Daan Schoonhoven ist begeisterter Naturfotograf und entwickelt schon seit über 15 Jahren Konzepte für die Naturfotografie, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So ist er Betreiber der niederländischen Fotografen-Communitys www.nederpix.nl und www.birdpix.nl sowie Gründer der Naturfoto-Organisationen PiXFACTORY und der Bildagentur Buiten-Beeld. Bei seiner eigenen fotografischen Arbeit bleibt Daan seiner ersten Liebe treu, der Vogelwelt. Gemeinsam mit den besten Naturfotografen der Niederlande gibt er die erfolgreiche Buchreihe der »Praktijkboeken« heraus, praxis- und lösungsorientierte Fachbücher, die der dpunkt.verlag nun auch dem deutschen Publikum in Übersetzungen zugänglich macht. Alle Titel sind von unterschiedlichen Fotografen geschrieben, die dem Leser ihr Expertenwissen vermitteln und mit ihren besten Fotos zeigen, wie man dieses in gelungene eigene Bilder umsetzt. Sie sind auch auf www.natuurfotografie.nl zu finden, einer weiteren von Daan betriebenen Website, wo sie Fototipps veröffentlichen und Fotoworkshops anbieten.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Daan Schoonhoven (Hrsg.)

Praxisbuch Naturfotografie durchs ganze Jahr

Naturmotive von Januar bis Dezember fotografieren

Übersetzung aus dem Niederländischen von Rolf Dräther

Daan Schoonhoven
daan@pixfactory.nl

Lektorat: Rudolf Krahm

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

ISBN:

1. Auflage 2020

Copyright der niederländischen Originalausgabe © 2018 by Uitgeverij Birdpix/Nederpix (PixFactory)

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Kormorane tauchen sogar an kleinen Teichen in von Menschen bewohnten Gebieten auf und unter. | Deventer | Arno ten Hoeve | Olympus OM-D E-M1 II mit Leica 100–400 mm 1:4,0–6,3 bei 400 mm, 1/1600 s, Blende 6,3, ISO 1600

Inhaltsverzeichnis

1Januar

Artenmix im Januar

Vertiefungsthema im Januar

1.1Erstellen Sie Ihren eigenen Jahresplan

1.1.1Sich selbst kennen

1.1.2Ihr Motiv kennenlernen

1.1.3Die Örtlichkeiten kennen

1.1.4Die Jahreszeiten verstehen

1.1.5Rechtzeitig vor Ort sein

1.1.6Das Wetter annehmen

1.1.7Den Überblick behalten

Naturphänomen im Januar

1.2Lange Nächte, helle Sternenhimmel

1.2.1Dämmerungsperioden

1.2.2Der Mond

1.2.3Lichtverschmutzung

1.2.4Wintermonate: Nachtfotografie!

1.2.5Kälte und Kondenswasser

Location

1.3Ameland und Schiermonnikoog

Steckbrief

1.3.1Highlights auf Ameland

1.3.2Highlights auf Schiermonnikoog

Arten im Januar

Sporenkapseln

Kegelrobbe

Fichtenkreuzschnabel

Mäusebussard

Naturphänomen im Januar

1.4Starenschwärme

1.4.1Die Entstehung von Starenwolken

1.4.2Fotografische Herausforderungen

1.5Polarlicht

1.5.1Entstehung

1.5.2Fotografieren

Arten im Januar

Große Weidetiere

Raubwürger

Naturphänomen im Januar

1.6Eishaar

Arten im Januar

Bartmeise

2Februar

Artenmix im Februar

Vertiefungsthema im Februar

2.1Gute Vorbereitung ist alles

2.1.1Was wollen Sie fotografieren?

2.1.2Der Stufenplan

Naturphänomen im Februar

2.2Schneelandschaften

Location

2.3Nationalpark De Maasduinen

Steckbrief

2.3.1Highlights

Naturphänomen im Februar

2.4Eiskristalle

Arten im Februar

Scharlachflechte

Schwarz-Erle

Naturphänomen im Februar

2.5Nadelwälder

Arten im Februar

Schneeglöckchen

Naturphänomen im Februar

2.6Hochwasser in den Flüssen

Arten im Februar

Gans

Zitronenfalter

Huflattich

Mistel

Winterlibelle

3März

Artenmix im März

Vertiefungsthema im März

3.1Das Heimrevier – Heimspiel für den Naturfotografen

3.1.1Fotografieren vor der Haustür

3.1.2Wie kann so etwas aussehen?

3.1.3Die Vorteile

3.1.4Fotostory

3.1.5Wo kann man so etwas finden?

Naturphänomen im März

3.2Stinsenpflanzen

3.2.1Landgüter und Gärten

3.2.2Nicht nur Makro!

Location

3.3Nationalpark Weerribben-Wieden

Steckbrief

3.3.1Geschaffen durch Mensch und Sturm

3.3.2Vom Wasser aus fotografieren

3.3.3Highlights

Naturphänomen im März

3.4Krötenwanderung

Arten im März

Wasserfrösche

Torfmoose

Moorfrosch

Buschwindröschen

Uferschnepfe

Haubentaucher

Raupen

Hase

Hohe Schlüsselblume

Weiden-Sandbiene

Zilpzalp

4April

Artenmix im April

Vertiefungsthema im April

4.1Projektbasiertes Arbeiten

4.1.1Fokus

4.1.2Welche Projekte?

4.1.3Ziele setzen

4.1.4Zu guter Letzt

Naturphänomen im April

4.2Obstblüte

4.2.1Hoch- oder niederstämmig

4.2.2Im Detail

Location

4.3Süd-Limburger Hügelland

Steckbrief

4.3.1Highlights

Naturphänomen im April

4.4Frisches Blattgrün

Arten im April

Landschnecken

Dünen-Sandlaufkäfer

Blaukehlchen

Ringdrossel

Waldmaus

Aurorafalter

Schwarzhalstaucher

Kreuzotter

Zauneidechse

Schachblume (Kiebitzei)

5Mai

Artenmix im Mai

Vertiefungsthema im Mai

5.1Jungtiere

5.1.1Digital streicheln

5.1.2Tanzende Gänschen

5.1.3Kleine Energiebündel

5.1.4Tieferes Verständnis lohnt sich

Naturphänomen im Mai

5.2Vogelzug

Location

5.3Texel

Steckbrief

5.3.1Highlights

Artengruppe Mai

5.4Schmetterlinge

Arten im Mai

Säbelschnäbler

Löffler

Gebänderte Prachtlibelle

Maikäfer

Fuchs

Knutt

Seehund

Frühe Adonisjungfer

Zecke

6Juni

Artenmix im Juni

Vertiefungsthema im Juni

6.1Ethik

6.1.1Sind wir anders?

6.1.2Gesunder Menschenverstand

6.1.3Digi-Ethik

6.1.4Der letzte Mohikaner

6.1.5Transparenz

6.1.6Wer entscheidet?

Naturphänomen im Juni

6.2Blütenmeere

Location

6.3Amsterdamse Waterleidingduinen

Steckbrief

6.3.1Landschaft

6.3.2Säugetiere

6.3.3Vögel

6.3.4Highlights

Naturphänomen im Juni

6.4Bakterienfilm

Arten im Juni

Biber

Fledermaus

Mittleres Zittergras

Zwergmaus

Hirschkäfer

Heuschrecken

Dachs

Eintagsfliege

Skorpionsfliege

Eisvogel

7Juli

Artenmix im Juli

Vertiefungsthema im Juli

7.1Reisen und Urlaub

7.1.1Gesellschaft

7.1.2Vorbereitung

7.1.3Ausrüstung

Artengruppe Juli

7.2Jungfern und Libellen

Location

7.3Bachtäler

Steckbrief

Naturphänomen im Juli

7.4Leuchtende Nachtwolken

Arten im Juli

Wanzen

Hochzeitsflug der Ameisen

Badende Vögel

Nachtfalter

Feuerlibelle

7.5Rehe

Passionsblumenfalter

Schleiereule

Geißklee-Bläuling

8August

Artenmix im August

Vertiefungsthema im August

8.1Nachtfotografie

8.1.1Lichtverschmutzung

8.1.2Mond oder kein Mond

8.1.3Sternenbewegung

Naturphänomen im August

8.2Watvögel

Location

8.3Veluwezoom

Steckbrief

8.3.1Highlights

Naturphänomen im August

8.4Blühende Heide

Arten im August

Wespenspinne

Gebänderte Heidelibelle

Naturphänomen im August

8.5Gewitter

8.6Perseiden

8.7Meeresleuchten

Arten im August

Sonnentau

Fischadler

Schwebfliegen

Schwalbenschwanz

Blutweiderich

9September

Artenmix im September

Vertiefungsthema im September

9.1Licht

9.1.1Wetter

9.1.2Tageszeit

9.1.3Jahreszeit

9.1.4Die richtige Belichtung

9.1.5Hilfslicht

9.1.6Licht ist dominant

Naturphänomen im September

9.2Spinnenzeit

9.2.1Multifunktionale Modelle

9.2.2Gläserne Kugeln

Location

9.3Oostvaardersplassen

Steckbrief

9.3.1Weidetiere – klein und groß

9.3.2Abgesperrt und zugänglich

9.3.3Aussichtspunkte

9.3.4Vögel

9.3.5Highlights

Naturphänomen im September

9.4Rothirschbrunft

Arten im September

Herbst-Mosaikjungfer

Weidenjungfer

Naturphänomen im September

9.5Pilze

Arten im September

Samen und Früchte

9.6Helmlinge

Tintenfischpilz

Eichelhäher

Wendehals

Taubenschwänzchen

Herbstzeitlose

10Oktober

Artenmix im Oktober

Vertiefungsthema im Oktober

10.1Workflow

10.1.1Datensicherung

10.1.2Organisation

10.1.3Exportieren

Naturphänomen im Oktober

10.2Meeresvögel

Location

10.3Bäche in den Ardennen

Steckbrief

10.3.1Highlights

Naturphänomen im Oktober

10.4Herbstfarben

10.4.1Bäume

10.4.2Polarisationsfilter

Arten im Oktober

Saftling

Buchen-Schleimrübling

Naturphänomen im Oktober

10.5Rote Salzlagunen

Arten im Oktober

Korallenpilz

10.6Eichhörnchen

Rotdrossel

Igel

Gemeiner Efeu

Marienkäfer

Fliegenpilz

11November

Artenmix im November

Vertiefungsthema im November

11.1Wetter

11.1.1Vorhersage

11.1.2Das Wetter in Ihrem Foto

Naturphänomen im November

11.2Nebel

Location

11.3Engbertsdijksvenen

Steckbrief

Naturphänomen im November

11.4Sturm

Arten im November

Blaues Pfeifengras

Wisent

Silberreiher

Naturphänomen im November

11.5Küstenmuscheln

Arten im November

Schneeammer

Sonnengoldhähnchen

Kranich

Artengruppe November

11.6Gartenvögel

Arten im November

Buche

Wildschwein

12Dezember

Artenmix im Dezember

Vertiefungsthema im Dezember

12.1Vision und Kreativität

12.1.1Ein Widerspruch?

12.1.2Vier Jahreszeiten

12.1.3Mit den Jahreszeiten aussöhnen

12.1.4Zurück zum Buch

Naturphänomen im Dezember

12.2Kreislauf

Location

12.3Oisterwijkse Vennen

Steckbrief

12.3.1Highlights

Artengruppe Dezember

12.4Winterfrüchte

Arten im Dezember

Flechten

Kernbeißer

12.5Springschwänze

Kahle Bäume

Seidenschwanz

Stieglitz

12.6Steinmarder

Kornweihe

Rotkehlchen

Sumpfohreule

Einleitung

Man kann sich 365 Tage im Jahr mit Naturfotografie beschäftigen. Jede Jahreszeit, jeder Tag, jedes Gebiet und jedes Motiv hat einen eigenen Charme und bietet entsprechende Herausforderungen. In den Niederlanden und in Flandern gibt es mehr als zweitausend Naturlandschaften, in denen zehntausende Tiere, Pflanzen und Pilze leben. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken und zu fotografieren – man könnte dem sein ganzes Leben widmen.

Dieses Buch beantwortet die Frage, wann man was, wo und wie fotografieren kann. Doch obwohl es umfangreicher als die anderen Praxisbücher ist, wäre es eine Illusion, zu glauben, dass diese Ausgabe vollständig ist. Bei der Auswahl der Motive spielte Vielfalt eine Rolle, außerdem wie fotogen das Motiv ist, und natürlich die Jahreszeiten. Häufige Arten innerhalb einer Gattung kommen zur Sprache, und in vielen Fällen sind die Tipps auch für andere, vielleicht weniger bekannte Arten derselben Gruppe hilfreich.

Die Gliederung folgt den Monaten des Jahres. Die beschriebenen Arten, Gebiete und Phänomene sind einem Monat zugeordnet, in dem sie mit hoher Wahrscheinlichkeit anzutreffen sind; selten ist das jedoch ausschließlich in diesem Monat der Fall. Man sollte nicht vergessen, dass diese Einteilung lediglich einen Richtwert darstellt, denn die Natur und die Jahreszeiten kann man nicht beeinflussen. Besonders im Frühjahr hängt vieles davon ab, wie lang und streng der Winter war. Im Extremfall kann der Unterschied bis zu vier Wochen betragen. Zudem ist es ein Unterscheid, ob man sich in Flandern, Südlimburg oder auf den Watteninseln befindet.

Jeder Monat beginnt mit einer Stimmungsbeschreibung. Dann folgt ein Mix von Pflanzen- und Tierarten, die für diesen Monat typisch sind. Das nachfolgende Vertiefungsthema ist nicht zwingend monatsgebunden. Anschließend wird ein Phänomen oder eine Artengruppe besprochen, gefolgt von der Beschreibung eines Landstrichs, um zu guter Letzt Dutzende von Arten und Phänomenen näher zu erläutern. Verbreitungskarten und Diagramme geben Hinweise auf die räumliche Verbreitung und das Auftreten der Arten im Verlauf des Jahres.

Dieses Buch ist als Inspiration und Nachschlagewerk gedacht. Eine Basis, von der aus Sie starten können. Doch es ist gewiss nicht unsere Absicht, Ihnen detailliert vorzuschreiben, was Sie wann, wo und wie fotografieren müssen. So einfach ist es zum Glück dann doch wieder nicht. Sie müssen immer noch früh aufstehen, Zeit investieren, suchen und am Ende Ihre eigene Interpretation der Wirklichkeit in einem Foto erschaffen, das Sie schön finden.

Dieses zehnte Buch stellt für mich die Krönung der Praxisbuchreihe dar. Es ist großartig, im Buch zu blättern und dabei die Vielfalt prächtiger Fotografie und die Diversität von Flora und Fauna wahrzunehmen. Mein großer Dank geht an das Team von Redaktionsmitarbeitern, Autoren und Fotografen, das hart daran gearbeitet hat, all das Wissen und all die Erfahrungen zu Papier zu bringen und in diesem Buch zu teilen.

Ich wünsche Ihnen als Leser unendlich viel Freude dabei, all die Tipps und Ratschläge aus diesem Buch in die Praxis zu überführen. Teilen Sie Ihre Ergebnisse über Social Media mit dem Hashtag #NFNL – wer weiß, vielleicht wird Ihr Foto ins Rampenlicht gerückt.

Daan Schoonhoven (August 2020)

Vorwort

… zur deutschen Ausgabe

Mit diesem neunten Band der Praxisbuchreihe lädt Sie das Autoren-Team um Daan Schoonhoven zu einer Fototour rund ums Jahr ein, stellt Ihnen mögliche Motive von Januar bis Dezember vor und zeigt Ihnen, wie Sie sie stimmungsvoll in Szene setzen. Dabei richten die Autor*innen den Blick auf einzelne Tier- und Pflanzenarten sowie Naturphänomene, die typisch für den Monat oder die Jahreszeit sind.

Wie auch bei den bisherigen Praxisbüchern wurde der niederländische Charakter des Buchs beibehalten und um deutsche Informationsquellen ergänzt. Die vorgestellten Locations sind ausschließlich in den Niederlanden und Belgien zu finden und warten nur darauf, auch von deutschen Naturfotograf*innen entdeckt zu werden. Die zahlreichen Fototipps und Themen lassen sich auch auf Landschaften mit vergleichbarem Arten- und Formenreichtum in Deutschland oder anderswo übertragen.

Und nun wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Fotojahr!

Rudolf Krahm (dpunkt.verlag, August 2020)

Die kobaltblaue Kornblume erinnert an die duftenden und summenden Felder von früher. | Langakkers | Marijn Heuts | Canon EOS 5D III mit Sigma 150 mm 1:2,8, 1/320 s, Blende 2,8, ISO 800

Auch im Winter gibt es genügend farbenfrohe Motive. Mit einer weißen Schicht Reif kommen sie noch besser zur Geltung. | Ron Poot | Sony ILCA-77M2 mit 70–400 mm 1:4–5,6, 1/320 s, Blende 5,6, ISO 400

1Januar

Nach dem Festmonat Dezember ist es auf einmal Januar. In manchen Kalender ist die Ruhe zurückgekehrt. Man hat wieder Zeit, in der Natur zu fotografieren! Und doch wird nicht jeder Naturfotograf sofort nach draußen rennen. Januar – und jetzt?

Bob Luijks

Die längste Nacht liegt gerade erst hinter uns. Und das heißt, dass wir noch immer wunderbare »Arbeitszeiten« nutzen können. Ende Januar geht die Sonne bereits vor halb sechs unter. Um den Sternenhimmel zu fotografieren, muss man deshalb nicht erst bis Mitternacht warten. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass die Luft (aufgrund der niedrigen Temperaturen) sehr stabil ist, weshalb die Sternenfotos gestochen scharf werden. Behalten Sie in dieser Zeit auf jeden Fall den südlichen Sternenhimmel im Auge. Dort prangt das Sternbild Orion, erkennbar an den drei hellen Sternen in einer Reihe.

Auch die Sonnenaufgangszeiten sind angenehm. Sie können »ausschlafen« und immer noch rechtzeitig vor Ort sein. Durch den niedrigen Bahnverlauf der Sonne am Himmel herrscht ausreichend lange schönes Licht zum Fotografieren. Und wenn es während dieser Periode sonnig ist, steigen die Chancen auf Nachtfrost und Reif auf der Vegetation oder überfrorenes Wasser am nächsten Morgen. Neben Schnee sind das sicher die großen Stimmungszauberer für jeden Naturfotografen, ganz gleich, ob er Eiskristalle im Detail oder eine komplett überfrorene Landschaft mag.

Im Mittel scheint die Sonne im Januar allerdings nicht einmal zwei Stunden am Tag. Deshalb sind die Aussichten auf einen echten Winter eher gering. Bleiben Sie für das offen, was sich Ihnen bietet. Die Stimmung ist etwas wehmütig, dunkel und grau. In der Natur finden sich genügend Motive wie zum Beispiel Morast oder Pfützen voller Regenwasser, kahle Bäume oder letzte krautige, verdorrte Vegetation, die dieses Gefühl unterstreichen. Versuchen Sie einmal, das mit Ihren Fotos einzufangen, sowohl als Motiv als auch in der Umsetzung. Schwarzweiß-Fotografie bietet eine gute Möglichkeit, die Stimmung zusätzlich zu unterstreichen.

Der Mangel an schönem Licht während düsterer Tage stellt die perfekte Übung dar, um seinen Blick zu schärfen. Die große Wirkung versteckt sich in allerlei Details. Details, an denen man normalerweise vorbeiläuft. In der »Hochsaison« lenken die Farben und die Fülle an (tierischem) Leben uns schnell ab. Doch nun muss man sich zwingen, interessante Motive zu finden. Am besten steckt man dazu einen bestimmten Bereich ab, in dem man sich anschließend längere Zeit umschaut. Plötzlich entdeckt man allerlei grafische Details in totem Holz oder bemerkt, dass es überraschend viele Pilze gibt und das Moos gerade wunderschön aussieht.

Will es nicht Winter werden, und Sie haben trotzdem Sehnsucht nach einer Ladung Schnee? Sie brauchen gar nicht sehr weit zu reisen. Liegen die Temperaturen in den Niederlanden oder den tiefer gelegenen Teilen von Belgien bei etwa fünf Grad, dann lohnt es sich, höher gelegene Gebiete wie die Ardennen, die Eifel, das Sauerland und den Harz im Auge zu behalten. Mit einer Gipfelhöhe von 1142 Metern ist vor allem dieses letzte Gebiet, nur vier Autostunden von Utrecht entfernt, ziemlich schneesicher.

Artenmix im Januar

Knackendes Eis. Alles in der Natur scheint zu ruhen und auf den Frühling zu warten. Doch für den aufmerksamen Fotografen gibt es genug zu entdecken und zu fotografieren.

Bei starkem Wind formt das aufspritzende Wasser am Rand großer Teiche prächtige Eisskulpturen. Foto: Bob Luijks

Halsbandsittiche schlafen in großen Gruppen. Während des Winters sind die Bäume kahl und die Vögel gut zu sehen. Foto: Chris van Rijswijk

Frostperioden bieten gute Chancen, Wasservögel wie Zwergtaucher und Zwergsäger zu fotografieren. Foto: Arno ten Hoeve

Die Zackeneule ist einer der wenigen Nachtfalter, die überwintern. Man findet sie an relativ warmen, feuchten Stellen, zum Beispiel in Kellern oder Schuppen. Foto: Paul van Hoof

Von Dezember bis Januar ist die Paarungszeit der Füchse. In diesem Zeitraum kann man häufiger als sonst kämpfenden Füchsen begegnen. Foto: Agnes Bax

Bei Frost und Schnee stehen die Chancen, Bekassinen, Wald- und Zwergschnepfen zu fotografieren, etwas besser. Suchen Sie nach Wassergräben, die noch nicht zugefroren sind. Foto: Arno ten Hoeve

Während der Wintermonate gibt es im Deichvorland immer wieder Hochwasser. Siehe Seite 38 für eine ausführliche Beschreibung. Foto: Bob Luijks

Pfeifenten kommen in den Wintermonaten in großen Gruppen in die Niederlande. Foto: Arno ten Hoeve

Die Seestachelbeere ist eine Rippenqualle, die man das ganze Jahr entlang der Uferlinie finden kann. Im Winter fallen die Quallen aufgrund der niedrig stehenden Sonne stärker auf. Foto: Hannie Joziasse

Der Raufußbussard, der größere Bruder des Mäusebussards, kommt aus dem hohen Norden und überwintert hier in kleiner Zahl. Foto: Mark Schuurman

Während des Winters kann man noch eine ganze Menge Pilze finden, vor allem die kleineren Arten wie diesen Moosbecherling. Foto: Ben Kraan

Wildschweine finden ihr Futter auch unter einer dicken Schneeschicht. Foto: Bob Luijks

Januar ist der Monat für prächtig gefärbte Sporenkapseln. Siehe Seite 12 für den vollständigen Abschnitt. Foto: Ron Poot

Vertiefungsthema im Januar

1.1Erstellen Sie Ihren eigenen Jahresplan

Ron Poot

Alles muss passen, um genau das Foto zu machen, von dem Sie schon so lange träumen. Das richtige Motiv, der richtige Ort, die richtige Zeit, das richtige Licht, das richtige Objektiv, die richtigen Kameraeinstellungen und dann noch im richtigen Moment auslösen: zu viel, um es dem Zufall zu überlassen. Wie lassen sich die Chancen vergrößern, um doch den ultimativen Moment zu erleben und festzuhalten? Mit Planung kann man dem Zufall etwas auf die Sprünge helfen. Denken Sie voraus!

1.1.1Sich selbst kennen

Alles beginnt bei Ihnen selbst. Welche Vorgehensweise passt zu Ihnen? Sind Sie ein Jäger, der endlos einer bestimmten Tierart hinterherspürt? Oder sind Sie die Spinne im Netz, die unter einer Tarnung ausharrt, bis eine Tierart in Reichweite kommt? Vielleicht sind Sie ja auch ein Vagabund, der umherstreift und für alles offen ist, was ihm begegnet. Stellen Sie den Plan so auf, dass er zu Ihren Interessen und Ihrer Arbeitsweise passt. Nur so sind Sie ausreichend motiviert und scheuen kein erforderliches Opfer, um Ihr Ziel zu erreichen.

Blaugrüner Adermoosling. Überall gesucht – am Ende fand ich ihn weniger als einen Kilometer von meinem Haus entfernt, blau in der Kälte. | Almelo | Ron Poot | Sony A580 mit Tamron 90 mm, Blende 25, 1/500 s, ISO 400

1.1.2Ihr Motiv kennenlernen

Was auch immer Ihr Motiv ist – es ist wichtig, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen, sodass Sie wissen, wie Sie das Pflänzchen, das Tier oder die Landschaft aufs Foto bekommen können. Oder besser: aufs Foto bekommen wollen. Denn Ihre Vorstellung von dem, was Sie zeigen wollen, ist wie eine Unterschrift auf dem Bild. Ihre eigene Unterschrift! Indem Sie Verhaltensweisen studieren, lernen Sie, wo ein Singvogel regelmäßig ein Liedchen singt, wo die Jagdroute einer Fledermaus verläuft oder wo eine Libelle ihren Beobachtungsposten hat. Das gilt auch für Landschaften, wenn Sie an Komposition, Linienspiel und Lichteinfall denken. Die Stimmung in Ihrem Foto entscheidet über vieles, deshalb spielen das Umfeld und die gewünschte Lichtsituation bei den Erwägungen eine große Rolle. Auch auf Tierarten trifft das zu, denn Sie müssen wissen, in welcher Jahreszeit und zu welcher Tages- oder Nachtzeit sie zu sehen sind. Kurz gesagt: Gute Naturkenntnisse sind eine Voraussetzung für gute Naturfotografie.

1.1.3Die Örtlichkeiten kennen

Wie oft kommt es vor, dass man einer schönen Landschaft oder einer interessanten Art begegnet, doch gerade in diesem Moment seine Fotoausrüstung nicht dabei hat. Oder dass das Wetter nicht mitspielt oder es die falsche Jahreszeit ist. Schreiben Sie sich diese Plätze auf! Und denken Sie schon einmal darüber nach, in welchem Zeitraum und zu welcher Tageszeit Sie hierher zurückkommen wollen. Auch wenn es manchmal Jahre dauert, irgendwann kommt Ihnen die sorgfältig aufbewahrte Information zupass. Behalten Sie auch die Stellen in Ihrer Nachbarschaft im Blick, zu denen Sie häufiger kommen und die Sie wie Ihre Westentasche kennen. Wenn eines Tages die Bedingungen stimmen, dann muss man auch schnell dort sein und die richtigen Plätze kennen.

Der Wetterbericht hatte eine kalte Nacht und klares, windstilles Wetter vorhergesagt. Ideal für eine gestaffelte Landschaft. | Ootmarsum | Ron Poot | Sony ILCA-77M2 mit 70–400 mm bei 250 mm, Blende 9, 1/3200 s, ISO 400

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Zugänglichkeit. Naturgebiete sind nicht immer frei zugänglich, zum Beispiel nach Sonnenuntergang oder während der Brutzeit. Wenn Sie sie dennoch betreten wollen, müssen Sie auf jeden Fall eine Erlaubnis beim Verwalter oder Eigentümer einholen und darüber hinaus erklären, wie Sie Störungen vorbeugen werden.

Dieser Eisvogel wurde lange nach Sonnenuntergang mit einem unverantwortlich hohen ISO-Wert fotografiert. | IJssel Deventer | Arno ten Hoeve | Canon EOS-1D X mit Canon 500 mm 1:4, 1/160 s, Blende 5, ISO 6400

Drei Jahre lang stand der Gelbe Frauenschuh auf meiner Liste. Endlich war der Moment da: drei Stunden fahren, weiches Licht, die Pflanzen in voller Blüte. | Bevern, Deutschland | Ron Poot | Sony 70–400 mm bei 400 mm 1:5,6, 1/500 s, Blende 4, ISO 800

1.1.4Die Jahreszeiten verstehen

Jede Jahreszeit hat Eigenheiten, die für Ihr Foto wertvoll sind: der Morgentau eines klaren Sommermorgens, der Nachtfrost, die langen Schatten des Winters, der Bodennebel im Herbst. Entscheiden Sie selbst, welche davon für Ihr Bild wichtig sind. Beziehen Sie das in die Planung mit ein und schreiben Sie es sich auf.

1.1.5Rechtzeitig vor Ort sein

Die Tageszeit spielt eine große Rolle. Die blaue Stunde, die warme Abendsonne, das harte Sommerlicht – letztendlich ist es das Licht, das die Stimmung Ihres Fotos bestimmt. Deshalb ist es ganz wichtig, bei Ihrer Planung zu berücksichtigen, zu welchem Zeitpunkt Sie das richtige Licht für Ihr ultimatives Foto vorfinden. Dazu gehört natürlich auch, dass Sie rechtzeitig vor Ort sind. Auf jedem Fall am frühen Morgen, denn es ist immer wieder überraschend, wie schnell die Sonne aufgeht.

1.1.6Das Wetter annehmen

Das Wetter bestimmt in großem Maße die Lichtverhältnisse. Nur lässt sich das Wetter nie mit großer Sicherheit vorhersagen. Welche Pläne Sie auch aufstellen, die Abhängigkeit vom Wetter bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Den Wetterbericht zu verfolgen ist somit tägliche Pflicht, damit Sie wissen, wann Ihr großer Augenblick kommt. Um unabhängiger vom Wetter zu sein, kann man strategisch mehrere Ziele ins Auge fassen, am besten für jede Wettersituation eins. Wenn also Ihr erster Plan nicht aufgeht, können Sie immer noch auf eine Alternative ausweichen: Plan B.

1.1.7Den Überblick behalten

Wenn Sie alle gewünschten Faktoren in einem Bild vereinen wollen, empfiehlt es sich, sie übersichtlich zusammenzustellen. Das Praktische einer solchen Übersicht ist, dass man sie aufbewahren sogar kann, jahrelang. Es kann nämlich durchaus sein, dass es Jahre dauert, ehe Sie Ihre Chance bekommen. Und dann ist es schade, wenn die Bedingungen plötzlich ideal sind, Sie jedoch all Ihre guten Ideen vergessen haben. Es geht also nicht um eine Aufgabensammlung, die Sie innerhalb eines Jahres abarbeiten müssen, sondern eher um eine Wunschliste. Natürlich kann man eine ganze Menge Übersichten erstellen; suchen Sie vor allem nach der Form, die zu Ihnen passt – vielleicht hilft Ihnen ja am Anfang ein Beispiel.

Legende meiner Gebiete:

1Arboretum De Lutte

2Beerzerveld

3Bevern (D)

4De Doorbraak

5Engbertsdijksvenen

6Fayersheide

7Geesterense Molenbeek

8Gravenbos

9Haaksbergerveen

10Hindenven

11Alte Mauer Stadt/Garten

12Schultenwolde

13Gartenhütte Arjan Troost

14Tusveld

15Twentekanaal

16Twickel

17Wateregge

18Zum Lonsberg, Turm

Naturphänomen im Januar

1.2Lange Nächte, helle Sternenhimmel

Johan van der Wielen

Die Wintermonate sind nicht nur durch Kälte, Schnee und kahle Bäume, sondern auch durch lange Nächte gekennzeichnet. Bis Mitte Februar geht die Sonne noch vor dem Abendessen unter. Bei Frost sind die Nächte zudem auch oft kristallklar. Damit ist der Winter für Nachtfotografie hervorragend geeignet, und das auch noch zu annehmbaren Zeiten.

Venus und Jupiter mit untergehendem Mond. Der gelbliche Schimmer ist die Lichtverschmutzung von Terschelling und dem Festland. | Ameland | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D II mit Canon 15 mm 1:2,8 Fisheye, 30s, Blende 2,8, ISO 1600

1.2.1Dämmerungsperioden

Natürlich ist es nach Sonnenuntergang nicht sofort dunkel. Davor liegen noch drei Dämmerungsperioden:

  • Bürgerliche Dämmerung (die Sonne steht 0° bis 6° unter dem Horizont), bei der noch ausreichend Licht für normales Leben herrscht. Der Himmel kann sich wunderschön verfärben, und die blaue Stunde bricht an.
  • Nautische Dämmerung (die Sonne steht 6° bis 12° unter dem Horizont). Die Schifffahrt kann nach den ersten Sternen und noch auf den Horizont navigieren. Der Himmel ist noch blau gefärbt. Ein guter Augenblick, um den Mond zu fotografieren, weil der Kontrast zwischen Himmel und Mond noch nicht zu groß ist.
  • Astronomische Dämmerung (die Sonne steht 12° bis 18° unter dem Horizont). Am Horizont ist noch ein letzter »Fleck« Licht zu sehen, doch es ist schon ziemlich dunkel. Auch schwache Sterne werden sichtbar. Auffallend ist: Von Ende Mai bis Ende Juli ist das die dunkelste Phase der Nacht, danach ist in den Niederlanden die ganze Nacht über der Einfluss von Sonnenlicht spürbar!

Apps wie TPE (The Photographer’s Ephemeris) geben für jeden Ort auf der Erde und jedes Datum an, an welcher Stelle die Sonne untergeht und wie lange jede Dämmerungsperiode dauert. Für Sternenfotografie ist die astronomische Dämmerung oft schon dunkel genug.

Durch Einsatz eines Fisheye-Objektivs werden die Sternenspuren rund um den Polarstern perfekt rund. | Gorssel | Johan van der Wielen | Canon EOS 7D II mit Tokina 10–17 mm Fisheye 1:3,5–4,5 bei 10 mm, 450 Fotos mit je 20 s, Blende 3,5, ISO 3200, Stativ, Objektivheizung gegen Kondensation

1.2.2Der Mond

Für Nachtfotografie ist auch der Mond wichtig. Vollmond ist eigentlich immer zu grell, um noch viele Sterne fotografieren zu können. Um Sternenhimmel zu fotografieren, muss nicht unbedingt Neumond sein, denn man kann auch Aufnahmen machen, wenn der Mond noch nicht aufgegangen ist. Vollmond ist die ganze Nacht sichtbar, ein zunehmender Mond (im ersten Viertel) hingegen zu Beginn der Nacht, während ein abnehmender Mond (im letzten Viertel) ab Halbmond erst nach Mitternacht aufgeht.

1.2.3Lichtverschmutzung

Leider muss man in den Niederlanden nach wirklich dunklen Orten lange suchen. In der Umgebung der Städte sieht man mit Sicherheit weniger Sterne als in den ländlichen Gebieten im Norden und im Osten des Landes. Dort, und insbesondere auf den Watteninseln, findet man noch die dunkelsten Orte. Beachten Sie jedoch, dass die meisten Naturgebiete nachts nicht zugänglich sind.

1.2.4Wintermonate: Nachtfotografie!

Wenn man auf die Mondphasen achtet, dann sind die Wintermonate wie keine anderen für Sternenfotografie zu sehr annehmbaren Zeiten geeignet. Im Januar beginnt die wirkliche Nacht in den Niederlanden im Mittel schon gegen 19 Uhr. Dadurch hat man zum Beispiel den gesamten Abend Zeit für Belichtungen von 1,5 Stunden oder länger für Sternenspuren.

1.2.5Kälte und Kondenswasser

Ein großer Nachteil der klaren Winternächte sind die schnell sinkenden Temperaturen, bei denen sich die Feuchtigkeit als Kondenswasser auf Kamera und Objektiv niederschlägt. Für einzelne Aufnahmen ist das noch nicht problematisch, doch wenn Sie mit sehr langen Belichtungszeiten arbeiten, wächst das Risiko, dass während der Aufnahme etwas beschlägt. Dann können Sie natürlich spezielle Heizelemente wie z.B. Objektiv- oder Taukappenheizungen verwenden, Sie können aber auch (wiederverwendbare) Handwärmer mit einem Gummiband an Ihrem Objektiv befestigen.

Location

1.3Ameland und Schiermonnikoog

Johan van der Wielen

Ameland und Schiermonnikoog bieten aufgrund ihrer geringen Größe und niedrigen Einwohnerzahl viele Möglichkeiten für Vogel-, Makro- und Landschaftsfotografie. Den Vogelfotografen erwarten mehr als dreihundert Arten, die hier in den verschiedenen Biotopen und Landschaftstypen in großer Zahl überwintern, durchziehen oder brüten.

Steckbrief

Fläche: Ameland: 24 km lang und max. 5 km breit, Schiermonnikoog: 18 km lang und max. 4 km breit

Erreichbarkeit: mehrmals täglich Fähren. Nach Ameland darf man mit dem Auto, nach Schiermonnikoog nur mit dem Fahrrad oder zu Fuß.

Biotope: Strand, Dünen, Salzlagunen, Marschland, Nadelwald, Watt

Jahreszeiten

  • Winter: Himmel über dem Wattenmeer, Sonnenaufgang und -untergang am Rande des Wattenmeeres, Stürme, Meeresdynamik, Wintergäste, wirklich dunkle Nächte
  • Frühling: Himmel über dem Wattenmeer, Sonnenaufgang und -untergang in der Verlängerung der Inseln, Zugvögel und Sommergäste, Brutkolonien, Frühblüher, frische Gräser auf den Salzlagunen
  • Sommer: seltene Blüten, spezifische Inselflora, Brutvögel, Sonnenaufgang und -untergang über der Nordsee
  • Herbst: Roter Queller am Rande des Wattenmeeres, heftige Stürme, Zugvögel

Fotogene Arten

  • salzliebende Strandflora: Queller, Halligflieder, Strand-Grasnelken, Strand-Beifuß
  • Orchideen (9 Arten)
  • Seehunde und Kegelrobben auf den Sandbänken
  • große Vogelgruppen; Gänse, Möwen, Seeschwalben, Watvögel usw.
  • große Löfflerkolonie (Schiermonnikoog)

Verwaltung: Der Nationalpark Schiermonnikoog wird durch die Vereniging Natuurmonumenten verwaltet, die Verwaltung von Ameland liegt bei der Staatlichen Forstverwaltung.

Im Winter ist nicht nur die Chance auf die schönsten Farben bei Sonnenaufgang am größten, sondern die Sonne geht auch noch über dem Wattenmeer auf. Achten Sie auf gutes Timing, denn wenn das Wasser abzufließen beginnt, sieht man Wasserlachen und Rippeln. | Ameland | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D IV mit Canon 16–35 mm 1:4L bei 16 mm, 2,5 s, Blende 16, ISO 100, Grauverlaufsfilter mit 4 Blendenstufen und weichem Übergang und Grauverlaufsfilter mit 2 Blendenstufen und hartem Übergang

Die Inseln sind die dunkelsten Orte der Niederlande. Hier auf dem Deichvorland von Schiermonnikoog kann man sogar den Milchstraßenbogen fotografieren. | Johan van der Wielen | Canon EOS 5D IV mit Irix 15 mm 1:2,4 Blackstone, Panorama aus 4 Fotos mit je 30 s, Blende 2,8, ISO 6400

Der Makrofotograf kann sich an der einzigartigen Flora der Wattgebiete mit seltenen Blumen und Pflanzen ergötzen, der Landschaftsfotograf hat die Wahl zwischen den einzigartigen Himmeln über dem Wattenmeer, einer Vielzahl von Landschaftstypen und natürlich der eindrucksvollen Dynamik des Meeres. Mit dem Fahrrad kann man beide Inseln durchstreifen, und selbst wenn man läuft, sind die beiden östlichsten Punkte erreichbar. Beachten Sie jedoch, dass während der Brutzeit der Zugang zu Teilen der Inseln gesperrt sein kann.

Obwohl die Inseln zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert sind, stellt doch der Winter für den Landschafts- und Nachtfotografen einen Höhepunkt dar. Nirgends ist es so dunkel wie auf den Inseln, und nirgends kann man besser Sterne und sogar die Milchstraße fotografieren als vom Deichvorland.

Das Licht bei Sonnenaufgang und -untergang ist im Winter aufgrund der Kombination aus niedrigem Sonnenstand und all dem Meerwasser rundherum besonders intensiv und stimmungsvoll. Es ist eine Frage des Timings, genau in dem Moment, wenn das Wattenmeer trockenzufallen beginnt, die Sonne auf- oder untergehen zu sehen.

Für den Draufgänger sind die Stürme lohnenswert. Der Sand weht über den Nordseestrand, apokalyptische Wolkenmassen stürmen auf das Eiland los, und das Meer tobt und schäumt gegen die Insel. Auch von den ausgedehnten, dem Deich vorgelagerten Gebieten hat man gute Sicht auf die speziellen Himmel über dem Wattenmeer. Achten Sie dabei gut auf die Gezeiten, denn es besteht eine sehr reale Gefahr, auf dem Ameländer Deichvorland vom Wasser eingeschlossen zu werden.

1.3.1Highlights auf Ameland

  • Pfahlreihen am Weststrand, schön mit der Dynamik des Meeres (bei Hochwasser), als Motiv bei der Nachtfotografie und bei Sonnenuntergang
  • Grüner Strand/embryonale Dünen, nördlich von Hollum und Ballum. Hier sieht man, wie neue Dünen entstehen, mit kleinen Minidünen. Wundervoll für Landschaftsfotografie
  • Salzlagunen östlich von De Kooiplaats. Ausgedehnte Ebene mit kleinen Prielen und Strömen. Von Dünenreihen umringt
  • Oerd und der Oerdblinkert. Aussichtsplattform und der höchste Punkt der Insel, Ausblick in alle Richtungen. Wanderung durch die Dünentäler und Brutkolonien
  • Sanddünen zwischen Hollum und Ballum und nördlich der Salzlagunen

1.3.2Highlights auf Schiermonnikoog

  • Die Westerplas mit der Kormorankolonie und einer Vielzahl von Wasservögeln. Im Sommer blühen hier Tausende Orchideen.
  • Das Riff, südwestlichster Punkt der Insel. Vor allem im Herbst ist hier alles rot vom Queller.
  • Strandaufgang am Ende des Prins Bernhardweg, an beiden Seiten embryonale Dünen, wo man sich die Entstehung neuer Dünen anschauen kann. In den wärmeren Monaten eine gute Stelle für Sonnenaufgänge und -untergänge
  • Die Kobbeduinen, für Zugvögel im Frühling und Herbst
  • Salzlagune zwischen dem Kooiplaats und den Kobbeduinen, spezifische Salzlagunenflora und bei Hochwasser sehr schön durch all die kleinen Priele und Tümpel
  • Bunker Wassermann, höchster Punkt der Insel

Arten im Januar

Sporenkapseln

Ron Poot

Blühende Moospflanzen werden sie genannt, die Sporenkapseln, denen man auf Moosen begegnet. Die meisten Sporenkapseln kann man bereits im Winter und im zeitigen Frühling finden. Das ist praktisch für die Planung, denn zu dieser Zeit halten die meisten Blumen Winterruhe.

Die Sporenkapseln sehen nicht alle gleich aus, jede Moos- oder Lebermoos-Art hat ihre eigenen Merkmale. Das macht es interessant, nach diesem Formenreichtum zu suchen und die Unterschiede festzuhalten.

Sie können in Ihrem Garten beginnen. Sogar in einem Blumentopf kann man reizende Miniaturlandschaften mit Moosen entdecken. Man findet sie aber auch zwischen den Fliesen, auf Gartenmäuerchen und in vergessenen Ecken. Die hängenden Köpfchen von Birnmoosen, die sich windenden Kapseln des Drehmoos, die roten Stielchen vom Purpurmoos – das sind Arten, die zwischen Fliesen und auf Mäuerchen wachsen.

Auf Sandböden wie Heideflächen, Dünen und Flugsand findet man Haartragendes Frauenhaarmoos und Wacholder-Widertonmoose. Sie beginnen bereits im Winter, ihre Kapseln auszubilden, und diese sind dann auffällig rot gefärbt. Treten sie in großer Zahl auf, färbt der Moosteppich die Landschaft rot. Aus der Nähe sieht man, dass die Sporenkapsel wie eine Art faseriges, haariges Koboldmützchen aussieht. Daher hat das Haarmoos seinen Namen. Im Frühjahr wachsen die Kapseln weiter heraus; dann stehen die Mützchen auf langen Stielen.

Die meisten Moose findet man im Wald. Dank der hohen Luftfeuchtigkeit gedeihen sie dort hervorragend. Manchmal muss man sich allerdings bücken, um Sporenkapseln zu entdecken. Einfacher lassen sie sich fotografieren, wenn sie auf einem umgefallenen Stamm wachsen. Gemeinsam formen die Sporenkapseln ein märchenhaftes Ganzes, woran man sich fotografisch austoben kann. Jeder Wald hat einen Waldrand, von dem das Licht einfällt, oder Baumkronen, die für ein feines Bokeh sorgen. Machen Sie sich das zunutze.

Sporenkapseln stehen auf langen, oft farbigen Stielchen. Bei einigen Arten haben die Kapseln auch noch eine schöne Form, z. B. mit einer langen Nase wie bei diesem Schnabeldeckelmoos. | Hulkesteijnsebos, Nijkerk | Ron Poot | Sony A700 mit Sigma 1:2,8 105 mm Makro, 1/20s, Blende 5,6, ISO 800

Kegelrobbe

Jaap Schelvis

Die Kegelrobbe ist die größere der beiden üblicherweise in den Niederlanden anzutreffenden Seehundarten. Sie kommt überall entlang der Küste vor, doch die besten Aussichten bestehen in Zeeland und im Wattenmeer. Dort kann man auch Seehundfahrten unternehmen. Obwohl das ziemlich touristisch ist, ergeben sich doch manchmal gute Gelegenheiten für Fotos, weil die Tiere an die Boote gewöhnt sind. Vom Ufer aus sieht man oft nicht mehr als einen Kopf über dem Wasser. Es erfordert dann schon besondere Wetterbedingungen oder das Glück, dass der Seehund gerade eine große Beute macht, wenn das Foto mehr sein soll als eine reine Sichtungsdokumentation.

Kegelrobben sind sehr soziale Tiere, die oft in Gruppen beieinanderliegen. In einer solchen Gruppe wird gestritten und gespielt, was häufig schöne Fotomotive liefert. Um nicht zu stören, benutzt man natürlich ein Teleobjektiv. Auf einem Boot mit einem Stativ zu hantieren, ist alles andere als einfach. Meistens ist es besser, aus der Hand zu fotografieren; Serienbild-Modus, kurze Belichtungszeiten und ein Bildstabilisator erhöhen dabei die Chancen auf scharfe Bilder.

Die Jungtiere der Kegelrobbe sind mit ihrem schneeweißen Pelz und den großen dunklen Augen sehr fotogen. Allerdings wird ein verantwortungsvoller Fotograf diese Tiere immer in Ruhe lassen. Die Gefahr von Störungen ist viel zu groß, zumal die Jungen mitten im Winter geboren werden.

Wann immer sich Kegelrobben auf dem Strand ausruhen, bestehen gute Aussichten auf schöne Aktionsmomente. | Helgoland | Jaap Schelvis | Canon EOS 40D mit Canon 300 mm 1:4L und 1,4-fach-Telekonverter, 1/1250 s, Blende 7,1, ISO 400

Fichtenkreuzschnabel

Daan Schoonhoven

Fichtenkreuzschnäbel sind die Papageien der Niederlande. Das Männchen ist herrlich karminrot gefärbt, das Weibchen in verschiedenen Grüntönen. Die Vögel sind in meist kleiner Zahl ganzjährig anzutreffen, doch alle drei bis vier Jahre kommt es aus dem Norden zu einer regelrechten Invasion von Fichtenkreuzschnäbeln. Dann kann man sie besonders gut fotografieren. Mit ihrem charakteristisch geformten Schnabel können die Vögel die Samen aus den Zapfen der Nadelbäume herausholen. Diese Samen enthalten etwas Salz. Deshalb müssen Fichtenkreuzschnäbel viel häufiger als andere Vogelarten trinken. Die allerbeste Gelegenheit, sie zu fotografieren, ist deshalb an einem Trinkplatz. Wenn Sie sich unter einer Tarnplane verbergen oder ein Tarnzelt aufstellen, haben Sie gute Chancen auf gelungene Bilder von Kreuzschnäbeln. Die Vögel trinken meistens nur kurz, deshalb sollten Sie darauf achten, dass Ihre Kamera schon richtig eingestellt ist und Sie schnell reagieren können. Waren Sie doch zu langsam, dann warten Sie einfach eine Weile: Vor allem in trockenen Perioden mit geringem Wasserangebot kehren die Kreuzschnäbel regelmäßig an die Tränke zurück.

Wenn man sich an einem Waldweg neben eine Schlammpfütze legt, hat man einen hervorragenden Beobachtungspunkt. | Deventer | Arno ten Hoeve | Canon EOS 1D IV mit Canon 300 mm 1:2, 8L und 1,4-fach-Telekonverter, 1/640 s, Blende 5, ISO 1600

Mäusebussard

Marijn Heuts

Als Fotograf kann man nie so dicht an einen Mäusebussard herankommen wie dieses Schaf, sodass man meistens ein großes Teleobjektiv brauchen wird. | Liemers | Michel Geven | Nikon D500 mit Nikon 600 mm 1:4 und 1,4-fach-Telekonverter, 1/320 s, Blende 9, ISO 400

Mäusebussarde gibt es das ganze Jahr über, doch im Winter verstärken überwinternde Exemplare aus skandinavischen Ländern unsere eigene Population. Diese Wintergäste sind durchweg weniger scheu als die einheimischen Vögel. Man kann sie gut aus dem Auto heraus fotografieren, vielleicht indem man zusätzlich ein Tarnnetz vor das Fenster hängt.