Silber ist den meisten von uns vor allem als Edelmetall, das viele Jahre als Währung im Einsatz war, bekannt. Doch wussten Sie, dass diese glänzende Substanz seit Jahrhunderten im medizinischen Bereich Anwendung findet und diese Anwendungen ihre Aktualität auch heute nicht verloren haben? Den Silberpartikeln, die so klein sind, dass sie nicht einmal durch Lichtmikroskope sichtbar gemacht werden können, schreibt man zahlreiche heilende Eigenschaften zu – im Inneren des menschlichen Körpers wie auch zur äußerlichen Anwendung. So erscheint das Silber in der heutigen Zeit, in der Antibiotika-Behandlungen immer mehr Überhand zu nehmen scheinen, als günstige und einfache Alternative, um Viren und Bakterien Einhalt zu gebieten.
Erfahren Sie in diesem Buch alles über das kolloidale Silber, von der Herstellung des Allzweckmittels über die Wirkungsweise auf biologisch-chemischer Ebene bis hin zu den verschiedenen Beschwerden, bei denen es Linderung verschaffen kann. Auch die Risiken, die mit einer Behandlung von kolloidalem Silber einhergehen, werden erläutert und die Ergebnisse einiger Studien werden miteinbezogen.
Schon dem Papyrus Ebers, einem der ältesten erhaltenen Schriftstücke der Menschheitsgeschichte, kann man entnehmen, dass Silber im antiken Ägypten seine Anwendung im medizinischen Bereich fand.
Das auf ca. 1500 vor Christus geschätzte Papyrus enthält einige der frühesten Beschreibungen von Krankheiten, deren Symptome und auch Behandlungsweisen. So wurde Silber schon zu Zeiten der Pharaonen in Wundverbänden genutzt, um etwaige Infektionen zu behandeln bzw. diesen vorzubeugen. Im alten Rom waren Silbergefäße im Einsatz, um Wasser und Lebensmittel länger haltbar zu machen.
Selbst Paracelsus, der Urvater der mittelalterlichen Medizin, nutzte im Rahmen seiner Auffassung der damaligen Alchemie, Spagyrik genannt, das glänzende Edelmetall und seine desinfizierenden Eigenschaften.
So war es unter Seefahrern auch weit verbreitet, Silbermünzen in Wasserfässern versenkt mitzutransportieren, um die Reserven für lange Überfahrten von Keimen freizuhalten. Im 20. Jahrhundert dann wurde Silber zur Behandlung von Neugeborenen genutzt, da es zu jener Zeit häufig vorkam, dass sich die Kinder während der Geburt mit Gonorrhoe auslösenden Bakterien infizierten, die nicht selten Blindheit verursachten. So wurde den Neugeborenen eine schwach konzentrierte Silbernitrat-Lösung in die Augen geträufelt, um die Bakterien abzutöten. Selbst in Deutschland war diese Credé-Prophylaxe genannte Verfahren bis 1986 Teil der U1-Pflichtuntersuchung. Nach der Entdeckung des Penicillin 1928 durch Alexander Fleming und den daraus resultierenden Siegeszug der Antibiotika verlor Silber jedoch immer mehr seine medizinische Bedeutung.
In der heutigen Zeit sind diese Arzneimittel verantwortlich für die Quasi-Ausrottung einiger Krankheiten wie bspw. der Pest. Jedoch entwickeln immer mehr Bakterien-Stämme Antibiotika-Resistenzen und könnten so zu einer immensen Gefahr für die Menschheit werden, die dann ohne Hilfe dastehen könnte. Unter diesem Gesichtspunkt rückt das Silber nun wieder in den Fokus zu Behandlung von Infektionen.
Als Kolloid, was, aus dem Griechischen übersetzt, so viel wie „leimartig“ bedeutet, bezeichnet man im chemischen und physikalischen Zusammenhang kleinste Teilchen, die in einem Medium wie beispielsweise Wasser verteilt sind. Die Teilchengröße liegt im Mikro- bis Nanometer-Bereich, also dem Millionstel bzw. Milliardstel eines Meters.
Beim kolloidalen Silber liegt die Größe dieser Kleinst-Teilchen meist zwischen 1 und 100 Nanometern. Diese Größe liegt in einem Bereich, in dem Lichtmikroskope nicht mehr ausreichen, um die Teilchen sichtbar zu machen und hochmoderne Elektronen-Mikroskope zum Einsatz kommen. Wir halten also fest: kolloidales Silber besteht aus Silber-Teilchen, die fein verteilt in einem Medium vorliegen.
Meist ist dieses Medium Wasser, woher auch die Bezeichnung „Silberwasser“ für das kolloidale Silber herrührt. Um aufzuzeigen, wie viele Silberteilchen im Wasser bzw. dem Medium sind, benutzt man die in der Chemie weit verbreitete Bezeichnung ppm. Dies bedeutet „parts per million“ und gibt somit also an, wie viele Teilchen von 1 Millionen vorhandenen Teilchen Silber-Teilchen sind. Diese verschiedenen Konzentrationen sind mit dem Auge nicht zu unterscheiden, sondern einzig Untersuchungen mittels Elektronen-Mikroskop oder der pH-Wert können Aufschluss darüber bringen.
Es existieren verschiedene Methoden, um kolloidales Silber herzustellen. Zunächst ist da die mechanische und offensichtlichste: Das Zermahlen von Silber. Dabei kommen sogenannte Kolloidmühlen zum Einsatz, die in der gesamten Pharma-Industrie zur Herstellung von Salben oder Pasten verbreitet sind. Dabei wird das Silber mit einer immens hohen Drehzahl zermahlen, bis es die gewünschte Teilchengröße erreicht hat. Außerdem gibt es die Möglichkeit, kolloi–dales Silber rein chemisch aus Silbersalzen herzustellen. Silbersalze sind chemische Verbindungen, in denen das positiv geladene Silber mit einem negativ geladenen Teilchen wie bspw. dem Chlorid eine Bindung eingeht. Durch die sogenannte Reduktion, was der chemische Begriff für eine Elektronenaufnahme ist, kann man aus solchen Salzen das kolloidale Silber erhalten. Diese Methode entspricht jedoch stark der Vorstellung eines Chemikers in seinem Labor.
Die dritte große und im Falle des kolloidalen Silbers wohl am meisten verbreitete Methode ist die Elektrolyse. Dies ist ein chemisches Trennverfahren, bei dem elektrische Energie in chemische Energie umgewandelt wird, was man sich quasi als Gegenstück zu dem Prozess vorstellen kann, der in einer Batterie vorgeht.