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Inhaltsverzeichnis
 
 
 
 
 
 
 

Herzlich willkommen!
In Deutschland leben derzeit rund 11 Millionen Singles – alles arme, bemitleidenswerte, unglückliche Geschöpfe? Zugegeben, das Leben als Single ist nicht immer einfach. Mal ganz abgesehen davon, dass man niemanden zum Kuscheln hat, hält das Single-Dasein auch noch etliche andere Unannehmlichkeiten parat: Wenn wir zum Beispiel aus unerfindlichen Gründen morgen tot umfallen, ist niemand untröstlich über unser verfrühtes Ableben. Schon für einen einfachen Ölwechsel müssen wir das Auto in die Werkstatt bringen. Ein Salatkopf ist viel zu groß für eine einzige Person. Die sexy Unterwäsche, die wir uns neulich gekauft haben, wird so schnell niemand zu Gesicht bekommen – es sei denn, wir haben einen Arzttermin. Im Urlaub müssen wir den teueren Einzelzimmerzuschlag zahlen. Und dann ist da noch Tante Frieda: »Hast du etwa immer noch keinen Mann?« Wen wundert es da noch, dass wir Single-Frauen nur auf eines warten? Auf den Traumprinzen auf dem weißen Pferd, der uns von unserem grausamen Schicksal erlöst und uns endlich wieder eine Existenzberechtigung gibt!
 
 
Nach diesem Denkmuster leben viele Single-Frauen – doch das muss nicht sein! Dieses Buch zeigt, dass das Leben als Single ein vollkommen normaler Zustand ist und dass Sie sich auch ohne Partner noch lange nicht wie ein halber Mensch fühlen müssen. Es stellt die Vorteile des Single-Daseins heraus und zeigt, wie Sie diese optimal für sich nutzen können. Aber auch die Nachteile des Alleinlebens werden nicht unter den Teppich gekehrt – stattdessen erfahren Sie, wie Sie mit diesen so gut wie möglich fertig werden.
 
 
Doch propagiert dieser Ratgeber keineswegs das Single-Dasein als Idealzustand. Das hätte nicht nur für unsere Renten katastrophale Auswirkungen, sondern würde auch das natürliche Bedürfnis der Menschen nach Liebe und Zuwendung verleugnen. Nein, es geht vielmehr darum, die Single-Zeit optimal zu nutzen und die Zeit, die wir allein verbringen, nicht als verlorene Zeit anzusehen. Das Leben mit sich selbst kann eine aufregende Entdeckungsreise sein – lassen Sie sich darauf ein!

Der Single
- eine geheimnisvolle Spezies
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Zum Einstieg nimmt dieses Kapitel das Phänomen »Single« etwas genauer unter die Lupe, indem es Statistiken auswertet, verschiedene Single-Typen vorstellt und den Unterschied zwischen dem Mythos »Single« und der Realität beleuchtet.

Ein paar Zahlen vorneweg

Wie viele Exemplare der Gattung »Homo singulus« gibt es eigentlich? Das ist nicht so einfach zu bestimmen. Statistiken sagen uns immer wieder, dass Einpersonenhaushalte in Deutschland auf dem Vormarsch sind. Bei einer Einwohnerzahl von derzeit 82 Millionen lebt in jedem sechsten Haushalt nur eine Person. Doch das heißt noch lange nicht, dass diese Person auch tatsächlich Single ist, denn sie kann ja irgendwo in einem anderen Einpersonenhaushalt – in einer anderen Stadt, in einer anderen Straße oder sogar im Nachbarhaus – einen Partner haben. Auch wohnen vielleicht drei Singles zusammen in einer WG und sind deshalb in dieser Statistik nicht erfasst. Oder eine alleinerziehende Mutter lebt mit ihren zwei Kindern zusammen – sie ist Single, wohnt aber nicht in einem Einpersonenhaushalt. Die Statistik über die Haushaltsgröße ist also nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, die Anzahl der Singles zu bestimmen. Doch gibt es noch andere brauchbare Quellen?
 
 
Eine Studie der Online-Partnervermittlung Parship aus dem Jahr 2004 kam auf 11,2 Millionen Singles zwischen 18 und 69 Jahren. Das entspricht einem Anteil von 13,6 Prozent. Dazu kommen noch circa 1,6 Millionen alleinerziehende Mütter. Interessant ist, dass die Zahl der Singles seit 50 Jahren mehr oder weniger konstant ist – den so oft beschworenen Trend zur Single-Gesellschaft gibt es also nicht. Und wenn wir schon bei Zahlen sind: Die Zeitschrift Glamour will wissen, dass 77 Prozent der Frauen um die 30 – und 90 Prozent der Frauen zwischen 18 und 35 – nach zwei Jahren Single-Leben wieder verliebt sind. Das ist doch auch schön, oder?

Single ist nicht gleich Single

Dass die genaue Anzahl der Singles so schwer zu bestimmen ist, liegt unter anderem daran, dass Singles keine homogene Gruppe bilden. Ob Männlein oder Weiblein, Hetero oder Homo, alt oder jung, Akademiker oder Nicht-Akademiker, geschieden, verwitwet oder noch auf der Suche nach dem oder der Richtigen – alle diese Menschen sind zurzeit alleinstehend und fallen daher in die Kategorie »Single«.
 
 
Über alle gesellschaftlichen Unterschiede hinweg verbindet diese Menschen nur eine Tatsache: nämlich ihr Single-Dasein. Darüber hinaus hat jeder von ihnen seine ureigene Geschichte und seine ganz individuellen Gründe, warum er oder sie gerade keinen Partner hat. Der eine wurde vielleicht von der Liebe seines Lebens verlassen und leidet so sehr unter seinem gebrochenen Herzen, dass er sich nicht vorstellen kann, sich jemals wieder zu verlieben. Die andere dagegen genießt es, von allen Seiten umschwärmt zu werden und möchte sich nicht auf ein einziges Exemplar des männlichen Geschlechts festlegen. Wieder eine andere fühlt sich als Single jedoch nur als halber Mensch und ist verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Partner – lieber geht sie einen faulen Kompromiss ein, als auch nur einen Tag länger allein zu sein.
 
 
Da sich in der Kategorie »Single« Menschen von unterschiedlichem Geschlecht, Alter, Bildungsstand und sexueller Orientierung tummeln, ist der Single an sich eine schlechte Zielgruppe. Dies musste ich übrigens auch erfahren, als ich das Konzept für dieses Buch entwickelte. Bei verschiedenen Verlagen stieß ich mit meinem Vorhaben auf Ablehnung, eben weil es den Single-Mann oder die Single-Frau nicht gibt.
Singles als Zielgruppe
Bei so gut wie allen Produkten, die für Singles gedacht sind, muss man den weiten Begriff Single also einschränken. Dies gilt für dieses Buch genauso wie zum Beispiel für Single-Reisen, die mittlerweile von vielen Veranstaltern angeboten werden. Ein Spaß suchender Mittzwanziger wird hier vermutlich andere Interessen haben als eine Mittvierzigerin, bei der kulturelle Interessen im Vordergrund stehen.

Freiwillig oder unfreiwillig?

Eine Kategorie, in die man Singles einteilen könnte, ist in freiwillige und unfreiwillige Singles, doch auch hier sind die Übergänge oft fließend. Eine Frau hat vielleicht mit ihrem Freund Schluss gemacht, weil sie einsah, dass die Beziehung keinen Sinn mehr hat. Doch glücklich ist sie mit dieser Entscheidung nicht, und auch dem Alleinsein kann sie nicht viel abgewinnen. Sie wurde zwar freiwillig Single, würde diesen Zustand allerdings am liebsten schon morgen wieder beenden. Eine andere Frau wurde dagegen von ihrem Partner verlassen – wegen einer anderen. Sie wurde ganz und gar unfreiwillig zum Single, stellte dann aber fest, dass das Leben allein gar nicht so schlimm ist, jedenfalls für eine begrenzte Zeit. Bevor sie einen Kompromiss eingeht, bleibt sie lieber erst einmal solo. Ist sie nun also plötzlich freiwillig Single?

Von Pseudo-Singles und Einzelgängern:

Die verschiedenen Single-Typen

Auch wenn es – wie bereits erwähnt – den Single nicht gibt und eine Unterscheidung nach freiwillig und unfreiwillig schwierig ist, lassen sich die meisten Singles doch bestimmten Typen zuordnen. Denken Sie doch einmal an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis, in dem es sicherlich auch einige Partnerlose gibt. Vielleicht finden Sie ja den einen oder anderen – oder vielleicht sich selbst – auf den folgenden Seiten wieder?

Single auf Zeit

Der Single auf Zeit sieht sein Single-Dasein als ein Übergangsstadium, von dem er so schnell wie möglich erlöst werden will – und meist gelingt ihm das auch. Er ist kontaktfreudig, geht gerne unter Menschen und tummelt sich vor allem dort, wo auch viele andere Bindungswillige zu finden sind.
Selbst wenn der Mann oder die Frau fürs Leben nicht dabei ist, so haben diese Singles doch meist einen riesigen Kreis von Freunden und Bekannten, über die sie wiederum neue Menschen kennenlernen.

Single wider Willen

Der Single wider Willen wurde – wie sein Namen schon sagt – gegen seinen Willen »gesinglet«. Und mit diesem Zustand kann er sich so gar nicht anfreunden, geht im Leben seiner Meinung nach zu zweit doch einfach alles besser und schneller. Deshalb kann er seiner neuen Freiheit auch überhaupt nichts abgewinnen und trauert den guten alten Zeiten hinterher, als er noch in einer Beziehung gelebt hat. Damit er nur endlich wieder jemand findet, macht er auch gerne einmal Abstriche. Lieber ein unvollkommener Partner als gar keiner, so lautet seine Devise.

Frust-Single

Nach einer bitteren Enttäuschung schwört der Frust-Single dem anderen Geschlecht ab, und zwar für immer und ewig. Auf dem CD-Spieler laufen Die Ärzte mit Männer sind Schweine in endloser Wiederholung, und an allem Übel dieser Welt sind sowieso nur die Männer schuld. Einen solchen Single in seinem Bekanntenkreis zu haben, kann sehr unterhaltsam sein, wenn man wieder einmal so richtig ungehemmt über die Männerwelt ablästern möchte.
 
 
Als Frischverliebte hingegen sollten Sie diese Spezies meiden. Sie wird nichts unversucht lassen, Ihnen den Traumprinzen madig zu machen. Frust-Singles laufen – wie alle »Schwarz-Weiß-Maler« – Gefahr, das Gute nicht mehr zu erkennen, selbst wenn es sich direkt vor ihrer Nase befindet. Sie sehen in jedem männlichen Wesen gleich den Teufel höchstpersönlich und geben den wirklich netten Exemplaren deshalb von vornherein keine Chance.

Panik-Single

Oh mein Gott, wie soll ich nur allein die nächsten Tage, Wochen oder gar Monate überstehen? Und wenn ich nie wieder einen Mann finde? Muss ich wirklich alt, einsam und kinderlos sterben? Der Panik-Single kommt mit dem Leben allein nicht zurecht und braucht immer jemanden, der ihm beisteht und einen Lebenszweck gibt. Bei jedem potenziellen Kandidaten wird sofort die gemeinsame Zukunft geplant.
 
 
Wenn Sie sich also bei jedem Mann, den Sie kennenlernen, sofort vorstellen, wie er im Hochzeitsanzug neben Ihnen aussieht, gehören Sie sehr wahrscheinlich zu dieser Single-Gattung.
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Beute-Single

Den Beute-Single könnte man auch als Sammler oder Sammlerin bezeichnen. Sie haben aus Prinzip keinen Partner, denn wieso sollten sie sich auf einen einzigen Menschen festlegen, wenn es doch eine so große Auswahl gibt? Für sie ist die Bar am Samstagabend ein lauter, verrauchter Supermarkt – sie müssen einfach nur zugreifen und sich nehmen, was sie wollen. Kann Spaß machen – nur schade, dass dieses Verhalten bei Frauen nach wie vor gerne mit dem Etikett »Schlampe« versehen wird.

Single-plus

Diese Singles können männlich oder weiblich sein und sind nur im Paket zu haben: mit einem oder mehreren Kindern. Für jemanden, der einen Single-plus erobern will, kann das ganz schön schwierig sein. Er muss nicht nur das Herz des Singles, sondern auch das des Nachwuchses gewinnen. Und er muss sich damit abfinden, dass die Kinder immer an erster Stelle kommen. Dafür haben Singles mit Kind nie das »Keiner liebt mich, ich bin so allein, meine Wohnung ist so leer«-Gefühl. Es gibt immer jemanden, der sie braucht, liebt und ihrem Leben einen Sinn gibt.

Pseudo-Single

Der Pseudo-Single ist eigentlich gar kein Single. Er lebt in einer Beziehung, doch die interessiert ihn meist nicht besonders. Stattdessen führt er weiterhin ein Single-Leben, zieht mit den Jungs oder Mädels um die Häuser und schaut, ob sich nicht doch noch etwas Besseres findet.

Wochenend-Single

Dieser Single wird auch Kurzzeit-Single genannt und tritt immer dann in Erscheinung, wenn der Partner nicht verfügbar ist – zum Beispiel weil er auf Geschäftsreise, im Fußballstadion oder beim Mountainbiken ist. Dann ist plötzlich wieder die alte »Mädels-Runde« gefragt, und man hat wieder Zeit und Lust, etwas ohne den Partner zu unternehmen. Aus der Perspektive der Lückenbüßerin eine sehr einseitige Freundschaft.

Karriere-Single

Auch der Karriere-Single ist eigentlich kein richtiger Single. Er ist nämlich verheiratet – mit seinem Job. Doch ob man sich an den auch ankuscheln kann, wenn man sich einsam fühlt?

Der Einzelgänger

Für ihn wurde das Wort »verschroben« erfunden. Dazu gehören Personen, die im Urlaub auf eine zweimonatige Expedition durch die Sahara gehen. Allein. Die nichts und niemanden brauchen. Die mit der Zeit etwas seltsame Eigenheiten entwickelt haben. Deren Gesellschaft für ihre Mitmenschen nicht immer leicht zu ertragen ist. Und die in früheren Zeiten entweder als Heilige verehrt (Männer) oder als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt (Frauen) wurden.

Der glückliche Single

Dieser Begriff – so liest man immer wieder – sei ein Oxymoron. Für alle, deren Erinnerung an den Deutschunterricht nicht mehr allzu frisch ist: Ein Oxymoron ist eine Kombination von zwei sich widersprechenden Begriffen. »Bittersüß« wurde mir damals von meinem Deutschlehrer als Beispiel dafür genannt. Denn was bitter ist, kann nicht gleichzeitig auch süß sein, so zumindest die landläufige Meinung.
 
 
Oder eben: Wer Single ist, kann nicht glücklich sein. Und trotzdem gibt es den Begriff »bittersüß« – und den glücklichen Single. Was ein glücklicher Single genau ist, das wissen Sie hoffentlich nach der Lektüre dieses Buches. Laut meiner ureigenen Definition ist das ein Mensch, der sein Single-
Dasein nicht als Strafe begreift, sondern als Chance, sich selbst zu finden. Der begreift, dass er ohne Partner genauso viel wert ist wie mit einem. Und der dann irgendwann einmal wieder eine Partnerschaft eingeht, nicht weil er einen Partner braucht, sondern weil er einen Partner möchte. Vielleicht gehören ja eines Tages auch Sie zu dieser seltenen Gattung …

Mythos und Realität

Es ist zwar langweilig, einzelne Kapitel immer mit dem gleichen Satz zu beginnen, aber wenn uns die vorhergehenden Abschnitte eines gezeigt haben, dann das: Den Single gibt es nicht.
 
 
Ein weiterer Aspekt, der es uns erschwert, uns ein eindeutiges Bild von einem Single zu machen, ist die große Diskrepanz zwischen Mythos und Realität. Noch immer geistert das Bild des »Swinging Single« in den Köpfen umher, vor allem in den Köpfen von Menschen, die in einer festen Partnerschaft leben. Der Swinging Single, egal ob männlich oder weiblich, lässt sich durchs Leben treiben und tut, was ihm gefällt und mit wem es ihm gefällt. In den Fantasien der anderen ist dieses Leben spannend, denn schließlich geht die Single-Frau jedes Mal mit einer aufregenden Chance aus dem Haus: Sie kann jederzeit den Mann fürs Leben finden – und wenn er es nicht ist, so hatte sie wenigstens tollen Sex! Oft genügt es schon, nur zu erwähnen, dass man momentan Single ist und schon laufen die abenteuerlichsten Filme im Kopf der Mitmenschen ab. TV-Serien wie Sex and the City haben dazu noch das das ihrige beigetragen. Auch wenn Sex and the City hauptsächlich von Frauen gesehen wurde, so blieb es doch den Herren der Schöpfung nicht verborgen, dass es eine solche Serie gibt, und schon haben viele ein ganz bestimmtes Frauenbild vor Augen. Mir selbst ist es schon mehrfach passiert, dass ein Mann zu einer ganz einfachen Rechnung kam, wenn er mich kennenlernte: Single + Journalistin = Carrie. Dabei hätte ein Blick auf meine Schuhe (an diesem Abend schwarze
Chucks) genügt, um festzustellen, dass ich mit der Carrie aus dem Fernsehen nur relativ wenig gemein habe!
 
 
Das Frauenmagazin Joy schlug im Juli 2006 ebenfalls in diese Kerbe: »Unglaublich, was da abgeht: Single-Sex – fünf Fälle, eine Erkenntnis: ›Ein Typ allein reicht nicht!‹«, prangte auf dem Titelblatt. Aber mal ehrlich: Ich weiß zwar nicht, wie es bei Ihnen aussieht, aber ich für meinen Teil bin nach einem anstrengenden Arbeitstag viel zu erschöpft, um Verabredungen mit drei verschiedenen Typen zu organisieren oder um mich stundenlang vor den Spiegel zu stellen, in unbequeme Highheels zu werfen und dann durch die angesagten Locations der Stadt zu ziehen – immer auf der Suche nach Mr. Right. Die Realität sieht vielmehr so aus, dass ich mich vor den Fernseher setze und Emergency Room anschaue. Kurz gesagt: Mein Single-Abend unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem vieler Paare – nur dass ich eben allein auf meiner Couch sitze.
 
 
Und ich glaube, dass ich da keineswegs die Einzige bin – nur dass viele Frauen das niemals zugeben würden. Stattdessen messen sie sich an unsinnigen Fernsehserien und sind doppelt deprimiert: Zum einen, weil sie sich ohne Partner sowieso schon nur wie ein halber Mensch fühlen und zum anderen, weil sie es nicht einmal schaffen, dem Bild von einer Single-Frau zu entsprechen, das ihnen die Medien vorgaukeln. Doch damit sind wir schon beim nächsten Kapitel: Der weltweiten Verschwörung gegen die Singles.

Jeder Topf hat seinen Deckel
Die weltweite Verschwörung gegen Singles
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Das Leben als Single ist nicht immer leicht. Oft ist es sogar richtig schwer. Und manchmal scheint es, als habe sich die ganze Welt gegen Alleinstehende verschworen. Sie glauben, das ist übertrieben? Dann haben Sie wohl noch nie einen teuren Einzelzimmerzuschlag im Hotel zahlen müssen oder waren an einem Pärchenabend noch nie das fünfte Rad am Wagen. Oder etwa doch? Von neugierigen Fragen und gut gemeinten Ratschlägen von Eltern, Verwandten, Freunden und so weiter einmal ganz zu schweigen … Wie weit diese weltweite Verschwörung gegen die Singles schon fortgeschritten ist, zeigt dieses Kapitel.

Ach, Singles – gibt’s so was auch?

Zuerst einmal müssen sich Singles damit abfinden, dass die Welt sich an Paaren orientiert. Die Lebensform »Single« findet in der Alltagswelt einfach nicht so viel Beachtung wie die Lebensform »Paar« – vielleicht auch deswegen, weil die Singles eine so diffuse Gruppe sind (siehe Seite 9f.). Es gibt eigentlich nur einen Bereich, in dem Singles große Aufmerksamkeit zuteil wird: die Partnervermittlung. Wenn es darum geht, einen passenden Deckel zu finden, sind Singles als zahlungskräftige Kunden auf einmal gerne gesehen. Aber ansonsten? Da führt der Single leider ein ziemliches Schattendasein.

Ein kleiner Einkaufsbummel

Unternehmen Sie nur einmal einen Streifzug durch die Geschäfte Ihrer Stadt. Im Buchladen werden Sie eine Fülle von Beziehungsratgebern finden, doch nur wenige Ratgeber, die sich an Singles wenden. Und wenn doch, dann geht es darum, schnellstmöglich den Partner fürs Leben zu finden. Bücher wie dieses, die doch tatsächlich behaupten, dass ein Mensch auch ohne Partner wertvoll ist, sind (noch) Mangelware. Bei den Kochbüchern geht es weiter: Zwar kann sich niemand darüber beklagen, dass es zu wenige davon gibt, doch wie viele Kochbücher gibt es, in denen Gerichte für eine Person vorgestellt werden? Normalerweise sind die Zutaten für vier Personen berechnet – wer für sich allein kochen möchte, muss erst einmal den Taschenrechner zücken und alles schön säuberlich durch vier teilen. Vielleicht ernähren sich deshalb so viele Singles von Fertiggerichten?
 
 
Doch auch diese Fertiggerichte müssen Singles erst einmal kaufen, und die weltweite Verschwörung hat auch vor dem Supermarkt nicht haltgemacht. Ich wohne mitten in der Stadt, in einer Gegend also, in der erfahrungsgemäß besonders viele Einpersonenhaushalte liegen. Meinen Sie, der Supermarkt meines Vertrauens hätte sich darauf eingestellt? Nein, alles gibt es nur in Großpackungen für den traditionellen Vier-Personen-Haushalt. Nun habe ich aber oft keine Lust, vier Tage hintereinander Gnocchi zu essen oder eine ganze Wassermelone auf einmal hinunterzuschlingen. Also lasse ich von bestimmten Lebensmitteln eben gleich die Finger – und esse sie dann lieber im Restaurant, wo ich sie in der passenden Portion serviert bekomme.

Auf dem Präsentierteller

Eine Sache, die ich äußerst ungern allein tue, ist ohne Begleitung ins Restaurant zu gehen. Lieber esse ich schnell etwas in einer Kaufhaus-Cafeteria oder an einem Imbissstand, anstatt mich ganz allein in ein »richtiges« Restaurant zu setzen. Mal abgesehen davon, dass es immer noch Ober gibt, die eine einzelne Person – vor allem, wenn das Restaurant auch noch gut besucht ist – mit dem Katzentisch abspeisen, komme ich mir immer vor wie auf dem Präsentierteller – Gericht des Tages: »Single«. Ich bilde mir ein, dass mich alle anstarren und sich fragen, warum diese arme Frau hier ganz allein sitzt. Das ist natürlich kompletter Unsinn, denn erstens sind alle anderen Gäste viel zu sehr mit ihrem Essen und ihrer Begleitung beschäftigt, und zweitens geht es auch niemanden etwas an, warum ich allein im Restaurant sitze. Ist es denn so verwerflich, sich selbst mit einem guten Essen zu verwöhnen? Eigentlich sollte ich ins Nobelrestaurant meiner Wahl spazieren und hoch erhobenen Hauptes sagen: »Einen Tisch für eine Person, aber bitte mit Aussicht!«
Klein, aber teuer
Wenn es dann doch einmal kleinere Packungen gibt, so sind diese verhältnismäßig teuer. Eine 500 g-Packung Toast kostet in meinem Supermarkt zum Beispiel 99 Cent, die 250 g-Packung jedoch keineswegs die Hälfte – wie man vermuten könnte -, sondern 89 Cent. Hier bleibt mir also die Wahl: Entweder ich werfe die Hälfte weg, oder ich zahle drauf.

Urlaub in der Einzelzelle

Rückt der Sommer langsam näher, so wird uns ebenfalls wieder einmal bewusst, dass die Welt nur auf Paare ausgerichtet ist. Worauf ich hinaus will: Sind Sie schon einmal allein verreist? Geschäftlich ist das nicht weiter problematisch, denn dann sind Sie ja im Auftrag der Firma unterwegs und da hat der Partner sowieso nichts zu suchen. Aber privat? Wer durch Reiseprospekte blättert, merkt schnell: Die Übernachtungspreise sind pro Person im Doppelzimmer angegeben. Für ein Einzelzimmer wird aber nicht etwa einfach der halbe Preis fällig, sondern irgendetwas zwischen der Hälfte und dem vollen Preis. Schließlich erhält der Alleinreisende in der Regel ein Doppelzimmer zur Alleinbenutzung, und das Hotel möchte dafür natürlich möglichst den vollen Betrag bekommen. Und gibt es dann doch einmal »richtige« Einzelzimmer, so ähneln diese oft eher einer Schuhschachtel oder einer Einzelzelle. Als Paar lebt es sich im Urlaub also definitiv schöner und vor allem auch deutlich billiger. Viele Reisepakete, die aus Flug und Mietwagen bestehen, und beispielsweise für die USA angeboten werden, gelten ebenfalls für zwei Personen. Wer hier nicht eine Freundin oder auch einen guten Freund als Begleitung hat, zahlt leider drauf.
Manifest der Singles – Punkt 1
Singles sind ganz normale Menschen, die genau wie andere auch einkaufen, essen gehen oder in den Urlaub fahren wollen. Deshalb sollten Sie auch genauso viel Aufmerksamkeit bekommen wie alle anderen.

Zumutbare Jobs und Ehegattensplitting: Die Politik

Auch die Damen und Herren Politiker scheinen sich gegen Singles verschworen zu haben. Wie heimtückisch sie dabei vorgehen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Ihr Kinderlein kommet …

Als dieses Buch entstand, bekamen wir es von allen Seiten immer wieder zu hören: Die Deutschen bekommen zu wenig Kinder, in einigen Jahren leben wir in einem gigantischen Altersheim und nagen noch dazu am Hungertuch, denn wer soll dann noch die Renten bezahlen? Schuld daran sind wieder einmal die Frauen, vor allem die so genannten Karrierefrauen, denen Selbstverwirklichung und ein hohes Einkommen wichtiger sind als das Mutterglück. Und natürlich die egoistischen Singles mit ihrer Bindungsunwilligkeit oder -unfähigkeit, die die Welt als einen großen Abenteuerspielplatz sehen und keine Verantwortung übernehmen wollen.
 
 
Es ist klar, dass einer Gesellschaft, in der manche Parteien die Frauen am liebsten wieder zurück an den Herd schicken würden, Single-Frauen suspekt sind – verweigern sie sich doch ihrer natürlichen Rolle als Ehefrau und Mutter. Davon, dass es aber auch genügend Männer gibt, die ebenfalls keine Kinder produzieren, spricht dagegen niemand. Aber die haben ja auch noch Zeit! Ein Mann, der mit 35 noch nicht die Frau fürs Leben gefunden hat, lässt sich eben noch ein wenig Zeit mit der Familiengründung. Soll er sich doch erst einmal austoben, Karriere machen und seinen Platz in der Welt erobern. Kinder kann er immerhin noch 40 Jahre lang zeugen, wenn man die durchschnittliche Lebenserwartung eines deutschen Mannes von 75 Jahren zugrunde legt. Bei einer Frau sieht das ganz anders aus. Hat sie erst einmal das 35. Lebensjahr erreicht und ist sie immer noch kinderlos, dann sind schon bald Hopfen und Malz verloren.