David und Ellie, zwei gutsituierte, in der Großstadt lebende, pensionierte Akademiker sind zufrieden mit ihrem Leben. Bis zu dem Tag, an dem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird. Plötzlich wird ihnen alles fremd: ihr Land, ihr Leben, sie sich selbst. Ihre Tochter, die längst im liberalen Kalifornien lebt, kann ihnen nicht helfen. Und dann ist da noch dieser Freund, von dem sie glauben, dass er nur so tut, als hätte er Hillary gewählt …

Spätestens als Ellie eines Tages Fäkalien im eigenen Pool entdeckt, findet die ›Sh*tshow‹ nicht mehr nur im metaphorischen Sinne statt. Aber dieser spektakulär niederträchtige Akt des Vandalismus ist nur das erste in einer Kette politischer und privater Ereignisse, die sich verheerend auf die eigentlich so behagliche Existenz des Paares auswirken.

Richard Russo hat eine eindringliche Parabel geschrieben, in der er von den tiefen, oft unmerklichen Rissen zwischen Freunden, Nachbarn, Familien und selbst Liebenden erzählt, die im Zuge gewichtiger gesellschaftlicher Veränderungen entstehen: Das Politische ist oft privater, als wir meinen.

© Elena Seibert

Richard Russo, geboren 1949 in Johnstown, New York, studierte Philosophie und Creative Writing und lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Für ›Diese gottverdammten Träume‹ (DuMont 2016) erhielt er 2002 den Pulitzer-Preis. Bei DuMont erschienen außerdem ›Diese alte Sehnsucht‹ (2010), ›Ein grundzufriedener Mann‹ und ›Ein Mann der Tat‹ (beide 2017), der Erzählband ›Immergleiche Wege‹ (2018) sowie zuletzt ›Jenseits der Erwartungen‹ (2020).

Monika Köpfer war viele Jahre als Lektorin tätig und übersetzt heute aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. Zu den von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. J. L. Carr, Mohsin Hamid, Milena Agus, Fabio Stassi, Richard C. Morais, Theresa Révay und Naomi J. Williams.

Richard Russo

SH*TSHOW

 

Aus dem Englischen
von Monika Köpfer

Richard Russo

SH*TSHOW

Da wir, noch immer fassungslos, das Bedürfnis nach tröstender Gesellschaft hatten, luden Ellie und ich am Morgen nach den Wahlen die Schuulmans und die Millers zum Abendessen ein. Wir waren zu der Zeit, als wir an derselben Universität unterrichteten, Nachbarn und eng befreundet gewesen. Ungefähr im selben Alter, hatten wir nicht nur im Gleichtakt als junge Dozenten begonnen, einen festen Vertrag und unsere jeweiligen Beförderungen erhalten, sondern auch parallel ein Haus im Sam Hughes District in Tucson gekauft, und als es an der Zeit war, in den Ruhestand zu gehen, taten wir auch das synchron. Vermutlich hatten Ellie und ich daher angenommen, dass dies so weitergehen würde – die Kinder aus dem Haus, würden wir uns hin und wieder gegenseitig spontan auf einen Drink auf der Terrasse einladen und hoffentlich gemeinsam fröhlich alt werden, nachdem die größten Herausforderungen unseres Lebens hinter uns lagen, die letzten zwar schon am Horizont sichtbar, aber in einigermaßen sicherer Entfernung.

Umso überraschter waren wir, als sowohl die Schuulmans als auch die Millers Kassensturz machten und sich ein neues Haus am Fuß der Berge, die einen nördlich, die anderen westlich der Stadt, kauften, jeweils eine gute Dreiviertelstunde von uns entfernt. Obgleich es keinen Grund dafür gab, fühlte sich ihr Umzug wie Verrat an.

Doch nicht lange nachdem sie sich eingerichtet hatten, luden sie uns jeweils ein, ihr neues Domizil in Augenschein zu nehmen, und wir mussten zugeben, dass beide nicht nur eine großartige Aussicht auf die weiter unten liegende Stadt, sondern auch kühlere Sommerabende boten. Ob wir nicht ihrem Beispiel folgen wollten, fragten sie uns. Wollten wir nicht ebenfalls aus dem schwülen Tal wegziehen? Den dichten Verkehr und die verstopften Straßen hinter uns lassen? Wir könnten es uns doch leisten, nicht wahr?

Diese letzte Frage ging uns, um ehrlich zu sein, mehr als nur ein bisschen gegen den Strich. Immerhin lebten wir in einem hübschen urbanen Viertel unweit der Innenstadt, in der Nähe der Universität und mit allem, was wir brauchten, in Reichweite, oder zumindest mit dem, was wir gebraucht hatten, als wir noch jünger und die Kinder noch im Haus gewesen waren. Sicher, die Kriminalitätsrate war leicht im Steigen begriffen, und auf die schulterhohe Lehmmauer, die unser Grundstück umgab, war ein Graffiti gesprüht worden (sofern es eines war), aber sei’s drum. Waren die Wohnbezirke am Fuß der Berge etwa frei von Kriminalität? Es war schließlich nicht so, als würden wir in einem schmuddeligen Problembezirk leben. Es gab keinen Grund, uns zu bemitleiden.

Daher war es schon komisch, dass wir, als am Wahlabend klar wurde, wohin die Reise ging, ausgerechnet an die Schuulmans und Millers dachten. Doch als ich sie am nächsten Morgen anrief, um sie für denselben Abend einzuladen, klang sowohl Nathan als auch Clay eher erfreut als überrascht, und ich war erleichtert zu hören, dass sie am vergangenen Wahlabend ebenfalls gedacht hatten, wie schön es doch wäre, ihn wie in alten Zeiten gemeinsam verbringen zu können.

Es sollte ein unkompliziertes Abendessen in entspannter Runde werden. Ellie hatte Pasta und einen Salat vorbereitet und ich Steaks zum Grillen besorgt. Blieb nur noch die Frage, ob wir draußen oder drinnen essen sollten. Ich plädierte für Ersteres, weil wir das früher auch immer so gemacht hatten, aber Ellie meldete Bedenken an. Schließlich war es Anfang November, und auch wenn das Quecksilber am Tag auf über zwanzig Grad klettern konnte, fielen die Temperaturen hier in der Wüste nach Sonnenuntergang rapide, und es wurde draußen empfindlich kühl. »Dann lass uns wenigstens auf der Terrasse anfangen«, sagte ich. »Und wenn es uns zu frisch wird, ziehen wir uns Pullover über oder gehen rein.«

Ellie, deren Wahlabendkater schlimmer war als meiner, gab mit einem tiefen Seufzer nach, trat an die Schiebetür und schaute in den Garten. Ich gesellte mich zu ihr, legte ihr den Arm um die Taille und küsste sie auf den Kopf. »Was hast du denn?« Ich bemühte mich, eher verwundert als besorgt zu klingen. Im vergangenen Sommer war sie krank gewesen und, wie mir schien, immer noch nicht ganz wieder die Alte.

Sie zuckte die Schultern. »Nichts. Alles.«

»Ich weiß.«

»Ich wünschte, die Kinder würden näher bei uns wohnen.«

Beide hatten am Vorabend angerufen, als sich das Ergebnis abzeichnete; Sebastian hatte sich aus Paris gemeldet. Und Alison, unsere Tochter, hatte, nicht zum ersten Mal, vorgeschlagen: »Warum verkauft ihr nicht euer Haus und zieht nach Kalifornien? Wenigstens ist das hier immer noch Amerika.«

Ich schüttete gerade Holzkohle in den Anzündkamin, als ich einen Wagen vorfahren und Ellie rufen hörte: »David? Sie sind da!«

Wer?, dachte ich und eilte nach draußen. Die Schuulmans oder die Millers? Als ich zu Ellie an die Haustür trat, sah ich, dass sie gleichzeitig ankamen; die Millers bogen gerade in die Einfahrt ein, während die Schuulmans am Straßenrand parkten. Ellies Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie das Gleiche dachte wie ich: Sie waren die ganze Zeit über zusammen gewesen. Ihre Freundschaft war intakt geblieben.

Doch der Gedanke verflog bereits wieder, als sie alle ausstiegen und Clay fröhlich rief: »Wenn das mal kein gutes Timing ist, was?« Woraus wir schlossen, dass ihre zeitgleiche Ankunft reiner Zufall war, und das ergab ja auch Sinn. Schließlich wohnten sie ebenso weit voneinander entfernt wie von uns. Ich hatte eigentlich erwartet, wir würden uns per Handschlag begrüßen, aber davon wollte Nathan offenbar nichts wissen. Er zog mich in die Arme, woraufhin auch Clay und ich uns umarmten. Die Frauen folgten ebenfalls unserem Beispiel. Dawn und Betsy beugten sich besorgt zu Ellie hin, erkundigten sich, wie es ihr gehe. Sie sehe blendend aus, meinten sie, und das stimmte auch, wobei sie das, schließlich waren sie Frauen, so oder so gesagt hätten. Wie auch immer, als wir alle hineingingen, dachte ich freudig: Hey, sie haben uns genauso vermisst wie wir sie.

»Ich kann’s immer noch nicht ganz fassen«, sagte Dawn, als ich mit einem Tablett mit unseren Lieblings-Kartoffelchips und Salsa von Rafa’s, unserem früheren Freitagnachmittags-Treffpunkt, herauskam. Wir hatten es uns auf der Terrasse gemütlich gemacht, und die Sonne ging gerade hinter den violetten Bergen in der Ferne unter.

Zwar hatten wir ihnen versichert, sie bräuchten nichts mitzubringen, aber beide Paare waren mit je einer Flasche Wein angekommen, einem italienischen Weißwein und einem spanischen Rotwein, wobei mir beide Sorten nichts sagten. Was hatte es wohl zu bedeuten, fragte ich mich, dass sie unserem angestammten kalifornischen Chardonnay, von dem ich einige Flaschen kühl gestellt hatte, untreu geworden waren?

»Ich vergesse es immer wieder mal kurz, und dann plötzlich fällt es mir wieder ein: Wir Amerikaner haben ihn tatsächlich gewählt. Auch wenn er gesagt hat: ›Man kann alles mit ihnen machen, sie an die Muschi fassen‹, haben wir ihn gewählt. Unzählige Frauen haben für ihn gestimmt.«

»In einer Demokratie«, sagte ihr Mann, »bekommen die Menschen immer genau das, was sie verdient haben.«

»Komm schon, Clay«, erwiderte ich. »Das haben wir bestimmt nicht verdient.«

»Ausnahmslos«, beharrte er.

»Wie konnten die Demoskopen nur so danebenliegen?«, wollte Betsy wissen.

Nathan schüttelte den Kopf. »Nate Silver hat uns letzte Woche gewarnt, dass er immer noch eine Chance hat.«

Seine Frau verdrehte die Augen. »Ach ja, was für eine präzise Prognose – ›er hat immer noch eine Chance‹.«

»In unserer Wohngegend sieht man überall Trump-Schilder«, sagte Clay, woraufhin Ellie und ich einen verstohlenen Blick tauschten. Lag da eine Spur Bedauern in seiner Stimme? Wollte er sagen, sie wären besser in der Stadt geblieben?

»Hier habe ich nur eins gesehen«, warf ich ein. Vor dem Haus unseres Nachbarn, eines Witwers, der noch länger als wir in dieser Gegend wohnte.

»Drei Mal mussten wir unsere Hillary-Schilder ersetzen«, sagte Nathan. »Immer wieder hat sie jemand entfernt.«

»Wer musste sie ersetzen?«, fragte Betsy.

»Okay, ja, du hast es gemacht.«

»Du kannst sie nicht leiden, gib es zu.«

»Ja, stimmt.« Nathan grinste Clay und mir verschwörerisch zu. »Ich kann sie nicht leiden.«

Dawn hob genervt die Hände. »Genau darin liegt unser Problem, Ladys!«

»Das ist nicht fair«, wandte Nathan ein. »Ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe sie gewählt.«

»Wie großzügig von dir. Willst du einen Orden dafür, dass du nicht mit den anderen skandiert hast, sie gehört eingesperrt?«

Er zuckte die Schultern und schenkte sich Wein nach. »Ich finde durchaus, dass ich einen Orden verdient habe. Einen Orden für …? Helft mir mal, Männer, da muss es doch irgendetwas geben.«

»Hm, lass mich kurz nachdenken …«, sagte Clay und tat ein paar Sekunden lang so, als dächte er angestrengt nach. »Ne, mir fällt nichts ein.«

Alle außer Ellie lachten. Wenn mich nicht alles täuschte, schnupperte sie, so als haftete dem Gespräch ein gewisser Geruch an. Und während ich das dachte, fiel mir auf, dass da tatsächlich ein merkwürdiges Aroma in der Luft hing. Düngte einer unserer Nachbarn seinen Rasen etwa mit Gülle? Wohl kaum. Ein ungeschriebenes Gesetz in unserer Wohngegend lautete: wüstentaugliche Gartengestaltung.

»Soll ich mal den Grill anheizen?«, schlug ich vor.

»Unbedingt«, erwiderte Nathan. »Ich bin kurz vor dem Verhungern.«

»Stimmt«, sagte seine Frau. »Lass dir bloß nicht durch eine existenzielle Bedrohung unserer Demokratie den Appetit verderben.«

»Oh, oh.« Er seufzte. »Die nächsten vier Jahre werden lang, fürchte ich.«

»In einer Demokratie …«, setzte Clay an.

»Hör auf damit!«, sagte einer von uns, und wir anderen pflichteten ihm bei. Sogar Ellie lächelte, vielleicht freute sie sich genau wie ich, dass es uns gelungen war, an alte Zeiten anzuknüpfen, in denen wir alle gute Freunde gewesen waren – was im Übrigen noch gar nicht so weit in der Vergangenheit lag.

Alles in allem wurde es dann doch noch ein wunderbarer Abend, der ziemlich genau unsere Hoffnungen erfüllte. Ja, fanden wir alle, die Nation hatte einen Schuss vor den Bug verpasst bekommen und wir hatten allen Grund, uns Sorgen zu machen, aber keinen Grund, in Panik auszubrechen. Vietnam war auch übel gewesen, und damals waren mehr junge Männer gestorben als zurzeit. Zum Schluss nahmen wir uns vor, bis zu unserem nächsten Beisammensein nicht wieder so viel Zeit verstreichen zu lassen.

Nachdem unsere Gäste gegangen waren, wollte ich Ellie helfen, das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen und die Küche sauber zu machen, aber sie scheuchte mich hinaus; ich hätte zu viel getrunken, meinte sie, und dann sei ich zu nichts zu gebrauchen. Wenn ich ihr helfen wolle, solle ich ihr einfach aus dem Weg gehen.

Als ich mich oben in unserem Schlafzimmer auszog, musste ich daran denken, wie ich als Jugendlicher werktags bei der Frühmesse in der kleinsten der vier katholischen Kirchen in der grauen Industriestadt an der Ostküste, wo ich aufgewachsen war, immer ministriert hatte. Meistens nahm nur ein halbes Dutzend älterer Damen daran teil, und genau das gefiel mir vermutlich – wenn der Gottesdienst begann, war es in der Kirche angenehm still, durch die Buntglasfenster drang noch kein Licht herein, und auf dem Altar brannten die Kerzen. Wenngleich ich es damals für eine Sünde hielt, ließ ich meine Gedanken während der Messe vom Mysterium des Glaubens zu dem jeweiligen hübschen Mädchen abdriften, in das ich gerade verliebt war, und stellte mir vor, was wir zueinander sagen würden, sollte ich je den Mut aufbringen, sie anzusprechen. Wenn die Frühmesse aus war, war es draußen hell geworden, und die Buntglasfenster leuchteten in all ihren Farben, wie durch ein Wunder. Manchmal schlich ich mich zur Chorgalerie hinauf, nachdem ich Rock und Chorhemd in der Sakristei aufgehängt und Pater John sich in Richtung Pfarrhaus verabschiedet hatte. Gefiel mir die erhöhte Position dort oben oder das Gefühl, über der Welt zu schweben? Hin und wieder kam jemand in die Kirche, schlüpfte in eine Bank, sprach ein kurzes Gebet und ging wieder, ohne von mir Notiz genommen zu haben. Fühlte sich Gott so, wenn er ruhig auf uns, seine Schöpfung, hinabsah, ohne jemals zu erkennen zu geben, wie nah er uns war? Ich weiß noch, wie ich damals dachte: Bewahre dir dieses Gefühl. Es ist wichtig. Doch das, was daran so wichtig war, war mir inzwischen genauso abhanden gekommen wie die Jugend selbst.

Inmitten dieser weinseligen Träumereien bemerkte ich, dass die Lichtbewegungsmelder unten auf der Terrasse angegangen waren. Ich trat zum Fenster und sah, dass Ellie hinausgegangen war. Sie stand direkt unter unserem Schlafzimmerfenster, den Kopf leicht zur Seite geneigt, als lauschte sie. Nein, sie lauschte nicht, sie schnupperte. Fast hätte ich hinuntergerufen, ob irgendetwas nicht stimme, fürchtete aber, dass sie sich erschreckte, wenn von oben plötzlich eine körperlose Stimme ertönte. Einen Moment später ging sie über die Terrasse zu dem kleinen Whirlpool, den wir, nicht lange nachdem die Schuulmans und Millers aus der Stadt ins Vorgebirge gezogen waren, auf der Terrasse hatten einbauen lassen. Damals, im ersten Jahr, hatten wir ihn häufig benutzt, vor allem im Winter, und das luxuriöse Gefühl genossen, uns in der eiskalten Abendluft vom sprudelnden Wasser wärmen zu lassen.

Eines Abends, als wir nackt darin saßen, meinte Ellie, trotz des Blubberns ein Geräusch wahrgenommen zu haben, und fragte sich, ob Robert, unser alter Nachbar, wohl nebenan auf seiner Terrasse war. Hatte er einen Stuhl oder eine Leiter herangerückt, um heimlich über unsere Mauer spähen zu können? Wir wussten nicht so recht, ob uns das etwas ausmachen würde.

Jetzt knipste Ellie das Whirlpool-Licht an. Ich hörte sie scharf die Luft einziehen und sah, wie sie erschrocken zurückwich. War ein kleines Tier in das Becken gefallen und im Wasser ertrunken?

Als ich nur in Boxershorts und barfuß unten ankam, stand sie einfach nur da, mit dem Rücken zum Whirlpool.

»Was ist denn los?«, fragte ich, aber sie schüttelte nur den Kopf. Ich spähte in das reglose blaue Wasser und begriff nicht sogleich, was ich da sah. Auf der Oberfläche trieb eine beachtliche orangefarbene Fäkalienwurst.

»Hör jetzt bitte damit auf«, sagte Ellie, als wir später bei ausgeschaltetem Licht im Bett lagen. Ich hatte das Ding in eine Tüte getan und in die Mülltonne geworfen. »Das ist nicht lustig.«

»Nein«, sagte ich. »Natürlich ist es nicht lustig.«

»Warum lachst du dann?«

»Wegen des Ausdrucks, den du vorhin im Gesicht hattest, nehme ich an. Deiner entsetzten Miene. Ich hatte etwas viel Schlimmeres erwartet.«

»Was zum Beispiel?«

»Ich weiß nicht. Eine Ratte vielleicht? Oder eine Schlange?«

»David. Irgendjemand hatte Stuhlgang in unserem Whirlpool. Das war menschliche …«

Was immer für ein Substantiv ihr in diesem Moment vorschwebte, sie brachte es einfach nicht über die Lippen.

»Du hast vermutlich recht, aber der Haufen könnte auch von einem Tier gewesen sein, jedenfalls ist es nicht ganz auszuschließen.«