Sisi-Syndrom: Der Verlust des seelischen Gleichgewichts
Kumquats – die süße Versuchung von Vassilakis
Ein Eldorado für Schlangen
Lawrence Durrell und das einfache Leben
Das verlassene Bergdorf Paléo Períthia: Auferstanden aus Ruinen
Spiridon contra Rückenschmerzen
Stechmückenplage an der Nordküste
Bierbrauen auf Korfu
Unikate aus Olivenholz: Der Schnitzer Alkis
Kaiser brauchen Sonne: Wilhelm II. in Paleokastrítsa
Alles aus Kumquat: Destillerie Mavromatis
Corfu Donkey Rescue – ein Herz für Esel
Golfen auf Korfu
Geschmackserlebnisse auf „Ambelonas“
Karaghiosis – Das Spiel mit dem Schatten
Die Dünenküste – ein Biotop mit labilem Gleichgewicht
Wandern durch eine korfiotische Gartenlandschaft: die Wasserquellen von Benítses
Mönchsrobben auf Paxós: bedrohte Lieblinge
Die Mittelmeerzypresse auf Paxós
Olivenöl – das gelbe Gold von Paxós
Kaffeefahrt nach Butrint
Ingwerbier – ein korfiotischer Durstlöscher
Ostern auf Korfu
Kartenverzeichnis
Korfu Stadt Übersicht
Korfu Altstadt
Kanóni
Kassiópi
Übersicht der Wanderungen
Wanderung 1
Wanderung 2
Wanderung 3
Wanderung 4
Wanderung 1
Wanderung 6
Wanderung 7
Wanderung 8
Wanderung 9
Wanderung 10
Wanderung 11
Wanderung 12
Wanderung 13
Wanderung 14
Legende Korfu
Korfu Übersicht
Korfu – der Norden
Korfu – der Süden
Unterwegs mit Hans-Peter Siebenhaar
Promovierter Politikwissenschaftler, Studium in Erlangen, Madrid und Kalamazoo (USA), Korrespondent des „Handelsblatt“ für Südosteuropa in Wien. Siebenhaar ist ein Müller-Autor der ersten Stunde. Sein erstes Buch schrieb er 1982 mit dem Verlagsgründer. Insgesamt hat er sieben Reisebücher im Verlag geschrieben.
Nach einer langen Fährfahrt fiel ich spätnachts halbtot in mein Bett in Pélekas. Angetrieben von großer Neugierde wanderte ich gleich am nächsten Morgen ohne Frühstück zum nahen Aussichtspunkt des Bergdörfchens. Unter einem stahlblauen Himmel breitete sich Korfu vor mir aus. Umwerfend! Der grüne Farbklecks im Ionischen Meer war eine Liebe auf den ersten Blick. Das war vor drei Jahrzehnten.
Seit dieser ersten Begegnung habe ich Korfu unzählige Male besucht, bin an den Hängen des mächtigen Inselberges Pantokrátor gewandert, durch uralte Olivenhaine spaziert, habe die malerischen Gassen der Inselhauptstadt erkundet und mich an weitläufigen Sandstränden in das türkisfarbene Meer gestürzt ...
Natur und Kultur dieser außergewöhnlichen Insel und nicht zuletzt die Lebensart der Menschen, die dort zu Hause sind, haben mich stets aufs Neue begeistert. Und so versteht sich mein Buch als Einladung an Sie, diese außergewöhnliche Insel am westlichen Rand Griechenlands mit seiner großartigen Natur und seinen liebenswürdigen Menschen kennenzulernen - auch und vor allem abseits der ausgetretenen Touristenpfade.
Orientiert auf Korfu
Die Insel im Profil
Korfu ist...
Korfu ist die beliebteste Ferieninsel des ionischen Archipels. Das liegt nicht nur an den malerischen Sandstränden und der historisch spannenden Inselhauptstadt. Die grüne Insel zwischen dem griechischen Festland und dem italienischen Stiefel ist ein Naturparadies, das zum Baden, Wandern und Staunen einlädt.
♦ 585 km² Fläche
♦ Länge: 61 km
♦ Breite: 9 km
♦ Höchster Berg: Pantokrátor mit 906 Metern Höhe
♦ 101.000 Einwohner
♦ Hauptort: Korfu-Stadt (32.000 Einwohner)
... die nördlichste der Ionischen Inseln
Die Inselgruppe liegt im Ionischen Meer (wie die Region im Mittelmeer heißt) und zieht sich von der albanisch-griechischen Grenze bis runter zum Peloponnes. Korfu ist nach Kefalonia die zweitgrößte Ionische Insel und nur durch einen schmalen Meeresstreifen vom Festland getrennt. Ganz im Norden ist der Abstand am geringsten: Dort nähert sich die Insel bis auf 2 km der albanischen Küste.
... lang und handtuchschmal
Während es vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt der Insel immerhin gut 60 km sind, ist die Ost-West-Ausdehnung fast buchstäblich überschaubar: Der größte Teil der Insel ist lediglich zwischen 4 und 8 km breit, nur im äußersten Norden kratzt Korfu an der 30-Kilometer-Marke. Das heißt: Wo immer man auf der Insel unterwegs ist, das Meer ist niemals wirklich weit entfernt.
... ein Paradies für Naturliebhaber
Im Norden präsentiert sich Korfu durch das überwiegend schroffe Kalkgebirge breit und reich an mediterraner Vegetation, besonders die Pinien duften herrlich. Höchste Erhebung ist der baumlose Pantokrátor, der 906 m in den Himmel ragt.
Zum Süden hin wird die Insel landschaftlich immer lieblicher. Im mittleren und südlichen Teil überwiegt landwirtschaftlich genutztes Hügel- und Flachland mit Olivenbäumen und zahlreichen Zitronen- und Orangenhainen. Die Strände der Insel sind durchgehend sandig, an der vor Wind geschützten Ostküste ist jede noch so kleine Bucht touristisch voll erschlossen.
... eine Insel mit vielen kulturellen Einflüssen
Korfu stand im Laufe seiner Geschichte unter verschiedenen Fremdherrschaften: unter venezianischer, englischer, französischer, italienischer und deutscher. Das kurioseste Zeugnis haben die Engländer hinterlassen: ein Cricketfeld mitten auf dem Hauptplatz von Korfu-Stadt. Die Franzosen hatten während ihres kurzen Intermezzos noch Zeit genug, in der Inselhauptstadt die schönste Flanierzone ganz Griechenlands zu bauen. Der große historische Rest bleibt den Venezianern, deren Herrschaft am längsten dauerte: Bis heute ist der italienische Einfluss spürbar.
... ein grüner Farbklecks im Mittelmeer
Rund 4,5 Millionen Olivenbäume prägen das Bild der Insel - auch das eine Hinterlassenschaft der Venezianer. Die ehemaligen Inselherren zahlten im 16. Jh. für jeden angepflanzten Baum eine Prämie, um so die Versorgung Venedigs mit Olivenöl sicherzustellen. Die Olivenölproduktion ist - neben dem Tourismus - bis heute das ökonomische Rückgrat der Insel.
... ein Reiseziel für Wanderer
Nicht zuletzt wegen seiner üppigen Vegetation ist Korfu eine ideale Wanderinsel - wenn man es nicht gerade im Hochsommer probieren will, denn dann brennt die Sonne erbarmungslos. Legendär ist der Corfu Trail, der auf einer Strecke von rund 200 km vom nördlichsten zum südlichsten Punkt der Insel führt. Er verläuft über Ziegenpfade, Schotterpisten und Küstenstraßen und kann natürlich auch etappenweise begangen werden.
... kulinarisch spannend
Der italienische Einfluss ist auf Korfu schmeckbar: Die Pasta gehört zur Insel wie die Olive. Hinzu kommen zahlreiche venezianisch inspirierte Fischgerichte. Eine Spezialität sind die von den Briten importierten Kumquats. Die Mini-Orangen tauchen als Marmelade auf dem Frühstückstisch auf oder als Likör zum Abschluss eines opulenten Mahls.
... touristisch weitgehend erschlossen
Der große Tourismus spielt sich vor allem im Nordosten mit seinen langen Sandstränden und windgeschützten Buchten statt. Zwischen Korfu-Stadt und Pirgí stehen die meisten Hotels. Badeorte wie Kontokáli, Gouviá, Dassiá oder Ipsós gehen fließend ineinander über. Die rauere Westküste ist überwiegend das Ziel von Individualisten.
Baden und Wassersport
Auf Korfu und seiner Nachbarinsel Paxós kommen Strandliebhaber und Wassersportler auf ihre Kosten. Selbst in der Hochsaison sind insbesondere die Strände an der Westküste Korfus meist nicht überlaufen. Auch das Angebot im Bereich Wassersport lässt keine Wünsche offen.
Die Badesaison dauert von Mai bis Oktober. Die Wassertemperaturen am Strand pendeln zwischen 20 und 26 Grad. Baden kann auch Gefahren bergen. Denn nur wenige Strände sind wirklich bewacht. Nicht zuletzt wegen der Strömungen ist also Vorsicht geboten.
Exzellente Strände in jeder Himmelsrichtung
Seine Beliebtheit als Reiseziel hat Korfu vor allem seinen exzellenten Stränden zu verdanken. Begonnen hat der Badetourismus an der geschützten Ostküste. Vor allem die drei weiten Buchten mit Orten wie Kontókali, Gouviá, Dassiá, Ipsós und Pirgí sind komplett erschlossen.
Wer dem Rummel aus dem Weg gehen will, orientiert sich Richtung südliche Westküste. Dort gibt es spektakuläre Sand(Kies)-Strände, die selbst in der Hochsaison noch reichlich Platz bieten.
Die Nordküste hat sich ebenfalls zu einem Zentrum des Badetourismus entwickelt, beispielsweise in Orten wie Róda und Acharávi. Touristisch der meistfrequentierte Ort ist das laut-schrille Sidári mit seinen außergewöhnlichen Buchten (Canal d’Amour). Gemächlicher geht es in den Badeorten des Nordwestens zu, etwa in Ágios Geórgios, das sich zu einem Ziel für deutsche Individualtouristen entwickelt hat.
Gute Wasserqualität
Das Wasser an den Stränden Korfus ist sehr sauber, allerdings wurden zuletzt nur elf Strände mit der blauen Flagge ausgezeichnet - die meisten liegen in unmittelbarer Nähe zu großen Hotels. Dass etwa zwanzig Strände die Auszeichnung mittlerweile verloren haben, hat nichts mit mangelnder Wasserqualität zu tun. Die Gründe liegen in infrastrukturellen Mängeln (z. B. fehlende Beschilderung) oder nicht erfüllten Naturschutz- und Sicherheitsauflagen.
Kinder an die Ostküste
Zum Baden mit kleinen Kindern sind die Strände an der Ostküste zu empfehlen. Das Meer dort ist flach und im Gegensatz zur Westküste windgeschützt, sodass keine starke Brandung aufkommt.
Die Top-Five-Strände
Acharávi (Korfu): Der lange Kiesstrand an Korfus Nordküste zieht vor allem Familien an und hat eine exzellente Infrastruktur: Surfbrettverleih, Tavernen und Bars.
Arílas (Korfu): Der Sand-Kies-Strand mit markanter Steilküste liegt im Nordwesten der Insel. Im Angebot sind Sonnenschirm-, Surfbrett- und Liegestuhlverleih, dazu gibt’s Tavernen und Bars für die innere Abkühlung zwischendurch.
Porto Tímoni (Korfu): Die malerische Zwillingsbucht bei Afiónas - ebenfalls im Nordwesten der Insel - bietet glasklares Wasser und ist ideal zum Schnorcheln. Ruhig ist es hier allerdings nur in der Nebensaison. Wer im Hochsommer unterwegs ist, sollte sich möglichst früh aufmachen ...
Voutoúmi (Antípaxos): Ein wirklicher Traumstrand mit türkisfarbenem Wasser. Weil er seicht ins Meer abfällt, ist er auch für Kinder bestens geeignet. Allerdings zieht der Bilderbuchstrand viele Ausflugsboote an - man wird sein Strandplätzchen also mit ein paar anderen Gästen teilen müssen.
Vríka (Antípaxos): Wunderschön ist auch der Nachbarstrand von Voutoúmi. Wer mit dem Kaiki von Paxós übersetzt, landet zunächst einmal hier.
Surfen
Möglichkeiten zum Surfen gibt es wie Sand am Meer. Die beste Brise gibt es an der rauen Westküste. Surfbretter werden an vielen großen Stränden für rund 10€ pro Stunde vermietet. Zum Zentrum für Wind- und Kitesurfer hat sich Issos und Chalikounas Beach im Süden der Insel entwickelt. Neben Wind- und Kitesurfen gibt es auf Korfu auch Stand-up-Paddling (SUP). Beim Stehpaddeln lassen sich abgelegene Buchten erkunden wie im Nordosten bei Koloura oder im Westen bei Paleokastrítsa. Für SUP-Equipment muss man etwa mit 15€ pro Stunde rechnen.
Tauchen
Die an Buchten, Riffs und Grotten reiche Küste um Paleokastrítsa gilt als das attraktivste Tauchrevier. Weitere spannende Gebiete sind Érmones mit einem neuzeitlichen Wrack 40 m unter dem Meeresspiegel, Arílas mit seinen Riffs und die Bucht von Timóni bei Afiónas mit ihren schroffen Felsen. Für Anfänger lohnt sich die südöstliche Küste von Korfu. Es gibt kaum Strömung und das Wasser ist seicht.
Erlebnis Kultur
Korfu besitzt zahlreiche kunsthistorische Schätze. Das Highlight ist zweifellos das Achilleion der einstigen österreichischen Kaiserin Sisi, das sogar als Kulisse für einen James-Bond-Film diente. Doch die ganze Insel präsentiert sich als Schatztruhe ihrer wechselvollen Geschichte.
Zu Ehren des Inselschutzheiligen Spiridon werden alljährlich vier Prozessionen abgehalten, bei denen seine Reliquien durch die Altstadt von Korfu-Stadt getragen werden. Die prachtvollste Prozession findet am Karsamstagmorgen statt.
Koloniales Erbe
Alte Festung in Korfu-Stadt: Die Paleo Frourio (Alte Burg) direkt gegenüber der Esplanade wurde 1550 von den Venezianern angelegt und später von den Engländern mit Schutzwällen umgeben. Ein 20 m breiter Kanal trennt die Anlage von der Insel.
Esplanade in Korfu-Stadt: Die Esplanade zählt zu den schönsten Plätzen Griechenlands. 1576 begannen die Venezianer Altstadthäuser abzureißen, um ein freies Schussfeld bei der Verteidigung der Festung zu haben. Das spätere Exerziergelände wurde erst im 19. Jh. in einen Park umgewandelt.
Britischer Friedhof in Korfu-Stadt: Der noch heute genutzte britische Friedhof (1814 gegründet) ist einer der romantischsten Plätze Korfus mit Grabsteinen aus der Kolonialzeit und wild wachsenden Orchideen.
Schloss Mon Repos: Das klassizistische Schloss, ehemals Sommersitz der britischen Gouverneure und von 1864 bis 1967 Residenz der griechischen Königsfamilie, ist in Großbritannien ein Begriff: Hier wurde Prinz Philip, der Gatte von Königin Elisabeth II., geboren.
Achilleion: Die österreichische Kaiserin Sisi ließ Ende des 19. Jh. einen pompösen Sommerpalast auf Korfu errichten. Sie benannte ihn nach ihrem Lieblingshelden Achill.
Kirchen, Klöster und Burgen
Kloster Vlacherna: Millionen von Postern schmücken sich mit der Klosterinsel Vlacherná, um für Korfu als Reiseziel zu werben. Kein Fleckchen der Insel wird so häufig fotografiert wie dieses Kloster unterhalb von Kanóni.
Kirche Ágios Spirídon in Korfu-Stadt: Die 1590 erbaute Hauptkirche der Stadt mit ihrem hohen viereckigen Glockenturm beherbergt die Gebeine des Inselschutzheiligen Spiridon.
Angelokastro: Die Burgruine aus venezianischer Zeit auf einem Felsen hoch über der Bucht von Paleokastrítsa liegt inmitten einer großartigen Küstenlandschaft.
Kloster Panagía Theotokou in Paleokastritsa: Die Klosteranlage hoch über der Westküste ist ein repräsentatives Beispiel für die klösterliche Architektur im Griechenland des 18./19. Jh.
Paleopoli: Das Ausgrabungsfeld am Stadtrand von Korfu-Stadt beherbergt die Reste einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. Jh.
Authentische Dörfer
Paléo Períthia: 1975 verließen die letzten Einwohner den Weiler am Nordhang des mächtigen Pantokrátor-Massivs. Seit einigen Jahren kehrt zumindest in den Sommermonaten wieder Leben ein.
Pélekas: Das kleine Bergdorf mit den zahlreichen verwinkelten Gassen, Tavernen und Kafenia liegt auf einem Hügel hoch über der Bucht von Glifáda. Schon Kaiser Wilhelm II. ließ sich wegen der schönen Aussicht hierher fahren.
Sinarádes: Das Bergdorf mit seiner venezianischen Kirche, manch schöner Villa und einem Volkskundemuseum hat seinen ursprünglichen Charakter bis heute erhalten.
Ágios Matthéos: Das mittelalterliche Dorf im Süden Korfus ist von jahrhundertealten Olivenhainen umgeben.
Chlomós: Der am Hang erbaute verträumte Ort mit den schönen Natursteinhäusern bietet einen bezaubernden Blick über den Süden der Insel und die Ostküste.
Museen
Archäologisches Museum in Korfu-Stadt: Die Sammlung präsentiert alle bedeutenden Funde der Ausgrabungsstätten Korfus. Das interessanteste Exponat ist zweifellos der Gorgogiebel (590-580 v. Chr.) von der Westfront des dorischen Artemistempels aus der antiken Stadt Kérkyra.
Dichtermuseum Solomos in Korfu-Stadt: Der berühmte neugriechische Lyriker Dionisios Solomos verbrachte in dem zweistöckigen Haus in der Arseniou-Straße 41 von Korfu-Stadt seine letzten Lebensjahre.
Museum Kapodistrias: Die von einem verwilderten Park umgebene Villa nördlich von Korfu-Stadt war einst das Sommerhaus des auf Korfu 1776 geborenen Staatsmanns Kapodistrias’ und dient heute als Museum. Von 1827 bis zu seiner Ermordung 1831 war er Governeur Griechenlands.
Unterwegs auf Korfu
Korfu-Stadt und Umgebung
Ein bisschen Italien, ein bisschen Griechenland mit einem Schuss England und Frankreich: In Korfu-Stadt haben viele Großmächte ihre Spuren hinterlassen. Die malerische, verwinkelte Hafenstadt auf einer Landzunge ist ein quicklebendiges und faszinierendes Geschichtsbuch, das zum Genießen, Schlendern und Verweilen einlädt.
Schloss Mon Repos ist jedem Briten ein Begriff. Denn auf dem ehemaligen Sommersitz der britischen Gouverneure wurde 1921 Prinz Philip, Ehemann von Königin Elisabeth II., geboren. Heute dürfen Besucher durch die hochherrschaftlichen Räume des klassizistischen Schlosses spazieren und den faszinierenden Landschaftspark am Meer genießen.
Im historischen Zentrum ist der architektonische Einfluss der Venezianer, Engländer und Franzosen nicht zu übersehen - auch wenn inzwischen der Zahn der Zeit an den früher so prachtvollen Fassaden aus dem 18. und 19. Jh. nagt. Die engen, verwinkelten Gassen erinnern an eine süditalienische Hafenstadt. Dass auch Frankreich auf Korfu mal das Sagen hatte, zeigen noch heute die Arkadenhäuser am großen Spianada-Platz (Esplanade), die im französischen Empire-Stil des 19. Jh. errichtet wurden. Das Kricketfeld, ebenfalls auf der Esplanade, ist eine Hinterlassenschaft der Engländer.
In den Sommermonaten quillt Korfu-Stadt vor Besuchern über. Das liegt auch an den vielen Kreuzfahrtschiffen, die die Insel mittlerweile ansteuern. In den engen Gassen und auf den gemütlichen Plätzen herrscht Marktstimmung: Boutiquen, Souvenirläden, Cafés und Restaurant locken die Kunden. Doch trotz aller Menschenmassen: Die Stadt besitzt ein einzigartiges Flair und bietet noch immer Gemütlichkeit.
In der Hochsaison ist der Straßenverkehr eine Belastung. Auf den schmalen Durchfahrtsstraßen gibt es Staus, hinzu kommen Lärm und Abgase. Die erhoffte Entspannung hat es durch den Bau einer Umgehungsstraße noch nicht gegeben. Wenn dann noch Streiks wie der der Müllabfuhr im Sommer 2018 hinzukommen, liegen schon mal die Nerven von Einheimischen und Besuchern blank.
Was anschauen?
Natürlich die parkähnliche Esplanade im Herzen von Korfu-Stadt. Sie zählt zu den schönsten Plätzen Griechenlands. In der Nachbarschaft befindet sich die von den Venezianern geschaffene Alte Festung aus dem 16. Jh. Der Besuch lohnt sich nicht nur wegen ihrer historischen Bedeutung, sondern auch wegen der schönen Aussicht über die korfiotische Küste bis hinüber zum Festland. Quasi um die Ecke, ebenfalls an der Esplanade, erhebt sich der neoklassizistische Gouverneurspalast, der bereits als nobler Konferenzort für einen EU-Gipfel diente.
Was entdecken?
Einer der romantischsten Orte Korfus ist der etwas versteckt liegende Britische Friedhof der Inselhauptstadt. Der liebevoll gepflegte Gottesacker mit seinen Obelisken, Monumenten und Grabmälern ist ein Orchideenparadies.
Kein Angst vor Kitsch: Unmittelbar neben dem Flughafen an der Küste befindet sich ein klassisches Postkartenmotiv, die Klosterinsel Vlacherná und die Mäuseinsel. Mit kleinen Booten kann man sich zu der romantischen Miniinsel übersetzen lassen, das Kloster erreicht man über einen Steg zu Fuß.
Das absolute Highlight ist das Achilleion, der kitschig-schöne Palast von Kaiser Elisabeth („Sisi“) von Österreich in Gastouri. Erbaut wurde die mediterrane Villa der Superklasse übrigens von italienischen Architekten Rafaele Carito. In rund zwanzig Autominuten kann sich der Besucher mit dem Taxi dorthin fahren lassen. Billiger geht es mit den Blauen Bussen (Linie 10). Die Villa im Neorenaissancestil mit ihren prunkvollen Räumen und dem mediterranen Garten hat auch mehr als ein Jahrhundert nach ihrem Bau nichts an ihrer Faszination verloren. Kleiner Tipp: möglichst früh zu einem Besuch des Achilleions aufbrechen, wenn sich die Ausflugsbusse noch einigermaßen in Grenzen halten. Ob es sich bei dem pompösen Gebäude um teuren Kitsch oder um ein faszinierendes Traumschloss handelt, kann dann jeder Besucher in aller Ruhe selbst entscheiden.
Was genießen?
Der Markt in Korfu-Stadt auf der Rückseite der Neuen Festung ist ein Fest für die Sinne. Frischer Fisch und Krustentiere aus dem Mittelmeer, Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Am schönsten ist es hier am frühen Vormittag, wenn die Einheimischen auf Einkaufstour sind. Dann ist das Angebot an korfiotischen Spezialitäten noch groß. Wenn es gegen Mittag heißer wird, kann man sich getrost ins betagte Strandbad Mon Repos in der Garitsa-Bucht zurückziehen.