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Sven Gerhardt: Die Heuhaufen-Halunken - Gülleduft und Großstadtmief

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– Für Miriam. Lass uns mal wieder nach Berlin fahren! –
© 2018 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Innenillustrationen und Cover: Vera Schmidt
Umschlaggestaltung: Sandra Filić / Illustration Pfeil: Freepik.com
aw • Herstellung: AJ
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Reproduktion: ReproLine Mediatem, München
ISBN 978-3-641-21744-0
V003
www.cbj-verlag.de

Inhalt

1 Kehrt im Dorf der Frühling ein,
wird es wohl bald Frühling sein

2 Schickt jemand Post dir raus aufs Land,
geschieht danach meist allerhand

3 Hinter Wiese, Feld und Wald
erscheint der Rest der Welt schon bald

4 Das ist die Berliner Luft, Luft Luft,
mit dem ganz besondren Duft, Duft, Duft

5 Suchst du nach Abenteuern in der Stadt,
zeigt sie dir schnell, was sie zu bieten hat

6 Trifft ein Halunke einen Schuft,
bringt das meistens dicke Luft

7 Droht dir ein Feind mit arger List,
brauchst du nur ’ne Menge Mist

8 Willst du in Ruhe Pläne machen,
lass es vorher richtig krachen

9 Ist die Arbeit erst getan,
fängt man schon mal zu schnarchen an

10 In der allergrößten Not
hilft oft nur noch Pferdekot

11 Verlässt dich plötzlich mal die Kraft,
hast du vermutlich viel geschafft

12 Weht der Wind dir mal entgegen,
folgt darauf nicht immer Regen

13 Um den Kummer zu vergessen,
hilft manchmal ein Abendessen

14 Willst du deinen Tag genießen,
musst du einfach Frieden schließen

»Dieses Kaff nervt«, brummte Meggy, als sie an einem regnerischen Tag im April aus ihrem Fenster schaute und vor Langeweile fast umkam. Ein langer Winter lag hinter Dümpelwalde und alle Bewohner sehnten sich nach dem Frühling. Doch dieser schien noch keine Lust zu haben in Dümpelwalde einzuziehen, was man auch irgendwie verstehen konnte. Schließlich lag das kleine Dorf am Ende der Welt. Na ja, fast zumindest. Denn das Ende der Welt war wohl eher das fünf Kilometer entfernte Sumpflitz. Dort führte nur eine einzige Straße hinein, die dann irgendwo in einem Acker endete. Und soweit Meggy wusste, gab es hinter diesem Acker nicht mehr als nur vermatschte Wiesen soweit das Auge reichte. Bald jedoch würden in der ganzen Gegend die Apfelbäume blühen, die es hier in Unmengen gab, und auf den vermatschten Wiesen würden endlich wieder Blumen wachsen. Nur war von alldem bisher leider noch keine Spur zu sehen, und so träumte Meggy wie so oft von San Francisco, der Stadt, in der es niemals kalte Winter gab und in der sich die Ganoven auf den buckeligen Straßen wilde Verfolgungsjagden mit der Polizei lieferten.

Meggy wollte später einmal Gangsterbraut werden und dafür hatte sie auch die besten Voraussetzungen. Schließlich war sie die Anführerin der sagenumwobenen Heuhaufen-Halunken – einer Bande, die Autos knacken konnte, illegale Boxkämpfe veranstaltete und sogar über eine Filiale in Berlin verfügte.





Meggy

• richtiger Name: Margarethe

• Alter: 10

• Berufswunsch: Gangsterbraut

• Anführerin und kreativer Kopf der Bande

• Halunken-Spezialität: Pläne schmieden und Aufgaben verteilen





Schorsch
(Meggys Bruder)

• richtiger Name: Georg

• Alter: 9

• Berufswunsch: Profiboxer

• ist extrem frech, aber manchmal auch extrem nett

• Halunken-Spezialität: bekommt mit seinen Fäusten jede Tür auf





Knolle*

• richtiger Name: Ben

• Alter: 9

• Berufswunsch: Restaurant-Tester

• ist etwas faul und träge

• Halunken-Spezialität: Gaunereien, die irgendwas mit Essen zu tun haben

* Seinen Spitznamen hat Knolle als kleines Baby bekommen. Damals hatte er nämlich eine Nase, die aussah wie eine Kartoffel. Das Beweisfoto hängt noch bei ihm zu Hause im Wohnzimmer. Mittlerweile sieht seine Nase aber ganz normal aus.





Alfons

• Alter: 11

• Ist in Dümpelwalde aufgewachsen, wohnt aber seit letztem Sommer in Berlin

• Berufswunsch: darüber macht er sich noch keine Gedanken

• ist sehr schlau, aber manchmal etwas dickköpfig

• Halunken-Spezialität: er kann einfach alles besorgen




Lotte (Cousine von Meggy und Schorsch)

• Alter: 6

• Berufswunsch: auf keinen Fall Prinzessin!

• hat es als Nachwuchs-Halunke faustdick hinter den Ohren

• Halunken-Spezialität: wenn sie ihr zuckersüßes Lächeln aufsetzt, kann ihr niemand böse sein





Marius

• Alter: 10

• wohnt in Berlin und ist neuestes Mitglied der Heuhaufen-Halunken

• Berufswunsch: irgendwas mit Computern

• ist ziemlich schüchtern, aber dafür extrem lernfähig

• Halunken-Spezialität: Internet-Recherche

Das Problem war nur, dass die Heuhaufen-Halunken schon seit einer halben Ewigkeit kein krummes Ding mehr gedreht hatten. Zumindest kam es Meggy so vor. Ihre letzte glorreiche Halunken-Aktion hatte im letzten Herbst stattgefunden, als sie die berüchtigten Miesmann-Zwillinge in einem Boxkampf besiegt hatten. Damals waren Alfons und Marius über die Ferien aus Berlin nach Dümpelwalde gekommen. Doch seitdem hatte sich die Bande nicht mehr komplett treffen können. An Weihnachten war Marius zwar mit seinem Vater bei Oma Hertha zu Besuch, aber Alfons konnte leider nicht kommen. Das lag zum einen daran, dass seine Eltern viel arbeiten mussten, zum anderen hatte Alfons ein neues Hobby, das sehr viel Zeit kostete. Jede freie Minute verbrachte er in einem Jugendhaus, das viele Angebote für Kinder und Jugendliche aus seinem Viertel bot. Und so war Alfons nun Teil einer Hip-Hop- und Breakdance-Gruppe, die eigene Lieder schrieb und akrobatische Tänze einstudierte.

Als Alfons Meggy am Telefon von seinem neuen Hobby berichtete, konnte sie nicht verstehen, was an der Sache so toll sein sollte und wie das vor allem wichtiger sein konnte als ihre Bande. Klar, Hip-Hop mochte sie auch, aber beim Thema Tanzen dachte sie sofort an die Trachtentanzgruppe, die es in Dümpelwalde gab. Spannend klang das für sie daher überhaupt nicht. Obwohl, für gelangweilte Stadtkinder war das vielleicht ein passendes Hobby.

Bis vor ein paar Monaten hatten die Heuhaufen-Halunken nichts von Stadtkindern gehalten, doch dann lernten sie Marius kennen und merkten, dass sie mit dem ein oder anderen Vorurteil ziemlich falschlagen.

»Wenn wir uns das nächste Mal sehen, zeig ich dir ein paar Moves«, hatte Alfons noch am Telefon gesagt, und Meggy hatte »Klar, gerne« geantwortet und sich kichernd vorgestellt, wie Alfons mit einer Tracht bekleidet zu Hip-Hop-Musik tanzte.

Seit dem Telefonat war eine ganze Weile vergangen. Meggy vermisste ihre beiden Berliner Freunde und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit den Heuhaufen-Halunken endlich wieder ein neues Abenteuer zu erleben. Dass sich dieser Wunsch schon sehr bald erfüllen würde, konnte sie in diesem Moment noch nicht ahnen.