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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2015

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelbild: Dieter Olaf Klama

Illustrationen im Inhalt: Dieter Olaf Klama

Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

eISBN 978-3-475-54443-9 (epub)

Worum geht es im Buch?

Paul Schallweg

Opern auf Bayrisch – 2. Akt

Paul Schallweg belebt die Klassik auf ganz besondere Weise. Auch im zweiten Akt macht der Meister der bayerischen Dichtkunst Oper zu einem höchst amüsanten Erlebnis. Ob Mozart, Puccini, Strauss oder Wagner – nie zuvor wurde deren epochaler Stoff so leicht und originell verarbeitet. Lustig bis zur letzten Zeile, wird die Opernwelt mit „Die Zauberflöte“, „Der Troubadour“, „La Bohème“ und vielem mehr in den bayerischen Wohnzimmern lebendig.

Inhalt

La Traviata

oder

Die Verirrte

von Giuseppe Verdi

Der Barbier von Sevilla

oder

Der Bader von Ruahpolding

Elektra

oder

So schnell konn’s geh, wenn der Mensch sein Rappe hat

Die Zauberflöte

oder

Das Wunder vom Königssee

Margarete

oder

Der Doktor Faust

Der Troubadour

oder

Die Rache der Zigeunerin

Der Graf von Starnberg

oder

Die lustigen Weiber von Windsor

La Bohème

oder

Die schöne Mimi

Tristan und Isolde

A Liabstragödie mit Wuiderer-Einlag

De Gschicht, de i euch jetzt erzähl,

is ehrlich wahr bei meiner Seel.

Passiert is sie vor hundert Jahr,

wia Münchn no vui kloana war.

Der Sohn vom Bräu drunt in der Au,

der is vernarrt in eine Frau,

mit der er nia a Wort hat gred’t.

Ma möcht’s net glaam, wia so was geht.

Er hat sie da und dort scho gsehng,

und glei beim erstn Moi is’ gschehng,

dass’ eahm sofort an Riß hat gebn:

»Mein Gott, des waar de Frau fürs Lebn!«

Er hat no nia aufs Äußre gsetzt,

der Ganter Fred, jedoch grad jetzt

kimmt’s eahm so vor, ois hörad er

a starke Stimm von innen her:

»He, Fred, des is de Frau für di!

Es juckt di koane so wia sie.

Du bringst s’ net auße aus deim Hirn.

Geh’s o, du derfst koa Zeit verliern,

damits’ dir koana wegaschnappt!«

Tatsächlich, wenn er’s gsehng hat ghabt

im Hoftheater oder wo

ma sonst auf Geldleut treffa ko,

auf elegantes Publikum,

warn immer Männer um sie rum.

Am stärksten is sei Unruah gwen,

wenn ers’ mi’n Baron Zick hat gsehng.

Der Herr von Zick war stadtbekannt

ois Stenz, aufs Höchste elegant,

und dauernd hinter ihra her.

Wenn oana gfährlich werd, dann der!

Des hat’n richtig zapplad gmacht.

De Angst verfolgt’n Tag und Nacht,

dass er net hikummt an des Wei!

Zum Narradwern, eahm foit nix ei!

De Gschicht erst dann a Wendung nimmt,

wia er mi’n Pfeiffer z’sammakimmt.

Sie gehnga grad zum Sollerwirt

in Richtung Tal, da is’ passiert.

Der Pfeiffer Max, sei Freund, sagt glei:

»Was nützt de ganze Schwärmerei,

wennst von dem Madl gar nix woaßt,

woher sie is und wia sie hoaßt!«

Da duat der Fred fast einen Schrei.

»Schaug hi, da steigts’ in d’ Droschkn ei!«

De Droschkn war a guats Stück weg.

Der Max sagt glei: »Es hat koan Zweck!

Renn ihr net nach, des schaugt dumm aus.

I konn dir sagn, in welchm Haus

sie wohna duat und wia sie hoaßt.

I bin mit ihr befreundet, woaßt.

Sie lad’t oft Gäste zu sich ei,

und i bin immer gern dabei.

A Kreis von lauter feine Leut …

Morgn abnds zum Beispui, hast da Zeit?«

Der Fred zerfloss in Wonne schier.

Morgn abnds scho werd er sei bei ihr!

Ob er dann wohl ihr Herz gewinnt? –

Der Pfeiffer Max hat denkt, der spinnt!

»De Gschicht werd net so einfach sei.

Kurzum: I warn di vor dem Wei!

In Gsellschaft is sie amüsant,

doch ihre Launen san bekannt.

Aa wenn ma moant, sie daat oan woin,

nach kurzer Zeit lassts jedn foin.

A Frauenzimmer, gfährlich schee,

Sattler Fini schreibt sie se.«

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Der oide Bräu drunt in der Au

werd aus dem Ganzn net recht schlau.

Sei Sohn, der Fred, is einfach weg

und kümmert se seitdem an Dreck

um d’ Arwad in der Brauerei.

Verdammt, wo mag der Bua bloß sei?

Er macht kurz Urlaub, hat er gsagt,

und eh der Vadda weiterfragt,

is er scho fort, neamd woaß, wohi.

Er sitzt alloa da, saxndi!

Und d’ Arwad drängt’n hint und vorn.

Er hat an grenznlosn Zorn.

Was dann passiert, gibt eahm an Rest.

Es guit seit langer Zeit ois fest,

dass der Herr Graf von Hanonbert

sei Tochter Lina heira’n werd.

Da kimmt der Graf heut Früah daher

und sagt, er wui nix wissn mehr.

Er hat sich übern Fred empört,

weil der mit einer Hur verkehrt,

vier Wocha scho, in Starnberg drauß,

da hätt des Luada a schöns Haus.

»Da wohnas’ drinna, er und sie,

und d’ Leut zoagn scho mi’n Finger hi,

weil d’ Sattler Fini, des is gwieß,

ein stadtbekanntes Flitscherl is.«

Der Graf war fertig mit der Red,

setzt sein Zylinder auf und geht.

An Ganter hat’s glei d’ Stimm verschlagn.

Sei Gsicht war blass, er konnt nix sagn.

Eahm foit nur bloß des oane ei:

Er muaß nach Starnberg, und des glei.

»Es hat in meinem ganzn Lebn

noch nia an soichan Saustoi gebn!

Im Haus und in der Firma net,

ma huift hoit z’samm, so guat ois geht.

Und jetza des! I bin erschlagn!

Ois zwengs der Hur! Dem werd i’s sagn!«

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Der Bräu kimmt hoam und siecht an Fred

und schreit glei: »Bua, des geht doch net,

dass du von heut auf morgn verschwindst

und wochalang net zuawakimmst!

I war in Starnberg und woaß ois.

Schmeißt dich dem Hurenweib an Hois!

A Stund lang hab i gredt mit ihr.

Sie wui nix wissn mehr vo dir …«

»Vadda«, hat der Fred glei gschrian,

»des konn net sei, du muaßt di irrn.

Du hast mi schlechtgmacht, gib’s doch zua!

I lass de Fini net in Ruah,

aa wenn du no so bist dagegn.

Sie hat mir gschworn, sie daat mi mögn.

I fahr sofort nach Starnberg naus …«

»Naa«, sagt der Vadda, »du bleibst z’ Haus!

Sie fahrt nach Nymphenburg, hats’ gsagt.

Dro siechst ja: Du bist nimmer gfragt.

Beim Sommerfest im Schwaigerbräu

hats’ gwieß an andern Freund dabei.

An dir is’ nimmer intressiert!

Sie wechslt d’ Männer ungeniert!«

Da schreit der Fred, kaasweiß im Gsicht:

»Lass deine Finger von der Gschicht!

Sie geht nur mi alloa was o!«

Und draaht se um und rennt davo.

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De Gschicht geht damit jäh zu End.

Der Mensch so manches net erkennt,

is er verliabt in jungen Jahrn.

Der Ganter Fred hat’s hart erfahrn.

So manche Liab brennt hoit wia Stroh,

und diamoi is ma hintnach froh,

wenn’s net so nausgeht, wia ma denkt,

und nach der andern Seitn hängt.

Der Fred hat boid a Madl ghabt,

mit der er net is einedappt,

denn durch Erfahrung werd ma gscheit.

De Fini aber duat eahm leid.

Er waar nia glücklich worn mit ihr,

vergessn aber hat ers’ nia.

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Der Barbier von Sevilla

oder

Der Bader von Ruahpolding

Frei nach der Oper von Gioacchino Rossini

Im Wirtshaus zum Zigeunerbräu,

da is der Graf von Almarei.

Und neba eahm der Bader sitzt,

und alle zwoa ham narrisch gschwitzt.

Sie wissn net, wia’s weitergeht.

»Des mi’n Notar is wirklich bläd.

Wenn der net kaam, na hätt’ ma Zeit.

So müaß ma unbedingt no heut

a Lösung findn, geht’s, wia’s mag!«,

sagt dumpf der Graf. Doch auf oan Schlag

springt plötzlich dann der Bader auf:

»I woaß den weiteren Verlauf!

Herr Graf, mir gehnga in d’ Kasern.

Dort kennt man Sie ois Landesherrn.

Mir leicha uns a Uniform,

scho ganz was Zackigs hint und vorn.

Sie ziahng ois General sich o,

und i geh ois Serschant voro.

So gehng ma hi zum Wadlgrias.

Wern S’ sehng, der Kerl kimmt schnell auf d’ Füaß,

wenn S’ sagn, Sie möchtn a Quartier.

Was moana S’, was grad los is hier!

Soidatn schier in jedm Haus.

Der Wadlgrias kriagt niamois raus,

dass Sie der Graf san, derfa S’ glaam.

Und unsre Köpf, de richt ma z’samm!

Sie kriagn an strenga Rauschebart

und i an Schnauzer, ganz apart.

Da kimm i bei de Weiber o,

papp i mir einen Schnauzbart dro.

Und wenn de Weiber aa so dean,

ois hä’ns’ an Schnauzer gar net gern …

Und san ma amoi drin im Haus,

der Wadlgrias schmeißt uns net naus!

Ois weitere, des kriagn ma hi …«

»He, Bader, du bist a Genie!

Für soiche Sachn bin i z’ bläd.

Was daat i, wenn i di net hätt!

Regiern, des konn i ohne Müah,

auf so was aber kaam i nia!«

»Des macht nix«, hat der Bader gsagt.

»’as Denka is mehr untn gfragt.

Denn wer regiert, hat wenig Zeit

zum Denka, da braucht’s extra Leut.

De Obern dean repräsentiern,

ois weitere daat dazu führn,

dass’ für ihr Amt schwer büaßadn,

wenns’ aa no denka müaßadn.«

Der Graf war bis ins Herz gerührt.

»Ein hoher Ordn dir gebührt!

A Stern am Band, des möcht scho sei,

doch leider hab i koan dabei.«

»Herr Graf, i wui koan Ordn net,

vui liaber waar ma Geld, wenn’s geht.«

»Na guat«, sagt drauf Graf Almarei.

»Wenn ois guat nausgeht, konn’s scho sei.

Sag’s ehrlich: Wia vui Guidn möchst?«

»A kloane Rente war des Höchst!«

»A Rente wuist auf Lebenszeit? –

Da muaß scho alles klappn heut!

Des waar vielleicht am End a Grund.

He, Bader, woaßt, du bist a Hund!

De Gschicht hat bloß oan Hakn no:

de Frag is, ob i zeitlich ko.

Um fünfe is ’s Manöver aus,

und d’ Leut, de san auf Ordn aus.

Um hoibe sechse is Appell.

Verlass de drauf, es geht ganz schnell.

A zehn, zwölf Ordn ungefähr

muaß i verteiln ois Landesherr.

Wenn des vorbei is, kimm i gschwind.

Dann hoi i mir des schöne Kind.

I wui koan Zwang, des derfst ma glaam,

doch denk i, ’s Madl wui mi ham.

I fui’s genau: Sie liabt mi hoaß

von ganzm Herz, obwois net woaß,

dass i a Graf bin, schlappradi,

siechst, so was überwältigt mi.«

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Opern005.tif

’as Ende geht dramatisch her.

Der Graf is net zum Hoitn mehr.

Der Wadlgrias hat finster gschaugt.

De ganze Sach hat eahm net taugt.

A Einquartierung, was net gar!

Wo eh im Haus a Platz kaam war.

Der General und sei Serschant

san o’mdrei no recht überspannt.

Der General hat gsagt: »San S’ froh,

dass’ so an hochgestelltn Mo

wia mi in Einquartierung ham,

des is a Glück, des derfa S’ glaam.«

De Fanny war grad net im Haus.

Wias’ hoamkimmt, packt sie glei der Graus.

Grad heut, wos’ eh so aufgregt is

– ob was passiert, sie woaß’ net gwieß –,

bleibn de zwoa Hiasln über Nacht.

Ob woi ihr Freier ebbas macht,

der ihr am Vormittag hat gschworn,

de Gschicht waar keineswegs verlorn? –

An General hats’ no net gsehng.

Nur der Serschant war grad zugegn,

und der hat gsagt, der General

möcht d’ Trauung sehng auf jedn Fall.

Es stehat zwar was Dienstlichs o,

doch kurz vor sieme waar er da.

Er bringt aa für das Fräulein Braut

– wia er des sagt, hats’ komisch gschaut –

a kloane Überraschung mit.

»Mein Herr, des braucht’s doch net! Ich bitt!«

»Doch, doch«, hat der Serschant drauf gsagt.

Sie hat dann nix mehr weiter gfragt

und hat se a weng z’sammagricht:

a bisserl Wangenrot fürs Gsicht

und beim Friseur is’ ja scho gwen.

Auf Weiteres hats’ net vui gebn.

Sie war a Schönheit von Natur …

Jedoch, wo is ihr Freier nur?

Wenn nix passiert, kriagts’ koite Füaß.

Dann bleibt ihr nur der Wadlgrias.

Wo s’ mit dem andern grechnet hat!

Der Bazi lasst sie sitzn, schad!

Auf Männer derf ma net vui gebn.

Sie schwörn oan hoaße Liab fürs Lebn,

bis dass a Herz brennt lichterloh.

Wenn’s na drauf okimmt, sans’ net do.

Der Wadlgrias – es is a Schand!

Gibt’s neamand, der ihr helfa kannt?

Der Mo is doch für sie scho z’ oid.

Und is er aa scheint’s no net koit –

des hat sie nachtlings gmerkt am Gang,

wia er sie packt hat in seim Drang.

So graust ihr deswegn grad erst recht,

wenn er im Bett von ihr was möcht.

Wo bleibt der Mo?, hat d’ Fanny denkt,

der sie so herzlich hat bedrängt

und sich vor ihr hat niederkniat

und gsunga hat a Minneliad!

Jetzt, wo er dringend nötig waar

– glei werd er kemma, der Notar –,

lasst er sie ganz gemein im Stich.

Da woant de Fanny bitterlich.

Der Herr Serschant hätts’ tröstn mögn

– er konn koa Madl woana sehng –,

hoit ihr galant a Tüachl hi.

»Es werd no alles guat für Sie!

Auf welche Weis, des sehng ma scho,

a wengerl müaßn S’ wartn no.«

Um fünf vor sieme hat’s na gläut.

Es is ja aa scho höchste Zeit.

Der Herr Notar duat reimarschiern

und sagt, er möcht koa Zeit verliern.

Es wartad no a weiters Paar.

Ob denn scho alles hergricht waar?

Der Doktor Wadlgrias sagt »Ja!

Sovui i woaß, is alles da.

Mir selber stehnga aa bereit,

de Fanny woant scho voller Freud.«

Jetzt stelln sie se zur Trauung hi,

der Doktor Wadlgrias und sie,

davor, sehr ernst und würdevoll,

ein Staatsbeamter Zoll um Zoll,

der Herr Notar mit einem Buach.

Da duat der Herr Serschant an Fluach:

»Potzschlapprament und Donnerschlag!

Ihr fangts net o, bevor i’s sag!

Der General möcht Zeuge sei!

Warts no a weng, er kimmt na glei!«

Der Herr Notar is konsterniert,

er hat doch gsagt, dass’ eahm pressiert.

Doch weil er is ein feiner Mo,

gibt er no zehn Minutn dro.

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Opern006.tif

Der Herr Serschant sitzt wia auf Koin.

Allmählich kriagt er ehrlich Boin.

Es hoit’n nimmer länger mehr.

Er ruaft: »Der General muaß her!«

Er rennt zur Tür naus mit an Schrei.

»I kimm glei wieder, warts dawei!«

Am Marktplatz is a Wirwe gwen.

Dort hat’s de schöna Ordn gebn.

De Mannschaft steht in Reih und Glied,

davor der Landgraf in der Mitt.

De Hohen kriagn an goidna Stern.

»Ich danke Ihnen, meine Herrn!«,

hat gnädig gsagt Graf Almarei.

»Das Vaterland kann ruhig sei.«

Da stürzt a Mo zum Grafn hi.

Der Graf sagt: »Mein Gott, Bader, Sie!«

»Herr Graf, der König is im Ort.

Sie müaßn schnellstns zum Rapport!

Der Hohe Herr is scho ganz bös.

›Wo is der Graf? Was waar denn des!

Scheint’s hat er des vergessn woi,

dass er um sieme da sei soi!‹

Herr General, schnell, gehnga S’ los,

dann is des Unglück net so groß!«

Der Graf lasst alles liegn und steh.

»Entschuldigen S’, i muaß jetzt geh!«

So hat er gsagt zu seine Herrn.

Ma woaß, a König wart net gern.

Dann macht er se schnell auf de Füaß

zum Haus vom Doktor Wadlgrias.

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Opern004.tif

Des mit dem König war a Trick,

an Bader sei groß Meisterstück.

Ma is scho ungeduidig gwen.

Der Herr Notar hat ’s Zeichn gebn,

dass jetzt der Trauungsakt beginnt.

»Und der Serschant, i glaab, der spinnt!«

So hod er gmoant. »Was wui der Mo?

Der General geht uns nix o.

Dass i de Trauung jetzt beschliaß,

frag ich Sie nun, Herr Wadlgrias,

und Sie, Frei’n Fanny Haberstoiz,

obs ihr euch d’ Eh versprecha woits?«

Der Wadlgrias sagt sofort »Ja!«,

und der Notar, der sagt »Aha!«.

Damit de Sach notarisch bleibt,

er schnell was in sei Büache schreibt.

De Fanny aber duat an Schrei.

Zur Tür stürzt rei Graf Almarei

und hinter eahm der Herr Serschant,

ois ob er’s net derschnaufa kannt.

»Nix da werd gheirat, Deife nei!

I bin der Graf von Almarei!«

Er schmeißt se bei dem Satz in d’ Brust.

»Des Madl hat bis jetzt net gwusst,

dass i von hohem Adel bin.

Trotzdem hats’ mir a Briafal gschriebn,

dass sie mi hoaß und innig liabt

und dass se gwieß was z’sammaschiabt.

Sie hat mir vom Balkon aus zoagt,

wia sehr mein Liad ihr Herz dawoagt.

Doch daat sie in Bedrängnis lebn.

An zwoatn Freier daat’s no gebn.

Wenn i sie net boid aussahau,

dann werd’s an Wadlgrias sei Frau.

Jetzt bin i da, es is so weit,

und wia i siech, is’ höchste Zeit!«

Dann geht der Graf zur Fanny hi

und legt ganz zart sein Arm um sie.

»Erkennst du mi, wenn i dir sag,

i bin der von heut Vormittag,

der dir hat Liab und Treue gschworn?

I gaab di nimmermehr verlorn.

I daat di heira’n, geht’s, wia’s mag!

Erkennst mi immer no net, sag?«

»Doch, Liaber, jetzt erkenn i di!

Mein Gott, i bin vor Freud ganz hi.

I bin so glücklich und so froh!«

Vor Rührung fangts’ glei ’s Woana o.

De Zeit hoit no romantisch war.

A Adliger war ’s Höchste gar.

Ganz bsonders war man hochgestimmt,

wenn er a Bürgerliche nimmt.

So warn de andern aa gerührt

und neamd hat böse Redn gführt.

Sogar der Doktor Wadlgrias,

der sagt zur Fanny bittersüaß:

»Scho besser is a Graf für di,

ois wia a oider Mo wia i!«

Des hod er gsagt, dass koana denkt,

dass eahm de Bappn runterhängt.

Dann sagt der Graf zum Herrn Notar,

nachdem er scho im Haus da waar,

ob ma de Eh glei schliaßn kannt.

Papier und Tintn waarn zur Hand.

»Natürlich!«, sagt der Herr Notar,

legt aufn Tisch a Formular,

fuit’s aus und lasst’s dann unterschreibn.

»Ihr möget ewig glücklich sein!«,

so hod er dann im Anschluss gmoant.

De Fanny hat no immer gwoant.

»Nur grad an Zeugn braucht ma no!«

Der Bader reißt sein Schnauzbart ro.

»Den Zeugen, liabe Leut, mach i,

es gibt koan Besseren wia mi!«

Dann hat ma gfeiert bis in d’ Nacht.

Am meisten aber hat ma glacht,

wia dann der Graf a Ansprach hoit:

»Wenn je de Gschicht wer aufschreibn soit:

Des, was passiert is seit heut Früah,

hat kost an Bader große Müah.

Drum lob ich diese Hauptperson,

de so vui bestens deixln konn.

Waar er net grennt mit rasche Füaß,

waar d’ Fanny jetzt d’ Frau Wadlgrias.

Oan Ordn hab i übrig no,

den häng i jetzt an Bader o.

I woaß scho, was eahm lieber is,

des is a scheene Rente gwieß.

De kriagst ois Zuawaag!«, hod er gmoant.

Da hat aa no der Bader gwoant:

»Für d’ Lebensrente dank ich sehr!

Jetzt geht aa no a Ordn her!

A goidner Stern, was für a Trumm!

I muaß scho sagn: Des haut mi um!«

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