DIE KORNNATTER

PANTHEROPHIS GUTTATUS
(ELAPHE GUTTATA)

Kriton Kunz

 

eISBN 978-3-86659-275-9

7. Auflage 2014

© 2004 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Heiko Werning
Layout: Angela Neuhäuser

Okeetee-Kornnatter Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

 

Inhalt

Vorwort

Was sind Kornnattern?

Aussehen

Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

Häutung

Vorüberlegungen zur Haltung

Das Terrarium

Technik

Erwerb der Tiere

Handhabung und Fütterung

Überwinterung

Vermehrung

Schlupf und Aufzucht der Jungen

Gesundheitliche Probleme

Zuchtformen

Extra: Prärie-Kornnatter und Slowinskis Kornnatter

Dank

Weitere Informationen

Weiterführende und verwendete Literatur

Vorwort

DIE Kornnattern sind Klassiker der Terraristik. Diese wunderschönen, ruhigen und robusten Pfleglinge benötigen nicht allzu viel Platz und stellen auch sonst keine unerfüllbaren Ansprüche an den Halter. Kein Wunder, dass wohl keine andere Schlangenart derart häufig gepflegt, vermehrt und sogar regelrecht auf bestimmte Farben und Muster hin gezüchtet wird. Und eine Kornnatter war häufig die erste Schlange (oder zumindest eine der ersten) vieler langjähriger Terrarianer. Auch ist es heute sehr einfach, an gesunde Nachzuchttiere zu kommen. Wildfänge müssen praktisch überhaupt nicht mehr eingeführt werden – die Kornnatter ist ein Paradebeispiel für die vielen Erfolgskapitel der Terraristik. Ich freue mich, dass Sie sich für die Pflege von Kornnattern interessieren, denn wenn Sie sich ernsthaft für Schlangen begeistern und sich welche ins Haus holen möchten, dann sind Sie mit dieser eleganten, kraftvollen Art sicher bestens beraten und werden bei artgerechter Pflege viel Spaß mit Ihren Tieren haben. Und wenn Sie tiefer in die Materie einsteigen, Ihre Nattern vielleicht sogar vermehren oder bestimmte Farbschläge züchten möchten, dann werden Erfolge nicht ausbleiben.

Kriton Kunz
Speyer, im Frühjahr 2004

 

Pantherophis guttatus in einer Pinie Foto: B. Love/Blue Chameleon Ventures

Was sind Kornnattern?

DIE Kornnattern werden wissenschaftlich Pantherophis guttatus genannt, was übersetzt etwa „Gefleckte Pantherschlange“ bedeutet. Bis vor kurzem lautete ihr wissenschaftlicher Name noch Elaphe guttata, sie wurde also der ehemaligen Großgattung Elaphe (Kletternattern) zugerechnet. Um die Jahrtausendwende stellten Herpetologen (also Wissenschaftler, die sich mit Amphibien und Reptilien befassen) aufgrund genetischer Analysen jedoch fest, dass es unter all den vielen Arten von Kletternattern solche gibt, die untereinander noch einmal näher verwandt sind als mit den übrigen, und die Gattung Elaphe wurde daher in viele kleinere Gattungen gespalten – eine davon ist auch Pantherophis. Als Folge der vorherigen Einteilung lesen Sie aber in Artikeln älteren Datums und auch heute noch oftmals, z. B. in Kleinanzeigen, die Bezeichnung Elaphe guttata.

Wussten Sie schon?

Seit den ersten Auflagen dieses Buchs ergaben sich neue Einblicke in die Systematik der Kletternattern, insbesondere durch die Arbeit von BURBRINK & LAWSON (2007). Ihr zufolge würden alle bislang als Pantherophis geführten Schlangen nun zu Pituophis zählen. Dass sich diese Änderung durchsetzen wird, ist aber eher zweifelhaft. Außerdem gehen LODRIGUE & LODRIGUE (2007) davon aus, dass es sich bei Slowinskis Kornnatter doch nicht um eine eigene Art, sondern lediglich um eine Unterart von Pantherophis guttatus handelt. Da jedoch auch diese Ansicht noch keine allgemeine Akzeptanz gefunden hat, wird die Form im vorliegenden Buch als eigenständige Spezies vorgestellt.

Wie im Namen „Kornnatter“ schon anklingt, gehört Pantherophis guttatus zur Familie der Nattern (Colubridae), mit rund 1900 Arten die größte Schlangenfamilie überhaupt. Innerhalb dieser wiederum wird die Kornnatter in die Unterfamilie der Eigentlichen Nattern (Colubrinae) gestellt. Zu ihrer Gattung Pantherophis zählen außerdem noch Pantherophis bairdi (Bairds Kletternatter), Pantherophis obsoletus (Erdnatter) und Pantherophis vulpinus (Fuchsnatter), die wie die Kornnatter allesamt in Nordamerika vorkommen. Außerdem gibt es noch einige unmittelbar verwandte und äußerlich der Kornnatter sehr ähnliche Arten, die man im so genannten „guttatus-Komplex“ zusammenfasst. Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb dieses Komplexes sind zurzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen – sichere Aussagen lassen sich noch nicht treffen, zumal systematische Einordnungen von Lebewesen ohnehin letztlich immer Ansichtssache bleiben. Es scheint sich jedoch folgendes Bild abzuzeichnen: Die Kornnatter Pantherophis guttatus, der dieses Buch gewidmet ist, besitzt keine Unterarten – früher als Unterarten geführte Formen haben sich mittlerweile als eigene Arten oder im Gegenteil lediglich als nicht wirklich eigenständige Varianten herausgestellt. Somit zählen nach aktuellem Stand außer Pantherophis guttatus (inklusive der früher als Unterart angesehenen Form „rosacea“) noch die Prärie-Kornnatter (Pantherophis emoryi; inklusive der früher als Unterarten betrachteten Formen „intermontanus“ und „meahllmorum“) sowie Slowinskis Kornnatter (Pantherophis slowinskii) zum „guttatus-Komplex“. Zur Prärie- und zu Slowinskis Kornnatter finden Sie Informationen im „Extra“ am Schluss des Buches.

 

Verbreitung der Arten des Pantherophis-guttatus-Komplexes nach BURBRINK (2002)

Aussehen

DIE größte bisher bekannte Kornnatter soll über 180 cm gemessen haben, doch beträgt die durchschnittliche Körperlänge nur etwa 80–120 cm. Die Tiere sind schlank und elegant, zugleich aber muskelstark gebaut. Der Kopf ist nicht besonders groß und setzt sich nur wenig vom Hals ab. Die Schuppen an Rücken und Flanken überlappen sich dachziegelartig, sind glatt bis gekielt, Letzteres besonders in der Rückenmitte. Die quer verlaufenden Bauchschilde tragen an den Seiten Kanten, die der Schlange das Klettern erleichtern, indem sie sich damit in die Borke von Bäumen und Sträuchern „einhakt“. Wo genau der Rumpf aufhört und der Schwanz beginnt, kann man leicht am geteilten Analschild erkennen, der die Kloake der Schlange bedeckt.

 

Foto: K. Kunz