Hot Night: Ich will dich hautnah!
Aus dem Amerikanischen von Eleni Nikolina
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der HarperCollins GermanyGmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright dieses eBooks © 2015 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
One Wild Wedding Night: Three-way
Copyright © 2008 by Leslie Kelly
erschienen bei Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Covergestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Laura Oehlke
Titelabbildung: Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l
Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz
ISBN eBook 978-3-95576-446-3
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
„O Gott, ist das der Feueralarm? Wir müssen hier raus. Ist das Rauch? Ich glaube, ich rieche Rauch!“
Es gab keinen Rauch, das erkannte Mia Natale sofort. Aber die Gäste gerieten dennoch in Panik, sobald der Feueralarm losging. Die Bar leerte sich sehr schnell.
„Wir müssen hier raus, sonst werden wir noch erdrückt oder zertrampelt!“
Das sah Gloria ähnlich, in einer Krise den Kopf zu verlieren. Mia seufzte, nicht sicher, ob sie mit ihrer melodramatischen, verheirateten Schwester streiten oder sie zum Ausgang schieben sollte.
Vanessa nahm ihr die Entscheidung ab. „Folgt mir“, wies sie beide an. Sie war sehr groß, eine wahre Amazone mit ihren über eins achtzig, und zwar ohne die hochhackigen Brautjungfernschuhe. Als sie auf den Ausgang zuhielt, machte man ihr Platz wie einer Königin bei einem ihrer Auftritte.
„Wie macht sie das bloß?“, flüsterte Gloria, während sie ihr folgten.
Mia zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Aber ich bin froh, dass wir sie bei uns haben.“ Sie hatte Vanessa erst diese Woche kennengelernt, aber sie konnte verstehen, warum ihre jüngere Schwester Izzie sie zu ihren engsten Freundinnen zählte und zu einer ihrer Brautjungfern erkoren hatte.
Auch die übrigen Brautjungfern waren großartige Frauen. Gloria zählte zu ihnen, weil sie tödlich beleidigt gewesen wäre, hätte Izzie sie nicht gefragt. Leah war eine gute Freundin von der Arbeit, und Bridget und Izzie waren schon als Kinder unzertrennlich gewesen und mehr wie Zwillinge als Cousinen.
Ja, alles wunderbare Brautjungfern.
Bis auf Mia. Sie passte nicht dazu. Eigentlich war sie ziemlich sicher, dass Izzie sie nur gebeten hatte, eine ihrer Brautjungfern zu werden, weil sie Schwestern waren. Hätte sie sie nicht gefragt, wäre das aber auch in Ordnung gewesen.
Mia liebte ihre Schwestern natürlich, aber sie hatte nichts mit ihnen gemeinsam. Selbst während sie aufwuchsen, hatte sie bereits gewusst, dass sie anders war. Nicht häuslich und traditionsgebunden wie ihre ältere Schwester und nicht auffallend und talentiert wie ihre jüngere.
Sie war das rauere Kind gewesen, eine Kämpfernatur. Und deswegen hatte ihr Vater sie oft als den Sohn gesehen, den er nie gehabt hatte. Mia verbrachte ihre Kindheit mit Baseball- und Hockeyspielen mit den Jungs aus der Nachbarschaft, statt Ballettunterricht zu nehmen wie Izzie oder mit einem richtig funktionierenden Spielzeugofen Plätzchen zu backen wie Gloria.
Als erwachsene Frau hatte sie sich nicht viel verändert. Mia spielte immer noch mit den Jungen – aber sehr viel härtere Spiele, die dazu führten, dass sie abgebrühte Verbrecher hinter Schloss und Riegel brachte. Ganz besonders streng ging sie vor, wenn es einer von ihnen wagen sollte, sie zu unterschätzen, weil sie eine Frau war. Ihre Arbeit bei der Pittsburgher Staatsanwaltschaft war ein Extremsport, und sie war sehr gut darin gewesen. Bis sie beschloss, zur Abwechslung für das andere Team zu spielen und ein Angebot bei einem Chicagoer Anwaltsbüro annahm, das sich auf Strafverteidigung spezialisiert hatte.
„Da ist die Limousine“, sagte Gloria, als sie endlich, von der drängenden Menge geschubst, draußen ankamen. „Bridget und Leah müssen den Fahrer sofort zurückgeschickt haben.“
Vanessa schlug vor, gleich zum Hotel zurückzufahren, und Mia unterstützte das. Sie wollte wieder auf ihr Zimmer und direkt weiter ins Bett. Am liebsten wäre sie wieder in ihrer Wohnung, aber jedem der Hochzeitsgäste war eine Minisuite zur Verfügung gestellt worden, und es wäre unhöflich gewesen abzulehnen.
Vor nur wenigen Monaten, als Mia noch jedem Zuhälter, Junkie und Drogendealer in Pittsburgh die Hölle heiß gemacht hatte, hätte sie keinen zweiten Gedanken daran verschwendet, ob jemand sie für unhöflich hielt. Aber jetzt war sie wieder zu Hause. Die Feinheiten guten Benehmens, die sie in ihrer Jagd nach Erfolg ziemlich vernachlässigt hatte, drängten sich wieder in ihr Leben, ob sie es nun wollte oder nicht.
Deswegen kamen ihr nicht selten Zweifel, ob sie das Richtige getan hatte, indem sie zurückgekommen war. Besonders in der letzten Woche bedauerte sie ihren Entschluss immer häufiger. Dass der Tag gekommen war, an den sie so viele Hoffnungen geknüpft und um den sie die heißesten Sexfantasien gesponnen hatte – sie ihn aber dann allein verbrachte –, war schmerzhafter gewesen als erwartet.
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie Brandon Young ausgerechnet in der Nacht versetzt hatte, in der sie endlich zum ersten Mal mit ihm geschlafen hätte.
Denk nicht an ihn.
Zum Glück plapperte Gloria während der ganzen Fahrt, also konnte Mia an nichts denken außer daran, dass sie wünschte, sie hätte ihren Drink aus der Bar mitgenommen. Egal, was es kostete, sie würde sich auf die Minibar in ihrer Suite stürzen, sobald sie hereinkam.
Im Hotel angekommen, fragte Vanessa: „Wollt ihr noch ein wenig in der Lounge herumhängen?“
„Ich kann nicht“, meinte Gloria. „Tony und meine Quälgeister warten.“
Mia machte eine bissige Bemerkung und erhielt dafür eine genauso bissige Antwort. Eine typische Unterhaltung unter Schwestern. Mia wusste außerdem, dass ihre Schwester das Wort „Quälgeister“ nicht ernst meinte. Gloria vergötterte ihre Kinder, sie war die geborene Mutter.
Mia konnte sich so etwas für sich nicht einmal vorstellen. Es fiel ihr schwer genug, sich zu etwas so Mädchenhaftem durchzuringen wie zu einem Frauenabend. Andererseits musste sie zugeben, dass ihr der Abend heute Spaß gemacht hatte. Trotzdem war es nicht leicht für sie gewesen. Sie war ganz erschöpft von der Anstrengung, im Gespräch mitzuhalten, das sich um Sex, Beziehungen, Männer, Make-up und die Ehe gedreht hatte. Kein einziges Thema hatte zurzeit etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun.
Da sie also hundemüde war, lehnte sie Vanessas Angebot auch ab. „Aber lass uns zusammen frühstücken“, schlug sie vor, bevor sie sich auf den Weg zum anderen Flügel des vielgeschossigen Hotels machte. Sie konnte einfach nicht länger Konversation machen. Hochzeiten mochten ja die meisten Frauen in heitere Stimmung versetzen.
Aber Mia war eben nicht wie die meisten Frauen.
Sie hätte es sein können. Vielleicht hätte sie sogar all die Dinge selbst erleben können, von denen die anderen den ganzen Abend über geredet hatten. Sie war ganz kurz davor gewesen.
Vor sechs Wochen war sie mit einem großartigen Mann zusammen gewesen, der sie glücklich gemacht hatte. Diese Woche hatten sie vorgehabt, den nächsten Schritt in ihrer Beziehung zu gehen, sobald er von einer langen Reise nach Übersee zurück sein würde. Und dann hatte er ihr an ihrem letzten gemeinsamen Tag vor seiner Abreise verraten, dass er dabei war, sich in sie zu verlieben.
Vielleicht war das der Grund, warum sie abgehauen war.
Weil Brandon Young einfach zu nett gewesen war, zu sehr der freundliche Junge von nebenan, zu entspannt und aufmerksam und wundervoll. Er war ein unbekümmerter Softwareentwickler, den jeder mochte.
Während Mia ein eiskaltes, dreistes Miststück war. Hatten nicht alle – ihr Boss, die Staatsanwälte, ja selbst die Pittsburgher Medien – sie so genannt?