Auferstehung nach dem Tod könnte man als eine Bilokation aus dem Jenseits heraus auffassen. Sie wird z.B. von Christus, Milarepa und dem Yogi Sri Yukteshvar berichtet. Von Christus, dem Propheten Elias und vielen Yogis wird berichtet, daß sie mit ihrem materiellen Körper zum Himmel aufgefahren sind – entweder bei ihrem Tod (z.B. Elias) oder nach ihrer materiellen Erscheinung nach ihrem Tod (z.B. Christus).

Möglicherweise gehört auch Moses zu dieser Gruppe von Wundertätigen, denn er zog sich zu seinem Tod auf einen Berg zurück und sein Leichnam konnte anschließend nicht gefunden werden – dann wären alle drei großen biblischen „Magier“, die bei Christi Verklärung auf dem Berg anwesend waren, also Christus leiblich und Moses sowie Elias als Lichtgestalten, mit ihrem Körper zum Himmel aufgefahren.

Ein interessantes Phänomen ist auch die Körperbeherrschung vor allem einiger Yogis, die alle medizinischen Gesetze außer Kraft setzen. So gibt es Yogis, die sich einen Monat lang begraben lassen haben und in dieser Zeit ohne Luft und Wasser und Nahrung überlebt haben. Ganz ohne Nahrung zu leben ist von einigen Yogis und Lamas bekannt, ebenso von einigen christlichen und islamischen Heiligen.

Im letzten Jahrhundert erregte Therese Neumann mit dieser Fähigkeit einiges Aufsehen und ein moderne Variante davon ist das Prinzip der „Lichtnahrung“.

Daneben ist die Feuerfestigkeit geradezu eine Anfängerübung – sie ist heutzutage als Feuerlauf weit verbreitet und war bis vor ein paar Jahrzehnten vor allem von Padmasambhava und von den Jünglingen im Feuerofen aus dem Alten Testament bekannt, die statt bei ihrer Hinrichtung zu verbrennen, in dem Hinrichtungsofen Lieder an Jahwe sangen und unversehrt blieben, bis sie wieder freigelassen wurden.

Ein ähnliches Phänomen findet sich bei „David in der Löwengrube“, der von den hungrigen Löwen nicht angefallen wurde – Geschichten dieser Art findet man weltweit.

Eine andere erstaunliche körperliche Fähigkeit ist das Erzeugen des inneren Feuers, wodurch die Einsiedler im Himalaya in der Lage sind, den ganzen Winter über nur mit einem Baumwollgewand bekleidet in Schnee und Eis (natürlich auch ohne Nahrung) zu meditieren.

Um die Fähigkeit zu dieser „Tummo“ genannten Meditation offiziell anerkannt zu bekommen, muß ein tibetischer Lama innerhalb einer Nacht fünfmal seine Kleidung in den von Eis freigehackten Fluß oder See tauchen und sie mit seinem inneren Feuer trocknen.

Eine ähnliche tibetische Meditation ist das „Lung“, durch die die Lamas sehr weite Strecken in kürzester Zeit in einer Art Trance-Lauf auch in stockdunkler Nacht in schwierigem Gelände zurücklegen können.

In diesen Aufzählungen tauchen fast nie islamische Heilige auf, was keineswegs daran liegt, daß sie keine solchen Wunder vollbracht haben, sondern daran, daß diese Sufis und Derwische versucht haben, solche Wunder geheim zu halten, um kein Aufsehen zu erregen.

Auffällig an allen diesen Heiligen, Yogis und Magiern ist, daß sie alle vor ihren Wundertaten lange Zeit meditiert oder gebetet haben, also vereinfacht gesagt nach Gott gestrebt haben: bevor man aus Freiheit heraus erschaffen kann, muß man zunächst einmal erst an diesen inneren Ort der Freiheit gelangen. Oder mit anderen Worten: Solange man sich nicht an die Einheit angenähert hat, ist der Zauberstab der eigenen Hand nichts anderes als nur ein Stück Holz.

5. Ein paar einfache Versuche