Die Feuerwehrleine ist keine Absturzsicherung.
Bei der Durcharbeit von Fachbüchern und anderen fachbezogenen Unterlagen über Knoten fällt auf, dass in diesen meist nur Knoten abgebildet und ihre Anwendung beschrieben wird, nicht aber gezeigt wird, wie sie gemacht werden können.
Für jemanden, der in der Anfertigung von Knoten nicht geübt ist bzw. dieses noch nicht erlernt hat, ist es schwierig, Knoten nur nach Abbildungen herzustellen.
In diesem Buch wird nun im Detail beschrieben und gezeigt, wie Knoten hergestellt und wie sie angewendet werden, sodass sich auch ein Laie in diese Thematik einarbeiten kann. Da der Autor aus dem Bereich der Feuerwehr kommt, liegt der Schwerpunkt der Darstellung bei Knoten, Stichen und Bunden, die die Feuerwehren bei ihrer täglichen Arbeit benötigen.
Rastede, im März 2015 |
Erwin Rodenberg |
Feuerwehrleinen und Mehrzweckleinen sind in DIN 14920 genormt. Feuerwehrleinen sind für besondere Zwecke bei der Feuerwehr hergestellt. Feuerwehrleinen dienen zur
An Einsatzstellen dienen Feuerwehrleinen dem Transport und der Sicherung von Geräten, sowie ggf. als Signalleinen.
Die Feuerwehrleine ist keine Absturzsicherung.
Feuerwehrleinen sind aus Polyesterfasern hergestellt. Diese Chemiefasern sind endlos und glänzend. Feuerwehrleinen sind spiralgeflochten; sie bestehen aus mindestens 16 gezwirnten Litzen, deren Garne und Zwirne frei von Knoten sein müssen. Die verwendeten Materialien sind verrottungs- und fäulnisbeständig und unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Feuerwehrleinen sind zum Gebrauch als Mehrzweckleinen nicht zu verwenden; also nicht
Feuerwehrleinen haben eine Länge von 30 m; die Farbe ist weiß. Die Leinen müssen gleichmäßig hergestellt und geschmeidig sein, sie dürfen auch im nassen Zustand keine Kinken (geschlossene oder halbgeschlossene Schlingen) bilden. Die Höchstzugkraft beträgt mind. 14 kN. Das Gewicht beträgt max. 2,5 kg.
Feuerwehrleinen sind ungefärbt (weiß); sie dürfen nicht rot sein. Das eine Leinenende hat einen Schlaufenspleiß (Augspleiß) von 90 mm Durchmesser (Bild 5.4), auf der anderen Seite ist ein Holzknebel (Bild 5.3) oder eine Kausche (Bild 6) mit einem Karabinerhaken (Bild 5.1, 5.2) eingespleißt.
Bild 5: Verschiedene Ausführungen von Leinenenden (von links nach rechts)
Bild 6: Kausche (A),
Bild 7: Kausche in Augspleiß (B), Kausche mit Leine im Schnitt (C)
Feuerwehrleinen, die der Norm entsprechen, sind dauerhaft gekennzeichnet mit
Feuerwehrleinen sind nach jedem Gebrauch einer Sichtprüfung zu unterziehen. Die Untersuchung erstreckt sich auch auf die Spleiße und auf den Holzknebel bzw. Karabinerhaken. Wiederkehrende Prüfungen sind entsprechend der Geräteprüfordnung durchzuführen. Die Feuerwehrleinen werden nach der festgelegten Frist, bzw. bei nicht bestandener Prüfung ausgemustert. Für eine Sichtprüfung kann die Fangleine in der gesamten Länge in etwa 1,5 m über dem Erdboden ausgespannt und unter etwa 5 kg Belastung gestrafft und untersucht (Bild 8) werden.
Bild 8: Statische Belastung
Feuerwehrleinen sind zum Tragen in einem Feuerwehrleinenbeutel (Bild 9, 10) bereitzuhalten. Der Feuerwehrleinenbeutel nach DIN 14921 besteht aus Baumwollsegeltuch oder synthetischen Garnen. Die Öffnung ist mit einer Schnallstrippe (Bild 9) verschließbar. Zum Befestigen der Trageleine sind außen 2 Ringe (Bild 10) angebracht. Ein Gurthaken (Bild 10) ermöglicht das Einhängen am Feuerwehr-Haltegurt.
Bild 9: Feuerwehrleinenbeutel (Vorderseite)
Bild 10: Feuerwehrleinenbeutel (Rückseite)
Die Feuerwehrleinen sind zu kennzeichnen; die Leinennummer kann im Holzknebel eingeschlagen sein. In der Kartei befindet sich eine Hälfte des Kennzeichnungsbandes, die andere Hälfte verbleibt im Spleiß der Leine. Die Leine ist betriebssicher, wenn sie keine Mängel wie z. B. Fadenrisse, aufgehende Spleiße, Abscheuerungen oder Verjüngungen hat. Die Leine, die diese Bedingungen nicht erfüllt, ist als Feuerwehrleine auszumustern; wird sie an beiden Enden auf mindestens 1 m Länge dauerhaft rot gekennzeichnet, kann sie als Mehrzweckleine weiterverwendet werden. Es ist ein Prüfnachweis zu führen.
Feuerwehrleinen müssen in allen Fällen, in denen sie nicht der Abwendung dringender Gefahr dienen, schonend behandelt werden; Beschädigungen sind zu vermeiden.
Zum Sichern (Halten) von Personen, um deren Absturz auszuschließen, dürfen Feuerwehrleinen nicht benutzt werden.
Gegenstände müssen gleichmäßig und ohne Ruck abgeleint werden. Besondere Vorsicht muss bei kurzen Gebrauchslängen der Leinen angewendet werden, da ruckweise Belastung kurze Feuerwehrleinen wegen der fehlenden Dehnmöglichkeit mehr gefährden als längere.
Der Einsatz der Feuerwehrleinen zum Ableinen von Personen ist nur zur Abwendung dringender Gefahr (Selbstretten) zulässig.
Sicherheitshinweise
Bilder 11 und 12: Feuerwehrleinenbefestigung im Feuerwehrleinenbeutel
Im Leinenbeutel befindet sich ein Ring, durch den das Ende der Feuerwehrleine gesteckt ist (Bild 11). Am Ring kann die Feuerwehrleine auch mit einem kleinen Karabinerhaken befestigt sein (Bild 12).
Der Holzknebel wird in die Schlaufe an der Innenseite der Klappe gesteckt (Bild 11). Das Leinenende kann hier auch doppelt durchgesteckt werden (Bild 12). Der Knebel bleibt dann einsatzbereit außen greifbar (Bild 13).
Bild 13: Holzknebel einsatzbereit außen
Die Leine wird so in den Beutel gestopft, dass stets ein einwandfreies Entnehmen gewährleistet ist. Wird keine Wickelvorrichtung (Bild 15,16) für die Feuerwehrleine benutzt, hält man den Beutel wie im Bild 14 mit der linken Hand und führt die Leine, nachdem sie unten befestigt ist, mit der rechten Hand rechtsherum mit jeweils ca. 1/2 Umdrehung je Stopfbewegung in den Beutel.
Bild 14: »Stopfen« einer Feuerwehrleine
Bild 15: Feuerwehrleine auf Wickelvorrichtung
Bild 16: Feuerwehrleine und Feuerwehrleinenbeutel auf Wickelvorrichtung
Bild 17: Feuerwehrleine »gewickelt« im Leinenbeutel
Feuerwehrleinen gehören zur persönlichen Ausrüstung eines Feuerwehrmitgliedes. In einem Löschgruppenfahrzeug sind sieben Stück vorhanden, die während der Fahrt zur Einsatzstelle je nach Art des Einsatzes vom Einheitsführer und den drei Trupps angelegt werden können. Feuerwehrleinen müssen z.B. angelegt sein, wenn ein Einsatz in Obergeschossen erfolgt. Näheres regeln die UVV und die FwDV. Die Trageleine wird von der rechten Schulter zur linken Körperseite geführt (Bild 18). Die Öffnung ist stets oben! Zum Gebrauch wird die Feuerwehrleine von der Schulter genommen.
Bild 18: Trageweise der Feuerwehrleine
Bild 19: Feuerwehrleinenbeutel mit Trageleine
Geräte, die auf dem Rücken getragen werden, sollten möglichst fest sitzen, damit sie bei der Arbeit nicht hinderlich sind. Für das Tragen der Feuerwehrleine gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für das Mitnehmen am Körper ist eine Trageleine (Bild 19, 20) von 1 m Länge vorgesehen. Sie hat an jedem Ende einen Haken; eine Verkürzung lässt sie nicht zu, und auch für andere Zwecke ist sie kaum zu gebrauchen.
Vielseitigere Möglichkeiten bietet ein Seilschlauchhalter (Bild 20). Als Trageleine benutzt, kann er unterschiedlich gebraucht werden.
Bild 20: Trageleine (links), Seilschlauchhalter (rechts)
1. Eine Lösung, den Seilschlauchhalter als Trageleine zu benutzen, ist die, den Schlauchhalter nur zusammenzuhaken, d.h. den Knebel durch das Auge zu stecken (Bild 21). Der Beutel hängt dabei sehr tief und rutscht besonders beim Bücken (z. B. Kuppeln) nach vorne und behindert.
Bild 21: Seilschlauchhalter zusammengehakt
2. Eine für fast jeden Feuerwehrmann mögliche Trageweise ist die im Bild 22 gezeigte doppelte Bindeart. Bleibt der Knebel vorne, läßt sich der Beutel leicht abnehmen. Nach dem Schultern lassen sich Auge und Knebel so auch beim Anlegen verbinden.
Bild 22: Seilschlauchhalter doppelt
3. Bei der im Bild 23 gezeigten Möglichkeit wird der Seilschlauchhalter mit einem Spanntaustich auf die Größe des Trägers eingestellt. Zum Gebrauch lässt sich der Slip leicht lösen und Feuerwehrleine oder Seilschlauchhalter können benutzt werden.
Bild 23: Seilschlauchhalter mit Spanntaustich
Wird an der Einsatzstelle eine Feuerwehrleine benötigt, nimmt man sie von der Schulter herunter und bereitet sie für die Verwendung vor.
Sollen Geräte oder andere Gegenstände heraufgezogen werden, wird der Beutel abgeworfen, der Knebel festgehalten, das Ende evtl. oben befestigt, damit die Leine nicht herunterfällt und die Hände frei sind. Es ist unzweckmäßig, wenn der Knebel heruntergelassen wird. Wirft man von oben etwas herunter, wird immer vorher rechtzeitig gewarnt. Bei Leinen heißt es: »Achtung – Leine!«. Unten kann nach dem Abwerfen die Leine sofort benutzt werden, ohne dass sie ganz aus dem Beutel entnommen wird. Die restliche Länge benutzt man zum Führen der Geräte.
Im Fahrzeug sind die Feuerwehrleinen an den dafür vorgesehenen Stellen mit der Öffnung nach oben am Ring aufgehängt (Bild 25) und befestigt bzw. in der vorgesehenen Ablage einsatzgerecht abgelegt (Bild 26).
Bild 24: Abwurf eines Feuerwehrleinenbeutels
Bild 25: Feuerwehrleinen im Fahrzeug aufgehängt
Bild 26: Feuerwehrleine im Fahrzeug abgelegt
Wird vom Feuerwehrmitglied ein Filtergerät getragen, lässt sich der Gurthaken gut hinter das Trageband des Filtergerätes haken (Bild 27). Damit wird ein Verrutschen der Feuerwehrleine verhindert.
Beim Einsatz von umluftunabhängigem Atemschutz wird die Feuerwehrleine und das Filtergerät von der Schulter genommen.
Die Feuerwehrleine wird nach dem Schultern des Atemschutzgerätes bei Bedarf wieder aufgenommen.
Bild 27: Gurthaken hinter Trageleine des Filtergerätes
Mehrzweckleinen können ausgemusterte, an beiden Enden auf mindestens 1 m Länge rot gekennzeichnete Feuerwehrleinen (30 m Länge) oder für diesen Zweck hergestellte rote Leinen (mindestens 20 m Länge) sein. Die Mehrzweckleinen bestehen aus Polyester- oder Polyamidfasern; die Höchstzugkraft beträgt mindestens 7 kN. Mehrzweckleinen werden bei der Feuerwehr für alle nur erdenklichen Zwecke benutzt, z. B.
Mehrzweckleinen dürfen nicht als Rettungsleinen verwendet werden.
Mehrzweckleinen, die als Halteleinen benutzt werden sollen, werden in einen einfachen Beutel (Bild 28) gestopft (s. Bild 14). Der Beutel wird oben mit einem Bändsel zugeschnürt; das Leinenende bleibt außen. Werden Leinen nicht im Beutel aufbewahrt, nimmt man sie in Buchten, wie z. B. bei der Ventilleine, als »Bunsch« auf (Bild 29).
Bild 28: Mehrzweckleine im Beutel (z. B. Halteleine)
Bild 29: Leinen-»Bunsch« (z. B. Ventilleine)
Bei Sicherungen gegen Absturz finden bei der Feuerwehr Kernmantel-Dynamikseile (Bild 30) aus Polyamid Verwendung. Sie bestehen aus einem Seilkern und einem Seilmantel.
Der Seilkern übernimmt ca. 70 % der Lastaufnahme, der schützende Seilmantel ca. 30 %.