Für meine Kinder
und ihren perfekten Leih-Opa

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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Leselust für 50 plus!
Copyright 2010 Anja Stroot, Autorin
Lektorat: Renate Marx
Bild Buchcover: Copyright Joäo Freitas – Fotolia.com
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978 3 8391 6093 0

Inhalt

Vorwort

Aus dem Leben erzählt…

Der Rosenflüsterer

Urlaub in einer fremden Welt

Der perfekte Leih-Opa

Ein besonderes Geschenk

Alleinerziehend mit Siebzig

Das größte Glück auf Erden

Der Full-Time-Job eines Schutzengels

Knödel in Tüten

Wie ist es im Himmel?

Was ist Nichts?

Lauter Unfug im kleinen Kopf

Frei Erfundenes…

Oma Rosa im Chat

Schokoladenmann trifft Wahnsinnsfrau

Die Hitze der Unmoral

Die Suche nach dem Richtigen

Über 50 und verliebt

Ein Intermezzo besonderer Art

VORWORT

Lesen ist eine wunderbare Möglichkeit, für kurze Zeit den Alltag zu vergessen. Ob man in fremde Welten eintaucht oder Einblick in das Leben anderer Menschen bekommt, in jedem Fall unterhält es einen und nährt den Geist. Einige Geschichten stimmen möglicherweise nachdenklich, andere bringen Sie vielleicht sogar zum Lachen. Ein Lächeln auf Ihr Gesicht zu zaubern, ist für mich der größte Erfolg.

Zum Schutz der beteiligten Personen wurden alle Namen und alles, was Rückschlüsse auf die Personen zulässt, geändert. Eventuelle Ähnlichkeiten sind zufällig und keinesfalls beabsichtigt.

Die Geschichten sind durchweg kurz gehalten und in einer gut lesbaren Schriftgröße verfasst. Ich habe sie viele Jahre gesammelt, um Ihnen mit dieser Auswahl diejenigen präsentieren zu können, die mich am meisten berührt haben. Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, viel Freude damit!

Anja Stroot

Aus dem Leben erzählt …

* * *

Der Rosenflüsterer

Aus Anlass seines 70sten Geburtstages veranstaltete Josef eine Geburtstagsfeier. Er bestellte ein tolles Buffet, Getränke und was sonst noch dazu gehört. Als alles für den großen Tag vorbereitet war, lud er seine Familie, Freunde und Bekannten ein. Die Feier sollte in seinem selbst gebauten Wintergarten stattfinden. Dieser bot genug Platz für alle Gäste. Er war zwar nicht beheizt, aber das war ja im September auch noch nicht unbedingt notwendig.

Als der große Tag gekommen war, kamen die Gäste von nah und fern. Jeder von ihnen brachte natürlich Geschenke für ihn mit. Er nahm sie dankend an und stellte sie erst einmal zur Seite. Am nächsten Tag wollte er sie sich in Ruhe ansehen.

Einer seiner Gäste hatte zuvor noch bei einem Händler am Straßenrand angehalten und eine langstielige rote Rose für ihn gekauft. Josef wickelte diese sofort aus. Da er so schnell keine Blumenvase zur Hand hatte, nahm er ein benutztes Bierglas von der Spüle, füllte es mit Leitungswasser und stellte die Rose kurzerhand hinein. Sie würde die nächste Zeit einen Tisch in seinem unbeheizten Wintergarten schmücken, dachte er. Josef gefiel sie sehr, denn sie war wirklich wunderschön. Leuchtend rot von der Farbe, dazu ein ganz besonders schöner Duft. Wirklich eine herrliche Rose. Was er zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnte war, dass genau diese Rose ihm besonders lange Freude bereiten würde.

Denn was jedem unglaublich erschien, trat hier ein. Sieben Wochen später blühte diese Rose noch immer wie am ersten Tag. Eine botanische Sensation, die sich auch die Tagespresse nicht entgehen lassen wollte. Reporter besuchten ihn und wollten natürlich wissen, wie er das geschafft hatte. Jeder, der davon hörte, schüttelte nur ungläubig den Kopf. Befragte Floristinnen gaben einer Rose maximal zwei Wochen Blütezeit, aber mehr als 50 Tage seien einfach unvorstellbar. Josef selbst sagte dazu: „Ich kann mich darüber auch nur wundern“ und zuckte mit den Schultern. Der Reporter fragte: „Welches Wasser und welche Zusätze haben Sie der Rose denn gegeben? Wie oft haben Sie das Wasser gewechselt?“. „Ich habe keinen Dünger genommen, nur Leitungswasser. Gewechselt habe ich das Wasser gar nicht, weil es schon seit langem nicht mehr weniger wird“, antwortete er. Inzwischen war es im Wintergarten schon sehr kühl geworden und dennoch behielten die Rosenblätter ihre leuchtend rote Farbe. Es grenzte an ein Wunder, und man nannte Josef einen “Rosenflüsterer mit magischen Händen“.

Damit das auch so blieb, half er später noch etwas nach. Zum Schutz der Rose stellte er stachelige Kakteen daneben. „Sonst wirft die neugierige Katze sie noch aus Versehen um. Außerdem ist nun auch Rauchverbot im Wintergarten, damit die Rose nicht die Blätter von dem Qualm fallen lässt!“, meinte er.

Einige Wochen später lebte die unvergängliche Rose noch immer, zwar nicht mehr in leuchtend rot, aber dafür hatte sie inzwischen Wurzeln angesetzt und Josef hat sie liebevoll eingepflanzt. „Sie hat zwischendurch nicht mehr so gut ausgesehen, aber deshalb muss man sie ja nicht gleich wegwerfen. Vielleicht ist das ja auch ein Zeichen, dass ich genauso unvergänglich bin, wie diese Rose. Dann bleibe ich die nächsten 30 Jahre so fit wie ich jetzt bin!“, sagte er und lächelte dabei. So blieb er allen als Rosenflüsterer in Erinnerung.

* * *

Urlaub in einer fremden Welt

Die wunderschönen Reiseprospekte hatten mich wieder einmal in Versuchung geführt. Bunte Hochglanzbilder mit traumhaften Beschreibungen. Aber wie würde es wirklich dort sein? Unser, das heißt meines Freundes und mein, Reiseziel waren die Malediven im indischen Ozean, nicht weit vom Äquator entfernt. Von dem Inselstaat mit seinen 2000 Inseln waren nur ca. 200 bewohnt. Das Klima dort ist das ganze Jahr über tropisch. Dieses Gebiet zählt zu den schönsten Tauchrevieren der Welt, sagt man.

Nach dem langen Flug, kamen wir auf der Flughafeninsel Hulule an. Von München waren das ca. 8.200 km. Beim Ausstieg aus dem klimatisierten Flugzeug, erfasste uns als erstes die Tropenhitze und wir brauchten einen Moment, um uns an die Temperatur zu gewöhnen. Da die Malediven ein Inselstaat sind, also aus vielen kleinen Inseln bestehen, mussten wir von dort weiter zu unserer gebuchten Insel Kandooma Fushi reisen. Wir wurden zu einem Steg geführt, wo das landestypische Verkehrsmittel, das Dhoni, bereits auf uns wartete. Ein Dhoni ist ein Boot, dass von der Form her ein bisschen an die Gondeln in Venedig erinnert. Natürlich etwas größer, damit mehrere Personen mit Gepäck transportiert werden können. Dieses kleine Boot brachte uns zu unserem Urlaubsziel. Unvergessen bleibt für mich der Moment, als ich zum Steg kam und zum ersten Mal den indischen Ozean sah. Das türkisfarbige Wasser war wirklich so leuchtend, dass es in meinen müden Augen brannte. Nie zuvor hatte ich ein Meer von dieser Schönheit gesehen.

Je weiter wir auf das Meer fuhren, desto kleiner kamen wir uns vor. In diesem kleinen Boot auf dem riesigen Ozean fühlten wir uns beinahe wie in einer Nussschale. Bald waren auch keine anderen Inseln mehr zu sehen. Soweit das Auge reichte gab es nur noch die unendliche Weite des Meeres. Es begann zu regnen. Für unser Gepäck gab es ein provisorisches Dach, für uns nicht. Einen Moment überlegten wir, welchen Regenschutz wir hätten. Aber dann war es ganz normal, sich vom Regen nass regnen zu lassen. Denn anders als bei uns war dieser Regen warm wie eine Dusche. Die Überfahrt dauerte einige Stunden. Und mit dem Regen stieg auch der Seegang. Ich wurde seekrank und fühlte mich elend. Dann jedoch, als wir die ersehnte Insel von weitem sahen, war es ein wunderschönes Gefühl nach so vielen Stunden endlich angekommen zu sein.

Als das Boot an den Steg heranfuhr, um anzulegen, traute ich meinen Augen nicht. Der ganze Steg wimmelte von riesigen Krebsen. Ich hielt es für unmöglich, diesen Steg zu betreten. Die Krebse würden mir in die Füße beißen, dachte ich. Der erste Einheimische sprang auf den Steg, um das Boot anzubinden. Plötzlich hörten wir ein kratzendes Geräusch und alle Krebse waren weg. Offensichtlich waren sie scheu und hatten mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. Die Trittfläche des Steges war nun frei.

Wir wurden in unser Appartement gebracht. Die Bettlaken waren kunstvoll gefaltet und mit bunten Blüten geschmückt worden. Eine Bettdecke gab es nicht. Dafür gab es ein weiteres Laken. Aber man brauchte natürlich auch bei dem Tropenklima keines, denn es war das ganze Jahr über warm (26-33 Grad) und feucht. Auch die Schuhe hätte man getrost zu Hause lassen können. Alle Wege waren aus weichem Sand. Kalte Füße bekam man nicht.

Die Bauweise war für uns Europäer sehr gewöhnungsbedürftig. Zwischen dem oberen Teil der Wand und dem Dach war eine große Öffnung, so dass Tiere von draußen herein konnten. Um unser Appartement herum war die Insel wie ein Urwald bewachsen. Ich wollte zur Toilette gehen und erschrak fürchterlich: dort saßen kleine Geckos. Schnell schloss ich die Tür wieder und bat meinen Freund um Hilfe.