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Unterwegs mit Hans-Peter Siebenhaar
Promovierter Politikwissen­schaftler, Studium in Erlangen, Madrid und Kala­ma­zoo (USA), Korres­pon­dent des „Handels­blatt“ für Südosteuropa in Wien. Siebenhaar ist ein Müller-Autor der ersten Stunde. Sein erstes Buch schrieb er 1982 mit dem Verlagsgründer. Ins­gesamt hat er sieben Reise­bücher im Verlag geschrieben.
Nach einer langen Fährfahrt fiel ich spät­nachts halbtot in mein Bett in Pé­lekas. An­ge­trieben von großer Neu­gier­de wan­derte ich gleich am nächsten Mor­gen ohne Früh­stück zum nahen Aus­sichts­punkt des Bergdörfchens. Un­ter einem stahl­blau­en Himmel brei­te­te sich Korfu vor mir aus. Um­werfend! Der grü­ne Farb­klecks im Io­ni­schen Meer war eine Liebe auf den ers­ten Blick. Das war vor drei Jahr­zehn­ten.
Seit dieser ersten Begegnung habe ich Kor­fu unzählige Male besucht, bin an den Hängen des mächtigen In­sel­berges Pan­to­krátor gewandert, durch uralte Oli­ven­haine spaziert, habe die ma­le­ri­schen Gas­sen der In­sel­haupt­stadt er­kundet und mich an weit­läu­figen Sand­strän­den in das tür­kis­far­be­ne Meer gestürzt ...
Natur und Kultur dieser au­ßer­ge­wöhn­li­chen Insel und nicht zuletzt die Le­bens­art der Menschen, die dort zu Hau­se sind, haben mich stets aufs Neue be­geis­tert. Und so versteht sich mein Buch als Ein­ladung an Sie, diese außer­ge­wöh­n­liche Insel am westlichen Rand Grie­chenlands mit seiner groß­ar­ti­gen Na­tur und seinen liebens­wür­di­gen Me­n­schen kennen­zu­ler­nen - auch und vor allem ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Tou­ris­ten­pfade.
Orientiert auf Korfu
Die Insel im Profil
Korfu ist...
Korfu ist die beliebteste Ferieninsel des ionischen Archipels. Das liegt nicht nur an den malerischen Sandstränden und der historisch spannenden Inselhauptstadt. Die grüne Insel zwischen dem griechischen Festland und dem italienischen Stiefel ist ein Naturparadies, das zum Baden, Wandern und Staunen einlädt.
♦ 585 km² Fläche
♦ Länge: 61 km
♦ Breite: 9 km
♦ Höchster Berg: Pantokrátor mit 906 Metern Höhe
♦ 101.000 Einwohner
♦ Hauptort: Korfu-Stadt (32.000 Einwohner)
... die nördlichste der Ionischen Inseln
Die Inselgruppe liegt im Ionischen Meer (wie die Region im Mittelmeer heißt) und zieht sich von der albanisch-grie­chi­schen Grenze bis runter zum Pelo­pon­nes. Korfu ist nach Kefalonia die zweit­größte Ionische Insel und nur durch ei­nen schmalen Meeres­streifen vom Fest­land getrennt. Ganz im Norden ist der Abstand am geringsten: Dort nähert sich die Insel bis auf 2 km der alba­nischen Küste.
... lang und handtuch­schmal
Während es vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt der Insel immerhin gut 60 km sind, ist die Ost-West-Aus­dehnung fast buchstäblich über­schau­bar: Der größte Teil der Insel ist le­dig­lich zwischen 4 und 8 km breit, nur im äußersten Norden kratzt Korfu an der 30-Kilometer-Marke. Das heißt: Wo im­mer man auf der Insel un­ter­wegs ist, das Meer ist niemals wirklich weit entfernt.
... ein Paradies für Naturliebhaber
Im Norden präsentiert sich Korfu durch das überwiegend schrof­fe Kalk­gebirge breit und reich an medi­terraner Vege­ta­tion, be­son­ders die Pi­nien duften herr­lich. Höchste Er­he­bung ist der baum­lose Pan­to­krátor, der 906 m in den Himmel ragt.
Zum Süden hin wird die Insel land­schaftlich immer lieb­licher. Im mitt­le­ren und süd­lichen Teil über­wiegt land­wirt­schaftlich genutztes Hü­gel- und Flach­land mit Oli­venbäu­men und zahl­reichen Zitronen- und Oran­gen­hainen. Die Strände der Insel sind durch­ge­hend sandig, an der vor Wind ge­schütz­ten Ostküste ist jede noch so kleine Bucht touristisch voll er­schlos­sen.
... eine Insel mit vielen kulturellen Einflüssen
Korfu stand im Laufe seiner Ge­schich­te unter verschie­de­nen Fremd­herr­schaf­ten: unter vene­zi­a­ni­scher, engli­scher, fran­zö­si­scher, italie­nischer und deut­scher. Das kurioseste Zeugnis ha­ben die Eng­länder hinter­lassen: ein Cricket­feld mitten auf dem Haupt­platz von Korfu-Stadt. Die Fran­zosen hatten wäh­rend ihres kurzen Inter­mezzos noch Zeit genug, in der Insel­haupt­stadt die schön­ste Flanier­zone ganz Grie­chen­lands zu bauen. Der große histori­sche Rest bleibt den Vene­zianern, deren Herr­schaft am längsten dauerte: Bis heute ist der italie­nische Einfluss spür­bar.
... ein grüner Farbklecks im Mittel­meer
Rund 4,5 Millionen Olivenbäume prä­gen das Bild der Insel - auch das eine Hinterlassenschaft der Venezianer. Die ehemaligen Inselherren zahlten im 16. Jh. für jeden angepflanzten Baum eine Prämie, um so die Versorgung Venedigs mit Olivenöl sicherzustellen. Die Oli­ven­ölproduktion ist - neben dem Tou­ris­mus - bis heute das öko­no­mi­sche Rückgrat der Insel.
... ein Reiseziel für Wanderer
Nicht zuletzt wegen seiner üppigen Vege­tation ist Korfu eine ide­ale Wan­derinsel - wenn man es nicht gerade im Hoch­som­mer probieren will, denn dann brennt die Sonne erbar­mungs­los. Legendär ist der Corfu Trail, der auf einer Strecke von rund 200 km vom nörd­lichs­ten zum süd­lichsten Punkt der Insel führt. Er verläuft über Zie­gen­pfade, Schot­ter­pisten und Küs­ten­straßen und kann natürlich auch etap­pen­weise begangen werden.
... kulinarisch spannend
Der italienische Einfluss ist auf Korfu schmeckbar: Die Pasta gehört zur Insel wie die Olive. Hinzu kommen zahl­rei­che venezianisch inspirierte Fisch­ge­rich­te. Eine Spezialität sind die von den Briten im­por­tierten Kumquats. Die Mini-Orangen tauchen als Marmelade auf dem Früh­stückstisch auf oder als Likör zum Abschluss eines opulenten Mahls.
... touristisch weitgehend erschlossen
Der große Tourismus spielt sich vor allem im Nordosten mit seinen langen Sand­stränden und windgeschützten Buch­ten statt. Zwischen Korfu-Stadt und Pirgí stehen die meisten Hotels. Badeorte wie Kon­tokáli, Gouviá, Dassiá oder Ipsós gehen fließend ineinander über. Die rauere Westküste ist über­wie­gend das Ziel von Indivi­du­alisten.
Baden und Wassersport
Auf Korfu und seiner Nach­bar­insel Paxós kommen Strandlieb­haber und Wasser­sportler auf ihre Ko­s­ten. Selbst in der Hoch­saison sind insbesondere die Strände an der Westküste Korfus meist nicht überlaufen. Auch das An­gebot im Bereich Wassersport lässt keine Wünsche offen.
Die Badesaison dauert von Mai bis Oktober. Die Wasser­tem­pe­raturen am Strand pendeln zwischen 20 und 26 Grad. Baden kann auch Gefahren ber­gen. Denn nur wenige Strände sind wirk­lich bewacht. Nicht zu­letzt wegen der Strö­mun­gen ist also Vorsicht geboten.
Exzellente Strände in jeder Himmelsrichtung
Seine Beliebtheit als Reiseziel hat Kor­fu vor allem seinen exzellenten Strän­den zu ver­dan­ken. Be­gon­nen hat der Bade­tou­ris­mus an der geschützten Ost­küste. Vor al­lem die drei weiten Buch­ten mit Or­ten wie Kontókali, Gou­viá, Das­siá, Ip­sós und Pirgí sind komplett er­schlos­sen.
Wer dem Rum­mel aus dem Weg ge­hen will, orientiert sich Richtung süd­li­che West­küste. Dort gibt es spek­taku­lä­re Sand(Kies)-Strän­de, die selbst in der Hoch­saison noch reichlich Platz bieten.
Die Nord­küste hat sich ebenfalls zu ei­nem Zen­trum des Ba­detourismus ent­wi­ckelt, bei­spiels­weise in Or­ten wie Ró­da und Acharávi. Touristisch der meis­t­frequentierte Ort ist das laut-schril­le Si­dá­ri mit seinen außer­ge­wöhn­li­chen Buch­ten (Canal d’Amour). Ge­mäch­licher geht es in den Bade­orten des Nord­westens zu, etwa in Ágios Geórgios, das sich zu einem Ziel für deutsche Indivi­dual­tou­ri­s­ten entwickelt hat.
Gute Wasserqualität
Das Wasser an den Stränden Korfus ist sehr sauber, allerdings wurden zu­letzt nur elf Strände mit der blauen Flag­ge ausgezeichnet - die meisten lie­gen in unmittelbarer Nähe zu großen Ho­tels. Dass etwa zwanzig Strände die Aus­zeich­nung mittlerweile verloren haben, hat nichts mit mangelnder Was­ser­qualität zu tun. Die Gründe liegen in infrastrukturellen Mängeln (z. B. feh­lende Beschilderung) oder nicht er­fül­lten Na­tur­schutz- und Sicher­heits­auflagen.
Kinder an die Ostküste
Zum Baden mit kleinen Kindern sind die Strände an der Ostküste zu em­pfeh­len. Das Meer dort ist flach und im Ge­gensatz zur Westküste wind­ge­schützt, so­dass keine starke Brandung auf­kommt.
Die Top-Five-Strände
Acharávi (Korfu): Der lange Kies­strand an Korfus Nordküste zieht vor allem Familien an und hat eine ex­zel­lente Infrastruk­tur: Surf­brett­verleih, Tavernen und Bars.
Arílas (Korfu): Der Sand-Kies-Strand mit markanter Steilküste liegt im Nordwesten der Insel. Im An­gebot sind Son­nen­schirm-, Surf­brett- und Liege­stuhl­ver­leih, dazu gibt’s Ta­ver­nen und Bars für die innere Ab­küh­lung zwischen­durch.
Porto Tímoni (Korfu): Die ma­le­rische Zwillings­bucht bei Afiónas - eben­falls im Nordwesten der Insel - bietet glas­kla­res Wasser und ist ideal zum Schnor­cheln. Ruhig ist es hier aller­dings nur in der Nebensaison. Wer im Hoch­som­mer unterwegs ist, sollte sich mög­lichst früh aufmachen ...
Voutoúmi (Antípaxos): Ein wirk­licher Traum­strand mit türkis­far­benem Was­ser. Weil er seicht ins Meer abfällt, ist er auch für Kinder bestens geeignet. Alle­r­dings zieht der Bilderbuchstrand viele Ausflugsboote an - man wird sein Strandplätzchen also mit ein paar an­de­ren Gästen teilen müssen.
Vríka (Antípaxos): Wunderschön ist auch der Nach­barstrand von Voutoúmi. Wer mit dem Kaiki von Paxós über­setzt, lan­det zunächst einmal hier.
Surfen
Möglichkeiten zum Sur­fen gibt es wie Sand am Meer. Die beste Brise gibt es an der rau­en Westküste. Surf­bret­ter wer­den an vielen großen Stränden für rund 10€ pro Stunde vermietet. Zum Zen­t­rum für Wind- und Kite­surfer hat sich Issos und Chali­kounas Beach im Süden der Insel ent­wickelt. Neben Wind- und Kitesurfen gibt es auf Korfu auch Stand-up-Paddling (SUP). Beim Stehpaddeln las­sen sich ab­ge­le­ge­ne Buchten er­kun­den wie im Nord­os­ten bei Koloura oder im Wes­ten bei Paleo­kastrítsa. Für SUP-Equipment muss man etwa mit 15€ pro Stunde rech­nen.
Tauchen
Die an Buchten, Riffs und Grot­ten reiche Küste um Paleo­kas­trítsa gilt als das at­trak­tivste Tauchrevier. Wei­tere span­nende Ge­biete sind Ér­mo­nes mit ei­nem neuzeitlichen Wrack 40 m un­ter dem Mee­res­spiegel, Arí­las mit sei­nen Riffs und die Bucht von Timóni bei Afiónas mit ihren schroffen Felsen. Für Anfän­ger lohnt sich die süd­östliche Küste von Korfu. Es gibt kaum Strö­mung und das Wasser ist seicht.
Erlebnis Kultur
Korfu besitzt zahlreiche kunst­his­torische Schätze. Das High­light ist zweifellos das Achilleion der einstigen österreichischen Kaiserin Sisi, das sogar als Kulisse für einen James-Bond-Film diente. Doch die gan­ze Insel präsentiert sich als Schatz­truhe ihrer wechselvollen Geschichte.
Zu Ehren des In­sel­schutz­heil­igen Spi­ridon werden alljährlich vier Prozessionen abgehalten, bei denen seine Reliquien durch die Altstadt von Korfu-Stadt getragen werden. Die prachtvollste Prozession findet am Karsamstagmorgen statt.
Koloniales Erbe
Alte Festung in Korfu-Stadt: Die Paleo Frourio (Alte Burg) direkt gegenüber der Esplanade wur­de 1550 von den Ve­nezianern angelegt und später von den Eng­ländern mit Schutz­wäl­len um­ge­ben. Ein 20 m breiter Ka­nal trennt die Anlage von der Insel.
Esplanade in Korfu-Stadt: Die Es­pla­na­de zählt zu den schöns­ten Plät­zen Grie­chenlands. 1576 be­gan­nen die Ve­ne­zia­ner Alt­stadt­häuser abzureißen, um ein freies Schussfeld bei der Ver­teidi­gung der Fes­tung zu haben. Das spätere Ex­er­zier­gelände wurde erst im 19. Jh. in ei­nen Park um­ge­wan­delt.
Britischer Friedhof in Korfu-Stadt: Der noch heute ge­nutzte britische Friedhof (1814 ge­grün­det) ist einer der roman­tischs­ten Plätze Korfus mit Grab­stei­nen aus der Kolo­nialzeit und wild wachsen­den Orchi­deen.
Schloss Mon Repos: Das klassizistische Schloss, ehemals Sommersitz der briti­schen Gou­verneure und von 1864 bis 1967 Residenz der griechischen Kö­nigs­familie, ist in Groß­bri­tannien ein Begriff: Hier wurde Prinz Philip, der Gatte von Königin Elisabeth II., ge­boren.
Achilleion: Die österreichische Kai­serin Sisi ließ Ende des 19. Jh. einen pom­pösen Sommerpalast auf Korfu errich­ten. Sie be­nannte ihn nach ihrem Lieblings­helden Achill.
Kirchen, Klöster und Burgen
Kloster Vlacherna: Millionen von Pos­tern schmücken sich mit der Klos­ter­insel Vla­cherná, um für Korfu als Rei­se­ziel zu werben. Kein Fleck­chen der In­sel wird so häu­fig fotografiert wie dieses Kloster un­ter­halb von Ka­nóni.
Kirche Ágios Spirídon in Korfu-Stadt: Die 1590 er­baute Haupt­kir­che der Stadt mit ih­rem ho­hen vier­eckigen Glo­cken­turm be­her­bergt die Ge­bei­ne des In­sel­schutz­heil­igen Spi­ridon.
Angelokastro: Die Burg­rui­ne aus vene­zianischer Zeit auf ei­nem Felsen hoch über der Bucht von Pa­leo­kas­trítsa liegt in­mitten einer groß­arti­gen Küs­ten­land­schaft.
Kloster Panagía Theo­to­kou in Paleo­kas­tri­tsa: Die Kloster­an­lage hoch über der Westküste ist ein re­prä­sen­ta­ti­ves Bei­spiel für die klös­ter­li­che Ar­chi­tek­tur im Grie­chen­land des 18./19. Jh.
Paleopoli: Das Ausgrabungsfeld am Stadt­rand von Korfu-Stadt beherbergt die Reste einer früh­christ­li­chen Basi­lika aus dem 5. Jh.
Authentische Dörfer
Paléo Períthia: 1975 verließen die letz­ten Ein­wohner den Weiler am Nord­hang des mäch­tigen Pan­to­krá­tor-Mas­sivs. Seit einigen Jah­ren kehrt zu­min­dest in den Som­mer­mo­na­ten wieder Leben ein.
Pélekas: Das kleine Bergdorf mit den zahl­rei­chen verwinkelten Gassen, Ta­ver­nen und Ka­fe­nia liegt auf einem Hü­gel hoch über der Bucht von Glifáda. Schon Kai­ser Wilhelm II. ließ sich we­gen der schönen Aussicht hierher fahren.
Sinarádes: Das Berg­dorf mit seiner vene­zia­ni­schen Kirche, manch schöner Villa und einem Volkskundemuseum hat seinen ursprüng­lichen Charakter bis heute erhalten.
Ágios Matthéos: Das mittelalterliche Dorf im Süden Korfus ist von jahr­hun­der­tealten Olivenhainen um­geben.
Chlomós: Der am Hang erbaute ver­träumte Ort mit den schö­nen Na­tur­stein­häu­sern bie­tet ei­nen be­zau­bern­den Blick über den Sü­den der Insel und die Ostküste.
Museen
Archäologisches Museum in Korfu-Stadt: Die Sammlung präsentiert alle bedeu­ten­den Fun­de der Ausgrabungs­stätten Kor­fus. Das in­te­res­san­tes­te Ex­po­nat ist zweifel­los der Gorgogiebel (590-580 v. Chr.) von der West­front des dori­schen Artemis­tem­pels aus der an­ti­ken Stadt Kérkyra.
Dichtermuseum Solomos in Korfu-Stadt: Der berühmte neugriechische Ly­riker Di­o­nisios Solomos ver­brach­te in dem zweistöckigen Haus in der Ar­seniou-Straße 41 von Korfu-Stadt seine letzten Lebens­jahre.
Museum Kapodistrias: Die von einem verwilderten Park umgebene Villa nörd­lich von Korfu-Stadt war einst das Som­mer­haus des auf Korfu 1776 ge­borenen Staatsmanns Kapodistrias’ und dient heute als Museum. Von 1827 bis zu seiner Ermordung 1831 war er Governeur Griechen­lands.
Unterwegs auf Korfu
Korfu-Stadt und Umgebung
Ein bisschen Italien, ein bisschen Griechenland mit einem Schuss England und Frankreich: In Korfu-Stadt haben viele Groß­mächte ihre Spuren hinter­lassen. Die malerische, ver­win­kelte Hafenstadt auf einer Land­zunge ist ein quicklebendi­ges und faszinierendes Ge­schichts­buch, das zum Ge­nie­ßen, Schlendern und Verweilen einlädt.
Schloss Mon Repos ist jedem Briten ein Begriff. Denn auf dem ehe­maligen Sommersitz der bri­tischen Gou­verneure wurde 1921 Prinz Philip, Ehemann von Königin Elisabeth II., geboren. Heute dürfen Besucher durch die hoch­herr­schaft­lichen Räume des klassizistischen Schlosses spazieren und den faszinierenden Landschaftspark am Meer genießen.
Im historischen Zentrum ist der ar­chi­tek­toni­sche Einfluss der Vene­zianer, Eng­län­der und Franzosen nicht zu über­sehen - auch wenn inzwischen der Zahn der Zeit an den früher so pracht­vol­len Fas­sa­den aus dem 18. und 19. Jh. nagt. Die engen, verwinkelten Gas­sen erinnern an eine süd­ita­lie­ni­sche Hafen­stadt. Dass auch Frank­reich auf Korfu mal das Sagen hatte, zeigen noch heute die Arkaden­häuser am großen Spia­na­da-Platz (Es­pla­na­de), die im französi­schen Em­pire-Stil des 19. Jh. errichtet wur­den. Das Kricketfeld, ebenfalls auf der Es­pla­na­de, ist eine Hinterlassen­schaft der Engländer.
In den Sommermonaten quillt Kor­fu-Stadt vor Besuchern über. Das liegt auch an den vielen Kreuz­fahrt­schiffen, die die Insel mittlerweile ansteuern. In den engen Gassen und auf den gemüt­li­chen Plätzen herrscht Markt­stim­mung: Boutiquen, Souvenir­läden, Cafés und Restaurant locken die Kunden. Doch trotz aller Men­schen­massen: Die Stadt besitzt ein einzig­artiges Flair und bietet noch immer Gemütlichkeit.
In der Hoch­saison ist der Straßen­ver­kehr eine Belastung. Auf den schma­len Durch­fahrts­straßen gibt es Staus, hin­zu kommen Lärm und Ab­gase. Die er­hoffte Ent­span­nung hat es durch den Bau einer Um­gehungsstraße noch nicht gegeben. Wenn dann noch Streiks wie der der Müll­abfuhr im Sommer 2018 hinzu­kom­men, liegen schon mal die Ner­ven von Ein­heimischen und Be­su­chern blank.
Was anschauen?
Natürlich die park­ähnliche Es­pla­nade im Herzen von Korfu-Stadt. Sie zählt zu den schöns­ten Plätzen Grie­chen­lands. In der Nach­bar­schaft be­fin­det sich die von den Ve­ne­zia­nern ge­schaffene Alte Fes­tung aus dem 16. Jh. Der Be­such lohnt sich nicht nur wegen ihrer his­to­ri­schen Bedeutung, son­dern auch we­gen der schö­nen Aus­sicht über die kor­fio­tische Küs­te bis hi­n­über zum Fest­land. Qua­si um die Ecke, eben­falls an der Es­planade, erhebt sich der neo­klas­si­zis­ti­sche Gou­ver­neurspa­last, der bereits als no­bler Kon­ferenzort für einen EU-Gip­fel diente.
Was entdecken?
Einer der romantischsten Orte Korfus ist der etwas versteckt liegende Briti­sche Friedhof der Insel­haupt­stadt. Der liebe­voll gepflegte Gottes­acker mit seinen Obelisken, Mo­nu­men­ten und Grab­mälern ist ein Or­chideen­paradies.
Kein Angst vor Kitsch: Unmittelbar ne­ben dem Flug­ha­fen an der Küste befin­det sich ein klas­sisches Post­kar­ten­mo­tiv, die Kloster­insel Vlacherná und die Mäuseinsel. Mit kleinen Booten kann man sich zu der roman­tischen Minii­nsel übersetzen las­sen, das Kloster erreicht man über einen Steg zu Fuß.
Das abso­lu­te High­light ist das Achil­leion, der kit­schig-schöne Palast von Kaiser Eli­sa­beth („Sisi“) von Öster­reich in Gas­touri. Erbaut wurde die mediterrane Villa der Superklasse übri­gens von italienischen Architekten Rafa­ele Cari­to. In rund zwan­zig Auto­minu­ten kann sich der Be­sucher mit dem Taxi dort­hin fahren lassen. Billiger geht es mit den Blauen Bussen (Linie 10). Die Villa im Neo­renaissancestil mit ihren prunk­vollen Räumen und dem mediterranen Garten hat auch mehr als ein Jahr­hundert nach ihrem Bau nichts an ihrer Faszi­nation verloren. Kleiner Tipp: mög­lichst früh zu einem Besuch des Achilleions auf­bre­chen, wenn sich die Ausflugs­busse noch einigermaßen in Gren­zen halten. Ob es sich bei dem pom­pö­sen Ge­bäude um teuren Kitsch oder um ein faszinierendes Traum­schloss han­delt, kann dann jeder Be­sucher in aller Ruhe selbst entscheiden.
Was genießen?
Der Markt in Korfu-Stadt auf der Rück­seite der Neuen Festung ist ein Fest für die Sinne. Frischer Fisch und Krusten­tiere aus dem Mittelmeer, Obst und Ge­müse in Hülle und Fülle. Am schönsten ist es hier am frühen Vormittag, wenn die Einheimischen auf Einkaufstour sind. Dann ist das An­gebot an korfio­tischen Spezialitäten noch groß. Wenn es gegen Mittag heißer wird, kann man sich ge­trost ins betagte Strandbad Mon Repos in der Garitsa-Bucht zurückziehen.