Inhalt

Titel

Zusammenfassung

Prolog

Impressum

WOLFGANG HOHLBEIN

SEELENRAUB

Die Chronik der Unsterblichen

Unter Mitarbeit von

Dieter Winkler

»Seelenraub« ist eine eigenständige Geschichte. Zeitlich gesehen spielt sie jedoch nach »Glut und Asche«. Unterstützend haben wir deshalb dem Text eine Inhaltsangabe von »Glut und Asche«, dem 11. Band aus der Chronik der Unsterblichen vorangestellt.

London 1666: Der Himmel leuchtet flammend rot über der Stadt, als der Unsterbliche Andrej Delãny mühsam die Augen öffnet. Wie lange er schon bewusstlos an die kalten Mauern des Tower of London gekettet ist, kann er nicht sagen. Das dumpfe Pulsieren der Schmerzen und der Geruch nach verbranntem Fleisch kriechen in seine vernebelten Sinne und lassen seine Erinnerung wieder wach werden.

Vor ein paar Tagen waren er und sein unsterblicher Freund Abu Dun nach London gereist. Getrieben von Andrejs unbändigem Willen, den gefallenen Gott Loki zu töten, waren sie Hinweisen gefolgt, die sie in die Metropole führten. Immer wieder waren brutal ermordete Opfer des mysteriösen »Phantoms« aufgefunden worden. Die blutige Spur ließ vermuten, dass Loki hinter den Verbrechen stand. Andrej hatte eine Bande von Straßenkindern ausfindig gemacht, die ihm helfen sollten, seinen Widersacher aufzuspüren. Frederic, der Anführer der Bande war ihm seltsam bekannt vorgekommen. Er hatte etwas Undefinierbares in seiner Gegenwart spüren können. Nicht nur, dass er denselben Namen trug wie sein einstiger Ziehsohn, er hatte auch noch dessen Gestalt und Alter. Und genau dies wurde Andrej zum Verhängnis. Er hatte dem Jungen zu viel Vertrauen entgegengebracht und befand sich nun in dieser misslichen Lage. Andrej versucht seine gepeinigten Glieder zu bewegen. Durch das vergitterte Fenster dringt Rauch. Ganz London muss brennen! Wo waren Abu Dun und Meruhe? Meruhe … auch sie war in London, hatte ihn und seinen Freund beschützen wollen. Sie hatte zur Abschreckung eine Vampyrin auf ihn gehetzt, damit Abu Dun und er die Stadt wieder verlassen würden. Doch vergeblich. Zu nahe war er seinem Ziel gekommen, als dass er noch hätte umkehren können. Frederic schien etwas zu wissen, das für ihn von Vorteil hätte sein können. Dann war sein Schwert Gunjir, mit dem man Götter töten kann, verschwunden. Natürlich hatten sie sofort Frederic und seine Bande verdächtigt. Als er mit Abu Dun zu dem Versteck der Kinder kam, wurden sie Zeugen eines Treffens von Meruhe und Loki. Misstrauen machte sich in den beiden Unsterblichen breit. Wie waren diese drei Personen miteinander verbunden? Frederic, der ihm so vertraut vorgekommen war, stand unter Lokis Einfluss. Er hatte Andrej von Anfang an betrogen und in diese Falle gelockt. Abu Dun und er waren sich ihrer eigenen Stärke zu sicher gewesen. Als Frederic sie unter dem Vorwand, Loki zu treffen, in eine Backstube geführt hatte, war ihnen die Situation aus den Händen geglitten. Frederic hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, vor Andrejs Augen einem kleinen Mädchen die Kehle durchgeschnitten und war geflohen. Als die Polizei eintraf, fanden sie Andrej mit dem blutigen Messer in der Hand über das tote Kind gebeugt. In dem Tumult ließ er eine brennende Fackel fallen. Der Rauch ermöglichte Abu Dun die Flucht, doch Andrej selbst wurde verhaftet. Stundenlang folterten sie ihn, weil sie ihn für »das Phantom« hielten. Er konnte es ihnen nicht mal verübeln, wie hätten sie die Situation sonst deuten sollen?