»Auf mein Zeichen stürzt ihr euch mit der Macht des DonnerClans auf diese Streuner!« Tüpfeljunges bohrte die Krallen in den Baumstumpf. Ihre treuen Krieger schauten mit weit aufgerissenen Augen und gesträubtem Fell zu ihr auf. Bereit, jederzeit loszuschlagen. Hinter ihnen kauerten die Streuner, deren Schwanzspitzen angriffslustig zuckten.

»Es lebe der DonnerClan!«, jaulte Tüpfeljunges.

Ein dunkler schildpattfarbener Kater wirbelte herum und stürzte sich auf den nächstbesten Streuner.

»Nein, Rotjunges! Ich muss doch erst das Zeichen geben!« Tüpfeljunges sprang vom Baumstumpf und lief zu ihrem Wurfgefährten, der die Zähne gerade im Nackenfell einer hellgrau getigerten Kätzin versenken wollte. »Lass Buntjunges in Ruhe!«

Die Hellgraue schüttelte Rotjunges ab, und kaum war er mit einem überraschten »Uff« am Boden gelandet, stand er schon wieder auf den Pfoten und funkelte Tüpfeljunges böse an. »Das klang aber nach einem Zeichen!«

»Du hast überhaupt nicht gesagt, was du uns für ein Zeichen gibst«, miaute eine weiße Kätzin mit himmelblauen Augen.

Tüpfeljunges peitschte mit dem Schwanz. »Du hast unser schönes Spiel kaputt gemacht, Rotjunges. Jetzt kannst du nicht mehr mein Zweiter Anführer sein.«

»Darf ich deine Zweite Anführerin sein?«, fragte eine kleine silbergraue Kätzin, die im Schatten des Baumstumpfes saß.

»Nein, Glanzjunges. Du bist doch schon meine Heilerin«, maunzte Tüpfeljunges.

»Aber ich will auch kämpfen!«, protestierte Glanzjunges.

Ein Kater mit dichtem weißen Fell, der neben Buntjunges gesessen hatte, erhob sich. »Ich kann ja der Heiler sein.«

»Das hast du nicht zu entscheiden, Weißpfote«, miaute Tüpfeljunges. »Ich bin die Anführerin, ich entscheide, wer was macht.«

Weißpfote sah sie finster an. »Ich will aber kein Streuner sein. Ich bin eine DonnerClan-Katze! Immer musst du die Bestimmerin sein, Tüpfeljunges!« Er stellte sich neben Frostjunges. »Ich bin jetzt auch ein Krieger.«

»Aber dann haben wir bloß noch einen Streuner!«, jammerte Tüpfeljunges. »Das ist doch kein richtiger Kampf!«

»Ich will auch kein Streuner sein«, maulte Buntjunges.

Rotjunges zog mit seiner winzigen Kralle eine Linie in den Staub. »Wir spielen nicht mehr mit dir, Tüpfeljunges. Du kommandierst uns immer bloß herum!«

Traurig sah Tüpfeljunges ihren Baugefährten nach, die sich auf der Lichtung einen sonnigen Sandstreifen suchten, um Moosball zu spielen.

»Alles in Ordnung?«

Als Tüpfeljunges sich umdrehte, schaute sie in das weiß-getigerte Gesicht ihrer Mutter Frischbrise. »Rotjunges findet, ich kommandiere alle rum.«

Frischbrise leckte Tüpfeljunges am Hals. Tüpfeljunges kuschelte sich schnurrend an ihre Mutter.

»Dann lass doch mal jemand anderen die Führung übernehmen«, schlug Frischbrise vor.

»Aber ich war doch die Anführerin!«, miaute Tüpfeljunges. »Das heißt doch, dass ich mich um alle kümmern muss, oder etwa nicht?!«

»Heilerkatzen kümmern sich auch und tragen Verantwortung«, schnurrte Frischbrise. »Und kein Anführer kommt ohne Zweiten Anführer aus. Abendstern verlässt sich voll und ganz darauf, dass Bernsteinfleck die Patrouillen organisiert.«

»Wenn ich Anführerin vom DonnerClan bin, organisiere ich die Patrouillen selbst«, verkündete Tüpfeljunges. Sie rollte sich vorm Bauch ihrer Mutter zusammen und bettete den Kopf auf deren Hinterpfote. »Ich werde Weißpfote zu meinem Zweiten Anführer machen. Er ist nett und klug. Und er sagt Tigerpfote immer, dass er aufhören soll, wenn der mal wieder mit seinen Kampfkünsten angibt, die er von Stachelkralle gelernt hat.«

Die Hinterpfote ihrer Mutter zuckte. »Stachelkralle übertreibt es mit dem Kampftraining. Tigerpfote ist erst seit zwei Monden Schüler. Ich werde Leopardenfuß bitten, mit ihm zu reden. Schließlich ist sie Tigerpfotes Mutter, da wird sie nicht wollen, dass er sich verletzt, bevor er überhaupt zu den Prüfungen antreten konnte.«

»Leopardenfuß hat schon gesagt, dass es ihr nichts ausmacht. Als Kiefernsterns Sohn muss er der beste Krieger des Clans werden.« Manchmal fragte sich Tüpfeljunges, wie es Tigerpfote wohl damit ging, dass Kiefernstern den DonnerClan verlassen hatte, um als Hauskätzchen zu leben. Nun war Abendstern ihr Anführer. Und er duldete es nicht, dass irgendeine Katze Tigerpfote damit aufzog. Aber wenn Abendstern außer Hörweite war, wurde ja doch geredet und Tüpfeljunges hatte hin und wieder beobachtet, wie der dunkelbraun getigerte Schüler seine Clan-Gefährten böse anfunkelte, so als gebe er ihnen die Schuld daran, dass sein Vater ihn verlassen hatte.