Inhaltsverzeichnis

Die Pisastudie und ihre Chancen für

Deutschland

1. Einleitung

Die Pisastudien sind weltweit bekannt und wurden seit dem Jahre 2001, vor allem in der Bundesrepublik, durch das unterdurchschnittliche Abschneiden Deutschlands vermehrt thematisiert. Nach Brenner sei demzufolge Bildung zu einem prägnanten Thema geworden, das Wahlentscheidungen der Bürger beeinflussen könne (vgl. Brenner 2010, S. 117). In Deutschland löste die Pisastudie "(…) im Dezember 2001 einen öffentlichen Aufschrei aus" (Niemann 2010, S. 69). Die Ergebnisse versetzten Deutschland in Aufregung, da diese eine "Blamage" (Toman 2011, S. 1) für die Bundesrepublik Deutschland seien (vgl. ebd.). Schüler, Pädagogen und Politiker wurden infolgedessen mit der Studie konfrontiert. Die Ergebnisse der Pisa 2000 „(…) lösten in Deutschland einen Sturm der Entrüstung, der Besorgnis und des Reformeifers aus“ (Knodel Martens, Popp, Olano 2010, S. 10). In diesem Zusammenhang ist die Rede von einem Pisaschock. Die Öffentlichkeit, Politiker sowie Eltern seien schockiert gewesen, so Knodel, Martens, Popp und Olano (2010, S. 10). "Die öffentliche Reaktion auf die Ergebnisse der ersten Pisastudie war gravierend" (Niemann 2010, S. 68). Nach der ehemaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan sei Deutschland "PISA-geschädigt" (vgl. Niemann 2010, S. 59). Die Pisastudie wurde insbesondere in Deutschland in der medialen Öffentlichkeit thematisiert und das Bildungssystem kritisch analysiert (vgl. Niemann 2010, S. 68). Zudem projizierten die Pisaergebnisse Angst, da sich die unterdurchschnittlichen Ergebnisse ebenso auf die Wirtschaft in Deutschland auswirken könnten (vgl. BMBF 2008, zit. n. Niemann 2010, S. 70).

Nach Knodel, Martens, Popp und Olano seien die Reaktionen auf die Pisastudie weltweit divergent ausgefallen. "(...) Die Spannweite reicht von Schock über Anpassung und Beachtung bis hin zu Desinteresse" (Knodel, Martens, Popp, Olano 2010, S. 301). In der Bundesrepublik Deutschland verursachte die Studie einen Schockzustand, in den USA herrschte dagegen Desinteresse (vgl. ebd., S. 305). Die Pisastudien sind folglich den Ländern und deren Gesellschaft bekannt und haben divergente Reaktionen hervorgerufen. Beispielsweise werden ebenso die Studien kritisiert und skeptisch betrachtet. Laut Kraus (2014) sollten die Pisastudien nicht überbewertet werden und die Untersuchungsmethode der Studie sei anzuzweifeln. Demzufolge werden die Pisastudien ambivalent betrachtet.

In diesem Kontext sollte die Studie expliziter betrachtet werden. Es gilt zu hinterfragen, was die Studie in der Bundesrepublik Deutschland bislang bewirkt hat und welche Chancen sie bietet beziehungsweise warum sie für die Bildungsforschung und für Deutschland signifikant sein sollte. Ziel dieser Arbeit ist es, die Pisastudien und ihre Ergebnisse darzustellen und zu untersuchen, welche Chancen und Herausforderungen die Studien für das Schulwesen, Schulpolitik und den Unterricht in der Bundesrepublik haben können.

Um die Chancen der Pisastudie für Deutschland darzustellen, erscheint es zunächst sinnvoll die Pisastudien einschließlich ihren Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen der Analyse zu thematisieren. Im nächsten Kapitel werden die Ergebnisse der Studie sowie das Abschneiden Deutschlands in der Studie dargestellt. Dies inkludiert Faktoren, die das Abschneiden und folglich die Kompetenzen der Schüler tangieren können. Anschließend werden die Folgen und Auswirkungen der Ergebnisse der Pisastudie für die Bundesrepublik erläutert. Dieser Abschnitt beinhaltet die Bedeutung der Studien für die Bildungspolitik. Zudem werden die Herausforderungen und Missstände des Bildungs- und Schulsystems erkennbar. Ferner stellt sich in diesem Kontext die Frage nach einem guten Unterricht.

Im weiteren Verlauf wird die Thematik Bildungsgerechtigkeit und die Diskussion um das Bildungssystem in Deutschland expliziert. Änderungen und Maßnahmen, die bereits vorgenommen wurden, werden ebenso dargestellt. Im Fazit werden die Möglichkeiten und Grenzen der Studie sowie die Ergebnisse dieser zusammengefasst, die Chancen der Studie dargestellt und auf weitere Forschungspotenziale verwiesen. Anhand der Ergebnisse dieser Arbeit werden darüber hinaus Handlungsbedarf und Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und Pädagogik aufgezeigt. Die vorliegende Arbeit möchte einen Überblick bezüglich der Pisastudien und ihren Konsequenzen sowie Chancen geben. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Studie Vorteile und Potenziale für das Bildungswesen bietet und einen maßgebenden Beitrag zur Bildungsforschung leistet.


2. Die Pisastudie und ihre Potenziale und Grenzen

Die Pisastudie sei die bislang umfangreichste und differenzierteste Studie über international vergleichbare Schulleistungen (vgl. Teltemann 2010, S. 27). Anhand der Pisastudie wurden innovative Maßstäbe für internationale Vergleiche der Bildung geschaffen (vgl. Toman 2011, S. 1). Sie wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) alle drei Jahre durchgeführt und erfasst von den Mitgliedsstaaten sowie von über 30 Partnerstaaten die Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften von 15-jährigen Schülern (vgl. Klieme, Vieluf 2013, S. 230; Sälzer, Prenzel 2013, S. 17; vgl. auch Knodel, Martens, Popp, Olano 2010, S. 9 und S. 301; vgl. auch Toman 2011, S. 1). Das internationale Interesse an Pisa (Programme for International Student Assessment) sei angestiegen, da im Jahre 2000 32 Länder teilnahmen und sich im Jahre 2012 65 Länder beteiligten (vgl. Sälzer, Prenzel 2013, S. 11 und S. 21; vgl. auch Klieme, Köller, Prenzel, Sälzer 2013, S. 4). Hervorzuheben ist, dass Pisa den Ertrag von Bildungsprozessen, Fähigkeiten sowie Kompetenzen von 15-jährigen Schülern ermittelt, die sich bis zu diesem Alter an divergenten Schulen angehäuft haben (vgl. Klieme, Vieluf 2013, S. 239). In der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 2012 230 Schulen und 5001 Schülerinnen und Schüler befragt. Die Ergebnisse der Studie seien repräsentativ, ermöglichen dennoch keinen Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern in Deutschland (vgl. Klieme, Köller, Prenzel, Sälzer 2013, S. 4).

Pisa erfasse die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme von Staaten, die mit über 90 Prozent die weltweite Wirtschaftskraft darstellen würden (vgl. Knodel, Martens, Popp, Olano 2010, S. 14).

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