»Na, jetzt sag mir nur um Gotteswillen, wo willst du eigentlich hin, Hellwig?«
»Direkt nach X., wenn du erlaubst!« klang es halb trotzig, halb spöttisch zurück.
»Aber dahin geht es doch in seinem ganzen Leben nicht über eine Anhöhe! . . . Du bist nicht gescheit, Hellwig . . . Heda, ich will aussteigen! Ich habe durchaus keine Lust, mich umwerfen zu lassen und meine heilen Knochen einzubüßen – wirst du wohl halten?«
»Umwerfen? Ich? . . . I, das wäre doch das erste Mal in meinem Leben« – wollte er vermutlich sagen, aber ein entsetzlicher Krach erfolgte, und mit demselben verstummten die Lippen des Sprechenden wie die eines Toten. Das Schnauben und Stampfen eines Pferdes wurde für einen Augenblick hörbar; dann stand das Tier auf seinen vier Hufen und jagte wie rasend querfeldein.
»Na, da haben wir die Bescherung!« brummte endlich der erste Sprecher, indem er sich auf dem nassen, frisch gepflügten Ackerfelde aufsetzte. »He, Hellwig, Böhm, seid ihr noch am Leben?«
»Ja,« rief Hellwig nicht weit von ihm und tastete suchend auf den triefenden Erdschollen nach seiner Perücke. Alles Selbstvertrauen, aller Spott waren wie weggeblasen von dieser schwachen Stimme. Auch das dritte Opfer versuchte es zunächst mit einer Bewegung auf allen vieren, wobei es entsetzlich fluchte und stöhnte; denn seine gewaltige Korpulenz fühlte sich unwiderstehlich zur Mutter Erde hingezogen. Endlich war die edle Stellung, die den Menschen als die bevorzugteste Kreatur in Gottes weiter Schöpfung kennzeichnet, wiedergewonnen; die drei Gefallenen standen auf ihren Füßen und besannen sich, was eigentlich geschehen sei, und was nun geschehen müsse.
Fürs erste lag die kleine Chaise, in welcher die drei Herren heute Morgen ihr Vaterstädtchen X. verlassen hatten, um zu jagen, umgestürzt neben der unglückseligen Anhöhe und zeigte dem Himmel ihre vier Räder, wie die drei tastend bemerkten; der Hufschlag des entfliehenden Rappen war längst verhallt, und eine stockfinstere Nacht bedeckte die traurigen Folgen des Hellwigschen Selbstvertrauens.
»Na, hier übernachten können wir nicht – das steht fest. Machen wir, dass wir fortkommen!« mahnte endlich Hellwig mit ermutigter Stimme.
»Ja, nun kommandiere auch noch!« grollte der Dicke, indem er sich heimlich überzeugte, dass nicht eine seiner Rippen, sondern die Scherben seines schönen Pfeifenkopfes das beängstigende, knirschende Geräusch an seiner Herzwand verursachten. »Kommandiere auch noch, das steht dir gut an, nachdem du um ein Haar in deinem schandbaren Leichtsinn zwei Familienväter gemordet hättest . . . Übernachten will ich freilich nicht in dieser Löwengrube; aber nun siehe du auch, wie du Rat schaffst . . . Nicht zehn Pferde bringen mich ohne Licht von dieser Stelle! Ich versinke zwar im Ackerschlamme, und von da drüben her kommt eine Luft, die mir für ein halbes Jahr meinen Rheumatismus in die Knochen jagt – da drein ergebe ich mich, du magst es verantworten, Hellwig. Aber ich werde nicht so verrückt sein, mir mutwillig in den tausend Löchern und Gräben, die diese gesegnete Gegend aufzuweisen hat, Arme und Beine zu brechen oder die Augen einzuschlagen.«
»Sei kein Narr, Doktor,« sagte der dritte. »Du kannst nicht wie ein Meilenzeiger abwechselnd auf einem Beine hier stehen und abwarten, bis Hellwig und ich in die Stadt tappen und Hilfe holen. Ich hatte längst gemerkt, dass dieser ausgezeichnete Rosselenker zu viel nach links fuhr. Wir gehen jetzt schnurstracks über den Acker nach rechts und kommen an den Fahrweg, dafür stehe ich ein. Und nun komm und mache keine Flausen; denk an Weib und Kind, die vielleicht jetzt schon jammern und schreien, weil du bei der Abendsuppe fehlst.«
Der Dicke brummte etwas von »heilloser Wirtschaft« in den Bart; aber er verließ seinen Posten und tappte mit den anderen vorwärts. Das war ein schreckliches Stück Arbeit! Faustdick hingen sich Erdsohlen an die Jagdstiefeln, und hier und da sank ein unsicher tappender Fuß mit aller Vehemenz in eine Pfütze, deren alterierter Wasserspiegel sich sofort in Fontänenform über die Köpfe und Flausröcke der drei Unglücklichen ergoss. Sie erreichten aber doch ohne ernstlichen Unfall den Fahrweg, und nun wurde tapfer und wohlgemut drauf losgeschritten. Selbst der Doktor gewann allmählich seine gute Laune wieder; er brummte mit einem fürchterlichen Basse: »Zu Fuß sind wir gar wohl bestellt, juchhe!« &c.
In der Nähe der Stadt tauchte ein Licht aus der Finsternis auf; es kam in stürmischer Eile auf die Wandernden zu, und Hellwig erkannte alsbald in dem breiten, fröhlich lachenden Gesicht, das sich in greller Beleuchtung über die Laterne erhob, seinen Hausknecht Heinrich.
»Ja, herrje, Herr Hellwig, sind Sie's denn wirklich?« schrie der Bursche. »Die Madame denkt, Sie liegen mausetot da draußen!«
»Woher weiß denn meine Frau schon, dass wir Unglück gehabt haben?«
»Ja, sehen Sie, Herr Hellwig, da ist heute Abend eine Kutsche mit Spielern angekommen« – der ehrliche Bursche hatte für Schauspieler, Taschenspieler, Seiltänzer und dergleichen nur diese eine Rubrik – »und wie die Kutsche in den Löwen eingefahren ist, da war das Beest, unser Rappe, hintendran, als ob er dazu gehörte. Der Löwenwirt kennt ihn ja, unseren Alten, und hat ihn gleich selbst gebracht . . . Na, aber der Schreck von der Madame! Sie hat mich gleich fortgeschickt mit der Laterne, und Friederike muss einen Kamillentee kochen.«
»Kamillentee? . . . Hm, ich meine, ein Glas Glühwein oder wenigstens ein Warmbier wäre vielleicht zweckmäßiger gewesen.«
»Ja, das meinte ich auch, Herr Hellwig; aber Sie wissen ja, wie die Madame –«
»Schon gut, Heinrich, schon gut. Jetzt gehe du voran mit der Laterne. Wir wollen machen, dass wir heimkommen.«
Auf dem Marktplatze trennten sich die drei Leidensgefährten mit stummem Händedrucke; der eine, um pflichtschuldigst seinen Kamillentee zu trinken, und die anderen in dem niederschlagenden dass ihrer eine Gardinenpredigt daheim warte. Denn die Frauen waren der »noblen Passion« ihrer Eheherren ohnehin nicht hold, und nun lag die Jagdbeute, das einzige Beschwichtigungsmittel, zerquetscht draußen unter der umgestürzten Chaise, und das mit zähem Schlamme bedeckte Jagdkostüm verwandelte sicherlich schon die erste Umarmung in einen jähen Zornausbruch.
Am anderen Morgen klebten an allen Straßenecken rote Zettel, welche die Ankunft des berühmten Eskamoteurs Orlowsky und seine ausgezeichneten Kunstleistungen ankündigten, und eine junge Frau ging von Haus zu Haus, um Billets zu den Vorstellungen anzubieten . . . Sie war sehr schön, diese Frau, mit ihrem prächtigen, blonden Haare und der imposanten Gestalt voll Adel und Anmut; aber das liebliche Gesicht war blass, »blass wie der Tod«, sagten die Leute, und wenn sie die goldig bewimperten Lider hob, was nicht häufig geschah, da brach ein rührend sanfter, aber tränenvoller Blick aus den dunkelgrauen Augensternen.
Sie kam auch in Hellwigs Haus, das stattlichste am Marktplatz.
»Madame,« rief Heinrich in das Zimmer im Erdgeschosse, während er den hellpolierten Messingknopf an der glänzend weißen Tür in der Hand behielt, »die Spielersfrau ist draußen!«
»Was will sie?« rief eine weibliche Stimme streng zurück.
»Ihr Mann spielt morgen, und da möchte sie gern eine Karte an die Madame verkaufen.«
»Wir sind anständige Christen und haben kein Geld für solche Faxereien – schick sie fort, Heinrich!«
Der Bursche Tür wieder. Er kratzte sich hinter den Ohren und machte ein sehr verlegenes Gesicht; denn die »Spielersfrau« musste ja jedes Wort gehört haben. Sie stand auch einen Augenblick wie zusammengebrochen vor ihm: eine fliegende Röte war in ihr bleiches Gesicht getreten, und ein schwerer Seufzer hob ihre Brust . . . Da wurde leise ein kleines Fenster geöffnet, das in die Hausflur mündete; eine unterdrückte Männerstimme verlangte ein Billet – es wurde in Empfang genommen, und ein harter Thaler glitt dafür in die Hand der jungen Frau. Ehe sie nur aufblicken konnte, war der Fensterflügel wieder geschlossen, und ein grüner Vorhang hing in dichten, undurchdringlichen Falten hinter den Scheiben. Heinrich öffnete mit einem linkischen Kratzfuße und gutmütig lächelnd die Haustür, und die Frau schwankte hinaus, schwankte weiter auf dem Wege voller Dornen und Stacheln.
Der Hausknecht nahm ein Paar blankgewichster Stiefel, die er vorhin bei dem Erscheinen der Frau niedergesetzt hatte, wieder auf und trat in das Zimmer seines Herrn, der sich uns jetzt im vollen Tageslichte als einen kleinen, älteren Mann mit einem mageren, blassen, aber unendlich gutmütigen Gesicht zeigt.
»Ach, Herr Hellwig,« meinte Heinrich, nachdem er die Stiefel an den gehörigen Platz gestellt hatte, »das war wirklich recht schön, dass Sie eine Karte gekauft haben! Die arme Frau sieht ja aus wie 's Leiden Christi; sie dauert mich, und wenn zehnmal ihr Mann sein Brot nicht ehrlich verdient . . . Er hat hier so kein Glück – denken Sie einmal an mich, Herr Hellwig!«
»Warum denn nicht, Heinrich?«
»Ja, weil der Racker, unser Rappe, sich wie eine Klette an den Wagen gehängt hat, wie er zum Tore hereingefahren ist – das bedeutet nichts Gutes – das Unglücksvieh kam ja justament von einem Unglücksplatze . . . Passen Sie mal auf, Herr Hellwig, was ich gesagt habe, die Leute haben kein Glück!«
Er schüttelte seinen dicken Kopf und ging, da sein Herr aus die Prophezeiung hin weder ein Für noch Wider verlauten ließ, wieder in die Hausflur, um die Strohmatte vor der Tür der strengen Madame regelrecht zu platzieren; die fremde Frau hatte unbewusst mit dem Fuße daran gestoßen.
Der Rathaussaal war gedrängt voll Zuschauer, und immer noch strömten die Menschen die Treppe herauf. Heinrich stand im dichtesten Gedränge und suchte sich schimpfend Luft zu machen mittels derber Püffe und heimlicher Attacken auf die Hühneraugen seiner Nächsten. »Herr Jesus, wenn das die Madame wüsste, das gäb' ein Donnerwetter! – Der Herr müsste gleich morgen in aller Frühe zur Beichte,« flüsterte er vergnüglich schmunzelnd einem Nachbar zu, indem er seinen schwieligen Zeigefinger nach einem der erhöhten Sitze an der Seitenwand des Saales ausstreckte. Dort saß Herr Hellwig in Gesellschaft seines Leidensgefährten, des Doktor Böhm. Es hatte dem ehrlichen Burschen Mühe genug gekostet, seinen schmächtigen Herrn herauszufinden: denn die Honoratioren waren stark vertreten. Das Programm versprach aber auch lauter neue Wunderdinge, und der Schluss desselben lautete folgendermaßen:
»Madame d'Orlowska erscheint als Schildjungfrau. Sechs Mann Militär werden mit scharfgeladenem Gewehre auf sie schießen, und sie wird mit einem Hiebe ihres Schwertes die sechs Kugeln in der Luft zerhauen.«
Die Bewohner von X. waren hauptsächlich gekommen, um sich von der Wahrheit dieses Wunders überzeugen zu lassen. Die schöne, junge Frau hatte das allgemeine Interesse geweckt, und jeder mochte gern wissen, wie sie wohl aussehe, wenn sie die Feuerrohre auf sich gerichtet wüsste . . . Es gelang übrigens auch dem Taschenspieler, die Aufmerksamkeit des Publikums für seine Kunstleistungen zu gewinnen. Er war, was die Frauen einen interessanten Mann zu nennen pflegen. Mittelgroß, von schlanker, biegsamer Gestalt, mit regelmäßigen, aber bleichen Zügen, braunen Locken und ausdrucksvollen Augen, zeigte er sehr elegante Manieren, und sein eigentümlich klingendes Deutsch, das ihn als den Sohn jenes unglücklichen, auseinander gerissenen Volkes kennzeichnete, machte ihn noch anziehender . . . Das alles war aber sofort vergessen, als die annoncierten sechs Soldaten unter Kommando eines Unteroffiziers aufmarschierten. Ein Geräusch entstand im Publikum, wie das Tosen einer Brandung – dann folgte plötzlich bängliche Stille.
Der Pole trat an einen Tisch und machte die Patronen angesichts des Publikums. Mit einem Hammer klopfte er auf jede einzelne Kugel, um die atemlosen Zuschauer durch den Klang zu überzeugen, dass es wirkliche, zweilötige Gewehrkugeln seien. Dann gab er jedem der Soldaten eine Patrone und ließ vor den Augen des Publikums laden . . . Der Taschenspieler klingelte.
Gleich darauf trat die Frau hinter einem breiten Schirme hervor. Sie schritt langsam seitwärts und stellte sich den Soldaten gegenüber. Es war eine wundervolle Erscheinung, den linken Arm deckte der Schild und in der Rechten hielt sie das Schwert. Ein weißes Gewand floss in reichen Falten auf die Füße nieder; um die Hüften legten sich silberglänzende Schuppen, und ein strahlender Harnisch deckte die herrliche Büste . . . Was war aber all dieser Glanz gegen den matten Goldschimmer der Haarwellen, die unter dem Helme hervorquollen und fast bis auf den Saum des Gewandes herabfielen!
Das bleiche, schwermütige Gesicht richtete den traurigen Blick auf die Mündungen der todbringenden Waffen, die hinüber starrten. Keine Wimper zuckte. Nicht die leiseste Bewegung war an dem leicht wallenden Gewande zu bemerken – sie stand dort wie ein Steinbild . . . Das letzte Kommando schallte durch den totenstillen Saal; die sechs Schüsse krachten wie aus einem Rohre – sausend durchschnitt das Schwert die Luft, und zwölf halbe Kugeln rasselten auf den Boden.
Einen Augenblick noch sah man die hohe Gestalt der Schildjungfrau unbeweglich stehen – der Pulverdampf verwischte ihre Züge, und nur matt schimmerte die Rüstung durch die Wolke . . . dann schwankte sie plötzlich, Schild und Schwert sanken klirrend zu Boden, mit der Rechten griff sie, wie nach einem Halt suchend, krampfhaft zuckend in die Luft und taumelte mit dem herzzerreißenden Schrei: »O Gott, ich bin getroffen!« in die Arme ihres herbeieilenden Mannes . . . Er trug sie hinter den Schirm und stürzte gleich darauf wie ein Rasender auf die Soldaten zu.
Sie hatten sämtlich die Weisung erhalten, beim Laden der Gewehre die Kugeln abzubeißen und im Munde zu behalten, das war das ganze Wunder. Einer derselben jedoch, ein ungelenkes Bauernkind, hatte, völlig verwirrt durch den Anblick der versammelten Menschenmenge, in jenem verhängnisvollen Momente den Kopf verloren – als die fünf anderen auf den leidenschaftlich herausgestoßenen Befehl des Taschenspielers die Kugeln sofort aus dem Munde holten, da brachte er zu seinem eigenen Entsetzen ein wenig Pulver zum Vorschein – seine Kugel hatte die unglückliche Frau durchbohrt.
Die Züge des Polen verzerrten sich bei diesem Ergebnis in Schmerz und Verzweiflung, und er schlug, ganz außer sich, den unfreiwilligen Verbrecher ins Gesicht.
Augenblicklich entstand eine unglaubliche Verwirrung im Saale. Mehrere Damen wurden ohnmächtig, und zahllose Stimmen schrien nach einem Arzte. Doktor Böhm aber, der den Vorfall schneller begriffen hatte, als alle anderen, war schon längst hinter dem Schirme bei der Verwundeten. Als er endlich mit erblasstem Gesichte wieder hervortrat, sagte er leise zu Hellwig. »Muss ohne Gnade sterben, das arme, prächtige Weib!«
Eine Stunde später lag die Frau des Taschenspielers auf einem Bette im Gasthofe »zum Löwen«. Man hatte sie auf einem Sofa aus dem Saale getragen; Heinrich war einer der Träger gewesen. »Na, Herr Hellwig, habe ich recht oder unrecht mit dem Unglücksvieh, dem Rappen?« hatte er seinen Herrn im Vorübergehen gefragt, und dabei waren ihm dicke Tränen über die Backen gelaufen.
Die Frau lag still, mit geschlossenen Augen da. Ihre entfesselten Haare fielen in einzelnen Strähnen über die weißen Kissen und den Bettrand hinab, und die goldigen Spitzen ringelten sich auf dem dunklen Fußteppich . . . Vor dem Bette kniete der Taschenspieler; die Hand der Verwundeten ruhte auf seinem Kopfe, den er tief eingewühlt hatte in die Bettdecke.
»Schläft Fee?« flüsterte die Frau fast unhörbar, während sie mühsam die Lider öffnete.
Der Taschenspieler hob den Kopf und nahm die bleiche Hand zwischen die seinigen.
»Ja,« murmelte er mit schmerzverzogenen Lippen. »Die Tochter des Hauses hat sie mitgenommen in ihr Schlafzimmer; sie liegt dort in einem weißen Bettchen – unser Kind ist gut aufgehoben, Meta, mein süßes Leben!«
Die Frau blickte mit einem unaussprechlichen Ausdrucke innerer Leiden auf ihren Mann, dem die Verzweiflung aus den Augen glühte.
»Jasko – ich sterbe!« seufzte sie.
Der Taschenspieler sank auf den Teppich zurück und wand sich wie in den heftigsten körperlichen Schmerzen.
»Meta, Meta, gehe nicht von mir!« rief er außer sich. »Du bist das Licht auf meinem dunklen Wege! Du bist der Engel, der die Dornen meines verfemten Berufes sich ins Herz gestoßen hat, damit sie mich nicht berühren sollten! . . . Meta, wie soll ich leben, wenn du nicht mehr neben mir stehst mit dem behütenden Auge und dem Herzen voll unsäglicher Liebe? Wie soll ich leben, wenn ich deine berauschende Stimme nicht mehr höre, dein himmlisches Lächeln nicht mehr sehe? Wie soll ich leben mit dem marternden dass ich dich an mich gerissen habe, um dich namenlos elend zu machen? . . . Gott, Gott, da droben, du kannst mich nicht in diese Hölle stoßen! . . .« Er weinte leise. »Ich will erst sühnen, was ich an dir gefrevelt habe, Meta. Ich will für dich arbeiten, ehrlich arbeiten, bis mir das Blut unter den Nägeln hervorspringt – ich will arbeiten mit Hacke und Spaten. Wir wollen uns still und zufrieden in einen Winkel der Erde zurückziehen« – er riss das schwarze, mit Goldflitter besäte Samtwams von den Schultern – »fort mit dem Plunder! Er soll mich nie mehr berühren . . . Meta, bleibe bei mir, wir wollen ein neues Leben anfangen!«
Ein schmerzliches Lächeln flog um die Lippen der Sterbenden. Mühsam erhob sie den Kopf; er schob seinen Arm unter und presste mit der linken Hand ihr Gesicht wie wahnsinnig an seine Brust.
»Jasko, fasse dich – sei ein Mann!« stöhnte sie; ihr Haupt sank wie leblos zurück, aber sie öffnete die halb gebrochenen Augen wieder, und es schien, als klammere sich die scheidende Seele noch einmal verzweiflungsvoll an die zusammenbrechende Hülle – diese Lippen, die in Staub zerfallen sollten, mussten noch einmal sprechen; das Herz durfte nicht stillstehen und die Qualen unausgesprochener Mutterangst mit unter die Erde nehmen.
»Du bist ungerecht gegen dich selbst, Jasko,« sagte sie nach einer Pause, während welcher sie noch einmal den Rest ihrer Kräfte zusammengerafft hatte; »ich bin nicht elend geworden durch dich . . . ich bin geliebt worden, wie selten ein Weib, und diese Jahre des Liebesglückes wiegen wohl ein ganzes, langes Menschenleben auf . . . Ich habe dass ich dem Taschenspieler meine Hand reiche – ich bin aus dem Vaterhause, das mich um meiner Liebe willen verstieß, hellen Blickes gegangen, um an deiner Seite zu leben . . . Wenn Schatten mein Glück getrübt haben, so trifft mich, mich allein die Schuld, die ich meine Kraft überschätzt hatte, und die kleinmütig zusammenbrach unter der Misere deiner Stellung . . . Jasko,« fuhr sie leiser fort, »den Mann erhebt der Gedanke, dass seine Kunst, gleichviel welche, ihn adle, über die engherzigen Ansichten der Menschen – das Weib aber zuckt unter den Nadelstichen einer geringschätzenden Behandlung . . . O Jasko, die Sorge um Fee macht meine Sterbestunde zu einer qualvollen, schrecklichen! Ich beschwöre dich, halte das Kind fern von deinem Berufe!«
Sie fasste nach seiner Hand und zog sie an sich. Ihre ganze Seele drängte sich noch einmal in diese schönen Augen, die sich binnen kurzem verdunkeln sollten im Todeskampfe.
»Ich fordre unsäglich Schweres von dir, Jasko!« fuhr sie flehentlich fort. »Trenne dich von Fee – gib sie unter die Obhut einfacher, braver Menschen, lasse sie inmitten eines ruhigen, stillen Familienlebens aufwachsen – versprich mir das, mein einzig geliebter Mann.«
Mit von Tränen erstickter Stimme gelobte es ihr der Mann. Es folgte eine schreckliche Nacht, der Todeskampf wollte nicht enden. Als aber das Frührot durch die Fenster brach, da warf es seine Rosen auf eine schöne Frauenleiche, deren verklärte Züge die Kämpfe der letzten Stunden nicht mehr ahnen ließen. Orlowsky hatte sich über die erkaltende Hülle geworfen, und nur der Anstrengung mehrerer Männer gelang es, ihn hinwegzureißen und in ein anderes Zimmer zu bringen.
Am dritten Tage gegen Abend wurde die »Spielersfrau« unter großem Zudrange zur Erde bestattet. Mitleidige Herzen hatten den Totenschrein mit Blumen bedeckt, und unter den angesehenen Männern der Stadt, die im Leichenzuge schritten, war auch Hellwig . . . Der Taschenspieler brach zusammen, als die ersten Schollen auf den Sarg fielen; aber Hellwig, der neben ihm stand, stützte ihn und führte ihn in die Stadt zurück. Er blieb mehrere Stunden allein bei dem Tiefgebeugten, der bis dahin jeden Zuspruch zurückgewiesen und sogar versucht hatte, Hand an sich zu legen . . . Die an der Tür des Sterbezimmers vorübergingen, hörten bisweilen ein heftiges Aufschluchzen des unglücklichen Mannes oder Ausbrüche leidenschaftlicher Zärtlichkeit, auf die süßes Kindergeschwätz antwortete – sie klangen herzzerreißend zusammen, jene tränenerstickte Stimme und die lachenden Silbertöne des Kindes.
Der Abend war weit vorgerückt. Ein scharfer Novemberwind fegte durch die Straßen, und die ersten Schneeflocken taumelten auf Dächer und Straßenpflaster und auf die dunkle, frisch aufgeworfene Erde des Grabhügels, der sich über der jungen Frau des Polen wölbte.
Inmitten des Hellwigschen Wohnzimmers stand ein gedeckter Tisch. Es waren massive silberne Bestecke, die neben den Tellern lagen, und das weiße Damasttischtuch hatte Atlasglanz und zeigte ein prachtvolles Muster. Die Lampe stand auf dem kleinen, runden Sofatische, hinter welchem die Frau Hellwig saß und an einem langen, wollenen Strumpfe strickte. Sie war eine große, breitschultrige Frau, im Anfange der vierziger Jahre. Vielleicht war dies Gesicht im Schimmer der Jugend schön gewesen, wenigstens hatte das Profil jene klassische Linie, welche die Gesetze der regelmäßigen Schönheit verlangen; aber hinreißenden Zauber hatte die Frau wohl nie besessen. Und mochte ihr großes Auge auch noch so schön geschnitten und glänzend, ihr Teint noch so strahlend gewesen sein, sie hatten sicher nicht jenen Schmelz zu ersetzen vermocht, den ein reiches Seelenleben über die Züge haucht – wie hätte sich dies Gesicht so versteinern können bei innerer Wärme? Wie wäre es möglich gewesen, nach einer Jugend voll seligen Gebens und Nehmens, nach den zahllosen Anregungen und Empfindungen, die das Leben in der empfänglichen Seele weckt, noch so eisig zu blicken, wie diese starren, grauen Augen blickten? . . . Ein dunkler Scheitel legte sich in einer strengen, festen Linie um die noch immer weiße Stirn. Das übrige Haar dagegen verschwand unter einem Mullhäubchen von tadelloser Frische. Diese Kopfbedeckung und ein schwarzes Kleid von gesucht einfachem Schnitt mit eng anliegenden Ärmeln und schmalen, weißen Manschettenstreifen am Handgelenke gaben der gesamten Erscheinung etwas Puritanerhaftes.
Dann und wann wurde eine Seitentür geöffnet, und das runzelvolle Gesicht einer alten Köchin erschien forschend in der Spalte.
»Noch nicht, Friederike!« sagte Frau Hellwig jedes Mal mit eintöniger Stimme, ohne aufzublicken; aber die Nadeln flogen immer rascher durch die Finger, und ein eigentümlicher Zug von Verbissenheit lagerte um die schmalen Lippen. Die alte Köchin dass »die Madame« ungeduldig sei; sie liebte es, zu schüren, und rief endlich in weinerlichem Tone in das Zimmer:
»Du lieber Gott, wo aber auch nur der Herr bleibt! Der Braten wird schlecht, und wann soll ich denn heute fertig werden?«
Diese Bemerkung trug ihr zwar eine Rüge ein, denn Frau Hellwig litt es nicht, dass ihre Leute unaufgefordert ihre Meinung äußerten; aber sie zog sich vergnüglich samt ihrem Verweise in die Küche zurück, hatte sie doch gesehen, dass die Madame nun auch eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen hatte.
Endlich wurde die Haustür aufgemacht. Der volle, tiefe Klang der Türglocke scholl durch die Hausflur.
»Ach, das hübsche Klingkling da oben!« rief draußen eine klare Kinderstimme.
Frau Hellwig legte den Strickstrumpf in ein vor ihr stehendes Körbchen und erhob sich. Befremden und Erstaunen hatten den Ausdruck der Ungeduld verdrängt – sie sah gespannt über die Lampe hinweg nach der Tür. Draußen kratzte jemand unzählige Male mit den Füßen über die Strohmatte, das war ihr Mann. Gleich darauf trat er in das Zimmer und ging mit etwas unsicheren Schritten auf seine Frau zu. Er trug ein kleines Mädchen, das ungefähr vier Jahre alt sein mochte, auf dem Arme.
»Ich bringe dir hier etwas mit nach Hause, Brigittchen,« sagte er bittend, aber er verstummte sogleich wieder, als sein Auge das seiner Frau traf.
»Nun?« fragte sie, ohne sich zu bewegen.
»Ich bringe dir ein armes Kind –«
»Wem gehört es?« unterbrach sie ihn kalt.
»Dem unglücklichen Polen, der seine junge Frau auf eine so schreckliche Weise verloren hat . . . Liebes Brigittchen, nimm die Kleine gütig auf!«
»Doch wohl nur für diese Nacht?«
»Nein – ich habe dem Manne heilig versprochen, dass das Kind in meinem Hause aufwachsen soll.«
Er sprach diese Worte rasch und fest; denn es musste ja doch einmal gesagt werden.
Das weiße Gesicht der Frau war plötzlich mit einer hellen Röte übergossen, und ein schneidender Zug flog um ihre Lippen. Sie verließ ihren bisherigen Platz um einen Schritt und tippte mit einer unbeschreiblich maliziösen Bewegung den Zeigefinger gegen die Stirn.
»Ich fürchte, es ist nicht richtig bei dir, Hellwig,« sagte sie. Ihre Stimme hatte noch immer die kalte Ruhe, was in diesem Augenblicke umso verletzender klang. »Mir, mir eine solche Zumutung? . . . Mir, die ich mein Haus zu einem Tempel des Herrn zu machen suche, Komödiantenbrut unter das Dach zu bringen, dazu gehört mehr noch, als – Einfalt.«
Hellwig fuhr zurück, und ein Blitz zuckte aus seinen sonst so gutmütigen Augen.
»Du hast dich gewaltig geirrt, Hellwig!« fuhr sie fort. »Ich nehme dies Kind der Sünde nicht in mein Haus – das Kind eines verlorenen Weibes, das so sichtbar vom Strafgerichte des Herrn ereilt worden ist.«
»So – ist das deine Meinung, Brigitte? Nun, so frage ich dich, welcher Sünden hat sich dein Bruder schuldig gemacht, als er auf der Jagd von einem unvorsichtigen Schützen erschossen wurde? Er war seinem Vergnügen nachgegangen – das arme Weib aber starb in Erfüllung einer schweren Pflicht.«
Das Blut wich der Frau aus dem Gesicht, sie wurde plötzlich kreideweiß. Einen Moment schwieg sie und richtete das Auge erstaunt und lauernd zugleich auf ihren Mann, der plötzlich eine solche Energie ihr gegenüber entwickelte.
Währendem zog das kleine Mädchen, das Hellwig auf den Boden gestellt hatte, die rosenfarbene Kapuze herunter, und ein reizendes Köpfchen voll kastanienbrauner Locken kam zum Vorschein; auch das Mäntelchen flog zur Erde . . . Wie verhärtet dass sie nicht sofort beide Arme ausbreitete und das Kind kosend an die Brust drückte! War sie völlig blind gegen den unsäglichen Liebreiz der kleinen Gestalt, die auf den zierlichsten Füßchen, die je in einem Kinderschuhe gesteckt, durch das Zimmer trippelte und mit großen Augen die neue Umgebung betrachtete? . . . Das rosige Fleisch der runden Schultern quoll aus einem hellblauen Wollkleidchen, dessen Bändchen und Säume zierliche Stickerei zeigten – vielleicht war dieser Schmuck des Lieblings die letzte Arbeit der Hände gewesen, die nun im Tode erstarrt waren.
Aber gerade der elegante Anzug, der ungezwungene, geniale Fall der Locken auf Stirn und Hals, die graziösen Bewegungen des Kindes empörten die Frau.
»Nicht zwei Stunden möchte ich diesen Irrwisch um mich leiden,« sagte sie plötzlich, ohne auf die eklatante Zurechtweisung ihres Mannes auch nur eine Silbe zu erwidern. »Das zudringliche kleine Ding mit den wilden Haaren und der entblößten Brust passt nicht in unseren ernsthaften, strengen Haushalt – das hieße geradezu der Leichtfertigkeit und Liederlichkeit Tür und Tor öffnen. Hellwig, du wirst diesen Zankapfel nicht zwischen uns werfen, sondern dafür sorgen, dass die Kleine wieder dahin zurückgebracht wird, wohin sie gehört.«
Sie öffnete die Tür, die nach der Küche führte, und rief die Köchin herein.
»Friederike, ziehe dem Kinde die Sachen wieder an,« befahl sie, auf Kapuze und Mantel der Kleinen deutend, die noch am Boden lagen.
»Du gehst augenblicklich in die Küche zurück!« gebot Hellwig mit lauter, zorniger Stimme und zeigte nach der Tür.
Die verblüffte Magd verschwand.
»Du treibst mich zum Äußersten durch deine Härte und Grausamkeit, Brigitte!« rief der erbitterte Mann. »Schreibe es daher dir und deinen Vorurteilen zu, wenn ich dir jetzt Dinge sage, die sonst nie über meine Lippen gekommen wären . . . Wem gehört das Haus, das du, wie du sehr irrigerweise behauptest, zu einem Tempel des Herrn gemacht haben willst? – Mir . . . Brigitte, du bist auch als arme Waise in dies Haus gekommen – im Laufe der Jahre hast du das vergessen, und, Gott sei es geklagt, je eifriger du an diesem sogenannten Tempel gebaut, je mehr du dich befleißigt hast, den Herrn und die christliche Liebe und Demut auf den Lippen zu führen, um so hochmütiger und hartherziger bist du geworden . . . Dies Haus ist mein Haus, und das Brot, welches wir essen, bezahle ich, und so erkläre ich dir entschieden, dass das Kind bleibt, wo es ist . . . Und ist dein Herz zu eng und liebeleer, um mütterlich für die arme Waise zu fühlen, so verlange ich wenigstens von meiner Frau, dass sie in Rücksicht auf meinen Willen dem Kinde den nötigen weiblichen Schutz zu teil werden lässt . . . Wenn du nicht dein Ansehen bei unseren Leuten verlieren willst, so triff jetzt die nötigen Anordnungen zur Aufnahme des Kindes – außerdem werde ich die Befehle geben.«
Nicht ein Wort mehr kam über die weißgewordenen Lippen der Frau. Jede andere würde wohl in einem solchen Augenblicke der völligen Ohnmacht zu der letzten Waffe, den Tränen, gegriffen haben; aber diese kalten Augen schienen den süßen, erleichternden Quell nicht zu kennen. Dieses völlige Verstummen, diese eisige Kälte, mit der sich die ganze Frauengestalt förmlich panzerte, hatte etwas Beängstigendes und musste jedem anderen die Brust zuschnüren . . . Sie griff schweigend nach einem Schlüsselbunde und ging hinaus.
Mit einem tiefen Seufzer nahm Hellwig die Kleine bei der Hand und ging mit ihr im Zimmer auf und ab. Er hatte einen furchtbaren Kampf gekämpft, um diesem verlassenen Wesen eine Heimat in seinem Hause zu sicheren, er hatte seine Frau tödlich beleidigt; nie, nie – das wusste er – vergab sie ihm die bitteren Wahrheiten, die er ihr eben gesagt hatte, denn sie war unversöhnlich.
Unterdes stellte Friederike einen kleinen Zinnteller mit einem Kinder-Essbesteck und einer frischen Serviette auf den Tisch. Zugleich klingelte es draußen, und gleich darauf öffnete Heinrich die Zimmertür und ließ einen kleinen, ungefähr siebenjährigen Knaben eintreten.
»Guten Abend, Papa!« rief der Kleine und schleuderte die Schneeflocken von seiner Pelzmütze.
Hellwig nahm den blonden Kopf seines Kindes zärtlich zwischen seine Hände und küsste es auf die Stirn.
»Guten Abend, mein Junge,« sagte er; »nun, war es hübsch bei deinem kleinen Freunde?«
»Ja; aber der dumme Heinrich hat mich viel zu früh geholt.«
»Das hat die Mama so gewünscht, mein Kind . . . Komm her, Nathanael, sieh dir einmal dies kleine Mädchen an – es heißt Fee –«
»Dummheit! . . . wie kann sie denn ›Fee‹ heißen – das ist ja gar kein Name!«
Hellwigs Auge streifte gerührt über das kleine Geschöpfchen, das Elternzärtlichkeit selbst mittels des Rufnamens poetisch zu verklären gesucht hatte.
»Ihr Mütterchen hat sie so genannt, Nathanael,« sagte er weich; »sie heißt eigentlich Felicitas . . . Ist sie nicht ein armes, armes Ding? Ihre Mama ist heute begraben worden; sie wird nun bei uns wohnen, und du wirst sie lieb haben, wie ein Schwesterchen, gelt?«
»Nein, Papa, ich will kein Schwesterchen haben.«
Der Knabe war das treue Abbild seiner Mutter. Er hatte schöne Züge und einen merkwürdig klaren rosigen Teint; aber er hatte auch die hässliche Gewohnheit, das Kinn auf die Brust zu drücken und mit seinen großen Augen unter der gewölbten Stirn hervor nach oben zu schielen, was ihm einen Ausdruck von Heimtücke und Verschlagenheit gab. In diesem Augenblicke bog er den Kopf noch tiefer als sonst gegen die Brust, hob den rechten Ellbogen wie zu trotziger Abwehr in die Höhe und sah unter demselben mit einem bösartigen Ausdrucke nach dem Kinde hinüber.
Die Kleine stand dort und zog und zerrte verlegen an ihrem Röckchen; der bedeutend größere Junge imponierte ihr offenbar, aber allmählich kam sie näher, und ohne sich durch seine gehässige Stellung abschrecken zu lassen, griff sie mit leuchtenden Augen nach dem Kindersäbel, der an seinem Gürtel hing. Er stieß sie zornig zurück und lief seiner Mutter entgegen, die eben wieder eintrat.
»Ich will aber kein Schwesterchen haben!« wiederholte er weinerlich. »Mama, schicke das ungezogene Mädchen fort; ich will allein sein bei dir und dem Papa!«
Frau Hellwig zuckte schweigend die Achseln und trat hinter ihren Stuhl am Esstische.
»Bete, Nathanael!« gebot sie eintönig und faltete die Hände. Sofort fuhren die zehn Finger des Knaben ineinander; er senkte demütig den Kopf und sprach ein langes Tischgebet . . . Unter den obwaltenden Umständen war dies Gebet die abscheulichste Profanation einer schönen christlichen Sitte.
Der Hausherr rührte das Essen nicht an. Auf seiner sonst so blassen Stirn lag die Röte innerer Aufregung, und während er mechanisch mit der Gabel spielte, flog sein getrübter Blick unruhig über die mürrischen Gesichter der Seinen. Das kleine Mädchen ließ es sich dagegen vortrefflich schmecken. Sie steckte einige Bonbons, die er neben ihren Teller gelegt hatte, gewissenhaft in ihr Täschchen.
»Das ist für Mama,« sagte sie zutraulich; »die isst Bonbons zu gern; Papa bringt ihr immer ganze große Düten voll mit.«
»Du hast gar keine Mama!« rief Nathanael feindselig herüber.
»O, das weißt du ja gar nicht!« entgegnete die Kleine sehr aufgeregt. »Ich habe eine viel schönere Mama, als du!«
Hellwig sah tieferschrocken und scheu nach seiner Frau, und seine Hand hob sich unwillkürlich, als wollte sie sich auf den kleinen rosigen Mund legen, der das eigene Interesse so schlecht zu wahren verstand.
»Hast du für ein Bettchen gesorgt, Brigittchen?« fragte er hastig, aber mit sanfter, bittender Stimme.
»Ja.«
»Und wo wird sie schlafen?«
»Bei Friederike.«
»Wäre nicht so viel Platz – wenigstens für die erste Zeit – in unserem Schlafzimmer?«
»Wenn du Nathanaels Bett hinausschaffen willst, ja.«
Er wandte sich empört ab und rief das Dienstmädchen herein.
»Friederike,« sagte er, »du wirst des Nachts dies Kind unter deiner Obhut haben – sei gut und freundlich mit ihm; es ist eine arme Waise und an die Zärtlichkeit einer guten, sanften Mutter gewöhnt.«
»Ich werde dem Mädchen nichts in den Weg legen, Herr Hellwig,« entgegnete die Alte, die offenbar gehorcht hatte; »aber ich bin ehrlicher Leute Kind und hab' in meinem ganzen Leben nichts mit Spielersleuten zu schaffen gehabt – wenn man nur wenigstens wüsste, ob die Menschen getraut gewesen sind.«
Sie schielte hinüber nach Frau Hellwig und erwartete ohne Zweifel einen belobenden Blick für ihre »herzhafte« Antwort, allein die Madame band eben Nathanael die Serviette ab und sah überhaupt drein, als sehe und höre sie von dem ganzen Handel nichts.
»Das ist stark!« rief Hellwig entrüstet. »Muss ich denn erst heute erfahren, dass in meinem ganzen Hause weder Mitleiden noch Erbarmen zu finden ist? Und Du meinst, du dürftest unbarmherzig sein, weil du ehrlicher Leute Kind bist, Friederike? . . . Nun, zu deiner Beruhigung sollst du wissen, dass die Leute in rechtlicher Ehe gelebt haben; aber ich sage dir auch hiermit, dass ich von nun an sehr streng mit dir verfahren werde, sobald ich merke, dass du dem Kinde irgendwie zu nahe trittst.«
Es schien, als sei er des Kampfes müde. Er stand auf und trug die Kleine in die Kammer der Köchin. Sie ließ sich gutwillig zu Bett bringen und schlief bald ein, nachdem sie mit süßer Stimme für Papa und Mama, für den guten Onkel, der sie morgen wieder zu Mama tragen werde, und – für »die große Frau mit dem bösen Gesichte« gebetet hatte.
Spät in der Nacht ging Friederike zu Bett. Sie war zornig, dass sie so lange hatte aufbleiben müssen, und rumorte rücksichtslos in der Kammer. Die kleine Felicitas fuhr jäh aus dem Schlafe empor; sie setzte sich im Bette auf, strich die wirren Locken aus der Stirn, und ihre Augen glitten angstvoll suchend über die räucherigen Wände und dürftigen Möbel der engen, schwach beleuchteten Kammer.
»Mama, Mama!« rief sie mit lauter Stimme.
»Sei still, Kind, deine Mutter ist nicht da; schlafe wieder ein,« sagte die Köchin mürrisch, während sie sich entkleidete.
Die Kleine sah erschreckt zu ihr hinüber; dann fing sie an, leise zu weinen – sie fürchtete sich offenbar in der fremden Umgebung.
»Na, jetzt heult die Range auch noch, das könnte mir fehlen – gleich bist du still, du Komödiantenbalg!« Sie hob drohend die Hand. Die Kleine steckte erschrocken das Köpfchen unter die Decke.
»Ach, Mama, liebe Mama,« flüsterte sie, »wo bist du nur? Nimm mich doch in dein Bett – ich fürchte mich so . . . ich will auch ganz artig sein und gleich einschlafen . . . Ich habe dir auch etwas aufgehoben, ich habe nicht alles gegessen – Fee bringt dir etwas mit, liebe Mama . . . oder gib mir nur deine Hand, dann will ich in meinem Bettchen bleiben und –«
»Bist du wohl still!« rief Friederike und rannte wie wütend nach dem Bette des Kindes . . . Es rührte sich nicht mehr – nur dann und wann drang ein unterdrücktes Schluchzen unter der Decke hervor.
Die alte Köchin schlief längst den Schlaf des Gerechten, als das arme Kind, die aufgeschreckte Sehnsucht im kleinen Herzen, noch leise nach der toten Mutter jammerte.
Hellwig war Kaufmann. Erbe eines bedeutenden Vermögens, hatte er dasselbe durch verschiedene industrielle Unternehmungen noch vermehrt. Er zog sich jedoch, weil er kränkelte, ziemlich früh aus der Geschäftswelt zurück und privatisierte in seiner kleinen Vaterstadt. Der Name Hellwig hatte da einen gewichtigen Klang. Die Familie war seit undenklichen Zeiten eine der angesehensten, und durch viele Generationen hindurch hatte immer einer der Träger des geachteten Namens irgend ein Ehrenamt der Stadt bekleidet. Der schönste Garten vor den Toren des Städtchens und das Haus am Markte waren seit Menschengedenken im Besitze der Familie. Das Haus bildete die Ecke des Marktplatzes und einer steil bergaufsteigenden Straße, und an dieser Ecke lief die stattliche Fronte des Gebäudes in einen weit hervorspringenden Erker aus. In den zwei oberen Stockwerken hingen jahraus, jahrein schneeweiße Rouleaus hinter den Scheiben; nur dreimal im Jahre und dann stets einige Tage vor den hohen Festen verschwanden die Hüllen – es wurde gelüftet und gescheuert. Die mächtigen, erzenen Drachenköpfe hoch oben am Dache, die das Regenwasser aus der Dachrinne hinunter auf das Pflaster spien, die Vögel, welche vorüberflatterten, sahen dann die aufgespeicherten Schätze des alten Kaufmannshauses, sahen die altmodische Pracht der Zimmer – jene hohen Schränke von kostbarer eingelegter Arbeit mit den blitzenden Schlössern und Handhaben, die reichen seidendamastenen Überzüge auf den strotzenden Daunenkissen der Kanapees und den hochgepolsterten Stühlen, die deckenhohen, in die Wand eingefügten, venezianischen Spiegel und in den Kammern die hochaufgestapelten Gastbetten, deren Leinenüberzügen ein starker Lavendelduft entquoll.
Diese Räume wurden nicht bewohnt. Es war niemals Sitte in der Familie Hellwig gewesen, einen Teil des geräumigen Hauses zu vermieten. Durch alle Zeiten hatte da droben vornehmes, feierliches Schweigen geherrscht, das nur unterbrochen wurde durch eine glänzende Hochzeit oder Kindtaufe und im Laufe des Jahres dann und wann durch den hallenden Schritt der Hausfrau, die dort ihre Leinenschätze, ihr Silber und Porzellangeschirr verwahrt hielt.
Frau Hellwig war als zwölfjähriges Kind in dies Haus gekommen. Die Hellwigs waren ihr verwandt und nahmen sie auf, als ihre Eltern rasch hintereinander starben und sie und ihre Geschwister mittellos hinterließen. Das junge Mädchen hatte einen schweren Stand der alten Tante gegenüber, die eine strenge und stolze Frau war. Hellwig, der einzige Sohn des Hauses, empfand anfänglich Mitleiden für sie, später aber verwandelte sich die Teilnahme in Liebe. Seine Mutter war entschieden gegen seine Wahl, und es kam deshalb zu schlimmen Auftritten, allein der Liebende setzte schließlich seinen Willen durch und führte das Mädchen heim. Er hatte die mürrische Schweigsamkeit der Geliebten für mädchenhafte Schüchternheit, ihre Herzenskälte für sittliche Strenge, ihren starren Sinn für Charakter gehalten und stürzte mit dem Eintritt in die Ehe aus all seinen Himmeln. Binnen kurzem fühlte der gutmütige Mann die eiserne Faust einer despotischen Seele im Genicke, und da, wo er dankbare Hingebung gehofft hatte, trat ihm plötzlich der krasseste Egoismus entgegen.
Seine Frau schenkte ihm zwei Kinder, den kleinen Nathanael und seinen um acht Jahre älteren Bruder Johannes. Den letzteren hatte Hellwig schon als elfjähriges Kind zu einem Verwandten, einem Gelehrten, gebracht, der am Rhein lebte und Vorstand eines großen Knabeninstituts war.
Das waren Hellwigs Familienverhältnisse zu der Zeit, wo er das Kind des Taschenspielers in sein Haus nahm. Das schreckliche Ereignis, dessen Zeuge er gewesen war, hatte ihn tief erschüttert. Er konnte den flehenden, unsäglich schmerzlichen Blick der Unglücklichen nicht vergessen, als sie gedemütigt in seiner Hausflur gestanden und seinen Thaler in Empfang genommen hatte. Sein weiches Herz litt unter dem Gedanken, dass es vielleicht sein Haus gewesen war, wo das arme Weib den letzten verwundenden Stachel ihrer unglückseligen Lebensstellung hatte empfinden müssen. Als daher der Pole ihm die letzte Bitte der Verstorbenen mitteilte, da erbot er sich rasch, das Kind erziehen zu wollen. Erst als er auf die dunkle Straße hinaustrat, wohin ihm der letzte, herzzerreißende Abschiedsruf des unglücklichen Mannes nachscholl, und wo die Kleine, ihre Ärmchen fester um seinen Hals schlingend, nach der Mama frug, erst da dachte er an den Widerspruch, der ihn voraussichtlich daheim erwartete; allein er rechnete auf den Liebreiz des Kindes und auf den Umstand, dass seiner eigenen Ehe ja ein Töchterchen versagt sei – er hatte trotz aller schlimmen Erfahrungen noch immer keinen vollkommenen Begriff von dem Charakter seines Weibes, sonst hätte er sofort umkehren und das Kind in die Arme des Vaters zurückbringen müssen.
War bis dahin das Verhältnis zwischen Hellwig und seiner Frau ein frostiges gewesen, so hatte es jetzt nach der Aufnahme der kleinen Waise den Anschein, als seien granitene Mauern zwischen dem Ehepaar aufgestiegen. Im Hause ging zwar alles seinen Gang unbeirrt fort. Frau Hellwig wanderte täglich mehrere Male durch die Haus- und Wirtschaftsräume – sie hatte durchaus keinen schwebenden Gang, und für ein feines oder gar ein ängstliches Ohr hatten diese harten, festen Schritte etwas Nervenaufregendes. Fortwährend glitt dabei ihre rechte Hand über Möbel, Fenstersimse und Treppengeländer – es war ein unbezwinglicher Hang, eine Manie dieser Frau, die große, weiße Hand mit den kolbigen Fingerspitzen und den breiten Nägeln über alles hinstreifen zu lassen und dann die innere Fläche sorgsam zu prüfen, ob nicht Staubatome oder das verpönte Fädchen eines Spinnewebenversuchs daran hänge . . . Es wurde gebetet nach wie vor, und die Stimmen, die Gottes ewige Liebe und Barmherzigkeit priesen, die sein Gebot wiederholten, nach welchem wir selbst unsere Feinde lieben sollen, sie klangen genau so eintönig und unbewegt, wie vorher auch. Man nahm die Mahlzeiten gemeinschaftlich ein, und Sonntags schritt das Ehepaar einträchtig nebeneinander zur Kirche. Aber Frau Hellwig vermied es mit eiserner Konsequenz, ihren Mann anzureden. Sie fertigte seine Annäherungsversuche mit der knappesten Kürze ab und machte es möglich, stets neben oder über der kleinen Gestalt des Hausherrn hinwegzusehen. Ebenso wenig existierte der kleine Eindringling für sie. Sie hatte an jenem stürmischen Abende der Köchin ein für allemal befohlen, täglich eine Portion Essen mehr anzurichten, und in die Kammer derselben einige Bettstücke nebst Leinzeug geworfen. Den kleinen Koffer mit Felicitas' Habseligkeiten, den unterdes der Hausknecht aus dem »Löwen« gebracht, musste Friederike vor den Augen der Hausfrau öffnen, und die äußerst sauber gehaltene, kleine Garderobe, welcher der Hauch eines sehr feinen Odeurs entquoll, sofort auf einen offenen Gang zum Auslüften hängen . . . Hiermit begann und beschloss sie die ihr aufgedrungene Fürsorge für das »Spielerskind«, und als sie danach wieder in das Zimmer trat, war sie mit diesem Kapitel innerlich fertig für alle Zeiten. Nur ein einziges Mal schien es, als ob ein Funke Teilnahme in ihr aufglimme. Eines Tages nämlich saß eine Näherin im Wohnzimmer und fertigte aus einem dunklen Stoffe zwei Kleider für Felicitas, genau nach dem strengen Schnitte, wie die Frau des Hauses sich trug. Zu gleicher Zeit presste Frau Hellwig die widerstrebende Kleine zwischen ihre Knie und bearbeitete deren Kopf so lange mit Bürste, Kamm und Pomade, bis das wundervolle Lockengeringel die erwünschte Glätte und Nachgiebigkeit erhielt und sich in zwei hässliche, steife Zöpfe am Hinterkopfe zwängen ließ . . . Die Abneigung dieses Weibes gegen Grazie und Anmut, gegen alles, was wider die Gebote ihrer verknöcherten Ansichten stritt, und was seine Linien und Formen aus dem Gebiete des Idealen entnahm – jener Widerwille war stärker noch als ihr Starrsinn, als der Vorsatz, die Anwesenheit des Kindes im Hause völlig zu ignorieren . . . Hellwig hätte weinen mögen, als ihm sein kleiner Liebling so entstellt entgegentrat, während seine Frau nach der Sühne, die ihr schönheitsfeindlicher Sinn gebieterisch verlangt hatte, womöglich noch zurückweisender gegen das Kind war als vorher.
Noch war indes die Kleine nicht zu beklagen; noch konnte sie aus dem Bereiche jener Medusenaugen an ein warmes Herz flüchten – Hellwig liebte sie wie seine eigenen Kinder. Freilich fand er nicht den Mut, dies offen auszusprechen, – seinen Fonds von Energie hatte er an jenem ereignisvollen Abende seiner Frau gegenüber völlig erschöpft – aber sein Auge wachte unablässig über Felicitas. Gleich Nathanael hatte sie ihr Spielwinkelchen in ihres Pflegevaters Zimmer; dort durfte sie ungestört ihre Puppen herzen und sie einwiegen mit den Melodien, die sie noch gelernt hatte auf den Knien der Mutter. Nathanael ging nicht in die öffentliche Schule; er erhielt seinen Unterricht von Privatlehrern unter den Augen des Vaters, und als Felicitas ihr sechstes Jahr erreicht hatte, begann dieser Unterricht auch für sie. Sobald aber der Schnee schmolz und Krokus und Schneeglöckchen die noch leeren, schwarzen Rabatten besäumten, wanderte Hellwig täglich mit den Kindern hinaus in seinen großen Garten; da draußen wurde gelernt und gespielt, während man nur zur Essenszeit das Haus am Marktplatze aufsuchte. Frau Hellwig betrat sehr selten den Garten; sie zog es vor, mit dem Strickstrumpfe in ihrer großen, stillen Stube, hinter dem makellos weißen, in regelrechte Fältchen gebrochenen Fenstervorhange zu sitzen, und zu diesem Vorzuge hatte sie einen ganz besonderen Grund. Ein Vorfahr Hellwigs hatte den Garten in altfranzösischem Stile angelegt. Es war sicher eine Meisterhand gewesen, von welcher die rings verteilten, lebensgroßen mythologischen Figuren und Gruppen aus Sandstein herrührten. Freilich hoben sich die hellen gestalten scharf ab von den düsteren, steifen Taxuswänden. Die reizenden, aber ziemlich unverhüllten Formen einer Flora, die entblößten zarten Schultern und Arme der sich sträubenden Proserpina und die muskulöse Nacktheit ihres gewaltigen Entführers mussten den Blick des Eintretenden sogleich auf sich ziehen – und das waren in der Tat Steine des Anstoßes für Frau Hellwig. Sie hatte anfänglich die Hinwegschaffung dieser »sündhaften Darstellung des menschlichen Leibes« gebieterisch verlangt, allein Hellwig rettete seine Lieblinge durch Vorzeigung des väterlichen Testaments, in welchem ausdrücklich die Entfernung der Statuen untersagt wurde. Hierauf hatte Frau Hellwig nichts Eiligeres zu tun, als zu Füßen der mythologischen Zankäpfel eine Wildnis von Schlingpflanzen anlegen zu lassen, und nicht lange dauerte es, so erschien Herrn Plutos grimmiges Gesicht unter einer ehrwürdigen, grünen Allongeperücke. Eines schönen Morgens aber riss Heinrich auf Befehl seines Herrn mit einem wahren Wonnegefühl die grünen Schmarotzer bis auf das kleinste Wurzelfäserchen aus der Erde, und seit der Zeit vermied es Frau Hellwig im Interesse ihres Seelenheils, noch mehr aber darum, weil die Statuen hohnlächelnde Zeugen ihrer Niederlage waren, den Garten zu betreten. Gerade deshalb wurde er aber auch die eigentliche Heimat der kleinen Felicitas.