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1. Auflage 2016
© 2016 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
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Fax: 089 652096
Die Originalausgabe erschien 2015 beim systemed Verlag, Lünen, unter dem Titel Volkskrankheit Fettleber: verkannt – verharmlost – heilbar. © 2014–2015 by systemed Verlag, Lünen.
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Redaktion: Kirsten Segler, Schorndorf / systemed Verlag, Lünen
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Satz: Guter Punkt, München
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-86883-889-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95971-235-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-236-1
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Vorwort
Teil I: Die Nährstoffe für Ihren Körper und Ihre Leber
Kapitel 1 – Energie für Ihren Körper
Wo kommen die Kalorien her?
Der Energieverbrauch
Diäten machen schlapp – oder auch nicht
Gesunde Ernährung – was ist das?
Kapitel 2 – Kohlenhydrate: Raketentreibstoff für Sofahocker
Brot fürs Volk
Von Kürbis und Kartoffelstäbchen
Wie viele Kohlenhydrate braucht man wirklich?
Zucker im Tank
Kohlenhydrate machen schneller fett
Ballaststoffe – Futter für die Darmflora
Kapitel 3 – Fett: Zu Unrecht am Pranger
Was ist was beim Fett
Fett kann schlank machen
Butter bei die Fische!
Omega-3-Fettsäuren: Fisch bevorzugt
Kapitel 4 – Proteine: Es darf ruhig ein bisschen mehr sein
Wie viel Protein brauchen Sie?
Proteinreiche Ernährung – gefährlich oder gesund?
Kapitel 5 – Alkohol: Mit Vorsicht zu genießen
Die Dosis macht das Gift
Schutz und Risiko für die Leber
Kapitel 6 – Gesunde Extras für die Leber
Vitamin E – Schutz vor freien Radikalen
Vitamin D – vielfältiger Regulator
Cholin – Baustoff für den Fetttransporter
Carnitin – schleust das Fett in den Reaktor
Taurin – verleiht vielleicht wirklich Flügel
Teil II: Von der Fettleber zu Diabetes und Herzinfarkt
Kapitel 7 – Die Leber, das verkannte Organ
Was eine Leber so alles leisten muss
Die Stoffwechselzentrale des Körpers
Kapitel 8 – Fett ist nicht gleich Fett
Apfelbauch und Birnenhintern
Fallgeschichte Theresia Schmid: Schlanke Figur, verfettete Leber
Lebenswichtige Energiereserven
Rettungsringe – im wahrsten Sinne des Wortes
Fallgeschichte Sabine Wickenkamp: Starkes Übergewicht, lange gute Blutwerte
Gefährlicher Bauchspeck
Wenn sich der Körper verirrt
Kapitel 9 – Insulinresistenz: Signale ohne Wirkung
Das heikle Management des Blutzuckers
Wenn die Speicher voll sind
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Kapitel 10 – Wenn Kohlenhydrate nicht genug zu tun bekommen
Warum Weihnachten so gefährlich ist
Kein Sport ist (Selbst-)Mord
Lassen Sie sich kein Gummibärchen aufbinden
Kapitel 11 – Wie gesund ist Ihr Stoffwechsel?
Body-Mass-Index (BMI)
Bauchumfang
Körperfettanteil
Blutdruck
Blutfettwerte
Blutzuckerwerte
Bestimmung der Insulinresistenz
Fettleber diagnostizieren
Kapitel 12 – Die dramatischen Folgen der Leberverfettung
Leberverfettung ernst nehmen!
Fallgeschichte Cornelia Tögel: Endlich Hoffnung für die Leber
Verirrtes Fett: Tödliche Gefahr auch für andere Organe
Diabetes ist kein Zuckerschlecken
Fallgeschichte Dr. Andreas Kämpf: Fettleber durch Typ-1-Diabetes
Teil III: So retten Sie Ihre Leber – und Ihr Leben
Kapitel 13 – Von Diätversagern und Versagerdiäten
Eine (fast) unmögliche Mission
Warum Adler nicht fett werden
Es krachen lassen
So kann es klappen
Fallgeschichten Karin Liebe und Sabine Stöckle: Große Skepsis, große Begeisterung
Sie wollen so bleiben, wie Sie sind?
Kapitel 14 – Entrümpelungskur für die Leber
Diabetes wegoperieren?
Das Kalorienminus muss krass sein
Wie geht es danach weiter?
Leberfasten nach Dr. Worm: Ein speziell entwickeltes Konzept
Der Ablauf
Was beachtet werden muss
Kapitel 15 – Lieber fit als Leber fett
Bringen Sie Bewegung in die Sache!
Fallgeschichte Wolfgang Nicolaus: Pasta nur noch mit Sport
Muskeln? Welche Muskeln?
Aktionsplan für Sportentwöhnte
Kapitel 16 – Insulinbewusst genießen
Gefährliche Betthupferl
Nieder mit der glykämischen Last!
So lecker ist LOGI
Anhang
Kalorientabelle für das Leberfasten
Bildnachweis
Die Autoren
VORWORT
Volkskrankheit Fettleber – verkannt, verharmlost, heilbar
Leberverfettung … Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, das noch weniger ansprechend klingt und zugleich für so viele Leute lebensbestimmend ist. Sorgfältigen Schätzungen zufolge liegt die Zahl der Betroffenen von der nicht durch Alkohol bedingten Form allein in Deutschland zwischen 30 und 40 Prozent, in manchen anderen Ländern sind es sogar noch mehr. Und hier wie dort sind viele weitere Menschen durch ihre Lebensweise auf dem besten Wege, ebenfalls eine »nichtalkoholische Fettleber« zu entwickeln. Angesichts dieser Zahlen ist es sehr gut möglich, dass auch Sie dazugehören – und zwar auch dann, wenn Sie eigentlich eine gute Figur haben und Ihr Körper gar nicht verfettet aussieht.
Wenn Sie bisher noch keine Ahnung haben, warum die Verfettung der Leber so gefährlich ist, befinden Sie sich in guter Gesellschaft – dieses Wissen ist nämlich noch vergleichsweise neu und auch längst noch nicht zu allen Ärzten vorgedrungen. Lange kannte man die Fettleber nämlich praktisch nur als Folge von Alkoholmissbrauch und wusste, wie sie sich weiter entwickelt, wenn man nichts dagegen unternimmt: Das verfettete Organ kann sich entzünden, vernarben und sich zunehmend bis hin zur Leberzirrhose verhärten. Aus diesem Zustand kann sich Leberkrebs entwickeln, aber selbst wenn das nicht geschieht, führt eine Zirrhose irgendwann dazu, dass die Leber keine ihrer Aufgaben noch wahrnehmen kann. Dann ist das Leben des Patienten ohne eine Transplantation nicht mehr zu retten. All das sind die altbekannten Leberprobleme, und sie drohen auch dann, wenn die Fettleber ihre Ursache nicht im Alkohol hat. Doch in diesem Buch geht es um viel mehr. Die Forschung der vergangenen Jahre hat nämlich gezeigt, dass die nichtalkoholische Fettleber1 eine zentrale Rolle bei den in Deutschland (und dem Rest der westlichen Welt) häufigsten Todesursachen spielt.
Denn eine Fettleber ist das deutlichste Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel aus dem Ruder gelaufen ist und immer weiter vom Kurs abkommen wird, wenn man nichts dagegen tut. Um im Bild zu bleiben: Mit dieser Diagnose treiben Sie mit einem immer höher werdenden Tempo auf etwas zu, das Ihren Untergang bedeuten könnte – Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs. Das Risiko, dass Sie sich Ihre Gesundheit durch diese Erkrankungen unwiderruflich ruinieren oder gar daran sterben, erhöht sich durch die Entwicklung einer Fettleber dramatisch. Bislang sehen viele Ärzte jedoch keinen Anlass zum Handeln, solange die entsprechenden Blutwerte im Rahmen bleiben und somit noch keine Entzündung vorliegt. Doch sie täuschen sich! Die Gefahr erkennt man häufig nicht an den typischen Leberwerten, sondern man muss woanders hinsehen, um dem drohenden Schicksal zu entkommen. Die gute Nachricht: Es ist geradezu lächerlich einfach, diese Situation schnell zu einem Besseren zu wenden. Genau davon handelt dieses Buch.
Wir müssen Sie jedoch vorwarnen: Was Ihnen auf den folgenden Seiten begegnet, wird vieles auf den Kopf stellen, das Sie bisher zu den Themen gesunde Ernährung, Übergewicht, Sport und Abnehmen gehört haben. Sie werden zum Beispiel lesen, dass weniger die Butter, das Ei oder der Braten schuld an der Fettleber sind – obwohl der Ausdruck dies ja nahe legen würde – sondern vielmehr ein Übermaß an Kohlenhydraten, vor allem in Verbindung mit einem eher bequemen Lebensstil. Neben den bekannten Übeltätern wie Süßigkeiten und Knabberkram sind das auch Brot, Müsli, Nudeln, Reis und Kartoffeln. Sie werden zudem erfahren, warum eine schlanke Figur manchmal gefährlicher für Ihre Gesundheit sein kann als üppige Speckrollen, und warum Krafttraining wichtiger ist als Joggen, wenn Sie sinnvoll abnehmen wollen.
Doch die wohl verblüffendste Neuigkeit ist vermutlich diese: Selbst bei sehr viel Übergewicht müssen Sie gar nicht so viel abnehmen, um den lebensgefährlichen Folgen der überflüssigen Kilos zu entkommen. Schon mit einem zweiwöchigen Entrümpelungsprogramm für Ihre Leber können Sie Ihren Stoffwechsel so stark entlasten, dass Ihr Körper nicht länger auf die potenziell tödlichen Folgen der inneren Verfettung zusteuert. Für viele klingt das zu einfach und zu gut, um wahr zu sein. Doch diese Kehrtwende des Stoffwechsels ist nichts, woran Sie glauben müssen, denn Ihre Blutwerte werden eine eindeutige Sprache sprechen. In dem Buch »Menschenstopfleber«2 sind die Hintergründe zwar bereits dargelegt, aber wie Sie vielleicht wissen, richtet es sich primär an Leser mit ernährungsmedizinischen Kenntnissen und ist wegen seiner wissenschaftlichen Detailliertheit nicht gerade ein Schmöker für den gemütlichen Feierabend. Deshalb soll hier das Thema noch einmal auf ein breiteres Fundament gestellt werden.
Der erste Teil bietet Ihnen die wesentlichsten Informationen zu den Substanzen, die Ihren Körper mit Energie versorgen, also Kohlenhydrate, Fett und Proteine sowie Alkohol. Mit diesem Wissen wird es Ihnen leichter fallen, das Phänomen Fettleber zu verstehen. Die Ausführungen zu diesen Themen sind spannender, als Sie es sich vermutlich vorstellen können, denn leider wird über die Grundlagen der Ernährungsmedizin immer noch unfassbar viel Unsinn verbreitet – auch von Fachleuten, die es eigentlich besser wissen sollten. Im zweiten Teil geht es dann um Ursachen und Folgen der Leberverfettung, und im dritten Teil erfahren Sie schließlich, was Sie dagegen – auch vorbeugend – unternehmen können.
Als kleinen Service gibt es am Anfang jeden Kapitels einen Überblick, den Sie zuerst lesen können, wenn Sie ungeduldig sind und am liebsten sofort zu den Lösungen gelangen möchten. Unter den verschiedenen Wegen, Ihre Leber und damit Ihre Gesundheit zu schützen, ist bestimmt auch einer dabei, der für Sie am besten passt. Am schnellsten und effektivsten ist sicherlich das sogenannte Leberfasten mit einem speziell darauf abgestimmten Shake als Mahlzeitenersatz, mit allen lebenswichtigen Nährstoffen und weiteren Substanzen, welche die Entfettung der Leber fördern. Wenn Sie es langsamer angehen wollen, können Sie das Ziel aber auch erreichen, wenn Sie Ihre Ernährung kohlenhydratbewusst gestalten oder ein gezieltes Sportprogramm durchziehen. Im Laufe des Buches werden Sie zudem Menschen kennenlernen, die mit individuellen Kombinationen dieser Möglichkeiten ihren ganz persönlichen Weg gefunden haben.
Und genau das können Sie auch, egal wo Sie jetzt gerade stehen. Es spielt keine Rolle, wie alt Sie sind, ob übergewichtig oder nicht, ob Sie abnehmen wollen oder schon lange die Hoffnung auf weniger Bauchspeck aufgegeben haben, ob Sie »nur« bedenkliche Blutwerte haben oder Fettleber und Diabetes bereits diagnostiziert sind. Sie haben es selbst in der Hand, Ihren Stoffwechsel und damit Ihre Gesundheit wieder auf Kurs zu bringen und zu einem neuen Wohlbefinden und mehr Energie zu finden.
Wenn Sie Ihr Leben lieben, dann warten Sie nicht länger.
TEIL I
Die Nährstoffe für Ihren Körper und Ihre Leber
Die sogenannten Makronährstoffe, also Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß, versorgen Ihren Körper mit Energie. Das gilt auch für den Alkohol, obwohl man ihn sicher nicht als »Nährstoff« bezeichnen sollte. In diesem Buchteil lernen Sie die Quellen Ihrer Kalorien so gut kennen, dass Sie anschließend nicht länger von den dazu herumschwirrenden Behauptungen verwirrt sein werden: Sind nun Fette oder Kohlenhydrate die Dickmacher, bringen manche Fettsäuren das Herz in Gefahr, ist viel Eiweiß vorteilhaft für den Körper oder gerade nicht? Hier bekommen Sie Antworten dazu. Darüber hinaus erfahren Sie, welche anderen Nährstoffe besonders wichtig sind, um Ihre Leber gesund zu erhalten.
Kalorien sind Energieeinheiten, ebenso wie die vom Stromzähler gemessenen Kilowattstunden. Wie die Elektrizität kann auch die von den Nährstoffen gelieferte Energie für ganz verschiedene Zwecke genutzt werden: Für den Wärmehaushalt des Körpers, für chemische Reaktionen oder für Bewegungen. Der entscheidende Unterschied: Beim Strom wäre ein geringerer Energieverbrauch wünschenswert, beim Menschen ist genau das die Ursache vieler Probleme.
Wo kommen die Kalorien her?
Für alle Reaktionen Ihres Körpers wird Energie gebraucht: für Muskelbewegungen vom Hochziehen der Mundwinkel bis zu Kniebeugen sowieso, aber auch für jede Sinneswahrnehmung und sämtliche chemische Reaktionen in den Zellen. Die Lieferanten dieser Energie sind die sogenannten Makronährstoffe, also Kohlenhydrate und Proteine mit jeweils vier Kalorien pro Gramm (siehe Kasten) sowie Fette mit neun Kalorien pro Gramm. Auch Alkohol hat Kalorien, und zwar gar nicht so wenig: etwa sieben pro Gramm.
Die verschiedenen Energielieferanten unterscheiden sich auch dadurch, wie gut sie sich ausnutzen lassen. Fettkalorien werden fast vollständig umgesetzt, nur maximal drei Prozent gehen bei der Verwertung verloren. Bei Kohlenhydraten beträgt dieser Verlust bis zu sechs Prozent, bei Proteinen sogar bis zu 20 Prozent. Wegen der hohen Energiedichte gilt Fett bei vielen immer noch als die schlimmste Gefahr für Figur und Gesundheit – und wer etwas von »Leberverfettung« hört, sieht sich da meist nur noch bestätigt. Doch damit liegen sie alle daneben.
Der Energieverbrauch
Anders als man intuitiv glauben würde, geht der größte Teil des Energieverbrauchs – nämlich 50 bis 70 Prozent – nicht für Muskelaktivität drauf, sondern für den Grundumsatz. Das sind die Kalorien, die Ihr Körper für das bloße Funktionieren braucht, selbst wenn Sie den ganzen Tag im Bett liegen würden. Die Größenordnung hängt vor allem vom Gewicht ab. Als grobe Faustformel können Sie davon ausgehen, dass Männer täglich etwa 25 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht als Grundumsatz verbrauchen; Frauen insgesamt etwa zehn Prozent weniger. Zu diesem Basisbedarf an Kalorien kommt dann noch der Verbrauch durch die Bewegung.
Was sind eigentlich Kalorien?
Physikalisch gesehen ist eine Kalorie die Energiemenge, die nötig ist, um ein Gramm Wasser bei einem Luftdruck von 1.060 Millibar von 14,5 auf 15,5 Grad Celsius zu erwärmen. Wichtiger als diese Information ist die Tatsache, dass die Wissenschaft die Kalorie als Einheit eigentlich längst abgeschafft und durch Joule (sprich: dschuhl) ersetzt hat. 1 Kalorie entspricht dabei 4,1868 Joule. Um es noch komplizierter zu machen, werden Nährwerte in Kilojoule (kJ) oder Kilokalorien (kcal) angegeben. Aber die Leute bleiben hartnäckig dabei, weiter einfach nur »Kalorien« zu sagen, deshalb macht es dieses Buch ebenso und nutzt den Begriff und die Abkürzung »kcal« synonym.
Die meisten Menschen lassen sich von Auto, Bus oder Bahn zu ihrem Job kutschieren, in dem sie dann auch überwiegend sitzen, und leben auch in ihrer Freizeit eher bequem. Dann liegt der Gesamtenergieverbrauch nur etwa 20 Prozent über dem Grundumsatz. Sie können sich sehr schnell ausrechnen, dass da unterm Strich nicht sehr viel rauskommt und verstehen mit einem Blick auf eine Kalorientabelle, warum die Menschen in dieser modernen Welt so leicht in die Breite gehen. Denn während der tägliche Kalorienbedarf einer gemütlich lebenden Frau von durchschnittlicher Größe und Gewicht – sagen wir 1,70 Meter und 65 Kilogramm – gerade mal rund 1.755 Kalorien beträgt, ist schon die Hälfte davon gedeckt, wenn sie sich mal eben an der Imbissbude eine schnelle Currywurst mit Pommes »reinzieht«.
Diäten machen schlapp – oder auch nicht
Auch ohne solche eher fragwürdigen Genüsse ist es schwer, nicht dick zu werden, wenn man seine bequeme Lebensweise nicht aufgeben will. Abnehmen ist sogar noch schwerer, denn wer Gewicht verlieren will, muss ja noch unter dem ohnehin geringen Bedarf bleiben. Hinzu kommt, dass der Körper seinen Energieverbrauch noch weiter einschränkt, wenn er die Versorgungslage als chronisch knapp wahrnimmt. Das ist das schon in der Urzeit angelegte und einst überlebenswichtige »Sparprogramm«. Es senkt zum Beispiel die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen, die den Stoffwechsel aktivieren, wodurch sich unter anderem die Wärmebildung (Thermogenese) verringert. So fröstelt man zwar schneller, aber es werden eben auch weniger Kalorien »verschwendet«. Zudem wird das Aktivitätsniveau gebremst, sodass man im Alltag träger wird als je zuvor und zu Sport noch weniger Lust hat.
Doch es kann auch anders laufen, geradezu paradox. So wissen naturheilkundlich arbeitende Mediziner schon lange, dass viele Menschen beim Fasten keineswegs in Lethargie versinken, wie man bei diesem extremen Kalorienentzug ja eigentlich erwarten müsste. Im Gegenteil: sie erleben ihre Patienten häufig als besonders schwungvoll und gut gelaunt. Das gleiche gilt für all jene, die beim Abnehmen nicht einfach nur Kalorien einsparen, sondern für mehr Bewegung sorgen und ihre Muskeln immer wieder bis zur Ermüdung arbeiten lassen. Inzwischen weiß man: Beide Phänomene haben – nicht nur, aber auch – damit zu tun, dass dabei die Leber entlastet und von überflüssigen Verfettungen befreit wird. Über die genauen Zusammenhänge werden Sie in diesem Buch später noch mehr erfahren.
Gesunde Ernährung – was ist das?
Zum Thema »Gesunde Ernährung« gibt es so viele Meinungen, dass es für Laien schwer ist, den Durchblick zu behalten. Zudem setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es gar keine Empfehlungen geben kann, die für alle richtig sind. Selbst wenn man Allergien und andere individuelle Unverträglichkeiten außen vor lässt, hat sich in den vergangenen Jahren überdeutlich herauskristallisiert: Man darf bewegungsfreudigen und bequemen Menschen, Schlanken und Übergewichtigen, Gesunden und Diabetikern nicht die gleichen Ernährungsratschläge geben. Eigentlich ist es verwunderlich, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, dass sie alle über einen Kamm zu scheren sind.
Doch auch differenziertere Ratschläge sind häufig immer noch von Mythen und Märchen geprägt, die offenbar nur schwer auszurotten sind – allen voran die Behauptung, dass Fett besonders leicht fett macht. Aber da gibt es noch mehr: Bestimmte Fettsäuren sollen das Herzinfarktrisiko erhöhen, heißt es, auf Kohlenhydrate zu verzichten soll denklahm und übellaunig machen, und zu viel Protein sei gefährlich für die Nieren und könne sogar zu einem »Eiweißschock« führen. All diese Behauptungen werden wir uns genauer ansehen. Welche Ernährung für Sie persönlich die richtige ist, wird sich im Verlauf des Buches immer deutlicher herausschälen – und Sie können sich jetzt schon auf Teil 3 freuen, indem es endlich auch darum gehen wird, wie gesunde Ernährung und sinnlicher Genuss beim Essen zusammenfinden.
Noch immer wird die Botschaft verbreitet, dass Kohlenhydrate einen Großteil unser aller täglichen Ernährung ausmachen sollten. Sogar Diabetikern wird dieser Ratschlag erteilt, obwohl ihre Erkrankung ja gerade darin besteht, diesen Nährstoff nicht gut verwerten zu können. In Wirklichkeit gehören Kohlenhydrate nicht einmal zu den essenziellen Nährstoffen – man könnte sie also komplett weglassen und würde keinen gesundheitlichen Schaden nehmen. Die geringe Menge an Blutzucker, die für den Körper wirklich unverzichtbar ist, kann er nämlich selbst aus Proteinen herstellen.
Alle für den Körper als Energie verwertbaren Kohlenhydrate sind entweder Stärke- oder Zuckerverbindungen und werden bei der Verdauung in die Einzelbausteine zerlegt und gegebenenfalls in der Leber noch zu Glukose umgebaut, um dann von dort über die Blutbahn den Geweben als Traubenzucker bzw. Glukose zur Verfügung zu stehen. Die Glukose dient allen Zellen vor allem als schnell verfügbare Energiequelle, doch damit sie dort überhaupt hinein gelangen kann, wird Insulin als Türöffner benötigt. Aber wenn ständig mehr von dem »Supersprit« verfügbar ist, als Muskeln und Nervenzellen verbrauchen, wandeln sie die Glukose in Fett um. Je mehr sich davon in den Zellen anreichert, desto unempfindlicher werden sie für das Schlüsselsignal. Dieser Zustand, Insulinresistenz genannt, ist entscheidend für die Entgleisung des Stoffwechsels, der zur Leberverfettung, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Wichtiger als die energieliefernden Kohlenhydrate sind ihre nichtverdaulichen Verwandten, auch als »Ballaststoffe« bezeichnet. Sie sättigen ohne Kalorien, regen die Darmtätigkeit an, unterstützen die Darmgesundheit unter anderem durch die Förderung der nützlichen Darmbakterien und scheinen dadurch eine besondere Bedeutung für die Lebergesundheit zu haben.
Brot fürs Volk
Offenbar ist es ungeheuer schwierig, sich von einer lang gehegten Liebe zu trennen. Anders ist es nicht zu erklären, dass offizielle Richtlinien (zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung) auch angesichts unseres hochtechnisierten, bewegungsarmen Alltags vorgeben, man solle »reichlich« Kohlenhydrate essen. Sogar Diabetiker, also an einer gestörten Kohlenhydratverwertung leidende Menschen, bekommen diesen Rat zu hören – zur Freude der Pharmaindustrie. Kartoffeln und Getreideprodukte wie Brot, Müsli, Nudeln und Reis sollen danach mindestens die Hälfte der täglich aufgenommenen Kalorien ausmachen. Immerhin sind diese Nahrungsmittel in manchen Pyramiden inzwischen um eine Stufe degradiert worden (von der breiten Basis in die nächst schmalere Reihe), aber eine echte Distanzierung von alten Treueschwüren sieht anders aus.
Es geht nicht darum, kohlenhydratreiche Lebensmittel zu verteufeln – schließlich gibt es unzählige Gründe, sie zu lieben: die noch warme Scheibe Bauernbrot mit knuspriger Kruste und selbstgemachtem Apfelschmalz zum Beispiel oder die Tagliatelle mit erstklassiger Pesto genovese und einem granatrot funkelnden Wein dazu. Niemand hat etwas davon, wenn es nach Jahrzehnten der Anti-Fett-Kampagnen jetzt zu Kohlenhydratphobien kommt. Dennoch muss endlich das Bewusstsein dafür wachsen, dass diese Empfehlungen eigentlich nur für gesunde, aktive Menschen gelten und alle anderen in Lebensgefahr bringen können. Warum Kohlenhydrate mit Vorsicht zu genießen sind, wird spätestens Teil II dieses Buches überdeutlich machen. Lernen Sie zunächst ihre verschiedenen Vertreter näher kennen und machen Sie sich damit vertraut, wie diese im Stoffwechsel verwertet werden. Damit werden schon viele Ihrer Fragen beantwortet sein.
Von Kürbis und Kartoffelstäbchen
Alle für den Körper als Energie nutzbaren Kohlenhydrate bestehen aus einem der drei Einfachzucker (Monosaccharide) namens Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Galaktose oder aus Kombinationen daraus. Der Zucker, den Sie in den Teig Ihres Geburtstagskuchens streuen, ist beispielsweise ein Disaccharid (Zweifachzucker) – das heißt, es haben sich immer jeweils ein Molekül3 Glukose und Fruktose miteinander verbunden. Auch Laktose (Milchzucker) ist ein Zweifachzucker, aber aus Glukose und Galaktose. Die Stärke aus Mehlen und aus Kartoffeln besteht dagegen nur aus Glukosemolekülen, die zu langen, mitunter auch verzweigten Ketten zusammengefügt sind und deshalb als Vielfachzucker (Polysaccharide) bezeichnet werden. Da der Körper nur Glukose verwerten kann, müssen andere Einfachzucker noch in der Leber umgebaut werden. Erst dann werden sie in den allgemeinen Kreislauf abgegeben und stehen den Geweben als »Blutzucker« zur Verfügung.
Je schneller Kohlenhydrate auf diese Weise verarbeitet werden können, desto schneller und höher steigt auch die Konzentration der Glukose im Blut, der sogenannte Blutzuckerspiegel. Dieser Zusammenhang wird mit dem glykämischen Index (GI) ausgedrückt, der die wenig hilfreiche Einteilung in »komplexe« langkettige und »einfache« kurzkettige Kohlenhydrate abgelöst hat. Doch um die Wirkung auf den Blutzuckerspiegel bewerten zu können, reicht auch der GI nicht aus, weil er nur die Qualität der Kohlenhydrate betrachtet, nicht aber die Quantität. Das heißt: Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, bezieht er sich immer auf 50 Gramm verwertbare Kohlenhydrate des jeweiligen Lebensmittels, berücksichtigt aber nicht, wie viel man davon essen müsste, bis diese 50 Gramm im Magen gelandet sind. Was das bedeutet, lässt sich am besten an einem Beispiel aufzeigen.
Kürbis hat mit 75 einen recht hohen GI, aber 100 Gramm von dem Gemüse liefern gerade mal 5 Gramm verwertbare Kohlenhydrate. Man müsste also 1 Kilo Kürbis futtern, um die für die Vergleichbarkeit geforderten 50 Gramm Kohlenhydrate zu erreichen. Ganz anders sieht es bei Pommes frites aus, obwohl die ebenfalls einen GI von 75 aufweisen. Weil sie jedoch viel mehr verwertbare Kohlenhydrate enthalten (32 Gramm pro 100 Gramm) wird die 50-Gramm-Grenze schon mit der viel kleineren Portion von 156 Gramm erreicht.