Inhalt:

Für Doreen

Der Startschuss

Reisetagebuch

Rückblick

Für Doreen!

Dieses Buch entstand zwei Jahre nach meiner Reise nach Nepal, einzig und allein aus einem Grund: für meine Freundin Doreen. Sie liest nicht gern, nur was beruflich notwendig ist. Als ich allerdings mal davon erzählte, dass alle an mir rumreden, ich solle doch meinen Reisebericht als Buch herausbringen, sagte sie ganz spontan: „Ein Buch von Ihnen würde ich auch lesen!“

Das ist doch ein Wort, dachte ich mir und begann, meine Notizen aus dem Reisetagebuch abzuschreiben. Wenn man so junge Leute zum Lesen bringen kann, warum nicht?! Sicherlich hätte ich damit nicht nur eine Überraschung für Doreen, sondern mir fielen noch mehr Menschen ein, die sich wahrscheinlich darüber freuen würden. Manfred und Dorothea, unser befreundetes Ehepaar, die mit auf dieser Reise waren, zum Beispiel. Und dann sind da natürlich noch die Mitgereisten wie: mein Mann Jürgen, unsere vierundzwanzigjährige Tochter Susanne und mein Cousin Lutz, die sich alle ebenso freuen würden, wenn sie sich in einem Buch wiederfinden.

Meine Aufzeichnungen waren erstaunlich umfangreich, aber beim Abschreiben fielen mir wieder viele Details ein, die ich gar nicht aufgeschrieben hatte. Ich lasse in diesen jetzigen Bericht viele meiner Empfindungen und Wahrnehmungen einfließen, die ich in den ersten Aufzeichnungen nur kurz notierte, weil ich mich doch manchmal meiner Gedanken schämte.

Gerade das aber war das Schwierigste jetzt beim Schreiben. Denn im Nachhinein weiß ich natürlich Vieles, was ich in dem fremden Land noch nicht wusste. Hinzu kommt, dass ich nach der Aufarbeitungsphase hier zu Hause eine ganz andere Sichtweise habe als während der Reise, unter den damaligen Bedingungen.

Diese Reise war ein Abenteuer, in das wir ohne große Erwartungen starteten und von dem niemand von uns wusste, wie es enden würde. Ein Urlaub eben, aus dem man mit interessanten Geschichten, Bildern, Erlebnissen und Eindrücken zurück kommt. Nur anders!

Der Startschuss

Ich wollte nie nach Nepal!

 

Wie es doch dazu kam?

Jürgen, mein Mann, wollte unbedingt diese Reise machen und so kam er auf die Idee, zu unserer Silbernen Hochzeit alle Gäste zu bitten, uns anstatt Präsenten Geld zu schenken. Auf diese Weise sah er sich seinem Traum ein gutes Stück näher. Mein Traum dagegen war diese Reise ganz und gar nicht und ich ließ deshalb auch nichts unversucht, es ihm auszureden. Etwa 2.200 Euro sollte so eine Tour laut Katalog vom „Summit-Club“ kosten. Ich bot ihm an, er könne doch allein diese Trekkingtour unternehmen, ich würde derweil Deutschlands Berge erklimmen. Zwecklos! All mein Reden nutzte nichts: wenn ich nicht fahre, fährt er auch nicht!

So kam es, dass auf unserer Einladung zur Silbernen Hochzeit der Wunsch nach einem Geldgeschenk für ebendiese Reise stand.

Und ohne dass ich es erwartet hatte, bekamen wir auf diese Weise die Summe für die Reise zusammen. Anscheinend hatten alle ein Herz für Jürgen. Niemand mit mir?! Da nun unsere Reisekasse gefüllt war, wurde eben auch gebucht.

Zur Silbernen Hochzeitsfeier hatte unsere mittlere Tochter Susanne ein Fotoalbum für uns als Vorbereitung für diese Tour angefertigt, in dem der genaue Verlauf der Reise mit allen Sehenswürdigkeiten und Wissenswertem nachzulesen war. Vielleicht war es auch nur für mich gedacht, damit ich sehe, dass es eine interessante Reise sein würde und mich genauso darauf freuen würde wie Jürgen. Ich las und das schien mir auch alles interessant. Aber so richtig wollte ich es gar nicht wissen. Ich wollte einfach nur Jürgen begleiten, damit er einmal in seinem Leben auf Hillarys und Messners Spuren wandeln konnte und bis zum Basislager am Mount Everest kam. Für ihn war es das Non plus Ultra: „Einmal Basislager sehen und sterben“, wie ich scherzhaft zu sagen pflegte. Sterben will er danach natürlich noch nicht. Und ich schon gar nicht. Ich wollte immer noch nicht dahin. Einmal zugestimmt, blieb mir aber nun doch nichts weiter übrig als in den sauren Apfel zu beißen.

Im Herbst 2005 wurde es ernst! Wir überlegten, wie die Vorbereitungen für die vom 06.-29.April 2006 geplante Reise auszusehen hatten. Was wir recht schnell aus allen Dokumentationen erkannten, war die Tatsache, dass die Höhenkrankheit das Schlimmste war, was man bei so einer Tour erwischen konnte. Gleich danach kamen die Durchfall- und Erkältungskrankheiten, alles bis ins Detail nachzulesen in unzähligen Büchern, Ratgebern und Publikationen die Susanne besorgt hatte. Sämtliches Material, nicht sehr vertrauenerweckend und vollkommen ungeeignet, sich auf eine Reise zu freuen.

Aber spätestens als Dorothea und Manfred, ein befreundetes Ehepaar, sagten: „Wir fahren mit!“, legte ich alle meine Bedenken ad acta und fand mich mit der Tatsache ab, dass ich mit meinem Mann nach Nepal reise und zum Basislager wandere. Der Reiseanbieter wird schon wissen, was er da tut, wenn er wildfremde Menschen zu solch einer Reise animiert. Natürlich nur, wenn man die nötigen Voraussetzungen mitbringt, die da wären: Gesundheit, Kondition und Ausdauer.

Daran, dass meine Tochter Susanne uns begleiten wollte, war ich nicht ganz unschuldig. Ich redete ihr zu, als sie irgendwann einmal erwähnte, diese Reise gern miterleben zu wollen. Das Vorbereiten des Buches hatte sie sehr neugierig gemacht, und so stand eines Tages ihr Entschluss fest, mit uns zu reisen.

Und noch ein begeisterter Wanderer schloss sich uns an. Mein Cousin Lutz, von uns auch gern liebevoll „Bergdoktor“ genannt. Er ist Facharzt für Nephrologie an der Charitè in Berlin. Schon oft war er mit uns und Manfred und Dorothea in den Bergen unterwegs. Also man kennt, akzeptiert und versteht sich. Und so waren wir plötzlich eine Gruppe von sechs Personen, die diese Trekkingtour gebucht hatten.

* * * * *

 

Die erste und längste Vorbereitung tätigte eigentlich nur ich. Ich habe Krampfadern. Ich entschied ich mich erneut zu einer Vasektomie, das heißt, ich ließ mir meine Krampfadern am rechten Bein ziehen. Ein Tag Krankenhaus, drei Tage auf der faulen Haut liegen mit hoch gelagertem Bein und einem halben Jahr Gummistrumpf tragen waren die einzigen Dinge, die ich dafür in Kauf nehmen musste. Ob mich dies nun jemals in einen Vorteil versetzen würde, der mir sonst verwehrt bliebe, sei mal dahingestellt. Ich hatte mich entschlossen und wollte dann nicht weiter darüber nachdenken.

Aber so richtig in Gang kamen die Vorbereitungen erst im Dezember, nachdem alle ihre Reise unter derselben Reisenummer gebucht hatten. Wir stimmten das Trainingsprogramm ab, das heißt; wir besprachen, was zu tun ist, um richtig fit zu werden. Hape Kerkeling sagt in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ von sich, dass er eine „Couchpotato“ gewesen sei, also ein Stubenhocker. Das sind wir zwar alle nicht, aber so umfangreich fit, wie man für diese Tour sein sollte, war wohl niemand.

Jeder von uns ging ein viertel Jahr vor der Reise in ein Fitnessstudio seiner Wahl und ließ sich ein individuelles Programm zusammenstellen. Wichtig waren dabei: Kraft, Ausdauer und Fitness, sprich ein Herz- und Kreislauftraining. Ich glaube, ich kann für alle sagen, dass es eine arge Schinderei war! Schwitzen im Sportstudio, belächelt von den Wissenden, die diesen Schwachsinn nicht nachvollziehen konnten oder wollten.

Ich war zu diesem Zeitpunkt stolz, mich auf Grund so einer Motivation zu schinden und erreichte bis Ende März 2006 achtundzwanzig Besuche im „Folterkabinett“ unter den strengen Augen von Andi, einem Bodybuilder, wie er im Buche steht. Immer mehr Gewichte, immer längere Intervalle, immer mehr Wiederholungen, immer kürzere Abstände zwischen den Übungen, bis mein Puls innerhalb einer Minute von 152 auf 100 Schläge pro Minute zurückging: Fitnessnote auf dem Rad = 1,0. Was will man mehr? Ich will ja nicht nörgeln. Allein dieses Training war sicher gut für den gesamten Körper. Ich fühlte mich fit und kräftig, und das tat mir und meiner Seele unheimlich gut. Ganz nebenbei gesagt: Doreen, meine Kollegin, bewunderte meinen Bizeps ohnehin schon immer und jetzt konnte sich dieses Ding wirklich sehen lassen.

Den anderen ging es ähnlich. Wir spornten uns gegenseitig an, bis es dann endlich zum Endspurt kam.

Was musste alles eingekauft und angeschafft werden?

Jürgen erwarb drei Schlafsäcke bei ebay, die auch mir Frierkatze und meinem Wärmebedürfnis Genüge tun sollten. Manfred und Dorothea brachten ihre aus Schweden mit und Lutz kaufte in Berlin im Fachgeschäft. Die Bevorratung für uns drei Familienmitglieder wurde kategorisch und akribisch aufgeteilt und so ging es ans Bestellen, Einkaufen und Organisieren.

Besonders wichtig war leichte, bequeme und multifunktionale Bergkleidung, die Susanne und Jürgen besorgten. Ich war erstaunt, was Susanne so alles auftrieb, und das zu angenehmen Preisen. Alles, was ich benötigte und mir obendrein wünschte, besorgten sie. Nur eine neue Jacke wollte ich nicht und blieb standfest: Ich nehme meine „alte“ blaue Jacke mit!

Susanne war außerdem für die Geschenke verantwortlich. Sie hatte gelesen, dass man keine Süßigkeiten oder Geld schenken sollte. Luftballons würden ein schönes Mitbringsel sein, dazu Strümpfe, Stifte, Malblöcke, Haarspangen und andere Kleinigkeiten für Kinder. Ich war immer wieder erstaunt, wie einfallsreich Susanne doch ist.

Mit den Reiseunterlagen waren auch unsere Anträge für ein Visum gekommen, die wir wahlweise in München oder Berlin beantragen konnten. Dies erledigten wir bereits im Januar, so dass auch genug Spielraum war, sollte etwas schief gehen. Wir entschieden uns für Berlin, schickten die Pässe ein, überwiesen die Gebühr und staunten nicht schlecht, als zwei Wochen später unsere Pässe mit Visum wieder ins Haus flatterten. „Mit vierzig Euro sind sie dabei“, und das Offizielle war erledigt.

Natürlich telefonierten und beratschlagten wir sehr viel miteinander. Die Mails flogen nur so durch die Luft, zwischen Berlin (Lutz), Kronach (Susanne) und Diedorf, dank der modernen Technik kam es nie zum „Stau auf der Datenautobahn“. Dorothea und Manfred sahen wir ja oft und konnten uns gegenseitig an alles erinnern und fragen, wenn was unklar war.

Das Lustigste war, dass irgendjemand, ich glaube, es war Manfred, eine Kofferpackliste von einem Mann mitbrachte, der eine Trekkingtour in dem Extrembereich mitgemacht hatte, als Anschauungsmaterial oder Muster quasi. Na ja, ich war da geteilter Meinung.

Für Strom, Kabel, Videokamera und so weiter hatte Jürgen zu sorgen. Er war für all das technische Zeug zuständig, und natürlich für die Organisation der Fahrpläne. Außerdem sorgte er für den Einkauf von Brausetabletten und Sonnencremes. Jürgen war außerdem beauftragt, für Müsliriegel und Knabbereien zu sorgen, da er in diesen Dingen doch recht wählerisch ist. Wie man Toilettenpapier und Tempotaschentücher kalkuliert, wusste keiner von uns. Also legte ich fest: wegen der Selbständigkeit packt jeder eine Rolle Toilettenpapier und zehn Packungen Tempotaschentücher ein. Ob das reichen würde oder unnütz mitgeschleppt wird, ließ ich einfach offen.

Mir oblag die Zusammenstellung der Apotheke und der Medikamente. Was natürlich kein schwieriges Geschäft für mich war. Ich sprach mit unserer Apothekerin und ließ mir Medikamente gegen Durchfall, Völlegefühl, Gallebeschwerden, grippale Infekte und Schmerzen einpacken. Ebenso deckte ich uns mit ASS 500 ein, um in der Höhe für eine Blutverdünnung zu sorgen. Außerdem sorgte ich für zweierlei Antibiotika. Für alle Fälle, versteht sich! Lutschtabletten für eventuell auftretende Katarrhe gehörten ebenso zur Ausstattung, wie Jod und sterile Tupfer. Pflaster, Verbände, Dreiecktuch, Rettungsdecke und andere Kleinigkeiten hatte Jürgen im allgemeinen Wander-Notfall-Set. Außerdem besorgte ich uns Weißdorndragees zur Unterstützung des Herzens und Knoblauchkapseln für die bessere Durchblutung der Gefäße.

In einer Bergsteigerzeitung wurde ich auf ein hochwertiges Produkt mit Mineralien und Vitaminen aufmerksam. Diesem konnte man einfach Wasser zusetzen und es versprach schließlich besser als alles Herkömmliche zu sein. Natürlich ließ ich mir auch das von meiner Apothekerin mitbringen. Ein teures Produkt, wohl wahr! Rund vierzig Euro für 30 Beutel, je 500ml. Nun gut. Ich dachte mir, wenn jeder von uns 10 Beutel bekommt und pro Tag einen halben Beutel trinkt, langt es für jeden von uns für zwanzig Tage. Das dürfte reichen für das schwierigste Stück in den Bergen. Und natürlich erinnerte ich mich an Susannes Tipp mit den Luftballons für die Kinder Nepals und bat die Apothekerin, mir doch welche zu sponsern. Auch damit hatte ich Erfolg.

Mittlerweile wurde unser bevorstehender Trip zum allgemeinen Gesprächsthema, egal, wo wir allein oder gemeinsam auftauchten. Alle schüttelten den Kopf und wir wurden sowohl bestaunt als auch belächelt. Hinzu kam die ungewisse politische Lage in Nepal mit Unruhen in Kathmandu, Streiks und Ausgangssperren. Seltsamerweise verfolgten plötzlich die uns nahe stehenden Menschen die Nachrichten sehr genau.

Ich las bzw. hörte nichts davon, oder besser gesagt, ich wollte nichts davon wissen. Nur, alle „Mitwissenden“ informierten mich ständig über den aktuellen Stand der Lage. Ich sagte mir, so lange der Reiseveranstalter nicht absagt, geht alles klar. Ich wollte nun auch gar nicht mehr, dass die Reise abgesagt wurde. Jetzt, wo auch ich mich damit abgefunden hatte, dass ich nach Nepal reisen und eine Trekkingtour in die Bergwelt des Himalaya machen würde, wollte ich auch, dass es dabei bleibt!

Was unsere Fahrt zum Flughafen Frankfurt anging, gab es mehrere Varianten, die Jürgen mit unserem Freund Peter besprach. Er arbeitet und wohnt wochentags in Bad Homburg, unweit von Frankfurt. Da um halb acht unser Flieger starten sollte, mussten wir mindestens um sechs Uhr am Flughafen sein. Nachts fuhr kein Zug, der die rechtzeitige Ankunft in Frankfurt sicherte. Am Abend zu fahren hieß nachts im Flughafen rumzuhängen. Wir würden schon gerne etwas ausgeruht unsere Reise nach Nepal antreten. In Bad Homburg bei Peter konnten wir nicht mit fünf Personen übernachten, dazu war seine Unterkunft zu klein.

Jürgens Aufgabe war es, dies strategisch zu planen und so stimmte er mit Peter ab, dass dieser am Sonntag zuvor unsere zwei Reisetaschen und die zwei von Manfred und Dorothea mit zu sich nach Bad Homburg nehmen sollte. Alles andere würden wir im Auto mitbringen. Peter würde dann die Taschen zum Flughafen transportieren und die anderen würden mit der S-Bahn dorthin fahren. Gut durchdacht!

Susanne belas sich nach wie vor im Internet über alles Wissenswerte. Wir dagegen planten hier mit unseren Freunden die ultimative Abschiedsfete. Wo? Natürlich bei Carsten und Uta, die in unserem Ort die Eisdiele betreiben, ein schönes Lokal, wenn man das so sagen darf. Bei den beiden haben wir schon so manche Fete steigen lassen. Wir wählten den letzten Samstag vor unserer Abreise. Die Eisdiele war gut gefüllt, aber davon ließen wir uns nicht stören. Unsere Gruppe war komplett, inklusive Familie Röhrig, ein Ehepaar, die mit uns tanzen gehen, unsere Freunde Manfred, Barbera und Peter. Hinzu kamen noch ein Freund aus früheren Zeiten und unser sechsjähriger Enkel Jon.

Carsten hatte unsere Gebetsfahnen aufgehängt, die sich Jürgen vor einem Jahr in Leipzig gekauft hatte, als wir im Gasometer die Ausstellung „Mt. Everest“ angesehen hatten. Der Tisch war rustikal mit Kerzen und Laternen geschmückt. Zum Essen gab es Chinapfanne, eine Kreation der beiden. Und es gab Stäbchen zum Essen. Ob in Nepal überhaupt mit Stäbchen gegessen wird, wusste keiner so genau, allerdings war uns das egal, weil es vorrangig nur zur allgemeinen Belustigung diente. Wir waren recht lustig, woran wohl der Alkohol nicht ganz unschuldig war. Zum Schluss gab es noch Schnaps aus kleinen Schalen. Auch hier war sich keiner sicher, welche Art Feuerwasser es in Nepal gibt und ob dieser aus Gläsern oder aus Schalen geschlürft wird. Wir hatten Spaß und nur das war wichtig. Alles wurde mit der Kamera festgehalten, nur für den Fall, dass es unsere letzte Fete sein würde. Man weiß ja nie! Jon war stolz, weil er fotografieren durfte, und er hat seine Sache wirklich gut gemacht.

Alle Gespräche drehten sich mehr oder weniger um das unbekannte Land. Allerdings nahmen die Spekulationen mit steigendem Alkoholpegel zu, so dass selbst Münchhausen von uns hätte lernen können. Es war eine von den Feten, bei der man nicht gleich merkte, wie viel Alkohol man getrunken hatte. Erst am nächsten Morgen beim Versuch aufzustehen spürte man, dass man viel, wenn nicht sogar zu viel getrunken hatte. Es war einfach nur lustig und schön! Das haben wir nicht zuletzt Uta und Carsten zu verdanken, bei denen es sich wie immer gut feiern ließ.

Wir nahmen Abschied von jedem unserer Freunde. Ich war mir sicher, wir würden uns alle gesund und munter wiedersehen. Andere Gedanken wollte ich einfach nicht zulassen. Was sollte schon passieren?

* * * * *

 

Der Endspurt hatte uns voll im Griff. Susanne hatte es ebenso schwer wie wir, vielleicht noch etwas mehr. Da sie drei Stunden von uns entfernt in Kronach wohnt, musste sie sich nicht nur arbeitsmäßig organisieren, sondern durfte beim Packen ihrer Klamotten nichts vergessen, wollte sie nicht noch mal zurück nach Kronach fahren.

Für Jürgen war es allerdings auch nicht einfach, sein Taxigeschäft für über drei Wochen im Stich zu lassen und seinem Fahrer zu übergeben. Er notierte alle Fahrten und Touren und besprach sich mit ihm, damit alles glatt geht. Natürlich war das gewagt, aber es ging nicht anders. In anderen Urlauben hatte Jürgen die Anrufweiterleitung in unser Festnetztelefon eingegeben und konnte selbst dirigieren, oder aber unsere erwachsenen Töchter haben dies übernommen. Jetzt war niemand vor Ort, außer sein Fahrer. Und so wurde die Rufumleitung auf ihn geschaltet und die Verantwortung an ihn delegiert, alles zum Besten zu regeln.

Für mich war es ebenso schwierig. Aber nicht, weil ich nicht an der Arbeit präsent war, sondern weil vorher für so vieles gesorgt werden musste. Als Pflegedienstleiterin in einem 140-Betten-Haus bin ich für vieles verantwortlich. Der Monatsabschluss beanspruchte mich sehr. Hinzu kam, alles Notwendige an meine Mitarbeiterinnen zu verteilen, und zwar so, dass jeder seine Zuständigkeiten hatte, aber nicht zu viel zusätzlich zu tun bekam. Von Vorteil war, dass jeder ohnehin ein wenig meines Aufgabenkreises bereits kannte. Und das ganz normale Alltagsgeschäft unterbrach natürlich die Vorbereitungen mehr als genug.

Mittwoch, der 5. April 2005, war mein letzter Arbeitstag vor der Reise und ich hatte geplant, am Mittag Feierabend zu machen. Wann auch immer Mittag war, wollte ich selbst bestimmen, eben dann, wenn ich die Übergabe fertig hatte und beruhigt gehen konnte. So hielt ich es eigentlich immer. Meistens wurde es später als geplant.

Morgens gab ich meine Sonnenscheinrunde, das heißt, ich gab ein Frühstück aus, um einen schönen Urlaub mit Sonnenschein zu bekommen. Alle wünschten eine gute Reise und dass ich gesund wieder kommen möge. Natürlich sollte das Erreichen des Zieles dazu gehören, klar.

Ich war aufgedreht und der Endspurt lief auf Hochtouren. Nachdem ich die Übergabe hinter mir hatte und der Chef genau wusste, wer für was während meiner Abwesenheit zuständig war, machte ich einen letzten Durchgang durchs Haus und hörte mir viele Wünsche für den Urlaub an. Alles rauschte an mir vorbei und ich kann unmöglich noch nachvollziehen, wie dieser Tag für mich gelaufen ist. Auf jeden Fall war die Dienstberatung um 13.30 Uhr die letzte offizielle Handlung vor meinem Urlaub. Danach räumte ich meinen Schreibtisch auf und dann war es soweit. In jedem Büro noch mal kurz klönen, fragen, scherzen, lachen…. Dann Abmarsch! Händedruck, umarmen und Goodby. Meine Kolleginnen Doreen, Janine und Claudia begleiteten mich bis an die Tür und winkten zum Abschied mit Taschentüchern. Dieses Bild war so rührend, dass ich meine Taschen abstellte, um mit meinem Handy ein Foto zu machen. Dann war ich weg!

Ich war um vier Uhr zu Hause. Alles war vorbereitet. Nur der Flugbegleiter, die Tasche, die mit in die Kabine geht, musste noch fertig gepackt werden. Unsere Reisetaschen warteten bereits in Bad Homburg auf uns. Im Auto in der Nacht würden nun nur noch Susannes Reisetasche, unsere Flugbegleiter und die der Familie Herz transportiert. Wir würden Susannes Auto nehmen, wegen - Kombi und Diesel.

Kurz nach mir traf unsere älteste Tochter Maria mit ihrer Familie ein, um sich von uns zu verabschieden. Auch unsere Jüngste, Theresa, die zu der Zeit in Tabarz arbeitete, wollte auch noch kommen, um Tschüss zu sagen. Susanne war bereits eingetroffen. Ein großes Tohuwabohu herrschte in unserem Haus. Ich konnte es unseren Kindern ja nicht verdenken, dass sie sich unmittelbar vorher verabschieden wollten, aber eigentlich hätte ich lieber alles fertig gemacht und noch ein paar Stunden geschlafen.

Nachdem die junge Familie winkend abgefahren war, trudelte Theresa mit ihrem Freund ein und wollte natürlich auch noch mit uns reden. Allerdings hatte das mit Reden nicht viel zu tun. Sie war einfach still, eben traurig. Wir versuchten, ihr noch alles Mögliche für die Wochenenden, die sie ja zu Haus verbringen würde, zu erklären, machten Notizen und Spickzettel. Für die Fische sollte Angelika täglich sorgen. Sie ist die Tochter von Freunden und hatte das in der Vergangenheit schon öfters übernommen. Die Blumen sind nur einmal in der Woche zu gießen und das bleibt Theresas Aufgabe.

Susanne besuchte noch mal Freunde im Nachbarort. Irgendwie unheimlich. Alle wollten sich verabschieden und alle verhielten sich so, als würden wir eine riskante Expedition ins Ungewisse unternehmen, bei der unsere Rückkehr mehr als fraglich sei.

Theresa verschwand dann auch in ihrem Zimmer. Ihr Freund war schon lange vorher verschwunden, weil er sie in dieser Beziehung wohl nicht verstehen kann. Ich hörte auch einen Disput zwischen beiden, worin es darum ging, nachts noch zurück nach Tabarz zu fahren. Aber davon wollte Theresa natürlich nichts hören und setzte sich durch, erst dann das Haus zu verlassen, wenn wir fort sind, wenn sie uns verabschiedet hat. Wir haben nie erfahren, wann sie dann tatsächlich nach Tabarz gefahren sind und ob sie noch Ärger mit ihm wegen ihrem Starrsinn bekommen hatte. Das war etwas, das sie leider allein ausfechten musste. Auch ich als Mutter sah mich an diesem Abend außerstande, ihr zu helfen. Wenn sie bleiben wollte, um uns zu verabschieden, dann musste sie das selber vor ihrem Freund verantworten.

Jürgen und ich schafften es tatsächlich, um 21.30 Uhr noch für eine kurze Traumreise in unsere Betten zu verschwinden. Erstaunlicherweise konnten wir sogar schlafen, obwohl ich das Gefühl hatte, vollkommen überdreht zu sein.

Reisetagebuch

Donnerstag: 06.04.2006

0:30 Uhr, erbarmungslos reißt uns das Klingeln des Weckers aus den schönsten Träumen. Ich könnte das Ding mit einem Hammer bearbeiten, trotz aller Freude auf den Urlaub. Schön geschlafen? Ja. Traumlos, Gott sei Dank. Aber viel zu wenig, leider! Susanne hat gar nicht erst geschlafen und schon die vorbereitete Kaffeemaschine für uns in Gang gesetzt. Alles steht bereit und auch Theresa schleicht bereits völlig verschlafen durchs Haus.

Während Susanne und ich alles im Flur bereitstellen, darf Theresa Papa die Spritze zur Blutverdünnung geben. Die zweite für den Langstreckenflug packt er ein.

Wir staunen nicht schlecht, als wir das Auto beladen wollen; die Scheiben sind zugefroren und wir müssen erst einmal Eis kratzen.

Um 1:00 Uhr soll Abfahrt bei Manfred und Dorothea sein, aber es ist 1:15 Uhr bevor wir mit Sack und Pack im Kofferraum von dort starten können. Das Auto ist brechend voll mit fünf Personen, Susannes Reisetasche, einem großen Koffer von Jürgen und mir, einem Trolli und einem Rucksack von Familie Herz, sowie zwei Rucksäcken und einer Umhängetasche als Flugbegleiter von uns dreien. Es ist sternenklar und frostig kalt. Minus vier Grad Celsius, und das im April. Die Stimmung ist gut.

Ich fahre und wir befragen uns gegenseitig, ob wir an alles gedacht haben.

Nach kurzer Unterhaltung wird es still im Auto, nur Susanne spricht noch ab und zu mit mir. Das Auto fährt sich gut, die Autobahn ist leer und die Nacht sternenklar. Wir kommen gut voran. Zu gut, wie sich zeigt.

Peters Beschreibung, wie wir zu seiner Wohnung finden, ist klasse, so dass wir ohne Umwege ankommen. Allerdings viel zu früh. Um 3:20 Uhr fahren wir auf den Parkplatz vor Peters Wohnung im Kurgebiet von Bad Homburg. Wir bleiben noch im Auto sitzen und dämmern ein wenig vor uns hin. Erst als wir Licht in seiner Wohnung sehen, machen wir uns bemerkbar. Wir packen das gesamte Gepäck aus dem Auto in seinen Flur, weil er zuerst die Truppe zur S-Bahnstation fahren will und dann zurückkommt und mit mir das Gepäck zum Flugplatz bringt. Schon eine tolle Leistung und ein großes Entgegenkommen seinerseits, was er da für uns tut!

Zur Verkürzung der Zeit trinken wir Cappuccino und reden über Dies und Das. Peter erklärt die Bahnstrecke und das Umsteigen im Frankfurter Hauptbahnhof. Weil dort gebaut wird, ist es schwierig, sich zurecht zu finden und er gibt ihnen noch Orientierungstipps.

Um 4.20 Uhr schließlich, Peter will mit den vieren zur S-Bahn-Station aufbrechen, die erste Panne: nachdem Manfred am Auto war, das heißt, er wollte die Heckklappe öffnen, bevor die Zentralverriegelung auf war, geht die Kofferraumklappe nicht mehr auf. Der Verschlussmechanismus reagiert auf keinerlei Bewegung und lässt sich auch nicht mit Schraubenzieher oder anderem Werkzeug öffnen. Der Drücker hat sich verhakt und alle Versuche, die Klappe zu öffnen, schlagen fehl. Es hilft alles nichts: Die vier müssen los zur S-Bahn und danach sehen wir weiter. Dann muss ich eben mit Peter versuchen, das Gepäck auf andere Weise zu verstauen.

Ich bleibe allein zurück in Peters Wohnung und schaffe schon mal alles Gepäck vor die Tür, um die Zeit zu verkürzen. Irgendwas muss ich ja tun, um nicht nachdenken zu müssen.

Gespannt bin ich schon, wie es wird, vor allem der lange Flug. Ich war bisher erst einmal in die Türkei und zurück geflogen. Die S-Bahn fährt um 4.45 Uhr.

Peter ist schneller zurück, als ich dachte. Wir versuchen erneut, den Kofferraum zu öffnen, doch es ist nichts zu machen, der Drücker lässt sich zu keiner Bewegung nötigen. Was soll’s? Peter wuchtet ohne großes Lamentieren die Reisetaschen und die großen Gepäckstücke über den umgelegten Rücksitz in den Stauraum. Der Rest wird auf der Rückbank verteilt. Er macht seine Witze. Erstaunlich, wie viel Gepäck wir doch dabei haben.

Ich fahre zum Flugplatz und Peter dirigiert mich zum Abflug. Es ist kurz nach fünf und wir wiederholen das Spielchen von vorhin, nur umgekehrt. Peter hockt im Auto und zerrt aus dem Heck die Taschen auf den Rücksitz, und ich zerre sie aus dem Auto. Und wieder staune ich, was wir da alles mitschleppen, obwohl ich felsenfest der Überzeugung bin, dass meine Klamotten nicht ausreichen werden!

Ich hole mir einen Gepäckwagen, der allerdings nicht für diese Menge Gepäck ausreicht. Also muss ein zweiter Wagen her, den Peter kurzerhand organisiert, weil ja einer auf das Auto und den Gepäckwagen aufpassen muss. Peter ist sehr um mich besorgt, einfach goldig. Er schiebt mit mir gemeinsam das Gepäck mitten in die Schalterhalle und zwar so zentral, dass er meint: „Hier kann nichts schief gehen, die finden dich hier!“. Er verabschiedet sich um kurz vor halb sechs mit einer festen Umarmung und guten Wünschen für die Reise von mir. Ich sage ihm schlicht und einfach „Danke“. Danke dafür, dass er soviel für uns getan hat. Danke dafür, dass unser Auto so lange bei ihm parken darf und nochmals Danke, dass wir auch heimwärts seine Hilfe in Anspruch nehmen dürfen.

Einige Minuten später, ich studiere gerade die Flugtafeln und entdecke unseren Flug nach Wien, kommen die vier S-Bahnfahrer mit der Rolltreppe auf meine Ebene und winken mir vergnügt zu. Sie haben gleich noch eine Spaßepisode, die sie zum Besten geben: Obwohl Peter ihnen den Weg am Hauptbahnhof erklärt hatte, nahmen sie die verkehrte Treppe und landeten auf einem falschen Bahnsteig. Zum Glück bemerkten sie es noch rechtzeitig und konnten ihren Standort wechseln, so dass sie jetzt hier bei mir pünktlich auftauchen. Aber es ist ja alles gut gegangen und einer unkomplizierten Abreise steht nun eigentlich nichts mehr im Wege.

Allerdings nervt das Warten, das merke ich jetzt schon. Was soll man hier die ganze Zeit tun? Wir reihen uns an unserem Schalter ein, stellen unsere Taschen aufs Band, beobachten den schematisch dargestellten Inhalt auf dem Monitor und ich muss lachen, wie lustig das aussieht: wie bei „Hempels im Rucksack“, denke ich mir. Endlich stehen wir vor der netten Dame, die uns die Plätze im Flieger einträgt und uns sozusagen eincheckt. Interessante Geschichte. Susanne übernimmt diese Sache, Jürgen das Hinaufwuchten der Taschen aufs Gepäckband und ich das Fotografieren. Tolle Arbeitsteilung! Aber so ganz zufrieden bin ich nicht mit meiner Tätigkeit. Mit Blitzlicht zu fotografieren macht das Bild so dunkel, ohne Blitz müssen die Personen still halten. Ein frommer Wunsch, den mir keiner der Akteure erfüllt. Na toll! Das fängt ja gut an. Ich will aber alles im Bild festhalten, so viel steht fest. Ich möchte so viele Fotos wie möglich von dieser einmaligen Reise mit heimbringen, damit auch ja alles in einem Fotobuch festgehalten und beschrieben werden kann.

Unser Gepäck wiegt zusammen 63kg, zwanzig Kilogramm pro Person sind erlaubt. Allerdings lächelt die Frau nur und sagt, dass dies nicht ins Gewicht fällt. Susanne managt auch gleich die Plätze für den Anschlussflug, den Hauptflug von Wien nach Kathmandu. Und wieder stelle ich fest, wie seltsam und fremd sich doch dieses Wort „Kathmandu“ anhört. Zu unser aller Erstaunen erzählt die nette Frau, dass sie auch gern wandern und die Welt zu Fuß erobern würde. Gerade diese Strecke in diesem Land! Aber ihr Nachteil ist, sie wandert nicht gern längere Strecken und wenn sie keine Lust mehr hat, meckert und nörgelt sie gerne. Und da sie vor Kurzem erst einen Bericht über so eine Trekkingtour gesehen hat, lässt sie das lieber. Aber sie freut sich für uns, besonders als Susanne ihr gesteht, dass auch sie diese Symptome hat – bei Unlust nörgeln. Sie wünscht uns von Herzen alles Gute und entlässt uns mit unseren Papieren. Alles paletti!

Auch Manfred und Dorothea sind soweit und wir machen uns auf den Weg zum Flugsteig. Gleich in der ersten Sitzecke hocken wir uns hin und frühstücken. Es ist sechs Uhr durch und wir haben alle Knast. Also die Bemmen raus und „Guten Hunger“! Danach bummeln wir alle, allein oder zu zweit, ein wenig durch die Geschäfte, kaufen noch eine Zeitschrift und im Nu ist es 7.00 Uhr. Unser Flugzeug startet vom Flugsteig 38 und das ist wirklich ein sehr weiter Weg. Zwischendurch sind immer ebenerdig Transportbänder für Lauffaule. Ich zähle mich heute auch zu ihnen. Man soll sich ja am frühen Morgen nicht unnötig schinden. Immerhin sind wir schon lange unterwegs.

Am Flugsteig angekommen haben wir nun doch noch mehr Zeit als erwartet und wie so oft im Leben müssen wir erfahren, dass die Zeit gerade dann noch langsamer als sonst vergeht, wenn man darauf wartet, dass sie vergeht. Wir nutzen die Pause zum Austreten und suchen uns dann ein Plätzchen, von dem wir durch die Panoramascheiben auf das Flugplatzgelände schauen können. Das Cockpit einer A 321 ragt in unser Sichtfeld, und als der Flug aufgerufen wird, wissen wir, dass es unsere Maschine ist. Wir sehen und erkennen hier die ersten Gleichgesinnten mit Rucksäcken und Wanderbekleidung, von denen wir vermuten, dass sie in die Berge, wenn nicht sogar auf die gleiche Tour wie wir wollen.

Das Einsteigen dauert lange und das nervt wieder. Mich zumindest, ich gebe es ehrlich zu! Wir lassen uns Zeit, das heißt, ich versuche gelassen zu tun und warte mit Susanne und Jürgen bis fast zum Schluss. Ich bin zwar in meinem Leben erst einmal geflogen, aber habe da schon mitbekommen, wie das im Flieger mit dem Handgepäck abläuft. Natürlich bestätigt sich mein Verdacht, dass der Stauraum über unseren Köpfen bereits voll ist. Und so dauert es lange, bis alle einen Platz für ihr Handgepäck gefunden haben, uns eingeschlossen.

Ich darf den Fensterplatz besetzen, sicherlich, weil ich der Fotograf und Schreiber auf dieser Reise bin. Neben mir sitzt Susanne und daneben Jürgen. Um 8.00 Uhr soll Abflug sein. Soll! Wie das alles funktioniert und aufeinander abgestimmt wird, bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Tatsächlicher Abflug ist erst um 8.25 Uhr, nachdem das Notwendigste über den Lautsprecher verkündet wurde. Warum wir später abheben als geplant, ist mir egal. Ich bin bisher zu wenig mit Fliegern unterwegs gewesen, als dass ich mir Sorgen machen würde, was wäre wenn….

Die Flugzeit soll ungefähr eine Stunde betragen. Der Start verläuft prima. Ich fotografiere wie ein Weltmeister den Start mit allen technischen Details die ich erhaschen kann und hoffe, dass lohnende Aufnahmen dabei sind. Immerhin sieht man ja nicht alle Tage, wie die Klappen an den Flügeln reguliert und kontrolliert werden. Die Triebwerke funktionieren einwandfrei, das kann ich deutlich sehen und so nehme ich die Demonstration der Sicherheitsmaßnahmen von der Stewardess eher als Belustigung am Rande wahr. Wir heben ab, nur das ist jetzt wichtig!

Zum Essen gibt es auf diesem Kurzstreckenflug nur etwas gegen Bezahlung. Getränke wie Kaffee, Tee und Wasser sind frei. Jürgen gönnt sich ein Bier. Er sagt, das hat er sich verdient! Manfred und Dorothea haben ja separat eingecheckt und ich habe nicht darauf geachtet, wo sie sitzen. Aber sie sind im Flieger, das ist die Hauptsache. Im Grunde genommen sind wir alle müde und nutzen die Zeit zum Dösen, mancher auch zum Schlafen. Ich lese und fotografiere. Die Sonne scheint, zwar zaghaft, aber sie lässt die Autos auf der Autobahn im aufgehenden Sonnenlicht glitzern. Die Sicht ist gut und ich mache weiter allerhand Fotos. Doch leider bleibt es nicht so schön. Über der Tschechei wird es diesig und in Wien ist es total bewölkt. Schade! Das gibt eine Unterbrechung in der Fotoreportage. Diese Tatsache scheint niemanden, inklusive meine Familie, zu jucken, doch mich ärgert es.

Das Beifallklatschen für die Landung empfinde ich als befremdlich. Was soll das? Für mich hat noch nie jemand geklatscht, wenn ich jemanden ohne Zwischenfälle von A nach B gefahren habe. Also lasse ich das mit dem Klatschen und denke, der Chef im Cockpit hört es ohnehin nicht.

In Wien geht nach der Landung die Drängelei los. Scheinbar haben viele einen Anschlussflug so wie wir. Auf dem Rollfeld erwarten uns Busse, die uns zum Terminal bringen. Das ist vielleicht ein Gedrängel und Geschiebe. Wenn ich richtig gerechnet habe, waren über 200 Leute im Flieger. Dann diese Scharen im Flughafengebäude. Suchend sieht man alle in Richtung Zentrum streben. Und das Wort Zentrum für das Einchecken ist trefflich gewählt. In einem weiten Rund sind die Schalter angeordnet und die Schlangen, die sich davor bilden, treffen sternförmig in der Mitte der Halle aufeinander. Ich habe zwar noch nicht viele Flughäfen gesehen, aber der hier gefällt mir. Übersichtlich außen am Rand die Schalter mit den großen Anzeigen darüber, die den Passagieren zeigen, wo sie sich anstellen müssen. Über unserem steht in großen Druckbuchstaben: „10:40 - Boarding Kathmandu – Keine Aufrufe No calls“. Hier gesellen sich auch Manfred und Dorothea wieder zu uns. Von Lutz, der mit dem Flieger von Berlin hier nach Wien kommen will, - noch keine Spur.

Als wir diese Stelle passiert haben, ist es bereits 10.30 Uhr. Die Zollbeamten, die uns dann aufmerksam mustern und die Männer abtasten, nehmen ihre Aufgabe nicht allzu ernst. Ich gehe vor Jürgen durch, hole meinen Fotoapparat aus der Tasche und will gerade den Beamten fotografieren, der an Jürgen herumfummelt, da ist er auch schon damit fertig. Schade, denke ich. Aber dieser hatte mein Tun mitbekommen, lacht und stellt sich noch einmal in Positur und umarmt Jürgen nun richtig. So komme ich doch noch zu meinem Foto.

Unser Airbus A 340, zu dem wir durch einen Gang laufen, ist bunt bemalt und den Wiener Philharmonikern gewidmet: lauter große Instrumente auf dem Rumpf. Schade, dass man so was in der Luft nicht sieht – fliegende Instrumente. Aber vielleicht freuen sich ja die Vögel über so ein chices Outfit. Noch haben wir Lutz nicht entdeckt, dafür finden wir unsere Sitzplätze sehr schnell. Es sind auf jeder Seite zwei Fensterplätze und in der Mitte eine Reihe mit vier Sitzen nebeneinander. Susanne verzichtet auf den Fensterplatz und besetzt den ersten in der Mitte auf unserer Höhe, so dass Jürgen und ich die beiden Plätze in der Fensterreihe belegen können. Jetzt entdecke ich Lutz. Er sitzt acht Reihen hinter uns. Mit einem lauten „Hallo“ begrüßen wir uns.

Manfred und Dorothea sitzen auf der anderen Fensterseite, fünf Reihen hinter uns. Ein toller Flieger, ich bin beeindruckt! Was aber sicher keine Kunst ist, denn ich bin erst einmal in der Türkei gewesen und das ist ja wohl ein sogenannter „Billigflug“. Das hier ist schon etwas Anderes. Farbige Kissen und Decken erwarten die Fluggäste auf ihren Sitzen, Fernseher in der Rückenlehne des Vordermanns und die Fenster sind sauber. Insgesamt imponiert mir auch die Größe des Fliegers. Die Toiletten liegen mittig, so wie die Vierersitzreihe. Rechts und links kann man daran vorbei weiter nach vorn oder zurück gehen.

Der Abflug verzögert sich auch hier um zwanzig Minuten, weil noch Gepäck von den vorhergehenden Flügen umgeladen werden muss, so wie unseres zum Beispiel. Hier frage ich mich das erste Mal: „Was ist, wenn unsere Tasche nicht da ankommt, wo wir ankommen?“ Weiter will ich gar nicht denken! Da wir noch Zeit haben, sende ich die vorläufig letzte SMS an unsere daheim gebliebenen Töchter Maria und Theresa und meine Arbeitsstelle. Dann schalte ich das Handy aus, da es im Flugzeug verboten ist. Außerdem haben wir in Nepal eh kein Netz, wie wir in Erfahrung bringen konnten.

Problemlos heben wir um 11.00 Uhr ab und natürlich halte ich auch das im Bild fest. Jürgen filmt. Auf dem Monitor werden uns die Flugstrecke, -höhe, -dauer, -geschwindigkeit, sowie die Außentemperatur angezeigt. Die Flugzeit beträgt 7,5 Stunden, dazu die Zeitverschiebung, und so wird unsere Ankunftszeit mit 22.45 Uhr angegeben.

Wir steigen rasch auf über 6000 Meter. Kurz drauf rappelt neben uns der Getränkewagen und wir lassen es uns gut gehen. Ich schreibe schon mal im Reisetagebuch, Jürgen liest und Susanne schläft. Nach etwa einer Stunde gibt es Essen, Huhn auf Nudeln oder Nudelauflauf, dazu Salat, Wasser, Sahnerolle und Brötchen, Butter und Frischkäse. Susanne und ich stoßen dazu mit Weißwein an „Grüner Veltliner“, Jürgen mit Bier. Es könnte uns wesentlich schlechter gehen!

Mittlerweile sind wir 11 Kilometer über dem Erdboden und fliegen mit einer Geschwindigkeit von 950km/h. Es soll minus 60°C draußen sein? Die Sonne kommt über den Wolken zum Vorschein. Ein herrlicher Anblick. Und dann haben wir freie Sicht auf Landschaften, Orte und Berge. Das gibt tolle Fotos. Jürgen guckt einen Film, ich höre Musik, lese und schreibe. Susanne schaut fern, löst Sudokus und jeder schläft mal zwischendurch. Die anderen sehen wir auch ab und an, spätestens dann, wenn sie den Weg zur Toilette nehmen. Ab und zu laufen auch wir mal zur Toilette oder einfach nur so herum, um uns zu bewegen und den Kreislauf in Schwung zu bringen, verfolgen die Flugdaten auf dem Monitor oder machen zur Abwechslung mal gar nichts. Ich fotografiere so viel, dass die erste Karte, eine kleine wohlgemerkt, schon fast voll ist. Meine Uhr zeigt 16.00 Uhr MESZ und binnen fünf Minuten ist es jetzt so dunkel geworden und die Sonne unter den Wolkenhorizont gesunken, dass man Licht in der Kabine braucht. Es ist immer noch sehr warm hier drin, einerseits durch die vielen Menschen und andererseits durch die Sonne. Mitunter war die Sonne so gleißend hell, dass ich die Luke schließen musste. In Kathmandu soll es jetzt 19.50 Uhr sein und wir sind schon 4.59 Stunden unterwegs, steuern gerade auf Kabul zu und haben 4417 Kilometer hinter uns. Wir sollen in 2.15 Std. am Ziel sein, um 22.07 Uhr. Die Wolken sind plötzlich verschwunden und wir fliegen über ein Gebirge, das von oben wie ein Modell einer Landschaft aussieht. Lange kann ich mich daran nicht erfreuen, denn plötzlich ist es unten auf der Erde fast schlagartig dunkel.

Jeder beschäftigt sich auf seine Weise oder schaut in sich hinein. Draußen ist es Nacht. Ich hänge meinen Gedanken nach, und als ich eigentlich meinen Dienstschluss habe, würde ich nicht in diesem Flieger sitzen, verkündet die Stewardess, dass es gleich noch einen Imbiss geben wird. Mittlerweile geht es nach der nepalesischen Zeit auf 20.30 Uhr zu. Es gibt Vollkornbrot, Brötchen, Butter, Frischkäse, Eiersalat, 2 Scheiben Kochschinken, einen Brownie, Kaffee, Wasser und zwei Mal Riesling für mich, weil Jürgen undeutlich gesprochen hat. Aber das macht mir ja nichts aus, im Gegenteil, da lacht das Herz. Er gönnt sich noch ein Bier und gemeinsam lassen wir uns das Essen munden. Susanne scheint es auch zu schmecken, weil sie aufisst.

Eine halbe Stunde später fliegen wir über Neu Delhi. Viel Licht, obwohl ich mir sicher bin, dass eine europäische Stadt viel heller leuchtet. Nun haben wir noch 45 Minuten und wir sind vollauf zufrieden, gesättigt, mit allem versorgt, guter Laune und rundum befriedigt. Wir haben uns schon mit Fluggästen unterhalten, die auch aussehen, als würden sie wandern wollen. Mir hat sich ein älterer Herr vorgestellt, Herr Winter aus Rathenow, der mit seiner Frau auch eine Trekkingtour macht. Na ja, man plänkelt ein wenig. Er staunt sichtlich, als ich ihm erzähle, dass unsere Tochter mitreist. Das will er fast nicht glauben. So richtiges Interesse habe ich nicht an solchen Unterhaltungen, gebe ich ehrlich zu, weil die meisten nur von sich erzählen wollen oder man unwillkürlich das Gefühl hat, dass man ausgehorcht wird. Lutz hat auch schon einen Mann namens Peter gesprochen, der aus München kommt und dieselbe Tour wie wir macht. Auch Manfred erzählt einige Storys von seinen Gesprächspartnern.

Am Himmel sind Sterne zu sehen. Ich bin gespannt, ob wir in Nepal Sternbilder unseres heimischen Himmels erkennen. Wohl eher nicht?! Ich hätte schon seit einer Stunde Feierabend und es geht mir gut! Natürlich denke ich viel an meine Arbeit und an meine Kollegen. Wäre wohl unnatürlich, wenn ich es nicht täte. Ob sie wohl schon alle Feierabend gemacht haben? Gearbeitet wird bei uns so lange, bis alles fertig ist. Laut „neuer“ Zeit sind sie wohl aber sicherlich jetzt alle zu Hause, denn wir haben hier schon 21.25 Uhr, bei den Daheimgebliebenen ist es 17.45 Uhr. Also eine christliche Zeit für den Feierabend. Jürgen würde sich freuen, wenn ich da immer Schluss machte.

Erst mit dem Moment, wo ich meine Uhr umstelle, werde ich aufhören, auf die „alte“ Zeit zu achten. So nehme ich es mir zumindest jetzt vor, bei dem Blick aus dem Fenster auf das unbekannte Land Nepal, das unter mir im Dunkel liegt.

Plötzlich ertönt aus dem Lautsprecher die Durchsage, dass wir uns anschnallen sollen. Wir setzen zur Landung an. Auch hier kommen wir problemlos vom Himmel zur Erde zurück. Sie hat uns wieder! Wir ziehen unsere Jacken an, schultern unsere Taschen und streben in Richtung Ausgang. Es geht relativ schnell. Um 22.25 Uhr steigen wir aus. Schwülwarme Luft schlägt uns entgegen und spätestens hier leuchtet auch mir ein, dass wir in einem völlig anderen Klima sind. Der Beton des Flughafengeländes gibt die am Tag gespeicherte Hitze an die Nacht ab und ich denke, es wird hier wohl nachts nie richtig kalt. Was für ein krasser Gegensatz. Letzte Nacht, gerade 22 Stunden her, mussten wir Eis von der Frontscheibe kratzen und hier könnte man sich glattweg in Strandkleidung wohlfühlen und das, obwohl es auf Mitternacht zugeht.

Im Flughafengebäude sehen wir viele Soldaten, aber Passagiere sind wir die einzigen aus diesem Flieger, auch keine Leute weit und breit, die fliegen wollen. Alles wie ausgestorben. Wir folgen irgendwelchen Menschen, die scheinbar wissen, wie wir zum Ausgang kommen. Ach nein, wo wir zu unserem Gepäck kommen. Unsere Crew begleitet uns fast bis zur Gepäckausgabe. Eine tolle Uniform - hat man im Flieger gar nicht so mitbekommen: Jacke, Hose und Rock in Rot, Bluse und Hemd in Weiß. Sie unterhalten sich ausgelassen und genießen scheinbar schon ihren Feierabend.

Am Gepäckband ist es lustig, weil unzählige Taschen vom „Summit-Club“ zum Vorschein kommen. Viele Mitreisende haben wir schon als Gleichgesinnte erkannt und spätestens hier sieht man, wer alles so zu den Erlebnisurlaubern gehört. Nach jeder Tasche greifen viele Hände, bis der Name am Anhänger identifiziert ist. Wer gelesen hat, ruft dann laut den darauf stehenden Namen, damit nicht noch mehr Suchende zupacken müssen. Bis wir unser Gepäck haben, dauert es recht lange. Ein älteres Ehepaar, besagter Herr Winter mit seiner Frau, die sich uns als Ulrike vorstellt, sind von der ganzen Truppe die Letzten, die ihr Gepäck haben. In einem Pulk von Leuten trotten auch wir, zwei Gepäckwagen vor uns herschiebend, in Richtung Ausgang. Dort erwarten uns fremdländisch aussehende Männer. Wir stellen uns einfach mal hin und warten ab. Susanne checkt mit Lutz die Lage und die beiden bringen sehr schnell in Erfahrung, dass hier in drei Gruppen eingeteilt wird. Unsere Namen werden aufgerufen und wir gesellen uns zu der Menge, die sich um den Rufenden versammelt. Wir sind dreizehn, sollten allerdings laut unserer Teilnehmerliste 15 Personen sein. Wahrscheinlich trauen die fehlenden zwei Leute der politischen Lage dieses Landes nicht und sind abgesprungen. Wir stellen uns alle mit unseren Vornamen vor, schütteln die Hände noch fremder Menschen, mit denen wir wohl die nächsten drei Wochen verbringen werden.

Es ist schwülwarm und wir entledigen uns unserer Jacken. Bis alles abgeklärt ist, stehen wir in der Vorhalle. Der Mann spricht nur Englisch, womit Lutz sicher kein Problem, Susanne ein geringes, ich schon ein etwas größeres und Jürgen ein riesiges hat. Na klasse! Ich hoffe inständig, dass dies hier nur der Mann ist, der uns vom Flieger zum Hotel bringen soll. Sonnenverbranntes Gesicht, von kleiner Statur, Basecap auf dem Kopf und ein lustiges Lächeln im Gesicht, bei dem sich seine Augen zu Schlitzen verengen, wenn er denn lacht. Aber ich möchte nicht die ganze Reise auf Englisch erleben müssen.

Er bedeutet uns, ihm zu folgen und wir treten hinaus in die Nacht. Jemand aus unserem Trupp hat schon herausgefunden, dass die eine Gruppe eine sogenannte „Klöster-Tour“ macht, die ebenfalls in unsere Richtung geht und die andere Gruppe zum Island Peak touren will.

Alles erscheint hier draußen auf dem Platz unwirklich. Alte Busse, die recht abenteuerlich aussehen und an unsere alten „Robur“ erinnern, stehen für uns bereit, mit Hieroglyphen als Kennzeichen. Das Licht auf dem Vorplatz ist gelblich rot und wirkt gespenstisch. Es hat alles einen Hauch von Mystik. Eine fremde Sprache und unverständliche Wortfetzen streifen meine Ohren und irgendwie kann man den anderen nicht wirklich verstehen. Es kommt mir vor wie in einem Thriller, wie bei einer nachgestellten Entführung.

Der Weg bis zum Bus misst kaum mehr als fünfzig Meter, aber die reichen aus, um mit der geschulterten Reisetasche und dem schweren Handgepäck außer Atem zu kommen. Natürlich hat auch diese stickige Luft ihren Anteil daran und nicht zuletzt auch ein wenig die Angst vor dem Ungewissen. Susanne ist schon am Bus. Jürgen braucht etwas länger, weil er zusätzlich noch unseren Koffer hinter sich herzerrt. Manfred, Dorothea und Lutz kann ich keine Beachtung schenken, denn ich hab mit mir selber zu tun. Am Bus angekommen, greifen sofort mehrere Hände nach unseren Taschen und stopfen sie in den Kofferraum am Heck des Busses. Irgendwer drängt mich, in den Bus zu steigen. Alles muss irgendwie sehr schnell gehen, für mich völlig unverständlich. Vielleicht wegen der späten Stunde?

Die Trittstufen sind ungewohnt hoch und auch die Sitze. Diese sind allerdings dazu noch schlecht gepolstert. Das letzte Gepäck passt nicht mehr unter die Heckklappe und wird kurzerhand auf die letzten Bänke im Bus gewuchtet. Bevor wir losfahren, stellt sich unser Guide vor, ein Name, den ich nicht verstehe, aber es hat was mit Sherpa zu tun. Auf Deutsch, vermischt mit sehr viel Englisch, versucht er, uns die Lage hier in der Stadt zu erklären. Zurzeit herrscht der Ausnahmezustand, ein Generalstreik dauert schon mehrere Tage an und es gibt eine strenge Ausgangssperre für alle. Kann ich mir nicht vorstellen, dass die Stadt am Tag menschenleer sein soll? Die müssen doch zur Arbeit oder einkaufen?

Dadurch sei noch nicht sicher, ob wir Kathmandu überhaupt besichtigen können, erklärt er weiter. Mir fällt zwar momentan der Ablaufplan nicht ganz genau ein, aber einer der ersten zwei Tage ist, glaube ich, Kathmandu gewidmet. Das geht ja gut los!